Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 170, Jahrgang 1863, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. G. Uhlhorn's Vorrichtung zur Umwandlung der rotirenden Bewegung in eine geradlinige. Durch eine in den letzten Jahren in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen enthaltene Preisaufgabe, betreffend eine mechanische Vorrichtung beim Maschinenbau zur Umwandlung der rotirenden Bewegung in eine geradlinige, wurde ich veranlaßt hierüber nachzudenken, und es ist wir gelungen eine Vorrichtung zu erfinden, welche sich hierselbst schon seit länger als zwei Jahren praktisch bewährt hat. Dieselbe ist anwendbar bei Hobelmaschinen, Ausstoßmaschinen, Feilmaschinen, Nuthenbohrmaschinen etc. und bewirkt, daß der Meißel stets mit gleicher Geschwindigkeit arbeitet, und zwar bis sechsmal so schnell zurück als vorwärts geht, wobei die Umkehr der Bewegung eben so ruhig von statten geht als wie bei den Maschinen mit Krummzapfenbewegung die Umkehr durch die todten Punkte. Da die Versetzung stets erst dann erfolgt, wenn der Meißel aus dem Schnitte ist, derselbe außerdem, wie oben bemerkt, stets mit gleicher Geschwindigkeit arbeitet und außerdem während des Rückganges gehoben wird, so erklärt sich auch hieraus das lange Standhalten des Meißels. Dieser Mechanismus, welcher bereits in verschiedenen Ländern patentirt ist, läßt sich auch an Mangeln etc., welche mit gleicher regelmäßiger Geschwindigkeit arbeiten müssen, anbringen. Einen großen Vortheil gewährt dieser Mechanismus dadurch, daß derselbe an jeder bestehenden älteren Maschine angebracht werden kann, wie es hierselbst schon an drei Maschinen verschiedener Construction geschehen ist, und daß er schon bei dreifach rascherem Rückgange die Hälfte mehr leistet, als bei Maschinen wo das Vor- und Rückwärtsgehen in gleicher Geschwindigkeit stattfindet. Wegen ferner zu wünschender Auskunft beliebe man sich entweder persönlilch oder in frankirten Briefen an mich zu wenden. Gerhard Uhlhorn, königl. Commerzienrath.         Grevenbroich bei Cöln a. Rh., den 26. August 1863. Nachschrift der Redaction. Nach den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1863 S. 25 und 57, ist die sechste Preisaufgabe pro 1862, betreffend eine Vorrichtung zur Umwandlung der rotirenden Bewegung in eine geradlinige, von Hrn. Ingenieur C. Teichmann in Basel gelöst und ihm der Preis, bestehend in der goldenen Denkmünze, oder deren Werth, und außerdem 500 Thlrn., zuerkannt worden. Ludold's Faßhahn. Hr. J. Ludold, Maschinen-Ingenieur in Wien, theilt uns bezüglich des im polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 253 nach Armengaud's Génie industriel, Aprilheft 1863, beschriebenen Faßhahnes (Saughahnes) von S. Kraushaar mit, daß ihm in den kaiserlich österreichischen Staaten eine im Princip mit letzterer vollkommen indentische Erfindung patentirt und die Priorität seiner Erfindung noch vor jener Zeit sicher gestellt wurde, als die Veröffentlichung des Kraushaar'schen Faßhahnes in Frankreich erfolgte. Die Redaction. Rziha's geruchlose Zündschnur. Diese Zünder, welche wegen ihrer Geruchlosigkeit (soweit diese nämlich bei diesem eingeschlagenen System möglich ist) vorzüglich für Berg- und Tunnelbau bestimmt sind, sind eine wünschenswerthe Verbesserung der Bickford'schen und zeichnen sich den letzteren gegenüber aus: 1) durch den Wegfall des lästigen und schädlichen Theerqualms, welcher ebenso vergiftend auf die Athmungswerkzeuge des Häuers einwirkt, als wie derselbe vor Ort eine erhöhte und theure Ventilation oder theure Wartezeit des Häuers erheischt. Der kaum bemerkliche Pulvergeruch, welchen mein Zünder an manchen Stellen hat, schlägt sich durch den Contact in der kühlen, feuchten Grubenluft sofort nieder, wie dieß auch beim Pulverdampf eines abgethanen Schusses der Fall ist. 2) Haben meine Zünder bei der genügenden Steifheit zum perfecten Einführen ins Bohrloch dennoch eine so große Biegsamkeit und Compendiosität, daß sie in Knäuel aufgewickelt vom Häuer in der Tasche seiner Kleidung getragen werden können, was für die Conservirung der Zünder von großem Belange ist, da namentlich die Bickford zünder durch den längeren Contact mit der feuchten Grubenluft dem sicheren Verderben preisgegeben sind. 3) Haben die Zünder eine kaum merkbare Zündspur, welches für die Erhöhung der Schußwirkung bekanntlich von sehr großem Belang ist. 4) Ist die Einfüllungsmethode des Pulvers in den Zündcanal eine eigene, von der englischen Methode abweichende und verbesserte, so daß eine Stockung durch mangelhafte Füllung nahezu unmöglich ist, sowie auch durch Ersäufung beim Wasserdichten (Theeren bei Bickfords) eine Stockung an mangelhaft gespulten Stellen nicht möglich ist, da eine solche Manipulation gänzlich wegfällt. 5) Die Hülle verbrennt nicht. 6) Sollte an einer Stelle eines besetzten Loches eine Lücke seyn und der Schuß sitzen bleiben, so ist deßhalb ein Ausbohren desselben nicht nothwendig, da die Drahthülle es möglich macht das ausgebrannte Stück der Schnur bis dorthin abzureißen wo die Zündleitung gestockt, und man ist erfahrungsgemäß dadurch in den meisten Fällen im Stande durch Einziehung eines gefüllten Strohhalms den Schuß dennoch zu entzünden ohne ausbohren zu müssen. Die Drahthülle des Zünders ist von keinem schädlichen Einfluß, da in den verschiedensten Gesteinen bisher nicht ein einziger Unglücksfall vorgekommen und man jeder Befürchtung des Feuerreißens dadurch begegnet, daß man auf die Pulverladung etwas Sägespäne aufsetzt, bevor der Besatz eingebracht wird. Dieser Vorgang harmonirt auch mit dem Grundsatz des Sprengens, den Besatz erst locker und dann fester einzustoßen, so daß der auf die Pulverladung aufsitzende Theil des Besatzes comprimirbar ist, was eine bessere Schußwirkung erzweckt, in Folge des dadurch hervorgerufenen Kraftverlustes beim längere Zeit beanspruchenden Durchgange der Kugelwellen durch das Medium des Besatzes, und schließlich möge bemerkt seyn daß die Sicherheitszünder ja die Furcht vor dem Besetzen gänzlich verscheucht haben, da der Gebrauch der Raumnadel wegfällt, und da ein Entzünden durch Feuerreißen nicht denkbar ist wenn die Pulverladung einmal bedeckt ist. Wir setzen aus den vorher angeführten Grundsätzen über die Güte des Besatzes, auf die eingebrachten Sägespäne oder Werg stets scharfen reinen Quarzsand auf, bevor wir Schießpulver einstoßen, da ein solches Verfahren bessere Wirkungen gibt, und sehen durch unsere Praxis in dem Funkenreißen bloß ein eingebildetes Gespenst. Schließlich erlaube ich mir zu bemerken, daß meine Zünder gewöhnlich Grubenfeuchtigkeit so lange vertragen als das Besetzen und Abthun des Schusses dauert, denn dieselben brennen unter Wasser. Zur vollkommenen Wasserdichtheit ist jedoch ein Kautschuküberzug nöthig (Auflösung von Kautschuk in Schwefelkohlenstoff). Die Zünder brennen sehr langsam und zwar 3 Fuß in 1 Minute, gestatten also ein Flüchten des Häuers ohne viel Schnur zu verschwenden. Der Materialaufwand ist sehr reducirt und kommen die Zünder nicht höher als die Bickford'schen zu stehen. Die Maschine welche zu deren Anfertigung ausgeführt wurde, übertrifft die Leistung der englischen, da mir Hr. Bickford mittheilte daß er mit 3 Mann in der Stunde 2900 Fuß fertigt, während ich im Stande bin gegen 4000 Fuß in der Stunde zu erzeugen, wozu nur 2 Mann nothwendig sind. Ueber Probeversuche verweise ich auf die Zeitschrift des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen Nr. 17 d. J. Ed. Rziha, k. k. Genie-Hauptmann. Vorkommen des Thalliums in salinischen Mineralwässern; von Professor Rud. Böttger. Bisher war man im Zweifel, welcher Platz dem neuentdeckten Metalle Thallium im chemischen Systeme anzuweisen sey, indem dasselbe einestheils zu den Alkalimetallen hinneigte, anderntheils, dem Blei sehr nahe stehend, zu den sogenannten Schwermetallen zu gehören schien. Sein Vorkommen in der Natur schien sich lediglich auf einige wenige Schwefelkiese zu beschränken, durch deren Verwendung zur Schwefelsäurefabrication es spurenweise in den sogenannten Bleikammerschlamm der Schwefelsäurefabrication gelangte. Hier ward es bekanntlich von Crookes auf spectralanalytischem Wege entdeckt. Böttger theilte später einige Verfahrungsweisen mit, wie dasselbe aus dem Flugstaube und aus dem Bleikammerschlamme jener Fabriken am leichtesten zu gewinnen sey (polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 438), und gelangte bei seinen ferneren Untersuchungen über diesen Elementarstoff zu der Ueberzeugung, daß derselbe in der Natur sicherlich weit verbreiteter, als man zeither angenommen, vorkommen müsse. In der am 27. Juni abgehaltenen Sitzung des physikalischen Vereins in Frankfurt a. M. theilte derselbe in der That mit, daß es ihm gelungen sey, das Thallium als einen fast steten Begleiter des Cäsiums und Rubidiums in verschiedenen salinischen Mineralwässern unzweifelhaft nachzuweisen. Die chemische Analyse eines von den Conditoren häufig zu Kältemischungen benutzten, mit dem Namen „Eissalz“ bezeichneten Salzgemisches gab Veranlassung zu dieser Entdeckung. Unter Eissalz hat man das aus Nauheim stammende Badesalz oder Mutterlaugensalz zu verstehen, d.h. ein Salzgemenge, welches, besonders leicht in der Winterkälte, sich aus der Soole absondert, aus welcher bereits das reine Kochsalz in der Wärme gewonnen worden war. Dieses Mutterlaugensalz besteht nach Böttger's Untersuchung der Hauptmasse nach aus Chlorkalium und Chlormagnesium, untermengt mit etwas Chlornatrium. Dasselbe ist außerordentlich zerfließlich und ähnelt in seiner Zusammensetzung sehr dem sogenannten „Abraumsalz“ und dem in Staßfurt vorkommenden „Carnallit“. Da in diesen beiden bereits die Anwesenheit von Cäsium und Rubidium durch Erdmann constatirt worden, so lag die Vermuthung nahe, es möchten diese zwei neuen Alkalimetalle auch in dem Nauheimer Badesalze enthalten seyn. In der That ist nach Böttger's Untersuchung dieses letztere Salz das wohlfeilste, ergiebigste und folglich geeignetste Material zur Gewinnung von Cäsium und Rubidium. Beide Metalle sind nebst dem Thallium als Chlorverbindungen darin enthalten. Auch im Orber Badesalze ist es dem Verf. gelungen, nebst Cäsium und Rubidium Spuren von Thallium nachzuweisen. Da die Platindoppelsalze der genannten Alkalimetalle (besonders das Thalliumplatinchlorid) in Wasser äußerst schwer löslich sind, so eignet sich das Platinchlorid vorzugsweise zur Abscheidung derselben aus den betreffenden Soolen. Eine ausführlichere Abhandlung über die Entdeckung des Thalliums in verschiedenen salinischen Mineralwässern, sowie über Isolirung des Thalliums aus seiner Verbindung mit Cäsium und Rubidium, gedenkt der Verf. demnächst zu veröffentlichen. Da das Oxyd des Thalliums leicht löslich und ätzend ist, das kohlensaure Thalliumoxyd gleichfalls löslich und alkalisch reagirt, das phosphorsaure Thalliumoxyd in Wasser löslich ist, der Thalliumalaun oktaedrisch krystallisirt, das Thallium, wie wir gesehen, als Begleiter des Kaliums, Natriums, Cäsiums und Rubidiums auftritt, so dürfte die Behauptung, dasselbe gehöre zu der Classe der Alkalimetalle, hinreichend gerechtfertigt erscheinen. (Neue Frankfurter Zeitung, 1863, Nr. 183.) Flajolot's maaßanalytische Bestimmung des Kupfers durch Cyankalium. Das im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 217 aus den Annales des mines mitgetheilte Verfahren von Flajolot zur maaßanalytischen Bestimmung des Kupfers durch Cyankalium und des Cyankaliums durch Kupferlösung, welches sich auf die Entfärbung einer ammoniakalischen Kupferoxydlösung durch Cyankaliumlösung gründet, wurde ursprünglich von Carl Mohr angegeben; Fr. Mohr hat in seinem Lehrbuch der Titrirmethode, zweite Auflage S. 398, selbst zugestanden, daß diese Methode keine recht befriedigenden Resultate gebe, wenn nicht alle Verhältnisse gleich seyen. Hinsichtlich der Discussionen, deren Gegenstand diese Methode bereits in deutschen Journalen gewesen ist, verweisen wir auf Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, 1863 S. 214. Die Redaction. Ueber ein neues Metall (Indium); von F. Reich und Th. Richter in Freiberg. In dem hiesigen Hüttenlaboratorium waren zwei Erzsorten, die in der Hauptsache aus Schwefelkies, Arsenkies, Blende und etwas Bleiglanz bestanden, aber auch, neben erdigen Substanzen und Kieselsäure, Mangan, Kupfer und geringe Mengen von Zinn und Cadmium enthielten, – und welche, vorher geröstet, daher von dem größten Theile ihres Schwefel- und Arsenikgehaltes befreit worden waren, – mit Salzsäure gemengt, zur Trockne gebracht und destillirt worden. Das erhaltene unreine Chlorzink wurde, weil sich in mehreren Producten der hiesigen Hütten Thallium, wenn auch in sehr geringer Menge, hatte auffinden lassen, mit dem Spectroskop untersucht. Es zeigte keine Thalliumlinie, dagegen eine indigblaue bisher unbekannte Linie. Nachdem es gelungen war, den vermutheten Stoff, wenn auch bisher nur in äußerst geringen Mengen, theils als Chlorid, theils als Oxydhydrat, theils als Metall darzustellen, erhielten wir, nach Befinden nach dem Anfeuchten mit Salzsäure, im Spectroskop die blaue Linie so glänzend, scharf und ausdauernd, daß wir aus ihr auf ein bisher unbekanntes Metall, das wir Indium nennen möchten, zu schließen nicht anstehen. Die gedachte Linie hat eine merklich größere Brechbarkeit als die blaue Linie des Strontiums, und außerdem erscheint noch eine weit schwächere Linie von noch größerer Brechbarkeit, welche die der blauen Linie des Kaliums faßt, aber nicht ganz erreicht. Von den chemischen Eigenschaften des Indiums können wir mit Sicherheit nur anführen, daß es aus der sauren Auflösung des Chlorids durch Schwefelwasserstoffgas nicht gefällt wird; aus derselben Auflösung durch Ammoniak als Oxydhydrat ausfällt; als trockenes Chlorid die Feuchtigkeit begierig anzieht und zerfließt; auf Kohle als Oxyd mit Soda erhitzt, sich zu bleigrauen Metallkügelchen reducirt, welche ductil und sehr weich sind, und für sich wieder vor dem Löthrohre erhitzt einen gelblichen Beschlag geben, der durch Kobaltsolution bei neuer Erhitzung keine charakteristische Färbung annimmt. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 441.) Ueber die Entstehung der Essigsäure bei der Alkoholgährung. Béchamp hat gefunden (Comptes rendus, t. LVI p. 969), daß das Destillat des Weins immer sauer reagire, ferner daß diese saure Reaction von kleinen Mengen anderer flüchtiger Fettsäuren herrühre, und endlich, daß die Essigsäurebildung nicht einer nachträglichen Oxydation des Alkohols zuzuschreiben sey, sondern daß diese Säure bei der Gährung direct aus dem Zucker gebildet werde, weil sie sich selbst bei der unter vollständigem Abschluß der Luft vor sich gehenden Gährung von reinem Candiszucker bildete. Pasteur erwidert hierauf (Comptes rendus, t. LVI p. 989) daß diese Beobachtungen Béchamp's richtig seyn, daß er aber das Vorbandenseyn der Essigsäure nicht der Gährung des Zuckers, sondern einer Zersetzung der Hefe zuschreiben zu müssen glaube, daß jedoch auch oft (und zwar in den Fällen, wo die Beobachter große Mengen Essigsäure nachweisen konnten) Essigsäure zufällig durch Einwirkung von Sauerstoff und Bildung von Mycodermen oder durch andere Hefepilze entstehen könne. (Polytechnisches Centralblatt, 1863 S. 1172.) Ueber die Conservirung der Oelgemälde in den Galerien und Pettenkofer's neues Regenerationsverfahren. Das bayerische Ministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten hat eine zur Ueberwachung der Restaurationen der im Staatsbesitz befindlichen Oelgemälde ernannte Commission beauftragt, eingehende Forschungen über die Ursachen des Verderbens in den Gemäldegalerien anzustellen. Zu diesem speciellen Zweck wurden der Commission zwei Naturforscher beigegeben, Pettenkofer und Radlkofer, der eine für die vorkommenden chemischen und physikalischen Fragen, der andere für die mikroskopische Untersuchung der Veränderungen an der Oberfläche der Bilder, die man theilweise von einer eigenthümlichen Schimmel- oder Pilzbildung abzuleiten geneigt war. Die Untersuchungen Radlkofer's haben bald bestätigt, was der unmittelbare Augenschein lehrte, daß in der Pinakothek zu München von Schimmel- und Pilzbildung nicht die Rede seyn kann, obwohl das Aussehen mancher Bilder jedem Laien diesen Eindruck machen mußte. Bilder, die nicht auf Holz oder Metall, sondern auf Leinwand gemalt sind, welche mit Kleister grundirt wurde, zeigen allerdings auf der Rückseite und innerhalb der Risse Spuren von Schimmel, die größeren grauen Stellen aber auf manchen Gemälden, die man ihm zuschrieb, sind ganz ohne sein Zuthun da. Die eigentliche Ursache des Trübwerdens und Verderbens konnte danach nur mehr in chemischen oder physikalischen Veränderungen der Oberfläche gesucht werden. Sie erschienen vornehmlich stark in der Schleißheimer Galerie. Pettenkofer ist es gelungen, den wesentlichen Grund des Alterns und der allmählichen Zerstörung der Oelgemälde zu entdecken. Er hat seine Ansicht vor der erwähnten Commission und vor der Akademie der bildenden Künste an alten Bildern und deren verschiedenen Veränderungen überzeugend begründet, und die Richtigkeit seiner Theorie auch durch das Experiment an neuen Bildern nachgewiesen. Es wird danach über das vortheilhafteste Aufbewahren der Oelbilder und über die beste Weise, schädliche Einflüsse möglichst zu vermeiden, eine Reihe von Grundsätzen aufgestellt werden können, von denen ein heilsamer Erfolg zu erwarten steht. Da Pettenkofer die Ursache der Veränderung der Oelbilder, die sie durch die Zeit und die Conservirung erleiden, nun kennt, so kann er die Einflüsse eines Jahrhunderts in den Zeitraum von einigen Tagen zusammendrängen, und so jedem Bilde in kürzester Zeit ein Ansehen geben, als hätte es schon längst in einer Galerie unter dort vorkommenden Umständen gehangen. Pettenkofer hat auch die Mittel gefunden, dieses Verderbniß in der kürzesten Zeit wieder verschwinden zu lassen. Auch das Springen und Reißen der Oelbilder mit der Zeit vermag Pettenkofer willkürlich hervorzurufen, und er hat damit auch die Ursache dieser so unangenehmen Erscheinung in den Galerien gefunden. Aus dem Magazin in Schleißheim bei München, wo die unbrauchbaren und ganz schadhaften Bilder zusammengestellt sind, nahm Pettenkofer für seine Studien über die Ursachen der Veränderung der Oelgemälde ein Bild auf Holz gemalt, von dem nur noch so viel zu erkennen war, daß es eine Landschaft gewesen seyn müsse. Der mittlere Theil des Bildes zeigt nun nach der Regeneration Wald und Wasser nebst einem Hause bei Sonnenuntergang, eine Landschaft, die sich reizend ausnimmt. Auf diesem Bilde hat Pettenkofer auch den Einfluß des Regenerirens dem Einfluß der bisherigen Methoden, des bloßen Firnissens der trüben Fläche, des Abnehmens des alten Firnisses und des Auftragens eines frischen gegenübergestellt. Der Augenschein beweist, daß die Wiederbelebung der alten Fläche weitaus das günstigste für die Wirkung des Bildes ist; viel weniger gut ist schon das Abnehmen des Firnisses und dessen Ersatz durch einen neuen, und die schwächste Wirkung hat das bloße Firnissen der alten Fläche. Es sollte deßhalb nie mehr ein Versuch gemacht werden, Firniß von einem Bilde abzunehmen oder neuen aufzutragen, oder eine trübe Stelle durch irgend andere Mittel (unter denen das sogenannte Nähren mit Oel die größten Schäden nach sich zieht) wieder frisch zu machen, ehe man nicht die Regeneration angewandt hat. Erst dann sieht man, ob und wo eine Restauration im bisherigen Sinne nothwendig ist. In der Mehrzahl der Fälle, wo man bisher auf Kosten der Originalität restaurirt hat, wird dieß nach der Regeneration überflüssig erscheinen. Pettenkofer hat dieß an zwei Beispielen überzeugend nachgewiesen. In Schleißheim fand sich ein Bild von Dorner aus dem vorigen Jahrhundert, eine Lautenspielerin darstellend. Das Bild war in vielen Theilen unkenntlich geworden, an manchen Stellen saßen graue, rauhe, dicke Flecken darauf, und man wähnte nach Versuchen mit dem Messer die Farbe bis auf den Grund zerstört. Das Regenerationsverfahren hat aus diesem Schmutz wieder ein brillant aussehendes Bild gemacht, das sich um so interessanter ausnimmt, als Pettenkofer absichtlich ein Stück des Bildes unregenerirt gelassen hat. An einer Stelle, wo man den Kopf eines Mohren vermuthet hatte, ist ein Junge mit blonden Haaren zum Vorschein gekommen. Es gibt Bilder, an welchen sich zur einfachen optischen Veränderung der Oberfläche im Laufe der Zeit und unter obwaltenden Verhältnissen auch noch eine chemische Veränderung gesellt hat. Diese Fälle sind die schlimmsten, und solche Bilder sind bisher bei jeder Restauration naturnothwendig verputzt worden. Pettenkofer hat an einem kostbaren Bilde von Terburg die Wirkung seines Verfahrens auch in solchen Fällen gezeigt. Die Fälle, in denen die einfache Regeneration stellenweise noch zu wünschen übrig läßt, und ein leichtes frisches Firnissen zur Ergänzung fordert, können künftig leicht vermieden werden, wenn man die Bilder zur rechten Zeit regenerirt. Pettenkofer blieb zuletzt nichts mehr übrig, als durch sein Regenerationsverfahren die Spuren der Zeit auch an Bildern nachzuweisen, welche nach gewöhnlichen Begriffen noch neu und untadelhaft erhalten sind. Benno Adam übergab ihm hierzu einen brillant gemalten Pinscherkopf mit dunkelbraunem Hintergrund, der aus dem Jahr 1858 stammte. Der Künstler selbst und Jedermann, der das Bild sah, glaubte, es könnte keine besser erhaltene Oberfläche geben. Pettenkofer regenerirte einige Flächen im Kopfe und im Hintergrunde, welche dadurch mit einer solchen Frische vor ihrer Umgebung hervortraten, daß diese dagegen trüb und dumpf erschien. Noch viel auffallender war der Unterschied zwischen ursprünglicher und regenerirter Fläche mit einem Bilde von Hanno Romberg, einen Alchymisten darstellend, welches aus dem Jahre 1844 stammt. Das Bild war unter den besten Umständen conservirt worden, und Niemand hätte an dessen Aussehen vor der Regenerirung einzelner Stellen etwas auszusetzen gehabt. Die regenerirten Stellen traten jetzt aber mit solcher Frische in Ton und Farbe hervor, daß die nicht regenerirten gar nicht mehr dazu passen. Dieser Versuch zeigt, wie gefühllos die Zeit binnen Kurzem mit der scrupulösen Sorgfalt der Künstler umgeht und wie unbarmherzig sie die feinen Empfindungen im Ton der Farbe verwischt. Es wird sich die Nothwendigkeit aufdrängen, nicht nur die Gemälde früherer Jahrhunderte, sondern auch die Gemälde unseres Jahrhunderts zeitweise zu regeneriren, wenn wir von ihnen den Genuß haben wollen, welchen uns die Künstler gemäß ihrer Begabung verschaffen können. Das Regenerationsverfahren soll keine Universalarznei für alle Arten verdorbener Bilder seyn, aber es wird für alle Zeiten die Grundlage der Conservirung der Galerien bleiben. Für Alle, welche sich für diese Sache interessiren, ist es eine naheliegende Frage, wie lange wohl die Wirkung einer solchen Reorganisation der Oberfläche andauern wird. Pettenkofer ist in der glücklichen Lage, experimentell beweisen zu können, daß eine nach seiner Methode regenerirte Bildfläche den gewöhnlichen Einflüssen länger widersteht als vorher. Wenn er durch eine Summe von Einflüssen, die einem Jahrhundert gleichkommen, ein Bild alt gemacht und verdorben hat, so kann er es wieder regeneriren und die nämlichen Einflüsse eines Jahrhunderts neuerdings darauf wirken lassen. Durch solche Versuche hat sich ergeben, daß die Oberfläche eines Bildes nach dem Regeneriren gegen diese Einflüsse viel weniger empfindlich ist als zuvor. Nach einer Erklärung Liebig's, dem Pettenkofer sein Verfahren mitgetheilt hat, übt dasselbe auf die Bilder nicht den entferntesten schädlichen Einfluß aus, und ist vielmehr geeignet, künftig einwirkende Schädlichkeiten zu verringern und die Dauer der Bilder zu verlängern. Es ist sehr zu wünschen, daß das Restaurationsverfahren Pettenkofer's zu einem Gemeingut für Alle werde welche solche Kunstwerke besitzen. (Nach der „Bayerischen Zeitung.“) Vorzügliches Siccatif. Im Handel erhält man meist sehr ungleich gemischtes Siccatif; um einer vorzüglichen Wirkung gewiß zu seyn, kann man sich ein reines Präparat durch Lösen von Braunstein mit Salzsäure, Filtriren und Fällen mit heißer Boraxlösung, Absitzenlassen, Auswaschen und Trocknen des gelblichen Niederschlages darstellen. Ein sehr geringer Zusatz des erhaltenen feinen Pulvers genügt, um das rascheste Trocknen der Oelfarben sicher zu bewirken. (Jahresbericht über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Zuckerfabrication, von Dr. Scheibler und Dr. Stammer; Breslau 1863.) Mittel gegen die Seidenraupen-Krankheit. Nach den Comptes rendus t. LVII p. 379 machte Dumas in der Sitzung der französischen Akademie am 17. August d. J. Mittheilung über ein von Dr. Giovanni Polli vorgeschlagenes Verfahren, die Seidenraupenkrankheit zu heilen oder derselben zuvorzukommen durch Anwendung des schwefligsauren oder noch besser des unterschwefligsauren Natrons; letzteres wird für photographische Zwecke in sehr großen Quantitäten fabricirt und ist sehr rein und billig im Handel zu bekommen. Man soll nach Dr. Polli in 20–30 Theilen reinen Wassers 1 Theil des Salzes auflösen, in diese Lösung die mit Blättern bedeckten Zweige des Maulbeerbaumes eine Stunde lang eintauchen und mit den abgestreiften Blättern die Raupen füttern. Von dem Dr. Vittadini und dem Abbé F. Canetta getrennt angestellte Zuchtversuche scheinen für die Anwendung des vorgeschlagenen Mittels sehr günstige Resultate ergeben zu haben. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1863, Nr. 38.) Die Traubenkrankheit von 1863. In Nr. 8 der „Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central-Vereines für Rheinpreußen“ theilt Dr. Mohr seine dießjährigen Erfahrungen über die Vertilgung des Traubenpilzes mit. Darnach findet die erste Keimung desselben stets auf den Beeren, nie auf den Ruthen und Blättern statt; findet sich der Pilz auch hier, so befindet sich seine Entwickelung schon in einem sehr vorgeschrittenen Stadium. Rechtzeitig untersucht kann der Pilz auf mechanische Weise schnell und sicher zerstört werden und der Ertrag der Ernte erleidet nicht die geringste Einbuße. Im vorigen Jahre wurden alle Trauben, die bereits angesteckt, dann aber gereinigt waren, reif und gaben guten Wein. Zur vollständigen Vernichtung der Krankheit hält es Dr. Mohr für höchst wichtig, die Länge der Brutzeit des Pilzes kennen zu lernen. (A. a. O.) Der Sago in Singapore. Eine Manufactur in Singapore verdient eine ganz besondere Erwähnung. Es ist dieß die Bereitung des Perl- oder weißen Sago's aus dem rohen Producte, das von der Nordwestküste der Insel Borneo und der Nordostküste Sumatra's gebracht wird. Fast der ganze Sago, der im Handel vorkommt, wird hier bereitet und zwar ausschließlich durch chinesische Arbeiter. Man gewinnt den Sago bekanntlich aus dem Marke mehrerer Palmenarten, namentlich aber aus dem der Sagus Rumphii und Sagus laevis, welche eine ziemlich beschränkte Verbreitungssphäre haben und nicht wie die kosmopolitische Kokospalme dem ganzen Gürtel der Tropenzone in der alten und neuen Welt angehören. Der Stamm der Sagopalme, wenn umgehauen, ist ein Cylinder von ungefähr 20 Zoll im Durchmesser und 15–20 Fuß Länge, der von der holzigen Faser getrennt, beiläufig 700 Pfd. Stärkmehl enthält. Man mag sich eine Vorstellung von dem außerordentlichen Reichthum des Ertrages machen, wenn wir beifügen, daß drei Sagopalmen eben so viel Nahrungsstoff liefern als ein mit Weizen bebauter englischer Morgen (Acre) Landes. Ein mit Sagopalmen bepflanztes Grundstück von der Ausdehnung eines englischen Acre liefert etwa 313,000 Pfd. Sago, oder so viel Nahrungsstoff als 163 Acres Weizenlandes. Der Sago ist jedoch nicht im Verhältniß geschmackvoll und nahrhaft, als er ergiebige Ernten liefert, und nirgends, wo Reis gedeiht, wird er dieser Nahrungspflanze vorgezogen. Wir besuchten die größte Sagofabrik in Singapore, in welcher der Sago, wie er im rohen Zustande aus Borneo und Sumatra kommt, gewaschen, geröstet und in sogenannten Perl-Sago verwandelt wird. Die Quantität des auf diese Weise bereiteten Palmenmarkes beträgt jährlich an 100,000 Centner. (Reise der österreichischen Fregatte Novara, Bd. II S. 112.)