Titel: Ueber einige Verbesserungen bei Walzwerken; von E. Rath aus Zellerfeld.
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LXIX., S. 269
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LXIX. Ueber einige Verbesserungen bei Walzwerken; von E. Rath aus Zellerfeld. Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1860, Nr. 18. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Rath, über einige Verbesserungen bei Walzwerken. In den meisten neueren Walzwerksanlagen findet man schon immer mehr und mehr durch hinreichende Versuche constatirte Verbesserungen eingeführt, welche namentlich in Arbeiterersparung, Productionserhöhung u.s.w. bestehen. Im Nachstehenden theile ich einige in meiner Praxis gemachte Verbesserungen und darauf bezügliche, mir bekannt gewordene. Versuche mit. In einem der größeren Hüttenetablissements wurde mir die Aufsicht über ein Versuchswalzen von Kesselblechen übertragen und fand ich dadurch Gelegenheit, bei Abstellung der Schwächen, welche sich bei diesem Versuche herausstellten, mit thätig zu seyn. Die Verbesserungen bestanden: a) in einer maschinellen Vorrichtung, schwere Stürze und Bleche beim Walzen über die Oberwalze zurückzugeben; b) in einem einfachen Verfahren, die Oberwalze parallel gegen die Unterwalze zu heben und zu senken. Ad a) Bei dem alten Blechwalzwerke hatte man schon zu dem angeführten Zwecke auf der Hinterfeite des Walzwerkes eine in einer gegitterten Brücke bestehende schiefe Ebene angebracht, welche sich am hinteren Ende in 2 Zapfenlagern bewegte und außerdem zum leichten Transport der Vieche auf derselben mit Rollen versehen war. An der vorderen Seite der Brücke waren gleich die Abstreifmeißel befestigt und mußten die Hinterleute mit Zangen den Sturz oder das Blech abziehen und nach Hebung der Brücke über die Oberwalze schieben. Auf der Vorderseite des Walzwerkes befand sich die Walzbank, welche den herunterfallenden Sturz aufnahm; dieser wurde dann von den Vorderleuten ergriffen und zur Weiterverarbeitung zwischen die Walzen geschoben. Dieses Verfahren litt vorzüglich an zwei Unvollkommenheiten. Einmal wurde durch das Herabfallen der Stürze auf die Walzbank letztere häufig beschädigt; dann mußten die Vorderleute den Sturz, welcher oft in schiefer Lage herüberkam, zurechtlegen, durch welchen Zeitverlust derselbe sich abkühlte und häufiger in den Schweißofen zurückgebracht werden mußte. Außerdem kam es wohl vor, daß die Vorderleute leichtere Stürze rascher zwischen die Walzen schoben, als die Brücke vollkommen niedergelassen werden konnte, in welchem Falle ein Zusammentreffen des Sturzes mit der Brücke die ganze Vorrichtung zurückwarf und zertrümmerte. Um diese Uebelstände zu vermeiden, wurde eine ähnliche Brücke, wie die oben beschriebene, vor die Walzen gelegt und beide Brücken durch Dampfkraft zu gleicher Zeit gehoben und gesenkt. Diese Vorrichtung machte es möglich, die Stürze in einer Hitze zur Breite der Vieche vorzustrecken und in einer zweiten dieselben fertig zu walzen. Siehe Fig. 13, welche die Verbindung der beiden Brücken mit dem Walzwerke, und Fig. 14, welche eine Brücke im Grundriß darstellt. Hieran schließend, will ich ein im nördlichen Frankreich befolgtes Verfahren erwähnen, wo beim Walzen von Faconeisen Versuche gemacht sind, durch eine vor- und rückwärtsgehende Bewegung der Walzen das Heben der Walzstücke über die Oberwalze und das dadurch bedingte Leergehen derselben zu vermeiden. Die Beschreibung und Zeichnung dieses Verfahrens ist im „Neuen Schauplatz der Künste und Handwerke CCXL. Bd., Seite 279“ zu finden. Bei der großen Geschwindigkeit von 40, 60, auch 80 Umdrehungen in der Minute, bei welcher die verschiedenen Sorten Faconeisen gewalzt werden müssen, kamen bei der complicirten Uebertragung der Kraft öfter Spindel-, Muffen- und Zahnbrüche vor, so daß nur schmiedeeiserne Räder den Zweck einigermaßen erfüllten. Bei den Blechwalzwerken hoffte man durch Anwendung der Vorrichtung einen günstigeren Erfolg zu erzielen, da beim Kesselblechwalzen nur 25 Umdrehungen in der Minute ausreichend sind. Aber auch hier wurden die Stöße beim Einführen großer Stürze zwischen die Walzen so bedeutend, daß Brüche gar nicht zu vermeiden waren und das Kuppelungsgetriebe der Unterwalze direct mit der Schwungradswelle wieder verbunden werden mußte. Ad b) Die Umdrehung beider Stellschrauben beim Blechwalzwerk zum Niederdrücken der Oberwalze gegen die Unterwalze geschah im Anfange mittelst Schlüssel durch zwei geschickte Arbeiter, welche nur bei der größten Sorgfalt eine Parallelstellung der Walzen erzielen konnten. Weniger geübte oder unachtsame Arbeiter veranlaßten bei einer zu starken oder nicht parallelen Walzenstellung Brüche. Um dieses abzuändern, kuppelte man die beiden Schlüssel in gleichen Abständen von der Schraubenachse durch eine Eisenstange, deren Länge der Entfernung der beiden Stellschraubenachsen gleich war. Die Verrückung der einen Seite des hierdurch entstandenen Parallellogrammes hatte eine gleiche Bewegung der anderen Seite und deßhalb eine Zahnumdrehung des einen Stellrades eine gleiche des anderen zur Folge. Siehe Fig. 17, den Grundriß des Blechwalzwerkes. Durch diese einfache Vorrichtung braucht nur ein Arbeiter seine Aufmerksamkeit auf die nöthigen Zahnumdrehungen beim Sturzvorstrecken und Blechauswalzen zu richten. Ebenso veranlaßte diese Vereinfachung eine für die Praxis wichtige Selbständigkeit und größere Verantwortlichkeit der Arbeiter, welche eine genaue Controle unnöthig machte. Von anderen Methoden von Walzenstellungen führe ich noch die Stellschraubenbewegung von Krupp und Kurtz an. Bei ersterer geschieht die Drehung der Schrauben ebenfalls durch Räder, denen durch eine Schraube ohne Ende eine gleichmäßige Bewegung ertheilt wird. Bei letzterer Methode geschieht das Umdrehen der auf den Stellschrauben festgekeilten Räder durch ein dazwischen liegendes Rad. Auf demselben Werke, wo ich obige Verbesserungen kennen lernte, sah ich eine zweckmäßige Verbindung der Walzenständer mit den Sohlplatten beim Feineisentrain. Die schweren Ständer des Luppen- und Grobeisenwalzwerkes sind gewöhnlich zwischen die Klauen der Sohlplatten festgekeilt, welche letztere wiederum mit einem starken Schwellwerke oder Sandsteinfundament durch Schrauben verbunden sind. Die Ständer erlangen dadurch eine größere Stabilität und es entsteht daraus der Vortheil, daß dieselben mit Leichtigkeit einander genähert oder von einander entfernt werden können, welches bei einer nicht gleichen Länge verschiedener Walzenpaare eine unerläßliche Bedingung ist. Bei den leichten Ständern des Feineisentrams ist eine bloße Festteilung derselben gegen die Klauen der Sohlplatten nicht ausreichend, und man hat sie deßhalb bei Holzfundamenten durch Schrauben, welche durch die Sohlplatten gehen, mit dem oberen Holzlager verbinden müssen. Bei der allgemeinen Einführung der Sandsteinfundamente mußten Ständer und Sohlplatten mittelst ganz durch das Fundament gehender Schrauben befestigt werden. Dieses Verfahren erforderte viel Zeit zum Lochen der verschiedenen Sandsteine und gleiche Länge der Walzenpaare, da die Ständer auf der Sohlplatte nicht hin- und hergerückt werden konnten. Diese Schattenseiten wurden durch eine Veränderung der Sohlplatten umgangen. In Fig. 15 ist die Befestigung des Ständers auf der Sohlplatte im Aufriß, in Fig. 16 der Grundriß letzterer dargestellt. In beiden Figuren bedeuten a, a. zwei Leisten, die mit der Sohlplatte gegossen sind und einen Schlitz von dem Querschnitte, wie b in Fig. 15 zeigt, freilassen. Derselbe Buchstabe in gleicher Figur bezeichnet den Querschnitt des Kopfes der Schraube c, welche durch den Fuß des Walzenständers gehend, vermittelst einer Schraubenmutter den Ständer fest mit der Sohlplatte verbindet. Durch Lösen der Muttern ist das Verschieben der Ständer auf der Sohlplatte leicht zu bewerkstelligen.

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