Titel: Neuer Dampferzeuger, von C. F. Hayes in Enfield.
Fundstelle: Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XX., S. 102
Download: XML
XX. Neuer Dampferzeuger, von C. F. Hayes in Enfield. Aus dem Practical Mechanics' Journal, August 1862, S. 122. Mit Abbildungen auf Tab. III. Hayes' neuer Dampferzeuger. Diese Erfindung (patentirt in England am 5. November 1861) betrifft hauptsächlich einen neuen Apparat zur augenblicklichen Erzeugung von gespanntem Dampf ohne Anwendung der gewöhnlichen Kessel.Ueber diesen Apparat wurde bereits eine Notiz im polytechn. Journal Bd. CLXV S. 74 mitgetheilt. Das neue System ist von Wichtigkeit, indem es nicht allein die jetzigen mit Wasser gefüllten colossalen Kessel überflüssig macht, sondern auch die Nachtheile der so häufigen Explosionen nicht besitzt. Eine Explosion bei dem vorliegenden Apparate würde von keiner oder nur geringer Gefahr begleitet seyn, da derselbe nur ein sehr geringes Flüssigkeitsvolum enthält; außerdem hat derselbe den Vorzug eines geringeren Brennmaterialverbrauchs. Sehr feuchter Dampf von 60 Pfd. Druck kann in weniger als einer Minute aus dem eingespritzten Wasser erzeugt und dann bei allen gebräuchlichen Dampfmaschinen benutzt werden, mögen dieselben groß oder klein, Hochdruck- oder Condensations-Maschinen, stehende oder locomobile seyn, am Lande oder auf dem Wasser arbeiten. Auch für Locomotiven ist das System anwendbar. Da der Apparat nur ein geringes Gewicht hat und wenig Kohlen verbraucht, so ist er auch besonders für Locomobilen zu landwirthschaftlichen und anderen Zwecken anwendbar; auch empfiehlt er sich vorzüglich für Straßenlocomotiven, Canaldampfer und Feuerspritzen. Fig. 23 stellt einen Vorderaufriß einer kleinen Pumpmaschine dar, wie dieselbe zum Einspritzen des Wassers in die Heizröhren zweier Dampferzeuger, die an beiden Seiten der Maschine stehen, und von denen einer dargestellt ist, erforderlich sind. Fig. 24 ist ein Längendurchschnitt des neuen Dampferzeugers und Fig. 25 ein Grundriß desselben nach zwei verschiedenen Ebenen, mit der einen Hälfte der Zickzack-Dampfröhren im Gefäße und außerhalb desselben. Bei der hier gezeichneten Einrichtung sind zwei dampferzeugende Gefäße A vorhanden, deren jedes über seiner Feuerung und an der einen Seite einer kleinen Dampfmaschine B aufgestellt ist, welche die vier kleinen Speisepumpen C treibt, die an jeder Ecke der rechtwinkeligen Grundplatte der Maschine stehen; diese selbst wird von vier Seiten über der gemeinschaftlichen Sohlplatte getragen (s. Fig. 23). Die Kolbenstange dieser kleinen Dampfmaschine greift direct an der Mittelkurbel einer Hauptwelle an, und geht durch eine Stopfbüchse im oberen Theil des verticalen Cylinders. Die Welle läuft in Lagern, die von einem leichten schmiedeeisernen Gestelle getragen werden und führt an jeder Seite ein Excentricum D mit ringförmigen Einschnitten in den Seiten. Zwei Pumpen C zu jeder Seite der kleinen Maschine spritzen das Wasser in das benachbarte Gefäß A ein und werden durch den Krummzapfen E an jeder Seite der Hauptwelle getrieben. Eine Rolle an dem verticalen Arm dieser Krummzapfen läuft in dem excentrischen Einschnitt der Scheiben D, während an dem horizontalen Arm die Kolben der Pumpe mittelst einer Bleuelstange angehängt sind. Man sieht aus der Einrichtung der Excentrics und Pumpen, daß das aus der Cisterne G durch die engen Saugröhren E gepumpte Wasser in kleinen aufeinanderfolgenden Strahlen durch die Abzugsröhre H in die Dampfgefäße injectirt wird. Eine Maschine von 500 Pferdekräften erfordert für jeden Pumpenhub nicht mehr als 1 Kubikzoll Wasser, so daß die erforderlichen Hülfsmaschinen sehr klein sind und nur einer sehr geringen Triebkraft bedürfen, wozu ein Dampfrohr in dem entsprechenden Generator hinreicht. Das Rohr H aus jeder der beiden Pumpen C leitet das Wasser in das hintere Ende der Schlange von Zickzackröhren I, welche außerhalb des inneren Gefäßes A unmittelbar über der Feuerung liegt. Wenn es hierin das vordere Ende erreicht hat, tritt es in den unteren Theil des Einlaßventils K, welches einen Ausblasehahn für beide Schlangen I besitzt (s. Fig. 24) und an der Vorderseite des Dampfgefäßes liegt. Aus dem oberen Theile des Ventils geht das Wasser dann in Form von Dampf mittelst eines Zweigrohres durch die Vorderwand des Gefäßes A in die ähnlichen Schlangenröhren i, i, welche am Boden des Gefäßinnern liegen. Die Roststäbe können ebenfalls hohl gemacht werden und zum Durchleiten und Vorheizen des Wassers dienen; das auf denselben brennende Feuer wirkt zunächst auf die erste Schlange I, welche durch die ganze Länge des Herdes geht und hinreichend hoch unter der intensivsten Flamme liegt, um Beschädigung zu verhüten. Wie man aus Fig. 25 ersieht, besteht dieses Schlangenrohr aus kurzen geraden Stücken, welche durch Bogenstücke mittelst rechts und links gewundener Schrauben verbunden sind, jedoch kann auch jede andere passende Form gewählt werden. Sobald das Wasser, welches in kleiner Menge in den erhitzten Theil der Röhre eingetrieben wird, in Dampf verwandelt ist, bewegt sich derselbe mit ungeheurer Schnelligkeit durch die ganze Länge derselben, wornach er auf seinem Wege durch den Ofen, und dann durch das Ventil K und die innere Schlange i, sich vollkommen sättigt und hohen Druck erlangt, um endlich durch die Brause M in das Innere des Gefäßes A auszutreten. Dieses ist von cylindrischer Gestalt und so aufgestellt, daß die ganze Oberfläche so viel wie möglich der directen Wirkung des Feuers und der heißen Gase ausgesetzt ist. Diese gehen durch den das Gefäß rings umgebenden Raum hindurch in der Richtung der Pfeile nach dem Kamin O. Die äußere Seite der Feuerzüge bildet der Mantel P, welcher hufeisenförmig den ringförmigen Raum umgibt und in seiner Stellung gut befestigt ist. Dieser Mantel P bildet, wie die Figur zeigt, selbst einen hohlen Raum, welcher in Verbindung mit dem Gefäß A und in Folge seines inneren Contactes mit dem Feuer sehr erheblich zur Sättigung und Spannung des Dampfes beiträgt. Die äußere Wand des Mantels P ist mit einem schlechten Wärmeleiter bedeckt, um so viel wie möglich die Strahlung zu vermindern. Die Verbindung zwischen A und P wird durch zwei sehr starke hohle Schraubenstutzen Q gebildet, welche in die Platten jeder Kammer eingeschraubt sind. Sie dienen außer zur Verbindung auch zur Verstärkung des Ganzen. Hiezu sind noch vier schmiedeeiserne Klammern bei R (Fig. 23) angebracht. Der dem Feuer am meisten ausgesetzte Theil des Mantels bei S ist durch Feuerziegel geschützt. Der aus M in das Gefäß A eintretende Dampf hat eine große Elasticität, ist aber, sehr unähnlich dem gewöhnlichen überhitzten Dampf, von niedriger Temperatur und ganz feucht, so daß eine Explosion ganz gefahrlos seyn würde. Man braucht zum Verpacken überall nur den gewöhnlichen Hanf und Kitt, und ein Tropfen Oel reicht zum Schmieren der Cylinder hin. Aus der äußeren Kammer P können alle beliebigen Leitungen nach der Maschine u.s.w. geführt werden. Man gibt dem Apparate am besten durch Stützen große Stärke, damit man je nach Bedürfniß sehr hohen Druck erzeugen und mithin in kleinerem Raume große Kraft erhalten kann; unter gewöhnlichen Umständen ist es jedoch nicht rathsam, den Druck über 60–100 Pfd. per Quadratzoll zu steigern. Ein starker Bolzen L reicht von einem Ende zum anderen des innern Gefäßes und gibt demselben, und namentlich dem Deckelverschluß, die erforderliche Stärke. Die Art wie die Dampferzeuger auf der Grundplatte durch vier Füße befestigt werden, erkennt man aus Fig. 23 und 25. Kleine Handpumpen wendet man zu Anfang an, um hinreichende Kraft zur ersten Bewegung der Hülfsmafchine zu liefern; dazu reichen ein oder zwei Pumpenzüge hin. Am äußeren Gefäße P befinden sich endlich Sicherheitsventile und Zubehör.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    III
Tab. III