Titel: Ueber bessere Ausnützung des beim Kochen im Doppelboden des Vacuum-Apparates befindlichen Dampfes; von Robert Köhler zu Liblitz in Böhmen.
Autor: Robert Köhler
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XXIX., S. 98
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XXIX. Ueber bessere Ausnützung des beim Kochen im Doppelboden des Vacuum-Apparates befindlichen Dampfes; von Robert Köhler zu Liblitz in Böhmen. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Köhler, über bessere Ausnützung des Dampfes im Doppelboden des Vacuumapparates. Schon vor mehreren Jahren machte ich die Erfahrung, daß der beim Kochen im Doppelboden des Vacuumapparates befindliche Dampf zu wenig ausgenützt wird. Größtentheils wendet man für die Retouren der Schlange des Vacuums einen von den schon seit längeren Jahren bekannten Automaten an, die auch vollkommen ihrem Zweck entsprechen. Für die Retouren des Doppelbodens des Vacuum-Apparates fand ich bis jetzt in vielen Fabriken nur ein einfaches Retourventil, wie das in Fig. 23 mit B bezeichnete. Es fragt sich nun, warum man nicht auch einen Automaten für die Retouren des Vacuum-Doppelbodens anwendet, da doch selbst bei anderen Kochpfannen resp. Kesseln, welche ebenfalls mit dem Systeme des Doppelbodens arbeiten, die directen Dämpfe in befriedigendster Weise ausgenützt werden. Diese Frage ließe sich dahin beantworten, daß die Aengstlichkeit des Fabrikanten viel Schuld daran trägt, und daß dieselbe theilweise nicht unbegründet ist, dafür diene folgender Beweis. Die Wölbung eines Läuterkessels ist unbedeutend größer als diejenige eines Vacuum-Mittelbodens, folglich ist erstere widerstandsfähiger gegen plötzlich eintretende Spannungen. Sollte nun wirklich durch Unachtsamkeit der Boden eines Läuterkessels explodiren, so würde die betreffende Fabrik noch nicht der Unannehmlichkeit eines Stillstandes ausgesetzt, während, wenn dieser Fall beim Vacuum-Apparat eintritt, nichts anderes übrig bleibt als die Arbeit einzustellen, wenn nicht zwei Apparate vorhanden sind, welche wohl nur in größeren Fabriken sich vorfinden. Um nun der Unannehmlichkeit des Explodirens sowohl, wie der Kostspieligkeit des nicht ausgenützten Dampfes vorzubeugen, fand ich mich bewogen, den in Figur 23 abgebildeten Automaten zu construiren, welcher seinem Zwecke vollkommen entspricht. Die Aufgabe des Automates besteht in der Hervorbringung einer Reibung, welche als Gegendruck für den einströmenden Dampf zu wirken hat. Ich löste dieselbe in der Art, daß ich in einem cylindrischen Gefäße eine aus 3/4 Zoll weiten Röhren bestehende Schlange anbrachte, durch welche der bei A einströmende Retourdampf seinen Weg zu nehmen hat, um bei B entweichen zu können. Der Versuch ergab folgendes Resultat: Nachdem der Automat mit dem Retourrohr eines Läuterkessels verbunden worden, in welchem Wasser bis zum Kochen gebracht wurde, zeigte ein zu diesem Zwecke an den Automaten angeschraubter Manometer zwei Drittel Atmosphären Gegendruck, wobei das bei B entweichende Wasser eine Temperatur von beiläufig 70° Reaumur hatte. Selbst bei längerem Kochen veränderte sich der Stand des Manometers nicht. Da nun die schon länger bekannten Automaten einen Gegendruck von 2–2 1/2 Atmosphären ausüben, und bei diesem Versuche sich nur ein Gegendruck von 2/3 Atmosphären zeigte, so kann dieser Automat, um eine bessere Ausnützung der Dämpfe zu erzielen, auch für die Retouren des Vacuum-Mittelbodens ohne Anstoß angewendet werden, wobei ich noch bemerken will, daß die bis jetzt üblichen Retourventile nicht einmal ihre geringen Anschaffungskosten durch einen resultirenden Vortheil zu decken vermögen.

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Tafel Tab. II
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