Titel: Ueber die Verseifung der Fette mittelst Chlorzink; von Leon Krafft und Tessié du Motay.
Fundstelle: Band 152, Jahrgang 1859, Nr. CXXV., S. 460
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CXXV. Ueber die Verseifung der Fette mittelst Chlorzink; von Leon Krafft und Tessié du Motay. Aus den Comptes rendus, Februar 1859, Nr. 8. Krafft, über die Verseifung der Fette mittelst Chlorzink. Unsere Untersuchungen wurden zu dem Zweck unternommen, Kaufleuten in verschiedenen Gegenden von Südamerika ein Verfahren an die Hand zu geben, wornach sie die in ihrem Lande vorkommenden Fette ohne Anwendung von Schwefelsäure, deren Transport über das Meer mißlich und gefährlich ist, verseifen und daraus starre, zu Kerzen geeignete Fettsäuren darstellen können. Wir kamen dabei auf die Idee, statt der Schwefelsäure Chlorzink anzuwenden, welches bekanntlich auf viele organische Substanzen in ähnlicher Weise wie die Schwefelsäure wirkt. In Bezug auf den Kostenpunkt erschien das Chlorzink als anwendbar, da man in Marseille 100 Kilogr. geschmolzenes Chlorzink zu höchstens 25 Fr. kaufen kann; andererseits läßt das Chlorzink sich, in Kästen oder Fässer gegossen, ohne Uebelstand auf den Schiffen transportiren. Es blieb also nur noch übrig, das Chlorzink hinsichtlich seiner Brauchbarkeit zur Verseifung der Fette zu prüfen, wobei wir die folgenden Resultate erhielten: Wenn man irgend ein neutrales Fett mit wasserfreiem Chlorzink erhitzt, so steht man dieses nach und nach, in dem Maaße als die Temperatur sich erhöht, schmelzen und verschwinden. Zwischen 150 und 200° C. tritt eine vollständige Vermischung der beiden Stoffe ein. Wenn man dann die Temperatur einige Zeit unterhält und hernach die Masse mehrere Male mit warmem Wasser oder besser mit Wasser, welchem etwas Salzsäure zugesetzt wurde, wäscht, so erhält man ein Fett, welches, sodann der Destillation unterworfen, die ihm entsprechenden Fettsäuren gibt, wobei nur eine unbedeutende Entwicklung von Acrolein stattfindet. Die Waschwässer nehmen fast das ganze angewendete Chlorzink in sich auf, daher man dieses durch Abdampfen derselben wieder gewinnen und zu neuen Verseifungen benutzen kann. Die Fettsäuren entstehen bei diesem Verfahren in eben so großer Menge als bei den gewöhnlichen Verfahrungsarten und haben dasselbe Ansehen, dieselben Eigenschaften und denselben Schmelzpunkt wie die Fettsäuren aus denjenigen Fabriken, in denen man die Destillation nach der Verseifung mit Schwefelsäure ausführt. Um gut und schnell zu arbeiten, muß man das Gemenge von neutralem Fett und Chlorzink rasch bis zu dem Punkt erhitzen, wo in Folge der ziemlich heftigen Wirkung der beiden Körper auf einander Wasserdämpfe sich in reichlicher Menge entwickeln. Man kann, streng genommen, das Waschen mit angesäuertem Wasser nach der Verseifung vermeiden, aber man erhält dann bei der Destillation weichere Producte. Wenn man die Destillation durch Anwendung von überhitztem Wasserdampf beschleunigt, so wird dieser Uebelstand größtentheils vermieden. Nach allen unseren Versuchen kann man vermittelst überhitzten Wasserdampfes mit Schnelligkeit härtere und viel weniger gefärbte Producte erhalten. Die zu einer guten Verseifung erforderliche Quantität Chlorzink beträgt 8 bis 12 Proc. vom Gewicht des Fettes. Wir theilen noch die Ergebnisse einiger Versuche mit. Erster Versuch mit Talg. – 300 Th. Talg, welcher bei 38° C. schmolz, wurden mit Chlorzink behandelt. Das Product betrug nach dem Waschen 288 Th., mithin fand bei der Verseilung ein Verlust von 4 Proc. statt. Durch Destillation des Products mit Wasserdampf erhielt man 250 Th. Fettsäure, deren Schmelzpunkt 45° war; der Verlust bei der Destillation betrug also 13 Proc. Zweiter Versuch mit Talg. – 2000 Th. von 38° C. Schmelzpunkt wurden mit 240 Th. oder 12 Proc. Chlorzink behandelt. Nach der Verseifung war der Schmelzpunkt der Fettmasse 42°. Dieselbe wurde sodann ohne Wasserdampf destillirt, wobei ein bei 45° schmelzendes Product erzielt wurde. An Chlorzink wurden 240 Th. wieder erhalten. Erster Versuch mit Palmöl. – 2160 Th. Palmöl von 24° Schmelzpunkt wurden mit 260 Th. oder 12 Proc. Chlorzink behandelt. Das Product der Verseifung schmolz bei 35° und das der Destillation (ohne Wasserdampf) bei 45°. Vom Chlorzink wurden 211 Th. wieder erhalten. Zweiter Versuch mit Palmöl. – 300 Th. Palmöl gaben nach dem Verseifen 290 Th. Fett, folglich 3,3 Proc. Verlust bei der Verseifung. 260 Th. des verseiften Fettes gaben bei der Destillation mit Wasserdampf folgende Producte: erstes Product: 155 Th., weiß, krystallinisch, bei 55° schmelzend, zweites   „   32   „ gelblich, krystallinisch, bei 33° schmelzend, drittes     „   55   „ grünlichgelb, von Honigconsistenz. ––––––– 242 Th. Versuche mit Cocosöl. – Sie ergaben ebenfalls ein befriedigendes Resultat, nur erfordert das Cocosöl wegen der großen Menge Wasser, welche es enthält oder welches sich bildet, etwas mehr Chlorzink. Versuch mit Oelsäure. – 300 Th. Oelsäure aus einer Kerzenfabrik, wo die Verseifung mittelst Kalk bewirkt wird, wurden in der Wärme mit 12 Proc. wasserfreiem Chlorzink behandelt und gaben bei der Destillation ein weißes festes Product, welches 170 Th. ausmachte und bei 32° schmolz, und ein gelbes Product von Butterconsistenz, welches 60 Th. betrug. In diesem Ergebniß liegt eine weitere Aehnlichkeit der Wirkung des Chlorzinkes mit derjenigen der Schwefelsäure, denn die Oelsäure der Stearinkerzenfabriken, wo die Verseifung mit Kalk ausgeführt wird, liefert bekanntlich durch Behandlung mit Schwefelsäure und Destillation 25 bis 30 Proc. einer starren Fettsäure.