Titel: Verbesserte Misch- und Waschapparate für Mineralöle; von R. Jacobi, Techniker aus Hettstädt.
Autor: Robert Jacobi
Fundstelle: Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LXXVI., S. 261
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LXXVI. Verbesserte Misch- und Waschapparate für Mineralöle; von R. Jacobi, Techniker aus Hettstädt. Mit einer Abbildung auf Tab. IV. Jacobi's verbesserte Misch- und Waschapparate für Mineralöle. Schon im Jahrgang 1861 dieses Journals, Bd. CLXII S. 257, beschrieb und erläuterte ich durch Zeichnungen die stehenden Misch- und Waschapparate für Mineralöle etc., welche ich bis dahin in verschiedenen Photogen- und Paraffinfabriken eingeführt und in Betrieb gebracht hatte. Wenn diese Apparate auch den erwarteten und beschriebenen Leistungen, sowie dem damaligen Stande der Mineralöl-Fabrication entsprachen, so stellte ihr fortgesetzter Betrieb doch Mängel heraus, vor deren Beseitigung sie den inzwischen wesentlich gesteigerten Anforderungen, resp. dem gegenwärtigen Vollkommenheitsgrade in der Behandlung der Mineralöle nicht völlig genügten. Hierher gehört in erster Reihe die Unmöglichkeit, die Packung der Stopfbüchse der Rührwelle vor den Einwirkungen der Schwefelsäure dauernd zu schützen. Die Säure griff die Packung bald an, zerstörte sie dann schnell, und fraß hernach den Hals der Welle rauh, wodurch die Dichtung immer schwieriger und endlich unmöglich wurde. Die Wellen mußten dann nachgedreht und die Büchsen ausgefüttert werden; starkes Verzinnen, resp. Verbleien derselben schützte zwar sie, nicht aber die Packung wesentlich, und auch Asbest, als Packmaterial für sich oder im Gemisch verwandt, erwies sich als unzuträglich. Als zweiter Mangel stellte sich die Erwärmung des Inhalts der Wäsche von unten, durch die doppelten Trichterböden, heraus, indem bei zu behandelnden Paraffinmassen oder bei nur stark paraffinirenden, schweren Oelen, besonders bei tieferen, äußeren Temperaturen, ein stetes gelindes Nachwärmen erfolgen muß, um die Oele im flüssigen Zustande zu erhalten und das oft sehr langweilige, vollständige Abscheiden der Behandlungsmittel von den Oelen zu ermöglichen. Dabei trat aber eine Circulation der bereits mehr oder minder abgeschiedenen Producte und auch der Oele, von unten nach oben ein, indem die am Boden wärmer und leichter gewordenen Partieen emporstiegen, wodurch Abgeschiedenes und Oel wiederholt in theilweise Vermischung kamen. Auch bildeten sich unter der Einwirkung der höheren Temperatur am Boden Zersetzungsproducte, deren gasförmige Theile als Blasen emporstiegen, und so Oel und Abgeschiedenes dauernd alterirten und theilweise wieder vermischten. Vollständige Trennung der Oele von den Mitteln oder Producten der Behandlung war daher, wenn nicht unmöglich, so doch sehr zeitraubend. „Zeit ist aber Geld“ und von einer vollständigen Abscheidung hängt die Beschaffenheit der fertigen Waare wesentlich ab; es mußte folglich auch dieser Uebelstand beseitigt werden. Vorstehende Ausführung hielt ich deßhalb so speciell, weil die Quellen der geringsten Uebelstände, obwohl auf den ersten Blick ersichtlich, sich doch leicht der Beachtung entziehen, weil andere, zu gleichen oder ähnlichen Zwecken angewendete Apparate nur zu oft mit gleicher oder ähnlichen Nebeln behaftet sind. Seitens der Direction der sächsisch-thüringischen Actiengesellschaft für Braunkohlenverwerthung zu Halle wurde mir vor circa Jahresfrist der Auftrag, meine Wäschen für die Photogen- und Paraffinfabrik Gerstewitz bei Weißenfels in größerem Maaßstabe einzuführen. Zwei kleinere derselben waren schon seit längerer Zeit in dieser Fabrik im Betriebe, und machte mich der Dirigent der Fabrik, Hr. Dr. Rolle, besonders auf die letztgerügten Uebelstände aufmerksam. Mit seiner Hülfe ist der Auftrag nun dahin erledigt, daß sich bis jetzt 12 StückDie Wäschen dienen nach erfolgter Behandlung der Oele mit Lauge, Säure, Wasser, sogleich als Absatzständer, wodurch das sehr lästige und mit Verlusten verbundene Umfüllen erspart wird. dieser Wäschen, à 60 Ctr. Füllung, in Gerstewitz in Thätigkeit befinden, deren Leistungen so vollständig befriedigen, daß ich die Veröffentlichung auch dieser verbesserten Apparate nicht beanstande. Wie Figur 16 zur Anschauung bringt, erfolgt die Bewegung der Flügelwelle a durch Uebertragung vermittelst conischer Räder von oben. Die größere Complication dieses Mechanismus wird reichlich aufgewogen durch den dabei ermöglichten Wegfall der Stopfbüchse, b ist ein aus einem Stück hergestelltes Gefäß von Gußeisen, an dessen trichterförmigen Boden die Manische d zur Befestigung des Dampfmantels e, sowie fünf ⊥förmige Füße angegossen sind. e ist aus Blech gefertigt und oben durch einen Blechring z mit b verbunden. Die in der Zeichnung dargestellte Art der oberen Verbindung zwischen e und b dürfte beizubehalten seyn, um den ungleichen Ausdehnungen im Beginn der Erwärmung oder Abkühlung Rechnung zu tragen, resp. um abnorme Spannungen zu verhüten. Der Heizdampf tritt in der Höhe von f ein; bei g fließt das Condensationswasser ab. Der Boden des Gefäßes bleibt frei und unbeheizt, wodurch sich die letztgerügten Uebelstände ebenfalls von selbst beseitigen. Am Boden befinden sich ferner die Stutzen h und i zur Aufnahme von Ventilhähnen, durch welche Waschmittel und Oel gesondert abfließen. Der Betrieb erfordert, wie bei kleineren Apparaten, auch hier nur geringe Kraft, kann von zwei Männern bequem bewirkt werden, und es wurde, da er bei den jemaligen Behandlungen nur wenige Minuten unterhalten zu werden braucht, auch für diese großen Apparate von einer maschinellen Triebkraft abgesehen. Die Herstellung des Gefäßes b aus einem Stück erscheint nothwendig, indem die durch Beheizung und Abkühlung wechselnd ungleichmäßigen Ausdehnungen zwischen Boden und beiden Mänteln unvermeidlich stärkere Spannungen herbeiführen, durch welche die Haltbarkeit jeder Dichtung bei d in Frage gestellt wird. Auch muß bei dem Gusse dieses Gefäßes der Boden nach unten gerichtet seyn, um für denselben ein möglichst reines und dichtes Eisen zu erhalten. Gußblasen an dieser Stelle würden eine vorschnelle Zerstörung des Eisens durch die Säure bedingen, welche bei gutem Guß erst so spät eintritt, daß von einer Ausfütterung mit Blei der Bequemlichkeit wegen Abstand genommen werden kann. Der Apparat, besonders in seiner jetzigen Gestalt eignet sich, wie zur Reinigung der Mineralöle, auch für vegetabilische Oele etc. Grube v. d. Heydt bei Halle a. S., den 16. Februar 1863. Nachschrift, den von Hrn. A. Grätzel beschriebenen Voigt'schen Centrifugal-Mischapparat für Photogenfabriken etc. betreffend. Von Hrn. A. Grätzel in Halle a. S. befindet sich im zweiten Februarheft (Bd. CLXVII S. 261) dieses Journals eine Abhandlung „über die Wirkung verschiedener Reinigungs- und Mischmaschinen, und über einen neuen Centrifugal-Mischapparat für Photogenfabriken etc.“, welche zu dem Zweck geschrieben zu seyn scheint, für letztbenannten Centrifugal-Mischapparat Reclame zu machen. So gerechtfertigt ein solches Vorgehen seyn mag, sofern das Object der Reclame das ihm geschenkte Lob wirklich verdient, und sofern es die ihm zugeschriebenen Leistungen wirklich erreicht, d.h. sofern die Centrifugal-Mischmaschine vor den anderen, mit in die Besprechung gezogenen Apparaten (von Hrn. H. Fuhst in Halle und von mir) Vorzüge wirklich bietet, so sehr schlägt das Vorgehen des Hrn. Grätzel doch ins Gegentheil um, wenn, wie hier zur Evidenz erwiesen ist, gerade das Gegentheil stattfindet. Obwohl Hr. Grätzel in seiner Arbeit auch meinem Mischapparate ein gewisses Lob spendet und obwohl ich kein materielles Interesse an der weiteren Verbreitung meines, oder des Apparates von Hrn. Fuhst habe, so glaube ich doch, dem so zuversichtlichen Auftreten des Hrn. Grätzel gegenüber, im Interesse derer, welche sich zur Beschaffung jener Centrifugalmaschine etwa entschließen möchten, vorstehender Beschreibung meines verbesserten Misch- und Waschapparates Folgendes anschließen zu sollen: Bei der geringen Entfernung meines jetzigen Wohnortes von Döllnitz hatte ich Gelegenheit, besagte Centrifugal-Mischmaschine an Ort und Stelle kennen zu lernen, und habe solche gestern benutzt. Hr. Schröder aus Aschersleben, Dirigent der dortigen Fabrik, war so freundlich, die Maschine in Betrieb zu setzen; sie faßt als Füllung nicht, wie von Hrn. Grätzel angegeben, 5–6 Ctr., sondern nur 1 1/2–1 3/4 Ctr. Oel; selbst bei dieser sehr geringen Füllmasse erfordert ihr Betrieb nicht wenig Kraft, wie ebenfalls von Hrn. Grätzel behauptet wird, sondern beansprucht in Folge der Rotationsgeschwindigkeit des Kegelmantels für Reibungen zwischen diesem und dem Oele, sowie zwischen dem Oele und dem äußeren Mantel, resp. zu der sehr schnellen (und ganz nutzlosen) Bewegung der trägen Oelmasse, an Triebkraft nothwendig sogar abnorm viel. Die Maschine ist seit circa fünf Monaten in der Fabrik aufgestellt, und in dieser Zeit wurden wiederholte Versuche gemacht, sie in befriedigenden Gang zu bringen, was jedoch nicht gelungen ist. Die Maschine bietet die von Hrn. Grätzel aufgeführten Vorzüge nicht nur nicht dar, sondern sie entspricht sogar selbst viel bescheideneren Anforderungen so wenig, daß sie außer Betrieb und dem Lieferanten zur Verfügung bleibt. – Man ist in Folge dessen zu der ältesten, auch in Döllnitz von Anfang an eingeführten Methode, der Mischung in Apparaten nach der Manier „gewöhnlicher Butterfässer“ zurückgekehrt, und befindet sich dabei in jeder Beziehung wesentlich besser als. bei Anwendung der neuesten Centrifugal-Mischmaschine. Wie die Maschine in Döllnitz aufgestellt und von Hrn. Grätzel in diesem Journal gezeichnet und beschrieben ist, steht sie constructiv im Stadium der Kindheit. Unverkennbar ist ihre Construction wesentlicher Verbesserungen fähig, als welche vor Allem geeignetere Form des äußeren Mantels und Beseitigung des unteren (Spur-) Zapfens anzurathen sind; letzterer muß von der Säure nebst Spur sehr schnell angefressen, rauh und für die sehr schnellen Rotationen unbrauchbar werden; ersterer bedingt ein Herausschleudern der schwereren Behandlungsmittel aus den schnell rotirenden Oelen; jene sammeln sich in der Ecke zwischen Boden und Mantel, drehen sich zwar mit den Oelen (jedoch wesentlich langsamer) im Kreise und kommen dabei mit denselben allerdings (jedoch in sehr oberflächliche) Berührung, werden aber der beabsichtigten und allein wirksamen Circulation durch Aufsaugen, Wiederaufschleudern etc., und somit ihrer vollen Wirkung fast ganz entzogen. – Von der hervorgehobenen Ersparniß an Behandlungsmitteln kann daher bei der bisherigen Construction dieser Maschine ebenfalls keine Rede seyn. Hr. Grätzel sagt in der Einleitung seiner Besprechung jener Maschine: „trotz der großen Fortschritte der jetzigen Industrie ist es doch als ein Rückschritt zu bezeichnen, wenn Apparate als neu und zweckmäßig irgendwo eingeführt werden, welche von Alters her bekannt und als nicht zweckmäßig durch Apparate neuerer Construction bereits ersetzt sind. Nach einigen allgemeineren Betrachtungen kommt Hr. Grätzel dann auf den von Hrn. Fuhst construirten Apparat, welcher das allerdings alt bekannte Princip gewöhnlicher Butterfässer, jedoch in neuer und sehr sinniger Weise sogar für sehr große Massen zu recht gelungener Anwendung bringt. Die von Hrn. Grätzel befürchtete Zertrümmerung des Bodens durch den etwa aufschlagenden Mischkolben kann bei dem Fuhst'schen Apparate aus constructiven Gründen nicht eintreten, obwohl der Kolben nicht vom Boden „weit ab bleibt“, sondern sich ihm bis auf ein Minimum nähert. Ein Verlust der Füllung von circa. 75 Ctr. Oel ist daher nicht zu befürchten. Obwohl ich dem Apparate von Fuhst seiner wesentlich höheren Beschaffungskosten und seiner ebenfalls nothwendigen, großen Betriebskraft wegen nicht unbedingt das Wort reden will, habe ich Construction und Einführung desselben in die größere Mineralölfabrication doch als einen entschiedenen Fortschritt begrüßt, und kann, da seine Leistungen als solche in der That sehr befriedigen, auch ihn für größere Verbreitung überzeugungsvoll empfehlen. R. Jacobi. Grube v. d. Heydt bei Halle a. S., den 13. März 1863.

Tafeln

Tafel Tab. IV
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