Titel: Neue Erhitzungsmethode von Longbottom.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. CIV., S. 401
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CIV. Neue Erhitzungsmethode von Longbottom. Aus Armengaud's Génie industriel, October 1863, S. 218. [Longbottom's neue Erhitzungsmethode.] Diese Methode, Wärme zu erzeugen, oder vielmehr sie nutzbar zu machen, besteht im Wesentlichen in der bloßen Circulation von erhitztem Wasser oder Oel. Das Charakteristische derselben bildet die Einrichtung der Röhren, deren Durchmesser und ihre Verbindungsweise, sowie die Geschwindigkeit der Circulation der auf 200–800° C. erhitzten Flüssigkeit. Durch dieses System werden mit der größten Leichtigkeit und großer Brennmaterialersparniß alle Destillationen, Kochungen, Verdampfungen u.s.w. bewirkt. Man denke sich eine cylindrische Schlange, welche in einer Rostfeuerung für Kohks oder dergleichen aufgestellt ist. Die Röhre ist außerhalb des Ofens beliebig verlängert, bis sie sich in irgend einem Behälter zu einer zweiten Schlange krümmt, um dann schließlich wieder in das untere Ende der ersten Schlange zurückzugehen. So wird eine ununterbrochene Circulation bewirkt, die durch den Niveau-Unterschied beider Schlangen, welcher mindestens 1 Meter betragen muß, noch vermehrt wird. Die Röhre ist von Schmiedeeisen, hat 11 Millim. inneren und 25 Millim. äußeren Durchmesser, und kann jedem Druck widerstehen. Die einzelnen Stücke sind durch folgendes sinnreiche und wirksame Mittel unter einander verbunden: der Rand des einen Rohrendes besteht aus gehärtetem Stahl und ist zugeschärft, derjenige des anderen besteht aus weichem Eisen und ist flach; werden nun beide Enden in einem Muff durch einen doppelten Schraubengang zusammengepreßt, so dringt der Stahl in das Eisen ein und bildet so den dichtesten und vorzüglichsten Schluß. Die Röhren und Schlangen sind ganz mit luftfreier Flüssigkeit, meist Wasser, angefüllt, welche erhitzt wird und circuliren soll. Am oberen Theil des Rohres ist ein kleiner Behälter mit dicken Wänden aus Schmiedeeisen angebracht, welcher zur Aufnahme des Wassers dient, wenn dieses durch Erhitzung an Volumen zunimmt; dieser Ueberschuß darf nicht mehr als 1/10 des ursprünglichen Volums der Flüssigkeit betragen. Soll der Apparat in Thätigkeit gesetzt, z.B. Wasser damit verdampft werden, so wird das Feuer angezündet; die Hitze erreicht nach und nach die Mitte der im Ofen liegenden Schlange, so daß in Folge der Temperaturdifferenzen von 300–400° C. zwischen hier und der Schlange im Behälter eine Circulation sich einstellt. Versuche, welche in Moigno's Gegenwart angestellt wurden, ergaben eine Verdampfung von 160 Litern Wasser mittelst 10 Kilogr. Steinkohle, oder von 16 Litern mittelst 1 Kilogr. Kohlen, unter den günstigsten Umständen. Die Longbottom'schen Apparate sollen verwandt werden zur Dampferzeugung, zur Theerdestillation, zum Verkohlen von Stoffen welche dem directen Feuer nicht ausgesetzt werden dürfen u.s.w.