Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Der atlantische Telegraph. Man erwartet zuversichtlich, daß im nächsten Juli ein erneuter Versuch gemacht werden wird, das Telegraphenkabel durch den atlantischen Ocean zu legen. Die Directoren der Atlantic Telegraph Company haben nach sehr großen Bemühungen eine Subscriptionsliste von 300,000 Pfd. Sterl. zusammengebracht behufs Anfertigung und Legung eines neuen Kabels. Nach Erlangung dieser Summe hat sich das Directorium an ein wissenschaftliches Comité gewandt, bestehend aus den Herren Capitän Galton, William Fairbairn, Whitworth, Professor Wheatstone und Prof. Thomson, und ihm die verschiedenen Plane der Fabricanten vorgelegt, welche sich gemeldet hatten. Das Resultat war, daß man die Offerte der Herren Glaß und Elliot auserkor, indessen nur soweit, als es den leitenden Kupferdraht betraf, incl. der Umhüllung von Gutta-percha. Ueber die äußere Hülle behielt sich das Comité seine Meinung vor, bis es seine Experimente vollendet hat, die zur Prüfung verschiedener Systeme vorgenommen werden. Man hat nach Glaß und Elliot 7 Kupferdrähte in ein Seil zusammengeflochten, um den elektrischen Leiter zu bilden. Jeder Theil des Drahtes ist auf das Sorgfältigste auf Leitungsfähigkeit geprüft, und wird diese Prüfung in der Fabrik der Herren Glaß und Elliot unter Aufsicht eines von der Gesellschaft gestellten Elektrikers vorgenommen. Man hat sich gewundert, daß das Comité den Gebrauch von Gutta-percha statt des besser isolirenden Kautschuks empfohlen hat. Das Comité jedoch sagt ausdrücklich in seinem Referat, daß bei einer Unternehmung von solcher Wichtigkeit und Größe wie bei der atlantischen Telegraphen-Legung durchaus keine Experimente gemacht werden dürfen, sondern man der bisher gebräuchlichen Praxis folgen müsse; sie sprechen also kein Urtheil über den relativen Werth von Gummi und Gutta-percha aus, sondern adoptiren die letztere einfach aus dem Grunde, weil sie bei früheren Gelegenheiten gebraucht und tauglich befunden ist. Die Experimente jedoch, welche vor einiger Zeit von Staatswegen angestellt wurden, bezeugten in überzeugender Weise, daß Kautschuk ein viel besserer Isolator ist, als sein Rival, und es ist zu bedauern, daß ersteres noch nicht öfter in der Praxis erprobt worden ist. Dazu kommt noch, daß gegenwärtig der Import von Gutta-percha ein reines Monopol ist, und hört man daher, daß die wenigen Capitalisten, welche diesen Artikel in Händen haben, bei der Nachricht, daß dieß Material zum atlantischen Kabel verwendet werden solle, sofort den Preis um 50 Proc. steigerten. Jedoch haben diese Herren schließlich etwas von ihrer Forderung nachgelassen, aber trotzdem kostet der Kern des Kabels, der Draht und seine dünne Bekleidung von Gutta-percha ungefähr 120 Pfd. Sterl. per engl. Meile. Die Kostensumme für Anfertigung und Legung der Telegraphenleitung ist auf 600,000 Pfd. Sterl. veranschlagt, und langt daher die Subscriptionssumme nur auf die Hälfte, so daß die Unternehmer selbst die volle Hälfte zu tragen haben. Ihr Interesse ist daher identisch mit dem der Actionäre, doch das Risico ein sehr bedenkliches, da nur vollkommener Erfolg der Unternehmung ihnen Nutzen abwirft. Bei der Legung des Kabels, sowie bei der Transmission der ersten Depesche erhalten die Unternehmer je eine Rate der Zahlung und dann eine jeden Monat bis zu Ende des Jahres, wenn der Telegraph fortwährend in Arbeit ist; der Rest wird dann nach und nach abgezahlt. Die Experimente welche man zur Bestimmung der Schnelligkeit gemacht hat, zeigen, daß man 8 Worte in der Minute befördern kann. Der Tarif wird wahrscheinlich auf 5 Shilling pro Wort festgesetzt, was einen erheblichen Gewinn verspricht, – wenn überhaupt der Telegraph continuirlich arbeiten wird. Die Regierung der Vereinigten Staaten zahlt eine Subsidie jährlich, deren Minimum 75,000 Dollars beträgt, während das englische Gouvernement 20,000 Pfd. Sterl. im Minimum verspricht, wovon dann die Telegramme derselben bezahlt werden. Das heißt mit anderen Worten, die beiden Staaten übernehmen vereinigt eine Zinsgarantie von 8 Proc. wenn die Linie eben arbeitsfähig ist. Ueber die Art der Kabellegung ist bis jetzt noch nichts entschieden, aber wenn der „Great Eastern“ aus seiner finanziellen Klemme befreit wäre und wieder seetüchtig gemacht würde, so wäre derselbe gewiß sehr geeignet das Kabel des atlantischen Telegraphen aufzunehmen und zu legen. (Nach dem Observer; Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 26.) South, über die Verbreitung der von Eisenbahnzügen beim Durchfahren von Tunnels bewirkten Erschütterungen. Zur Untersuchung dieses Gegenstandes wurde in der Nähe des Waterford-Tunnels ein Observatorium mit einem großen, möglichst solid aufgestellten Passageinstrument errichtet, durch welches der Polarstern Tag und Nacht in einem Gefäß mit Quecksilber beobachtet werden konnte, dessen Abstand vom Tunnel 302 Yards betrug. Der Tunnel selbst ist 1812 Yards lang und sein Ausgang auf der Londoner Seite 643, derjenige auf der Seite von Tring 1281 Yards vom Quecksilbergefäße entfernt; über dem Tunnel liegt noch eine 64' starke Decke von Kreide und Kies. Bei gewöhnlichen Erschütterungen, z.B. von Wind, Wagen u. dgl. geht das auf dem Quecksilber reflectirte Bild eines Sternes in eine rechtwinkelig gegen die längste Seite des Gefäßes gerichtete Linie über, bei stärkeren Erschütterungen entsteht noch eine solche Linie normal zur ersteren und zuletzt ein nebelartiger Schein. Die erstere Art ist in der Regel weiter nicht nachtheilig, wogegen das Entstehen des Kreuzes als nachtheilig für astronomische Beobachtungen zu bezeichnen ist. Um nun die Geschwindigkeit der Züge zu erfahren, löste man Signalschüsse, wenn der Zug in den Tunnel einfuhr, und wenn er einen 1162 Yards davon entfernten Schacht passirte. Aus gegen 230 Beobachtungen ergab sich, daß das Kreuz sich im Mittel bei einem Abstande von 670 Yards, bei 24 Proc. der Versuche aber schon bei 1000 Yards, Abstand zeigte, und daß diese Erschütterungen sich auf der Seite eben so weit verbreiten, mag der Zug sich im Tunnel, oder außerhalb desselben im offenen Einschnitte befinden. Die Stärke der Erschütterung hängt von der Geschwindigkeit und vom Gewichte, außerdem aber auch von der Länge des Zuges und der Dauer seiner Einwirkung ab, es zeigte sich z.B. das Kreuz bei einem mit 11,4 englische Meilen Geschwindigkeit fahrenden Zuge schon bei 1110 Yards Abstand. (The Artizan, 3. ser. Vol. I. Nr. 9; Notizblatt des Civilingenieur.) Durchbohren des Mont-Cenis. Die Fortschritte, welche die Technik in der jüngsten Zeit gemacht hat, berechtigen in Bezug auf die Alpendurchbohrung zu den erfreulichsten Hoffnungen. Die neuen Maschinen (beim Mont-Cenis) wurden erst 1861 in Anwendung gebracht und das Vorrücken im ganzen Monate März desselben Jahres betrug 9 Meter 70 Centimeter. Im April brachte man es auf 17 Meter 50 Centimeter. Das Resultat des ganzen Jahres 1861 waren 170 Meter 54 Centimet. in 209 Arbeitstagen. Im Jahre 1862 konnte in Folge von Verbesserungen der Maschinen 325 Tage gearbeitet und 380 Meter vorgerückt werden. Nach solchen Vorgängen darf man mit Sicherheit annehmen, daß die Berechnung der Dauer des Mont-Cenis-Durchstichs, welche unlängst auf 12 Jahre (statt wie ursprünglich auf 25 Jahre) herabgesetzt wurde, noch viel zu hoch gegriffen ist. Hinsichtlich der Kosten ist nun ebenfalls herausgestellt, daß der laufende Meter nicht über 4000 Lire zu stehen kommt, was für die 12,220 Meter lange Strecke ungefähr 50 Millionen ausmacht. Ende des abgelaufenen Jahres war die Strecke auf eine Länge von 2199 Meter fertig, nämlich 1274 Meter auf der Seite von Bardonneche und 925 auf der Modena-Seite; doch waren auf letzterer bis dahin noch die gewöhnlichen Mittel in Anwendung gebracht worden. (Berggeist, 1863, Nr. 62.) Neue amerikanische Nähmaschine für Knopf- und Schnurlöcher. Dieselbe unterscheidet sich von den bisher bestehenden Maschinen für den gleichen Zweck hauptsächlich dadurch, daß die Nadel der Außenlinie des Loches folgt und somit der Zeug oder das Kleidungsstück, in welchem sich das zu umnähende Loch befindet, nicht auf dem Tische der Nähmaschine gedreht zu werden braucht. Bei allen bisher construirten sogenannten Knopfloch-Maschinen hatte die Nadel bloß eine auf- und abwärtsgehende Bewegung wie bei gewöhnlichen Nähmaschinen, und um ein Knopfloch zu umnähen, mußte der Zeug entsprechend unter der Nadel bewegt und gedreht werden. Da nun bei Anfertigung eines Kleidungsstückes die Knopflöcher immer das Letzte sind, was gemacht wird, so mußte, um ein Knopfloch auf der Maschine zu nähen, das ganze Kleidungsstück auf dem Tische der Maschine gedreht werden. Die Schwierigkeit dieser Operation, namentlich bei größeren Kleidungsstücken, ist offenbar und der Gebrauch der bisherigen Maschinen zum Umnähen der Knopflöcher war deßhalb sehr beschränkt. Mit der neuen Maschine lassen sich Löcher jeder Art, rund oder lang, umnähen, und der Erfinder gibt an, daß er bis zu 100 Knopflöcher per Stunde zu umnähen im Stande ist. Die Maschine ist zwar complicirt und daher ihr Preis ziemlich hoch. Für große Kleiderfabrikanten, namentlich für Militär-Schneider ist sie aber von großem Werthe. Dieselbe kann durch die Herren A. Scheller und Comp., 370 Bowery, New-York, zu den billigsten Bedingungen bezogen werden. Elastische Formen für galvanoplastische Zwecke. Diese können aus 20 Theilen Leim und 2 Theilen braunem Candiszucker hergestellt werden. Man löst zu dem Zwecke beide Stoffe in so viel heißem Wasser auf, daß nach dem Erkalten sich eine feste Gallerte bildet. Solche Formen sind in den Fällen nöthig, wo es sich um die galvanoplastische Nachbildung von sehr hervortretenden Reliefs handelt, indem es nur durch die Nachgiebigkeit der Form möglich wird, dieselbe vom Original abzuziehen. Sind die elastischen Formen hergestellt, so benutzt man sie als Matrize für die steifen Formen, indem man eine Mischung aus 24 Theilen gelbem Wachse, 12 Theilen Hammeltalg und 4 Theilen Harz in dieselben lauwarm hineingießt. Nach dem Erkalten wird diese Masse sehr fest. (Deutsche Industriezeitung, 1863, S. 153.) Verfahren zur Verplatinirung. 8 Thle. Salmiak und 1 Thl. Platinsalmiak werden mit 32 bis 40 Thln. Wasser zum Sieden erhitzt und in diese Flüssigkeit die zu überziehenden blank gescheuerten Metalle hineingelegt. Der Ueberzug entsteht nach kurzer Zeit und haftet sehr fest. (Neues Jahrbuch für Pharmacie, 1863, Bd. XIX S. 323.) Ueber Photographien auf Holz für Xylographen. In Nummer 19 der „photographischen Monatshefte“ ist der in diesem Journal Bd. CLXIX S. 275 mitgetheilte Artikel über Photographien auf Holz von Bosse und Fischer in Braunschweig abgedruckt. In einer dem „photographischen Archiv“ entnommenen Note wird berichtet: „Eugen Baroux soll es gelungen seyn, jenen weißen Ueberzug, der allein dem Holzschneider erlaubt, die Wirkung der verschiedenen Theile seiner Zeichnung zu beurtheilen, auf seinen xylographischen Bildern beizubehalten.“ Wir haben in der Beschreibung des Bosse und Fischer'schen Verfahrens gesagt: „man vermöge sonach Photographien auf einen gleich wie mit dem gewöhnlichen Bleiweißgrund präparirten Holzstock zu übertragen.“ Es weicht demnach das Baroux'sche Product von den uns vorliegenden nicht ab, jene Note vindicirt daher ohne Grund ersterem einen Vorzug. Uebrigens dient der weiße Grund lediglich, um die Striche, welche die Zeichnung bilden, besser sehen zu können, der Xylograph braucht auf einem Holzstock, der ein photographisches Bild trägt, nicht zu zeichnen und beim Schneiden sticht er den weißen Grund total weg. Ist der Schnitt vollendet, so überzeugt er sich mit Hülfe eines Abdrucks auf Papier, ob hier oder da noch eine Nachhülfe erforderlich, um die verlangte Wirkung wiederzugeben. Der weiße Grund hilft nicht das geringste zur Beurtheilung wohl aber zum Sehen während der Arbeit. V. Die incrustirten Bleiröhren für Wasserleitungen von Prof. Dr. Heinrich Schwarz in Breslau. Im Jahrgang 1862 des polytechn. Journals, Bd. CLXIV S. 315 wurde berichtet, daß es Hrn. Dr. H. Schwarz gelungen ist, die Bleiröhren so zu Präpariren, daß jedes Wasser, selbst das reinste destillirte Wasser hindurchgeleitet werden, auch darin längere Zeit verweilen kann, ohne die mindeste Spur Blei zu lösen. Ueber diese Erfindung enthält das Practical Mechanics' Journal, November 1863, S. 120 folgenden Artikel: „Es ist allgemein anerkannt, daß es höchst wünschenswerth wäre, ein Mittel zu besitzen, wodurch die nachtheilige Wirkung der Bleiröhren auf Wasser verhindert werden könnte und die Versuche von Dr. Calvert haben erwiesen, daß keiner der bisher zu diesem Zwecke gemachten Vorschläge dem Uebel wirklich abhelfen kann. Dr. H. Schwarz in Breslau hat nun aber ein Verfahren entdeckt, die innere Oberfläche der Bleiröhren in unlösliches Schwefelblei umzuwandeln, daher das durch dieselben fließende Wasser eben so wenig als bei Anwendung von Glasröhren einen Bleigehalt zeigen kann. Diese Umwandlung bewirkt Dr. Schwarz auf sehr einfache Weise, indem er bloß eine starke und heiße Auflösung von Schwefelkalium oder Schwefelnatrium durch das zu behandelnde Rohr leitet; diese Lösung wird bei einer Temperatur von beiläufig 100° C. angewandt und man läßt sie 10 bis 15 Minuten lang auf das Metall einwirken. Die kochende Lösung von Schwefel in Aetznatron hat sich in der Praxis dem Zweck vollkommen entsprechend erwiesen.“ Das Schwefelblei ist bekanntlich das unlöslichste Bleipräparat und die Natur liefert uns auch für den Erfolg des erwähnten Verfahrens einen Beweis in der Thatsache, daß die Wasser aus Bleiglanzgruben sich niemals bleihaltig zeigen. Die näheren praktischen Details des Verfahrens können durch eine Anfrage bei dem „polytechnischen Bureau von Dr. H. Schwarz in Breslau“ in Erfahrung gebracht werden. Die Redaction d. p. J. Ueber Werthbestimmung des Graphits; von Dr. H. Schwarz. Die Werthbestimmung der unreinen Graphitsorten wie sie an verschiedenen Punkten, auch in Schlesien, gewonnen werden, kann sich wesentlich nur auf den Gehalt an unverbrennlichen Theilen und reinem Graphit beziehen. Will man den Graphit durch Ausbrennen entfernen, so gelingt dieß nur schwierig, und selbst beim starken Erhitzen in einem Sauerstoffstrome, unvollständig. Eine sehr einfache Methode der Analyse ist dagegen die, daß man die abgewogene Menge Graphit mit überschüssigem Bleioxyde in einem Schmelztiegel mischt, den letzteren gut bedeckt und nun zum Schmelzen des Bleioxyds erhitzt. Nach dem Erkalten findet man am Boden des Tiegels einen Bleiregulus, dessen Gewicht man bestimmt. Auf 207 Theile Blei rechnet man 6 Theile reinen Graphit (oder 34,5 Theile Blei auf 1 Theil Kohlenstoff). Wie man sieht, schließt sich diese Bestimmung an die alte Berthier'sche Methode den Heizwerth der Brennmaterialien zu bestimmen, an. Sie gibt ungemein genaue Resultate, weil der Graphit keine flüchtigen Theile enthält und nur durch die Berührung mit dem schmelzenden Bleioxyde zerlegt wird. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863 S. 144.) Ueber die Darstellung eines ausgezeichnet schönen wasserfreien Kupferoxyduls auf nassem Wege; von Prof. Dr. Rud. Böttger. Ein ausgezeichnet schönes, prachtvoll roth aussehendes, wasserfreies Kupferoxydul, das sich weder beim Aussüßen, noch auch nachher in seinem trockenen Zustande zersetzt, gewinnt man, meinen neuesten Beobachtungen zufolge, auf nachstehende Weise: 1 Unze Kupfervitriol, 1 1/2 Unzen sogenanntes Seignettesalz (weinsaures Kali-Natron), 2 Unzen weißen Rohrzucker überschütte man in einer Porzellanschale mit 12 Unzen destillirten Wassers, erhitze das Ganze unter Umrühren, und füge dann, sobald der Zucker sich gelöst und das weinsaure Kupferoxyd sich gebildet hat, 1 1/2 Unzen Aetznatron hinzu, koche unter jeweiligem Umrühren und Ersetzen des dabei verdampfenden Wassers das Ganze circa 1 Stunde lang, d.h. so lange, bis die dunkelblaue klare Flüssigkeit gänzlich farblos geworden und alles Kupferoxydul sich abgeschieden. Durch bloßes Decantiren entferne man dann die über dem am Boden der Porzellanschale sich abgelagerten Kupferoxydul stehende Flüssigkeit, süße das Präparat noch ein paar Mal auf einem Filter mit Wasser und schließlich mit Weingeist aus, und trockne es. Die Ausbeute an Kupferoxydul aus obiger Quantität Kupfervitriol beträgt durchschnittlich 2 1/4 Drachmen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1864, Nr. 1.) Ueber die Fabrication von Beleuchtungsmaterialien aus Braunkohlen in der Provinz Sachsen. Hierüber hielt in der Sitzung des technischen Vereins zu Hagen vom 4. November v. J. Hr. Hetzer von der dortigen Realschule einen Vortrag. Dieser Industriezweig hat seit 1849, nach den ersten traurigen Resultaten, einen solchen Aufschwung genommen, daß gegenwärtig z.B. zwischen Weißenfels und Zeitz (einem kleinen Umkreise) 32 Fabriken bestehen und der Preis eines Morgens Braunkohlenfeld von 100 auf 800 bis 1000 Thlr. gestiegen ist. Das Verfahren hat sich bedeutend vervollkommnet und sowohl die Methode als die Apparate sind jetzt von den anfänglich eingeführten in vielen Stücken wesentlich verschieden. Als den zweckmäßigsten Destillationsapparat bezeichnete der Vortragende den Rohe'schen Hohofen, welcher einen continuirlichen Betrieb ermöglicht, indem aus ihm die Destillationsproducte unter Anwendung eines Exhaustors durch eine Einrichtung fortgeführt werden, die uns an die neueren Gichtgasfänge der Eisenhohöfen erinnert. Die Trennung des in der Condensationsvorrichtung angesammelten Theeres in Paraffin, Solaröl, Photogen und sogenanntes Benzin (das flüchtigste Product) geschieht durch fractionirte Destillation und die Reinigung des Paraffins nicht mehr, wie anfangs mittelst concentrirter Schwefelsäure, sondern durch Behandlung in einer Centrifugalmaschine und Auswaschen mit dem so eben erwähnten „Benzin,“ welches schließlich durch Destillation gänzlich entfernt wird. (Berggeist, 1863, Nr. 94.) Ueber die Feuergefährlichkeit des Schieferöls; von J. Hauff, chem. Director der Schieferölfabrik in Reutlingen. In der deutschen Industriezeitung Nr. 42 findet sich ein Auszug aus einer Arbeit von G. E. Wittstein aus der Vierteljahresschrift für Pharmacie, worin verschiedene Oele in Beziehung auf Feuergefährlichkeit und sonstige Eigenschaften verglichen sind. Hiernach wäre das Schieferöl das am leichtesten entzündbare, was einiger Berichtigung bedarf. Das rohe Schieferöl, wie es aus den Retorten kommt, ist ein Gemisch von Kohlenwasserstoffen von verschiedenem Siedepunkt und specifischem Gewicht, ebenso wie das rohe Oel aus Braunkohlen etc., und es können daraus bei der Reinigung durch fractionirte Destillation in Beziehung auf specifisches Gewicht und Entzündbarkeit verschiedenartige Producte hergestellt werden (von denen jedes mit dem gleichen Recht den Namen Schieferöl führt). Dieß geschieht nun in der That, indem die erst in neuerer Zeit zu einem befriedigenden Abschluß gekommene Entwickelung der Lampenfabrication dieß erheischt. Zu den Lampen mit flachem Docht, wie solche vor dem Bekanntwerden der amerikanischen Erdöllampen fabricirt wurden, sind im allgemeinen keine Oele zu verwenden, deren Siedepunkt über 300° C. liegt, das hierfür erforderliche Oel enthält daher die flüchtigsten Oele des rohen Oels. Dieses Oel scheint der Verfasser der gedachten Abhandlung untersucht zu haben. Die amerikanischen Lampen, welche sich im Wesentlichen durch dickeren Docht und geringere Höhe des Brenners von den seitherigen unterscheiden und die nach diesem Princip auf dem Continent hergestellten Lampen, gestatten Oele, deren Siedepunkt bedeutend höher liegt. Das für solche Lampen passende Oel enthält bis zu 40 Procent von Oelen, deren Siedepunkt über 300° C. liegt. Hierdurch wird die Entzündbarkeit desselben bedeutend reducirt und wird sich derjenigen vom Photogen in gedachter Abhandlung etwa gleichstellen. Dieses Oel ist gegenwärtig der Verbreitung der dazu geeigneten Lampen entsprechend, weitaus das Hauptproduct aus dem rohen Schieferöl, zudem die Fabrication desselben weit vortheilhafter ist, als die des leichter flüchtigen, welches in geringerer Quantität für die immer mehr abnehmende Zahl der ursprünglichen Lampen fabricirt wird. Der Verfasser behält sich vor, in einem späteren Artikel noch specieller auf diese Verhältnisse einzugehen. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1863, Nr. 47.) Composition zum Waschen der Wolle und Tuche, sowie zum Bleichen der Leinwand; von Van Damme und Cohne. Diese Composition (patentirt in Belgien am 1. December 1862) besteht in einer alkalischen Flüssigkeit, welche folgendermaßen bereitet wird: Man stellt ein Gemisch von 60 Proc. Aetznatron, 30 Proc. kohlensaurem Kali und 10 Proc. Glycerin dar; letztere Substanz vermindert die ätzende Wirkung des caustischen Natrons auf die Faserstoffe und bewahrt denselben ihre Weichheit und Festigkeit, ohne das Entfetten und Bleichen derselben zu behindern. Diese Composition wird zum Waschen der Wolle und zum Bleichen der Leinwand benutzt; das in derselben enthaltene caustische Alkali wirkt auf den Schweiß und das Fett der Wolle, sowie auf die harzigen Stoffe der Leinwand, während das Glycerin die Fasern gegen Schwächung durch die caustischen Alkalien schützt. (Armengaud's Génie industriel, November 1863, S. 267.) Sicheres Mittel um (graue) Haare acht schwarzbraun zu färben. Die Anfrage um ein Verfahren, Haare (besonders graue) ächt schwarzbraun und zwar auf eine unschädliche Weise färben zu können, geschieht so häufig, daß eine aufs neue wieder in Erinnerung gebrachte Methode, den obengenannten Zweck zu erreichen, gewiß nicht als unnöthig erscheinen dürfte. Ein solches Verfahren hat nämlich schon vor mehreren Jahren Wimmer in Buchner's Repertorium Z. R. Bd. XXXIII S. 88 veröffentlicht und zwar sagt Wimmer darüber Folgendes: „Die beste Methode um grau gewordene Haare zu schwärzen ist die, daß man Brenzgallussäure (Pyrogallussäure) in ein wenig Wasser auflöst und die Lösung filtrirt, um das möglich vorhandene brenzliche Oel hierdurch zu entfernen; zu der filtrirten Lösung der Brenzgallussäure wird etwas Alkohol hinzugemischt, in welchem man irgend ein wohlriechendes Oel aufgelöst hat, um den brenzlichen Geruch der Säure zu verdecken; das graue Haar wird nun mit dieser Lösung mit der Vorsicht befeuchtet, daß die Hände davon nicht benetzt werden, welche sonst sich schwarz färben; die mit der Pyrogallussäure erzeugte Schwärzung ist ächt und sitzt ganz fest. Die Darstellung der zu obigem Zweck erforderlichen Brenzgallussäure geschieht wie die der Benzoesäure in dem bekannten Mohr'schen Apparate entweder aus Galläpfeln oder, was zweckmäßiger ist, aus trockenem Galläpfel-Extract. Die Sublimation geschieht in einem eisernen Topf, in welchen das trockene Galläpfel-Extract hineingethan wird; die Oeffnung des Topfes wird mit weißem Löschpapier überbunden und hierauf ein Hut von Papier aufgesetzt, in welchen sich, bei der Erhitzung des Topfes, die Brenzgallussäure, ähnlich wie die Benzoesäure, sublimirt.“ Nach einer mir gemachten Mittheilung soll auch eine starke (concentrirte), durch Leinwand geseihte Abkochung von grünen Wallnußschalen ein sehr bewährtes Mittel seyn, Haare dauernd und ächt dunkelbraun zu färben; die Anwendung der Abkochung geschieht dadurch, daß mittelst einer feinen Haarbürste der Absud aus die braun zu färbenden Haare aufgetragen wird. Es ist übrigens eine ganz allgemein bekannte Thatsache, daß der Saft der grünen Wallnußschalen die Haut ächt und dauernd dunkelbraun färbt. Dr. L. Elsner. (Chemisch-technische Mittheilungen des Jahres 1862–63. Berlin 1864.) Anwendung der Kälte zur Aufbewahrung von Früchten in Amerika. Nach Nachrichten in amerikanischen Journalen haben Versuche die völlige Anwendbarkeit niedriger Temperatur zum Aufbewahren von Früchten dargethan, und machen es wahrscheinlich, daß diese Methode durch Billigkeit wie durch die Abwesenheit jeder Geschmacksveränderung bei den aufbewahrten Früchten den Vorzug vor allen anderen verdient. Die Temperatur soll zwischen 0° und + 4,4° Cels. (0° und + 3,5° Reaumur) erhalten werden und dann weiter nichts erforderlich seyn, als die Erfüllung zweier Bedingungen, nämlich erstens die Anwendung eines Magazins, in welchem die Temperatur constant zwischen diesen Grenzen erhalten werden kann, was unter Berücksichtigung der neuesten Erfahrungen beim Erbauen von Eismagazinen keine Schwierigkeit bieten dürfte. Zweitens muß übermäßige Feuchtigkeit vermieden und wohl auch das Licht ausgeschlossen werden. Es halten sich so Aepfel und Weintrauben leicht, Stachelbeeren etwas schwieriger und auch die übrigen Obstarten können von einer Jahreszeit zur anderen unverändert erhalten werden. (Scientific American, 1863, Nr. 19.) Kitt für Gegenstände aus Serpentin; von v. Hanstein. Ein Theil burgundisches Harz wird mit 3 Theilen Schwefelblumen zusammengeschmolzen und nachdem die Bruchstücke des Serpentins so heiß gemacht worden, daß der Kitt, auf die Bruchfläche gegossen, vollständig im Fluß bleibt, gießt man solchen auf, drückt schnell die Serpentinstücke fest an einander, umbindet sie bis zum Erkalten mit einer starken Schnur und kratzt dann den überflüssigen Kitt von den Fugen ab. (Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1863 S. 673.)