Titel: Photolithographie; von E. J. Asser in Amsterdam.
Fundstelle: Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XLVII., S. 199
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XLVII. Photolithographie; von E. J. Asser in Amsterdam. Aus dem photographischen Archiv, 1860 S. 33. Asser, über Photolithographie. Man nimmt ungeleimtes Papier von mittlerer Dicke und möglichst feiner Textur und trägt darauf mit einem reinen Schwamm eine dünne Schicht in Wasser gelöster Stärke auf. Nachdem das Papier an eine Nadel aufgehängt getrocknet ist, läßt man es, die bestrichene Seite nach Oben, auf einer gesättigten Lösung von doppelt-chromsaurem Kali in destillirtem Wasser, von der es sofort durchdrungen wird, sehr kurze Zeit schwimmen. Es wird darauf zum Trocknen ins Dunkle gehängt und an die unterste Ecke zum leichteren Ablaufen der überflüssigen Lösung ein Stück Fließpapier befestigt. Wenn das Papier vollkommen trocken ist, legt man es in einen Copirrahmen und zwar die mit Stärke präparirte Seite auf das Negativ, welches ziemlich kräftig und klar seyn muß. Nach einer kürzeren oder längeren Belichtung entsteht ein klares braunes Bild auf orangegelbem Grunde. Ist es genügend hervorgekommen, so legt man das Papier, die Bildseite nach oben, in eine Wasserschale unter vorsichtiger Vermeidung von zwischen Papier und Wasser etwa entstehenden Blasen. Hierauf läßt man es (im Dunkeln) so lange schwimmen, bis alles nicht belichtete doppelt-chromsaure Kali in dem Wasser gelöst ist und das Bild ganz klar, hellbraun erscheint; man nimmt es dann vom Wasser ab und trocknet es, zuerst zwischen Fließpapier, dann an der Luft. Nach dem Trocknen wird das Bild auf eine reine stark erhitzte Marmorplatte gelegt, indem man Acht gibt, daß es sich nicht durch zu große Hitze bräunt. Durch das Erwärmen bekommt das Chromsalz die Eigenschaft, die Druckschwärze sehr leicht anzunehmen. Man befeuchtet nun ein Stück ungeleimtes Papier, kleiner wie das Bild, breitet es auf einem Spiegelglas faltenlos aus, und entfernt das überschüssige Wasser vermittelst Saugpapiers. Dann läßt man das Bild mit der Rückseite einige Augenblicke auf reinem Wasser schwimmen, bis man glaubt, daß das Wasser das Papier durchdrungen und die Stärkeschicht befeuchtet hat. Man nimmt dann das Bild vom Wasser und legt es auf das feuchte Papier, welches auf der Glastafel liegt, bedeckt es mit einem trockenen Stück geleimten Papiers und reibt dieses hierüber in allen Richtungen mit einem feinen Tuche, damit die Feuchtigkeit das Bild vollkommen durchzieht und es auf dem Glase anhaftet; dann wird das Blatt weggenommen, um das Bild offen zu legen. Vorher bringt man auf einen Stein, wie ihn die Lithographen anwenden, Druckerschwärze, lithographische Tinte, die mit wenig Oelfirniß gemischt ist. Mit dieser Schwärze überzieht man mittelst eines Stücks Flanell eine mit sehr feinem Tuch bezogene Rolle höchst gleichmäßig und rollt sie leicht, ohne zu drücken, über das Bild, welches sich bald schwarz zeichnet und immer kräftiger wird, je mehr man Tinte aufträgt, während die Weißen vollkommen rein bleiben. Man geht nun zum Uebertragen des Bildes auf den Stein über (in autographischer Manier). Man darf das Auftragen nicht zu weit treiben. Während das Papier noch feucht ist (damit die Stärke an den Stein anhaften kann), legt man es auf einen lithographischen Stein und zieht es mit diesem durch die Presse. Klebt das Papier darauf zu fest an, um es so abnehmen zu können, so geschieht dieß leicht beim Anfeuchten. Das Bild ist darauf klar und rein auf dem Steine sichtbar und kann in der jedem Lithographen bekannten Weise zum Abdrucken benutzt werden. Zum besseren Verständniß folgen hier einige Bemerkungen, worauf sich das Verfahren stützt. Das ungeleimte Papier ist seiner Porosität wegen vom Wasser leicht durchdringbar; Theile eines solchen Papiers, wo sich durch Licht afficirtes doppelt-chromsaures Kali befindet, werden nicht feucht. Vom Licht modificirtes doppelt-chromsaures Kali, welches stark erhitzt ist, nimmt leicht damit in Berührung gebrachte Druckerschwärze an. Ungeleimtes Papier, auf dem sich ein mit doppelt-chromsaurem Kali gebildeter Abdruck befindet, welches erhitzt und dann benetzt wird, nimmt die Schwärzung ebenso wie ein lithographischer Stein an, indem die nicht belichteten modificirten Stellen keine Farbe annehmen, während die belichteten Partien sie halten. Bedeckt man das Papier auf der Bildseite mit Stärke, so hat man mehr Festigkeit.