Titel: Ueber die Eigenschaften der Holzfaser und deren Umwandlung in Traubenzucker mittelst Säuren; von Hrn. J. Pelouze.
Fundstelle: Band 151, Jahrgang 1859, Nr. XCIV., S. 394
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XCIV. Ueber die Eigenschaften der Holzfaser und deren Umwandlung in Traubenzucker mittelst Säuren; von Hrn. J. Pelouze. Aus den Comptes rendus, Februar 1859, Nr. 7. Ueber die Eigens. der Holzfaser u. deren Umwandl. in Traubenzucker mittelst Säuren. Prof. Pelouze hat der französischen Akademie der Wissenschaften die Hauptresultate einer von ihm unternommenen und noch nicht beendigten Arbeit über die Cellulose (Holzfaser) mitgetheilt. Er sagt: „1) Die Substanz, welche ich erhielt, indem ich ein Gemenge von Cellulose und Aetzkali gegen 160° C. erhitzte, das Product auslaugte und in dessen Lösung eine Säure goß, besitzt die Zusammensetzung und die allgemeinen Eigenschaften der Cellulose, aber dieselbe ist sowohl in der Wärme als in der Kälte in den Alkalien auflöslich, folglich eine Modification der Cellulose. 2) Die sehr concentrirte Salzsäure ist ein vortreffliches Auflösungsmittel der Cellulose; sie löst dieselbe mit der größten Leichtigkeit und in sehr kurzer Zeit auf. Das Wasser bildet in dieser Flüssigkeit einen rein weißen Niederschlag, welcher identisch mit demjenigen ist, den die Säuren in einer Auflösung von Cellulose in Kupferoxyd-Ammoniak hervorbringen. Wenn man aber – anstatt die saure Flüssigkeit sofort nach dem Auflösen der Cellulose mit Wasser zu versetzen – einen oder zwei Tage wartet, so sieht man keinen Niederschlag mehr entstehen. Der Holzstoff ist vollständig verschwunden und dagegen bildet die mit einem Alkali neutralisirte Flüssigkeit in der Wärme mit weinsteinsaurem Kupferoxyd-Kali einen reichlichen rothen Niederschlag; sie bräunt sich stark mit den Alkalien, und gibt beim Verbrennen einen deutlichen Caramelgeruch, besitzt also die Eigenschaften des Traubenzuckers. 3) Im Gegensatz mit der bisherigen Annahme habe ich gefunden, daß das mit Salzsäure, Schwefelsäure u. angesäuerte Wasser bei andauerndem Kochen auf die Holzfaser wirkt und dieselbe in Zuckerstoff umwandelt.Braconnot hat bekanntlich entdeckt, daß die Holzfaser, wenn man sie mit concentrirter Schwefelsäure übergießt, sich zu einer schleimigen Flüssigkeit auflöst, und daß, wenn man diese mit Wasser verdünnt und einige Stunden kocht, Traubenzucker gebildet wird. Darauf beschränkte sich unser bisheriges Wissen über das Verhalten der Schwefelsäure zur Holzfaser.A. d. Red. Papier, alte Leinwand, Sägespäne (überhaupt die mehr oder weniger reine Cellulose) verwandeln sich in Wasser, welches einige Procente seines Gewichts Säure enthält, in Traubenzucker. Ich bin überzeugt, daß sich auf diese Reaction ein neuer Industriezweig begründen läßt, und daß die Umwandlung der Holzfaser in Traubenzucker mitttelst verdünnter Säuren, in geschlossenen Gefäßen bei erhöhter Temperatur mit Schnelligkeit zu bewerkstelligen seyn wird.“