Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 158, Jahrgang 1860, Nr. , S. 234
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Miscellen. Miscellen. Ueber Kohksgewinnung im Appolt'schen Ofen; von F. Rexroth, Director der Kohksöfen des Hrn. von Wendel. Wir haben hier zwei Kohksöfen nach Appolt'schem System, jeder mit 18 Abtheilungen (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLI S. 357), die im Herbst und Winter 1858 erbaut und im April 1859 in Betrieb gesetzt wurden. Am 8. September wurde der Gang der Oefen wieder unterbrochen, weil uns das zum Löschen der Kohks nöthige Wasser mangelte, und weil sich während der fünf Betriebsmonate gezeigt hatte, daß die Spalten zum Entweichen der Gase für so gasreiche Kohlen, wie die von Dudweiler, zu enge waren. Ebenso zeigte es sich, daß die Hitze in den Appolt'schen Oefen höher stieg, wie in den horizontalen Oefen, die wir außerdem besitzen, und daß die Barnsteine, die bei diesen genügen, für jene nicht genug feuerbeständig sind, wenn man das Feuer nicht immer unter der sorgfältigsten Aussicht hält. Während der Zeit des Stillstandes wurden die Spalten erweitert und die zerstörten Steine in den Wänden und Canälen durch neue ersetzt. Am 17. September 1859 wurde wieder mit der Arbeit begonnen und die Oefen gehen bis jetzt (10. Febr. 1860) unausgesetzt und sehr gut. Eine wesentliche Bedingung ist für den guten Gang, daß die Steinohlen sehr stark zerkleinert werden, so daß die größten Stücke die Größe einer Nuß nicht überschreiten. Die Resultate, welche uns die Appolt'schen Oefen gaben, sind sehr zufriedenstellend. Das Ausbringen beträgt 66 bis 67 Procent, während es bei unseren anderen Oefen 61 Proc. nicht übersteigt. Die Kohks fallen sehr dicht aus und sind weniger brüchig als die der anderen Oefen. Die Dauer der Oefen wird eben so lang werden, wie die der besten horizontalen Oefen, wenn man gute Barnsteine anwendet, und die Dicke der Wände von 0,12 Meter auf 0,14 bis 0,15 Meter vermehrt. (Bulletin de la Société de l'Industrie minérale, t. V p. 428; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1860, Nr. 44.) Die neue Aera der Stahlerzeugung. In den letzten zwei oder drei Jahren sind zahlreiche Theorien in Bezug auf Erzeugung von Stahl und anderen Producten, welche dem Stahle ähnlich sind, aufgestellt, und obwohl jede verschiedene Mängel zu haben scheint, die noch abgestellt werden müssen, so hat ihre praktische Ausführung doch schon den Nutzen gehabt, daß man mehr als früher seine Aufmerksamkeit auf die eigentliche chemische Constitution des Stahls gerichtet hat. Bessemer's Proceß verdankt seinen Erfolg der Chemie und die Processe von Birks, Clay, Saunderson, Mushet, Spence, die allerdings zum Theil sich als unbrauchbar erwiesen haben oder nicht weiter verfolgt wurden, gründen sich auf die nämliche Wissenschaft. Ungeachtet des beständigen Spottes, daß ihre Methoden werthlos seyen, sind Bessemer, Mushet, Clay und Spence unermüdlich in ihren Arbeiten gewesen, und ihre Erfolge fangen jetzt an bemerkbar zu werden, indem Bessemer seine Producte schon auf dem Markte hat und Spence nicht allein durchaus günstigen Erfolg erzielt hat, sondern auch glücklich genug gewesen ist, seinen neuen Producten so ausgedehnte Anwendung zu sichern, daß die Lieferung eben nur den Nachfragen genügt. Die Preise sind – wenigstens von dem Bessemer'schen Fabricat – jedoch nicht ganz so niedrig, wie man gewöhnlich glaubt, immer jedoch noch 30 bis 40 Proc. geringer als gewöhnlich. Was Spence's Product betrifft, so glaubt man, daß er es zu einem so niedrigen Preise auf den Markt bringen werde, daß der Gebrauch von Schmiedeeisen – mit wenigen Ausnahmen – aufhören müsse. Alle Stahlfabrikanten der neueren Schule haben bei der Behandlung von brittischem Kohksroheisen mit einer Schwierigkeit zu kämpfen gehabt, die fast unüberwindlich scheint: die Anwesenheit von Schwefel und Phosphor hat jeden Erfolg, wenn er auch ganz sicher schien, vereitelt. So z.B. hat sich der Uchatius'sche Proceß, welcher bei Holzkohleneisen so herrliche Resultate gab, daß er einen der erfahrensten Hüttenbesitzer in Südwales dahin brachte, die Erfindung für eine bedeutende Summe zu kaufen, als vollkommen unbrauchbar erwiesen und ist, wie wir glauben, jetzt längst aufgegeben, obwohl es keinem Zweifel unterliegt, daß er für jede Art Eisen sehr anwendbar seyn würde, wenn man den Schwefel und Phosphor entfernen könnte. Es wird daher eine Erfindung, deren alleiniger Zweck die Entfernung der erwähnten Bestandtheile ist, Manchen von Nutzen seyn, deren Erfindungen jetzt todt liegen. Von einer solchen Erfindung berichtet das Mechanics, Magazine als bei der Damascusstahl- und Eisencompagnie in New-York in Anwendung stehend. Im Mining Journal, welchem überhaupt diese Bemerkungen entnommen sind, ist angezeigt, daß einem Hrn. Farrar für diese Erfindung ein vorläufiger Schutz bewilligt sey, und darüber Folgendes bemerkt: Die Damascuscompagnie macht jetzt nach dieser Methode täglich 3 bis 6 Tonnen besten Gußstahl zu einem Preise von nicht über 28 Pfd. St. pro Tonne. Aus einem Puddeleisen, welches sie direct aus den Erzen erzeugt, und bei Anthracitfeuerung macht sie einen Stahl, der zum besten Maschinenstahl, zu Sägen etc. hinreichend gut ist. Das Eisen kostet nicht mehr als 8 Pfd. St. pro Tonne, und, wenn es nach dieser Methode verarbeitet ist, – 20 Pfd. St. Durch Farrar's Erfindung werden wir statt des langwierigen Cementationsprocesses Eisen binnen 3 Stunden in Stahl verwandeln können. Aus Roheisen, ganz ähnlich dem, was er bisher angewendet hat, erzeugt der Erfinder ein vorzüglicheres, gleichmäßigeres, zähes und dehnbares Eisen und von einem gegebenen Quantum Eisen dieselbe Menge Stahl, indem beim Schmelzen gar kein Verlust stattfindet. Die Entfernung des Schwefels und Phosphors ist aber bei Weitem das Wichtigste an der Erfindung und diese wird dem Erfinder bedeutenden Nutzen bringen. Wenn sie so vollkommen ist, wie angegeben wird, so ist sie unschätzbar in ihrer Anwendung auf Uchatius', Bessemer's und eine Reihe anderer Processe, zu welchen ein auch nur Spuren der schädlichen Substanzen enthaltendes Eisen – wie das englische – immer gänzlich unbrauchbar ist. (Mining Journal, Nr. 1250; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1860, Nr. 4.) In der Revue universelle des mines, 1860, t. VII p. 520 wird über Farrar's Verfahren zur GußstahlerzeugungGußstahlerzeugnng Folgendes mitgetheilt: „Die Methode ist sehr einfach. Das Puddeleisen wird in Stücke von 2 bis 3 Zoll Länge zerschlagen, und in einem Graphittiegel mit Salmiak, Blutlaugensalz und Braunstein beschickt. Die chemischen Reactionen welche zwischen diesen Substanzen während des Schmelzens stattfinden, scheiden den Schwefel und den Phosphor aus. Man wendet 1 Pfund Blutlaugensalz und 2 Pfund Salmiak auf 20 Ctr. Puddeleisen an; der Werth dieser Substanzen ist verschwindend klein gegen denjenigen des erhaltenen Products. Nach Farrar soll der Salmiak den Zweck haben, das Eisen, welches man zur Schweißhitze bringt, in teigartigen Zustand zu versetzen, wornach das Blutlaugensalz seine Wirkung ausübt und die Cementation hervorbringt, auf welche unmittelbar das Schmelzen des so gebildeten Stahls folgt. Abgesehen von der Richtigkeit dieser Theorie, ist es auffallend, welche Rolle hier der Stickstoff zur Umwandlung des Eisens in Stahl spielt, und das praktische Resultat bestätigt hier die Versuche von Saunderson, aus welchen man schließen muß, daß der Stahl kein bloßes Kohlenstoff-Eisen, sondern wirklich ein Kohlenstickstoff-Eisen ist.“ Bronziren des Eisens. Nach einem amerikanischen Blatte (polytechn. Journal Bd. CLIII S. 238) soll sich hierzu am allerbesten die sogenannte Jodtinctur eignen, die man durch Auflösen von Jod in Alkohol erhält. Es bildet sich Jodeisen, welches sehr geneigt zur Oxydation ist, und ist daher diese Mittheilung wohl des Versuches werth. Der Unterzeichnete hat schon vor circa 14 Jahren im Verein mit dem leider früh verstorbenen tüchtigen Chemiker Dr. Böhme aus Dresden eine Auflösung von Jod in einer wässerigen Jodkaliumlösung zum Aetzen von Stahlstichen empfohlen – eine Lösung, die jetzt von den ausgezeichnetsten Künstlern in diesem Fache mit dem allerbesten Erfolge angewendet wird, indem sie vor dem Scheidewasser den Vorzug hat, das Eisen ohne irgend eine Gasentwickelung zu lösen, und den Firniß nicht im Mindesten anzugreifen, so daß die Linien durchaus scharf in die Tiefe gehen. Für Kupfer hält er eine Auflösung von Eisenchlorid, stark mit Kochsalz gesättigt, für sehr geeignet. Es bildet sich Eisenchlorür und Kupferchlorür, das in Kochsalz gelöst bleibt. Beim Ueberschuß von Eisenchlorid geht das Kupferchlorür in Kupferchlorid über, worauf bekanntlich die maaßanalytische Bestimmung des Kupfers beruht. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 22.) Verzinntes Blech. Um dasselbe vor dem Verzinnen von Oxyd zu befreien, wird es gewöhnlich mit Säure abgebeizt, welches den Nachtheil hat, daß nicht allein das Oxyd, sondern auch ein Theil des Metalls aufgelöst wird. Hr. Sturse von Pontymister in England schichtet die zugeschnittenen Bleche mit einer dünnen Lage Holzkohlenpulver, und setzt sie dann, wahrscheinlich auch mit Kohlenpulver umgeben, in einem Glühofen einer mäßigen Rothgluth aus, wodurch das Eisenoxyd reducirt wird. Die Bleche werden hierauf nochmals durch Glättwalzen gelassen, und da das Eisen hierdurch kristallinisch wird, so werden sie nochmals auf dieselbe Weise ausgeglüht, um endlich mit einer sehr schwachen Schwefelsäure abgewaschen zu werden. Sie können dann leicht verzinnt und nöthigenfalls auch verzinkt werden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 21.) Darstellung reinen Silbers. In der Pariser Münze wendet man folgendes Verfahren an: Das mit Kupfer legirte Silber, es mag was immer für einen Gehalt haben, wird in Salpetersäure aufgelöst. Man verwendet zu einer Operation wenigstens ein halbes Kilogramm, denn die Reinigung einer ziemlich großen Quantität Metall ist leichter und sicherer als diejenige einer kleinen Menge. Man verdünnt die Lösung mit destillirtem Wasser und läßt sie ruhig stehen, damit sie sich klärt; dann filtrirt man sie durch ein dreifaches Papierfilter, um die letzten Spuren von Gold abzusondern, welche darin suspendirt seyn könnten. Die filtrirte Flüssigkeit fließt in ein gläsernes Gefäß von wenigstens 8 bis 10 Litern Inhalt, welches man hernach fast gänzlich mit destillirtem Wasser füllt. Nun wird das Silber als Chlorsilber durch Zusatz von gewöhnlicher Salzsäure gefällt, welche man in schwachem Ueberschuß anwendet. Der entstandene Niederschlag wird durch Umrühren sorgfältig zertheilt, und nachdem er sich dann am Boden des Gefäßes gesammelt hat, zieht man mit einem gläsernen Heber die klare Flüssigkeit ab. Man wascht nun den Niederschlag mit Flußwasser durch Decantiren so lange aus, bis das Blutlaugensalz nicht die geringste Spur von Kupfer anzeigt. Alsdann läßt man das Chlorsilber in eine Porzellanschale fallen; man nimmt mit einer Pipette das Wasser weg, welches sich von ihm absondert. Nach dem Austrocknen im Wasserbade wird das Chlorsilber mit Kreide und Kohle reducirt; auf 100 Th. Chlorsilber wendet man 70 Th. Kreide und 4 Theile gepulverte Holzkohle an. Der erhaltene Silberkönig wird gewaschen, unter Kohle umgeschmolzen und in Platten gegossen. Wenn das beschriebene Verfahren gut ausgeführt wird, liefert es gewöhnlich reines Silber. (Journal de Chimie médicale, October 1860, S. 577.) Legirung für Maschinenlager. Hr. Apotheker Dr. Knieß hatte Gelegenheit eine Legirung zu untersuchen, die sich bei verschiedenen Maschinen als Lager sehr bewährte, und gefunden, daß dieselbe besteht aus 3 Theilen Kupfer, 40 Theilen Zink, 42 Theilen Blei und 15 Theilen Zinn. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 42.) Analysen käuflichen Nickelmetalls. Hr. Fay übergab dem Probirlaboratorium der Ecole des Mines in Paris Proben von Nickelmetall, als bezogen: A aus dem Herzogthum Nassau, B aus Ungarn. Das Metall hat die Gestalt kleiner Würfel von beiläufig 1 Centimeter Seite; A ist spröde, auf dem Bruch weiß und enthält keinen Arsenik; B ist wenig spröde, hellgrau, und enthält Arsenik. Man fand in 100 Theilen: A. B. Nickel 93,57 96,25 Kobalt   0,97   0,32 Eisen   1,75   1,75 Schwefel   2,05   0,69 Silicium   1,31   0,47 –––––––––––– 99,65 99,48 (Annales des mines, 1860, t. XVII p. 15.) Freiwillige Zersetzung des Chlorkalks; von Prof. A. W. Hofmann in London. Beim Schlusse der Londoner Ausstellung im Herbst 1851 hatte mir Hr. Kuhlmann von Lille seine ganze reiche Ausstellung von chemischen Präparaten zum Geschenk gemacht. Lange waren die schönen großen Flaschen als eine Suite aufbewahrt worden; allmählich aber zeigte sich der Inhalt zu verführerisch und im Laufe der Zeit waren sämmtliche Materialien aufgebraucht worden. Nur eine große, etwa 10 Liter haltende Glasflasche, mit Chlorkalk gefüllt, hatte allen Anfechtungen widerstanden. Der Stöpsel saß so fest, daß ihn Keiner herausbringen konnte, und nach vergeblichen Versuchen von verschiedener Seite und weil Keiner dem schön geschliffenen Glase hart zu Leibe gehen wollte, war die Flasche allmählich bis auf eines der höchsten Gestelle gewandert und fast in Vergessenheit gerathen, bis sie sich durch eine stattgefundene Explosion wieder in Erinnerung brachte. Die Explosion war so heftig gewesen, daß der Hals der Flasche mit noch einsitzendem Stöpsel durch das Fenster meines Laboratoriums in den Hof geschleudert worden war. Ich habe nicht in Erfahrung bringen können, ob ähnliche Explosionen, welche offenbar der allmählichen Sauerstoffentwickelung aus dem Chlorkalk zugeschrieben werden müssen, in chemischen Laboratorien beobachtet worden sind. In Chlorkalkfabriken sind dieselben, wie mir Hr. Kuhlmann mittheilt, keine Seltenheit. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1860, Bd. CXV S. 292.) Freiwillige Zersetzung der Schießbaumwolle; von Prof. A. W. Hofmann in London. Eine Quantität Schießbaumwolle, bald nach der Veröffentlichung von Schönbein's Entdeckung in der bekannten Hall'schen Pulverfabrik dargestellt und einer für Sprengversuche bestimmten Patrone entnommen, war seit dem Jahre 1847 von meinem Collegen Dr. Percy in einer Glasflasche mit eingeriebenem Glasstöpsel aufbewahrt worden. Nach einiger Zeit hatten sich rothe Dämpfe im Innern der Flasche gezeigt und die Baumwolle war zu einer pulverförmigen Masse zerfallen. Als uns die wohlsignirte Flasche vor Kurzem wieder in die Hände fiel, war das Pulver zu einer gummiartigen Masse zerflossen, während sich die Wände der Flasche mit einem Netzwerk von weißen Nadeln bedeckt hatten. Es war nicht schwer, eine hinreichende Menge dieser Nadeln zu sammeln; sie besaßen alle Eigenschaften der Oxalsäure. Die zähe Masse, in welche sich die Schießbaumwolle verwandelt hatte, zeigte alle Eigenschaften des gewöhnlichen Gummis; sie war ebenfalls mit Krystallen von Oxalsäure durchsetzt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1860, Bd. CXV S. 282.) Wothly's photographische Porträts in natürlicher Größe. Der französischen Akademie der Wissenschaften wurden mehrere photographische Porträts in beiläufig der natürlichen Größe vorgelegt als Proben eines neuen, von Hrn. Wothly in Aachen (Preußen) ermittelten Verfahrens um auf Collodium erhaltene Bilder beim Sonnenlicht oder beim elektrischen Licht zu vergrößern. Derselbe sagt in dem Begleitschreiben: „Ich bin zu unerwarteten Resultaten gelangt mittelst Verfahrungsarten, welche in ihrer Verbindung fast eine neue Kunst bilden. Eine dem Heliostat analoge optische Anordnung gibt mir einen großen Bündel von genau parallelen Strahlen, welcher durch das, auf einer mit Collodium überzogenen Halbplatte erhaltene Negativ geht, das positiv gewordene Bild mit sich nimmt, und sich zu einem ungeheuren Kegel von divergirenden Strahlen ausspannt, die das Bild auf einem empfindlich gemachten Blatt Maschinenpapier fixiren. Die Intensität dieser Strahlen ist groß genug, daß das Positiv, wenn man beim Sonnenlicht operirt, in fünfzehn bis zwanzig Minuten fertig wird; ihre Vertheilung ist so regelmäßig, daß der Abdruck an den äußersten Rändern ebenso scharf wie in der Mitte ist, selbst wenn das Bild 2,6 Met. (8 Fuß) Höhe und 1,5 Met. (4 Fuß 7 Zoll) Breite hat. Um die Exposition auf eine so kurze Zeit zu beschränken, mußte ich neue Combinationen von empfindlich machenden Agentien anwenden. Um die Operationen des Waschens, der Schönung des Tones und des Fixirens mit so schwer zu handhabenden Blättern auszuführen, konnte ich die Cuvetten nicht anwenden, sondern mußte zu eben so rasch ausführbaren als wirksamen Kunstgriffen meine Zuflucht nehmen. Meine Porträte in halber und ganzer natürlicher Größe haben einen eigenthümlichen Charakter, in Folge dessen man sie mit großem Vergnügen betrachtet; sie ähneln mehr als die gewöhnlichen Photographien einer mit der größten Geschicklichkeit ausgeführten Kreidezeichnung, so harmonisch und verflossen sind die Tinten; ich bemerke noch, daß sie am Licht fast unveränderlich sind, weil mein Fixirverfahren sie gegen jede SchwefelungSchwefelnng schützt.“ (Comptes rendus, October 1860, Nr. 15.) Ueber die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen; von S. de Luca. Boutigny gibt an, indem er sich auf directe Versuche stützt, daß die Temperatur der Flüssigkeiten in dem Leidenfrost'schen Tropfen, unabhängig von der Temperatur des Gefäßes, unveränderlich sey und immer niedriger liege als der Siedepunkt; für Wasser betrage sie 96,5° C. Ganz andere Resultate haben Laurent, Le Grand, Kramer, Belli, Peltier und Baudrimont erhalten. Diese Experimentatoren haben die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen vermittelst eines in das Wasser eingehaltenen Thermometers bestimmt, allein es ist nicht möglich, auf diese Weise übereinstimmende Resultate zu erhalten, well dabei Fehlerquellen vorhanden sind, die man nicht vollständig beseitigen kann. Der Verf. hat bei seinen Versuchen farbige Körper angewendet, welche bei einer bestimmten Temperatur ihre Farbe verlieren. So bringt Jodstärkemehl eine blaue Färbung des Wassers hervor, die bei einer Temperatur von 50° matt zu werden anfängt und bei 80° gänzlich verschwindet. Wenn man nun eine solche blau gefärbte Flüssigkeit in einer stark erhitzten Platinschale dem Leidenfrost'schen Phänomen unterwirft, so entfärbt sich das Jodstärkemehl nicht und das Wasser behält seine Färbung bis zum Ende der Erscheinung. Hieraus geht deutlich hervor, daß die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen 80° nicht erreicht, und sogar, daß sie noch unter 50° liegen muß. Man kann diesen Versuch auf verschiedene Art anstellen; er gelingt jedesmal, wenn man zuerst eine Lösung von Jodkalium (1000 Th. Wasser auf 1 Th. Jodkalium) dem Leidenfrost'schen Phänomen aussetzt und dann vermittelst zweier Pipetten gleichzeitig Chlor- oder Bromwasser und die Stärkelösung zusetzt. Das Jodkalium muß neutral seyn und die Chlor- oder Bromlösung frisch bereitet; auch dürfen letztere keine freien Säuren enthalten. Man kann den gefärbten Tropfen in ein Glasgefäß fallen lassen, ohne daß derselbe seine Farbe verliert; durch Einwirkung von Hitze kann man ihn entfärben, und wenn man ihn dann erkalten läßt, so nimmt er seine ursprünglich blaue Färbung wieder an und verliert dieselbe von Neuem, wenn er dem Leidenfrost'schen Phänomen nochmals unterworfen wird. Ein Leidenfrost'scher Tropfen, der aus 1 Volumentheil Albumin und 2 Volumentheilen Wasser besteht, nimmt nur äußerlich ein opalartiges Ansehen an, während der Kern klar und durchsichtig bleibt. Der Verf. hat beobachtet, daß die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen um so niedriger ist, je stärker die Schale, in welcher man den Versuch vornimmt, erhitzt wird. Der Grund hiervon liegt jedenfalls darin, daß die Dampfhülle, welche den Tropfen umgibt, sich leichter erneuern kann, d.h. daß die Verdampfung der äußeren Schichten rascher vor sich geht und somit eine verhältnißmäßige Erniedrigung der Temperatur im Kern verursacht. (Comptes rendus, t. LI p. 141; polytechnisches Centralblatt, 1860 S. 1411.) Darstellung eines Cocosnußöles von besonderer Festigkeit; von Dr. J. J. Pohl. Da es mir beim Palmöl auf eine sehr einfache Weise gelang selbes zu entfärben, sowie dessen veilchenartigen Geruch zu entfernen (man s. polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 140), lag der Gedanke nahe, ähnliches auch beim Cocosnußöl zu versuchen, in der Hoffnung, wenn auch keine weitere Bleichung dieses Oeles, so doch eine Zerstörung des üblen Geruches desselben zu erzielen. Möglichst frisches Cocosnußöl wurde daher in einem Becherglase langsam erhitzt, wobei es zwischen 80 und 165° C. Wasser und Luftblasen abgab, jedoch farblos blieb und einen hohen Grad von Dünnflüssigkeit erreichte. Bei letztgenannter Temperatur begann es einen sehr stechenden ranzigen Rauch zu entwickeln, dessen Geruch mit jenem der Buttersäure große Aehnlichkeit hatte. Nach weiterem Erhitzen bis 240° C. und zwei Minuten langer Einwirkung dieser Temperatur verlor das Fett die Fähigkeit, nach dem vollkommenen Erkalten alsogleich zu erstarren. Erst 24 Stunden später wird ein Theil des Oeles fest, welcher sich leicht vom flüssigen Theile abpressen läßt, und besondere Festigkeit, ja selbst Farblosigkeit besitzt. Ob diese Masse nicht in gewissen Fällen bei der Seifen – und Kerzenerzeugung vortheilhafte Verwendung finden könne, muß dem Urtheile des Praktikers überlassen bleiben. Nach 40stündigem Stehen in der Kälte erstarrte endlich die ganze Masse des zum Versuche benutzten Cocosnußöles. Da nur ungefähr 120 Grm. Fett zur Erhitzung dienten, so steht der Analogie nach mit anderen Fetten zu erwarten, daß bei ähnlicher Behandlung großer Mengen Cocosnußöles der Erstarrungspunkt auf eine noch weit geraumere Zeit hinausgeschoben werden würde. Bemerkenswerth bleibt ferner die Farblosigkeit des erhitzt gewesenen Oeles, sowie endlich die Thatsache, daß der eigenthümliche Geruch dieses Pflanzenfettes nach dem Erhitzen viel stärker als vor demselben hervortrat. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXI S. 50.) Darstellung eines farblosen Mohnöls zu mikroskopischen Zwecken; von Dr. J. J. Pohl. Zu den vielfachen Anwendungen, welche das Mohnöl findet, wurde von Amici in neuerer Zeit noch eine gesellt, nämlich die bei den stärksten Objectivsystemen seiner Mikroskope die Rolle eines lichtbrechenden und farbenzerstreuenden Mediums statt des Glases zu übernehmen und so möglichsten Aplanatismus zu bedingen. Für diesen Zweck muß aber das Mohnöl fast farblos seyn, welche Eigenschaft das im Handel vorkommende Product höchst selten besitzt. Selbst das gebleichte Mohnöl für Maler etc. hat noch immer eine lichtgelbe oder grünliche Farbe, welche die Vollkommenheit des mikroskopischen Bildes beeinträchtigt. Ich versuchte daher für den in Rede stehenden Zweck das Mohnöl ähnlich wie das Palmöl zu behandeln. Sogenanntes höchst raffinirtes blaßgelb gefärbtes Mohnöl wurde unter Lichtzutritt durch 30 Stunden bis 130° C. erhitzt. Das Oel erschien nachher dunkler gelb gefärbt und hatte einen ranzigen Geruch angenommen. Je höher in der Folge die Temperatur stieg, desto dunkler erschien das Oel, so daß endlich bei 180° C. der Versuch unterbrochen wurde. Nun ließ ich aber Mohnöl in einer Porzellanschale bei vollem Licht- und Luftzutritt über einer Wasserschicht durch fünf Stunden zwischen 90 und 95° C. erhitzen. Das Oel war jetzt vollkommen entfärbt und besaß nur einen etwas ranzigen Geruch. Durch dieses einfache Verfahren wird also das Mohnöl völlig gebleicht und zu mikroskopischen Zwecken verwendbar gemacht, vorausgesetzt, daß man die Erhitzung über der Wasserschicht lange genug andauern läßt. Unterbricht man hingegen den Bleichversuch vor der Zeit, so erscheint das Mohnöl im heißen Zustande zwar vollkommen farblos, nimmt aber nach dem Erkalten eine schwach gelbliche oder grünliche Farbe an. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXI S. 51.) Gypsabgüsse von Blättern. Nicht bloß zu mancherlei Verzierungen, sondern auch ganz besonders als Vorlagen für den Zeichenunterricht sind Gypsabgüsse von Blättern sehr zu empfehlen, welche man sich auf folgende Art leicht selbst machen kann. Das abzuformende Blatt muß ganz frisch seyn und seine pralle kräftige Beschaffenheit haben. Nachdem man es auf der Rückseite von vielleicht anhaftendem Staub und Schmutz mit einem weichen Pinsel rein gewaschen hat, schneidet man den Blattstiel dicht am Blatte ab und legt dieses, die Unterseite nach oben, auf ein kleines Bretchen oder einen Schachteldeckel, um darauf das Blatt, ohne es selbst zu berühren, mit Leichtigkeit nach allen Seiten drehen zu können. Bei dem Abformen bedarf man folgender Dinge: eine Obertasse oder ein kleines Töpfchen, einige größere und kleinere Borst- und Haarpinsel und ein mit Wasser gefülltes Becken, feinen Gyps und verschieden lange durch Glühen biegsam gemachte Drahtstückchen. Mit einem dem Blatte angemessen großen Pinsel streicht man auf die Rückseite des Blattes eine dünne Schicht Gypsbrei, der etwa Syrupdicke haben muß. Man mischt niemals mehr Gypsbrei, als man in einigen Minuten verbrauchen kann (also zu der ersten Bedeckung eines Kirschblattes z.B. etwa einen Theelöffel voll), weil der Brei sehr schnell gesteht und sich dann nicht mehr bindend auftragen läßt. Nach wenigen Minuten ist die zuerst aufgetragene Schicht steif und man trägt dann eine zweite, etwas dickere, auf; dieser folgt eine dritte und so fort, bis die Abformung die verlangte Dicke hat, welche nur bei sehr großen Blättern (z.B. vom Hopfen) 1/2 Zoll oder etwas darüber zu seyn braucht. Bei tief getheilten Blättern, z.B. Weinblättern, legt man während des Auftragens Drahtstückchen von der Mittelrippe nach den Spitzen des Blattes ein, die gewissermaßen ein dem Abgusse Halt gebendes Gerippe bilden. Soll der Abguß später aufgehängt werden, so legt man vor dem Auftragen der letzten Gypsschicht einen Drahthenkel auf. Was bei dem Auftragen der Gypsschichten etwa übrig bleibt, muß man zur folgenden Schicht nicht mit verwenden, sondern die Tasse zu jeder neuen Gypsmischung in dem Wasserbecken ausspülen. Eine geschickte Hand erlangt bald eine solche Uebung, daß nicht leicht etwas Gypsbrei über den Blattrand hinüberlaufen wird, weil sofort nach der Mischung der chemische Proceß der Bindung beginnt und mit jedem Augenblicke die Flüssigkeit des Breies geringer wird. Es ist daher keineswegs nothwendig, daß das Blatt ganz eben sey; ich habe vielmehr z.B. sehr bewegte Weinblätter, um künstlerisch zu sprechen, vollkommen befriedigend abgeformt. Nimmt man anstatt reinen Wassers viel Leim enthaltendes Planirwasser, so bekommen die Abgüsse eine größere Festigkeit. Nach Belieben kann man dieselben färben, indem man dem Gyps trockene, fein gepulverte Erdfarbe beimischt. Bronzirt man die Abgüsse nachher, so gleichen sie aufs Täuschendste feinen Erzgüssen. Sehr schön nehmen sich diese Abgüsse als Wanddecoration aus, wenn man sie auf einer vorher gegossenen und trockenen Gypsplatte aufheftet, der man eine andere Farbe, als das Blatt hat, geben kann. Man kann sich solche Platten leicht porphyrartig machen, indem man vorher weiße oder gelbliche Gypsplatten gießt, diese, nachdem sie vollkommen ausgetrocknet sind, in etwa erbsen- oder haselnußgroße Stücke zerstößt und mit unter den anders gefärbten Gypsbrei mischt. Sind die aus diesem Gemisch gegossenen Platten alsdann trocken, so schleift man sie glatt und erhält so einen hübschen künstlichen Porphyr, wobei man leicht durch passende Vorbereitungsarbeiten einen natürlichen Porphyr täuschend nachahmen kann. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1860, Nr. 18.)