Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 153, Jahrgang 1859, Nr. , S. 73
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Miscellen. Miscellen. Bekanntmachung, das Preisausschreiben des sächsischen Ingenieur-Vereins betreffend. Auf Grund der unterm 4. August 1857 veröffentlichten Aufforderung zur PreisbewerbungPolytechn. Journal, Bd. CXLV S. 390. waren bis zum 30. Juni zwei Abhandlungen über die Preisaufgabe, das Imprägniren der Hölzer betreffend, und eine Abhandlung über die zweite Aufgabe, Rauchverbrennungseinrichtungen betreffend, bei dem Verwaltungsrathe eingegangen. Die dritte Aufgabe über die Geschichte der Entwickelung des Maschinenbaues im Königreiche Sachsen war ohne Bewerbung geblieben. Der Verwaltungsrath ergänzte sich durch Zuwahl des Hrn. Geheimen Finanzraths Major Wilke, des Hrn. Oberingenieurs Poege an der Leipzig-Dresdner Eisenbahn und des Hrn. W. Stein, Professor der Chemie an der königl. polytechnischen Schule, zum Preisgerichte für die erste Preisaufgabe, und durch Zuwahl des Hrn. Brandversicherungsinspectors Kato in Chemnitz, des Hrn. I. A. Schubert, Professor der Ingenieurwissenschaften an der königl. polytechnischen Schule und des Hrn. Professor Stein zum Preisgerichte für die zweite Aufgabe. Das Preisgericht erkannte nach genauer Prüfung der Arbeiten und gemeinschaftlicher Berathung über dieselben die Abhandlung über Aufgabe 1 mit dem Motto: „Prüfet Alles und das Beste behaltet“ einstimmig für preiswürdig, erachtet dagegen die Abhandlung mit dem Motto: „Unsere Verantwortlichkeit für freiwillige Ausführung etc.“ zwar ebenfalls für werthvoll und beachtenswerth, aber der ersten wesentlich nachstehend. Die für die zweite Aufgabe eingegangene Arbeit mit dem Motto: „Auch das Kleinste hat im System Bedeutung“ wurde einstimmig für preiswürdig trachtet. In der am 10. April gehaltenen Versammlung des Vereins wurde nach Vorlesung des über die Verhandlungen des Preisgerichts aufgenommenen Protokolle zur Eröffnung der als unverletzt anerkannten Couverts geschritten und als Verfasser der preiswürdigen Abhandlung über das Imprägniren der Hölzer Hr. Eisenbahn-Betriebsdirector Buresch in Hannover, als Verfasser der preiswürdigen Abhandlung über Rauchverbrennungseinrichtungen aber Hr. Dr. August Seyferth in Braunschweig proclamirt. Der Verein beabsichtigt diese gekrönten Abhandlungen in seinen Mittheilungen zu veröffentlichen. Dresden, am 27. Juni 1859. Der Verwaltungsrath des sächsischen Ingenieur-Vereins. Dr. Julius Hülsse, Professor und Director der königl. polytechn. Schule, als Vorsitzender. Otto Volkmar Tauberth, Maschinen-Ingenieur und königl. Betriebs-Oberinspector der sächsisch-böhmischen Staatseisenbahn, als Stellvertreter des Vorsitzenden. Johann Bernhard Schneider, Professor der Maschinenlehre an der königl. polytechn. Schule, als Secretär. Otto Biedermann Günther, Baumeister, als Stellvertreter des Secretärs. Ernst Bake, Betriebs-Ingenieur der sächsisch-böhmischen Staatseisenbahn, als Vereinscassirer. Ueber eine neue Erzeugung galvanischer Ströme; von Dr. Quincke. Der Verfasser hat gefunden, daß, wenn man Wasser durch poröse Körper strömen läßt, ein galvanischer Strom entsteht, der so lange dauert, als die Wasserströmung anhält. Er bediente sich dabei eines Apparates, in welchem zwei mit eingeschlossenen Platindrähten versehene Glasröhren durch irgend welches poröse Diaphragma getrennt werden konnten. Der Apparat ist so eingerichtet, daß die Flüssigkeit, welche die Platinelektroden bespült, durch den Flüssigkeitsstrom nicht verdrängt wird. Die Platindrähte wurden mit einem empfindlichen Multiplikator verbunden, dessen Nadeln, sobald die Flüssigkeitsströmung begann, abgelenkt wurden, und zurückgingen, wenn die Flüssigkeitsströmung aufhörte. Bis jetzt hat der Verfasser mit porösen Zwischenwänden aus gebranntem Thon, reiner Seide, Bunsen'scher Kohle und pulverförmigem Schwefel experimentirt, und bei allen diesen so verschiedenartigen Körpern die Richtung des elektrischen Stromes umgeändert gefunden. Dieser geht in der Flüssigkeit im Sinne der Flüssigkeitsströmung, so daß sich die später von der Flüssigkeitsströmung getroffene Platinelektrode wie die Platinplatte einer Grove'schen Kette zu der ersten Platinelektrode verhält. Der Strom im Multiplicator wird unter sonst gleichen Umständen schwächer, wenn man dem Wasser Säuren oder Salzlösungen zusetzt. Vier Tropfen gewöhnliche Salzsäure in 1 Liter Wasser, die durch den Geschmack nicht mehr zu erkennen waren und nur eine äußerst schwache Chlorreaction mit Silberlösung zeigten, verkleinerten die Wirkung am Multiplicator um etwa das 20fache. Bei sehr starkem Säurezusatz war am Multiplicator keine Wirkung mehr zu erkennen. Natürlich zeigt deßhalb auch Brunnenwasser, welches viele Salze aufgelöst enthält, eine geringere Wirkung als destillirtes Wasser. Beim Aufhören der Flüssigkeitsströmung beobachtet man einen Polarisationsstrom im entgegengesetzten Sinne des primären Stroms. Ob die elektromotorische Kraft durch den Zusatz von fremden Stoffen zum destillirten Wasser geändert wird, über diese Frage werden weitere Versuche, mit denen der Verfasser zur Zeit beschäftigt ist, entscheiden. Freie Elektricität hat der Verfasser selbst mit einem sehr empfindlichen Säulenelektroskope nicht nachweisen können, ebenso hat sich gezeigt, daß der beobachtete galvanische Strom auch von Thermoströmen nicht herrührt. (Monatsbericht der kön. preuß. Akademie der Wissenschaften in Berlin, 1858 S. 515.) Stereoskopische Mondphotographie; von Dr. Joh. Müller in Freiburg im Breisgau. Dieser Tage kamen mir für das Stereoskop bestimmte Ansichten des Vollmondes zu Gesicht, welche bei etwas starken Contrasten zwischen Hell und Dunkel im Stereoskop einen ausgezeichnet plastischen Effect gaben. Dieser Umstand aber erregte mir Zweifel ob diese, aus Paris stammenden Bilder wirklich Photographien des Mondes sehen? Um darüber zur Gewißheit zu gelangen, verglich ich die beiden Bilder und fand sogleich die auffallendsten Verschiedenheiten, welche eben den stereoskopischen Effect bedingen. Ein Gebirgsring z.B. von welchem strahlenförmig weiße Streifen ausgehen, war in dem einen Bilde ungefähr um 1 Centimeter weiter vom Mondrande entfernt als im andern. Da uns nun aber der Mond stets dieselbe Seite zukehrt, so können zwei wirkliche Mondphotographien nie eine so bedeutende Differenz zeigen; die beiden fraglichen Photographien sind also gar keine Mondphotographien, was auch die Untersuchung mit der Loupe aufs unzweifelhafteste bestätigt. Wahrscheinlich sind diese Photographien nach einer Kugel gemacht, welche dem Vollmond ähnlich angemalt war. Einfache Methode, den Kohlensäuregehalt eines Mineralwassers zu bestimmen; von Dr. N. Gräger in Mühlhausen in Thüringen. Seit dem Betriebe meiner Mineralwasseranstalt bin ich oft in den Fall gekommen, den Kohlensäure-Gehalt eines solchen künstlichen Mineralwassers anderer Fabriken untersuchen zu müssen. Ich bediene mich hierzu folgender sehr einfachen Vorrichtung. Eine Röhre von 4 bis 5 Millimeter Durchmesser aus Messingblech, nach Art der Mohr'schen Korkbohrer und wie dieser nach Unten scharf, hat etwa 1 1/2 Zoll von ihrem unteren Ende seitlich eine feine Oeffnung, am anderen Ende trägt sie einen gut gearbeiteten Hahn mit einem kleinen Röhren-Ansatze. Will man nun den Kohlensäuregehalt einer Flasche untersuchen, so schneidet man den Kork auf dem Halse der Flaschenmündung so ab, daß dieser mittelst übergeschlungenen guten Bindfadens in seiner ersten Stellung festgehalten wird. Ist dieß geschehen, so bohrt man den Kork mittelst jener Röhre so weit durch, daß die Oeffnung derselben mit dem Innern der Flasche in Communication tritt. Das Uebrige ergibt sich von selbst. Man läßt nämlich die sich entwickelnde Kohlensäure in ein Absorptionsgefäß (Ammoniak mit Baryt) treten, und sobald die freiwillige Entwicklung der Kohlensäure nachgelassen, braucht man die Flasche nur in warmes Wasser zu stellen, um den letzten Rest von Kohlensäure auszutreiben. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1859 S. 145.) Arkansas Schleifsteine. Diele seit wenigen Jahren aufgekommenen, wie es scheint, noch nicht allgemein bekannten Steine, hauptsächlich als Oelsteine zu benutzen, zeichnen sich ebensowohl durch die ungemeine Feinheit des Korns, als auch durch die Schärfe aus, indem sie auch den härtesten Stahl leicht und rasch angreifen, ohne selbst in bemerklichem Grade angegriffen zu werden. Der Stein besitzt, so lange er nicht geölt wurde, eine fast weiße Farbe; er ist nicht ganz undurchsichtig, sondern etwas durchscheinend, von muschligem Bruch, die Bruchflächen sehr glatt, aber ohne allen Glanz, wiewohl im Sonnenlicht durch die Loupe betrachtet, schwach schillernd. Das Ansehen des Steines ähnelt sehr dem englischen Biscuit, einem unglasirten Porcellan von hell gelblich grauer Farbe. Die Masse desselben ist höchst gleichförmig, obwohl Steine von 6 bis 8 Zoll Länge und 2 bis 3 Zoll Breite ohne die geringste Fehlstelle zu den Seltenheiten gehören. Der Stein ist in gewissem Grade porös, so daß er, mit Wasser befeuchtet, dasselbe, wiewohl langsam, einsaugt. In Oel gelegt, saugt er dasselbe gleichfalls ein und wird davon vollständig bis ins Innerste durchdrungen, wobei seine Farbe etwas dunkler wird, und die Durchscheinbarkeit zunimmt. Er besteht aus Quarz, und muß, meines Grachtens, der Varietät des Chalcedons zugezählt werden, dem er jedenfalls am nächsten steht. Daß auch der Chalcedon porös ist, geht aus der bekannten Thatsache hervor, daß man ihn, namentlich den sogenannten Achat, durch Tränkung mit verschiedenen Flüssigkeiten färben kann, wie dieß ja so häufig geschieht. Dieser vortreffliche Schleifstein ist so fein, daß man selbst Rasirmesser darauf abziehen, und doch so scharf, daß er auch zum Schleifen ordinärer Sachen gebraucht werden kann. Ein sehr schönes Exemplar desselben verdanke ich der Güte des Hrn. Hofzahnarztes Schmidt jun. Man findet ihn käuflich bei dem Hrn. Eisenhändler Juchsberg in Hannover. Dr. Heeren. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1859 S. 33.) Prüfung der Güte von Dachschiefern. Die gute Qualität von Dachschiefern ergibt sich theilweise schon aus dem Ansehen. Sie müssen sehr vollkommen und glattschieferig, auf dem Querbruche aber möglichst dicht seyn; auch ist erforderlich, daß die Schieferblätter dünn sind, damit sie nicht zu sehr in das Gewicht fallen und das Dachwerk unnöthig drücken. Wie ihre Farbe beschaffen, ist für die Qualität ziemlich gleichgültig. Graue, schwarze, grüne und rothe Schiefer können von gleicher Güte seyn. Eine Hauptsache ist aber, daß sie nicht leicht verwittern und sich abschälen. Der Grad ihrer Neigung zur Verwitterung erprobt sich am besten in folgender Weise: man wägt genau einen oder ein Paar Schiefer, und läßt sie dann 1/4, Stunde im Wasser sieden. Diejenigen Sorten, welche bei diesem Verfahren am wenigsten Gewichtszunahme erleiden, also am wenigsten Wasser aufnehmen, sind die besten und verwittern am schwersten. Fallen die Schiefer beim Sieden im Wasser sogar auseinander, so taugen sie gar nicht. Die Gegenprobe macht man mit anerkannt guten Schiefern in gleicher Weise. Es versteht sich von selbst, daß man bei der Vergleichung immer ein gleiches Gewicht Dachschiefer in der Berechnung zu Grunde legen muß. Es ist diese Probe sehr leicht, und sie bewährt sich fast in allen Fällen. Sie führt sicherer zum Ziele, als die chemische Untersuchung der Dachschiefer, indem die Zusammensetzung bei gleicher Güte und Haltbarkeit sehr verschieden seyn kann. Ein großer Kieselsäuregehalt kann sich allerdings sehr vortheilhaft erweisen, aber der Zustand des Gefüges ist meist noch wichtiger, als der chemische Bestand. (Der Berggeist.) Untersuchung des Suersen'schen Zahncements, vom Apotheker Otto Helm. Eine dem Verf. von einem Zahnarzte zur Untersuchung übergebene Probe dieses Cements bestand aus 59 Proc. Zinkoxyd und 31 Proc. Chlorzink, das Uebrige war Wasser und ein unwesentlicher Farbstoff. Die ausgesprochene Vermuthung, daß dieser Cement aus basischem Zinkchlorid bestehe, ist somit bestätigt. Zur Nachahmung der verschiedenen Farbennüancen fand der Verf. folgende Mischungen bewährt: a) Helle Zahnfarbe: 1 Gran Ockererde und 1 Gran Braunstein fein zerrieben und mit einer Unze Zinkoxyd genau vermischt. b) Zahnfarbe von mittlerem Farbentone: 1 Gran Braunstein, 3 Gran Ockererde und 1 Unze Zinkoxyd. c) Dunklere Zahnfarbe: 5 Gran Ockererde, 1 Gran Braunstein und 1 Unze Zinkoxyd. Zur Füllung des Zahnes wird ein Theilchen dieses so zubereiteten Zinkoxyds mit so viel reiner Zinkchloridlösung (1 Theil Zinci chlorati und 1 Theil Wasser) gemischt, daß eine Latwerge entsteht, welche sehr schnell in die vorher ausgetrocknete Zahnlücke gedrückt wird. Nachdem mittelst eines Messers das Ueberflüssige entfernt, kann bei Vorderzähnen noch zur Nachahmung des Schmelzes ein Ueberzug von Wasserglas angewendet werden. Ob obiger Zahnkitt sich bewähren wird, muß die Länge der Zeit lehren; der Verf. macht nur darauf aufmerksam, daß derselbe durch Magensäure und Essig nicht unangreifbar ist; ferner übt derselbe wegen seiner schnellen Erhärtung einen starken mechanischen Druck aus, selbst wenn solcher vorher mit Aetzmitteln behandelt wurde. Es erscheint daher zweckmäßig, den Nerv vorher mit etwas gefaltetem Stanniol zu belegen. (Polytechnisches Centralblatt, 1859 S. 750.) Ueber Annaline für Papierfabrikanten; von Dr. L. Müller. Hr. L. Rohrmann auf Annenmühle bei Osterode hat neuerdings den Papierfabrikanten ein von ihm erfundenes Präparat als Ersatzmittel für Schwerspath, Kaolin, Gyps u.s.w., unter dem Namen Annaline angeboten, welches sich durch verschiedene Eigenschaften sehr vortheilhaft vor den genannten Substanzen auszeichnen soll, Nur um Conflicte mit den Eisenbahn-Verwaltungen in Betreff des Frachtsatzes zu vermeiden, versendet Hr. Rohrmann sein Präparat unter dem Namen Gyps. Hr. Dr. Rudel macht ebenfalls in Nr. 15 die Leser seines „Centralblattes für deutsche Papierfabrication“ aufmerksam, daß es den Bemühungen des Hrn. R. gelungen sey, ein Präparat darzustellen, welches allen Anforderungen der Papierfabrication an ein mineralisches Surrogat genüge. Es wird betont, daß die Annaline eine mineralische, völlig neutrale Substanz sey, die keinen nachtheiligen Einfluß auf den Papierstoff, Harzleim und Farbe ausübe und derselben in jeder Beziehung großes Lob ertheilt. Woraus die neue Substanz besteht, hat Hr. R., der sich zugleich zur Uebernahme von Bestellungen bereit erklärt, seinen Lesern nicht mitgetheilt, wahrscheinlich um dem Erfinder seine mühevolle Entdeckung nicht zu schmälern. Allein die Papierfabrikanten wurden unfehlbar für viele der gerühmten Eigenschaften, wie z.B. Neutralität, sofort eine Garantie erhalten haben, wenn man ihnen gesagt hätte, wie es hiermit geschieht, daß es den Bemühungen des Hrn. Rohrmann gelungen ist, schwefelsaure Kalkerde zu entdecken und daß die Annaline aus dieser eben nicht mehr unbekannten Verbindung bestehe. Sollten sich nach dieser Mittheilung diejenigen Fabrikanten, die sich bisher der Gypspräparate bedient haben, darüber wundern, daß weder die Anpreisungen des Hrn. R., noch die Empfehlungen des Hrn. Dr. Rudel auf das Vorhandenseyn von Gyps in der neuen Substanz schließen lassen, so würden sie den genannten Herren sehr unrecht thun, denn sie vergaßen, daß wohl jeder Gyps schwefelsaure Kalkerde, aber nicht jede schwefelsaure Kalkerde Gyps ist. Dagegen fällt für Eisenbahn-Verwaltungen jeder Grund hinweg an eine Täuschung zu denken, wenn ihnen schwefelsaure Kalkerde unter dem Namen Gyps zur Beförderung übergeben wird. Hertelsaue bei Neuwedel, 29. Juni 1859. Blaue Tinte. Eine ausgezeichnete blaue Tinte wird in Frankreich und von da aus auch in Deutschland unter dem Namen Encre bleue rouennaise verkauft. Sie wird bereitet aus 750 Gewichtstheilen Campecheholz, 35 Thln. Alaun, 31 Thln. arabischem Gummi und 15 Thln. Candiszucker. Diese Ingredienzen werden eine Stunde lang mit einer entsprechenden Menge Wassers gekocht, darauf 2 bis 3 Tage das Ganze ruhig stehen gelassen und schließlich durch Leinwand filtrirt. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1859, Nr. 11.) Gutta-percha zum Besohlen der Fußbekleidungen; von Prof. Dr. Heeren. Mag dieser Gegenstand auch schon mehrfach zur Sprache gebracht, und wegen einzelner Mängel vielfach zurückgewiesen seyn, so trage ich doch kein Bedenken, ihn allen Ernstes und mit der Ueberzeugung, daß das wirklich Gute sich endlich Bahn bricht, wieder anzuregen. Als wirklich vorhandenen Mangel vermag ich nur die Eigenschaft der Gutta-percha, in der Wärme zu erweichen, anzuerkennen. Aus diesem Grunde empfiehlt sie sich nicht für die warme Jahreszeit, und beschränkt sich ihre Anwendung auf Herbst, Winter und Frühjahr, in welchen Jahreszeiten aber auch gerade die stärksten Anforderungen an die Fußbekleidungen gemacht werden. Ein unter allen Umständen tadelloses Material zu Fußbekleidungen, besonders zu Sohlen, existirt eben nicht, und gerade das Leder läßt in der letzteren Beziehung viel zu wünschen übrig, ja, man kann mit Grund die Frage aufwerfen, wie es möglich sey, daß bei den riesigen Fortschritten in andern Zweigen der Technik ein so wichtiger und Jedermann unentbehrlicher Gegenstand, wie die Sohlen seiner Schuhe und Stiefel, bisher leer ausgehen konnte. In der That leidet das Sohlleder, abgesehen von seinem hohen Preise, der jedenfalls schwer in die Waage fällt, und manchem Familienvater drückende Ausgaben aufbürdet, an dem großen Mangel, vom Wasser durchfeuchtet zu werden, und in diesem nassen Zustande bedeutend zu erweichen, der Abnutzung zu unterliegen, und dem Zweck, die Füße trocken und warm zu halten, nur unvollkommen zu entsprechen. Ich gestehe gern, lange Zeit in dem Vorurtheil befangen gewesen zu seyn, daß sich Gutta-percha für den vorliegenden Zweck nicht eigne, weil sie so geringe Elasticität besitzt, und durch den bei jedem Schritt sich wiederholenden gewaltsamen Druck einer allmähligen Dehnung in Breite und Länge unterliegen müsse, wie denn auch von vielen Seiten dieser Mangel geltend gemacht und namentlich von einem bekannten Herrn erzählt wurde, er trage beständig eine Schere bei sich, um die sich hervorquetschenden Ränder seiner Gutta-percha Sohlen beschneiden zu können. Solche Erfahrungen und andere, auf der durch bedeutende Wärme hervorgebrachten Klebrigkeit dieser Substanz beruhende Erscheinungen beweisen nur, daß man sie vor Erwärmung zu bewahren hat. Als ich kürzlich mich auf der eisernen Plattform eines Hohofens aufhielt, gewahrte ich mit Schrecken an dem brenzlichen Geruch und beginnenden Rauch, daß sich meine Sohlen in großer Noth befanden, weßhalb einem Jeden, der sich dieser Sohlen bedient, als Sprüchwort zu empfehlen ist: Memento Guttae! Dergleichen Uebelstände abgerechnet, bewährt sich die Gutta-percha für den gewöhnlichen Gebrauch so vortrefflich, daß ich sie mit gutem Gewissen besonders allen Denen empfehle, welche eine sehr bedeutende Ersparniß an ihren jährlichen Ausgaben für Fußzeug und zugleich Vermeidung nasser Füße am Herzen liegt, und welche über die Jahre hinweg sind, wo man zierlich gebauter Stiefel zur Eroberung der Herzen bedarf. Diese Ersparniß liegt zum Theil darin, daß man mit unbedeutender Mühe die Besohlung selbst verrichten kann, theils aber auch und hauptsächlich in dem Umstande, daß von der angewandten Gutta-percha bloß derjenige Theil verloren geht, der durch directe Abnutzung verschwindet, der übrige jedenfalls größere Theil aber keineswegs verloren ist, indem man ihn an seiner Stelle läßt, und entweder nur die durchgeschliffenen Stellen mit neuer Gutta-percha bedeckt, oder auch eine ganze Sohle überlegt, wobei sich die alte Gutta-percha mit der neu aufgebrachten vollkommen zu einer Masse verbindet und daher ihren Werth behält. Es lassen sich auch alte, schon stark abgetretene Fußzeuge sehr gut mit Gutta-percha belegen, wenn sie nur völlig trocken und von allem Schmutz gereinigt sind, obwohl es jedenfalls vorzuziehen ist, die Ledersohlen gleich im neuen, noch ungebrauchten Zustande zu belegen. Die Dauer der Fußzeuge würde auf diesem Wege eine fast unbegränzte seyn, wenn nicht das Oberleder endlich seine Dienste versagte, und es ist daher bei Anwendung der Gutta-percha besonders auf ein weiches gutes Oberleder zu achten. Muß dennoch ein altes Paar als unhaltbar verworfen werden, so würde sich die noch vorhandene Gutta-percha nach dem Erwärmen leicht durch Abstreichen mit einem Messer gewinnen lassen, wie überhaupt gar kein Verlust durch Abfälle entsteht, indem diese theils zur Bereitung des Kittes dienen, theils durch Erweichen in heißem Wasser und Zusammenkneten mit größter Leichtigkeit sich in neue Sohlen verwandeln lassen. Eine ziemlich ausführliche Anleitung zum Besohlen der Stiefel und Schuhe mit Gutta-percha von dem Bandagisten Schramm findet sich im polytechn. Journal Bd. CXXIV S. 149; da sie aber gerade den schwierigsten Punkt, das Verfahren beim Erweichen der Gutta-percha, unberührt läßt, auch die Anwendung des unstreitig weniger zweckmäßigen Terpenthinöles annimmt, so theile ich in Folgendem das Verfahren mit, wie ich es seit längerer Zeit durch vielfache Erfahrung als ganz probat befunden habe. Die Gutta-percha kommt im Handel theils roh, in zusammengeballten Klumpen, theils in Platten vor. Erstere, zum Preise von 1/2 Thlr. das Pfund in der Handlung der HH. Rump u. Lehners in Hannover zu haben, ist nicht ganz rein, und von den fremden Stoffen nicht ganz leicht zu reinigen. Da es indessen bei Sohlen nicht gerade auf sehr große Reinheit der Masse ankommt, so kann man sich auch dieser rohen Gutta-percha bedienen, indem man sie in heißem Wasser erweicht, durch Kneten in den Händen von den Unreinigkeiten (Holz, Fasern, Rinde u. dgl) möglichst zu reinigen sucht, und dann auf einem Bret mittelst eines Rollholzes zu einer Platte von etwa 1/8 Zoll Dicke auswalzt, was mit größter Leichtigkeit von Statten geht. Man erspart sich diese Mühe durch Ankauf fertiger Gutta-percha-Platten, wie solche in der Handlung des Hrn. Köhsel in Hannover, das Pfund zu 1 Thlr. zu haben sind. Diese, erpreß zum Zweck der Besohlung in der Fabrik der HHrn. Cohen in Harburg angefertigten Platten haben eine Dicke von etwa 1/8 Zoll, eine ziemlich hellbraune Farbe und faserigsehniges Gefüge. Ich halte diese Sorte zu dem vorliegenden Zweck für besser als eine andere, auch wohl im Handel vorkommende Sorte von dunkelbrauner Farbe, ganz dichtem Gefüge und glänzender Fläche auf dem Schnitt. Diese letztere Sorte ist wohl eigentlich als eine bessere zu betrachten, weil sie durch anhaltendere Bearbeitung im trockenen Zustande zu einer ganz dichten homogenen Masse vereinigt wurde, daher auch theurer, aber zum Zweck der Besohlung ist sie zu fest und wenig nachgiebig, weßhalb sie sich bei der beständigen Biegung unter dem Fuße leichter losreißt, als die andere, zwar weniger, aber für den vorliegenden Zweck hinreichend feste Sorte. Da nämlich bei dem Aufkleben die Sohlen stark erwärmt und erweicht, und durch oft wiederholtes Drücken und Streichen befestigt werden müssen, so geht das faserige Gefüge ohnehin in ein mehr compactes über, ohne sich jedoch ganz zu verlieren. Die Sohlen erlangen dadurch hinlängliche Härte und Widerstandsfähigkeit, behalten aber doch die erforderliche Nachgiebigkeit. – Es ist in dieser Rücksicht auch anzurathen, die Sohlen in solcher Richtung aus der Platte zu schneiden, daß die Fasern in der Breite des Fußes laufen. Es würde unnöthig seyn, die Sohlen ganz bis zur Hacke fortzusetzen, da ja der mittlere schmale Theil der Abnutzung nicht unterliegt; man müßte denn der Trockenheit wegen auch diesen Theil zu bedecken wünschen. Man schneide also aus der Platte Stücke von der Breite des Stiefels, deren Länge vom vorderen Ende bis zur Mitte des schmalen Theiles reicht, und gewinnt so gewöhnlich aus dem Pfunde 6 solcher Sohlen, deren jede mithin auf 5 Ngr. kommt, jedoch noch eine erhebliche Menge Abfall liefert. Bereitung des Kittes. Als Kitt zur Befestigung der Sohlen dient eine sehr concentrirte Auflösung von Gutta-percha in Steinkohlentheeröl. Um ihn zu bereiten, nimmt man ein Medicinglas, gibt eine abgewogene Menge klein geschnittene Gutta-percha hinein und fügt ihr die dreifache Menge Steinkohlentheeröl hinzu. Dieses letztere ist ebenfalls in der Handlung der HHrn. Rump und Lehners zu erhalten. Nöthigenfalls, aber freilich weit theurer, kann man sich dazu des gereinigten Steinkohlentheeröles, Benzins (Brönner'sches oder Jänecke und Schneemann'sches Fleckwasser) bedienen. Man erwärmt das Glas auf einem heißen Ofen oder durch Einsetzen in heißes Wasser, rührt die Masse mit einem Draht häufig um, bis sie eine dickflüssige syrupartige Consistenz angenommen hat und alle Stückchen der Gutta-percha verschwunden sind. Man kann diesen Kitt, da er in gut verschlossenen Flaschen nie verdirbt, in Vorrath bereiten und beliebig lange aufbewahren. Befestigung der Sohle. Man macht in einem Feuerbecken ein ganz gelindes Feuer von Holzkohlen an, hält die Stiefel darüber, um die Ledersohlen so warm zu machen, wie es ohne Gefahr des Anbrennens angeht, gießt dann etwas des ebenfalls erwärmten Kittes darauf und streicht ihn mit einem Bäuschchen zusammengewickelter Leinwand schnell nach allen Seiten auseinander, wobei er rasch von dem Leder eingesogen wird. Man gießt eine neue Portion auf, vertheilt diese über die Sohle, so weit sie belegt werden soll, hält von Zeit zu Zeit den Stiefel über das Feuer, um ihn zu erwärmen und die Verdunstung des Steinkohlentheeröles zu befördern, und fahrt in dieser Art so lange fort, bis das Eindringen des Kittes in das Leder aufhört, und sich auf der Oberfläche desselben ein bleibender dünner Ueberzug von Gutta-percha gebildet hat. Nun beginnt man mit dem Erwärmen der Gutta-percha-Sohle, indem man sie zuerst zwischen den Fingern unter häufigem Hin- und Herwenden über das Feuer Hält, bis sie der Weichheit und Klebrigkeit wegen sich in dieser Art nicht mehr manipuliren läßt Man nimmt jetzt einen Streifen Löschpapier, etwas breiter als die Sohle und von der Länge des Papierbogens, legt die Sohle darauf, drückt sie etwas daran fest, hält das Ganze über das Feuer und setzt die Erwärmung fort. Die sohle klebt sehr bald an dem Papier, so daß man dasselbe umwenden und die Sohle nach unten, die Erwärmung fortsetzen kann. Durch diesen Kunstgriff ist es ein Leichtes, die Gutta-percha so stark zu erhitzen und zu erweichen, wie es zum Zwecke ihrer gehörigen Befestigung nöthig ist. Der richtige Grad der Erweichung ist getroffen, wenn die Masse mit dem Finger berührt, etwa die Consistenz eines mäßig steifen Mehlbreies zeigt. Uebermäßig starke Erhitzung würde die Gutta-percha zum völligen Schmelzen bringen, dann aber auch ihre Eigenschaften verändern. Ist nun die Sohle richtig erweicht, so legt man sie natürlich mit dem Papier auf einen Tisch, gießt etwas Kitt darauf und streicht ihn so schnell wie möglich darauf auseinander, bringt nun die Sohle auf den ebenfalls recht warm gemachten Stiefel und befestigt sie durch fortgesetztes Drücken und Streichen. Bei dieser ganzen Operation ist besonders jene Stelle zu beachten, wo die Sohle unter dem Fuße zu Ende geht, weil diese später der Gefahr des Losreißens am meisten unterliegt. Man suche also an dieser Stelle das Leder recht warm zu machen und mit Kitt zu tränken, und erwärme die Gutta-Percha-Sohle nach ihrer Befestigung an dieser Stelle nochmals über dem Feuer. Nach dem Aufbringen der Sohle schneide nun mit einer Schere die überstehenden Ränder ab, scharfe mit einem scharfen, naß gemachten Messer den Rand an jener gefährlichen Stelle zu, so daß sich die Sohle hier in einer schlanken Verdünnung dem Leder anschließt, und suche durch Drücken mit nassen Fingern den Rändern eine angemessene Form und Abrundung zu ertheilen, worauf man den Stiefel zum vollständigen Erkalten bei Seite stellt. Das auf der Sohle noch sitzende Papier kann an seinem Platze bleiben, da es beim Gebrauch des Stiefels bald zu Grunde geht, sollte man es jedoch, des übeln Aussehens wegen, zu entfernen wünschen, so kann man es durch Scheuern mit Sand und Wasser beseitigen. Die Hacken der Stiefel aus Gutta-percha zu bilden, ist nicht zu empfehlen, weil das beständige stoßweise Auflehnen der ganzen Körperlast auf eine so kleine Fläche eine Dehnung und zu rasche Abnutzung zur Folge hat. Dagegen gelingt es leicht, aus starkem Sohlleder zugeschnittene Hacken mittelst Gutta-percha-Kitt unterzukleben, und sollte ein Stiefel an einer Hacke bedeutend und, wie das so häufig vorkommt, unregelmäßig abgeschliffen seyn, so egalisirt man ihn durch aufgelegte Gutta-percha und klebt auf diese das Leder. (Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1859 S. 25.) Naudin's Pferdefutter in Form von Tafeln oder Kuchen. Hr. Naudin, Thierarzt der kais. französischen Garde, stellt diese Tafeln in folgender Weise dar: Das Stroh und Heu werden zerschnitten, der Haber wird zerstampft, worauf man diese Futterbestandtheile in demjenigen Verhältniß, welches dem beabsichtigten Nährvermögen des Products entspricht, mit einander mischt. Hernach gießt man auf das Ganze einen Leinsamenschleim, rührt um und bringt es unter die Presse. Man erhält so einen Kuchen, welcher dann in einem geheizten Raum getrocknet und in den Handel gebracht wird. Für einen weiten Transport, in Kriegszeiten und selbst für das Luxusleben in den Städten, werden sich solche Präparate unzweifelhaft als sehr vortheilhaft erweisen. (Armengaud's Génie industriel, Juni 1859, S. 293.)