Titel: Darstellung einer sich nicht verharzenden Maschinenschmiere, des sogenannten Pyroleins, durch Behandlung von Rüböl mit Mennig; als Mittheilung patentirt für R. A. Brooman in London.
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. XXXV., S. 149
Download: XML
XXXV. Darstellung einer sich nicht verharzenden Maschinenschmiere, des sogenannten Pyroleins, durch Behandlung von Rüböl mit Mennig; als Mittheilung patentirt für R. A. Brooman in London. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juli 1860, S. 69. Brooman, Darstellung einer sich nicht verharzenden Maschinenschmiere. Darstellung des Rüböl-Pyroleins. 1) Dünnflüssiges Pyrolein. – Zur Darstellung desselben nimmt man auf 500 Kilogr. Rüböl 250 Gramme Mennig. Man füllt einen kupfernen Kessel zur Hälfte mit Rüböl, und erhitzt das Oel allmählich bis zum Siedepunkt, um zu verhüten daß es sich färbt. Das Erhitzen wird so lauge fortgesetzt, bis das Oel sich theilweise zersetzt, was man daran erkennt, daß sich Acrolein, Kohlensäure und andere gasförmige Zersetzungsproducte der Fette entbinden. Nachdem das Oel beiläufig eine Viertelstunde lang erhitzt worden ist, setzt man den Mennig als sehr zartes Pulver zu, indem man ihn durch ein feines Sieb auf die Oberfläche des Oels fallen läßt. Der Mennig muß nach und nach zugesetzt werden, damit er sofort bei Berührung mit dem Oel zersetzt wird; man darf nicht eher eine neue Portion desselben aufsieben, als nachdem die vorhergehende Portion zersetzt worden ist, was man an dem Erscheinen eines weißen Schaumes erkennt, welcher aussteigt wenn die letzte Spur von Mennig verschwindet. Sobald große schwarze Klumpen auf der Oberfläche des Oels erscheinen, hört man auf zu erhitzen; man läßt nun das Oel beiläufig eine Stunde lang sich abkühlen und zieht dann den klaren Theil in Metallgefäße ab; in wenigen Tagen wird es darin ganz klar und ist dann als Maschinenschmiere verwendbar. 2) Dickflüssiges Pyrolein. – Um ein Pyrolein von dicker Consistenz zu erhalten, nimmt man auf 150 Kilogr. Rüböl 2 Kilogr. Mennig. Dieses dicke Pyrolein dient hauptsächlich zum Vermischen mit Mineralöl und solchen Oelen (Schieferöl, Harzöl etc.), welche für sich allein zur Verwendung als Maschinenschmiere zu flüssig wären. Man gießt dieses Pyrolein in heißem Zustande in ein Metallgefäß und setzt dann Mineralöl zu, bis die Mischung die Consistenz eines fetten Oeles erlangt; die Mischung klärt sich in der Ruhe, wozu jedoch im Winter das Local auf beläufig 15° C. geheizt seyn muß. Andere Compositionen für Maschinenschmiere. Der Patentträger führt eine große Anzahl von Compositionen auf, welche wie das dünnflüssige Pyrolein und das mit Mineralöl gemischte dickflüssige Pyrolein sich dadurch auszeichnen, daß sie klar werden ohne daß man sie zu filtriren braucht, und daß sie beim Gebrauch als Maschinenschmiere sich nicht verharzen, nicht schäumen, sich weder verdicken noch heiß werden. Von diesen dürften sich folgende für die Praxis eignen: a) 100 Kilogr. Talg mit 100 Grammen Mennig behandelt; b) 500 Kilogr. Oelsäure mit 250 Grm. Mennig behandelt; c) 260 Kilogr. Talg und 250 Kilogr. Olivenöl mit 5 Kilogr. Mennig behandelt; d) 150 Theile Olivenöl mit 2 Th. Mennig behandelt, dann 400 Theile Mineralöl beigemischt; e) 150 Th. Oelsäure mit 3 Th. Mennig behandelt, dann 600 Th. Mineralöl beigemischt; f) 40 Th. Talg und 80 Th. Olivenöl mit 3 Th. Mennig behandelt, dann 600 Th. Mineralöl beigemischt; g) 150 Th. Talgöl mit 2 Th. Bleiweiß behandelt, und 400 Th. Mineralöl beigemischt; h) 150 Th. Olivenöl mit 2 Th. essigsaurem Zink behandelt, dann 400 Th. Mineralöl und 100 Th. Baumwollsamenöl beigemischt; i) 500 Th. Talg mit 5 Th. Mennig behandelt, dann 400 Th. Mineralöl beigemischt. k) 500 Kilogr. Stearinsäure (oder Margarinsäure) mit 250 Grm. Mennig behandelt. Nachschrift. Im Jahrgang 1859 des polytechn. Journals Bd. CLIII S. 234, wurden die Resultate der dynamometrischen Versuche mitgetheilt, welche der Fabrikant G. Dollfuß in Mülhausen an zwei Spinnmaschinen angestellt hat, um die Zapfenreibung bei Anwendung verschiedener Oelsorten zu ermitteln. Die geringste Reibung gaben einerseits Wallrathöl, andererseits gemischtes Mineralöl (mit Mennig behandeltes Rüböl, gemischt mit Mineralöl von Lobsan); hierauf folgen Rüböl mit Mennig behandelt, Talgöl, Erdnußöl, Baumwollsamenöl, Baumöl, gereinigtes Rüböl. G. Dollfuß hat das Verfahren, welches in seiner Fabrik zur Darstellung des mit Mennig behandelten Rüböls – von ihm Rüböl-Pyrolein (pyroléine de colza) genannt – angewandt wird, mehreren Industriellen brieflich mitgetheilt; es ist folgendes: „Man läßt 60 Kilogr. rohes Rüböl mit 3 1/2 Kilogr. rothem Mennig in einem Kessel langsam sieden, bis das Mennigpulver, welches auf der Oberfläche des Oels verbreitet ist, vollständig braun wurde. Nachdem man sich überzeugt hat, daß das Gemisch nicht mehr die geringste Spur von rothem Mennig enthält, läßt man es langsam erkalten, um hernach das Klare zu decantiren. Das Rüböl ist durch diese Behandlung dick geworden, alle darin enthaltenen eiweißartigen Stoffe wurden durch den Mennig oxydirt und zersetzt. Das so gereinigte Rüböl ist zum Schmieren der Dampfmaschinen und der schweren Transmissionen anwendbar. Zum Schmieren der Spindeln ist es zweckmäßig ein flüssigeres Oel anzuwenden, wozu man demselben 30 bis 50 Proc. Mineralöl oder Schieferöl beimischt. Bevor man das mit Mennig behandelte Rüböl im Großen darstellt, sollte man einige Proben machen, um die Quantität des zuzusetzenden Mennigs zu ermitteln, welche von der Reinheit des Rüböls abhängt. Die Aufgabe ist, möglichst wenig Mennig anzuwenden, aber doch genug, um den im rohen Rüböl enthaltenen Schleim zu oxydiren.“ Die Redaction.