Titel: Ueber die Thätigkeit, welche das Licht einem von demselben getroffenen Körper ertheilt; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor.
Fundstelle: Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CXXII., S. 455
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CXXII. Ueber die Thätigkeit, welche das Licht einem von demselben getroffenen Körper ertheilt; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor. Aus den Comptes rendus, April 1859, Nr. 15. Ueber die Thätigkeit, welche das Licht einem von demselben getroffenen Körper ertheilt. Hinsichtlich meiner Entdeckung, daß das Licht einem besonnten Körper eine bleibende Thätigkeit oder Wirksamkeit ertheiltPolytechn. Journal Bd. CXLVII S. 51 und Bd. CXLVIII S. 126., wurden mir Einwürfe gemacht, denen ich hiermit durch einen einzigen Versuch begegne. Ich steckte in einen Eisbehälter ein Rohr von Weißblech, welches eine mit Weinsteinsäure getränkte Pappe enthielt, die zuvor der Sonne ausgesetzt worden war; dieses Rohr blieb 48 Stunden lang mit Eis umgeben, während seine Oeffnung mit einem empfindlichen Papier bedeckt war, welches ich bloß mit salpetersaurem Silber präparirt und getrocknet hatte; ein dünnes Druckpapier, mit großen Buchstaben bedruckt, war zwischen der Oeffnung und dem empfindlichen Papier eingeschaltet worden, um als Negativ zu dienen.Das Blechrohr war offenbar vertical in das Eis gestellt, die Oeffnung mit dem Papierüberzug nach Unten. A. d. Red. Als ich annehmen konnte, daß das Licht der Pappe hinreichend gewirkt hatte, behandelte ich das empfindliche Papier mit Gallussäure, und entwickelte ein Bild (welches ich der Akademie der Wissenschaften vorlege). Bei Anwendung eines mit Jodsilber präparirten Papiers wäre das Bild viel kräftiger ausgefallen; aber so wie es ist, beweist es augenscheinlich und unzweifelhaft, daß das Licht wirklich und unabhängig von einer Wärmestrahlung eine Wirkung ausgeübt hat, und bloß dieses wollte ich für jetzt nachweisen. Daß auch die Wärme eine Wirkung äußert, weiß ich durch die Versuche welche ich seit mehreren Monaten verfolge, und von denen ich hier nur mittheilen will, daß ich mittelst der dunklen Strahlung einer Wärmequelle von 100° C. nach Belieben negative oder positive Bilder erhalte, je nach der Zubereitung des Papiers. Die Wärme kann also, unter gewissen Umständen, die Resultate hervorbringen, welche ich bei meinen ersten Untersuchungen dem Lichte zugeschrieben habe. Die Wärme- und Lichtstrahlung veranlassen unbestreitbare chemische Wirkungen, welche aber wirklich verschieden sind, und die man daher unterscheiden muß, selbst wenn sie gleichzeitig ausgeübt werden. Wenn man das Rohr, worin sich eine besonnte Pappe befindet, erwärmt – was ich zu einer Zeit empfahl, wo ich über die verschiedene Wirkung des Lichts und der Wärme noch nicht im Klaren war – so erhält man einen rascheren und intensiveren Abdruck, weil die beiden Wirkungen sich vereinigen; wie ich aber oben bewiesen habe, ist das Licht für sich allein, ohne Erhöhung der Temperatur und ohne Beihülfe von Wasserdämpfen hinreichend, um sehr kräftige Abdrücke zu erhalten. Hinsichtlich des Einwurfs, daß das Bild durch eine dünnes Glas- oder Glimmerblatt hindurch sich nicht bildet, brauche ich bloß auf meine erste Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 51) zu verweisen; man ersieht aus derselben, daß die vom Licht ertheilte Thätigkeit nicht durch das Glas dringt, und eben so wenig die Lichtstrahlen, welche der langsam an der Luft verbrennende Phosphor ausgibt; letztere wirken nämlich nicht auf ein für das Licht empfindliches Papier.