Titel: Malzdarre mit gußeisernen Darrplatten, nach G. E. Habich.
Fundstelle: Band 157, Jahrgang 1860, Nr. CIX., S. 436
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CIX. Malzdarre mit gußeisernen Darrplatten, nach G. E. Habich. Aus dem Bierbrauer“, 1860, Nr. 4 und 5. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Habich's Malzdarre mit gußeisernen Darrplatten. Die Anforderungen, welche man an eine vollendete Malzdarre stellen muß, sind in des Verf. „Malzbereitung“ in folgende Punkte zusammengefaßt: a) Das Darren soll mit dem geringsten Aufwand an Brennstoff bewerkstelligt werden, wozu ein ununterbrochener Betrieb nothwendig ist. b) Es muß jeder, auch der schlechteste Brennstoff verwendbar seyn. c) Der Aufwand an Zeit und Arbeit muß auf den geringsten Satz zurückgeführt werden. d) Das Malz muß von tadelloser Beschaffenheit seyn; es darf weder einen Rauchgeschmack besitzen, noch darf sich Glasmalz gebildet haben. e) Die Temperatur muß man leicht beliebig reguliren können, ohne daß man von gutem oder bösem Willen oder der Nachlässigkeit des Heizers abhängig ist. f) Die herabfallenden Malzkeime müssen leicht beseitigt werden können. Diesen Punkten hat der Verf. noch einen ganz wesentlichen hinzuzufügen; er wurde zwar auch in jenem Schriftchen später (§. 106) angedeutet, aber der Verf. ist jetzt überzeugt, daß dieser Punkt bisher allgemein unterschätzt wurde, obgleich er zur Haltbarkeit des Malzes in engster Beziehung steht. Dieser Punkt lautet: g) Die Darre muß ein ganz gleichmäßiges Austrocknen des Malzes gestatten und deßhalb muß die Malzschicht während des Darrens stets gleich dick auf den Darrplatten liegen; und um das durchführen zu können, muß die Darrfläche so eben als möglich seyn. Im Allgemeinen wird das Austrocknen des Malzes um so rascher erfolgen, je mehr freie Bahn die erwärmte Luft findet, auf der sie in die zu trocknenden Malzschichten eindringen kann. Man nennt diese Oeffnungen die „freie Darrfläche“. Unter den bisherigen Vorrichtungen leisteten die Drahthürden in dieser Hinsicht am meisten, aber ihre Dauer ist zu kurz. Die Reparaturen lassen nicht lange auf sich warten und sind umständlich; und haben sie erst einmal begonnen, so ist gar kein Durchkommen mehr. Eben durch ihre Vergänglichkeit werden denn auch die Drahthürden sehr vertheuert. Mit Recht verschwinden sie deßhalb auch immer mehr aus den Brauereien. Ihnen am nächsten stehen die geschlitzten Darrtafeln von Schwarzblech, denen sich dann die gelochten Darrbleche anschließen. Letztere leisten am wenigsten in Bezug auf die freie Darrfläche. Aber bei beiden kommt ein Hauptübelstand in Betracht, der gegen die Anforderung unter g verstößt. Es ist nämlich mit den größten Schwierigkeiten verbunden, ja es ist fast unmöglich, solche Darrbleche zu einer ebenen Fläche zu vereinigen. Berg und Thal brauchen hierbei nicht sehr augenfällig zu seyn, um die ungleichmäßige Austrocknung des Malzes und damit alle die Gefahren für die Haltbarkeit desselben im Gefolge zu haben. Dieser bei den eisenblechernen Platten unvermeidliche Uebelstand ist abgestellt worden durch die kupfernen Darrplatten. Die Geschmeidigkeit des Kupfers gestattet nämlich bei hinreichend nahe gerückten Unterlagen (Tragrippen), daß man die etwaigen Unebenheiten der Darrfläche nachträglich noch ausgleichen kann. Auf den Kostenpunkt der verschiedenen Platten kommen wir weiter unten zurück. Aber ein Bedenken müssen wir hier hervorheben: es ist die Möglichkeit einer Vergiftung der Malzkeime. In den Oeffnungen der Platten bildet sich nach und nach ein grüner Ueberzug von Kupferrost; es ist rein unmöglich die Platten von diesem sogenannten Grünspan zu säubern. Die Malzkeime nun, welche durch die Oeffnungen der Darrplatte in den unteren Raum der Darre hinabfallen, kommen mit dem grünen Kupferrost in Berührung, reiben sich an demselben und können unter Umständen so viel desselben mit fortschleppen, daß eine Vergiftung unausbleiblich ist. Das Rindvieh ist (wegen seines weitläufigeren Verdauungsapparats) ganz besonders empfindlich gegen Kupfer. Der Verf. hat selbst einmal die unangenehme Erfahrung gemacht, wie wenig Kupferoxyd dazu gehört, einer Kuh eine Darmentzündung mit tödtlichem Verlauf zuzuziehen. Vollständig frei von diesen Mängeln sind die gußeisernen Darrplatten in Form der kleinsten Roste, wie sie in Nordamerika mit dem besten Erfolg verwendet werden. Der Verf. hat sich von den Vorzügen der auf diese Weise construirten Darren aufs vollständigste überzeugt und machte sich deßhalb die Einbürgerung derselben hier zu Lande zur Aufgabe. Da gab es nun viele Schwierigkeiten bei der Ausführung des Gusses der Platten. Diese Schwierigkeiten sind aber jetzt gehoben und der Verf. kann den darrebedürftigen Bierbrauern dieses System zugänglich machen. An mehreren Orten werden bereits Darren dieser Art eingerichtet. Der Verf. wird auch Sorge tragen, daß sich die Theilnehmer der im Juni d. J. zu Mainz stattfindenden Bierbrauerversammlung durch den Augenschein von der Vortrefflichkeit dieser Darrplatten überzeugen können. Wer bereits vorher zur Einführung derselben schreiten will, der erreicht seinen Zweck am kürzesten, wenn er sich an den Ingenieur Hrn. L. Meyer in Johannisberg (Nassau) wendet; der Verf. hat denselben mit der Lieferung dieses Artikels beauftragt. Von den Vorzügen dieser Darrplatten hebt der Verf. hervor, daß die freie Darrfläche derselben außerordentlich groß ist und alle anderen übertrifft, daß die Darrfläche eine vollständige Ebene bildet, daß die Dauerhaftigkeit derselben weit über alle bisherigen Darrflächen reicht, daß Verletzungen des Apparats nur durch arge Mißhandlung desselben möglich, dann aber die Reparatur augenblicklich und ohne Beihülfe eines Schlossers vollzogen werden kann n. s. w. Um eine Idee von einer solchen Plattendarre zu geben, liefert der Verfasser die zugehörigen Skizzen. Fig. 14 zeigt eine Darrplatte in der Oberansicht. Sie ist ein zierlich gegossener Rost, dessen Stege sich nach Unten in eine Schneide zuschärfen. Diese Platten, deren jede beiläufig einen Quadratfuß (genau 9 Quadratdecimeter) Darrfläche besitzt, liegen in einem gußeisernen Rahmen, wie in Fig. 15 bei a angedeutet ist. Diese Rahmen sind nach Unten mit den nöthigen Verstärkungsrippen versehen und ruhen, wie in Fig. 16 (Skizze einer dreifachen Luftdarre) zu ersehen ist, auf gußeisernen hohlen Tragsäulen. Die Skizze bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung. Was den Kostenpunkt anlangt, so stellt sich die Herstellung einer Plattendarre allerdings etwas höher als die einer Eisenblechdarre. Allein dennoch macht die unverwüstliche Dauerhaftigkeit derselben die Anwendung derselben billiger als die jeder andern. Daß Kupferblechdarren am theuersten sind, liegt auf der Hand; der Quadratfuß Kupferdarrblech kostet in München 1 fl. 24 kr., während die gleiche Fläche der gußeisernen Darrplatten derzeit für 1 fl. geliefert werden kann. In Bezug auf den ihm gemachten Einwand: „Der Rand der einzelnen Platten sey so groß, daß ein großer Theil des zu dörrenden Malzes, anstatt gedörrt, gebraten werde“, bemerkt der Verf. noch Folgendes: Die Farbe hängt natürlich von der Temperatur ab, es besteht aber in Bezug auf die Temperatur zum Braunbraten ein himmelweiter Unterschied zwischen einem Malzkorn und einem Braten. Das Malzkorn kann nämlich unter Umständen schon bei einer Temperatur von 46° R. braun werden, und unter anderen Umständen selbst bei 60° R. noch blaß bleiben. Es kommt dabei lediglich auf den Feuchtigkeitsgrad des Malzes an. Wenn man bei einfacher Darre, die eben beschickt worden ist, die Temperatur bis auf 40° R. steigert, so wird das Malz sicher braun. Heizt man vorsichtig und läßt die Temperatur anfangs nicht über 30° R. hinausgehen, bis das Malz ziemlich trocken ist, so bleibt es blaß, und wenn auch später bis 60° R. geheizt wird. Die große Frage vom „Braten oder Nichtbraten“ hängt also bei jeder einfachen Darre von der Leitung des Feuers ab. Ein vorsichtiger Heizer wird es auch da stets fertig bringen, blasses Malz zu erzielen, gleichviel ob Drahthürden, gelochte Bleche oder gußeiserneDer Verf. hat diese Darrplatten in Nordamerika sogar in einfachen Darren kennen gelernt, auf denen dennoch ungebratenes Malz zu Stande gebracht wurde. Darrplatten „mit breiten Rändern“ zur Unterlage dienen. Weil aber Vorsicht nicht eines Jeden Sache ist, so hat man eben deßhalb die Doppeldarren erfunden. Auf diesen Darren kommt das Malz auf der unteren Etage bereits so trocken an, daß die daselbst herrschende Temperatur nicht mehr ausreicht zum Braten und also kein Schaden geschehen kann. Sollte man aber denken, daß die breiten Ränder gewissermaßen allen Durchzug der Luft abschnitten, so ist darauf zu entgegnen, das die warme Luft überhaupt nicht so rasch und schlank emporsteigt, sie breitet sich vielmehr eben wegen des Widerstandes der Malzschicht ohnehin nach links und rechts aus, verbreitet sich also auch über den breiten Rändern.

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