Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. , S. 155
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Miscellen. Miscellen. Ueber die Darstellung der Aluminiumbronze nach Benzon's Verfahren. Ueber das in England patentirte Verfahren von Benzon, Thonerde durch Kohle in Gegenwart von Kupfer zu reduciren (polytechn. Journal Bd. CLIII S. 356), wurden controlirende Versuche im technischen Laboratorium des Polytechnicums in Zürich ausgeführt. Es haben die Polytechniker HHrn. Meyer und Semper, unabhängig von einander, Mischungen wie sie Benzon vorschreibt, nämlich von Kupferoxyd, Thonerde, Thierkohle und etwas metallischem Kupfer gemacht und starker Erhitzung ausgesetzt. In beiden Fällen war das erhaltene Kupfer zu Kugeln zusammengeschmolzen. Was höhere und langer dauernde Erhitzung nutzen soll, als die, welche nöthig ist um Kupfer zu schmelzen ist nicht einzusehen. Das geschmolzene Metall am Boden des Tiegels kann doch wohl keine weitere Wirkung auf die zwischen die Kohle eingelagerte Thonerde ausüben, und wir halten es für hinlänglich durch altere Versuche festgestellt, daß die Entziehung des Sauerstoffs aus der Thonerde auf diesem Wege nicht erreichbar sey. Das Kupfer wurde aufgelöst und auf Thonerde geprüft; es zeigte sich in einem Falle daß dasselbe gar keine Thonerde enthielt, im andern Falle fand sich eine unwägbare Menge weißer Flocken durch Zusatz von kohlensaurem Ammoniak in der Flüssigkeit, aus der vorher das Kupfer und Eisen abgeschieden waren. Von der Darstellung der Aluminiumbronze auf diesem Wege muß wohl abstrahier werden; bei der Schmelzhitze des Kupfers erfolgt die Reduction des Aluminiums nicht. Ob es möglich sey, in der angegebenen Weise constant zusammengesetzte Legirungen von Eisen und Aluminium zu erzeugen, bedarf auch näherer Prüfung. Dr. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1860, Bd. V S. 16) Wiederholte Versuche, welche nach Benzon's Verfahren zur Darstellung der Aluminiumbronze im Laboratorium der kgl. polytechnischen Schule und der kgl. Geschütz-Gießanstalt in Augsburg angestellt wurden, ergaben dasselbe Resultat; das geschmolzene Kupfer am Boden des Tiegels lieferte beim Auflösen entweder gar keine Thonerde, oder nur Spuren von solcher. Die Redaction. Verfahren zum Reinigen des peruanischen Zinnes; von Phillips. Aus Peru kommen beträchtliche Quantitäten Zinn nach England. Dasselbe ist zum Theil von mittelmäßiger Qualität und hat dann beiläufig den Preis der geringeren Sorten englischen Zinnes. Oft enthält aber das Metall so viel Wolfram, Arsenik und Blei, daß es für die meisten Zwecke, wozu das gewöhnliche Zinn benutzt wird, ganz unbrauchbar ist. Von diesem unreinen Metall kostet die Tonne beiläufig 492 Francs weniger als das Zinn von gewöhnlicher Reinheit. Hr. Phillips ermittelte zum Reinigen dieses Metalls folgendes Verfahren: Das unreine Zinn wird in einem eisernen Kessel geschmolzen, dann granulirt, indem man es in kaltes Wasser fallen läßt. Das granulirte Zinn wird mit Salzsäure behandelt, indem man besorgt ist, daß stets überschüssiges Zinn vorhanden ist; dabei löst sich das Zinn als Zinnchlorür auf, während alles Wolfram, die Hauptunreinigkeit dieses Metalls, am Boden des Gefäßes als schwarzes Pulver zurückbleibt. Die klare Auflösung wird in ein anderes Gefäß abgegossen, welches eine kleine Menge desselben granulirten Zinnes enthält; dieses fällt als schwarzes Pulver die Spuren von Arsenik und Antimon, welche sich mit dem während der Auflösung des Zinnes entbundenen Wasserstoff nicht verbunden haben. Sollte ein wenig Blei vorhanden seyn, so fällt man es gleichzeitig durch Zusatz von Zinkvitriol oder Schwefelsäure. Aus der so hergestellten klaren Auflösung erhält man das Zinn in metallischem und ganz reinem Zustande durch Hineinstellen von Zinktafeln, während sich eine Auflösung von reinem Chlorzink bildet. Das gefällte schwammige Zinn wird gut ausgewaschen zuerst in verdünnter Salzsäure, und hernach in Wasser. Man schmelzt es in einem eisernen Kessel, und gießt es zu Blöcken. Die bei der Fällung des Zinnes durch das metallische Zink erhaltene Auflösung von Chlorzink zersetzt man durch Sieden mit Kalkmilch. Der angewandte Kalk muß eisenfrei seyn. Das so gefällte Zinkoxyd hat als Oelfarbe nicht die Eigenschaft gut zu decken, man kann ihm dieselbe aber in hohem Grade ertheilen, wenn man es in einem besondern Ofen zum Rothglühen erhitzt. (Revue universelle des mines et des arts etc., März 1860, S. 84.) Daxenberger'scher Bier-Kühlapparat. Die bisherigen Vorrichtungen zum Abkühlen der gehopften Bierwürze, gewöhnlich Eisapparate genannt, haben noch nicht den Grad der Vollkommenheit erreicht, welchen eine rationelle Technik der Bierbrauerei anstrebt. Dieses wohl erkennend haben die HHrn J. Daxenberger und Sohn in München einen solchen Apparat construirt, welcher vielversprechend ist, und worauf dieselben auch bereits unterm 29. Januar l. Js. ein Privilegium für das Königreich Bayern erhalten haben. Dieser Apparat hat die Einrichtung, daß der in Röhren ablaufenden 40 bis 50° R. warmen Brauflüssigkeit kaltes Wasser entgegenströmt, welches derselben die Wärme entzieht, so daß warmes Bier und kaltes Wasser gegen einander laufen und kaltes Bier und warmes Wasser aus den Abflußröhren erhalten werden. Das Kühlen geht unter allen Temperatur-Verhältnissen sehr rasch von Statten, indem mittelst eines solchen Apparates in einer Stunde 60–80 Eimer Bier bis zu 5° R. abgekühlt werden können. Der Wasserverbrauch ist verhältnißmäßig gering; denn bei 18–21° Wärme sind auf den Eimer Bier 40–45 Maaß eiskaltes Wasser erforderlich. Bei höherer Temperatur steigert sich auch der Wasserverbrauch. Die Reinigung des Apparates wird mit einer Bürste bewerkstelliget, die eine Pumpe durch denselben treibt. Ebenso ist für das Entleeren des Bieres und des Wassers gesorgt welches im Apparate stehen bleibt. Bei Einem der Versuche in der G. Pschorr'schen Brauerei am 11. April l. Is., welchem Hr. Prof. Dr. Kaiser und einige HHrn. Bierbrauer anwohnten, fand dieser Apparat volle Anerkennung um so mehr, als derselbe verhältnißmäßig von geringem Umfange ist, also keine großen Räumlichkeiten zur Aufstellung erfordert, und in seiner Ausführung nicht übermäßige Kosten veranlaßt, so wie den wesentlichen Vortheil gewahrt, daß zur Abkühlung nach obigen Verhältnissen von 21° auf 5° um die Hälfte weniger Eis erforderlich ist, als bei dem gegenwärtig üblichen Verfahren. Ueber die Bereitung und Eigenschaften des Pergamentpapiers; von Dr. H. Reinsch. Seit einiger Zeit habe ich wiederholt Gelegenheit gehabt, das Pergamentpapier darzustellen, und muß bemerken, daß dessen Darstellung immer gelingt, wenn man nach der bekannten (im polytechn. Journal Bd. CLV S. 388 mitgetheilten) Methode verfährt. Das schlechteste Druckpapier, ebenso gut wie bereits bedruckte Papiere, z.B. alte Zeitungen, lassen sich durch Eintauchen in die mit ihrem halben Volumen Wasser verdünnte Schwefelsäure in die zäheste pergamentartige Masse umwandeln. Wenn das Papier nach dem sorgfältigen Auswaschen mit Wasser getrocknet werden soll, so muß man es noch feucht auf Walzen aufwickeln und etwas anspannen, weil es sonst runzelig wird. Sehr starkes ungeleimtes Papier, so wie es zu Kupferstich verwendet wird, läßt sich durch die Behandlung mit Säure nicht in Pergamentpapier verwandeln, nur die Oberfläche des Papiers wird umgewandelt, während die innere Schichte fast unverändert bleibt, dieses Papier wird deßhalb auch nicht durchscheinend und erhält keine große Zähigkeit. Will man dickeres Pergamentpapier machen, so verfährt man auf folgende Weise: man zieht einen Bogen Druckpapier durch die Säure, läßt abtropfen, breitet ihn auf eine Glasplatte aus und breitet nun mit gehöriger Vorsicht, so daß keine Blasen entstehen, einen andern mit Säure behandelten Bogen auf den ersten Bogen auf; hierauf zieht man einen geraden starken Glasstab über die über einander gelegten Bögen, wodurch sie genau an einander gedrückt werden und die überflüssige Säure ausgepreßt wird. Der vereinigte Bogen wird nun vorsichtig von der Glasplatte abgezogen und in Wasser getaucht; man muß ihn aber, um alle Säure zu entfernen, mehrere Tage in Wasser liegen lassen. Nach dem Trocknen sind die beiden Bögen so fest mit einander vereinigt, daß sie ein untrennbares Ganze bilden. Es versteht sich wohl von selbst, daß sich auf diese Weise beliebig dicke Platten von Pergamentpapier werden anfertigen lassen, und es erscheint nicht unwahrscheinlich, daß sich solche Platten zu manchen Arbeiten anstatt Elfenbein oder Horn gebrauchen lassen werden, weil diese die Zähigkeit von Horn besitzen und auch Politur annehmen; ich brauche kaum hinzuzufügen, daß sick diese Masse im feuchten Zustande auch zu Basreliefs durch Pressen wird anwenden lassen. Das Pergamentpapier eignet sich insbesondere auch zur Verschließung von Gläsern, welche weingeisthaltige Flüssigkeit enthalten; ich habe ein weites Zuckerglas zur Hälfte mit starkem Weingeist angefüllt und hierauf mit feuchtem Pergamentpapier zugebunden, nach dem Trocknen schloß es sich gerade so fest und straff an, wie eine Schweinsblase. Nachdem dieses Gefäß 3 Wochen lang in einem warmen Zimmer gestanden hatte, war nur sehr wenig Weingeist verdampft und derselbe hatte durchaus nicht an Stärke verloren, sondern hatte im Gegentheil um 1/2 Proc. an Starke zugenommen, da durch das Papier, ähnlich wie durch Blase, der Wasserdampf leichter als Weingeistdampf entweicht. Bereits sind Versuche gemacht worden das Pergamentpapier anstatt des Papiers aus thierischer Faser in der Goldschlägerei anzuwenden, welche Versuche dessen Anwendung für diesen Zweck in Aussicht stellen. Bezüglich der Anwendung des Pergamentpapiers zu Banknoten oder Werthpapieren will ich noch bemerken, daß aus bedrucktem Papier, welches in Pergamentpapier verwandelt worden ist, die Buchstaben nicht mehr, selbst nicht durch Radiren, ohne vollkommene Zerstörung der Papiermasse vertilgt werden können. (Bayerische Gewerbezeitung, 1860, Nr. 8.) Vergleichende Versuche über den Werth verschiedener Salze, um feine Gewebe unentflammbar zu machen; von Versmann und Oppenheim. Unter diesem Titel erschien bei Trübner und Comp. in London eine Broschüre. Die Verfasser kommen in Folge sehr zahlreicher, mit allen möglichen Salzen angestellten kritischen Versuche zu folgenden Resultaten: 1) Von allen bis jetzt vorgeschlagenen Salzen ist das schwefelsaure Ammoniak das empfehlenswertheste. Eine Lösung, welche 7 Proc. Krystalle oder 6,2 Proc. wasserfreies Salz enthält, macht Mousselin unentflammbar, wenn derselbe in die Flüssigkeit eingetaucht, ausgedrückt (nicht ausgerungen) und getrocknet wird. Das Salz wirkte selbst bei halbjähriger Aufbewahrung weder auf das Gewebe, noch auf die Farben nachtheillg ein. Nur Zeuge, welche mit Krapppurpur bedruckt sind, erfordern besondere Vorsicht in der Behandlung; dieselben müssen nämlich bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet, können dann aber ohne Schaden einer höheren ausgesetzt werden. 2) Alle bisher angewandten Salze, auch das schwefelsaure Ammoniak, haben die schlimme Eigenschaft, daß die mit denselben behandelten Zeuge das Bügeleisen nicht vertragen. Einige Salze greifen das Eisen an und bedingen die Bildung von Rostflecken, andere wirken in der zum Bügeln nöthigen Hitze auf die Fasern ein und zerstören dieselben ganz oder theilweise. – Unter den neuen von den Verfassern angewandten Substanzen zeigte sich nur das wolframsaure Natron frei von diesen Fehlern und sie empfehlen daher dieses Salz vor allen anderen den Wäscherinnen zum Gebrauche. Eine allen Anforderungen entsprechende Lösung wird erhalten, wenn man eine neutrale Lösung des Salzes auf 19° Baumé (1,14 spec. Gew.) verdünnt und in dieser 3 Proc. ihres Gewichts phosphorsaures Natron auflöst. Die Gegenwart des phosphorsauren Salzes verhindert das Auskrystallisiren von schwerlöslichem saurem wolframsaurem Salze. Die Fixirung unlöslicher, die Entflammbarkeit verhindernder Substanzen auf feinen Geweben wollte den Verfassern nicht gelingen. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1860 S. 240.) Die organische Base in den Blättern der Cocapflanze. Wichtige chemische Untersuchungen, welche, eben durch Pros Wöhler in Göttingen mit den Blättern der Cocapflanze (Erythroxylon Coca) angestellt werden, verdanken wir indirect der österreichischen Novara-Expedition. Der berühmte Göttinger Chemiker hatte nämlich kurz vor der Abreise sich an die Naturforscher der „Novara“ mit dem Ersuchen gewendet, ihm eine zu gründlichen Untersuchungen hinreichende Quantität getrockneter Blätter dieser merkwürdigen Pflanze mitbringen zu wollen. Die Expedition selbst wurde zwar durch die zu jener Zeit herrschenden kriegerischen Verhältnisse verhindert Peru zu besuchen. Doch ließ sich's einer der Novara-Reisenden, Dr. Scherzer, welcher die Heimreise von Valparaiso über den Isthmus von Panama und Westindien ausführte, angelegen seyn die Wünsche des Göttinger Gelehrten zu befriedigen, und brachte fast einen 1/2 Centner Cocablätter mit, wovon gegen 30 Pfund im Sept. v. J. an Prof. Wöhler gesandt wurden. Seither sind durch Wöhlers Assistenten am k. Laboratorium, Hrn. Niemann, damit Untersuchungen angestellt worden, und es ist diesem eifrigen und geschickten Chemiker in der That gelungen in der Coca eine eigenthümliche krystallisirbare organische Base zu entdecken, welcher derselbe nach dem üblichen Sprachgebrauch den Namen Cocain beigelegt hat. Zwar ist dessen Zusammensetzung noch nicht sicher ausgemittelt, und es sind über die Art seiner physiologischen Wirkungen noch nicht die beabsichtigten Beobachtungen an Thieren und Menschen gemacht, so wie die übrigen Bestandtheile der Pflanze, worunter sich eine eigenthümliche Gerbsäure zu befinden scheint, noch nicht näher untersucht; allein schon jetzt ist große Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß die Coca zu wichtigen medicinischen Anwendungen berufen seyn, und im Handel wie in der Heilwissenschaft noch eine bedeutende Rolle spielen dürfte. Das Cocain krystallisirt in farb- und geruchlosen kleinen Prismen. In Wasser ist es schwer, in Alkohol leichter, und sehr leicht in Aether löslich. Seine Auflösung reagirt stark alkalisch, und besitzt einen eigenen bitterlichen Geschmack. Dabei übt es auf die Zungennerven die merkwürdige Wirkung aus, daß die Berührungsstelle nach wenigen Augenblicken wie betäubt, fast gefühllos wird. Es schmilzt schon bei 98° C., und erstarrt dann wieder strahlig krystallinisch. Stärker erhitzt färbt es sich erst röthlich, und zersetzt sich dann unter Entwickelung eines ammoniakalischen Geruchs. Nur ein sehr kleiner Theil scheint sich dabei unzersetzt zu verflüchtigen. Auf Platinblech erhitzt, verbrennt es mit leuchtender Flamme ohne Rückstand. Das Cocain neutralisirt die Säuren vollständig, indessen scheinen die meisten Salze nicht leicht zu krystallisiren, sondern lange in amorphem Zustande zu verharren. (Beilage zu Nr. 107 der Allg. Zeitung, 16. April 1860.) Ueber Reindarstellung des Benzols aus käuflicher sogenannter Steinkohlen-Naphtha. Nach A. H. Church (Chem. News 31. Decbr. 1859) wird käufliches gereinigtes Benzol in einem kleinen Ueberschuß von rauchender Schwefelsäure in der Wärme gelöst, die Lösung einige Zeit auf dem Wasserbade erhitzt, sodann abgekühlt, mit Wasser verdünnt, mit Ammoniak schwach übersättigt und im Wasserbade zur Trockne verdampft. Die trockne Masse wird dann mit Alkohol ausgekocht, der schwefelsaures Ammoniak zurückläßt und schwefligsaures Phenylammonium löst. Dieses letztere liefert bei der trocknen Destillation Benzol, welches nach Behandlung mit starker Kalilauge und Rectification über Kalihydrat ganz rein ist. Dasselbe siedet bei 80,8° C., riecht angenehm und ist kaum von dem aus benzoësaurem Kalk erhaltenen Producte zu unterscheiden. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1860 S. 144.) Ueber die Anwendbarkeit der Roßkastanienstärke zum Verdicken der Farben und zum Appretiren; von Schäffer in Mülhausen. Thibierge und Romilly fabriciren in einer Fabrik bei Paris Roßkastanienstärke in ziemlich beträchtlicher Quantität Schäffer hat im Auftrage der Mülhausener industriellen Gesellschaft mit dieser Stärke einige Versuche angestellt, deren Ergebnisse wir hier mittheilen. Die Stärke ist vollkommen weiß und sehr rein. Sie liefert beim Erhitzen mit Wasser ein Verdickungsmittel, welches durchscheinender ist, als das aus Weizen- oder Kartoffelstärke bereitete, aber den Uebelstand darbietet, schneller dünn zu werden. Die Versuche ergaben, daß die Roßkastanienstärke zum Verdicken der Farben nicht anwendbar ist, weder für den Walzen-, noch für den Handdruck. Die mit ihr verdickten Farben hatten nicht die nöthige Consistenz, man konnte keinen scharfen Druck mit ihnen ausführen, und die Farben waren sehr geneigt, auszulaufen und dünn zu werden, namentlich die verdickte essigsaure Thonerde. Schäffer wendete die Roßkastanienstärke ferner versuchsweise zum Appretiren von Geweben (Jaconet und Organdy) an, indem er die Stärkemischung je nach der Qualität des Gewebes aus 40 bis 60 Grm. Roßkastanienstärke per Liter Wasser machte; er gelangte hiebei zu einem günstigen Ergebniß und überzeugte sich, daß man beim Appretiren des bedruckten Kattuns und der gebleichten Baumwollenwaaren die Kartoffel- und Weizenstärke durch Roßkastanienstärke vollständig ersetzen könne. Die mit letzterer Stärke appretirten Waaren bieten sogar den Vorzug dar, daß sie einen weicheren Griff haben und auf dem Lager sich nicht verändern, wie es sonst zuweilen vorkommt. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, Nr. 149; württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 19.) Ueber das Schwarzfärben der Perlmutter. Zu verschiedenen Gegenständen, hauptsächlich zu Knöpfen wird in neuerer Zeit eine sehr große Menge von schwarzer Perlmutter verarbeitet; da diese aber selten ist, so hat man gelernt, weiße und ziemlich werthlose gelbe Perlmutter zu beizen. Es gelingt dieß nur mit Silbersalz, und zwar am besten mit einer Mischung von Chlorsilber und salpetersaurem Silberoxyd, indem man die fertigen Knöpfe in eine ziemlich concentrirte Lösung von Höllenstein etwa 12 Stunden einlegt, auf einem großen Glastrichter oder einer umgekehrten großen Flasche mit engem Halse, deren Boden abgesprengt worden ist, gut abtropfen läßt, mit etwas destillirtem (oder Regen-) Wasser mehrmals abspült, mit einer Kochsalzlösung übergießt, die in 1 Pfund Wasser 1/4, Loth Kochsalz enthält, und mindestens 1 Stunde stehen läßt. Darauf wäscht man die Knöpfe mit viel Regenwasser, läßt dasselbe gut ablaufen, übergießt sie nochmals mit einer sehr verdünnten Lösung von Höllenstein, wozu die letzten Abwaschwasser von der ersten Operation dienen, und setzt sie, so befeuchtet, dem Sonnenlichte oder einige Stunden dem directen Tageslichte aus. Dann wäscht man sie ab und polirt fertig. Man hat wohl auch empfohlen, ammoniakalische Lösungen von Chlorsilber oder salpetersaurem Silberoxyd anzuwenden, erhält aber keine so guten Resultate. Es ist gerade der geringe Antheil salpetersauren Silberoxyds neben dem Chlorsilber, welches die Schwärzung wie bei den Photographien sehr befördert. (Handwörterbuch der rein und angewandten Chemie, Bd. VII S. 402.) Eine Gutta-percha-Composition von besonderer Härte und Dauerhaftigkeit. Vor Kurzem hatten wir Gelegenheit, ein Gutachten über die Güte einer zu Messer- und Gabelheften verarbeiteten Composition abzugeben, welche die größte Beachtung verdient. Dieselbe ist tief schwarz, zeigt sehr große Härte und nimmt die höchste Politur an; weder Druck, Stoß, Wurf oder Temperaturveränderung üben einen Einfluß auf dieselbe aus. Beim Kochen in Wasser, in schwachen Säuren und in kohlensauren alkalischen Laugen blieb sie unverändert glänzend und hart. Die Fabricate waren aus der Fabrik von Rob. und Heinrich Böcker in Remscheid, und sollen daselbst aus einer, aus Amerika eingeführten Masse angefertigt werden, welche man bisher vergebens versucht hat nachzumachen. Die starke Elektricität, welche die Hefte beim Reiben entwickeln, wodurch sie dann leichte Körper wie Zündhölzer, Papierkügelchen mit Leichtigkeit anziehen, setzt ihre Gutta-percha-Natur außer Zweifel. Es scheint uns nach allen vorgenommenen Proben nicht zweifelhaft, daß diese vortreffliche Composition sehr bald in chemischen Laboratorien, in Künsten und Gewerben ausgebreitete Verwendung und Verbreitung finden wird. L. Benützung der Erdwärme mittelst Drainirung. In dem Garten des Geometers Franz in Ilshofen ist die Erdwärme auf eine eigenthümliche Weise zur Durchwinterung empfindlicher Pflanzen benützt, so daß die Sache einer Veröffentlichung nicht unwerth erscheint. Das betreffende Grundstück ist auf etwa 4 Fuß Tiefe drainirt. Nun ist ein viereckiger Breterkasten in der Art in den Boden eingelassen, daß ein Drainstrang in ihn mündet. Es ist klar, daß die Erdwärme des Grundstücks, wie sie sich bei 4 Fuß Tiefe vorfindet, durch die Röhre in den von oben erkälteten Kasten strömt, resp. sich auszugleichen strebt, und da sämmtliche Drainstränge durch einen Kopfdrain mit einander verbunden sind, so ist zu dieser Speisung des Kastens ein nicht unbedeutendes Quantum an Wärme vorräthig. Der Kasten ist oben mit einem Glasfenster geschlossen, welches, je nach dem Temperaturgrade der äußeren Luft, mehr oder weniger gelüftet werden muß. In dem abgelaufenen milden Winter war das völlige Schließen desselben nur nöthig, als im December das Thermometer mehrere Tage hintereinander auf – 12 bis 16° R. fiel; die ganze übrige Zeit konnte der Kasten theilweise offen bleiben und die Pflanzen befanden sich in der frischen, feuchten Luft augenscheinlich in ganz behaglichem Zustande. Ein völliges Schließen des Fensters bei milderer Witterung verursacht eine zu große Erwärmung, ein übermäßiges Schwitzen der Pflanzen und ein Vergeilen derselben. Die ganze Einrichtung ist so einfach und ergibt sich so ganz von selbst, daß es unnöthig erscheint, etwas Weiteres darüber zu sagen. Jettinger. (Württemb. Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 1860, Nr. 14.) Die Erhaltung der Kartoffeln. Bekanntlich enthält jeder größere Haufen Kartoffeln, je nachdem sie eingebracht werden, mehr oder weniger Feuchtigkeit, welche die Kartoffeln naßfaul und dadurch meist unbrauchbar macht. Dieser Uebelstand wird dadurch leicht beseitigt, daß man die Kartoffeln ebnet und mit einer 6'' hohen Schichte Stroh bedeckt. Nach 6 bis 8 Tagen ist das Stroh ganz naß; man nimmt es ab und bedeckt die Kartoffeln mit einer trockenen frischen Lage Stroh und erneuert dieß so lange, bis diese Strohbedeckung ganz trocken bleibt. – Um die Kartoffeln im Frühjahr, wo sie gewöhnlich zu keimen beginnen und dadurch einen seifenartigen Geschmack annehmen, schmackhaft zu erhalten, schneidet man vor dem Kochen von einer jeden ein Stückchen ab. Der unangenehme Saft und Geschmack der Kartoffel dringt dann beim Kochen an dieser Stelle heraus, an welcher sich während des Kochens eine hornartige Haut bildet; die Kartoffel selbst bleibt schmackhaft und mehlig. Das abgeschnittene Stückchen wird als Viehfutter oder später als Samen benützt. Um die bei jeder Mahlzeit übrig bleibenden Kartoffeln auch für die Folge nutzbar zu machen, werden dieselben geschält und mit etwas Wasser in Brei verwandelt, welchem auf 1 Pfd. Kartoffeln 1/4 Pfd. Mehl zugesetzt wird. Aus dieser Masse wird ein steifer Teig bereitet, derselbe zu dünnen Kuchen ausgetrieben und in Streifen zerschnitten, welche auf Papier auf dem Ofen getrocknet werden. Dieser vorzügliche Nahrungsstoff läßt sich jahrelang aufbewahren und gibt mit Milch. Fleischbrühe, Wein oder Bier gekocht eine wohlschmeckende Suppe, in Salzwasser gekocht und mit Butter und Käse angerichtet, ein den italienischen Macaroni nicht nachstehendes Gericht. Auch kann man diese getrockneten Bandnudeln mahlen lassen und erhält daraus ein gelbliches, zu dem feinsten Gebäcke geeignetes Mehl. (Artus' Vierteljahresschrift für technische Chemie etc.)