Titel: Ueber die chemischen und physikalischen Eigenschaften mehrerer bayerischen hydraulischen Kalke im Vergleich mit Portland-Cement; zugleich ein Beitrag zur Theorie des Erhärtens der hydraulischen Kalke; von Georg Feichtinger.
Fundstelle: Band 152, Jahrgang 1859, Nr. XXVI., S. 108
Download: XML
XXVI. Ueber die chemischen und physikalischen Eigenschaften mehrerer bayerischen hydraulischen Kalke im Vergleich mit Portland-Cement; zugleich ein Beitrag zur Theorie des Erhärtens der hydraulischen Kalke; von Georg Feichtinger. (Schluß von S. 61 des vorhergehenden Heftes.) Feichtinger, über die chemischen und physikalischen Eigenschaften mehrerer bayerischen hydraulischen Kalke. Zweiter Abschnitt.Ueber den Erhärtungsproceß der hydraulischen Mörtel. Joh. Nepomuk v. Fuchs war es, der in seiner im Jahre 1830 von der holländischen Société des Sciences zu Haarlem gekrönten Preisschrift auf das Scharfsinnigste bewies, daß die Erhärtung der hydraulischen Mörtel im Wesentlichen auf einer chemischen Verbindung der Kieselerde und des Kalks, welche sich auf dem nassen Wege allmählich herstellt, beruhe. v. Fuchs war auch der erste, der annahm, daß, indem beim Erhärtungsproceß Wasser chemisch gebunden werde, gleichsam eine zeolithartige Verbindung sich bilde. Dieser Ansicht huldigen auch noch jetzt die meisten Chemiker. Von andern Chemikern wird aber angenommen, daß die Erhärtung nur in Folge der Hydratbildung der bereits vorhandenen Silicate eintrete. Kuhlmann (Annales de Chimie er de Physique, Nov. 1847, S. 364, polytechn. Journal Bd. CVI S. 425) sagt darüber: „daß die kieselerdehaltigen Kalksteine oder der mit Thon gemengte fette Kalk beim Brennen Doppelsilicate oder Doppelaluminate von Kalk und einem Alkali geben können; daß diese künstlichen Verbindungen denen analog sind, welche die Mineralogen Mesotyp, Apophyllit, Stilbit nennen, und daß sich sogar eine dem Analcim analoge künstliche Verbindung erzeugen kann. Er bemerkt hierbei, daß diese verschiedenen Verbindungen Hydrate bilden, und daß, wenn sie in den natürlichen hydraulischen Kalken vorkommen, sie dieses Wasser beim Brennen verlieren müssen, um es alsdann beim Befeuchten wieder aufzunehmen und so ein schnelles Erhärten der Mörtel herbeizuführen. Wenn sich diese Doppelsalze oder analoge Verbindungen während des Brennens der künstlichen Gemenge bilden, so sind die erzeugten Silicate wasserfrei und befinden sich daher in dem Augenblicke, wo man sie mit Wasser in Berührung bringt, in demselben Zustande, wie die natürlichen Producte nach ihrem Brennen. Es findet daher beim Erhärten der hydraulischen Mörtel noch eine Wirkung statt, analog derjenigen, welche das Härten des Gypses veranlaßt, nämlich eine Hydratbildung.“ Kuhlmann glaubt auch, daß sich ohne Gegenwart von Kali oder Natron hydraulische Kalke bilden können; es sey möglich, daß die Verbindung von Kieselerde, Thonerde und Kalk ebenfalls die Eigenschaft besitze, Wasser zu absorbiren, und in den Hydratzustand überzugehen. Ferner lesen wir in dem „Technischen Wörterbuch von Dr. Karmarsch und Dr. Fr. Heeren, daß das Erhärten des Portland-Cements ohne Zweifel in einer chemischen Bindung von Wasser beruhe, so daß in dieser Hinsicht der Cement mehr Analogie mit dem Gyps als mit dem Kalkmörtel darbietet. Vor dem Gypse hat er aber die Vortheile ungleich größerer Härte und der Fähigkeit, den Einwirkungen der Witterung zu widerstehen, voraus. Rivot und Chatoney (polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 352) sind ebenfalls der Ansicht, daß sich unter gewissen Verhältnissen durch das Brennen bloß kieselsaurer Kalk in dem hydraulischen Kalk bildet, und daß dieser kieselsaure Kalk nur durch Wasseraufnahme die Erhärtung bezweckt. Die Ansicht von Kuhlmann etc. wird durch Folgendes widerlegt: Wäre die Ursache der Erhärtung nur eine Hydratbildung der bereits in den hydraulischen Kalken enthaltenen Silicate, so würde ein erhärteter hydraulischer Mörtel, nachdem ihm durch Erhitzen das gebundene Wasser genommen wird, immer wieder hart werden, so oft er nach dem Verjagen des Wassers wieder mit Wasser angemacht wird. Dieses ist beim Gyps der Fall. Es wird aber kein hydraulischer Kalk, der vollkommen den Erhärtungsproceß durchgemacht hat, zum zweitenmale erhärten. Auch wäre dann in einem hydraulischen Mörtel der freie Kalk überflüssig, es müßte dann die Erhärtung auch eintreten, wenn der freie Kalk in kohlensauren Kalk übergeführt ist; dieses ist aber nicht der Fall, denn ich behandelte Portland-Cement mit einer concentrirten wässerigen Lösung von kohlensaurem Kali im Ueberschusse und bemerkte, daß nur die gröberen Stücke Consistenz erlangten, der größte Theil des Portland-Cements blieb jedoch fein pulverig und ohne Zusammenhang. Gegen eine bloße Hydratbildung spricht auch noch, daß mit der fortschreitenden Erhärtung der hydraulischen Mörtel die Menge Kieselsäure, die durch eine wässerige Lösung von kohlensaurem Kali oder kohlensaurem Natron ausziehbar ist, abnimmt, offenbar ein Beweis, daß die Kieselsäure sich nach und nach mit Kalk sättigt und die Erhärtung der hydraulischen Mörtel verursacht. Es nehmen allerdings die in den hydraulischen Mörteln enthaltenen Silicate Wasser auf, aber dieser Uebergang der Silicate in den Hydratzustand ist in seiner Wirkung ganz verschieden von der Wasseraufnahme des gebrannten Gypses; kein hydraulischer Mörtel erlangt durch den Uebergang der Silicate in den Hydratzustand allein die Härte des Gypses, geschweige denn die Härte, die wir von einem hydraulischen Mörtel erwarten. – Was die Ansicht von Fuchs betrifft, so ist es durch meine Versuche auf das Entschiedenste bestätigt, daß die Erhärtung der hydraulischen Mörtel nur in Folge einer chemischen Verbindung der Kieselerde mit Kalk eintritt. – Durch meine Versuche ist ferner auch bestätigt, wie Fuchs angenommen, daß die sich bei der Erhärtung bildenden Kalksilicate Wasser binden. Aber wie das Wasser gebunden wird, darüber kann ich der Ansicht von Fuchs nicht beitreten. v. Fuchs (gekrönte Preisschrift) sagt: Während sich der Kalk mit dem Cemente verbindet, wird auch ein Theil des Wassers in den festen Zustand versetzt und es entsteht gleichsam eine zeolithartige Zusammensetzung, und das Wasser ist mithin als Krystallisationswasser auch ein Ingredienz des hydraulischen Mörtels. Aus meinen Versuchen geht indeß hervor, daß die Wasseraufnahme der hydraulischen Mörtel viel früher beendigt ist als die Erhärtung. Daraus ist zu schließen, daß die Kieselerde und die in den hydraulischen Kalken enthaltenen Silicate, die noch Kalk in ihre Verbindung aufnehmen, zuerst Wasser chemisch binden, und daß sich dann der Kalk erst mit ihnen verbindet. Auch steht es fest, daß die hydraulischen Mörtel, so oft ihnen nach dem Erhärten das Wasser durch Erhitzen genommen wird, die gleiche Summe Wasser binden, die sie beim eigentlichen Erhärtungsproceß aufgenommen hatten; dieß thut aber kein natürlicher Zeolith; ich habe Zeolithe wie Ichthyophthalm, Gehlenit, Blätter-Zeolith nach dem Austreiben ihres chemisch gebundenen Wassers durch Erhitzen monatelang in Wasser gelegt, und habe dabei keine Gewichtszunahme bemerkt, es verhalten sich demnach die bei der Erhärtung sich bildenden Silicate nicht analog den natürlich vorkommenden Zeolithen. Die Resultate, die ich durch meine Versuche erlangt habe, berechtigen mich bei der Erhärtung der hydraulischen Mörtel drei chemische Wirkungen anzunehmen, ohne die ein vollkommenes Erhärten der hydraulischen Mörtel nicht eintreten kann. Diese sind: 1) die Aufnahme des Wassers; 2) die eigentliche Erhärtung, indem sich der Kalk mit der Kieselsäure und mit den vorhandenen Silicaten verbindet; 3) Ueberführung des bei der Erhärtung nicht gebundenen Kalks in kohlensauren Kalk. ad 1. Beim Erhärten der hydraulischen Mörtel wird sowohl von den bereits vorhandenen Silicaten und der nicht gebundenen Kieselerde, als auch vom freien Kalk Wasser gebunden. Wenn man die hydraulischen Kalke mit Wasser anrührt, so wird man beobachten, daß sich einige dabei erwärmen, andere nicht. Dieses Erwärmen rührt von schnellem Uebergange des freien Kalks in Kalkhydrat her. Es findet daher die Wasseraufnahme beim Anmachen mit Wasser in ganz verschiedenem Maaße statt. Meine Versuche über die Wasseraufnahme zeigen, daß bei einigen hydraulischen Mörteln das an die Silicate tretende Wasser früher aufgenommen wird, als das von dem freien Kalk gebundene, währenddem der hydraulische Mörtel D das an den Kalk tretende Wasser früher bindet. Wir können aber auch beobachten, daß auf diesem schnellen Binden von Wasser durch den freien Kalk das schnelle Anziehen beruht. Unter allen meinen Proben zog keiner so schnell an und stund so bald im Wasser, als der hydraulische Kalk D. Für dieses spricht auch das Verhalten des Portland-Cements. Portland-Cement im frischen Zustande zieht langsam an; es ist die Menge des aufgenommenen Wassers am Anfange sehr gering; der freie Kalk bindet in der ersten Zeit gar kein Wasser, weil er von einer glasigen Decke überzogen ist. Dieses ändert sich aber, wenn der Portland-Cement den Erhärtungsproceß im Wasser durchgemacht hat; wird er dann bis zur Verjagung alles Wassers erhitzt und wieder mit Wasser angemacht, so zieht er viel schneller an, d.h. er bildet in kürzerer Zeit eine zusammenhängende Masse, die im Wasser nicht zerfällt, ohne jedoch die Härte zu erreichen, die er beim ersten Anmachen bekam. Durch den Erhärtungsproceß ist beim Portland-Cement die glasige Masse verändert worden, und der freie Kalk seiner Decke beraubt worden. Aus meinen Versuchen ist auch zu ersehen, daß der erhärtete Portland-Cement nach dem Glühen in den ersten vier Stunden eine viel größere Menge Wasser gebunden hat. Dieser schnelle Uebergang des freien Kalks in Kalkhydrat ist indeß von großem Nachtheile. Es wird durch diese schnelle Aufnahme des Wassers und dabei stattfindendes Erwärmen die Masse mehr ausgedehnt; beim Erkalten wird sie sich dann wieder zusammenziehen und nie diesen festen Zusammenhang gewinnen, als wenn die Wasseraufnahme nur langsam stattfindet. Ich habe auch bereits die Ansicht ausgesprochen, daß bei der Erhärtung der hydraulischen Mörtel die Kieselerde die mit Kalk sich verbindet, und die Silicate, in deren Verbindung der Kalk noch als ein Bestandtheil eintritt, zuerst Wasser aufnehmen und daß dann erst eine Verbindung mit Kalk stattfinden kann. Ich schließe es daraus, daß die Aufnahme der ganzen Summe Wasser von den hydraulischen Mörteln viel früher beendigt ist, als die Erhärtung. So ist aus meinen Versuchen ersichtbar, daß das an die Kieselerde und die Silicate gebundene Wasser nach längstens zwei Monaten bei allen hydraulischen Mörteln aufgenommen war, während die Abnahme der in einer wässerigen Lösung von kohlensaurem Kali löslichen Kieselerde erst einige Monate später beendigt ist. Ein weiterer Beweis für meine ausgesprochene Ansicht ist der, daß die natürlichen Cemente, wie Traß, Puzzolane etc. chemisch gebundenes Wasser schon enthalten und diese natürlichen Cemente geben bekanntlich einen sehr guten Wassermörtel. Erhitzt man aber diese natürlichen Cemente für sich bis zur Verjagung des Wassers, so nehmen sie kein Wasser mehr auf und erhärten auch mit Kalk nicht mehr. Traß und Puzzolane sind vulcanischen Ursprungs und es befinden sich die Silicate in denselben in der Mehrzahl im aufgeschlossenen Zustande. Sie haben dieß chemisch gebundene Wasser entweder nach und nach aus der Atmosphäre, Regen etc. aufgenommen, oder, wie Professor Pettenkofer vermuthet, indem salzsaure Dämpfe auf sie eingewirkt haben. Letztere entwickeln sich ja immer aus Vulcanen. v. Fuchs hat auch gefunden, daß natürliche Silicate, wie Desmin, Analcim etc. oder natürliche Kieselerde, Opal, die schon Wasser in ihrer chemischen Mischung enthalten, sehr schnell erhärten und einen guten hydraulischen Mörtel geben. Ferner spricht für meine Ansicht, daß z.B. natürliche Silicate, die auch nach dem Glühen mit Kalk einen schlechten hydraulischen Mörtel geben, sehr schnell erhärten und dabei eine bedeutende Härte erlangen, wenn man sie nach dem Glühen, gemäß der Ansicht Pettenkofer's über die mögliche Bildung von Traß und Puzzolane, mit Salzsäure behandelt und wieder auswäscht. So erlangte ich vortreffliche Cemente aus Feldspath, Wollastonit, Granit, Bimsstein, Speckstein, Quarz etc. Diese Silicate, wenn sie mit Salzsäure behandelt werden, nehmen dadurch Wasser auf. Glüht man sie dann nach der Behandlung mit Salzsäure, so daß all ihr chemisch gebundenes Wasser verflüchtigt wird, so erhärten sie wenig oder gar nicht mehr mit Kalk. Wir haben in den hydraulischen Mörteln amorphe Kieselerde und amorphe kieselsaure Verbindungen, die durch das Glühen mit Kalk im ausgeschlossenen Zustande sich befinden. Dadurch, daß die Kieselerde und die bereits vorhandenen Silicate Wasser aufnehmen, erhalten die Theilchen eine gewisse Geschmeidigkeit, und der Kalk, der im Wasser gelöst ist, kann sich damit leicht verbinden. Die Verbindungen, die sich beim Erhärten bilden, sind ebenfalls gestaltlos. Die Thätigkeit des Wassers ist demnach: 1) eine Ueberführung des freien Kalks, der freien Kieselsäure und der bereits vorhandenen Silicate in den Hydratzustand; 2) den Kalt zu lösen, damit er in Verbindung mit Kieselerde oder den Silicaten treten kann. ad 2. Der eigentliche Erhärtungsproceß tritt ein in Folge der chemischen Verbindung von Aetzkalk mit hydratisirter Kieselerde oder mit den bereits vorhandenen hydratisirten Silicaten. Daß der Kalk in eine chemische Verbindung mit Kieselsäure tritt und dadurch die Erhärtung der hydraulischen Mörtel bewirkt, geht, wie ich schon bemerkt habe, daraus hervor, daß ein hydraulischer Kalk nur einmal erhärtet und daß die Menge Kieselsäure, die durch eine wässerige Lösung von kohlensaurem Kali oder kohlensaurem Natron ausziehbar ist, mit der fortschreitenden Erhärtung abnimmt. Am Entscheidendsten aber spricht sowohl für die Erhärtung in Folge einer chemischen Verbindung des Kalks mit Kieselsäure oder kieselsauren Salzen als auch für meine aufgestellte Theorie, daß die Silicate und Kieselsäure in den hydraulischen Mörteln zuerst Wasser aufnehmen und sich dann erst mit Kalk verbinden können, folgende Reihe von Versuchen: Mischt man frischen Portland-Cement mit einer höchst concentrirten wässerigen Lösung von kohlensaurem Kali (oleum tartari), zu einem dicken Brei und läßt diese Mischung 8–14 Tage unter öfterm Umrühren stehen, so tritt keine Erhärtung ein. Man bemerkt, daß nach dieser Zeit die Masse des Portland-Cements eine Veränderung erlitten hat; derselbe theilt sich zunächst in zwei Bestandtheile: in ein sehr feines und in ein gröberes Pulver. Diese lassen sich durch Schlämmen trennen. Dabei erhält man vom feinen Pulver ungefähr 40 Gewichtstheile und vom gröberen ungefähr 60 Gewichtstheile. Dem Volumen nach ist das feinere mehr, indem dasselbe sehr locker ist, während das gröbere aus dichteren Theilen besteht. Beide Bestandtheile unterscheiden sich aber in bedeutendem Grade von einander, sowohl in Betreff der chemischen wie der physikalischen Eigenschaften. Der feinere Theil ist von gelber Farbe, während der gröbere schwerere Theil von grauem Ansehen ist. Die chemische Zusammensetzung beider ist folgende: Gröberer Theil. Feiner Theil. Wasser an Silicate gebunden 3,90 2,61       „      „   Kalk         „ 2,08 4,32 Kalk 45,60   57,38   Magnesia Spuren 0,92 Kohlensäure 4,16 17,07   Eisenoxyd 9,30 1,78 Thonerde 3,46 4,07 Kieselsäure 31,41   12,10   Daraus ist zu ersehen, daß der feinere Theil aus viel kohlensaurem Kalk und wenig Kieselerde besteht, während der gröbere Theil beinahe nur Kieselerde-Verbindungen enthält. Es war daher auch vorauszusehen, daß sie sich bei den Versuchen über die Erhärtung sehr verschieden verhalten würden. Ich führe die angestellten Versuche auf, und stelle die Resultate, die ich mit beiden, mittelst einer concentrirten wässerigen Lösung von kohlensaurem Kali getrennten Bestandtheilen des Portland-Cements erhielt, vergleichsweise nebeneinander. Gröberer Bestandtheil. Feinerer Bestandtheil. a) Mit Wasser zu Mörtel angemacht     Erlangte keinen Zusammenhang.     Erlangte keinen Zusammenhang b) Mit 1/3 Theil Kalkhydrat gemischt     und mit Wasser zu Mörtel gerührt.     Stund bald im Wasser und wurdeso hart wie frischer Portland-Cement.     Brauchte längere Zeit, bis er seinenZusammenhang im Wasser behielt,und wurde mit der Zeit hart, wie einschlechter hydraulischer Mörtel. c) Erhitzt bis zur Verjagung des bei der    Behandlung mit d. wässerigen Lösung        von kohlensaur. Kali gebundenen    Wassers, und hierauf mit Wasser zu    Mörtel angemacht.     Erlangte nach kurzer Zeit einensolchen Zusammenhang, daß er imWasser nicht zerfiel, wurde aber mit    der Zeit nicht viel härter wiegewöhnlicher Luftmörtel.     Erlangte nach längerer Zeit einensolchen Zusammenhang, daß er imWasser nicht zerfiel, wurde aber nichthärter wie gewöhnlicher Luftmörtel. d) Erhitzt bis zur Verjagung des bei der    Behandlung mit d. wässerigen Lösung    von kohlensaur. Kali gebunden.    Wassers, hierauf mit 1/3 Theil    Kalkhydrat gemischt und mit Wasser    zu Mörtel angemacht.     Erlangte sehr schnell einenZusammenhang, so daß er in sehrkurzer Zeit in Wasser gelegt, nichtmehr zerfiel, und wurde im Wasserso hart wie frischer Portland-Cement.     Erlangte bald einen Zusammenhang,so daß er in Wasser gelegt, nicht mehrzerfiel, wurde aber nicht härter, wie einhydraulischer Mörtel von geringerer Güte. Aus diesen Versuchen geht hervor, daß nur diejenige Probe wirklich erhärtete, der Kalkhydrat zugesetzt wurde. Ferner ist daraus zu ersehen, daß die Probe b mit Kalkhydrat dennoch erhärtete, obwohl die in derselben enthaltenen Silicate bereits Wasser gebunden hatten. Ich habe allerdings dabei beobachtet, daß die Probe d schneller anzog, d.h. viel früher in Wasser stund, als die Probe b. Dieß hat aber offenbar darin seinen Grund, weil bei dem Versuche d zwei Wirkungen zusammenkommen, erstens nehmen die ihres Wassers beraubten Silicate wieder Wasser auf, wodurch das schnellere Anziehen bedingt ist, und zweitens tritt, in Folge der Verbindung des Kalks mit den Silicaten die eigentliche Erhärtung ein. Bei dem Versuche b hatten aber die Silicate schon Wasser gebunden und es fiel demnach die Wirkung der Wasseraufnahme von Seite der Silicate, wodurch das schnellere Anziehen bedingt wird, weg und es trat nur der eigentliche Erhärtungsproceß ein in Folge der chemischen Verbindung des Kalks mit den Silicaten. Beide Proben, b und d, erlangten aber zuletzt denselben Härtegrad. Ich erhielt auch bei unseren bayerischen Kalken durch Behandlung mit einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Kali und darauf folgendes Schlämmen zwei verschiedene Bestandtheile, aber bei diesen betrug die Gewichtsmenge des feineren Theils immer mehr als die Gewichtsmenge des gröberen. Als weiteren Beweis für die aufgestellte Theorie führe ich noch die Resultate an, die ich durch folgende Versuche erhielt: Wenn man hydraulische Kalke mit einer höchst concentrirten Lösung von kohlensaurem Ammoniak längere Zeit behandelt, so tritt ebenfalls keine Erhärtung ein und es wird ein sehr großer Theil Kalk in kohlensauren Kalk umgewandelt. Wird nun das überflüssige kohlensaure Ammoniak durch Auswaschen entfernt, und die auf obige Art behandelten hydraulischen Kalke im Wasserbade getrocknet und mit Wasser zu Mörtel angemacht, so erhärten sie nicht; setzt man ihnen aber Kalkhydrat zu, so erhärten sie wie frische Mörtel. Dabei haben die in den hydraulischen Kalken enthaltenen Silicate und die Kieselerde bei der Behandlung mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak schon Wasser aufgenommen. Erhitzt man nun die mit kohlensaurem Ammoniak, in Wasser gelöst, längere Zeit behandelten hydraulischen Kalke bis zur Verjagung des gebundenen Wassers, so erhärtet auch nur die Probe, welcher Kalk zugesetzt worden ist, die andere Probe ohne Kalkzusatz erlangt nur eine Consistenz wie Luftmörtel. Dabei beobachtete ich dasselbe Verhältniß wie bei den Versuchen, wo der Portland-Cement durch eine concentrirte wässerige Lösung von kohlensaurem Kali in zwei Bestandtheile getrennt worden ist. Diejenige Probe, die zur Verjagung des Wassers erhitzt und mit Kalk angemacht wurde, zog schneller an, als diejenige Probe, in der die Silicate schon Wasser gebunden hatten. Die Ursache dieses schnelleren Anziehens ist offenbar wieder, weil zwei Wirkungen zusammentreffen: 1) die Wasseraufnahme der Silicate, wodurch der Mörtel nur Zusammenhang, aber noch keine eigentliche Härte gewinnt, und 2) die Verbindung des Kalks mit den wasserhaltigen Silicaten und der wasserhaltigen Kieselerde, wodurch der Mörtel erst seine eigentliche und volle Härte erlangt. Ich werde noch weitere Versuche mit auf angeführte Art behandelten hydraulischen Kalken anstellen, und dabei hauptsächlich auf die chemische Zusammensetzung Rücksicht nehmen, und ich glaube auf diese Weise Resultate zu erzielen, welche nicht minder wichtig für die Wissenschaft als für die Praxis seyn dürften. Vicat gibt an, durch Versuche gefunden zu haben, daß gebrannter Thon aus dem Kalkwasser den Kalk niederschlage, während ungebrannter Thon dieß nicht thut. Dabei nimmt er an, daß nach dem Grade, als die Thone gute Puzzolane geben, sie Kalk aus dem Kalkwasser niederschlagen. v. Fuchs fand das Fällen des Kalks aus dem Kalkwasser nur bei der Kieselerde im schleimartigen Zustande. Meine Versuche, die ich darüber anstellte, ergaben mir Folgendes: Am schnellsten, ja fast augenblicklich, schlägt trockenes und geglühtes Wasserglas den Kalk aus dem Kalkwasser nieder. Langsamer erfolgt dieses bei Anwendung von schleimartiger Kieselerde. Kieselerde, die nur bis zur Austreibung des Wassers erhitzt, aber nicht geglüht wurde, schlägt ebenfalls noch Kalk aus dem Kalkwasser nieder, aber sehr langsam. Geglühte Kieselerde wirkt nicht auf das Kalkwasser. Puzzolane und Traß fällen Kalk; werden beide aber geglüht, so äußern sie keine Wirkung auf Kalkwasser. In den hydraulischen Mörteln ist die Kieselerde durch Glühen mit Kalk im aufgeschlossenen Zustande und kann sich mit Kalk verbinden; daß aber auch, wie Fuchs schon gezeigt hat, die bereits vorhandenen Verbindungen der Kieselerde mit Thonerde, Eisenoxyd, Kali und Natron sich noch mit Kalk auf nassem Wege sättigen können, beweist uns die Ausscheidung der Alkalien beim Erhärten der hydraulischen Mörtel, und ferner gibt Kieselerde und Kalk nie ein so hartes Product als wie Eisenschlacken und thonerdehaltige Silicate. Obwohl es auf das Bestimmteste erwiesen ist, daß es ohne Kieselerde oder Silicate und Aetzkalk keinen hydraulischen Mörtel gibt, so finden wir doch noch die Ansicht verbreitet, die Vicat angenommen hat: „daß die Magnesia die Rolle der Thon- und Kieselerde übernehmen könne.“ Diese Vertretung der Thon- und Kieselerde durch Magnesia ist aber unmöglich; die Magnesia kann nur so viel bewirken, daß sie allenfalls statt Kalk sich mit Kieselerde verbinden könne. Uebrigens ist durch Fuchs und Pettenkofer erwiesen, daß die Gegenwart von viel Magnesia die Güte eines hydraulischen Mörtels beeinträchtige. ad 3. Daß die Kohlensäure nicht ohne Einfluß auf die Erhärtung der hydraulischen Mörtel ist, hat schon v. Fuchs ausgesprochen. Durch die Gegenwart von Kohlensäure geht gleich Anfangs ein Theil des freien Kalkes in kohlensauren Kalk über, und die hydraulischen Mörtel erlangen dadurch viel früher ihre vollkommene Härte. In neuerer Zeit hat Kuhlmann (polytechnisches Journal, 1847, Bd. CVI S. 425) sich wieder dahin ausgesprochen, daß Alaun, Eisenvitriol und schwefelsaures Mangan sowohl auf trockenem als nassem Wege hydraulische Mörtel erzeugen. Es ist aber erwiesen, daß sich durch Zusatz von Alaun, Eisenvitriol und schwefelsaurem Mangan Gyps in einem hydraulischen Mörtel bildet; für den Anfang kann ein solcher Zusatz wohl das schnellere Anziehen eines hydraulischen Mörtels hervorrufen, aber der gebildete Gyps wird sich mit der Zeit lösen, und so der Zusammenhang der hydraulischen Mörtel geschwächt werden. Ich habe auch, als ich die hydraulischen Mörtel statt mit Wasser mit wässeriger Lösung von schwefelsauren Salzen anmachte, keine für die Ansicht Kuhlmann's günstigen Resultate erlangt. Ich muß mich der Ansicht von Fuchs ganz anschließen, der schon behauptet hat, daß ein Zusatz von schwefelsauren Salzen zu den hydraulischen Mörteln schädlich sey. Will man überhaupt schlechte hydraulische Kalke durch Zusätze verbessern, so soll man solche Körper anwenden, die mit Kalk eine wenig oder gar nicht lösliche Verbindung eingehen; das sind vorzugsweise kieselsaure Alkalien (Wasserglas). Ich habe auch wirklich bei einem bayerischen hydraulischen Kalk durch Zusatz von 1/16 Theil trockenen Natron-Wasserglases den Härtegrad bedeutend erhöht, so daß derselbe dem Portland-Cement an Härte wenig nachsteht.