Titel: Ueber die Aschenbestandtheile eines leichten Moostorfs, einem Hochmoor im Canton Zürich entnommen, und über die Einwirkung der Fäulniß und Verwesung bei den Torfmoosen in Bezug auf ihre Aschenbestandtheile; von Dr. H. Vohl in Bonn.
Fundstelle: Band 153, Jahrgang 1859, Nr. LXIII., S. 224
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LXIII. Ueber die Aschenbestandtheile eines leichten Moostorfs, einem Hochmoor im Canton Zürich entnommen, und über die Einwirkung der Fäulniß und Verwesung bei den Torfmoosen in Bezug auf ihre Aschenbestandtheile; von Dr. H. Vohl in Bonn. Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXIX S. 185. Vohl, üb. die Aschenbestandtheile eines leichten Moostorfs aus dem Canton Zürich etc. Die zahlreichen Analysen verschiedener Torfaschen, welche angestellt wurden, haben entweder die Abwesenheit der Alkalien dargethan, oder aber nur geringe Mengen derselben als Aschenbestandtheile nachgewiesen. Diese Resultate gaben in Bezug auf die Torfbildung aus den Pflanzenüberresten zu den verschiedensten Annahmen Anlaß, die aber fast alle wenig Licht in Bezug auf den Vorgang während dieses Verwesungs- und Fäulnißprocesses verbreiteten. Um den Vorgang bei der Torfbildung aus den abgestorbenen Pflanzenüberresten in etwas zu erkennen, unternahm der Verf. eine ausgedehnte Untersuchung der Aschenbestandtheile der Torfpflanzen sowohl, wie der des aus diesen entstandenen Torfes, und der, welche durch die Wassereinwirkung während dieses Verwesungsprocesses ausgezogen worden waren. Die in Untersuchung genommenen Torfpflanzen sowie der Torf, stammten von einem und demselben Hochmoor im Canton Zürich. Der Torf war in viereckige Stücke, sogenannte Ziegel, geformt, besaß eine lederbraune Farbe, und es hatten die einzelnen Pflanzentheile, aus welchen er bestand, ihre Structur noch völlig beibehalten. Er hatte ein sehr geringes spec. Gewicht und war sehr locker. Beim Verbrennen gaben 50 Pfund dieses getrockneten Torfs 14 3/4 Loth Asche – 0,92 Proc. In der Asche wurden folgende Stoffe gefunden: Kali, Natron, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd, Spuren von Mangan, Thonerde, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Kieselsäure, Kohlensäure und Chlor neben nicht unerheblichen Mengen in Salzsäure unlöslicher Substanz, die aus Sand und Spuren unverbrannten Kohlenstoffs bestand. Fluor, Brom und Jod konnten nicht nachgewiesen werden. Die quantitative Analyse der Asche ergab folgende Zusammensetzung derselben: Kali 1,0271 Natron 0,5276 Kalk 16,5407 Magnesia 1,1224 Eisenoxyd 8,0197 Mangan Spuren Thonerde 18,0608 Phosphorsäure 2,3664 Schwefelsäure 3,6351 Chlornatrium 0,0312 Kieselsäure 1,8899 Kohlensäure 1,0254 Sand und Kohle 45,5934 Verlust 0,1603 ––––––– 100,0000 Wird der Sand, die Kohle und Kohlensäure in Abzug gebracht und der Verlust unberücksichtigt gelassen, so berechnet sich die procentische Zusammensetzung der Asche wie folgt: Kali 1,9300 Natron 0,9910 Kalk 31,0793 Magnesia 2,1080 Eisenoxyd 15,0687 Thonerde 33,9355 Phosphorsäure 4,4463 Schwefelsäure 6,8302 Chlornatrium 0,0586 Kieselsäure 3,5524 –––––––– 100,0000 Da dieser Torf aus fast noch unzerstörten Pflanzentheilen besteht, so hätte man einen viel bedeutenderen Alkaligehalt vermuthen sollen, als die Analyse ergibt. Die Hauptbestandtheile außer der Thonerde, die theilweise zufällig beigemengt seyn mag, sind Kalk, Eisen, Phosphor- und Schwefelsäure. Um nun zu bestimmen, in welcher Weise die diesen Torf bildenden Pflanzen (Sphagnum commune und acutifolium) durch die Fäulniß in Bezug auf ihre Aschenbestandtheile eine Veränderung erlitten hatten, verschaffte der Verf. sich von den auf jenem Hochmoor wachsenden Torfmoosen, trocknete dieselben und bestimmte deren Aschengehalt. Die gewonnene Asche betrug zwischen 3 und 4 Proc. der angewandten Torfmoose. (Sprengel fand den Aschengehalt von Sphagnum acutifolium zu 3,054 Proc.) Man ersieht hieraus, daß der Aschengehalt der den Torf bildenden Pflanzen von dem des Torfs selbst bedeutend abweicht und daß der Gehalt an Mineralsubstanz bei den Torfmoosen höher ist als bei dem aus denselben gebildeten Torf. Man hätte vermuthen sollen, daß bei der, wenn auch nur theilweise eingetretenen Verwesung sich die Aschenbestandtheile der Pflanze in dem aus derselben entstandenen Torf hätten anhäufen müssen. Die aus den Torfmoosen gewonnene Asche unterwarf der Verf. einer genauen Untersuchung, wobei er in qualitativer Hinsicht keinen Unterschied zwischen ihr und der Torfasche fand. Die procentische Zusammensetzung wich jedoch sehr von der der Torfasche ab. 100 Gewichtstheile Torfmoosasche ergaben nämlich ausschließlich Kohlensäure und Verunreinigungen: Kali 8,016 Natron 12,399 Kalk 3,167 Magnesia 4,919 Eisenoxyd 6,346 Mangan Spuren Thonerde 5,889 Phosphorsäure 1,060 Schwefelsäure 4,334 Chlor 12,011 Kieselsäure 41,689 Verlust 0,170 –––––– 100,000 Vergleicht man beide Aschenanalysen, so geht daraus klar hervor, daß die Alkalien während des Fäulniß- und Verwesungsprocesses größtentheils ausgetreten sind und die unlöslichen Verbindungen der alkalischen Erben sich in demselben Maaße in dem Torf angehäuft haben; auffallend ist es jedoch, daß auch die Kieselsäure zum großen Theil von den Aschenbestandtheilen des Mooses während der Verwesung ausgetreten ist. Um dieß mit noch mehr Sicherheit bestimmen zu können, nahm der Verf. 6 Pfd. getrocknetes Torfmoos, wusch es mehrmals mit destillirtem Wasser, bis dasselbe klar ablief, und brachte es alsdann in einen steinernen Topf, worin es sehr bald bei einer Temperatur von 10 bis 12° C. in Verwesung übergieng. Das verdunstete Wasser wurde jedesmal durch reines destillirtes Wasser ersetzt, welches etwa alle 5 bis 6 Wochen stattfand. Der Topf war mit Filtrirpapier bedeckt, um ihn vor Staub zu schützen. Im März 1855 begann dieser Versuch und nach einem Zeitraum von 14 Monaten hatte die Masse ihre Farbe in eine hellbraune verwandelt, ohne daß die Pflanzenfasern zerstört worden waren. Während der Fäulniß hatten sich bedeutende Mengen Kohlensäure entwickelt, dagegen wurde erst am Ende der Zersetzung eine geringe Menge Schwefelwasserstoff erkannt. Das Moos wurde mit destillirtem Wasser mehrmals gewaschen und ausgepreßt, alsdann getrocknet und verbrannt. Die resultirte Asche war von schöner weißer Farbe und sehr voluminös. Mit Säure übergossen, brauste sie schwach auf und ergab qualitativ dieselben Bestandtheile wie die Torf- und Torfmoosasche. Der quantitativen Analyse unterworfen, ergaben 100 Gewichtstheile ausschließlich Kohlensäure und Verunreinigungen: Kali 2,3066 Natron 1,0990 Kalk 26,0788 Magnesia 3,1609 Eisenoxyd 13,3999 Mangan Spuren Thonerde 28,6897 Phosphorsäure 3,4110 Schwefelsäure 5,9879 Chlornatrium 0,3406 Kieselsäure 14,9600 Verlust 0,5656 ––––––– 100,0000 Die Analyse bestätigt vollkommen die Ansicht, daß durch den Verwesung-, resp. Fäulnißproceß der größte Theil der Alkalien und der Kieselsäure ausgetreten ist. Offenbar konnte der Verf. nicht die günstigsten Bedingungen, wie solche in der Natur gegeben sind, diesem Zersetzungsproceß bieten, und mögen deßhalb wohl die Alkalien und die Kieselsäure nicht so vollständig ausgetreten und in demselben Maaße die Thonerde und die alkalischen Erden sich in den Pflanzenüberresten angehäuft haben, wie es bei den stets den Atmosphärilien ausgesetzten Moosen auf der Moorfläche stattgefunden hat. Die von den gefaulten Moosüberresten abgepreßte Flüssigkeit wurde filtrirt und das Filtrat zur Trockne verdampft. Während des Abdampfens entwich eine bedeutende Menge Kohlensäure und die alkalischen Erden und das Mangan, welche als saure kohlensaure Salze gelöst waren, schieden sich mit einer großen Menge Kieselsäure als harte Krusten ab. Die Flüssigkeit überzog sich mit einer braunen humusähnlichen Haut, und zuletzt blieb ein brauner humöser Rückstand, der sehr begierig Wasser anzog. Er wurde in eine Platinschale gegeben und in der Muffel zu Asche gebrannt. Der Aschenrückstand war zusammengesintert und hatte eine bläulichgrüne Farbe; er war zum größten Theil in Wasser löslich und brauste, mit Salzsäure übergossen, stark auf. Die qualitativen Bestandtheile waren dieselben wie die der Torfasche, nur war des Mangan in viel größerer Menge in demselben enthalten und kam das Eisen nur in sehr geringer Menge darin vor. 100 Gewichtstheile dieser Auszugsasche ergaben ausschließlich Kohlensäure und Verunreinigungen an: Kali 23,1660 Natron 28,3050 Chlornatrium 19,4416 Kalk 1,9987 Magnesia 1,3366 Eisenoxyd 0,2411 Manganoxyduloxyd 0,9344 Thonerde 3,1660 Phosphorsäure 0,5440 Schwefelsäure 3,1660 Kieselsäure 17,5016 Verlust 0,1890 ––––––– 100,0000 Aus dem Resultat dieser letzten Bestimmung ersieht man, daß während der Verwesung der Pflanzenüberreste die Alkalien sowohl, wie ein großer Theil der Kieselsäure in Lösung gegangen sind, und daß das Mangan fast sämmtlich aus der Pflanzenfaser ausgetreten ist. Leider ist durch ein Versehen die Menge der gelösten Aschenbestandtheile in diesem wässerigen Auszuge nicht gewogen worden; man hätte so eine genaue Controle für den Vorgang der Zersetzung gehabt. Nichtsdestoweniger wird durch das Ergebniß dieser Untersuchung das Factum festgestellt, daß bei der Verwesung und Fäulniß der Pflanzen die Alkalien sowohl, wie ein sehr großer Theil der Kieselsäure in löslicher Form austreten. Nach der Vegetation gibt also das abgestorbene Moos während des Fäulniß- und Verwesungsprocesses die Alkalien und einen großen Theil der Kieselsäure für die neue Moosvegetation her, und es findet demnach gleichsam ein Wandern dieser Mineralsubstanzen von einer Torfschicht zur andern statt.