Titel: Cupolofen mit beweglichem Herde, von Hrn. Bocard zu Chatillon-sur-Seine.
Fundstelle: Band 150, Jahrgang 1858, Nr. L., S. 186
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L. Cupolofen mit beweglichem Herde, von Hrn. Bocard zu Chatillon-sur-Seine. Aus Armengaud's Génie industriel, Juli 1858, S. 9. Mit einer Abbildung aus Tab. IV. Bocard's Cupolofen mit beweglichem Herde. Bei den gewöhnlichen Cupolöfen zum Umschmelzen des Roheisens hängen Herd und Schacht fest zusammen und bilden ein Ganzes. Diese Einrichtung hat aber den Nachtheil, daß, wenn durch eine Betriebsstörung das Eisen in dem Herde erstarrt, man die Ofenbrust aufbrechen muß, wodurch die Herdwände so beschädigt werden, daß sie erneuert werden müssen. Diesen Nachtheil hat Hr. Bocard dadurch beseitigt, daß er den Herd beweglich macht, wie man aus Fig. 12, einem senkrechten Durchschnitt seines Ofens, ersieht. Der Herd besteht aus einem gußeisernen Kasten A, der auf einem Wagen a steht, welcher auf Schienen mittelst Rollen verschiebbar und im Innern mit feuerfesten Ziegelsteinen bekleidet ist. Diese Kasten haben verschiedene Dimensionen, und ihr Boden kann mehr oder weniger hoch über der Ebene der Schienen angebracht seyn, je nach der Menge des Roheisens, welches sie aufnehmen sollen. Bei einer solchen Einrichtung kann die Reinigung des Herdes in allen Fällen ohne Schwierigkeit bewirkt werden. Beim Betriebe fließen die Schlacken durch eine obere Oeffnung ab, wie dieß bei Hohöfen mit geschlossener Brust der Fall ist. Hat man ein Schmelzen beendigt, so zieht man den Kasten aus dem Ofen heraus und reinigt ihn sehr leicht vollständig. Bei einer Betriebsstörung kann man mit Hülfe von Brechstangen, welche durch Oeffnungen in den Schachtwänden gesteckt werden und einen Rost bilden, die Schmelzsäule in dem Schacht zurückhalten, den Herd herausziehen und das Roheisen direct herausnehmen. Schiebt man dafür sofort einen andern, gehörig abgewärmten Herd ein, so erleidet der Betrieb gar keine Unterbrechung. Dieser Cupolofen hat die Eigenthümlichkeit, daß die Einführung des Gebläsewindes nicht durch eine oder mehrere Formen, sondern am ganzen Umfange des Herdes erfolgt. Der Herd ist zunächst von einem Kasten C umgeben und dieser von einem zweiten Kasten B. Zwischen die Wände dieser beiden Kasten wird der Gläsewind von unten her geführt und gelangt auf dem ganzen Umfange in den Ofen, sey es horizontal oder mit einer bestimmten Neigung. Die den Herd umgebende warme Luftschicht verhindert die Abkühlung durch Contact fast gänzlich. An den Seiten angebrachte Oeffnungen gestatten das Innere des Herdes während des Betriebes zu untersuchen. Die Vortheile dieser Einrichtung, welche die Erfahrung schon hinreichend erwiesen hat, sind folgende: Da man nicht nöthig hat die Formen höher zu legen, so bleibt der Schmelzpunkt während der ganzen Dauer des Processes in einer constanten Höhe und nimmt fast den ganzen Querschnitt des Cupolofens ein. In Folge dieser gleichförmigen Vertheilung des Windes erleidet das Roheisen eine bei weitem geringere Veränderung. Die Dauer des Schmelzens ist auch geringer; in einem Cupolofen von 40 Quadratcentimeter mittlerm Querschnitt schmilzt man leicht 1500 bis 2000 Kilogr. Roheisen in der Stunde. Die Schnelligkeit und Gleichförmigkeit beim Schmelzen gestatten für dieselbe Dimension des Schachtes einen viel geräumigern Herd anzuwenden, welcher auch viel weiter ist. Da überdieß die Schlacke die hinreichende Höhe niemals überschreitet, so wird die effective Räumlichkeit des Herdes noch erhöhet. Diese Ursachen zusammen veranlassen eine bedeutende Ersparung an Brennmaterial, dessen Gewicht bei allen gemachten Versuchen 12 Proc. von dem Gewicht des umzuschmelzenden Roheisens niemals überschritt, das Anblasen mit eingerechnet. Was nun den Abstich betrifft, so kann man die Vermittelung der großen Gießpfannen, in welche man das Roheisen aus dem Cupolofen abläßt und dasselbe zur Form schafft, vermeiden, indem man, ohne daß dadurch ein wesentlicher Brennmaterialverlust entsteht, den Herd selbst bis zu den Formen schafft.

Tafeln

Tafel Tab. IV
Tab. IV