Titel: Ueber die Anwendung des mit den Flechtensäuren dargestellten violetten Farbstoffs oder des französischen Purpurs zum Färben und Drucken; von Professor J. Persoz.
Fundstelle: Band 152, Jahrgang 1859, Nr. LXXIV., S. 301
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LXXIV. Ueber die Anwendung des mit den Flechtensäuren dargestellten violetten Farbstoffs oder des französischen Purpurs zum Färben und Drucken; von Professor J. Persoz. Aus dem Répertoire de Chimie appliquée, März 1859, S. 189. Persoz, über die Anwendung des französischen Purpurs zum Färben und Drucken. Vor beiläufig zwei Jahren stellten Guinon und Marnas, Seidenfärber in Lyon, zuerst den aus den Flechten als „französischer Purpur“ bekannten violetten Farbstoff dar, welcher verhältnißmäßig ächtere Farben liefert als die Orseille und daher bald in Aufnahme kam. Anwendungen in der Färberei. – Wenn man mit dem französischen Purpur färben will, also mit dem durch Schwefelsäure oder Weinsteinsäure gefällten freien Farbstoff, so braucht man, um das Färbebad anzusetzen, denselben nur in ein wenig Ammoniak aufzulösen und die Lösung mit der geeigneten Menge Wasser zu verdünnen. Die Seide und die Wolle färben sich direct in diesem Bade, ohne irgend ein Beizmittel. Es gelingt jedoch mit diesem Stoffe niemals ein ganz reines Violett zu erhalten, sondern dasselbe hat immer einen Stich in Amaranthroth. Verwendet man hingegen zum Färben den (auf vorstehend beschriebene Weise dargestellten) Kalklack, so beginnt man damit, den Farbstoff in Freiheit zu setzen, nämlich mittelst Schwefelsäure oder Oxalsäure, welche mit dem Kalk ein schwerlösliches Salz bilden. Man setzt hernach Ammoniak zu, um den Farbstoff aufzulösen, und das Färbebad ist hiemit fertig. Man kann aber auch direct mit dem Kalklack färben, wenn man dem Bade kohlensaures Ammoniak zusezt. Bei der Erhöhung der Temperatur erfolgt dann eine doppelte Zersetzung, die Kohlensäure verbindet sich mit dem Kalk, der Farbstoff hingegen mit dem Ammoniak und geht also in Lösung über. Wenn man mit dem französischen Purpur sehr reine Nüancen erhalten will, so muß man die Seide und die Wolle vorher mit schwefliger Säure bleichen. Es ist also sehr leicht, mit Guinon's Pigment zu färben, und da dasselbe der Wirkung der Säuren widersteht, so kann man die mit dem Purpur gefärbten Fasern durch alle Farben passiren, welche durch die Säuren nur fixirt werden, und auf diese Weise die mannichfaltigsten Effecte hervorbringen; so liefert der Purpur mit aufgesetztem Safflor Pfirsichblüthroth, Johannisbeerenroth und Alpenrosenroth, welche nichts zu wünschen lassen, deßgleichen mit Indigocarmin alle violetten Nüancen bis zum Veilchenblau. Anwendung in der Druckerei. – Für den Druck der Baumwollzeuge kann man den (auf vorstehend angegebene Weise dargestellten) Thonerdelack benutzen. Man löst ihn in Essigsäure auf, setzt ein wenig Magnesia zu und verdickt mit Eiweiß; nach dem Bedrucken werden die Stücke gedämpft. Ein schnelleres Verfahren besteht darin, die Stücke einfach mit einem Gemisch von Eiweiß und Farbstoff zu bedrucken und dann vollständig zu trocknen; oder sie bloß mit Eiweiß zu bedrucken, zu trocknen und hernach den Zeug durch ein Färbebad von französischem Purpur zu nehmen, welches auf oben angegebene Weise angesetzt ist; in letzterem Falle färben sich nur die mit Eiweiß imprägnirten Stellen.