Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 160, Jahrgang 1861, Nr. , S. 463
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Neues Gesetz über die amerikanischen Patente. Der amerikanische Congreß hat das Patentgesetz abgeändert. Nach dem neuen Gesetz vom 4. März 1861 können Deutsche, Franzosen, Engländer etc. ein Patent in den Vereinigten Statten unter denselben Bedingungen erhalten, wie ein amerikanischer Bürger. Die Dauer der Patente ist auf 17 Jahre ausgedehnt, anstatt 14, und die Taxe ist beträchtlich vermindert. Man zahlt bei der Einreichung des Patentgesuches 15 Dollars für Prüfungskosten, und wenn das Patent ertheilt wurde, zahlt man eine fixe Taxe von 20 Dollars, daher die sämmtlichen Gebühren nur 35 Dollars betragen. (Cosmos, Mai 1861, t. X VIII p. 563.) Ueber eine Detonation bei Bereitung von Phosphorsäure; von Dr. Elsner. In einem chemischen Laboratorium wurde vor einiger Zeit Phosphorsäure bereitet, indem Phosphor in einer Retorte mit chemisch reiner Salpetersäure auf bekannte Weise erhitzt wurde. Plötzlich entstand eine furchtbare Detonation, welche nicht allein den Destillationsapparat und die Fenster im Laboratorium gänzlich zertrümmerte, sondern auch die Mauern des Gebäudes erschütterte und das Zerspringen einer langen Reihe von Fenstern in einem Hintergebäude zur Folge hatte. Diese Detonation ist wahrscheinlich entstanden durch das plötzliche Eintreten der Entwickelung von Phosphorwasserstoffgas, welches sich sofort entzündete, da bekanntlich beim Concentriren der Lösung der entstandenen phosphorigen Säure ein Moment eintritt, wo eine heftige Gasentwickelung stattfindet, indem sich Phosphorwasserstoffgas und Phosphorsäure bildet; findet das Abdampfen der phosphorigen Säure, die man bei Behandlung des Phosphors mit Salpetersäure erhalten hat, nicht in der Retorte selbst, sondern in einer großen Porzellanschale statt, so wird eine solche Explosion sehr wahrscheinlich nicht eintreten. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen für 1859–60, S. 121.) Photographisches Bedrucken der baumwollenen, wollenen, seidenen etc. Gewebe, sowie des Holzes, Marmors und anderer Flächen; von Dreyfus und Werth in Paris. Die Fläche, auf welcher man operiren will, wird nach einander mit drei Bädern von der unten angegebenen Zusammensetzung getränkt. Man muß besorgt seyn, nur genau denjenigen Theil zu tränken, welchen man für die Einwirkung der Sonnenstrahlen empfindlich machen will, was man erzielt, indem man als Behälter der Flüssigkeiten eine Schale von geeigneter Form anwendet; ferner muß man nach jedem Bade den Zeug etc. trocknen lassen. Erstes Bad. 10, 20 oder 30 Gramme einer gesättigten Auflösung von Kochsalz in Wasser (je nach der beabsichtigten Intensität des Effects), gemischt mit 100 Grm. destillirtem Wasser. Zweites Bad. Salpetersaures Silber, 5, 10 oder 15 Grm.; destillirtes Wasser, 100 Grm. Das Verhältniß des salpetersauren Silbers richtet sich darnach, ob der Zeug mehr oder weniger weiß ist; so wendet man für hell gefärbte Seide 10 Proc. Silbersalz an, für dunkel gefärbte 15 Proc. Wenn die Fläche nach dem zweiten Bade getrocknet worden ist, legt man sie auf eine Glastafel von 5 bis 15 Millimeter Dicke, dann bringt man auf ihr die zu reproducirenden Muster an, oder die Gegenstände, deren Zeichnung man aussparen will. Hernach bedeckt man das Ganze mit einer zweiten durchsichtigen Glastafel, welche man auf die erste mittelst vier Schrauben andrückt, so daß die Fläche gut geebnet wird, und setzt das Ganze 5–60 Minuten der Einwirkung des Lichtes aus, je nach der Witterung. Je nachdem das Gewebe oder die Fläche, worauf man operirt, mehr oder weniger stark gefärbt ist, exponirt man die obere Glastafel im Schatten oder an der Sonne. Die untere Glastafel kann man durch eine polirte und ebene Tafel von irgend einem Material ersetzen. Nach beendigter Belichtung nimmt man die zwischen den beiden Glastafeln exponirte Fläche heraus, und um die Nüancen zu fixiren, bringt man sie in folgende Lösung, welche das dritte Bad bildet. Drittes Bad. Krystallisirtes unterschwefligsaures Natron, 10, 20 oder 30 Grm.; destillirtes Wasser, 100 Grm. Die Menge des anzuwendenden unterschwefligsauren Natrons, sowie die Dauer des Eintauchens, hängen von der Stärke der beabsichtigten Nüancen ab. Nach dem Herausnehmen aus dem Bade wascht man das Gewebe oder die Fläche in Regenwasser und trocknet sie. Sollte zufällig die Nüance zu dunkel geworden seyn, so könnte man sie in einem Bade von Cyankalium beliebig heller machen. (Cosmos, Mai 1861, t XVIII p. 487.) Fixirung des Cyanins oder Chinolinblau auf Seide. In das neue Programm der Mülhauser Industriegesellschaft wird folgende Preisaufgabe eingereiht werden. Eine goldene Medaille und die Summe von 10,000 Franken werden durch das Haus J. J. Müller und Comp. in Basel dem Verfasser einer Abhandlung angeboten, worin ein geeignetes Verfahren angegeben ist, um das Chinolinblau, das sogenannte CyaninMan s. über dessen Darstellung Bd. CLIX S. 230 dieses Journals., bei seiner Anwendung zum Färben und Drucken, hauptsächlich in der Seidenfärberei, hinreichend haltbar zu machen. Die Farbe muß eben so haltbar seyn wie das Fuchsin und das Anilinviolett, insbesondere hinsichtlich des Einflusses der Luft und des Lichtes. Durch das angegebene Verfahren darf die Farbe weder an Lebhaftigkeit, noch an Intensität verlieren, und die gegenwärtigen Gestehungskosten des Products dürfen höchstens um ein Drittel dadurch erhöht werden. Falls die Aufgabe nicht vollständig gelöst wird, kann die Industriegesellschaft nach ihrem Ermessen den Preis auf eine goldene oder silberne Medaille reduciren. Die Abhandlung und zugehörigen Proben müssen vor dem 15. Februar 1862 postfrei an den Präsidenten der Mülhauser Industriegesellschaft eingesendet werden. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, Mai 1861, t. XXXI p. 238.) Anwendung der Nitrocuminsäure und des Furfurols in der Färberei. J. Persoz hat gefunden, daß die Nitrocuminsäure im Sonnenlichte bei gleichzeitiger Einwirkung von Wärme sich roth färbt. Setzt man diese Säure dem directen Sonnenlichte aus, so bleibt sie weiß und erleidet anscheinend nicht die geringste Veränderung; erwärmt man sie aber nach der Insolation, so färbt sie sich sofort roth. Diese Färbung läßt sich auch auf einem Gewebe hervorrufen. Zu dem Ende wurde Nitrocuminsäure in Ammoniak gelöst, die Lösung mit Dextrin verdickt und auf Baumwollzeug aufgedruckt. Letzteres wurde durch verdünnte Salpetersäure passirt, um die Nitrocuminsäure auf dem Gewebe zu fixiren. Nach dem Auswaschen wurde es eine Stunde lang dem Sonnenlichte ausgesetzt. Während dieser Zeit hatten die bedruckten Stellen eine schwach orangegelbe Färbung angenommen. Nach der Insolation brachte man den Zeug auf einen erhitzten Cylinder, wodurch das Dessin sofort scharlachroth wurde. Stenhouse nahm vor längerer Zeit wahr, daß Furfurol dem Anilin eine schöne rothe Färbung ertheilt. Persoz fand, daß der Körper, von welchem diese Färbung herrührt, dadurch isolirt werden kann, daß man zu einer Lösung von Anilin in Essigsäure eine kalte wässerige Lösung von Furfurol (man kann das Furfurol anwenden, welches man beim Erhitzen von Kleie mit verdünnter Schwefelsäure als erstes Destillat erhält) unter Umrühren setzt. Die Flüssigkeit wird sofort roth und gibt an ihrer Oberfläche eine weiße Trübung, die beim Schütteln wieder verschwindet. Diese Trübung wird in dem Grade schwächer, als man sich dem Sättigungspunkte nähert und zuletzt, wenn eine hinreichende Menge Furfurol zugesetzt worden ist, nimmt man sie nicht mehr wahr. Darauf überläßt man die Flüssigkeit sich selbst, die nach kurzer Zeit sich fast gänzlich entfärbt und an den Wänden des Gefäßes eine dunkle pechige Masse absetzt, die einen cantharidengrünen Reflex besitzt. Diese Masse besteht aus dem fast reinen rothen Farbstoff. Sie wird mit destillirtem Wasser gewaschen und zuletzt getrocknet. Nach dem Trocknen ist sie hart und spröde, und besitzt eine goldgrüne Farbe. Sie ist fast unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol, Holzgeist und concentrirter Essigsäure. Gleich dem Fuchsin wird sie durch Ammoniak gelöst und entfärbt, und erhält auf Zusatz von Essigsäure ihre ursprüngliche Farbe wieder; sie löst sich auch in concentrirter Schwefelsäure und wird aus dieser Lösung durch Wasser in rothen Flocken gefällt. Mit Mordants verbindet sich der rothe Körper nicht, doch läßt er sich auf Wolle und Seide fixiren. Die Nüancen sind eben so schön wie mit Fuchsin, leider jedoch nicht so beständig. (Wagner's Jahresbericht der Technologie für 1860, S. 487.) Ueber das Entschälen der Seide. Sobrero in Turin beobachtete eine auf das Entschälen der Seide mittelst Seife sich beziehende wichtige Thatsache. Ein Färber aus Turin hatte gezwirnte Seide (aus dem Auslande) zu entschälen und verfuhr dabei wie gewöhnlich, indem er die Seide in einer Lösung von weißer Seife kochte. Das Wasser war mit Soda präparirt und die Menge der Seife betrug 20 Proc. vom Gewichte der Seide. Während des Kochens wurde das Seifenbad mager und klar, während die Seide, anstatt Glanz anzunehmen, ein mattes Aussehen zeigte und später beim Färben die Farbe nicht recht annahm, die ohnedieß das Glänzende nicht besaß, das man bei gefärbter Seide verlangt. Bei einer zweiten Operation mit derselben Seide und dem nämlichen Seifenbade bildete sich auf dem kochenden Bade ein Schaum, ja fast eine unlösliche Kruste, während das Bad selbst durchsichtig wurde. Sobrero untersuchte die in Rede stehende Seide, ohne die Ursache des eigenthümlichen Verhaltens derselben entdecken zu können. Es fand sich keine fremde Substanz, die vielleicht in der Absicht die Seide zu erschweren zugesetzt worden wäre, dagegen war der Aschengehalt dieser Seide ein sehr bedeutender. 100 Thle. bei 100° C. getrockneter Seide gaben 0,77, 0,994 und 1,012 Asche, die 0,42 – 0,489 Kalk, 0,142 Magnesia und 0,162 – 0,450 Thonerde und Eisenoxyd enthielt. Sobrero prüfte vergleichungsweise andere gezwirnte Seiden des Handels und eine Roh- oder Grezseide (die nur von dem Cocon abgehaspelt worden war) und fand darin dieselben Basen, obwohl in geringerer Menge als in obiger Seide. In der Grezseide (aus Piemont) bei 100° getrocknet fanden sich 0,644 Proc. Asche, die 0,526 Kalk und 0,118 Thonerde und Eisenoxyd enthielt (Magnesia war kaum in Spuren vorhanden). Die auf dem Seifenbade entstandene unlösliche Kruste enthielt die Verbindung der fetten Säuren der Seife mit den erwähnten Basen. Die Gegenwart des Kalkes in der Seide und der nachtheilige Einfluß desselben beim Entschälen ist zwar schon von Guinon hervorgehoben worden; derselbe erwähnt aber nicht die übrigen Basen, die von Sobrero in allen von ihm untersuchten Seidenproben gefunden wurden. Da es häufig vorkommt, daß die moulinirte und die Grezseide einen größeren Aschengehalt zeigt, als die Seide in dem noch ungehaspelten Cocon, so muß man annehmen, daß das beim Haspeln der Seide verwendete Wasser, wenn dasselbe reich ist an Kalk- und Magnesiasalzen, an die Seide Kalk und Magnesia abgibt, die dann beim Entschälen zur Bildung von unlöslicher Seife Veranlassung geben. Sobrero gibt den Färbern den Rath, von einer Seide, deren Natur und Ursprung nicht bekannt ist, immer nur eine Probe von einigen Grammen zu entschälen, und dabei das Verhalten des Seifenbades und den Glanz der entschälten Seide zu beobachten. Gibt sich dabei eine beträchtliche Menge anorganischer Basen zu erkennen, so muß man vor dem Entschälen zu dem Entkalken der Seide schreiten, indem man sie zuerst mit salzsäurehaltigem Wasser, dann mit schwacher Sodalösung wäscht. (Wagner's Jahresbericht der Technologie für 1860, S. 469.) Vanadintinte. Nach Berzelius gibt vanadinsaures Ammoniak mit einer Abkochung von Galläpfeln eine schwarze Flüssigkeit, welche, nach der Ansicht des Erfinders die beste Schreibtinte ist, welche man nur haben kann. Die damit hervorgebrachte Schrift ist vollkommen schwarz. Säuren löschen sie nicht aus, obgleich sie die Farbe in Blau umwandeln. Verdünnte Alkalien greifen die Schrift nicht an. Die Vanadintinte ist eine Auflösung und enthält keinen Niederschlag suspendirt; sie fließt also leicht aus der Feder. (Wagner's Jahresbericht der Technologie für 1860, S. 517.) Prüfung des Essigs. Dusart wendet zur Auffindung des Weinsteins im Essig ein Verfahren an, das sich auf die Löslichkeit des weinsauren Eisenoxyd-Kalis gründet. Von dem bis zur Extractconsistenz abgedampften Essig löst man etwas im Wasser auf, setzt einige Tropfen Eisenchlorid zu, erhitzt bis zum Sieden und versetzt dann die Flüssigkeit mit Kalilauge bis zur alkalischen Reaction. Zeigt Schwefelwasserstoff in dem Filtrat die Gegenwart des Eisens an, dagegen nicht in einer alkalischen Flüssigkeit mit dem Essigextract, nur ohne Zusatz von Eisenchlorid bereitet, so kann man auf die Anwesenheit von Weinsäure schließen. Weder Mineralsäuren, noch Oxalsäure, Aepfelsäure und Citronensäure bewirken etwas Aehnliches. Die Gegenprobe ist jedoch anzurathen, weil auch andere, zufällig vorhandene Körper eben so wie die Weinsäure, das Eisenoxyd bei Gegenwart von überschüssigem Alkali aufzulösen vermögen.Die obige Reaction kann auch angewendet werden, um Citronensäure (und Aepfelsäure) auf Weinsäure zu prüfen. (Wagner's Jahresbericht der Technologie für 1860, S. 428.) Traubenkernöl und Traubenkerngerbsäure; von Dr. Rud. Wagner. In bei 100° C. getrockneten Kernen von unterfränkischen Trauben (1858) fanden sich a. b. c. d. fettes Oel 11,2 10,8 Proc. Gerbsäure 6,5 7,3 100 Thle. getrockneter Stiele von vollkommen reifen Trauben (Rißling 1858) enthielten 6,2 bis 7,3 Proc. Gerbsäure. – Wegen ihres großen Gehaltes an Gerbsäure kann man die durch Extraction mit Benzol oder Schwefelkohlenstoff von dem fetten Oele befreiten Kerne zum Gerben, zum Schwarzfärben u. dergl. benutzen, eine sehr vortheilhafte Verwendung wäre ferner deren Verarbeitung auf Traubenkerngerbsäure, die in allen den Fällen der Weinbehandlung anzuwenden wäre, wo man gegenwärtig das den Bestandtheilen der Weintraube fremde Tannin anwendet. Oelgehalt einiger forstlichen Samen; von Dr. Rud. Wagner. Der Verf. bestimmte den Oelgehalt einiger forstlichen Samen, indem er den feingemahlenen Samen, mit Quarzsand gemengt, bei 100° C. trocknete, dann in einer Bürette mit Schwefelkohlenstoff auszog und von dem Auszuge den Schwefelkohlenstoff durch Stehenlassen an der Luft und dann durch Erwärmen im Wasserbade entfernte. Es wurden folgende Resultate erhalten: Samen von Fagus sylvatica . Die bei 100° getrockneten rohen Samen gaben an Oel: Same von der Ernte 1857 23,2 Proc.    „       „     „      „    1858 25,4    „       „     „      „    1859 Probe abc 19,322,618,9 Proc. Haselnüsse (von Corylus avellana). Die bei 100° getrockneten und von der äußeren Schale sorgfältig befreiten Nüsse gaben: Haselnüsse aus dem Jahre 1858 55,8 Proc. Oel         „            „    „       „     1859 Probe a 52,2    „      „ b 54,1    „      „ Samen von Tilia parvifolia . Die bei 100° getrockneten rohen Samen gaben 41,8 Proc. Oel, 39,2     „     „ Samen von Pinus sylvestris und P. picea . Es wurden zu der Oelbestimmung abgeflügelte und bei 100° getrocknete Samen benutzt. P. sylvestris gab 20,3 Proc. Oel, „         „        „ 23,4    „      „ P. picca gab 17,8    „      „ Samen anderer Pinus-Arten. Pinus Cembra, ungeschält, bei 100° getrocknet, gab 29,2 Proc.     „         „        geschält        „     „           „          „ 36,5     „ (Das Verhältniß der Schale zum Kern ist 20: 80.) Pinus Strobus, ungeschält, bei 100° getrocknet, gab 29,8 Proc. Abies, 20,6    „ Larix, 17,8    „ Pumilio, 17,5    „ canadensis, ab 11,4    „12,9    „ maritima, ab 22,5    „25,0    „ Ein neues Polstermaterial; von Dr. Sauerwein. In neuerer Zeit kommt eine Substanz als Surrogat für Pferdehaar vor, welche volle Beachtung verdient, da sie einestheils dasselbe zu vielen Zwecken sehr gut ersetzen kann, anderntheils aber, weil sie viel billiger ist, gewiß vielfach zum Verfälschen des Pferdehaars gebraucht wird. Es sind dieß die getrockneten Stengel der Tillandsia usneoides, einer Pflanze, die in Südamerika und Westindien an alten Baumstämmen schmarotzt und zwar oft in solchen Mengen, daß, wie ein Reisender erzählt, man daselbst hohe alte Bäume von langen Zöpfen des „Baartmoses“ behangen und verstrickt sieht, welches die Portugiesen Barba do Pao nennen. Indessen ist diese Pflanze kein Moos, wie man nach obiger Bezeichnung glauben sollte; sie gehört zu einer Familie, welche unseren Irideen sehr nahe verwandt ist. Der Stengel dieser Pflanze ist lang, fadenförmig, ästig und knotig; die Blätter sind pfriemenfadenförmig. Getrocknet sind die Stengel hellbraun und lassen sich unverarbeitet dadurch leicht vom Pferdehaar unterscheiden, daß die meist etwas helleren fadenförmigen Blätter noch daran sitzen. Werden die Stengel jedoch gereinigt, wobei nach eigenen Versuchen etwa 30 Proc., nach andern Angaben selbst 50 Proc. Abfall entsteht, so haben sie eine solche Aehnlichkeit mit Pferdehaar, daß ein ungeübtes Auge sie leicht damit verwechseln kann. Indeß kann man sie bei genauem Betrachten dadurch vom Pferdehaar unterscheiden, daß sie ein matteres Aussehen besitzen, wohingegen dieses einen eigenthümlichen Fettglanz besitzt. Auch fühlt sich Pferdehaar bedeutend weicher an, wie dieß getrocknete Kraut, welches beim Anfühlen eine gewisse Rauhheit zeigt. Beim Verbrennen zeigt Pferdehaar ein eigenthümliches Knistern und gibt einen sehr übeln Geruch, während die Stengel dieser Pflanze ruhig und geruchlos verbrennen; sie lassen dabei eine weiße Asche als Skelett in Form des ursprünglichen Stengels zurück. – Auch lösen sich Pferdehaare beim Kochen in ätzender Lauge leicht auf, während diese Stengel der Einwirkung einer solchen widerstehen und dieselbe nur dunkel färben. Man kann sie daher wohl unterscheiden; immerhin erfordert diese Unterscheidung jedoch, wenn beide Stoffe gemengt vorkommen, ein genaues Betrachten. – Die Stengel werden auch wohl nach dem Reinigen von den Blättern schwarz gefärbt; indessen lassen sie sich alsdann fast noch leichter von Pferdehaaren unterscheiden, da ihr äußeres Ansehen alsdann noch matter ist, auch die schwarze Färbung beim genauen Betrachten als keine natürliche erkannt wird. Wasser zieht freilich den Farbstoff nicht aus; setzt man demselben jedoch nur ein wenig irgend einer Säure zu, so wird das Wasser röthlich gefärbt, während die Stengel alsdann eine helle Farbe bekommen. Es empfiehlt sich dieß Färben um so weniger, als die Stengel durch die Beize mürbe werden und viel von ihrer Elasticität verlieren. Es wurden, um die Elasticität dieser Stengel mit der der Pferdehaare zu vergleichen, Versuche angestellt, in der Weise, daß von zwei gleich weiten Glashäfen der eine mit einem bestimmten Gewicht Pferdehaare, der andere mit dem gleichen Gewicht von diesen Stengeln gefüllt wurde. Nachdem sodann die Höhe, welche beide Schichten einnahmen, genau gemessen war, wurden beide genau demselben Druck unterworfen. Die Pferdehaare wurden durch den Druck, bei einer ursprünglichen Höhe von 40 1/2 Linie, sofort auf 30 Linien und nach längerem Stehen auf 27 Linien, also 2/3 ihres ursprünglichen Volums, zusammengedrückt; nach Aufhören des Druckes stellte sich das letztere völlig wieder her. – Die Stengel der Tillandsia, deren Volumen eine Höhe von 31 1/2 Linie hatte, wurden durch den Druck auf 25 1/2 Linie, also auf etwa 4/5 zusammengepreßt und auch nach längerem Stehen verringerte sich das Volumen nicht. Nach Aufhören des Druckes dehnten sie sich allmählich wieder bis zu 30 Linien Höhe aus, erreichten jedoch ihre ursprüngliche Ausdehnung nicht wieder. Die Elasticität derselben ist also nach diesen Versuchen etwas geringer, als die der Pferdehaare. Indessen sind sie doch immerhin zum Stopfen von Matratzen u. dgl. ein sehr brauchbares Material und bedeutend billiger als Pferdehaare, da der Centner roher Waare – nach Angabe des Hrn. Director Flemming, dessen Güte ich auch die Proben verdanke – in Hamburg 10 Rthlr. kosten soll. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1861, Nr. 4.) Rostflecke aus Weißzeug zu entfernen. Eines der besten Mittel zur Vertilgung der Rostflecke aus Weißzeug ist eine schwache Auflösung von salzsaurem Zinnoxydul (Zinnsalz); die fleckige Wäsche wird fast augenblicklich darin entfärbt. Jedenfalls muß sie nachher mit vielem Wasser ausgespült werden, um das löslich gewordene Eisensalz zu entfernen, welches durch die Einwirkung des Zinnsalzes auf das basisch-schwefelsaure Eisenoxyd entstand. Die Kleesäure ist bekanntlich ebenfalls zu diesem Zwecke anwendbar; nicht so bekannt ist aber, daß ihre oft langsame Wirkung bei Gegenwart von metallischem Zinn auffallend beschleunigt und verstärkt wird. Wenn man nämlich in einen ganz reinen zinnernen Löffel das durch Eisenoxyd verunreinigte und gehörig befeuchtete Weißzeug bringt und darin mit einer concentrirten Auflösung von Kleesäure versetzt, so werden die gelben Flecken schnell und vollständig verschwinden. Oft findet man das Weißzeug nach dem Reinigen durchlöchert, was man gewöhnlich der angewendeten Kleesäure (oder Kleesalz) zuschreibt; dieß war aber immer schon vorher der Fall und wurde nur durch die Schwefelsäure veranlaßt, welche bei der Verwandlung des schwefelsauren Eisenoxyduls in basisch-schwefelsaures Eisenoxyd in Freiheit gesetzt wird; bekanntlich reicht auch sehr wenig Schwefelsäure hin, um den Faserstoff in einen löslichen Körper zu verwandeln, d.h. zu zerstören. Wenn sehr viel Weißzeug von Rostflecken zu reinigen ist, kommt die Anwendung von Kleesäure zu hoch zu stehen; das Zinnsalz ist aber nicht nur eben so wirksam, sondern auch viel weniger kostspielig. (Breslauer Gewerbeblatt.)