Titel: Ueber das auf galvanischem Wege niedergeschlagene Eisen; von Dr. C. Stammer.
Autor: Karl Stammer [GND]
Fundstelle: Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXXXIV., S. 303
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LXXXIV. Ueber das auf galvanischem Wege niedergeschlagene Eisen; von Dr. C. Stammer. Stammer, über das auf galvanischem Wege niedergeschlagene Eisen. Bei Versuchen, welche ich vor etwa 10 Jahren in dieser Richtung anstellte, gelang es mir, Eisen auf galvanischem Wege in zusammenhängenden Stücken niederzuschlagen. Ich verfolgte damals die Sache nicht weiter; da aber jetzt von verschiedenen Seiten ähnliche Resultate vorliegen, so glaube ich einige meiner Beobachtungen mittheilen zu sollen, welche zu unserer Kenntniß der Sache beitragen dürften. Es veranlaßt mich hiezu namentlich ein Aufsatz von Krämer (in diesem Journal Bd. CLX S. 444), worin der Verf. von Erscheinungen berichtete, die mit den von mir bemerkten manche Aehnlichkeit haben. Das Eisensalz, woraus ich die Fällung bewirkte, war Eisenvitriol, und zwar eigens zu diesen Zwecken in möglichster Reinheit dargestellter. Ich benutzte gleichfalls eine Daniell'sche Kette, obwohl in etwas modificirter Form; als Anode stand in der stets concentrirt erhaltenen Eisenvitriollösung eine Platte von Schmiedeeisen, als Kathode eine Kupferplatte. Zusatz von Salmiak oder andere Zusätze habe ich in keinem Falle angewandt. Ich erhielt bei einer bestimmten Stromstärke ohne besondere Schwierigkeit auf der Kupferplatte mehrere Millimeter dicke zusammenhängende Platten von silberweißem Eisen, welches sich mit der größten Leichtigkeit ablösen ließ, und dann so genau die Oberfläche der Kupferplatte wiedergab, daß es mir wiederholt gelungen ist, auf diese Weise die erhabenen oder vertieften Zeichnungen der Kupferplatte auf das Eisen zu übertragen. Dieses Eisen war so hart, daß es von einer englischen Feile kaum angegriffen wurde, zugleich aber sehr spröde. Daß es zufolge seiner Darstellung keinen Stickstoff enthalten kann, wie das Böttger'sche Eisen nach Krämer, ist wohl selbstredend. Der damit entwickelte Wasserstoff war geruchlos, dennoch wies eine Verbrennungsanalyse einen sehr geringen Kohlenstoffgehalt nach. Offenbar geht von der gegenüberstehenden Eisenanode, welche stark angegriffen wird, etwas Kohlenstoff mechanisch mit in die neue Eisenplatte über. Ein Versuch, der Platte durch Glühen unter Kohlendecke größere Elasticität zu geben, hatte vollständigen Erfolg. Unter gewissen Verhältnissen erhielt ich statt der schönen, weißen, festen Niederschläge eine schwarzgraue äußerst wenig zusammenhängende Masse, die durch Glühen an Festigkeit gewann, und die ich zwar nicht näher untersucht habe, von der aber mit Sicherheit anzunehmen ist, daß sie dem von Krämer beschriebenen Ueberzug entspricht; es ist offenbar dieselbe Substanz wie die vorhin erwähnte, nur in einem andern Aggregatzustande. Die Umstände, welche die Entstehung des amorphen oder des krystallinischen Niederschlages bedingen, sind vorzugsweise die Stromstärke, die Nähe der Elektroden, die Bildung von Gasblasen auf der metallischen Fläche. Durch sorgfältige Regulirung des Processes gelingt es ohne Zweifel, regelmäßige Platten darzustellen. Die Sache hat ein doppeltes Interesse: erstens ist es nicht schwer, die gravirten Kupferplatten durch eben solche stahlharte oder stählerne zu ersetzen; man braucht nur, wie ich dieß mehrfach zuwege gebracht, erst eine Kupferplatte mit erhabenen Zeichnungen auf der gewöhnlichen niederzuschlagen und diese dann als Kathode zu benutzen; und zweitens liegt die Lösung des Problems der Darstellung von reinem Eisen in zusammenhängenden festen Platten sehr nahe. Der geringe Kohlenstoffgehalt wird verschwinden, wenn man entweder ein geeignetes Diaphragma zwischen die beiden Elektroden bringt, oder wenn man statt einer gewöhnlichen Eisenplatte eine Platte von schon auf diesem Wege erhaltenem, mithin viel reinerem Eisen anwendet. Anderweitige Beschäftigungen und der Mangel an geeigneten Apparaten zum Messen und Reguliren der Stromstärke u.s.w. hielten mich damals ab, die Versuche noch weiter zu verfolgen, doch bin ich gerne bereit, denjenigen, die sich mit diesen Versuchen beschäftigen wollen, noch etwa gewünschte Einzelheiten mitzutheilen, da eine nähere Beschreibung der Versuche nicht der Zweck dieser Notiz seyn soll.