Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 156, Jahrgang 1860, Nr. , S. 460
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Miscellen. Miscellen. Ueber die hauptsächlichsten Ursachen von Dampfkesselbrüchen und Explosionen. In der Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen im Monat Februar d. J. hielt Hr. Maschinenbauer Hoppe in Berlin einen Vortrag über die hauptsächlichsten Ursachen von Dampfkesselbrüchen und Explosionen, namentlich bei Kesseln mit geraden Böden Nach der Darstellung des Vortragenden haben bei dieser Gattung von Kesseln die Eckeisen am meisten zu leiden Durch die elastische Nachgiebigkeit der flachen Böden sind die Eckeisen – indem sie bei stärkerem Dampfdruck nach einem stumpfwinkeligen Profil, bei nachgelassenem Dampfdruck aber in das normale rechtwinkelige Profil aus- und resp. zurückgebogen werden – einer, das Material über seine Elasticitätsgrenze hinaus in Anspruch nehmenden Formveränderung ausgesetzt, welche bei andauernder Wiederholung eine Zerstörung der Cohärenz desselben herbeiführt. Die Eckeisen werden nämlich mürbe und bekommen Langrisse, welche sich beim Aufklaffen mit Kesselstein füllen. Indem nun der letztere die rückgängige Biegung der Eckeisen verhindert, vergrößern sich allmählich die Langrisse die im günstigsten Falle die Dichtheit, im ungünstigsten Falle aber die Haltbarkeit des Kessels gefährden. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, empfiehlt der Vortragende eine schräge Verankerung der Böden gegen den Kesselmantel und die für Stehbolzen übliche Vertheilung dieser Anker auf der Bodenfläche. Bei Anwendung dieser Einrichtung sey noch kein Kesselboden losgerissen. Als eine andere Veranlassung zu Explosionen bezeichnet Hr. Hoppe die Anhäufung von Schlamm, welcher zwar in der Regel durch die Wallung im Wasser suspendirt erhalten wird und dann selbst bei beträchtlicher Ansammlung ganz gefahrlos erscheint, jedoch beim Aufhören dieser Wallung sinkt und sich auf dem Kesselboden sammelt. Wird z.B. während der Mittagszeit das Dampfrohr gesperrt, die Heizthür geöffnet und das Feuer so schwach gehalten, daß sich nur dasjenige Volumen Dampf wieder erzeugt, welches durch Abkühlung an der oberen Kesselfläche condensirt wird, so genügt diese Dampfbildung nicht, um den Schlamm zu heben. Derselbe bleibt in diesem Falle auf dem Boden liegen, und es bildet derselbe dort, indem er allmählich austrocknet, eine starke Kruste, welche, da sie das Kesselwasser außer Berührung mit dem Kesselboden setzt, ein Glühen des letztern veranlaßt. Wird nun beim Wiederbeginn der Arbeit die Heizthür geschlossen und die Kesselfeuerung frisch beschickt, so bilden sich in Folge der gesteigerten Wärmeentwickelung in der Schlammkruste Risse, diese setzen das Kesselwasser mit den glühenden Kessel blechen in Verbindung, und treten alsdann die bekannten Explosionserscheinungen ein. Von Hrn. Geheimen Regierungsrath Wedding wurde bei dieser Gelegenheit an die früheren Versuche erinnert, Vorrichtungen in den Kesseln anzubringen, die den Schlamm beseitigen, namentlich die der Schale mit dem Rohr, durch welches beim Aufkochen des Wassers der Schlamm abgeführt wird; auch von Hrn. Friedländer wurde noch darauf hingewiesen, daß es besser sey, das Wasser durch die bekannten neuen Filtrir-Apparate vor dessen Benutzung von dem Schlamme zu reinigen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen, 1860 S. 25.) Die neuen Silberfunde in Californien. Das allseitige Interesse an den außerordentlichen Entdeckungen von Silber im westlichen Utah veranlaßt uns, darüber nachstehende, zuverlässig erscheinende Nachricht des Mining Journal vom 5. Mai 1860 mitzutheilen. Es nicht zu bezweifeln, daß die dortigen Silbergange enorm reich sind, doch dürften sie vor der Hand durchaus nicht mit Vortheil abgebaut werden können. Denn diese Gegend ist eine Einöde ohne Holz und Wasser, und entbehrt aller Communicationswege. Es ist eine völlig constatirte Thatsache, daß bei Virginia City ein Gang mit Sulphureten und gediegenem Silber auf circa 2000 Fuß Länge mit 18 Zoll Mächtigkeit aufgedeckt und zur Zeit bis 50 Fuß Tiefe untersucht worden ist, wo er nicht nur noch eben so edel, sondern noch überdieß mächtiger als an der Oberfläche ansteht. Ebenso sind die Auffindungen anderer reicher Silbergange in der Nähe des Comstock Claims und sonst, unzweifelhaft und es scheint in der That längs des Westrandes des Utahbassins eine silberreiche Gegend zu liegen, in welcher noch viele Entdeckungen werden gemacht werden Es läßt sich in der Richtung von Nord nach Süd mit wenig Ausbiegung nach Oft und West eine Linie ziehen welche an Black Rock, Virginia City, Mono Lake und den Mohave-Gruben vorbeigeht und diese Localitäten mit den Lagerstätten von Arizona und Mexico verbindet, so daß man längs des Fußes der Sierra Nevada und fast in gleichem Abstande von dem Rücken derselben eine Silberzone annehmen kann, so wie auf der andern Seite eine Goldzone bekannt ist. So lockend dieß Alles klingt, so ist doch nicht zu übersehen, daß die Reise nach Washoe sehr kostspielig und daß dort das Leben doppelt so theuer als in Californien ist, daß wegen Wasser- und Futtermangels kaum Thiere dort zu halten sind und daß in dieser heißen, verdorrten und baumleeren Wüste ein so ermattendes und niederdrückendes Klima herrscht, daß bei Tage kaum gearbeitet werden kann. Zu Wascharbeiten fehlt das Wasser meist ganz und kann auch nicht, wie in Californien, durch Canäle herbeigeführt werden. Auf den langen heißen Sommer folgt ein ziemlich strenger Winter, wo die Wasser einfrieren und die Füße der Bergketten tief mit Schnee bedeckt werden. Dazu kommt gegenwärtig die vollständige Rechtlosigkeit, da die eigentlichen Richter nicht am Orte sind und die Mormonen-Richter keinen Respect genießen, ferner das hohe Spiel und der Mangel an Geld. An manchen Punkten schreitet man aber schon rüstig an die Bildung von Bergwerks-Gesellschaften, z.B. zu Geyserville, wo die Healdsburg-Compagnie mit 17 Antheilen, die von G. Campbell dirigirte Petaluma-Compagnie mit 11 Antheilen, die von Poole dirigirte Empire-Compagnie mit 30 Antheilen, und andere sich begründet und Claims erworben haben. Hr. Taylor aus San Francisco hatte in Virginia-City etwa 1000 Menschen vorgefunden, die sich mit Essen, Schlafen und Wohnen auf sehr einfache Weise behelfen mußten. Der Gang von Comstock ist aber 10 Fuß mächtig, wird in der Tiefe noch mächtiger und gibt 5000 Dollars die Tonne (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1860, Nr. 23.) Positivs auf Papier ohne Silbersalze; vom Herzog von Luynes. 1) Photographisches Papier wird auf einer Seite getränkt auf einem Bade von krystallisirtem salpetersaurem Uran, das in zweifachem Gewichte Wasser gelöst ist und von Chlorgoldlösung, die 10° an Baumé's Aräometer zeigt; beide Lösungen werden zu gleichen Volumtheilen gemischt. Man läßt das Papier im Dunkeln eine Stunde lang trocknen, dann vollständig durch Erwärmen. Man belichtet unter einem negativen Bilde anderthalb Stunden lang. Das Bild zeigt sich braun auf gelbem Grunde; wenn man sodann das Blatt in reinem oder mit Salzsäure angesäuertem Wasser wäscht, erhält das Bild einen etwas ziegelfarbigen Sepiaton. 2) Man legt Papier mit einer Seite auf folgendes Bad: Eisenchloridlösung von 10° Baumé. Goldchloridlösung von derselben Stärke, beide zu gleichem Volumen gemischt Man läßt im Schatten trocknen, dann vollständig durch Wärme. Man belichtet unter einem Negativ 3/4 bis 1 Stunde lang Das Bild erscheint braun. Man wäscht in mit Salzsäure angesäuertem und dann in gewöhnlichem Wasser. 3) Man tränkt Papier auf einer Seite einige Minuten lang auf einem Bade, welches aus Platinchlorid von 10° und Eisenchlorid von 9° Baumé, zu gleichen Volumtheilen gemischt, besteht. Man trocknet im Schatten, dann durch Wärme. Man belichtet unter einem Negativ, 2 bis 3 Stunden lang. Das Bild erscheint weiß auf gelbem Grunde. Das Blatt wird dann auf eine Chlorgoldlösung von 5 bis 6° B. gelegt. Das Bild zeigt sich unmittelbar in schwarzer Farbe. Man wäscht vorerst in mit Salzsäure angesäuertem, dann in gewöhnlichem Wasser. (Horn's photographisches Journal, 1660, Nr. 5.) Kupfervitriol zum Hervorrufen für Glaspositivs; von J. D. Chalmers. Ich will hiermit die Photographen auf die Anwendung des Kupfervitriols zum Entwickeln directer Glaspositivs aufmerksam machen; mit Eisenvitriol gemischt, erzeugt der Kupfervitriol bessere Resultate als ersterer allein, gibt dem Bilde ein schöneres und zarteres Aussehen, besseres Weiß und Schwarz, und eine Oberfläche die beim Auftragen von Farben mit dem Pinsel nicht leicht beschädigt wird. Ich verschaffe mir den Kupfervitriol so rein als möglich (frei von Zinkvitriol), und versuche vorher, ob die Lösung desselben ohne Zusatz von Eisenvitriol (der frei von Oxyd ist) ein Bild gut entwickelt, denn nur im entgegengesetzten Falle mische ich Eisenvitriollösung bei. Der Kupfervitriol allein entwickelt langsamer als Eisenvitriol allein; Kupfervitriol und Eisenvitriol gemischt, wirken jedoch schneller als Eisenvitriol und man hat nicht zu befürchten, bei lange fortgesetzter Hervorrufung einen Schleier zu erhalten. (Horn's photographisches Journal, 1860, Nr. 12.) Darstellung von Transparentbildern auf Collodium. Wir entnehmen der Lumière folgende einfache Methode, um Transparentbilder auf Collodium (sogenannte Amphipositivs) direct in der Camera herzustellen. „Das Silberbad wie gewöhnlich 100 Theile destillirtes Wasser und 7 Theile salpetersaures Silberoxyd. Hierin löst man nach und nach soviel Jodcadmium, als es aufnimmt; das Collodium ist nur mit Jodcadmium jodirt. Man belichtet doppelt so lange, als für ein Negativ erforderlich ist. Das Bild erscheint, mit Pyrogallussäure hervorgerufen, positiv bei durchfallendem Licht, wie die auf Eiweiß copirten Glasstereogramme.“ (Photographisches Archiv, Juni 1860, S. 103.) Ueber die Jacobi'schen Oefen in der Photogen-Fabrik des Anhalt'schen Fabriken-Vereins; von Baurath J. G. Heß in Zeitz. Unter Bezugnahme auf meinen Aufsatz im Jahrgang 1859 dieses Journals, Bd. CLIII S. 380, in welchem über die Ausbeute an Photogen etc. aus dem Stichtorf die Resultate der Untersuchungen mitgetheilt wurden, welche in der Fabrik des Anhalt'schen Fabriken-Vereins angestellt sind, hat der fortgesetzte Betrieb ergeben, daß die Jacobi'schen Oefen in ihren unteren, der Hitze ausgesetzten Theilen zu schwach befunden sind und deßhalb nach einer nicht sehr geraumen Zeit reparaturfähig wurden. Fast gleichzeitig stellte sich die unangenehme Erfahrung heraus, daß die Qualität des Thiessen'schen Torfs eben so wenig durchweg ausreichte als auch das Torflager selbst für einen langen Betrieb nicht reichhaltig genug seyn soll, und man hat sich daher, mangelnder Geldmittel halber, entschlossen die zu verwendenden Maschinen in der chemischen Fabrik zu Roslau zu benützen, und die Photogen-Fabrik gänzlich aufzugeben. Hr. Jacobi hat seit einiger Zeit für Hrn. Wissmann in Bonn einen verbesserten Ofen seiner Construction ausgeführt; doch ist es ihm, eingezogenen Nachrichten zufolge, noch nicht gelungen, denselben für die dortige Blätterkohle mit Nutzen arbeiten zu lassen. Seine Oefen werden gegenwärtig in Rußland durch den Hofrath Hrn. Wasily Schmidt in Anwendung gebracht, und wäre es sehr erwünscht, von dorther zu erfahren, ob sich die Oefen nach ihrer verbesserten Construction für Anwendung von Stichtorf bewähren, da es wohl keinem Zweifel unterliegt, daß für dieses Material, das zumal an Ammoniak sehr reichhaltig ist, die Verbindung des Retorten- mit dem Schachtofen-System die geeignetste und für die Fabrikation in großen Massen praktische Construction seyn dürfte. Die Naphtha und deren Industrie in Ostgalizien; von H. Wachtel, k. k. Oberbergcommissär in Lemberg. Unter den fossilen Harzen kommt in Ostgalizien, so weit bekannt, nur der Bergtheer (ein dunkelgrünliches, dickflüssiges, beinahe undurchsichtiges Fluidum) wirklich eingelagert in einem selbstständigen Gliede der Karpathenformation vor, welches das nächste Hangende (südwestlich) der Salzablagerung bildet, und in größerer oder geringerer Mächtigkeit aus streckenweise mit Bitumen imprägnirten Mergel-, Thon- und Schieferlagern besteht und seinerseits im Hangenden an den Karpathensandstein anschließt. Es ist hier nicht der Ort, eine streng geognostische und wissenschaftliche Beschreibung dieser Gebilde durchzuführen; im Allgemeinen genüge es, den Rayon angedeutet zu haben, innerhalb welchem der Bergtheer in Ostgalizien vorkommt und zu suchen ist, und welcher im Streichen eine von Nordwest gegen Südost, zwischen h. 9–11 ziemlich ununterbrochen fortsetzende gerade Linie einhält, so daß damit auch die Richtung der anzulegenden Schürfe vorgezeichnet erscheint. Unter den übrigen Erdharzen kommt der Rohasphalt und Ozokerit, doch nur stellen- und nesterweise vor, und sind diese beide, sowie der Asphaltsandstein (letzterer eigentlich nichts anderes als ein stark mit Erdtheer imprägnirter Schiefersandstein), Producte der natürlichen trockenen Destillation des Erdtheers, wo diese günstige Bedingungen hiezu vorgefunden hat. Die hierländische Industrie hat sich erst um das Jahr 1853 mit dem großen Werthe dieses Naturproduktes vertraut gemacht, und erhielt den Anstoß hiezu durch den hiesigen Industriellen Robert Doms, der zuerst auf die Möglichkeit aufmerksam wurde, den Bergtheer, der bis dahin nur zu Wagenschmiere oder als ein sehr unvollkommenes Leuchtmaterial u. dgl. in sehr beschränkten Kreisen, von dem ärmsten Landvolke, an Punkten wo ihn der Zufall finden ließ, benützt worden war, durch Abdestillirung der flüchtigsten Bestandtheile, welche die reinste Naphtha bilden, zur Darstellung dieses vortrefflichen und jede andere Art weit übertreffenden Leuchtmittels zu verwenden. Die Benützung desselben fand anfänglich viele, im Vorurtheile begründete Hindernisse, bis es endlich der rationellen Industrie gelang, alle Mängel und namentlich den üblen Geruch zu beseitigen, in Folge dessen der Verbrauch der so dargestellten Naphtha im In- und Auslande sich so vergrößert, daß die Fabrication derselben, daher auch die Gewinnung des Bergtheers, zu einem hochwichtigen Gewerbszweig, an denen bekanntlich Hierlands kein Ueberfluß vorhanden ist, rasch erwuchs) die Naphtha-Fabrication ist, ungeachtet sie sich nur auf einige wenige Orte einschränkt, seit der Zeit von einem ganz unbedeutenden Quantum im vorigen Jahre bis auf 12,000 Ctr. gestiegen, während sie Heuer schon jetzt vielleicht nicht weit von dieser Ziffer entfernt seyn dürfte. Neben der Naphtha erzeugt man durch gesteigerte Destillation des Bergtheers die schwereren Oele, welche unter dem Namen: Mineral- und Solaröl in den Handel kommen. Der dickflüssige theerige Rückstand kann noch auf eine vortreffliche Maschinenschmiere abdestillirt werden, und liefert sodann den Goudron, welcher auf offene Pfannen übersotten, und mit einem gehörigen Antheil von Sand oder Kies gemengt, etwa 15 bis 25 Proc. des gebräuchlichen, Hierlands aber wenig benützten künstlichen Abfalls darstellt. Die aus dem Bergtheer gewonnenen Brennöle sind also die wichtigsten und rentabelsten Educte desselben. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 16) Ueber die Verwendbarkeit der galizischen Erdöle zur Fabrication von Photogen und Solaröl; von Dr. H. Schwarz in Breslau. Die in der österreichischen Zeitschrift für Berg- und HüttenwesenJahrgang 1859, Nr. 18 und 19; Jahrgang 1860, Nr. 7 und 16. mitgetheilten Artikel über das Vorkommen bituminöser Substanzen in Ostgalizien haben mich speciell interessirt Seit mehr als sechs Jahren habe ich mich mit diesen Substanzen theoretisch und praktisch (als früherer Dirigent einer der größten Photogenfabriken) beschäftigt, und in neuester Zeit mehrfach Gelegenheit gefunden gerade mit galizischen Erdölen Versuche anzustellen, worüber ich vielleicht nächstens etwas veröffentliche. Diese Versuche haben mir gezeigt, daß in diesen Substanzen für Galizien ein ungemein wichtiger und ergiebiger Industriezweig sich entwickeln kann, falls derselbe mit Energie, praktischer Erfahrung und wissenschaftlicher Intelligenz in Angriff genommen wird. Die traurigen Erfahrungen, welche bei zahlreichen Theerproductenfabriken Norddeutschlands gemacht worden sind, basiren sich wesentlich darauf, daß man ein zu armes Material zur Rohtheergewinnung benutzte, indem man sich durch den sehr billigen Preis desselben verführen ließ. Ich würde ein Material, das nur 5–6 Proc. Theer erzielt, nicht destilliren, selbst wenn ich es geschenkt bekäme, da hierbei die Destillationskosten zu bedeutend sind, um Gewinn zu lassen. Selbst bei einem Theergehalte von 12 Proc. betragen dieselben fast noch das Doppelte des Rohmaterialpreises. In dieser Beziehung ist nun das galizische Vorkommen dieser Substanzen ungemein begünstigt, indem diese Hauptposition der Kosten fast vollständig wegfallt. Die Proben von bituminösem Gestein, die ich von dort her untersucht, sind so arm, daß an eine Destillation ohnehin nicht zu denken ist. Die Naphtha ist dagegen meiner Ansicht nach durch bergmännisches Aufschließen der Lagerstätte, durch vielfältige Durchörterung des Lagers, um ausgedehnte Absonderungsflächen für das Oel zu schaffen, leicht in größeren Mengen als bisher zu gewinnen. Vor Allem muß festgehalten werden, daß das Erdöl in den theerartigen Massen in welchen es vorkommt, präexistirt, nicht wie bei Bogheadkohle, Braunkohle etc., erst durch Destillation gebildet wird, indem es sich auf das Leichteste durch Aether ausziehen läßt. An der Lagerstätte dürfte daher die Arbeit der Gewinnung allein dem Bergmanne zufallen. Dagegen erscheint es räthlich, an Centralpunkten dieser Reviere größere Fabriksanlagen zur Reinigung des Produktes zu etabliren, die geringe Anlagekosten verlangen und einen sichern Ertrag gewahren würden. In der Provinz Sachsen florirt eine früher auf Braunkohlendestillation eingerichtete Fabrik nur deßhalb, weil sie jetzt sich allein auf die Destillation und Reinigung von Rohtheer beschränkt, den sie zu dem immensen hohen Preise von 5 1/2 Thlr. ankauft. Dieselbe verarbeitet circa 50 Centner desselben per Tag. Ihr größter Verdienst liegt freilich in dem gewonnenen Paraffin, das im galizischen Erdöl nur in geringer Menge vorkommt. Dagegen liefert das galizische Erdöl in gewissen Sorten ein viel leichter zu reinigendes, sehr specifisch leichtes, und in jeder Beziehung ausgezeichnetes Photogen und Solaröl. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 1860, Nr. 21.) Selbstentzündung von Kohks. Es sind Fälle vorgekommen, daß Kohks mehrere Stunden nach dem anscheinend vollständigen Ablöschen durch Wasser, zu voller Gluth entstammten. Dieß ist nach Freitag auf die Weise möglich, daß die mit Schwefeleisen imprägnirten Kohks, welche vielleicht durch Wasser nicht vollständig abgelöscht sind, in einem feuchten Raum aufbewahrt wurden, in welchem kein Luftzug stattfindet. Dabei oxydirt sich das pyrophorische Schwefeleisen und die dabei frei gewordene Wärme theilt sich den nächsten Kohlentheilchen mit, welche sich entzünden und die übrigen Kohks allmählich in Gluth bringen. Am besten verhütet man die Selbstentzündung der Kohks durch Ablöschen mit überschüssigem Wasser und Ausbreiten an der Luft bis zum Erkalten, damit die etwa entstandene Wärme hinweggeführt werden kann. Schwefelkiesreiche Steinkohlen können auf dieselbe Weise in Brand gerathen. (Hornig, Verhandlungen des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1859, Heft 7 und 8.) Farbloser Kautschukfirniß; von Prof. Bolley. Die mir bekannten Vorschriften zur Bereitung von Kautschukfirnissen können nur Producte liefern, die mehr im Sinne wasserdichter Anstriche oder Ueberzüge gebraucht werden können, als daß sie im Stande wären, die Stelle eines zarten Firnisses einzunehmen. Auflösen des Kautschuks unter Erhitzung, oder in Steinkohlentheeröl, oder unter Schmelzung, Versetzen solcher Lösung mit Leinölfirniß, dieß alles sind Verfahrungsarten, die weder farblose noch hinlänglich dünnflüssige Producte liefern können Es wird von verschiedenen Seiten angegeben, daß der Kautschuk in mehreren Flüssigkeiten stark aufquelle und gallertartig werde, ohne sich zu lösen. Es ist mir zweifelhaft, ob eines der Lösungsmittel, die im Gebrauche sind, eine völlig klare und die ganze dargebotene Kautschukmasse aufnehmende Lösung liefere. Die mir zu Gesicht gekommenen Firnisse sind keineswegs vollkommen durchsichtig, auch die dünnen sind etwas trübe. Klare Lösungen lassen sich, wie wenigstens meine, bisherigen, freilich nicht sehr ausgedehnten Erfahrungen mich belehrten, nur herstellen, wenn man darauf verzichtet, die ganze Kautschukmasse in Lösung zu bringen In verschiedenen als Lösungsmittel des Kautschuks bekannten Flüssigkeiten verhält sich derselbe so, daß immer, auch bei Anwendung reichlicher Mengen von Flüssigkeit, braune Flocken bleiben, die sich zerdrücken, zerreiben und fein vertheilen lassen, aber nicht in Auflösung gehen. Die Größe dieses unlöslichen Rückstandes ist, verglichen mit dem aufgelösten Theile, gering, wenn man den zerschnittenen Kautschuk in Schwefelkohlenstoff aufquellen läßt und die Gallerte dann mit Benzol behandelt, worin sie sich zum größeren Theile löst. Die durch ein Tuch gelaufene Lösung kann durch Destillation im Wasserbade von Schwefelkohlenstoff befreit und mit Benzol beliebig verdünnt werden. Sie ist völlig durchsichtig, aber schwach weingelb gefärbt. Weniger, aber eine ganz wasserhelle Lösung erhält man durch Digeriren geschnittenen Kautschuks mit Benzol in gewöhnlicher Temperatur und häufiges Schütteln. Die Gallerte geht zum Theil in Lösung, die Flüssigkeit wird dickflüssiger, als Benzol, sie kann leicht durch Coliren und Absetzenlassen ganz hell gewonnen werden. Das Benzol darf rohes seyn, d.h. ein Gemisch der sogenannten Leuchtöle von der Theerdestillation (sogenanntes „Fleckenwasser“). Wenn es nur farblos ist, so bekommt man eine farblose Lösung. Den ungelösten stockigen Rückstand kann man durch Pressen durch ein starkes Tuch als steif-bräunliche Gallerte, als Klebmittel brauchbar, erhalten. Der Firniß aber läßt sich mit fetten und ätherischen Oelfirnissen mengen. Er hat die angenehme Eigenschaft, sehr schnell zu trocknen und besitzt, wenn er nicht mit Harzfirnissen gemischt wird, keinen Glanz, er ist durchaus nicht spröde und läßt sich in ganz dünnen Schichten aufstreichen. Es ist nicht zu zweifeln, daß er an Licht und Luft unveränderlich sey. So weit ich dessen Eigenschaften jetzt überschaue scheint er mit vortrefflich geeignet zum Ueberziehen von Landkarten oder Kupferstichen, da er die weiße Farbe des Papiers nicht verändert und nicht den unangenehmen Glanz der hiezu gebräuchlichen Harzfirnisse, noch deren Sprödigkeit hat. Zum Fixiren von Kreide- oder Bleistiftzeichnungen ist er jedenfalls ganz tauglich; dieselben widerstehen, nachdem sie damit bestrichen wurden, leichter Reibung in der Mappe oder mit dem Finger sehr gut. Auf ungeleimtes Papier, welches damit bestrichen ist, kann man leicht mit Tinte schreiben. Ohne Zweifel eignet er sich auch gut, um feine Zeuge, Seide z.B., damit zu überstreichen. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1860 Bd. V S. 16.) Französische Stiefelwichse. Eine Stiefelwichse, deren Zusammensetzung wesentlich von der anderer Mischungen abweicht und die in Frankreich vielfach gebraucht werden soll, wird auf folgende Weist hergestellt. 2 Loth geschabte Seife 1 Loth Stärkmehl, 1 Loth Eisenvitriol und 1 Loth Galläpfelpulver werden mit 2 Schoppen Wasser gekocht, sodann eingerührt 3 Loth feinste Knochenkohle und 6 Loth holländischer Syrup. Die Vorzüge sollen seyn höherer Glanz, Wohlfeilheit und Unschädlichkeit für das Leder. (Böttger's polytechnisches Notizblatt 1860, Nr. 8.) Cigarren schnell abzulagern. Es gibt ein altes, aber probates und längst ziemlich bekanntes Mittel, frische Cigarren binnen kürzester Frist in den Zustand der abgelagerten überzuführen. Beim längeren Lagern der Cigarren verlieren sie – der Hauptsache nachWasser. Freilich dunsten dabei auch noch einige andere Stoffe ab, welche für den Geschmack der Cigarren störend waren. – aber diese Stoffe werden auch bei einem beschleunigteren Trocknungsprocesse verflüchtigt. Entweder das Lagern in warmen Localen, oder in beständig trockner aber kalter Luft. Im ersteren Falle wird das Gefüge der Cigarren durch die rasch entwickelten und (wegen der größeren Wärme) auch ausgedehnteren Wasserdämpfe gestört, – das Deckblatt löst sich oft von der Einlage, und die Cigarre brennt (wegen zu viel Luft“) ungleichmäßig ab. Im anderen Falle dagegen entläßt die Cigarre das Wasser zwar etwas langsamer, aber doch immer noch rasch genug. Die Wickelung der Cigarren leidet dabei nicht; mit dem abnehmenden Wassergehalt schwindet auch das Volumen der Cigarren bedeutend, – sie liegen lose in den Bündeln und ihr Gefüge ist angemessen dichter geworden. Das Deckblatt bedarf nur wenige Stunden hindurch den Zutritt der gewöhnlichen Luft, um die geringe Feuchtigkeit wieder aufzunehmen, welche für seine Elasticität nothwendig ist. Für die Praxis kommt es jetzt nur darauf an, in einem geschlossenen Raume (in welchem die Cigarren frei aufgestapelt werden) beständig trockne Luft zu haben Das ist aber leicht zu machen. Man braucht nur eine Substanz hinzu zu bringen, welche das Wasser chemisch anzieht, also auch der Luft allen in dieselbe gelangenden Wasserdampf beständig abnimmt und sie so trocken erhält. Eine solche Substanz ist der frisch gebrannte Kalk. Man lasse sich einen Schrank von trockenem Holze machen, die Cigarren lagern frei auf Schichten; auf der obersten Schicht (mit einem Vorderrand versehen) lagern etliche faustgroße Stücke gebrannten Kalks; der Schrank ist mit einer dicht schließenden Thüre verwahrt. Der Kalk stillt seinen Wasserdurst und zerfällt zu gelöschtem Kalk. Ist aller Kalk zu Mehl geworden, so nimmt man die oberste Schicht heraus, bringt das Mehl in eine Kalkgrube und legt frische Kalkklumpen oben hin. Alle paar Tage muß Inspektion gehalten werden, weil Cigarren aus dünneren Blättern rascher trocknen als die sogenannten „fettern Blätter. (Böttger's polytechnisches Notizblatt. 1860, Nr. 11.) Hühnerzucht im großartigsten Maaßstabe. Das Badische Centralblatt bringt nachfolgende interessante Schilderung eines großartigen Hühnerhofes: „Hr. de Sora hat vor einiger Zeit das Geheimniß entdeckt, Hühner das ganze Jahr täglich Eier legen zu machen, indem er dieselben mit Pferdefleisch füttert. Die Thatsache, daß Hühner im Winter nicht so viel Eier legen als im Sommer, ist bekannt; als die einfache Ursache dafür erscheint, daß dieselben im Winter nicht das hinlängliche Fleischfutter erhalten, welches sie sich während der warmen Jahreszeit durch Scharren in der Erde nach Würmern und Insecten verschaffen. Hr. de Sora lebte zur Zeit seiner in dieser Beziehung gemachten Wahrnehmungen auf einem vernachlässigten Landgute, einige Stunden von Paris; er begab sich ernstlich daran, einen Hühnerhof einzurichten, welcher 12 Monate im Jahr einträglich seyn sollte. Er überzeugte sich bald, daß eine gewisse Quantität gehacktes rohes Fleisch, regelmäßig mit dem anderen Futter gegeben, das verlangte Resultat bewirkte; nachdem er nun mit nur 300 Hühnern den Anfang gemacht hatte, fand sich, daß dieselben durchschnittlich im ersten Jahre je 25 Dutzend Eier legten. Seit 1855 wurden aber von ihm jährlich ungefähr 100,000 Hühner gehalten (mit der nöthigen Anzahl Hähne) mit nahezu demselben Erfolg. Im Frühjahre, Sommer und Herbst hindurch haben sie den freien Lauf auf seinem Besitzthume jedoch immer unter Aufsicht. Im Winter sind die Ställe in angenehmer Temperatur gehalten, und obgleich die Thiere das ganze Jahr rohes Fleisch erhalten, legen sie mehr in der kalten Jahreszeit. Sie haben freien Zugang zu reinem Wasser, Kies und Sand, und ihre Kämme sind immer roth. Diesen großen Bedarf von Fleisch verschafft sich Hr. de Sora durch die abgängigen und beschädigten Pferde, welche immer in den Stallen von Paris und der Umgegend zu haben sind. Diese nutzlosen Thiere werden in eine Abdeckerei gebracht (Eigenthum des Hrn. de Sora selbst), und dort ordnungsmäßig geschlachtet. Das Blut wird sorgfältig und ohne sonstigen Abfall gesammelt und zu einem einträglichen Preis verkauft; die Haute erhalten die Gerber, den Kopf, die Hufe, Sehnen u.s.w. die Leim- und Blutlaugensalz-Fabricanten; die größeren Knochen gehen den Drechslern und Knopfmachern zu; die übrigen Knochen werden zu Beinschwarz oder als Knochenmehl zur Düngung verwendet. Selbst das Mark wird benutzt, und viele der feinen und wohlriechenden Lippenpomaden, so stark im Gebrauche, waren einstens in den Knochen von alten Pferden eingeschlossen. Für die Gedärme selbst hat man eine Verwendung, und in der That kein Theil des Thieres geht verloren. Das Fleisch wird rein von den Knochen genommen, und indem es zwischen sich drehenden Messern durchgeht, wird es in eine gleichmäßige Masse gehackten Fleisches verwandelt, leicht gesalzen und in Fässer gepackt, per Eisenbahn zu der Eierplantage des Hrn. de Sora gebracht. Der Verbrauch von Pferden zu diesem Zweck betrug in den letzten Jahren 22 Stück täglich. Es wurde ferner ermittelt, daß eine kleine Zugabe von Salz und schwarzem gemahlenem Pfeffer zu der Masse dem Geflügel sehr zuträglich ist; Hr. de Sora beschränkt sich übrigens nicht auf diese Zugaben, um Gährung und Fäulniß zu verhüten, sondern besitzt kühle Räume (kaum über dem Gefrierpunkte), so daß das Fleisch niemals sauer und stinkend wird; die Hühner fressen es mit Gier, sind in gutem Zustande und legen fast täglich bei allem Wetter und zu allen Jahreszeiten. Die Ställe, Schuppen. Zimmer und anderen Gebäude sind im Quadrat gebaut und schließen ungefähr 8 3/4 nied.-österr. Joch ein; der Hof in der Mitte bildet den Hauptfutterplatz. Der letztere ist durch Gitterwerk abgetheilt, so daß nur eine beschränkte Anzahl in einer Heerde ist, und diese sind in den verschiedenen Räumen nach dem Alter rangirt und keine älter als vier Jahre. Am Ende des vierten Jahres werden dieselben drei Wochen in Mastställe gebracht, wo sie nur mit Korn gefüttert werden, und lebendig nach Paris verkauft. Niemals erlaubt man, daß ein Huhn brütet. Die künstlichen Bruträume sind durch Dampf geheizt und die Wärme ist auf einer bemerkenswerthen Gleichheit gehalten, welche Wärme etwas höher ist, als zur Zeit der Brut in dem Huhn. Eine Anzahl Gerüste, eines über dem andern, bilden die Nester, während Teppiche, über die Eier gelegt, dazu dienen, jeden Lichtstrahl abzuhalten. Die ausgeschlüpften Hühnchen werden alsbald in die Pflegeschule gebracht und frische Eier an den Platz der leeren Schalen gethan. Ein fortwährender Nachwuchs von jungen Hühnern ist auf diese Art gesichert, und überdieß sind die Federn immer frei von Ungeziefer. Hr. de Sora erlaubt die Begattung zu jeder Jahreszeit und hat, nach einem unparteiischen Versuche, seine Anstalt von all den verschiedenen Zuchten, als Schanghai. Cochinchina oder anderem ausländischen Geflügel gereinigt, indem er nur die alten Misthofsänger und ihre entsprechenden Gattinnen hält. Er weiß zur Genüge, daß außerordentliche Größe des Körpers und der Eier nur durch außerordentliches Futter bewirkt wird, während zur Kapaunenzucht in Betracht kommt, daß das Fleisch niemals so gut und saftig ist, als das der eingebornen Hühner. Der in dieser Anstalt producirte Dünger ist von keiner geringen Bedeutung und wird zu hohen Preisen von den Gemüsegärtnern der Nachbarschaft gekauft.“