Titel: Ueber das Vorkommen des Rubidiums in den Rückständen der Pariser Salpeterraffinerie und in der Runkelrübenmelasse; von J. Grandeau.
Fundstelle: Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XIII., S. 50
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XIII. Ueber das Vorkommen des Rubidiums in den Rückständen der Pariser Salpeterraffinerie und in der Runkelrübenmelasse; von J. Grandeau. Aus den Comptes rendus, Februar 1862, t. LIV p. 450. Grandeau, über das Vorkommen des Rubidiums in der Runkelrübenmelasse. 1. Rückstände der Pariser Salpeterraffinerie. – Ich habe folgende Producte untersucht, welche mir Hr. Maurey, Commissär der Pulver- und Salpeterfabrication, verschaffte: 1) Rückstände vom Jahre 1861; 2) Rückstände vom Jahre 1862; 3) Mutterlauge, welche die letzteren Rückstände liefern; 4) Wasser, welches aus diesen feucht gewordenen Rückständen sickert. Für jedes dieser Producte verfuhr ich in folgender Weise: Ich bestimmte den Verlust, welchen 2 Kilogr. durch Austrocknen und Glühen (um die organischen Substanzen zu zerstören) erlitten, und löste ein bekanntes Gewicht (20 bis 30 Grm.) des trockenen Rückstandes in mit Salzsäure geschärftem Wasser auf. Die filtrirte und gehörig eingeengte Flüssigkeit wurde mit Chlorplatin gefällt; der Niederschlag wurde mit Alkohol gewaschen und gewogen; dann wurde er mehrmals mit kochendem Wasser gewaschen, nämlich so lange bis das in den Spectralapparat gebrachte Platinsalz die charakteristischen Kaliumlinien nicht mehr bemerken ließ. Ich stelle in folgender Tabelle die Resultate der annähernden Bestimmung des Rubidiums in den erwähnten Producten zusammen: Rückständevon1861. 1 Kil. geschmolzener Rückstand entspricht 1,24 Kil. rohem Rückstand.1 Kil. geschmolzener Rückstand enthält 2,64 Grm. Chlorrubidium.1 Kil. roher Rückstand enthält 2,13 Grm. Chlorrubidium. Rückständevon1862. 1 Kil. geschmolzener Rückstand entspricht 1,28 Kil. rohem Rückstand.1 Kil. geschmolzener Rückstand enthält 3,74 Grm. Chlorrubidium.1 Kil. roher Rückstand enthält 2,92 Grm. Chlorrubidium. Mutterlaugevon1862. 1 Kil. geschmolzener Rückstand entspricht 2,10 Kil. Mutterlauge.1 Kil. geschmolzener Rückstand enthält 6,35 Grm. Chlorrubidium.1 Kil. Mutterlauge enthält 3,02 Grm. Chlorrubidium. AusgesickertesWasser. 1 Kil. geschmolzener Rückstand entspricht 2,30 Kil. Wasser.1 Kil. geschmolzener Rückstand enthält 6,85 Grm. Chlorrubidium.1 Kil. Wasser enthält 2,97 Grm. Chlorrubidium. Das Wasser, welches bei feuchter Witterung aus den Massen von Rückständen abfließt die in den Werkstätten in Haufen gebracht sind, ist also sehr reich an Chlorrubidium; dieß erklärt vollkommen, weßhalb die Rückstände von 1861 eine geringere Menge des neuen Metalls enthalten als diejenigen von 1862, indem letztere noch nicht so lange der feuchten Luft ausgesetzt sind. Keines der von mir in der Pariser Raffinerie gesammelten Producte enthält Cäsium. 2. Alkalische Salzmasse aus der Runkelrübenschlempe. – Der große Rubidiumgehalt der Rückstände der Pariser Raffinerie veranlaßte mich zu erforschen, welcher zur Fabrication des Salpeters angewandte Rohstoff das neue Metall in diese Rückstände bringen kann. Von Hrn. Maurey erfuhr ich, daß seit mehreren Jahren der Pariser Raffinerie nur solcher Salpeter geliefert wird, welcher mit inländischem Chlorkalium und natürlichem Natronsalpeter dargestellt ist. Da nun nach den Versuchen von Bunsen und Kirchhoff, sowie meinen eigenen, der Natronsalpeter ganz frei von Cäsium und Rubidium ist, so hatte ich bloß noch das Chlorkalium oder vielmehr die Mutterlaugen, woraus man es gewinnt, zu untersuchen. Da ich in den Mutterlaugen der Salzgärten und des Meerwassers keine Spur von Cäsium und Rubidium aufzufinden vermochte, so war ich natürlich veranlaßt die alkalische Salzmasse zu analysiren, welche man erhält, wenn man die nach der Destillation der gegohrenen Melasse zurückbleibende Schlempe abdampft und den Rückstand einäschert. Hr. Lefebvre, Besitzer der Rübenzuckerfabrik in Corohem (Pas-de-Calais), lieferte mir die zu dieser Untersuchung erforderlichen Producte. Ich habe sowohl die alkalische Salzmasse, als die bei deren Verarbeitung verbleibende Mutterlauge analysirt, indem ich genau in der oben für die Salpeterrückstände angegebenen Weise verfuhr. Folgendes sind die Resultate meiner Analysen: Salzmasse der Runkelrübe: 1 Kil. enthält 1,87 Grm. Chlorrubidium. Letzte Mutterlauge: 1 Kil. enthält 4,70 Grm. Chlorrubidium. Hiernach scheint es mir sehr wahrscheinlich, daß das Rubidium in die Salpeterrückstände, welche es in beträchtlicher Menge enthalten, durch das aus der Runkelrübenschlempe gewonnene Chlorkalium kommt. Merkwürdigerweise entzieht also die Runkelrübe dem Boden das neue Metall, welches er in so äußerst kleiner Menge enthält, daß es sogar mittelst des höchst empfindlichen optischen Verfahrens nicht darin entdeckt werden kann.