Titel: Ueber Darstellung lufthaltigen destillirten Wassers zum Gebrauch als Getränk auf Schiffen; von G. Russell.
Fundstelle: Band 168, Jahrgang 1863, Nr. CXII., S. 423
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CXII. Ueber Darstellung lufthaltigen destillirten Wassers zum Gebrauch als Getränk auf Schiffen; von G. Russell. Vorgetragen in der Institution of Engineers in Scotland. – Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal, März 1863, S. 71. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Russell, über Darstellung lufthaltigen destillirten Wassers. Wenn man Wasser einfach durch Condensation des Dampfes destillirt, so bekommt dasselbe bekanntlich in Folge der Abwesenheit der natürlich darin vorkommenden Luftmenge einen so unangenehmen Geschmack, daß es beim Austritt aus dem Apparat und sogar nach längerem Stehen an der Luft nicht zum Trinken gebraucht werden kann. Sollte auch hinreichende Berührung mit Luft dieses Wasser trinkbarer machen, so würde dieß doch auf Schiffen, wo Trinkwasser zu den wichtigsten Bedürfnissen gehört, unausführbar seyn. In Folge der starken Einwirkung des destillirten Wassers auf Metalle muß große Sorgfalt darauf verwendet werden, seine Vergiftung durch diejenigen Metallflächen zu verhindern, mit welchen es in Berührung kommen kann. Um diesen Mängeln durch Luftzufuhr zum Wasser während der Destillation desselben abzuhelfen, hat der Verf. einen Dampfstrahl, ähnlich wie derselbe bei Locomotiven benutzt wird, in Anwendung gebracht. Fig. 12 stellt die vom Verfasser distil-aerator genannte Einrichtung dar und Fig. 13 zeigt einen gewöhnlichen Destillirapparat, welcher mit derselben versehen ist. Der Dampfzutritt geschieht bei S und wird durch einen Hahn regulirt. Das Gefäß unter dem Hahn ist durch eine Zwischenwand in eine obere und eine untere Hälfte getheilt, bis nahe zu welcher das Dampfrohr hinabgeht; ein etwas weiterer, mit dem Dampfrohr concentrischer Röhrenansatz reicht von der Zwischenwand nach unten bis etwa zur Hälfte des Gefäßes. Oberhalb der Zwischenwand befinden sich die Oeffnungen A für den Luftzutritt, welche durch einen Deckel oder eine Klappe verschlossen werden können, wenn der Apparat nicht gebraucht wird, oder wenn der Luftzutritt regulirt werden soll. Der durch S einströmende Dampf bewirkt das Eintreten eines Luftstromes durch A, und den so erzeugten, aus Dampf und Luft gemischten Strom läßt man durch die Schlange gehen, wo während der Condensation die Luft aufgelöst wird; der Ueberschuß derselben entweicht aus dem destillirten Wasser bei W (Fig. 13). Directe Versuche haben gezeigt, daß dieser Apparat nicht allein seinen Zweck erfüllt, sondern auch als Condensator eine erhöhte Wirksamkeit besitzt. Dieß rührt daher, daß erstens der Luftstrom in Berührung mit dem Dampfe dessen Verdichtung beträchtlich beschleunigt und zweitens die ganze Oberfläche für die Kondensation nutzbar gemacht wird. Man braucht nur zu bedenken, daß der Dampf, wenn keine Luftöffnungen bei A vorhanden wären, durch seine Condensation eine theilweise Leere erzeugen und sich demnach in den unteren Windungen eine entsprechende Wasserfäule ansammeln würde. Deßhalb ist dieser untere Theil der Schlange bei den gewöhnlichen Apparaten als Condensirfläche unwirksam, während hier die bei A eintretende Luft keine Leere bestehen läßt. Versuche haben dargethan, daß diese Methode das Wasser mit Luft zu versehen, ihrem Zweck vollkommen entspricht, indem das Wasser kühl, funkelnd und von ebenso angenehmem Geschmack wie Brunnenwasser abfließt. Eine Analyse des Wassers, welches an Bord des Schiffes Orissa aus dem Wasser von Greenock Harbour mit diesem Apparat destillirt worden war, wurde durch Dr. Penny ausgeführt und ergab im GallonSehr nahe 4 Quart preuß. 7 Kubikzoll Luft. Das Trinkwasser der Stadt Aberdeen enthält im Gallon 7 1/4 Kubikzoll Luft, das Wasser von Perth 6,8 und das Wasser von Loch Katrins 8 1/4 Kubikzoll.

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