Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 164, Jahrgang 1862, Nr. , S. 394
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Miscellen. Miscellen. Chemische Hülfsmittel bei Bohrungen in Stahl; von Adolph Scheden. In folgendem speciellen Falle leistete das nachstehend bezeichnete Hülfsmittel so vortreffliche Dienste, daß es auch für weitere Kreise mittheilungswerth erscheint: In einem von allen Handelsplätzen entfernt gelegenen Winkel West-Rußlands wurde im vorigen Jahre ein Dampfsägewerk erbaut, wozu, beiläufig erwähnt, die Maschinen von A. Borsig in Moabit und die Sägeblätter aus Remscheidt geliefert worden waren. Der Bau hatte sich, wie gewöhnlich hier zu Lande sehr verspätet, und die erste Spur eines harten Winters sich bereits eingestellt; es fehlten aber noch mancherlei Einrichtungen zur schleunigsten Beendigung – wollte man den Betrieb nicht bis zu dem kommenden Jahre ausgesetzt sehen, wo schon Schnittwaare nach Danzig hinunterschwimmen sollte, – und namentlich war noch die Befestigung der Angeln an die Sägeblätter zu bewerkstelligen, zu welchem Zwecke einige hundert Nietenlöcher gebohrt werden sollten. Dieß wollte jedoch bei aller Geschicklichkeit der Arbeiter nur höchst mangelhaft gelingen, nämlich nur da, wo das Loch eine weichere Stelle der an den Enden gewöhnlich ungleich harten Sägeblätter traf, wogegen sich bei den harten Stellen derselben sämmtliche Bemühungen als fruchtlos erwiesen. Ein besserer Stahl für die Bohrer wäre unter vier Wochen sicher nicht zu beschaffen gewesen. Verfasser, der zufällig zugegen war, erinnerte sich daß Terpenthinöl, worin etwas Campher gelöst ist, das Bohren des Glases zulässig macht, und rieth, da Campher gleichzeitig nicht vorhanden war, nur Terpenthinöl zum Befeuchten der Bohrspitze zu Hülfe zu nehmen. Diese Manipulation gelang über das Erwarten; derselbe Bohrer, der vorhin nur polirt statt gebohrt hatte, griff sofort ein, und selbst die härtesten Stellen der Sägeblätter waren binnen einigen Minuten durchlöchert. So war mit einem unscheinbaren Hülfsmittel weitgreifenden Uebelständen vorgebeugt worden. Statt Terpenthinöl kann auch jedes andere harzfreie Kohlenwasserstoff-Oel, z.B. Photogen u.s.w. genommen werden, und dienen dieselben Stoffe auch für das härteste Gußeisen. In allen diesen Fällen hat man jedoch fettes Oel gleichzeitig zu vermeiden, und die Bohrstelle, respective die Bohrerspitze, mit jenen Oelen weder zu naß zu halten, noch zu trocken werden lassen, welchen Grad der richtigen Feuchtigkeit einige Aufmerksamkeit sehr bald erlernen läßt. Wenn gleich genannte Flüssigkeiten schon ohne Campher sehr gute Dienste bei Glas leisten, so ist dieß doch mit einem Zusatze von einigen Gran Campher auf das Loth Oel (übrigens eine schon ziemlich alte Erfindung) im höchsten Grade der Fall: in einigen Minuten ist damit jedes Loch in Glas gebohrt, selbst frei aus der Hand. In letzterem Falle benutzt man zunächst eine an ihrer Spitze ein wenig abgebrochene, ziemlich feine und dreieckige Feile und später, zur Vergrößerung des Löchelchens, je nach der Form desselben, eine passende Schlichtfeile. Auch hierbei verhindert eine zu große Menge Feuchtigkeit das Bohren, besonders das erste Angreifen des Glases. Die Theorie jener Wirkung der flüchtigen Kohlenwasserstofföle auf harte, ganz heterogene Körper scheint in der Hauptsache nur diese zu seyn, daß erstere die Fähigkeit besitzen, sich mit Hülfe der durch die Reibung hervorgebrachten Wärme zwischen die zunächstliegenden einzelnen Krystallpartikelchen des Eisens oder der kieselsauren Verbindungen zu drängen und so die Cohäsion der betreffenden Körper zu lockern. Mögen erwähnte Thatsachen genügen, um aus ihnen ein ebenso praktisches Verfahren auch für Bohrungen in Stein und Fels, möglich sogar für deren Bearbeitung herzuleiten (einzelne Bohrversuche haben sogar schon die günstigsten Resultate geliefert); ja mögen sie gleichzeitig dazu dienen, unseren Steinarbeitern, die in Folge ihres Broderwerbes, in Folge der uralten Arbeitsmethode ihres Gewerbes sich nur eines verhältnißmäßig kurzen Lebens zu erfreuen haben, die schon längst ersehnte Hülfe endlich bringen zu können; – alle derartigen Bestrebungen dürften sich den Dank von tausend und abertausend Familien verdienen! (Deutsche Industriezeitung.) Ueber Wismuthgewinnung in Joachimsthal. Die in Joachimsthal einbrechenden Wismutherze wurden sonst im Röhrenofen gesaigert, die Saigerrückstände kamen wegen ihres Gehaltes an Silber, Kobalt, Nickel und Wismuth zum Verschmelzen. Das Wismuth wurde von der Hütte nach dem Bleipreise vergütet. Die Saigerrückstände wurden der Verbleiarbeit zugetheilt und so gelangte das Wismuth in das Blei und sammelte sich beim Abtreiben in der letzten, der sogenannten schwarzen Glätte an. Aus dieser schwarzen Glätte, welche ein Gemenge von Bleioxyd und Wismuthoxyd ist, versuchte Patera mit dem besten Erfolge durch ein oxydirendes Schmelzen des reducirten Metalles das Wismuth bleifrei darzustellen, und er beschrieb das Verfahren ausführlich in der Versammlung der Berg- und Hüttenmänner zu Wien im Jahre 1858 (Hauptbericht dieser Versammlung S. 93). Auf diese Weise wurde aber nur ein geringer Theil von dem in den Erzen enthaltenen Wismuth gewonnen, der größere Theil davon ging bei den vielen Schmelzungen, welchen es beim Verbleien unterzogen wurde, verloren; da überdieß die Bleiarbeit in Joachimsthal der Extraction wich, so behob sich diese Art der Wismuthgewinnung von selbst. Es entstand nun die Frage, wie die Wismutherze am zweckmäßigsten zu verarbeiten wären, und diese Frage wurde durch die ungemein gesteigerte Nachfrage nach Wismuth und die bedeutende Preissteigerung zu einer für Joachimsthal nicht unwichtigen. Patera machte die ersten Versuche mit Saigerrückständen, und fand, daß dieselben oft noch einen Wismuthgehalt von 10 bis 20 Proc. hatten; er schmolz dieselben grobgepulvert mit einer leichtflüssigen Beschickung ein und bekam einen Regulus von sehr reinem Wismuth, der sich von der oben befindlichen Speise gut trennte. Bedeutend erhöbet wurde das Ausbringen an Wismuth, wenn metallisches Eisen zugegeben wurde, woraus man schließen kann, daß ein großer Theil des Wismuths als Schwefelwismuth im Erze vorhanden ist, welches durch Saigerung nicht gewonnen wird. Es läßt sich dieß durch die Analyse schwer nachweisen, weil das Erz ein einziges Gemenge vieler verschiedener Mineralien ist. Patera gab als Zuschlag Kalkstein und Aetzkalk im Verhältniß zur vorhandenen Kieselsäuremenge, und gab beiläufig 20 Proc. Eisen. Das Eisen wurde in größern Stücken zugegeben, um das überschüssig zugesetzte von dem Wismuth leicht trennen zu können. Auf ähnliche Weise wurde schon 1860 eine Partie Saigerrückstände im Hohofen verschmolzen und das Resultat war ein recht günstiges; Patera erhielt im Stichtiegel wismutharme Speise, unter welcher sich ein schöner Regulus von Wismuth vorfand. Die sehr leichtflüssige Schlacke enthielt nur sehr wenig Wismuth. Es wird gegenwärtig ein größeres Schmelzen mit reichen und ärmeren Wismutherzen vorbereitet, welches über die dabei stattfindenden Kosten und Metallabgänge Aufschluß geben wird. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1862, Nr. 12.) Ueber den Bleigehalt der Zinnfolie; von J. H. Baldock. Baldock fand (englische) Zinnfolie, welche er benutzte, sehr bleihaltig und nahm daraus Anlaß, folgende Sorten von Zinnfolie auf ihren Bleigehalt zu untersuchen: I. gewöhnliche Zinnfolie des Handels, II. getriebene Zinnfolie, III. Zinnfolie, welche als Umhüllung für Thee benutzt wird, IV. sogenannte reine Zinnfolie, V. Zinnfolie, welche zu Kapseln dient. Die Untersuchung ergab folgende Resultate: I. II. III. IV. V. Blei 86,93 76,57   88,665   34,375   84,56 Zinn 13,06 23,42   11,345   65,625   15,46 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 99,99 99,99 100,010 100,000 100,02 Es scheint hiernach, daß die Zinnfolie (in England) sehr gewöhnlich bleihaltig ist, obgleich für den reichlichen Bleizusatz kein triftiger Grund (abgesehen vom Preise des Metalls) vorzuliegen scheint, da die vorerwähnte sogenannte reine Zinnfolie, welche erheblich weniger Blei enthält als die übrigen, in jeder Beziehung besser ist als diese, nämlich dünner, leichter und zäher. Das bleihaltige Zinn mag sich allerdings leichter walzen lassen als das reine Zinn. Man hat öfter auf die Nachtheile des Einpackens von Thee, Schnupftabak etc. in Bleifolie aufmerksam gemacht und Zinnfolie zu diesem Zwecke vorgeschlagen; die Zinnfolie ist aber nach den vorstehenden Ergebnissen möglicherweise so bleihaltig, daß sie keinen Vorzug verdient, sondern eher dem Blei nachsteht, da eine solche aus Blei und Zinn bestehende Folie sich leichter oxydirt, als jedes der Metalle für sich. (Chemical News, Februar 1862, durch chemisches Centralblatt Nr. 20.) Fabrication von künstlichen Steinen und Cement aus Wasserglas mit Kalk etc.; von F. Ransome. Um künstliche Steine zu fabriciren, vermischt der Patentträger fein pulverisirten Kalkstein mit so viel Natron-Wasserglas von 1,70 spec. Gewicht, daß eine plastische Masse entsteht. Die aus derselben geformten Steine werden an der Luft getrocknet, bis sie hart werden, wozu 2–3 Tage erforderlich sind. Nachher wäscht man sie mit einer Chlorcalciumlösung von 1,20 spec. Gewicht. Diese Lösung wird entweder mit einem Pinsel aufgetragen, so daß alle Theile der Oberfläche der Steine vollständig damit benetzt werden, oder man taucht die Steine in dieselbe ein. Das Wasserglas wird nicht bloß an der Oberfläche der Steine durch das Chlorcalcium zersetzt, sondern erleidet wahrscheinlich allmählich auch im Innern derselben eine Zersetzung, wobei der Kalk des Kalksteins sich mit der Kieselsäure verbindet. Eine Mischung von fein pulverisirtem Kalkstein und Wasserglas ist auch als Cement verwendbar, um Mauern etc. zu überziehen. Nachdem dieser Ueberzug hinreichend trocken und hart geworden ist, wäscht man ihn ebenfalls mit Chlorcalciumlösung. Da der Cement sich besser verarbeiten läßt, wenn er nicht sehr steif ist, so benutzt man zur Herstellung desselben eine Wasserglaslösung von nur 1,50 spec. Gewicht. Sowohl zur Fabrication künstlicher Steine als zur Cementbereitung benutzt der Patentträger auch eine Mischung von Kalkstein, gebranntem Kalk und Wasserglas. Wenn diese Mischung angewendet wird, braucht man die Masse nicht mit Chlorcalciumlösung zu waschen, da der gebrannte Kalk sofort einen Theil der Kieselsäure des Wasserglases in unlöslichen kieselsauren Kalk verwandelt. Mit oder statt Kalkstein können auch Sand, Thon oder andere erdige Stoffe der Mischung zugesetzt werden. Die Mischung für Cement wird in jedem Fall dünner und mit schwächerer Wasserglaslösung gemacht, als die Mischung zur Anfertigung von Steinen. Die Mischung muß sofort nach ihrer Bereitung verwendet werden, da sie rasch erhärtet. Eine gute Mischung zu künstlichen Steinen erhält man auch aus 6 Centner trocknem Sand, 1 Centner trocknem gemahlenen Pfeifenthon und 122 1/2 Pfund Natronwasserglas von 1,75 spec. Gewicht. Die aus dieser Masse geformten Steine werden ebenfalls nicht gebrannt, aber nach dem Trocknen mit Chlorcalciumlösung behandelt. Zur Anfertigung von Schleifsteinen eignet sich eine Mischung von 1 Centner gemahlenem Glas, Bimsstein oder Smirgel und 5 Maaß (á 2 Pfd. Wasser) Natronwasserglas. Die Concentration des letzteren für diesen Zweck richtet sich nach der Bestimmung der Schleifsteine; dieselben fallen um so härter aus, je concentrirtere Wasserglaslösung verwendet wurde. Die aus der Mischung geformten Schleifsteine werden ebenfalls mit Chlorcalciumlösung von 1,20 bis 1,30 spec. Gewicht behandelt. – Patentirt in England am 9. April 1861. (Aus dem London Journal of arts, Januar 1862, S. 21). Weiße Glasur für Ofenkacheln. Zur Anfertigung einer weißen Glasur für Ofenkacheln werden 100 Theile reinstes Blei und 50 Theile Zinn in einer eisernen Pfanne unter stetem Umrühren bei vollkommenem Zutritt der atmosphärischen Luft so lange geschmolzen, bis das Metallgemisch vollständig oxydirt erscheint. Das erhaltene Oxyd wird dann gesiebt und gemahlen. 100 Theilen desselben mischt man bei: 100 Theile Sand, etwa 16 Theile entwässertes reines kohlensaures Natron, 6 Theile Kochsalz und 15 Theile Mennige, worauf das Gemisch in flachen mit Kreide ausgestrichenen verglühten Thonnäpfen geschmolzen und so eine grünlichweiße Masse gewonnen wird. Um eine rein weiße Glasur zu erhalten, ist es durchaus nothwendig ganz reine eisenfreie Materialien anzuwenden; ebenso ist der Zusatz von Mennige erforderlich, denn ohne dieselbe wird zuweilen eine schwärzliche, statt einer weißen Glasur erhalten, weil möglicherweise Zinnoxydul vorhanden seyn kann, welches durch den Sauerstoff der Mennige vollends in Oxyd übergeführt wird. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1862, Nr 10.) Silberflecken vollkommen von der Haut zu entfernen; von Georg Leuchs. Bis jetzt wendet man Jodkalium zu diesem Zweck an, welches aber das Silber nicht entfernt, sondern nur in gelbes Jodsilber umändert. Die vollkommene Entfernung der Silberflecken von der Haut läßt sich hingegen durch Bestreichen derselben mit einer Kochsalzlösung, welcher einige Tropfen Salpetersäure zugesetzt wurden, bewirken. Man läßt den Anstrich trocknen, wäscht ihn dann mit Wasser und später mit Aetzammoniak. Knetmaschine für Bäcker; von J. C. Leuchs. Da man der Meinung ist, daß es wesentlich für die Güte des Brodes ist, wenn Luft beim Kneten in den Teig kommt, so wäre es vielleicht am zweckmäßigsten mit Walzen zu kneten, welche mittelst einer Achse in einem Trog (einer Bahn) herumgeführt werden, ähnlich der von mir erfundenen Mörtelmaschine (Hausbuch von C. Leuchs, S. 465). Diese Walzen wären mit runden Löchern zu versehen, durch welche der Teig sich drücken würde; dabei würde er von den nächstfolgenden Walzen wieder niedergedrückt und von Stiften oder Messern zertheilt. Die Löcher in den Walzen könnten auch so eingerichtet werden, daß der Teig Röhren bildet; in diesem Falle würde noch mehr Luft in ihn kommen. Nürnberg, den 5. Mai 1862. Verfahren, beim Bedrucken des Kattuns das Muster auf beiden Seiten entstehen zu lassen; von G. Davies. Die dem Genannten am 29. December 1860 als Mittheilung in England patentirte Erfindung betrifft ein Verfahren beim Bedrucken von Kattun mittelst Walzen das Muster an beiden Seiten des Gewebes entstehen zu lassen (impression sans envers), ohne daß die zweite Seite direct bedruckt wird. Man benutzt dabei eine gewöhnliche Walzendruckmaschine mit 2 Walzen, die ebenso angebracht sind, wie für den Druck mit zwei Farben, nur mit dem Unterschiede, daß die zweite Walze nicht gravirt, sondern bloß mit Bimsstein abgerieben ist und nicht in einem Trog mit Farbe, sondern in einem Behälter mit Wasser, Gummiwasser oder irgend einer anderen Flüssigkeit, welche im Stande ist, die durch den ersten Cylinder dem Gewebe mitgetheilte Farbe schwach zu befeuchten und das capillare Durchdringen derselben durch die Poren des Gewebes zu befördern, sich umdreht. Bei Anwendung dieser Vorrichtung geht der Kattun zunächst zwischen der Preßwalze und der gravirten Druckwalze hindurch, und wird dabei von der letzteren in gewöhnlicher Manier bedruckt; er geht darauf zwischen der Preßwalze und der zweiten Walze hindurch, wobei die aufgedruckte Farbe durch die kleine Menge Flüssigkeit welche dieser Walze anhängt, schwach befeuchtet und zugleich durch den zwischen den beiden Walzen stattfindenden starken Druck genöthigt wird, zum Theil durch das Gewebe hindurch zu gehen, so daß das Muster auch an der anderen Seite zum Vorschein kommt. Man erhält also nach diesem Verfahren ein Product, welches keine Rückseite hat, sondern das Muster auf beiden Seiten gleich vollkommen darbietet (?). Wenn man nach diesem Verfahren ein schattirtes Muster hervorbringen will, so wird die zweite Walze gravirt, und zwar in solcher Art, daß diejenigen Partieen des Musters welche an der oberen Seite des Gewebes am dunkelsten werden sollen, auf der zweiten Walze vertieften Stellen entsprechen, woraus folgt, daß bloß die übrigen Partieen des Musters den Druck erleiden und folglich nur hier hauptsächlich die Farbe durch das Gewebe hindurch geht, mithin an beiden Seiten ein schattirtes Muster entsteht. Dieses Verfahren ist anwendbar, mag eine wirkliche Farbe, oder eine Reservage oder Aetzbeize aufgedruckt werden. Bei demselben werden die gewöhnlichen Farben etc. benutzt; nur muß man dafür sorgen, daß dieselben sich in Bezug auf Löslichkeit und Verdickung in dem geeigneten Zustande befinden. (Deutsche Musterzeitung, 1862, Nr. 5.). Das Bleichen des Schellacks. Zum Poliren von hellfarbigem Holze, wie Ahorn-, Pappel- und Lindenholz, ist die eigenthümlich braune Farbe des rohen Schellacks störend, selbst wenn man die hellste Sorte dieses Harzes auswählt. Für solche Fälle wendet man gebleichten Schellack an. Leider hat aber das Bleichen des Schellacks seine eigenthümlichen Schwierigkeiten, um ein in jeder Beziehung unverändertes Product zu erhalten; denn einmal gelingt dasselbe nur unvollständig, ein anderesmal wird der Schellack durch die Bleichmittel chemisch verändert und gibt eine spröde Politur. Letzteres ist stets der Fall, sobald man Chlor in irgend einer Gestalt oder Verbindung zu diesem Bleichen verwendet hat. Ein solcher Schellack eignet sich nicht zur Politur auf Holzarbeiten, welche Metalleinlegungen enthalten, denn letztere werden durch die kleinsten Mengen Chlor, welche stets am Schellack zurückbleiben, blind und unansehnlich. Ein in dieser Beziehung fehlerfreies Product erhält man durch Behandeln einer weingeistigen Schellacklösung mit Thierkohle, was am zweckmäßigsten folgendermaßen ausgeführt werden kann: Der rohe Schellack wird in 90procentigem Weingeiste aufgelöst und so viel gekörnte Knochenkohle zugesetzt, daß ein dünner Brei entsteht; dann setzt man die Mischung mehrere Tage den directen Sonnenstrahlen aus, schüttelt öfters um und filtrirt nach völliger Bleichung durch Papier. (Deutsche Industriezeitung, 1862, Nr. 18.) Chlorkalk als Mittel gegen Würmer und Insecten; von Dr. Glaser in Worms. Im verflossenen Sommer wurde in dem Hofe meiner Wohnung eine Bütte Chlorkalkbrühe ausgeleert, nachdem zuvor Rohleinwand darin eingeweicht worden war. Ungefähr 1 Stunde danach fand sich auf dem Pflaster überall eine große Menge Regenwürmer jeder Größe todt umherliegend, was ich zuerst durch Kinder erfuhr, welche kleinere Würmer für die Fischchen im Zimmer-Aquarium hereinbrachten. Da die Würmer alle todt, auffallend bleich und sehr weich waren, auch die Stichlinge sie nicht fressen wollten, während sie sich doch sonst sehr lüstern nach Regenwürmern zeigten, so sah ich im Hof selbst nach und bemerkte alsbald die Ursache dieser Erscheinung. Auf 10 Schritte im Umkreis der auslaufenden Bütte lagen die zwischen den Pflastersteinen hervorgekrochenen Würmer, von der eingedrungenen Chlorkalkflüssigkeit sämmtlich getödtet und gebleicht da. Sie hatten eben nur so viel Kraft behalten, sich vor der eindringenden Flüssigkeit in's Freie zu flüchten, wo sie alsbald der weiteren Einwirkung des in sie eingedrungenen giftigen Nasses erlagen. Die Kölnische Zeitung brachte vor Kurzem eine der französischen Zeitschrift Science pour tous entnommene Notiz,Polytechn. Journal Bd. CLXI S. 240. daß Chlorkalklösung ein vortreffliches Mittel zur Vertilgung von Insecten mittelst Bespritzung sey, oder auch, daß Chlorkalk in Pulverform, in Schmalz eingemengt, auf Werg gestrichen, zu Gürteln um Bäume angewandt, durch die Dämpfe des allmählich entwickelten Chlors in Kurzem alle schädlichen Raupen und sonstigen Insecten tödte und zum Abfallen bringe. – Gegen Blattläuse, die im Frühling und Vorsommer vom Anfang Mai bis in die Mitte Juni hinein an den frischen Boden der Obstbäume und Sträucher in so nachtheiliger Menge auftreten, daß sie das Kräuseln der Spitzen und Blätter und das Absterben derselben bewirken, dürfte Chlorkalkflüssigkeit, mittelst Spritzbüchsen beigebracht, von noch trefflicherer Wirkung seyn, als selbst Tabaksbrühe, bekanntlich ein ausgezeichnetes Tödtungsmittel aller Insecten. In wiefern Chlorkalkflüssigkeit an den zarteren Sprossen und Blättern den Gewächsen selbst Nachtheile bringt, darüber könnte man sich leicht durch vorherigen Versuch an irgend einem Bäumchen, Rosenstock oder dergleichen, Gewißheit verschaffen. Jedenfalls ist die Einwirkung des nur schwach auftretenden Chlors auf die Pflanzenhäute von geringerem Nachtheil, als in dem Inneren der Würmer, Raupen, Larven und Insecten, in welche es durch die Poren und Athemlöcher eindringt und die es daher auch bei geringer Einwirkung tödtet. Eben so wenig dürften die flüchtigen, abdunstenden Chlordämpfe aus (trocknen) Chlorkalkgürteln den Baumblüthen und zarten Fruchtknoten schaden, während sie ganz hinreichend wirken, um Raupen, Blattläuse, schädliche Käfer u. dergl. in den Baumkronen zu tödten, vielleicht gar die Larven in den Früchten umzubringen, so daß jedenfalls der Weiterentwickelung und ferneren Vermehrung allen Ungeziefers vorgebeugt wird. Die erwähnten Gürtel müssen selbstverständlich hoch angebracht und unmittelbar unter den Kronen oder auch an einzelnen dicken Aesten innerhalb derselben angelegt werden. Versuche genannter Art wurden in Frankreich mit ausgezeichnetem Erfolge gemacht und würden sich, etwa in Hausgärten an besonders geschätzten Bäumen angestellt, der Mühe lohnen. Das Tödten der im Grabland so schädlichen Regenwürmer findet am zweckmäßigsten vor dem Einsäen der Länder, vor oder nach dem Umgraben, statt. Die dem Boden überlieferten Samen widerstehen dann dem Chlor, während schon offene zarte Pflänzchen an den Wurzeln leicht Noth leiden könnten. Die Chlorkalkbrühe wird übrigens im Boden bald neutralisirt, indem sich das Chlor durch Einwirkung auf Kalk- und andere Erdbasen bald zu Chlorcalcium, Chlormagnesium u.s.w. umwandelt, deren Lösung dem feuchten Boden eher vortheilhaft als nachtheilig ist, wie dem gedüngtem ammoniakalischen Boden dadurch genützt wird, daß sich die sonst flüchtigen Ammoniakverbindungen zu Salmiak fixiren, der nun die Pflanzen nachhaltig nährt. Von einem Nachtheil der scharfen Chlordämpfe, die allerdings von etwas widerwärtigem Geruch sind, kann daher wohl nicht die Rede seyn, da sogar unsere Lunge die Einwirkungen des auf diesem Wege auftretenden Chlorgases vertragen kann. Ueber die Zeit der Anwendung bei Obstbäumen kann man nicht im Zweifel seyn; der Beginn der Blüthe muß der Spannraupe und schädlichen Rüsselkäferchen sowie der schädlichen Ringelraupen, Goldafterraupen und der Mohrenblattwespen wegen, welche sämmtlich das Laub der jungen Triebe, die Blüthen oder zarten Fruchtknoten verheeren, vorzugsweise berücksichtigt werden. Das Bespritzen der Blattläuse und des Grünwurms der Trauben findet eben dann und da statt, wann und wo directes Einschreiten erfordert wird. Tabaksbrühe, besonders Suder aus Pfeifenköpfen, wirkt außerordentlich, ist aber mit zu lange andauerndem Uebelgeruch verbunden, den man an den Trieben junger Edelstämme oder an edlen Sträuchern gern vermeidet, wenn er anders auch den Pflanzen nicht eigentlich schadet. Zum Spritzen an Bäume ist eine gewöhnliche Spritzbüchse (etwa von Glas oder auch von Holz), zum Tränken des Gartenbodens jede alte Gießkanne geeignet, da das Chlor solche bei dieser Gelegenheit nur langsam zerstört. (Zeitschrift für die landwirthschaftlichen Vereine des Großherzogthums Hessen, 1862, S. 45.) Die Aufbewahrung der Zuckerrübenblätter als Winterfutter. Die Verfütterung der frischen Rübenblätter im Herbst hat bekanntlich den Nachtheil, daß eine reichliche Fütterung derselben die Thiere gerade zu der Zeit schwächt, wo sie am meisten im ganzen Jahre zu arbeiten haben. Werden aber wenige gefüttert, so verfaulen die meisten Blätter und Rübenköpfe auf dem Felde. Um diesem großen Verluste vorzubeugen, haben wir zur Aufbewahrung der Blätter folgendes in anderen Ländern bewährte Verfahren angewendet: Es wird eine Grube von ungefähr 5–6 Fuß Tiefe an einem Platze gegraben, der nicht von Grundwasser leidet. Die Länge und Breite richtet sich natürlich ganz nach der Menge der vorhandenen Rübenblätter. Es ist hauptsächlich darauf zu sehen, daß die Grube unten etwas schmäler ist, als oben, und daß scharfe Ecken bei der Grube vermieden werden. Auf den Boden einer solchen Grube wird zuerst eine dünne Lage Stroh gebracht. Hierauf kommt eine Lage Rübenblätter von 4–5 Zoll Höhe (im lockeren Zustande gemessen); die Rübenblätter werden festgetreten und mit etwas Salz überstreut, hierauf kommt eine Lage Stroh, am liebsten Haberstroh, von 2–3 Zoll Dicke, dann folgt wieder eine Lage Rübenblätter von 4–5 Zoll Dicke. So wird abwechslungsweise eine Schichte Stroh und eine Schichte Rübenblätter in die Grube gebracht, wobei hauptsächlich darauf zu sehen ist, daß am Rande und an den Ecken der Grube die Schichten am festesten getreten und am stärksten gesalzen werden, weil sonst die Einwirkung der Luft am Rande etwas Schimmel erzeugen könnte. Da durch die eigene Schwere des Futters und die darauf kommende Erde die Masse sich bedeutend zusammensetzt, so ist es zweckmäßig, die Lagen 3–4 Fuß hoch über den Boden heraus zu machen. Hierauf wird die von der Grube ausgeworfene Erde zum Bedecken des Futters verwendet. Die Bedeckung soll wenigstens 2 Fuß dick seyn, damit durch die Last der Erde das Futter recht fest zusammengedrückt und die darin befindliche Luft hinausgedrängt wird. Wenn sich beim Setzen in dem Boden Risse bilden, so werden sie mit der Hacke wieder geschlossen, auch ist selbstverständlich dafür zu sorgen, daß die bedeckte Grube in der Mitte höher ist, als an den Seiten, damit kein Regenwasser hineinläuft. Wer wenig Blätter, aber große und wasserdichte hölzerne Geschirre hat, kann seine Rübenblätter in solche eben so gut einschlagen, als in Erdgruben; natürlich ist aber auch hier eine dichte Erdbedeckung unerläßlich. Das so eingeschlagene Futter kommt bald in eine Gährung und erhält sich den ganzen Winter, ja bis in Frühling und Sommer des nächsten Jahres ganz vorzüglich. Die damit gefütterten Ochsen und Kühe fressen es trotz seines unscheinbaren Aussehens (indem es an der Luft bald seine frische Farbe verliert) sehr gerne. In den ersten Monaten bis gegen Neujahr ist der Geruch des Futters besonders stark, von da an jedoch wird er milder und es scheint, daß es die Thiere im Februar und März noch lieber fressen, als in den ersten Wochen nach dem Einschlagen. Wir haben letzten Herbst an fünf verschiedenen Orten mehr als ein Dutzend große Gruben mit Rübenblättern in dieser Weise eingeschlagen und darin die Blätter und Rübenköpfe von wenigstens 400 Morgen aufbewahrt. Obgleich die Sache uns damals selbst noch neu war, sind alle Gruben ohne Ausnahme vorzüglich gerathen und wir haben dadurch eine Masse gutes Futter gerettet, was sonst bloß auf dem Felde verdorben wäre. Aehnlich wie Rübenblätter kann auch anderes grünes Futter aller Art, namentlich Klee u. dergl., mit abwechselnden Strohschichten eingeschlagen werden, so daß der Ueberfluß an Grünfutter, den der Herbst mit sich bringt, sich für den Winter auf die bezeichnete Weise ganz gut verwerthen läßt. Statt Haber- oder anderem Stroh sind namentlich auch Welschkornstengel recht gut zu gebrauchen, nur ist darauf zu achten, daß je saftiger das grüne Futter ist, desto mehr Salz und Stroh erforderlich ist. Zu einer Fuhre von ungefähr 20 Ctr. Rübenblätter mögen 5–6 Pfd. Salz hinreichen. Es versteht sich von selbst, daß man das eingeschlagene Futter im Winter und Frühling nicht lauter verfüttert, sondern es eben als eine sehr werthvolle Zugabe zum Trockenfutter im Winter und Frühling verwendet. Stuttgart, im April 1862. Fr. Reihlen und Söhne, Zuckerfabrik. (Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft, 1862, Nr. 18.) Ueber die Manna vom Sinai. Die Manna vom Sinai ist das Erzeugniß eines Strauches, Tamarix mannifera, welcher die Manna in Folge des Stiches eines Insektes, Coccus manniferus, ausschwitzt. Berthelot hat die ächte Manna vom Sinai, sowie ein anderes ähnliches Product untersucht. Die Manna vom Sinai stellt einen gelblichen dicken Syrup dar, welcher Pflanzentheile einschließt. Sie besteht, abgesehen von letzteren und von Wasser, welches 1/5 der Masse beträgt, aus: Rohrzucker 55 umgesetztem Zucker (Levulose und Glykose) 25 Dextrin und ähnlichen Producten 20 –––– 100 Eine Manna von Kurdistan, welche dort als Nahrungsmittel dient und eine teigartige fast feste Masse bildet, enthielt dieselben Bestandtheile und etwas grünliches Wachs. Der in Wasser lösliche Theil bestand aus: Rohrzucker   61 umgesetztem Zucker (Levulose und Glykose)   16,5 Dextrin und ähnlichen Substanzen   22,5 ––––– 100,0 Die Uebereinstimmung ist merkwürdig, da die Manna von Kurdistan von anderen Gewächsen abgesondert wird, deren Reste man darin findet. Beide stellen eine Art Honig dar. (Comptes rendus, t. LIII. p. 583.) Ueber die Verbrennung des Opiums und des Morphins. Hierüber sind von Decharme Versuche angestellt worden, aus welchen sich ergibt, daß beim Verbrennen von Opium und Morphin ein Theil des letzteren unzerstört mit den Dämpfen sich verflüchtigt. Hieraus erklären sich die Wirkungen des Opiumrauchens. Auch die Wirkung der Räucherung mit Mohnkapseln, Schöllkraut, Stechapfel, Belladonna etc. scheinen auf theilweise Verflüchtigung der narkotischen Stoffe sich zu gründen. (Comptes rendus, t. LIII p. 594.)