Titel: Ueber die Verfälschung des Wachses mit Paraffin; von Professor Landolt in Bonn.
Autor: Landolt
Fundstelle: Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXVIII., S. 225
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LXVIII. Ueber die Verfälschung des Wachses mit Paraffin; von Professor Landolt in Bonn. Landolt, über die Verfälschung des Wachses mit Paraffin. Bei der gerichtlich-chemischen Untersuchung eines verdächtigen Bienenwachses, welches in hiesiger Gegend verkauft worden war, nahm ich auch eine Prüfung desselben auf beigemischtes Paraffin vor. Es zeigte sich, daß die Masse aus ungefähr 1/4 gelbem Wachs und 3/4 Paraffin bestand. Trotz dieses großen Gehaltes an letzterer Substanz besaß die Composition doch das Aussehen und den Geruch des gelben Wachses, sie unterschied sich von diesem aber durch eine etwas geringere Knetbarkeit, sowie durch einen niedrigen Schmelzpunkt, der bei 50° C. lag, während reines Wachs, wie sich bei der Untersuchung einer großen Anzahl verschiedener Proben ergab, immer zwischen 62° und 64° C. schmilzt. Ferner war die Masse etwas durchscheinend und nahm Kreidestriche nicht an, was bei reinem Wachs der Fall ist. Alle diese Eigenschaften zeigte auch ein nach obigem Verhältniß zusammengeschmolzenes Gemisch der beiden genannten Substanzen, welches zur Vergleichung dargestellt wurde. Zur Kerzenfabrication konnte die Composition nicht verwandt werden, da sie sich nicht rollen ließ; ihr Werth betrug nach dem Urtheile der technischen Sachverständigen bloß ungefähr die Hälfte des Bienenwachses. Da das Paraffin gegenwärtig zu einem Preise geliefert wird, welcher unter dem des Wachses steht, und sich demnach diese Verfälschung wiederholen kann, so theile ich in Folgendem ein einfaches Verfahren zur Erkennung derselben mit: Es gelingt der Nachweis von Paraffin in Wachs sehr leicht mit Hülfe von rauchender Schwefelsäure. Erwärmt man nämlich reines Bienenwachs mit dieser Säure, so tritt bald unter sehr starkem Aufschäumen eine vollkommene Zerstörung desselben ein, es bleibt als Rückstand eine schwarze gallertartige Masse oder bei Anwendung von viel Schwefelsäure eine Flüssigkeit, an deren Oberfläche sich durchaus keine öligen, beim Erkalten erstarrenden Tropfen vorfinden, und die sich mit Wasser ohne jede Abscheidung eines paraffinartigen Körpers mischen läßt. Wie bekannt wird dagegen reines Paraffin von rauchender Schwefelsäure in der Wärme nur langsam angegriffen, und muß daher bei dieser Behandlung aus einem Gemisch mit Wachs abgeschieden werden. Zur Prüfung eines Wachses auf Paraffin erwärmt man am besten ein ungefähr nußgroßes Stück in einer Porzellanschale mit einem Ueberschuß von rauchender Schwefelsäure. Nach dem Schmelzen des Wachses tritt eine ziemlich heftige Reaction ein, das Aufschäumen hierbei ist um so geringer je größer der Paraffingehalt. Nachdem die Gasentwickelung schwächer geworden ist, fährt man mit dem Erwärmen noch einige Minuten lang fort und läßt hierauf erkalten. Es findet sich dann das Paraffin über der Schwefelsäure als erstarrte durchscheinende Schicht, welche leicht abgehoben werden kann. Am zweckmäßigsten wendet man so viel Säure an, daß nach Beendigung der Operation der schwarze Rückstand flüssig bleibt; wird zu wenig genommen, so kann leicht das abgeschiedene Paraffin durch die Zersetzungsproducte des Wachses verunreinigt werden. Sollte dieß der Fall seyn, so genügt ein nochmaliges Umschmelzen über rauchender Schwefelsäure, um dasselbe farblos zu erhalten. Quantitative Versuche mit verschiedenen Mischungen von Paraffin und Wachs haben ergeben, daß die Menge der ersteren Substanz nach obigem Verfahren immer etwas zu niedrig gefunden wird, indem dieselbe bei längerem Erwärmen mit Nordhäuser Schwefelsäure ebenfalls nach und nach eine Zersetzung erleidet. So wurden aus zusammengeschmolzenen Mischungen von Wachs mit 50 und 75 Proc. Paraffin 45 und 68 Proc. gefunden. Man kann auf diese Weise selbst sehr kleine Mengen von Paraffin leicht entdecken. Englische Schwefelsäure statt rauchender kann nicht angewandt werden, da durch diese das Wachs nur langsam zerstört wird. Schließlich erwähne ich noch, daß verschiedene andere Methoden welche zur Erkennung eines Paraffingehaltes in Wachs versucht wurden, diesen nicht mit Bestimmtheit erkennen ließen. Die kleinste Menge eines beigemischten fett- oder wachsartigen Körpers nimmt dem Paraffin seinen charakteristischen Glanz, und man muß um diesen hervortreten zu machen, zuletzt immer noch zu der Behandlung mit rauchender Schwefelsäure greifen.