Titel: Ueber die Reinigung des Leuchtgases mittelst Eisenoxyd; von S. Bleekrode in Delft.
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. LXVIII., S. 268
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LXVIII. Ueber die Reinigung des Leuchtgases mittelst Eisenoxyd; von S. Bleekrode in Delft. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Juli 1860, S. 446. Bleekrode, über die Reinigung des Leuchtgases mittelst Eisenoxyd. Das Journal of gaz lighting (November 1859) theilt die Einführung nach England von einem in Dänemark natürlich vorkommenden Eisenoxydhydrat mit, welches daselbst nachdem, Hrn. Hovitz in Schweden patentirten Verfahren zum Gasreinigen angewandt wird. Dieses Erz soll das billigste hierzu verwendbare Material abgeben und ist daher von Bleekrode in Vergleich mit mehreren ähnlichen aus der holländischen Provinz Gelderland verglichen worden. Die Resultate seiner Analysen sind folgende: Textabbildung Bd. 158, S. 268 Dänisches Erz; Erz aus Gelderland, nämlich aus; Apeldoorn; Wormingen; Eisenoxyd; Thon und Sand; Feuchtigkeit und Humuskörper; Thonerde; Manganoxyd; Kalk Die in Kali löslichen Humuskörper betragen 8 Procent. Das dänische Erz scheint demnach ein Sumpf- oder Rasenerz oder brauner Ocker zu seyn, ein Mineral, welches in ähnlicher Beschaffenheit an vielen Orten und namentlich in der Provinz Gelderland in großen Massen vorkommt. Das Eisenoxyd zeichnet sich durch die Leichtigkeit aus, mit welcher dasselbe bei der gewöhnlichen Temperatur das Schwefelwasserstoffgas zersetzt. Wenn man das Erz, gröblich gepulvert, in eine concentrirte wässerige Lösung dieses Gases bringt, so verschwindet nicht allein nach wenig Minuten aller Geruch, sondern es zeigt auch Bleilösung oder Bleizuckerpapier keine Reaction mehr. Gießt man auf ein Filter, worin sich von dem gepulverten Erz befindet, etwas Schwefelwasserstoffwasser, so läuft nun eine geruchlose von seinem Schwefel milchig getrübte Flüssigkeit durch, worin sich Spuren von schwefelsaurem Eisenoxydul gelöst finden. Auf diese Weise kann eine große Menge Schwefelwasserstoff zersetzt und aus dem erhaltenem Schwefeleisen dann wieder das Eisenoxyd hergestellt werden, welches dieselben Eigenschaften wie früher besitzt. Alle diese in Laboratorien wohlbekannten Reactionen zeigt sowohl der Roth- wie der Brauneisenstein; dasselbe gilt von dem geglühten und seines Wassers beraubten Brauneisenstein. Die Structur des Minerals übt dabei einen bedeutenden Einfluß: ist dieselbe krystallinisch, dicht, glimmerartig oder faserig, so ist die Wirkung auf Schwefelwasserstoff fast Null; dasselbe gilt für Eisenoxyd, welches durch Glühen aus dem nach der (vorstehend mitgetheilten) Methode von Hills dargestellten Hydrat erhalten worden. Schon Berzelius gab an, daß das aus dem Hydrat durch Glühen entstandene Oxyd selbst in starken Säuren sehr schwer löslich ist, was also noch mehr für den Schwefelwasserstoff Geltung hat. Wird das Oxyd noch stärker geglüht, so wird es magnetisch und fast ohne Wirkung auf Schwefelwasserstoff. Die Gegenwart der Humuskörper in dem natürlich vorkommenden Eisenoxydhydrat ist von keiner erheblichen Wichtigkeit, obwohl sie vielleicht etwas Ammoniak absorbiren. Jedenfalls sind die erdigen Oxyde die wirksamsten, und sie werden es noch in höherem Grade, wenn sie mit Kreide vermischt und dann wiederbelebt werden. Bei der Wiederbelebung durch Einwirkung der Luft, die man entweder durch die Reiniger gehen oder offen einwirken läßt, erhält man fein pulverigen Schwefel und Schwefelsäure. Letztere kann an Kalk gebunden und dann zur Darstellung des schwefelsauren Ammoniaks aus Ammoniak benutzt werden. Die Wiederbelebung an freier Luft, mit nachfolgendem Waschen zur Entfernung des Schwefels und des löslichen Salzes, reicht hin, um die Fähigkeit des Eisenoxyds, das Gas zu reinigen, zu verzwanzigfachen. Durch diese vorzügliche Methode wird der sonst so schädliche Schwefel demnach zur Erzeugung von schwefelsaurem Ammoniak benutzt, ohne daß jemals die Wirksamkeit des Gemisches abzunehmen scheint. Durch Calcination das gebrauchte Eisenoxyd wiederzubeleben ist unmöglich, nicht weil dasselbe sein Wasser verliert, sondern weil der in der Masse befindliche fein zertheilte Schwefel unter Entwickelung von schwefliger Säure Schwefeleisen bildet. Die Reinigung des Wassers mittelst Filtrirens durch ein Gemenge von Rotheisenstein mit Kohle (nach Th. Spencer) ist ein anderer Beweis für die oxydirenden Wirkungen des Eisenoxyds und dessen Fähigkeit, einen Theil seines Sauerstoffs leicht abzugeben. (Journal of the Society of Arts.)