Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 153, Jahrgang 1859, Nr. , S. 462
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Miscellen. Miscellen Ueber Centrifugal-Metallguß; von Carl Kohn in Wien. Unter Centrifugalguß versteht man einen Metallguß, welcher mittelst Anwendung der Centrifugal- oder Fliehkraft erzeugt worden ist. Um nun oberflächlich die Wirkungsweise dieser Kraft zu erklären, ist früher die Centripetalkraft zu erwähnen. Die Centripetalkraft ist jene, welche den Körper fortwährend nach einem gewissen festen Punkt, Mittelpunkt oder Achse, zu ziehen strebt, während die Centrifugalkraft ersterer gerade entgegengesetzt wirkt, indem selbe jene ist, mit welcher der Körper sich von dem gedachten Mittelpunkte oder der Achse entfernen würde, wenn ihn die Centripetalkraft nicht daran hinderte. Wird ein fester oder flüssiger Körper um seine Achse gedreht, so suchen sich die um seine Drehungsachse gelagerten festen oder flüssigen Theile von selber zu entfernen, und zwar mit je größerer Geschwindigkeit die Drehung vor sich geht, mit desto größerer Kraft und Geschwindigkeit werden sich die Theilchen von der Achse zu entfernen suchen. Die Anwendung dieser Kraft ist sehr mannichfaltig, sowohl für Industriezweige als zu verschiedenen anderen technischen Zwecken, so z.B. zum Reguliren der Dampf- und anderen wirkenden Maschinen der Centrifugal-Kugelregulator, als Pumpen, z.B. jene von Appold, welche auf der Pariser Ausstellung durch Centrifugalkraft große Wasserquantitäten auf geringe Höhen heben konnte, die Centrifugalpumpe vom Sectionsrath v. Rittinger auf der Augarten-Ausstellung in Wien, eben so wirkend wie jene von Appold; ferner zu Gebläsen. Besonders wichtig sind die Centrifugal-Maschinen zum schnellen Trocknen von Woll-, Leinen- und Seidenstoffen, die nicht gepreßt werden dürfen, die sogenannten Hydroextracteure, durch die auch das Ausschleudern oder Absondern der nicht krystallisirbaren Flüssigkeit von den krystallisirten Theilchen bewirkt wird, wie beim Zucker, und überhaupt zur Abtrennung der Flüssigkeiten von festen Körpern. Die Anwendung auf Metallguß hat Shanks in London im Anfang der Fünfziger Jahre hervorgerufen, indem er Gasröhren größerer Dimensionen und Hohlgeschosse für die Marine in solcher Quantität zu liefern hatte, daß er auf andere Mittel sinnen mußte, um das zeitraubende Formen und Kernmachen zu ersparen. Er construirte nach mehrfach vorgenommenen Versuchen eine Maschine, die ihrer Einfachheit wegen interessant ist. Der Hauptbestandtheil der Maschine ist für Röhren und Kugelguß eine Hohlform von Eisen, welche sich horizontal oder vertical um ihre Achse dreht; wird eine flüssige Masse, als z.B. Eisen, Messing oder Blei in diese eingegossen, währenddem die Form mit gewisser Geschwindigkeit gedreht wird, so wird das flüssige Metall durch die vorerwähnte Centrifugalkraft sich mit großer Kraft zu entfernen suchen und von den Formwänden zurückgehalten, während das Metall nach wenigen Secunden erstarrt, und so bekommt das Metall genau die Form, welche die Umkleidung des gedrehten Körpers hatte: gibt man z.B. in eine Rohrform ohne Kern von 12 Fuß Länge und 3 Zoll Diameter 70 Pfund geschmolzenes Gußeisen, so entsteht ein Rohr von vollkommen gleicher Wanddicke von circa 4 Linien, und die innere Fläche des Rohrs wird viel glatter, als bei einem über den Kern gegossenen Rohre. Ein solcher Guß ist sehr fest, specifisch schwerer, bekommt nie Luftblasen; gibt man z.B. 35 Pfund Eisen in dieselbe Form, so wird das Rohr genau in der Wanddicke 2 Linien haben, bei 17 1/2 Pfund nur 1 Linie, ohne daß Luftblasen oder gar Lochstellen zum Vorschein kommen u.s.w. Bei Kugeln, welche hohl werden sollen, ist es genau derselbe Fall. Das Gießen dieser Hohlkugeln bietet aber die Schwierigkeit dar, daß die Kugelwand überall gleich dick wird, welches bei Gebrauch von Hohlgeschossen sehr große Hindernisse bietet, denn eine Bombe oder Granate für die Marine soll an dem untersten Theile am stärksten seyn, damit der Fall solcher Bomben so vor sich geht, daß die größere Schwere dem Brander entgegensteht, und ein Verlöschen desselben durch den umgekehrten Fall nicht eintreten kann; zu diesem Ende habe ich eine Differential-Rolle vorgeschlagen, d.h. eine Riemscheibe von conischer Gestalt, wo der Laufriemen derart verschoben wird, daß die Masse, welche im Fluß ist, in abnehmender Progression aufsteigt, wodurch diese Kugeln richtig in ihrer Dicke so abnehmen, wie man es verlangt. Ferner werden auf diese Weise mit sehr großem Vortheil halbkugelförmige Pfannen von großen Dimensionen gegossen, deren Formerei sonst mit großen Schwierigkeiten verknüpft ist. Von großem Vortheil sind die auf Centrifugalweg gegossenen Stahl-Tyres für Locomotiven. Besonders hervorzuheben sind gußeiserne Hartwalzen; das Eisen wird so hart, daß die 4 bis 5 Linien dicke Rinde jedem Schneidewerkzeug vollkommen Widerstand leistet und Glas ritzt, während der Kern weicher bleibt und so dem Zerbrechen Widerstand leistet; der Bruch ist nicht körnig, sondern strahlenförmig. Shanks hatte die Hauptabsicht, nachdem er gesehen hat, daß man sehr dünnen Guß erzeugen kann, ein Material für Dachbedeckungen billig zu erzeugen. Er hat zu diesem Ende in seiner Doppelmaschine Cylinder, kurze Rohrstücke von 9 Zoll Länge und 6 Zoll Durchmesser, 1 Linie dick gegossen; diese Rohrstücke, wovon in 1 Stunde 360 Stück in einer Maschine gegossen wurden, wurden getempert, d.h. in einem Temperofen weich gemacht, aufgeschnitten und mit dem Schlegel gestreckt; somit hatte er gußeiserne Dachdeckplatten von 18 Zoll Länge, 9 Zoll Breite und 1 Linie Dicke; ein Loch am Ende durchgeschlagen, gibt den Anhaltspunkt für die Platten. Solche Platten sind sehr glatt, leicht und billig, rosten nicht so wie Eisenblech und sind sehr leicht zum Eindecken zu brauchen; diese Platten waren längere Zeit ein Geheimfabricat. Shank's Patent ist bereits übergegangen an Jauesson frères und von da an die Firma Petit-Goudin in Paris. (Mittheilungen des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1859 S. 208.) Der Magnetismus als hüttenmännisches Scheidemittel. Bei Traversella in Savoyen gewinnt man ein Erz, in welchem kleine Körner von Kupferkies in Magneteisen eingesprengt sind, welches man aus Mangel an Brennholz zur Zeit nicht verwerthen kann. Um beide Bestandtheile von einander zu trennen, wendet man eine Maschine an; diese hat am Umfange eines Rades zahlreiche, durch einen galvanischen Strom in Wirksamkeit gesetzte Magnete, welche aus dem feingepochten Erz nach und nach alle Magneteisentheilchen anziehen, bis zuletzt der Kupferkies rein zurückbleibt. (Hartmann's allgemeine berg- und hüttenmännische Zeitung, 1859, Nr. 37.) Wir verweisen auf den von Chenot construirten elektromagnetischen Separations-Apparat, welcher im polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 433 nach einer Abbildung beschrieben ist. Die Redact. Verhüttung von Puddelschlacke. Wenn man dergleichen Schlacke allein oder mit Eisenerzen gemengt auf Roheisen verhüttet, so gibt man sie entweder ohne Vorbereitung im Hohofen auf, oder man calcinirt dieselbe vorher und zwar in Haufen an der freien Luft oder in Oefen, wie beides auch mit Eisenerzen geschieht. Als eine Verbesserung des Processes hat Hr. Arthur Hinde von Wolverhampton eine Erfindung gemacht, welche darin besteht, daß die Calcination der besagten Schlacke in einem mit Zügen und außen liegenden Feuerungen versehenen Schachtofen erfolgt, sowie daß die Schlacke vor der Calcination mit gebranntem Kalk oder Kalkstein gemengt und im letzteren Falle zugleich mit diesem gebrannt wird;Ein Verfahren, welches sich Prof. Calvert schon im J. 1854 patentiren ließ; man s. polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 456.A. d. Red. alles solches in der Absicht, die Schlacke zu reinigen oder dem nachherigen Schmelzprocesse im Hohofen vorzuarbeiten. (Mining Journal p. 538. – Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 37.) Zur Theorie der Glasthränen; von Prof. Dr. A. Vogel jun. Die unter dem Namen Glasthränen (Larmes bataviques) im Handel vorkommenden Glastropfen von birnförmiger Gestalt mit einem langen, dünnen Schweife werden bekanntlich auf die Weise dargestellt, daß man eine Quantität geschmolzenen Glases von der Pfeife des Glasbläsers in kaltes Wasser tropfen läßt. Die Oberfläche des glühenden Glastropfens erstarrt nun plötzlich in Berührung mit dem kalten Wasser, während die unter derselben liegenden Theilchen erst viel später fest werden. Die erstarrte Oberfläche verhindert aber, daß die Theilchen der inneren Masse sich beim Erkalten gehörig zusammenziehen können, wodurch natürlich eine große Spannung entstehen muß, indem jedes einzelne kleinste Glastheilchen im Innern die äußere unbewegliche Hülle an sich zu ziehen sucht. Bricht man von dem äußersten feinen Ende des Schweifes nur die kleinste Spitze ab, so zerfällt der Glastropfen unter einer schwachen Detonation in ein feines Pulver. Als Erklärung dieser Erscheinung nimmt man gewöhnlich an, daß durch eine geringe Verletzung der Oberfläche, also das Abbrechen der Spitze, das Hinderniß der weiteren Zusammenziehung der inneren Theile beseitigt ist, und sie daher plötzlich den ihnen gebührenden Raum einnehmen, wodurch die ganze Masse zertrümmert wird, ähnlich wie ein kleiner Schnitt in ein stark aufgespanutes Zeug ein Zerreißen desselben herbeiführt. Um die Richtigkeit dieser Annahme experimentell zu prüfen, habe ich es versucht, die äußere Hülle nicht mechanisch durch Abbrechen der Spitze, sondern auf chemischem Wege zu entfernen, was natürlich, die Richtigkeit obiger Erklärung vorausgesetzt, im Effecte ganz gleich seyn müßte. Zu dem Ende wurde eine Glasthräne in concentrirte wässerige Fluorwasserstoffsäure gebracht. Nach 48 Stunden der Einwirkung fand sich der Schweif bis an den Körper der Glasthräne völlig aufgelöst, ohne daß eine Zersprengung derselben stattgefunden hatte Letztere trat auch noch nicht ein, wenn man Fragmente der Spitze von dem zurückgebliebenen Schweife mittelst der Zange abbrach, wohl aber durch einen leichten Hammerschlag. Hieraus ergibt sich, daß man die äußere Hülle nicht als ein schützendes Moment für die innere Schichte betrachten kann, indem man sie vollkommen entfernen kann, ohne daß ein Zerfallen des Glaskörpers eintritt. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VIII Heft 6.) Evans' Verfahren zum Entschwefeln des Steinkohlengases. Fr. John Evans, Ingenieur der Chartered Gasanstalt in London, ließ sich am 27 August ein Verfahren zum Reinigen des Leuchtgases von Schwefelwasserstoff patentiren; er sagt: „Um das Leuchtgas von Schwefelwasserstoffgas zu reinigen, wendet man jetzt allgemein entweder künstlich bereitetes oder das im Mineralreich vorkommende Eisenoxyd an. Der Ocker oder das natürliche Eisenoxyd enthält jedoch stets erdige Substanzen, welche keine Verwandtschaft zum Schwefelwasserstoff haben und daher ein träger und nutzloser Bestandtheil sind. Das durch Calciniren von Eisenvitriol erhaltene Oxyd ist reiner, kommt aber viel theurer zu stehen, und obgleich es häufig wiederbelebt werden kann, so ist seine Anwendung in den Gasanstalten doch mit einer bedeutenden jährlichen Ausgabe verbunden. Um ein kräftig wirkendes, dabei aber leicht und wohlfeil herzustellendes Reinigungsmittel zu erhalten, breite ich Eisenbohr- oder Drehspäne oder Eisenfeile auf dem Boden aus, und setze den Haufen beiläufig 24 Stunden lang der Luft aus, entweder mit oder ohne Zusatz von Wasser, je nach dem Zustand der Atmosphäre, wornach sich die Oberfläche des Metalls hinreichend mit Rost oder Oxyd überzogen hat. Man füllt dasselbe dann in eine Reihe von Trockenreinigern, welche durch Röhren mit einander verbunden sind, durch die das Gas nacheinander zieht, indem es zuerst durch denjenigen tritt, welcher das am meisten mit Schwefel imprägnirte Reinigungsmaterial enthält, und zuletzt durch denjenigen, dessen Oxyd am wenigsten mit Schwefel imprägnirt ist. Nachdem die oxydirten Eisendrehspäne im ersten Reiniger mit Schwefelwasserstoff gesättigt sind (was der den Apparat bedienende Arbeiter leicht erkennt, weil er das Gas beständig mittelst eines mit Bleizucker getränkten Papiers Probiren muß), setzt man diesen Reiniger außer Wirkung und der zweite Reiniger wird nun der erste, wogegen ein frisch beschickter Reiniger in die Reihe gebracht wird. Das aus dem ersten Reiniger genommene Oxyd wird nun zum zweitenmal der Einwirkung der Atmosphäre ausgesetzt; ein Theil des Schwefels, welchen das Eisen aus dem Gase aufgenommen hatte, trennt sich dann von demselben, und das Eisenoxyd kehrt in seinen ursprünglichen Zustand zurück, und eignet sich nun wie früher zum Reinigen des Gases.“ „Nachdem einmal das Verfahren im Gange ist, verwandle ich die Eisenfeil-, Bohr- und Drehspäne auf folgende Weise in Reinigungsmaterial: ich mische dieselben mit dem gesättigten Reinigungsmaterial, sobald letzteres aus dem Reiniger genommen wurde, damit die chemische Wirkung welche stattfindet, wenn das Material zum Wiederbeleben der Luft exponirt wird, zur raschen Oxydation des Eisens mithilft, welches dann mit dem wiederbelebten Oxyd zur Gasreinigung benutzt werden kann. – Nach wiederholter Wiederbelebung und Verwendung ist das Reinigungsmaterial durch die mechanische Beimischung von Schwefel aus dem unreinen Gase voluminöser geworden, und nun seine Wirksamkeit wesentlich vermindert; ich erhitze daher das Material in einem Ofen, um den Schwefel zu verbrennen und auszutreiben, worauf es wieder als ein kräftiges Reinigungsmittel verwendet werden kann.“ (Repertory of Patent-Inventions, Mai 1859, S. 370.) Ueber das Verhalten des Steinkohlenleuchtgases zu fetten Oelen; von Prof. Dr. A. Vogel jun. Das Steinkohlenleuchtgas ist bekanntlich als ein Gemisch von Elayl mit der großen Reihe homologer Kohlenwasserstoffe nach der Formel CnHn zu betrachten. Es mußte daher wahrscheinlich seyn, daß diese dem Leuchtgase durch fette Oele entzogen werden könnten. Ich habe einige directe Versuche angestellt, welche diese Annahme auf das Entschiedenste bestätigen. Ein sogenannter Dreikugelapparat wurde zu dem Ende mit fetten Oelen gefüllt und ein Strom von getrocknetem Steinkohlenleuchtgas einige Zeit hindurch geleitet. Bei dem ersten Versuche war in dem Dreikugelapparate Mandelöl, in dem zweiten gewöhnliches Brennöl vorgelegt. Das Durchleiten des Gases wurde in jedem der beiden Versuche so lang fortgesetzt, bis das Gewicht des Oeles sich constant zeigte. Die Gewichtsbestimmungen sind innerhalb 10 Stunden, nach deren Verlauf sich das Oel durch das langsame Einströmen des Gases als gesättigt ergab, viermal vorgenommen worden. A. Mandelöl. Dreikugelapparat + Oel 12,160 Grm; leer 10,103   „ d. i. Oel   2,507   „ Erste Wägung. Dreikugelapparat + Oel 12,697 Grm. leer 10,103   „ d. i. Oel   2,594   „ Gewichtszunahme des Oeles in Procent   3,4       „ Zweite Wägung. Dreikugelapparat + Oel 12,300   „ leer 10,103   „ d. i. Oel   2,697   „ Gewichtszunahme des Oeles in Procent   7,5       „ Dritte Wägung. Dreikugelapparat + Oel 12,844   „ leer 10,103   „ d. i. Oel   2,741   „ Gewichtszunahme des Oeles in Procent   9,3       „ Fernere Wägungen ergaben keine weitere Gewichtszunahme des Oeles. Das Mandelöl hatte also während dieses Versuches um 9,3 Proc. an Gewicht zugenommen. B. Brennöl. Dreikugelapparat + Oel 13,635 Grm. leer 10,103   „ d. i. Oel   3,532   „ Erste Wägung. Dreikugelapparat + Oel 13,850   „ leer 10,103   „ d. i. Oel   3,747   „ Gewichtszunahme des Oeles in Procent   6,0       „ Zweite Wägung. Dreikugelapparat + Oel 14,195   „ leer 10,103   „ d. i. Oel   4,092   „ Gewichtszunahme des Oeles in Procent 15,8       „ Dritte Wägung. Dreikugelapparat + Oel 14,360   „ leer 10,103   „ d. i. Oel   4,257   „ Gewichtszunahme des Oeles in Procent 20,5       „ Das Brennöl hatte also während dieses Versuches um 20,3 Proc. an Gewicht zugenommen. Das Leuchtgas zeigte sich nach dem Durchströmen durch das Oel in seiner Leuchtkraft nicht verändert. Dagegen war an einer größeren Quantität mit Leuchtgas gesättigten Brennöles beim Brennen in einer Lampe eine nicht unbedeutende Erhöhung der Leuchtkraft bemerkbar. Diese vorläufigen Versuche dürften vielleicht insoferne von Interesse werden, als man darauf in größeren Etablissements eine Verbesserung der fetten Oele durch eine sehr einfache Nebenoperation erzielen könnte. Auch Wachs, Talg, Stearin etc. in einem Glasrohre der Einwirkung des trocknen Steinkohlenleuchtgases längere Zeit ausgesetzt, nehmen eine große Menge Gas auf und verändern ihre feste Form dadurch in eine mehr breiartige. (Buchner's neues Repertorium für Pharmacie, Bd. VIII Heft 6.) Ueber Cyanbildung bei der Verbrennung des Leuchtgases, von Dr. L. C. Le Voir. Wenn mit Luft gemengtes ammoniakhaltiges Leuchtgas über Metalldrahtgaze oder in einem Röhrenlämpchen brennt, bildet sich unter den Verbrennungsproducten Cyan. – Als der Verf. ammoniakhaltiges Leuchtgas in einem porzellanenen Argandbrenner verbrannte, lieferte es kein Cyan. (Journal für praktische Chemie Bd. LXXVI S. 445.) Eisenoxyd als Mittel zur Verbrennung oder Einäscherung organischer Substanzen; von Dr. Gräger. Bekanntlich setzen manche Substanzen organischen Ursprungs der vollständigen Verbrennung und Einäscherung nicht geringe Schwierigkeiten entgegen. Die Mittel, sie zu überwinden, bedingen nicht selten eine gewisse Ungenauigkeit in den Resultaten, und haben eben so oft einen Verlust an dem einen oder andern Bestandtheile der erzeugten Asche zur Folge, so daß deren spätere chemische Untersuchung ein nichts weniger als getreues Bild von den relativen Verhältnissen der in der lebenden Pflanze oder deren Theilen vor der Verkohlung oder Einäscherung enthaltenen anorganischen Bestandtheile darbietet. In Anwendung der bisher befolgten Methode habe ich bei der Aschenbereitung nur dann ziemlich gut übereinstimmende Resultate erhalten, so lange ich dieselbe oder doch annähernd dieselbe Menge der organischen Substanz einzuäschern versuchte. Wenn hierin Andere auch glücklicher gewesen seyn mögen, so läßt sich doch nicht in Abrede stellen, daß die schwer einzuäschernden Substanzen stets einen großen Aufwand von Zeit bedingen. Ich war mit der Untersuchung eines Roggenmehles beauftragt worden, von welchem behauptet wurde, es sey in der Absicht, nicht sowohl einen Betrug zu verüben, sondern in der, meiner Ansicht nach, noch weit unsittlicheren, dasselbe für den Besitzer unbrauchbar zu machen, mit einer gewissen, aber nur kleinen Menge Sand oder Lehm vermengt worden, und in der That knirschte das daraus gebackene Brod so stark zwischen den Zähnen, daß dieses keine Käufer gefunden haben würde. Es handelte sich um den bestimmten Nachweis, daß das fragliche Roggenmehl mehr anorganische Stoffe enthalte, als anderes unverfälschtes Mehl. Mittelst der Einäscherung war es, eben wegen der kleinen Menge des zugesetzten Lehmes, nicht möglich, den Beweis zu liefern, verschiedene Mengen Mehl angewendet gaben, wie bereits oben bemerkt, so abweichende Resultate, daß von irgend einer Sicherheit nicht die Rede seyn konnte; gleichwohl stand fest, daß das Falsum begangen worden war. Unter diesen Verhältnissen schien es mit gerechtfertigt, nach einer andern und bessern Einäscherungsmethode zu suchen. Da die Einäscherung der Körner oder des Mehls aus Cerealien nur darum so schwierig von statten geht, weil die schmelzenden phosphorsauren Salze die noch vorhandene Kohle gegen eine weitere Einwirkung des Sauerstoffs schützen, so suchte ich diesem Umstande dadurch zu begegnen, daß ich das sehr vorsichtig verbrannte, eigentlich nur geröstete Mehl auf das Innigste mit solchen Substanzen mengte, welche im weiteren Verlauf des Glühens keine Aenderung erlitten. Unter den hierzu verwendeten Substanzen befand sich auch Eisenoxyd, und ich war in der That im höchsten Grade überrascht, mit diesem sich die Einäscherung so leicht einleiten und vollenden zu sehen. Das Eisenoxyd wirkt hierbei nicht allein mechanisch, indem es das Zusammensintern der Asche verhindert; es wirkt auch chemisch durch Abgabe eines Theils seines Sauerstoffs an die Kohle; aber gleichzeitig nimmt es für diesen an die Kohle abgegebenen Sauerstoff wieder Sauerstoff aus der Luft auf. Und dieser Austausch setzt sich so lange fort, bis der letzte Antheil Kohle verbrannt ist; nach Beendigung der Verbrennung bleibt nur Eisenoxyd, ohne alles Eisenoxydul, zurück. Es ist an sich eine äußerst interessante Thatsache, daß unter diesen Umständen das Eisenoxyd so leicht Sauerstoff abgibt und wieder aufnimmt; es steht in dieser Beziehung, so viel ich weiß, allein da in seiner Art. Das bei feiner Anwendung behufs der Einäscherung befolgte Verfahren ist im Allgemeinen folgendes. Die zu verbrennende Substanz wird vorher sehr vorsichtig so weit verkohlt oder geröstet, daß sie sich leicht zu einem feinen Pulver zerreiben läßt, mit etwa 10 bis 20 Proc. (genau gewogen) frisch geglühten Eisenoxyds auf das Innigste gemengt und das Ganze in einer flachen Platinschale mittelst einer kleinen Spirituslampe erhitzt, bis es ins Glühen geräth. Man kann alsdann die Lampe eine zeitlang entfernen, ohne daß die Verbrennung aufhört; erst gegen Ende derselben unterstützt man sie wieder durch Untersetzen der Spirituslampe. Die Einäscherung ist beendet, sobald man keine Fünkchen glühender Kohle mehr wahrnimmt. Der ganze Verlauf ist ein sehr ruhiger und von einem Verlust dabei nicht die Rede. Das Mehrgewicht gegen das angewendete Eisenoxyd ist das Gewicht der Asche von dem verbrannten Körper. Im Besitz einer hinreichend empfindlichen Waage kann man mit den kleinsten Mengen operiren; die Resultate sind, wie ich aus ihrer Uebereinstimmung glaube schließen zu dürfen, äußerst genau, und werden in der kürzesten Zeit gewonnen. In wie weit das angewendete Eisenoxyd bei solchen zu einer Analyse bestimmten Aschen störend seyn kann, lasse ich dahin gestellt; übrigens dürfte dieß nur bei den Aschen der Fall seyn, die nur wenig Eisen enthalten. Dann wird es besser seyn, dieses Eisen in einer ohne Eisenoxyd dargestellten Asche für sich zu bestimmen. Benutzt man, wie ich es immer gethan habe, zum Einäschern das aus oralsaurem Eisenoxydul erhaltene Eisenoxyd, so löst es sich bei Digestion mit concentrirter Salzsäure immer vollständig auf, so daß durch etwa zurückbleibendes Eisenoxyd der sonstige Gang der Analyse in keinerlei Weise gestört wird. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Juli 1859, S. 124.) Unbrauchbar gewordene Gutta-percha zum Abformen, für galvanoplastische Zwecke, wieder nutzbar zu machen; von A. W. Löwenthal. Als Antwort auf die bei dem Gewerbeverein in Köln eingegangene Frage: „Wie man alte, unbrauchbar gewordene Gutta-percha zum Abformen wieder verwenden könne?“ theilt der Verfasser Folgendes mit. Noch vor wenigen Monaten wäre mit die Beantwortung dieser Frage, so wichtig sie auch für die Formerei ist, unmöglich gewesen, wenn nicht gerade in letzterer Zeit durch wiederholte Versuche es mit endlich gelungen wäre, durch ein sehr einfaches und billiges Verfahren die Gutta-percha so brauchbar zu machen, daß sie zum Clichiren vollkommen die neue ersetzt. Diese ausgezeichnete Formmasse, welche bis jetzt noch durch keine andere erreicht, hatte nur den großen Uebelstand, daß sie durch zu schnelle Abnutzung in der technischen Anwendung zu kostspielig wurde, indem man schon nach einigen Monaten die alte durch neue ersetzen mußte, wodurch sich große Quantitäten theures nutzloses Material anhäuften, wofür man weder eine nützliche Anwendung, noch irgend eine Verwerthung erzielen konnte. In meiner galvanoplastischen Anstalt, wo beständig Abformungen mit Gutta-percha vorgenommen werden, mußten sich natürlich Massen solcher nutzlosen Gutta-percha anhäufen. Der Verfasser versuchte die alte mit neuer Gutta-percha zusammen zu verarbeiten, was aber mißlang, indem, die frische Masse mit der alten zusammengeschmolzen jene mit verdarb und ganz unbrauchbar machte. Bei der Gutta-percha tritt nach einer gewissen Zeit der Benutzung ein Moment ein, wo diese an den Formen nach der Abkühlung gleichsam wie Pech festhängt; von diesem Augenblicke an ist sie nicht mehr zu gebrauchen. Es mußte also nothwendig ihr ein Bestandtheil fehlen, der ihre Elasticität beeinträchtigt, und um diesen zu finden handelte es sich. Nach vielen Versuchen, die der Verfasser machte, unter andern mit verschiedenen Fetten, fand er endlich, daß ein Zusatz von Leinöl, nachdem vorher die unbrauchbar gewordene Gutta-percha in siedendem Wasser erweicht worden, indem man die Masse mit dem Leinöl wie einen Teig knetet, die Gutta-percha vollkommen wieder brauchbar macht und die aus dieser Masse hergestellten Clichés ebenso rein und scharf werden, als die von frischer Gutta-percha. Diejenigen, welche sich speciell dafür interessiren, können solche Formen und die darauf gearbeiteten galvanischen Reliefs bei dem Verfasser sehen, und ist derselbe bereit, hierüber noch nähere Auskunft zu ertheilen. (Monatsschr. des Gewerbevereins zu Köln, 1859, Maiheft.) Verbesserte Fußböden. Durch das Austrocknen des Holzes geben sich die Dielen auseinander und verursachen dadurch sehr unangenehme Spalten im Fußboden, die man dann aufspänen muß. Auch durch sogenannte Tafeln sucht man diesem Uebelstande abzuhelfen. Diese Tafeln bildet man vor dem Aufnageln dadurch, daß man zwei bis drei Breter aneinander leimt; allein auch diese halten nur am Zusammenfügungspunkte und dicht daneben reißen sie leicht auf. Hiergegen ist folgende bewährt gefundene Vorrichtung von Helbig erdacht worden. Man nimmt drei oder vier etwas stärkere Breter und fugt sie zu einer Tafel zusammen. Da, wo sie auf der Schwelle (Lagerholz) aufliegen, sind sie durchgehends von gleicher Dicke bearbeitet, um immer gehörig eben zu bleiben. Neben dem Balkenlager wird eine etwa 3/8 Zoll starke Nuthe in die Tafel eingeschnitten und in dieselbe eine starke Nuthleiste (Feder) eingeschoben. Die Nuthleisten aller Tafeln haben an dem einen Ende einen 2 Zoll langen Ausschnitt, an dem andern Ende einen eben so starken vorstehenden Zapfen. Wird nun die erste Tafel gelegt, so greifen die hervorstehenden Zapfen in die Wand und werden dadurch befestigt, die Zapfenenden der an die erste angeschobenen zweiten Tafel legen sich in die entsprechenden Ausschnitte der ersten Tafel ein und werden also, weil sie unter die Diele greifen, festgehalten; die Zapfenenden der dritten Tafel werden durch die zweite gehalten und so fort bis zur letzten Tafel, welche ihre Befestigung durch den darübergreifenden Sockel erhält. Jede Nuthleiste hat nahe bei dem Ausschnitte ein vorher gebohrtes Loch, womit die gehörig abgerichtete Tafel durch einen Nagel seitwärts an das Lager angezogen wird. Wenn auf diese Art der ganze Fußboden gelegt ist, so sieht man an keiner Stelle einen Nagel und hat doch folgenden großen Vortheil: Entstehen nämlich durch das Schwinden des Holzes, dem hier kein Hinderniß in den Weg gelegt wird, Längenöffnungen, so kann man nach Abnehmen des Sockels die geschwundenen Theile gehörig aneinander treiben, und dieß läßt sich dadurch bequem und schnell bewerkstelligen, daß man den Sockel nicht annagelt, sondern anschraubt. Natürlich müssen an dem Balkenlager, wo zwei Tafeln am Hirn zusammenstoßen, zwei Nuthleisten, auf jeder Seite eine gezogen werden. (Oekonom. Hausschatz.)