Titel: Ueber die Briquettesfabrication; von G. Henoch, Bergingenieur in Wien.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. XXXI., S. 100
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XXXI. Ueber die Briquettesfabrication; von G. Henoch, Bergingenieur in Wien. Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1863, Nr. 38. Henoch, über die Briquettesfabrication. Bisher ist man bei allen Briquettirungsversuchen von der Annahme ausgegangen, daß ein billiges Bindemittel und eine kräftige Pressung die einzigen Factoren sind die bei der Briquettirung in Betracht zu kommen hätten; bis heute hat man noch kein Bindemittel ausfindig gemacht, das einer generellen Verwendung fähig gewesen wäre, und man wird auch kein solches finden, da die Natur vieler Kohlen eine Briquettirung gar nicht zuläßt. Zur Zeit, als ich noch Referent der Kohlenwerks-Abtheilung der Staatseisenbahn-Gesellschaft war, die bekanntlich mit bedeutendem Aufwande eine Briquettefabrik bauteMan s. Reder's ausführliche Beschreibung der Briquettes-Fabrication im Jahrgang 1861 des polytechn. Journals, Bd. CLIX S. 28.A. d. Red. und mit großen Spesen Versuche aller Art durchführte, hatte ich hinlänglich Gelegenheit, das Wesen der Briquettirung zu studieren, und auch seither bin ich in Folge vielfacher Versuche, die ich für eigene Rechnung durchführte, fortwährend mit dieser Frage beschäftigt gewesen. Die Briquettefabrik der Staatseisenbahn-Gesellschaft steht bereits nach dem ersten Betriebsjahre, trotzdem ihr das beste bekannte Bindemittel, das Theerpech, zur Verfügung stand und ihre Maschine einen Druck von 12 Ctr. per Quadratzoll Briquettes ausübte, nicht etwa wegen zu hoher Gestehungskosten, denn diese wären bei Erzeugung einer guten Waare nicht unverhältnißmäßig groß gewesen, sondern wegen der schlechten Ausfälle, welche die Briquettes im Vergleiche zu Stückkohle bei der Verbrennung gaben. Auch meine anderweitigen Versuche haben nur zu rein localen Resultaten geführt. Man verlangt von einem guten Briquette, daß er im Feuer nicht zerfalle, damit die einzelnen Kohlenbestandtheile nicht durch den Rost durchfallen und die Verwendung von Briquettes gegen Stückkohle dadurch ohne jeglichen Vortheil machen. Die Festigkeit der Briquettes läßt sich leicht erreichen, und alle bisher aufgetauchten Bindemittel erzielen so ziemlich diesen Zweck. Man nehme nur eines dieser Bindemittel und mische es mit Kohle von gleichem und freiem Korn, denn größere Kohlenstückchen in den Briquettes beeinträchtigen deren Festigkeit, so wird man bei einiger Pressung so feste Briquettes erzeugen, daß sie in Bezug auf Transportfähigkeit den größten Anforderungen entsprechen werden. Je kräftiger das Bindemittel ist, desto geringerer Pressung bedarf der Kohlenziegel, und ich habe mit einigen der mir patentirten Bindemittel ohne jede Pressung so feste Briquettes erzielt, daß flache Kohlenkuchen von kaum 1/2 Zoll Höhe weder mit der Hand, noch durch einen heftigen Wurf auf eine Steinunterlage zu zerbrechen waren. Aber im Feuer haben sich diese Briquettes nur in seltenen Fällen bewährt, sie zerfielen in demselben und gaben einen schlechten Heizeffect. – Der Grund hiervon liegt auf der Hand. Ein feuerbeständiges Bindemittel ist nicht anwendbar, da durch dasselbe eine zu große Schlackenbildung hervorgerufen und in Folge dessen der Feuerungsproceß benachtheiligt wird, wie denn beispielsweise auch die am Rheine mittelst Lehmwasser oder dünnem Kalkbrei verfertigten Kohlenziegel sich bei der Feuerung kaum verwendbar zeigen. Die Bindemittel dürfen demnach nicht feuerbeständig seyn, und alle bekannten Bindemittel verbrennen im Feuer und zwar früher als die Kohle selbst. Ist die Kohle backend, so werden in dem Augenblicke, wo das Bindemittel verbrennt und seine Bindekraft aufhört, die backenden Bestandtheile der Kohle selbst den Ziegel zusammenhalten; Ziegel aus nicht backender Kohle zerfallen aber im Feuer. Die Kohle zur Briquettesfabrication muß demnach backend seyn, falls man entsprechende Ziegel erzeugen will; ist sie dieß nicht, so wird man bei dem kräftigsten Bindemittel und der stärksten Pressung keinen verwendbaren Ziegel erzeugen können. – Ist aber die Kohle backend, so wird man leicht (und ich selbst kann deren ein Dutzend nachweisen, eines billiger als das andere) ein Bindemittel finden, das die Kohlenziegel entweder mit oder ohne Pressung transportfähig macht, und das Bindemittel ist demnach nicht des Geheimnisses werth, welches die vielen Privilegiums-Besitzer aus demselben machen, und hat nur unwesentlichen Einfluß auf die Güte der Briquettes. Jemand, der ein ähnliches Geheimmittel erwerben würde und damit nicht backende Kohle briquettiren wollte, würde sicherlich bald bereuen seine traurigen Erfahrungen so theuer erkauft haben zu müssen. Ich klage mich übrigens selbst an, daß ich Jahre lang in der Auffindung eines entsprechenden Bindemittels den Stein der Weisen gesucht habe. – Ich habe, wie gesagt, Bindemittel massenhaft gefunden, Ochsenblut, Mooswasser (Moosstärke), eine Oelkuchenlösung, Kleienwasser, aber nur zufriedenstellende Resultate erzielt, wenn ich mit backender Kohle arbeitete. – Transportfähig wurden alle, billigere Bindemittel lassen sich wohl nicht finden, aber im Feuer hielten nur die aus, die aus backender Kohle erzeugt waren. Der Bergwerksbesitzer Hr. A. Riegel aus Fünfkirchen hat mit den von ihm erzeugten Briquettes, und wohl mit Recht, verdiente Anerkennung gefunden. Seine Ziegel sind aus Kohle von feinstem Korne und unter starkem Drucke erzeugt, folglich fest und transporttüchtig; die Kohle ist Fünfkirchner Kohle von stark backender Eigenschaft, daher hat sein Briquette auch günstige Resultate im Feuer erzielt. Sein Bindemittel aber halte ich nicht für besser als meines und jedes andere, und wage kühn die Behauptung, daß er mit demselben bei Verwendung magerer Kohle kein zufriedenstellendes Heizproduct erzielen wird. Man wolle aus Obigem, dem Resultate trauriger pecuniärer Erfahrungen für mich, entnehmen, daß der Hauptfactor bei jeder Briquettefabrication die Natur der Kohle ist, mit der man arbeitet, daß es also ein Universalbriquettirungsmittel, nach welchem man bis jetzt gesucht hat, nicht gebe. Ob sich die fehlende backende Eigenschaft vieler Kohlen nicht durch künstliche Beimengungen ersetzen und dadurch solche Kohle sich briquettirungsfähig machen lasse, will ich in einem nächsten Aufsatze beleuchten. Ich will nun zum Schlusse noch eine kleine Bemerkung über den Heizwerth der Briquettes machen, der so vielfach falsch beurtheilt wird. Vergleicht man den Brennwerth der Briquettes mit dem der Kleinkohle, aus welcher sie erzeugt werden, so ergeben sich folgende Vortheile zu Gunsten der ersteren: 1) Briquettes haben einen viel geringeren Transportcalo als Steinkohle. 2) Briquettes lagern sich nicht so fest auf dem Roste als Kleinkohle, wodurch das Feuer immer besseren Zug hat, ein Schüren desselben nicht so oft nothwendig macht, und demnach das öftere Oeffnen der Heizthüren und die dadurch bedingte bedeutende Abkühlung der Kesselwandungen entfällt. 3) Der bedeutende Durchfall der Kleinkohle durch den Rost wird bei Verwendung der Briquettes vermieden. 4) Da die Briquettes in Stücken von gleichem Gewichte angefertigt werden, so ist durch dieselben eine viel genauere Controle über den Brennmaterialverbrauch ermöglicht, und auch dem Heizer Gelegenheit geboten, sein Feuer nach Zeit und Stückzahl genauer zu regeln, als es sein Augenmaaß bei der Feuerung mittelst Schaufel gestattet. Diese nur durch die feste Form bedingten Vortheile der Briquettes gegenüber von Steinkohle stellen dieselben auf die Höhe der Stückkohle, gegen welche sie noch den sub Nr. 4 angeführten Vortheil voraus haben, der übrigens dadurch wieder aufgehoben wird, daß das Material, aus dem die Briquettes gemacht werden, mehr Schieferbestandtheile und andere Beimengungen enthalten wird als die Stückkohle, und daß selbst bei gewaschenen Materialien der Briquette schon durch sein Bindemittel 5–10 Proc. fremde Bestandtheile enthält. Im Allgemeinen läßt sich also sagen, daß gute Briquettes der Stückkohle nicht nachstehen. Briquettes aus nicht backender Kohle, die also im Feuer zerfallen, entbehren der sub 2 u. 3 angeführten Hauptvortheile. Sie halten demnach mit der Stückkohle keinen Vergleich aus, und bieten der Kleinkohle gegenüber Vortheile, die nur in den wenigsten Fällen im Verhältnisse zu den Gestehungskosten stehen werden.