Titel: Neues Verfahren zum Anfertigen der Gypsformen zur Fabrication von Tellern, Untertassen etc. aus Porzellanmasse, von Moreau Hubert; Bericht von Hrn. Salvetat.
Fundstelle: Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XI., S. 36
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XI. Neues Verfahren zum Anfertigen der Gypsformen zur Fabrication von Tellern, Untertassen etc. aus Porzellanmasse, von Moreau Hubert; Bericht von Hrn. Salvetat. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Decbr. 1858, S. 768. Mit Abbildungen auf Tab. I. Hubert's Verfahren zum Anfertigen der Gypsformen zur Fabrication von Tellern, Untertassen etc. aus Porzellanmasse. Zur Anfertigung eines Tellers ist bekanntlich ein Modell erforderlich, welches der inneren Oberfläche desselben entspricht. Ueber diesem Modell, welches mit Leinölfirniß bestrichen ist, wird eine hohle Gypsform, die Matrize, gegossen; diese wird ebenfalls durch Bestreichen mit Leinöl gehärtet, worauf man in derselben die Formen gießt, über denen, während sie auf der Drehscheibe liegen, durch Auflegen von Schwarten der plastischen Thonmasse, Andrücken mit einem Schwamm und Bearbeiten der äußeren Fläche mit einer Schablone die Teller gebildet werden. Dieses in den Porzellanfabriken allgemein angewendete Verfahren ist mit gewissen Uebelständen behaftet. Der Gyps dehnt sich nämlich beim Festwerden aus, daher die Formen, indem man sie dadurch bildet, daß man über einer vorhandenen Form eine Matrize und in dieser wieder neue Formen gießt, immer größer ausfallen, in der Art daß erfahrungsgemäß bei 20maliger Wiederholung dieses Abformens die zuletzt erhaltenen Formen 27 Centim. Durchmesser haben, während der Durchmesser des ursprünglichen Modells nur 25 Centim. betrug. Außerdem können die Formen in Folge ungleichmäßiger Ausdehnung des Gypses beim Erhärten auch leicht schief werden, wo sie dann ganz fehlerhafte Teller liefern. Endlich veranlaßt das bisherige Verfahren, wobei der Handgriff der Formen durch Ausdrehen gebildet wird, einen bedeutenden Abfall von Gyps, welcher verloren geht. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, wendet Moreau Hubert jun., Modelleur in der Porzellanfabrik von Pellyvuit, Dupuis u. Comp. in Mehun-sur-Yèvre, zur Anfertigung der Gypsformen für Teller, Schüsseln, Untertassen etc. ein von dem gewöhnlichen abweichendes, ganz zweckmäßiges und vortheilhaftes Verfahren an, welches er sich in Frankreich patentiren ließ. Bei demselben ist nämlich das allmähliche Aufblähen des Gypses, welches die Dimensionen des gegossenen Gegenstandes verändert, nicht möglich, der Durchmesser der Teller kann also bei wiederholtem Abformen nicht zunehmen; die Matrize bleibt viel länger brauchbar; man vermeidet das Schiefwerden der Formen und erhält dieselben durch das Gießen sogleich fertig, so daß man sie nachher nicht mehr abzudrehen oder den Handgriff an ihnen anzubringen braucht. Fig. 26 zeigt das Gypsmodell im Verticaldurchschnitt. Fig. 27 ist die Abbildung der ganzen Vorrichtung, in welcher die Formen gegossen werden, im Durchschnitt, nach der Linie xy von Fig. 28. Letztere Figur ist die Oberansicht dieser Vorrichtung. Fig. 29 zeigt eine fertige Form im Durchschnitt in der Lage, welche sie beim Formen der Teller auf der Drehscheibe erhält. A ist das gefirnißte Gypsmodell, welches der innern Seite des Tellers entspricht. B ist ein aus einem Stück bestehender, mit der Matrize fest verbundener Ring von Zink, welcher beim Gießen der Matrize die seitliche Ausdehnung derselben verhindert und ebenso beim Gießen der Formen der Ausdehnung des Gypses Widerstand leistet. C Matrize, welche über dem Stück A gegossen wurde. D ist ein Ring von Zink, aus drei Stücken bestehend, welche die Höhe und den Durchmesser der Form M bedingen. E ist ein aus einem Stück bestehender Zinkring, welcher als Mantel für die Theile des Ringes D dient. F Deckel von Zink, ebenfalls aus einem einzigen Stück bestehend, welcher nebst den Theilen H und I der oberen Fläche der in der Matrize zu gießenden Form ihre Gestalt gibt und mit zwei Ringen G zum Anfassen versehen ist. H ist der Theil, durch welchen der Handgriff der Form gebildet wird; dieser Theil ist ebenfalls von Zink und besteht aus drei Stücken. I Mantel von Zink, welcher auf den Deckel F gelegt wird und dazu dient, den drei Theilen von H eine feste Lage zu geben; er ist mit Handgriffen I' versehen. J ringförmige Scheibe von Zink, welche auf die obere Fläche der Theile H gelegt wird und mit Handgriffen K versehen ist. L hohler Raum, in welchen durch die Oeffnung der Scheibe J der Gyps gegossen wird. N Oeffnungen in dem Deckel F, durch welche die Luft beim Gießen entweicht. M eine fertige Gypsform. Um die Matrize herzustellen, wird das Modell A wie gewöhnlich eingeölt, der Ring B darauf gelegt, über denselben ein bleierner Ring geschoben (welcher das Abfließen des Gypses verhindert und nachher wieder weggenommen wird) und der Gyps eingegossen. Wenn die so eingegossene Matrize hinreichend hart ist, wird sie nebst dem Ringe B, welcher mit ihr verbunden bleibt, von dem Modell abgehoben und abgedreht. Die so dargestellte Matrize bildet den unteren Theil der vorstehend beschriebenen und durch Fig. 27 und 28 abgebildeten Gießform. Die oberen, aus Zink bestehenden Theile dieser Gießform werden, ebenso wie die Matrize selbst, an der inneren Seite mit Oel bestrichen, worauf man mittelst eines Pinsels dünnen Gypsbrei darauf trägt, welcher nachher die äußere Fläche der Form bildet. Man stellt dann die Theile der Gießform zusammen und füllt dieselbe mit Gypsbrei; die Luft entweicht vollständig durch die Löcher N, wenn man die Gießform nach dem Anfüllen mit Gyps etwas aufklopft. Nachdem die so gegossene Form genügend erhärtet ist, wird sie, nachdem man die oberen Theile der Gießform weggenommen hat, aus der Matrize herausgenommen, und ist dann, nachdem man noch die an den Vereinigungsstellen der Metallstücke entstandenen Nähte beseitigt hat, fertig.

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