Titel: Leichte Darstellungsweise kleiner Hohlspiegel mittelst photographischer Lösungen; von Dr. J. Schnauß.
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. LXIX., S. 270
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LXIX. Leichte Darstellungsweise kleiner Hohlspiegel mittelst photographischer Lösungen; von Dr. J. Schnauß. Aus dem photographischen Archiv, 1860 S. 230. Schnauß, über Darstellung kleiner Hohlspiegel mittelst photographischer Lösungen. Die Bereitung von Silberspiegeln oder das Verfahren, eine Spiegelglasfläche mit einem dünnen Ueberzug metallischen Silbers, welches durch reducirende Substanzen, z.B. Traubenzucker, aus seiner Lösung gefällt wird, zu versehen, ist neuerdings zu einem hohen Grad von Vollkommenheit gediehen. Es fällt mir nicht ein, mit demselben concurriren zu wollen, sondern ich betrachte vor der Hand den nachstehend beschriebenen Versuch mehr als ein interessantes Experiment, die Reductionsfähigkeit gewisser Substanzen zu zeigen. Zugleich bietet es aber eines der leichtesten Mittel, auch nach innen gekrümmte concave Glasflächen mit Spiegeln zu überziehen, was nach den anderen Verfahrungsarten schwer zu erreichen ist. Man reinige irgend ein concaves Glas, z.B. den abgesprengten Boden eines Glaskolbens, ein Uhrglas oder dergl. auf die gewöhnliche Weise, etwa mit Spiritus und englisch Roth, welches Gemisch man mit oft gewechselten Baumwollbäuschchen so lange darauf herum und dann abreibt, bis das Glas ganz trocken und rein geworden, so daß der Hauch des Mundes sich gleichmäßig darauf verbreitet. Alsdann gieße man in die Mitte des Hohlglases so viel Jodcollodium, daß es, mittelst geschickten Schwenkens und Drehens hinreicht, die ganze innere Fläche zu überziehen. Den Ueberschuß läßt man ablaufen und hält die Schale so lange nach unten gedreht, bis das Collodium nicht mehr fließt. Alsdann gießt man im Dunkelzimmer oder auch im Tageslicht rasch so viel Silberbad aus einem weithalsigen Gefäß in die wieder aufwärts gerichtete Schale, daß sie sogleich ganz gefüllt wird. Ist die Bildung des Jodsilbers vollständig erfolgt, so gießt man das Silberbad aus und bringt die Schale, im Fall die vorherige Operation im Dunkelzimmer vorgenommen wurde, einige Secunden ans Tageslicht. Hierauf füllt man sie rasch mit etwas verdünnter Eisenvitriollösung an. Dieselbe braucht nicht gesäuert zu seyn, doch ist, wie weiter unten gezeigt wird, der Zusatz einiger Tropfen Salpetersäure empfehlenswerth. Die Reduction erfolgt augenblicklich und so vollständig, daß die innere concave Seite der Schale mit einer ziemlich dicken Schicht metallischen Silbers in feinzertheiltem Zustand bedeckt wird. Dieselbe läßt sich nöthigenfalls durch nochmaliges abwechselndes Aufgießen von Silberlösung und Eisenlösung verstärken. Zuletzt wird die Schale gut mit reinem Wasser abgewaschen und an einem warmen Ort getrocknet. Das reducirte Silber muß nun noch Glanz bekommen, was man durch vorsichtiges Poliren mit einer sehr weichen Substanz, z.B. reine Baumwolle, erreicht, die man in kreisförmiger Bewegung darauf herumführt, bis der Glanz genügend ist. Wegen der Weichheit des Collodiumhäutchens oder vielmehr wegen der zarten, krystallinischen Ablagerung des Silbers, kann der Glanz natürlich nicht mit demjenigen des compacten polirten Silbers wetteifern, doch ist er genügend, um z.B. Verbrennungsversuche mit einem nicht zu kleinen Hohlspiegel anzustellen. Man kann zum Schutz der Politur das Innere des Spiegels zuletzt noch mit einem durchsichtigen Firniß überziehen. Je mehr organische Stoffe dieser Silberniederschlag enthält, desto dunkler von Farbe erscheint er. Beobachtet man die Vorsicht, die präparirte Schale vor der Entwickelung dem Lichte des Tages nur wenige Augenblicke auszusetzen, das Silberbad und die Eisenlösung mit Salpetersäure anzusäuren, so erhält man den Silberspiegel nach der Politur von schöner weißer Farbe.