Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 230
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Miscellen. Miscellen. Zu Leschot's Bohrmethode mit Diamantarmirung. Im polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 395 und Bd. CLXIX S. 472 wurden Notizen über Leschot's neue Methode der Gesteinsbohrung mittelst hohler, mit schwarzem Diamant armirter Meißel mitgetheilt. Genaueres berichtet darüber das Journal La science pour tous und daraus der „Berggeist“ (1863, Nr. 96) im Folgenden: „Hr. Leschot hat seiner Vorrichtung den Hohlbohrer des Zimmermanns zu Grunde gelegt welcher durch eine drehende und fortschreitende Bewegung in das feste Holz eindringt und davon schwache Späne ablöst. Dabei hat es aber Hr. L. vermieden, die ganze Höhlung des Bohrloches durch dieses Gezäh auf einmal herstellen zu wollen, er hat vielmehr einen röhrenförmigen Bohrer angegeben, welcher eine ringförmige Höhlung um den in der Achse des Bohrloches stehen bleibenden festen Kern herstellt. Bei dieser Einrichtung wird die zu leistende Arbeit bedeutend vermindert, also auch sehr viel an Zeit und Arbeitslohn gespart, während der cylindrische Kern dann leicht von seiner Basis abgestoßen und herausgebrochen werden kann. Der Haupttheil dieses Gezähes ist ein Rohr, dessen äußerer Durchmesser der Weite des Bohrloches, und dessen innerer Durchmesser der Stärke des stehen zu lassenden Kernes entspricht. Am Ende desselben ist mittelst Bajonnetteschloß das eigentliche bohrende Werkzeug, nämlich ein Rohr von gleichem Durchmesser aber bloß einigen Centimetern Länge befestigt, welches auf seiner Stirnfläche eine Menge Grübchen zur Aufnahme von schwarzen Diamanten enthält. Die letzteren greifen bei der drehenden und fortschreitenden Bewegung, welche der Bohrer durch irgendeinen passenden Mechanismus mitgetheilt erhält, das Gestein sehr kräftig an und stellen das gewünschte ringförmige Loch her, welches durch einen continuirlich und mit einem passenden Drucke dagegen gespritzten Wasserstrahl stets rein gehalten wird. Bei Versuchen, welche mit diesem Bohrgezäh angestellt wurden, erzeugte ein Mann, der an einer Kurbel drehte, in der Minute in Granit ein 10 bis 12 Millimeter tiefes Loch von 46 Millimeter Durchmesser und 30 Millimeter starkem Kern. Andere Versuche mit Granit von Cherbourg, Protogyn vom Mont-Blanc und Jaspis aus Savoyen gaben das Resultat, daß ein Mann an der Kurbel stündlich 0,6, ein Mann an einem Riemenvorgelege 1,5 Meter Loch von 5 Centimeter Durchmesser bohren konnte. Nachdem mehr als 25 Meter noch in den härtesten Gesteinen gebohrt waren, zeigten sich die Spitzen der Diamanten nicht merklich abgenützt. Der Werth dieser Diamanten beträgt 135 Frcs., und wenn sie bis auf die Fassung abgerieben sind, so kann der Rest noch für circa 100 Frcs. als Material zum Schleifen der Juwelen verwendet werden. Es ist freilich fraglich, ob die Diamanten bei den Stößen, welchen ein solcher Bohrapparat immer ausgesetzt sehn wird, nicht abbrechen könnten, und muß hierüber erst die Erfahrung abgewartet werden; indessen läßt sich so viel behaupten, daß der Leschot'sche Röhrenbohrer seines geringen Umfanges halber und wegen der Leichtigkeit seiner Aufstellung für den Grubenbetrieb sehr geeignet seyn muß. Man kann ihn nach jeder Richtung arbeiten lassen, was eine hauptsächliche Bedingung für derartige Apparate ist. – Wir bedauern daß die Notiz, welcher wir Vorstehendes entlehnen, keine weiteren Angaben über die Mechanismen zur Bewegung bietet, da diese Mechanismen sehr viel Aufmerksamkeit verdienen und sogleich unpraktisch werden, sobald sie einigermaßen complicirt sind, wie bei vielen ähnlichen in Amerika erfundenen Apparaten.“ Amerikanische Getreide-Reinigungs- und Sortirungs-Maschine. Hr. Ingenieur Fischer in Bautzen beschrieb in seiner Abhandlung „über das Sortiren der Körper von verschiedenem specifischem Gewichte“ (S. 38 in diesem Bande des polytechn. Journals) einen Getreidereiniger mit Saugesortirvorrichtung, ohne den Erfinder zu nennen. Diese Maschine wurde dem Amerikaner A. B. Childs in Rochester im Staate New-York im Jahre 1851 für Amerika, England und Frankreich patentirt, und erregte damals auf der Ausstellung des Smithfield Club, noch mehr aber in Warwick allgemeine Bewunderung. Herr J. Pintus hat diese amerikanische Getreidereinigungsmaschine im Jahrgang 1859 der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Der Pflug“, Bd. I S. 85 beschrieben; er bemerkt am Schlusse seines Aufsatzes über dieselbe: „Sämmtliche amerikanische und englische Blätter und eine große Anzahl von Zeugnissen, die uns vorliegen, sprechen sich außerordentlich günstig über die Maschine aus. Zu den Vortheilen, welche diese Maschine gewährt, gehören u.a. die, daß man, da sich die Gewalt des Luftstromes reguliren läßt, im Stande ist, sein Korn in verschiedene Qualitäten von bestimmter specifischer Schwere zu sondern, daß man nicht nur die gespaltenen und beschädigten Körner, Steine, Rade, sondern auch alle einzelnen Körner anderer Getreidearten, z.B. Hafer aus dem Weizen, sowie Sand und Schmutz jeder Art auf leichte Weise entfernen kann. Die Siebe, wie die Windflügel, lassen sich zweckmäßig verstellen. Man kann mit der kleinsten Handmaschine Nr. 6 in der Stunde 30 Scheffel Weizen reinigen und sortiren. Der Preis der kleinsten Sorte ist 18 Pfd. Sterl.“ Verbesserung im Gießen von Barren, nach Johnson. Metallbarren von Silber, Gold, Stahl etc. werden meistens in eiserne Formen gegossen, die aus 2 oder mehreren Theilen bestehen und von oben gefüllt werden. Hierbei ist es kaum zu vermeiden, daß die rasch sich erwärmende und ausdehnende Luft dem Eingießen Schwierigkeiten in den Weg stellt; auch mengt sich dem Guß leicht Schlacke bei und macht die Barren undicht und fehlerhaft. Johnson wendet eine aus 3 Theilen bestehende, durch Schraubenbolzen zusammengehaltene Form an, die 10 Barrenformen, um eine centrale weitere Eingußöffnung gruppirt, enthält. In diese centrale Form, die etwas höher ist als die umgebenden, wird das Metall von oben eingegossen. Es läuft durch Canäle am Boden nach den umgebenden kleineren Formen und steigt in diesen gleichmäßig auf. Man läßt das Metall in die centrale Form so lange einfließen, bis es an die obere Mündung der umgebenden Formen herantritt, läßt dann erkalten, entfernt die zusammenhaltenden Schraubenbolzen und nimmt die Barren heraus, indem man sie von den Eingußzapfen (dem in den Zuführungscanälen befindlichen Metalle) abschlägt. Das ganze Formsystem ist unten offen und wird beim Guß auf eine ebene Platte aufgesetzt und dort durch Schrauben etc. befestigt, damit die Form nicht durch das flüssige Metall gehoben wird, wodurch Verluste eintreten würden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1863, Nr. 24.) Ueber ein neues Aluminium-Mineral; von U. Stevart. In meiner Abhandlung „über Verbesserungen in der Aluminium-Fabrication“ (S. 51 in diesem Bande des polytechn. Journals) habe ich ein Aluminium-Mineral beschrieben, welches in der Fabrik zu Salyndre (Gard-Departm.) benutzt wird und dasselbe nach seiner Zusammensetzung im Wesentlichen als einen eisenhaltigen Diaspor betrachtet. Seitdem habe ich erfahren, daß dieses Mineral von Hrn. H. Sainte-Claire Deville zum Rang einer besonderen Gebirgsart erhoben und Bauxit benannt worden ist, nach der Gemeinde Baux, wo man dasselbe zuerst gefunden hat. Dieses Mineral besteht im Durchschnitt, wie ich angab, aus: Thonerde 60 Eisenoxyd 25 Kieselerde 3 Wasser 12 –––– 100 Aber diese Zusammensetzung ist sehr wandelbar; so enthält das Mineral manchmal keine Kieselerde; die Verhältnisse zwischen der Thonerde und dem Eisenoxyd sind der Art, daß alle Varietäten zwischen dem reinen Aluminium-Mineral und dem Thoneisenstein vorkommen, welcher bis 45 Proc. Roheisen im Tiegel liefert. Man hat in diesem interessanten Mineral ferner 1 bis 2 Proc. Titan gefunden und sogar Vanad in beträchtlicher Menge. Die sehr zahlreichen Lager dieses Minerals in den Departements Bar und Bouches-du-Rhone erstrecken sich in einer Länge von 150 Kilometern von der Umgegend von Tarascon bis nach Antibes. Einige Lager lassen sich auf eine Länge von wenigstens einem Kilometer verfolgen und haben eine Mächtigkeit von mehreren Dutzend Metern. (Revue universelle des mines, 1863, t. XIV p. 387.) Zur Bereitung eines reinen Zinkoxyds auf nassem Wege; von T. Sarrazin. Bei der Darstellung des schwefelsauren Zinkoxyds verursacht die Ausscheidung des Eisens, mittelst Chlor und kohlensauren Zinkoxyds, zwar keine Schwierigkeit, wohl aber einige Unbequemlichkeit. Diese versuchsweise zu umgehen, überließ man nach beendigter Wasserstoffgasentwickelung (bei der Auflösung des Zinks) und Filtration, die schwefelsaure Zinkoxydlösung mit einer kleinen Menge metallischen Zinks, einer etwa 8tägigen Digestion, unter ersetzen des verdampften Wassers, nach welcher Zeit der in reichlicher Menge entstandene braune Niederschlag von Eisenoxyd durch Filtration getrennt wurde. Das Filtrat erwies sich als vollständig frei von Eisen, überhaupt rein, und wurde nach vorschriftsmäßigem Fällen, Auswaschen, Trocknen und Glühen ein schönes Zinkoxyd erhalten. (Zeitung des norddeutschen Apotheker-Vereins.) Ueber Modellirthon mit Glycerin; von Prof. Haas in Stuttgart. Schon vor längerer Zeit wurde in den technischen Journalen Glycerin als Mittel empfohlen, den Modellirthon fortwährend plastisch zu erhalten. Versuche, die ich unlängst darüber anstellte, bestätigten die Sache vollständig, sofern ein solcher Thon schon vor zwei Monaten mit Glycerin angemacht, und fortwährend im warmen Zimmer gelegen, sich heutigen Tages noch so plastisch zeigt, wie anfangs. Bei diesen Versuchen wurde der Thon zunächst ganz ausgetrocknet, dann sein gepulvert und ihm endlich die nöthige Menge Glycerin eingemengt. Dasselbe hat ein specifisches Gewicht von 1,231 (= 27° Baumé). Wird dem Thone, so lange er noch feucht ist, das Glycerin beigemengt, so tritt nachher noch Wasserverdunstung ein, in Folge dessen derselbe seine plastische Eigenschaft einbüßt. Weniger günstig für die Sache gestaltet sich der Kostenpunkt. Für ein Pfund trockenen Thons waren 227 Gramme = 14,5 Loth Glycerin erforderlich und damit wurden 15 Kubikzoll plastischen Thons erhalten; für einen Kubikfuß wären demnach 30 Pfund nöthig. Der Centner Glycerin (26–280) kann von Jobst in Stuttgart bei Abnahme einer ganzen Korbflasche um 22 fl. bezogen werden, bei größeren Partien noch billiger. 30 Pfund kommen demnach auf 6 fl. 36 kr. zu stehen. Zieht man in Erwägung, daß bei kleineren Versuchen immer ein gewisser Verlust an Glycerin stattfindet, das an den Händen und der Schale haften bleibt, ein Verlust, der bei größeren Massen verschwindend klein wird, so wird man als Kosten für einen Kubikfuß plastischen Thons 5 fl. 30 kr. bis 6 fl. in Anrechnung zu bringen haben, eine Summe, die auf den ersten Blick zu groß scheint, die sich aber doch als annehmbar herausstellt, wenn man bedenkt, daß solcher Thon seine plastische Eigenschaft fortwährend behält und deßhalb ohne weitere Kosten und Mühen einer unbeschränkt langen Verwendung fähig ist. Jedenfalls aber ist dieser Thon bedeutend billiger als Modellirwachs, an dessen Stelle er in allen Fällen, selbst bei den feinsten Arbeiten, treten kann, und vor dem er den Vorzug hat, daß er in der Kälte wie in der Wärme weich bleibt. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1864, Nr. 3.) Die Wissenschaft auf dem Theater. Im Jahre 1846 wurde zuerst in der großen Oper zu Paris bei der ersten Darstellung des Propheten das elektrische Kohlenlicht angewendet, um den Effect des Sonnenaufganges hervorzubringen, was auf eine wahrhaft überraschende Weise gelang. In Folge davon wurde der geschickte Optiker Duboscq, dessen Regulator so wesentlich zur Constanz des elektrischen Lichtes beigetragen hatte, mit der Ausführung und Ueberwachung dieses Theiles der Inscenirung betraut, und seitdem kann kaum ein Ballet oder eine Spectakeloper in Scene gehen, ohne daß das elektrische Licht in irgend einer Art dabei eine Rolle spielt. Die größeren Opernhäuser Frankreichs und des ganzen Kontinents folgten dem gegebenen Impulse sehr bald nach. Kurz darauf wurden vom Mechaniker Ruhmkorff in Paris seine großen Inductionsrollen hergestellt. Man erhielt damit ein Mittel, ungemein starke elektrische Funken in raschester Aufeinanderfolge zu erzeugen. Auch dieses Experiment fand bald seinen Weg auf das Theater. In einem großen Feen- und Spectakelstück, dem Pied de Mouton (Hammelfuß), werden die Lichter eines magischen Leuchters plötzlich wie durch Zauberei entzündet. Die Dochte derselben sind mit einer leicht entzündlichen Flüssigkeit (z.B. Terpenthinöl und Weingeist) getränkt, und tauchen in Porcellangefäße, welche die Form und das Aussehen von Kerzen haben. Etwas oberhalb dieser Dochte sind zwei metallische Spitzen angebracht, zwischen denen der erzeugte Inductionsfunke überspringt. Der Leuchter hat zwei Arme. Mit Hülfe eines Commutators kann man bald die eine, bald die andere Kerze entzünden. Eben so leicht kann man Gasflammen oder Häufchen von Pulver mittelst des Funkens in Brand stecken. Weit prachtvollere Resultate könnte man noch durch das Ueberspringen des Funkens in den nahezu luftleeren Geisler'schen Röhren erzeugen. Wären diese z.B. in Form von Namenszügen etc. gebogen, so könnte man damit gewiß ganz ausgezeichnete Effecte erzielen. Eine Fee, deren Kopfputz z.B. aus solchen Geisler'schen Röhren bestände, würde jedenfalls brillant erscheinen. In der neuesten Zeit sind endlich die Geistererscheinungen auf dem Theater aufgetaucht, die freilich nur kurze Zeit in London und Paris Furore gemacht haben. Wahrscheinlich haben schon in ältester Zeit die Zauberer und Geisterbeschwörer von diesem einfachen physikalischen Experiment Gebrauch gemacht. Schon im Jahre 1802 brachte ein Engländer diese Idee öffentlich zur Ausführung. Sie wurde mit größtem Erfolge in der Neuzeit wieder aufgenommen. Man hat specielle Zauber- und Geistergeschichten geschrieben und aufgeführt, deren Kern eben in diesen Geistererscheinungen bestand. Sobald die Geister erscheinen sollen, werden die Lichter des Kronleuchters im Zuschauerraum verdunkelt, die der Rampe so schwach gehalten, daß man eben noch das Spiel des Acteurs sehen kann. Plötzlich erscheint der Geist, hell erleuchtet, vollkommen sichtbar, so daß man selbst das Mienenspiel desselben deutlich erkennen kann. Die Ausführung dieses überraschenden Effects ist sehr einfach, und erfordert vor allem sehr reine, gut polirte, große Spiegelgläser ohne Belag. Dieselben sind etwa in einem Winkel von 45 Grad gegen den Fußboden der Bühne geneigt, im Hintergrunde derselben aufgestellt. Bei der schwachen Beleuchtung und ihrer vollkommenen Durchsichtigkeit, sind sie so gut wie unsichtbar. Vor denselben ist eine breite Spalte nach dem Raume unter dem Podium geöffnet. In diesem Raume stellen sich die Schauspieler auf, welche die Geister darstellen sollen. Im Moment der Erscheinung wird diese Gruppe durch ein sehr lebhaftes Hydrooxygen-Gaslicht mit Reflector intensiv beleuchtet. Die Lichtstrahlen, welche von dort aus auf die Spiegel fallen, werden zum großen Theil in den Zuschauerraum zurückgeworfen. Die Dunkelheit, welche hinter dem Glasspiegel herrscht, spielt gewissermaßen die Rolle eines Spiegelbelags. Wäre ein gewöhnlicher Zinn- oder Silberbelag vorhanden, so würde man ein deutliches Spiegelbild erhalten, so erhält man nur die Geistererscheinung. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 1.) Ueber die elektrische Leitungsfähigkeit der Gutta-percha und des Kautschuks unter verschiedenem Drucke, von C. W. Siemens. Bei den bezüglichen Versuchen, deren Resultate Siemens der British Association for the Advancement of Science mittheilte, wurde der Druck durch eine starke hydraulische Presse hervorgebracht; es ergab sich, daß der Leitungswiderstand der Gutta-percha (oder ihr Isolirungsvermögen) mit dem Drucke zunimmt und zwar in einem größeren Verhältniß als dieser; bei einem Drucke von 300 Atmosphären war der Widerstand beinahe dreimal so groß, wie bei dem gewöhnlichen atmosphärischen Drucke. Es ergibt sich daraus das für die submarine Telegraphie höchst wichtige Resultat, daß die Gutta-percha auf dem Meeresboden besser isolirt als auf dem Lande. Wurde der Druck aufgehoben, so fiel der Widerstand fast unmittelbar wieder auf seinen ursprünglichen Grad und erreichte diesen nach einiger Zeit genau wieder. Ein ganz anderes Verhalten zeigte der Kautschuk, dessen Leitungswiderstand mit der Zunahme des Druckes abnahm und zwar ziemlich in gleichem Verhältnisse; nach dem Aufhören des Druckes zeigte sich eine Art Gegenschlag: der Widerstand stieg sofort über seinen ursprünglichen Betrag, welchen er aber nach einiger Zeit wieder erreichte. Man könnte dieses verschiedene Verhalten dadurch erklären wollen, daß unter dem hohen Drucke Wasser in die Poren des Kautschuks eindränge, während dieß bei Gutta-percha nicht der Fall sey; diese Ansicht ergab sich aber als unhaltbar, denn wenn ein Metalldraht erst mit Kautschuk, dann mit Gutta-percha überzogen wurde, so zeigte sich bei Druckvergrößerung im Leitungswiderstande eine Veränderung, die zwischen den Resultaten, welche Kautschuk und Gutta-percha für sich gaben, in der Mitte lag. (Cosmos; Armengaud's Génie industriel, November 1863, S. 274.) Eine Abänderung der Daniell'schen galvanischen Batterie, von J. Minotto. Bekanntlich bestehen die galvanischen Elemente der Daniell'schen constanten Batterie aus einem Glase, das mit concentrirter Kupfervitriollösung gefüllt ist, in welcher ein Cylinder von Kupferblech steht, und aus einer porösen Thonzelle mit verdünnter Schwefelsäure, in welche ein amalgamirter Zinkblock taucht. Die Thonzellen sind ein großer Uebelstand. Sind sie porös genug, daß sie dem Strome keinen zu großen Widerstand leisten, so zerbrechen sie sehr leicht, lassen auch die Kupferlösung zum Zink durchdringen und bekleiden sich allmählich mit einer fest haftenden Kupferschicht. Aus diesen Gründen hat man bekanntlich jetzt in Deutschland die Meidinger'sche constante Batterie vielfach eingeführt, eine Combination, bei der Kupfer und Zink die Metalle, Kupfervitriol und Bittersalzlösung die erregenden Flüssigkeiten bilden. Bei Siemens und Halske in Berlin sah Referent schon vor mehreren Jahren eine sehr constante Combination, bei der die Scheidewand durch eine Lage Papierzeug gebildet war. Minotto wählt statt dessen eine Lage Sand. Auf den Boden eines Glasgefäßes kommt eine Kupferscheibe mit angelöthetem Draht, der durch Gutta-percha isolirt ist. Hierauf schüttet man eine Lage pulverisirten Kupfervitriols und darüber eine Lage feinen, reinen Sand. Auf diesen kommt endlich eine amalgamirte Zinkplatte mit Leitungsdrath zu liegen. Man gießt dann vorsichtig Wasser auf, das den Sand durchtränkt, und mit dem Kupfervitriol eine gesättigte Lösung bildet. Dieselbe setzt auf der Kupferplatte galvanisch Kupfer ab, die frei werdende Säure dient zur Sättigung des gebildeten Zinkoxydes. Die Kette soll zwar schwach aber ungemein constant wirken, sehr billig seyn und nur sehr geringe Aufmerksamkeit verlangen. Von Zeit zu Zeit muß das Wasser ergänzt werden. Ist der Kupfervitriol gänzlich consumirt, so nimmt man den Apparat auseinander, wäscht den Sand aus, und kann dann die Kette sofort wieder zusammensetzen, falls nicht eine neue Zinkplatte nöthig wird. Der Sand verhindert die Vermischung der Flüssigkeiten, ohne doch dem Strome zu großen Widerstand entgegenzusetzen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 1.) Ueber eine Zündmasse der für Zündnadelgewehre bestimmten Patronen; von Dr. Eduard Reich. Während einer kurzen Zeit meines Lebens war ich Zögling der Stabs-Schule des dritten k. k. Feld-Artillerie-Regiments. Seither lenkte ich meine Aufmerksamkeit unter Anderem auch den Feuerwerkskörpern zu, mit denen ich immer nach mehreren Jahren einmal experimentirte. Vor etwa 15 Monaten kam in einem Kreise von Bekannten die Rede auf die sogenannten Zündpillen der für die Zündnadelgewehre bestimmten Patronen; man bat mich, Versuche in Hinsicht dieser Körper anzustellen. Ich laugte zu dem Ende 10 Gewichtstheile trockenen Scheibenpulvers mit kochendem Wasser sorgfältig aus, und vermengte den trockenen und alkoholisirten Rückstand unter Zusatz einiger Tropfen höchst rectificirten Weingeistes und reinen Steinöls mit folgenden staubfeinen Körpern allmählich und innig: chlorsaurem Kali 16 Gewichtstheilen schwarzem Schwefelantimon   2 Zucker   3 gelbem Blutlaugensalz   2 Bleisuperoxyd   4 Die schwach feuchte Masse wurde in Stückchen von der Größe kleiner Erbsen in aus Pappe gefertigte Zündspiegel mit Hülfe eines aus Zwetschenbaumholz gedrehten Cylinderchens geschlagen. Ich ließ alsdann durch eine Woche lang in einem warmen Locale die Trocknung vor sich gehen. Trieb man eine starke Stahlnadel mittelst eines gut gemessenen, nicht zu starken Hammerschlags rasch in die Masse, so erfolgte augenblicklich Entzündung und ungemein schnelle Verbrennung. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1863 S. 273.) Dunkles Schwarz für messingenen optische Instrumente. Das dunkle Schwarz, welches so häufig bei messingenen optischen Instrumenten angewendet wird, erhält man nach dem Practical Mechanics' Journal dadurch, daß man das mit Tripel polirte Messing mit einer verdünnten Lösung eines Gemisches aus einem Theil neutralem salpetersaurem Zinnoxyd und 2 Theilen Goldchlorid wäscht und es etwa erst nach 10 Minuten mit einem feuchten Tuche abwischt. War Säure im Ueberschuß vorhanden, so hat die Oberfläche eine dunkelschwarze Färbung angenommen. Das neutrale salpetersaure Zinnoxyd erhält man durch Fällen von Zinnchlorid mittelst Ammoniak und Auflösen des so erhaltenen Oxydes in Salpetersäure. (Neues Jahrbuch für Pharmacie.) Paraffinpapier statt Wachspapier. Das Paraffin ist jetzt ein überall erreichbarer Handelsartikel geworden und man erhält es zu circa 1 fl. in einem farb- und geruchlosen Zustande. Dieses reine Paraffin ist ein vorzügliches Material zur Bereitung des Paraffinpapiers, welches das Wachspapier in Rücksicht auf das Verfahren der Darstellung und die technische Verwendung, aber auch in ökonomischer Beziehung beachtenswerth übertrifft und selbst dem Pergamentpapier Concurrenz machen wird. Da das Paraffin schon bei 35 bis 40° R., also leichter als das Wachs schmilzt, auch weniger leicht als dieses erstarrt, so ist nur eine gelinde Wärme nöthig, um die Durchdringung des Papiers zu erreichen. Bei unvorsichtig vermehrter Hitze tritt nicht so leicht, wie beim Wachs, eine Bräunung des Papiers, sondern eine Verdampfung des Paraffins ein. Das Paraffinpapier ist weit zweckmäßiger verwendbar als das Wachspapier. Dieses hat stets einen mehr oder – weniger ranzigen Geruch, es ist gegen Feuchtigkeit, besonders alkalischen Stoffen und Säuren gegenüber, wenig beständig, dagegen bleibt das Paraffinpapier geruchlos und wird von Feuchtigkeit, alkalischen und sauren Substanzen sehr schwierig alterirt. Ferner ist das Paraffin nahezu 1/3 billiger als Wachs und in seiner Fähigkeit, die Papierfaser zu durchdringen, um 1/3 stärker als dieses. (Dr. Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1863, Nr. 45.) Collodium als Firniß; von O. A. Bernhard. Einen recht praktischen Firniß gibt Collodium, welches mit dem 32sten Theil Ricinusöl versetzt ist. Vor Terpenthinöl- und Weingeistfirnissen hat er wesentliche Vortheile. Er trocknet äußerst schnell, schlägt nicht durchs Papier, kann also sogleich angewendet werden, dann bleibt er von öligen und weingeistigen Flüssigkeiten unverändert. Landkarten, Kalender, Tabellen, Aufschriften u.s.w. damit überzogen, bleiben jahrelang unverändert glänzend und geschmeidig, mit Ausnahme eines schwach gelblichen Stiches, den sie annehmen. Von Unreinigkeiten lassen sich letztere leicht mittelst Wasser reinigen. Sollten sich bei Anwendung desselben nach mehrmaligem Auftragen, was immer geschehen muß, weiße Stellen zeigen, so dürfen diese nur mit Aether leicht benetzt werden, um sogleich zu verschwinden. (Neues Repertorium für Pharmacie, Bd. XII S. 440.) Weinbereitung mit Centrifugal-Maschinen statt mit Pressen; von Adolph Reihlen, Fabrikbesitzer in Stuttgart. Nach einem vorläufigen, von dem Vorstande der kgl. Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart unter Mitwirkung der landwirtschaftlichen Centralstelle angestellten Versuche, aus ganzen, nicht zerdrückten Trauben mittelst einer von Hand getriebenen Centrifugalmaschine, Weine verschiedener Qualität zu bereiten, wurde auf Anregung des genannten Herrn am 23 October 1863 ein größerer Versuch mittelst einer in der Zuckerfabrik in Stuttgart aufgestellten Centrifuge vorgenommen. Die Maschine dient dort zur Trennung der Zuckerkrystalle von Syrup, hat einen Durchmesser des inneren Siebes von 27 Zoll, während dessen Höhe 9 Zoll beträgt. Sie wird von einer Dampfmaschine getrieben und macht in der Minute 1000–1200 Umdrehungen. Durch die Güte des Hrn. v. Ergenzinger, Präsidenten der kgl. Hofkammer, wurden die zu einem größeren Versuche nöthigen Trauben aus dem kgl. Weinberge auf der Prag geliefert. Die bei der Arbeit anwesende Commission bestand aus den Herren: Präsident v. Ergenzinger, Director v. Steinbeis und Hofdomänenrath v. Schmid. Die Wägungen und Aufschreibungen wurden von dem Verfasser unter Zuhülfenahme seines Comptoirpersonales besorgt und genau controlirt. Gleich bei den ersten Füllungen der Centrifuge stellte sich heraus, daß die Maschine am besten in Gang gesetzt wird, ehe die Trauben hineingeschüttet werden, weil sich dieselben sonst weder gleichartig an dem inneren Rande der Siebtrommel anlegen, noch die Beeren gehörig platzen. Bei Anwendung dieser kleinen Vorsicht wurden nicht nur alle reifen Beeren zerrissen, sondern es floß bei einer Füllung von je etwa 40 Pfund Trauben der Most in 4–5 Minuten sehr rasch ab. Auf diese Weise lieferten:   70 Pfd. Rißlinge   44 1/2 Pfd. (63 1/2 Proc.) Wein u. 25 1/2 Pfd. (36 1/2 Proc.) Träber   79 Pfd. Gutedel   56 Pfd. (71 Proc.)    „    „ 23 Pfd. (29 Proc.)     „   76 Pfd. Elbling   58 Pfd. (76 Proc.)    „    „ 18 Pfd. (24 Proc.)     „   90 1/2 Pfd. Silvaner   68 1/2 Pfd. (76 Proc.)    „    „ 22 Pfd. (24 Proc.)     „ –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 315 1/2 Pfd. Trauben 227 Pfd. (76 Proc.) Wein u. 88 1/2 Pfd. (28 Proc.) Träber. Alle Trauben waren vollkommen reif. Nimmt man an, daß ein Butten Trauben von 120 Pfund 2 Imi Wein mit circa 80 Pfund, mithin circa 66 2/3 Proc. Wein bei guter Pressung liefert, so würde schon in dieser Rücksicht die Centrifuge mit mehr als 5 Pfund Wem von 100 Pfd. Trauben im Vortheil seyn; mit anderen Worten, im vorliegenden Fall wären 17 Imi Wein aus einer Traubenmenge erzielt worden, die bei gewöhnlich guter Pressung nur 16 Imi gegeben hätte. Nachdem der Beweis geliefert war, daß die Centrifuge Raspel und Presse zu ersetzen vermöchte, galt es zu untersuchen, wie durch Zusatz von Wasser den sehr lockeren Träbern möglichst viel Nachwein entzogen werden könnte. Während das ursprüngliche Durchschnittsgewicht des unverdünnten Mostes etwa 74° betrug, wurden durch Vermischung der 88 1/2 Pfund Traber mit 30 Pfd. Wasser und Centrifugiren 42 Pfd. Nachwein von 44° erhalten. Hierauf wurden noch probeweise 9 Pfund Wasser in die Centrifuge eingegossen, um aus den Trauben noch mehr Wein auszuwaschen; diese Manipulation erwies sich indessen nicht zweckmäßig, insoferne der so erhaltene Nachwein bloß 20° wog, offenbar weil das Wasser keine Zeit hatte, in das Innere der Traubenhäute einzudringen. Es wurde nun zuletzt noch die Hälfte der Träber mit 6 Pfund Wasser in einem Gefäß gemischt und centrifugirt, wobei der Nachwein wieder 40° wog. Aller Nachwein kam in ein Gefäß zusammen und wog im Durchschnitt 36°. Da zuletzt nicht mehr als 46 Pfund Traber von 315 1/2 Pfund Trauben, also bloß 14,6 Proc. Träber übrig blieben, so wurde ein Aequivalent von nicht weniger als 85,4 Proc. Wein erhalten. Die letzten Träber stellten ein ganz loses Gemenge von Kämmen, Häuten und Kernen vor, so trocken, daß durch Absieben jede einzelne dieser drei Substanzen ganz leicht für sich hätte abgesondert werden können. Bei dieser Arbeit wäre die Gewinnung von Weinkernöl außerordentlich erleichtert. Eine eigenthümlich überraschende Erscheinung bot der centrifugirte ohne Wasserzusatz bereitete Wein insoferne dar, als er schon am 23. November, also gerade nach einem Monate, glanzhell und zum Ablassen fertig sich erwies, während der auf gewöhnliche Weise aus denselben Trauben dargestellte und im gleichen Locale gegohrene Wein noch ganz trübe und schleimig erschien. Geschmack und Geruch entsprachen dem Ansehen der beiden Weine vollständig. Die interessante Frage, ob bei halbreifen Trauben unter entsprechender Modificirung der Geschwindigkeit, die Centrifuge bloß die reifen Beeren zerreißen, die unreifen aber unversehrt lassen, das Auslesen und Beeren von Hand also ersetzen würde, konnte der vorgerückten Jahreszeit wegen Heuer nicht mehr untersucht werden, wie überhaupt dieser Versuch nicht als ein endgiltiges Resultat, sondern namentlich dazu dienen soll, auf die Anwendbarkeit der Centrifuge bei der Weinbereitung aufmerksam zu machen und spätere größere Arbeiten in dieser Richtung hervorzurufen. Fassen wir das erhaltene Resultat zusammen, so scheint daraus Folgendes hervorzugehen: 1) Centrifugen können ohne vorhergehendes Raspeln oder sonstiges Zerquetschen der Trauben zweckmäßig zum Weinbereiten benützt werden. 2) Vorhergehendes Raspeln der Trauben würde die Wirksamkeit der Centrifuge außerordentlich unterstützen, weil das sehr rasch erfolgende Ablaufen des Mostes eine weit stärkere Ladung der Maschine gestattet; in diesem Falle würden mit Einer Centrifuge binnen 8–10 Minuten (einschließlich Füllen und Leeren) etwa 100–120 Pfund zerdrückte Trauben in Most und Träber getrennt werden können, was ungefähr einem Eimer per Stunde entspräche. 3) Der mit Centrifugen gewonnene Wein sättigt sich einerseits sehr intensiv mit der zu Einleitung des Gährungs-Processes erforderlichen atmosphärischen Luft, während andererseits viel mehr Fäserchen und consistente Schleimtheile der Traube in den Träbern zurückbleiben. Aus den Kämmen und Kernen kommt kein übelschmeckender Gerbstoff und andere Substanzen in den Most und er scheint aus diesen Gründen rascher zu gähren und viel früher abgelassen werden zu können. Obgleich bis jetzt der Centrifugalmost entschieden besser zu seyn scheint, so ist doch behufs unparteiischer Vergleichung die Abklärung des auf gewöhnliche Weise gekelterten Weines abzuwarten; insbesondere wäre seiner Zeit der relative Gehalt an Gerbstoff und anderen Säuren in den verschieden dargestellten Weinen, sowie deren relative Haltbarkeit zu ermitteln. 4) Die Mehrausbeute des freiwillig abfließenden Weines, die große Leichtigkeit der Bereitung von Nachwein, das Wegbleiben schlechter Substanzen aus Kernen und Kämmen und die Auskelterung aller an den letzteren haftenden Beerenreste, empfehlen die Benützung von Centrifugen zur Weinbereitung ganz besonders. 5) Es wäre sehr zu wünschen, daß mit gleichen Quantitäten geraspelter Trauben im kommenden Herbst genau vergleichende größere Versuche gemacht würden, um über Ausbeute, Qualität, Kosten etc. der erhaltenen Weine genaue, auf Zahlen begründete Zusammenstellungen zu erhalten. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1863, Nr. 50.) Die künstliche Befruchtung der Getreide-Pflanzen nach Hooibrenk. Die Vorschläge des Hrn. Hooibrenk zur künstlichen Befruchtung der Cerealien (worüber im polytechn. Journal Bd. CLXX S. 399 berichtet wurde), fahren in Frankreich fort, sowohl die höheren Regionen der Regierung, als auch die wissenschaftlichen Kreise zu beschäftigen; denselben ward sogar die hohe Ehre einer ausführlichen Erwähnung in der feierlichen „Darstellung der Lage des Reichs (Exposé de la situation de l'Empire),“ welche der Kaiser jährlich den Kammern übersendet. Die bei den Versuchen in Sillery erreichten Resultate scheinen wenigstens so direct von der künstlichen Befruchtung herzustammen, daß man es für Gewissenspflicht hielt, die Sache gründlich zu prüfen. Eine Commission ist also ernannt worden und als deren Präsident fungirt der Marschall Graf Vaillant, Minister des kaiserlichen Hauses, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Die Commission ladet alle die sich dafür interessiren ein, an den Versuchen Theil zu nehmen und die Resultate einzusenden. Natürlich ist die Aufforderung von Instructionen begleitet, welche sowohl die in Rede stehende Methode beschreiben, als auch die Einheit der Versuche erstreben. Hier nun die nöthigen Auszüge. H. Hooibrenk empfiehlt zweierlei Operationen: 1) die Cerealien bald nach ihrem Aufgehen drei oder viermal zu walzen; 2) dieselben zur Blüthezeit künstlich zu befruchten. Zum erstenmal wird gewalzt, wenn die Hälmchen etwa 3 bis 4 Zoll hoch sind; zum zweitenmale fünf, sechs oder sieben Tage später; zum drittenmale nach einer ähnlichen Zwischenzeit. Das Walzen muß jedesmal in derselben Richtung stattfinden, damit die Pflanze immer nach derselben Seite hin gebogen werde. Die Winterfrucht, welche schon im Herbste gewalzt worden ist, muß noch im Frühling, wenn die Vegetation wieder beginnt, ein oder zweimal gewalzt werden. Die Walze muß cannelirt seyn und ungefähr das Gewicht der Landeswalze haben. (Modelle werden den Versuchslustigen gesendet.) Sollte im Winter der Frost den Boden gehoben haben, so muß er mit der gewöhnlichen Walze einfach wieder beigedrückt werden, wenn er mit Winterfrucht bestellt ist. Rübsaat und Mais werden nicht gewalzt. Die künstliche Befruchtung findet statt, sobald die Blüthe beginnt. Der anzuwendende Apparat besteht aus einem 20 bis 25 Meter (60–75') langen Seile, an dem 2 Fuß lange, dicht stehende, grob wollene Fransen hängen. Alle 4 Zoll ist ein Schrotkorn an eine der Fransen befestigt. Die Fransen werden mit etwas – sehr wenig – Honig bestrichen, indem man die mit etwas Honig benetzten Finger an denselben abreibt. Zur Bewerkstelligung der künstlichen Befruchtung wird das Seil auf das Getreidefeld gebracht und so getragen, daß die Fransen die Aehren in ihrer ganzen Länge einwickeln. Drei Männer tragen das Seil, einer an jedem Ende und einer in der Mitte; letzterer muß dem Seile eine kleine Bewegung geben, damit die Aehren bei der Berührung geschüttelt werden. Die Operation wird dreimal wiederholt, je nach einem Zwischenraum von einem oder zwei Tagen und bei ruhigem Wetter. Das erstemal muß sie, wo möglich, in der Richtung von Osten nach Westen, zum zweitenmal von Westen nach Osten stattfinden. Beim drittenmal kann die Richtung nach Belieben seyn. Die Operation, besonders wenn Thau gefallen ist, darf nicht vor 10 Uhr Morgens begonnen werden, und keinesfalls bei Regenwetter. Man verfährt mit Rübsamen, Haidekorn und Mais wie für Getreide, nur müssen für Mais die Schrotkörner etwas schwerer seyn. Nach dem Gebrauch für die Befruchtung einer Pflanzenart muß der Apparat gewaschen werden, ehe man ihn für eine andere Pflanze anwendet. Die Instructionen verlangen, daß man die Versuche auf folgende Weise ausführe: 1) Man suche ein in seinen Theilen möglichst gleichartiges Feld, besonders was Boden, Düngung und Lage betrifft, dabei sey es fern von Wäldern oder zu dichten Baumgruppen. 2) Man theile das Feld in 4 Streifen, und trenne sie durch einen Pfad. Die eine Abtheilung bearbeite man auf die landesübliche Weise; auf der zweiten walze man ohne künstlich zu befruchten; auf der dritten walze man und wende die künstliche Befruchtungsmethode an; auf der vierten walze man nicht, gebrauche aber den Befruchtungs-Apparat. Läßt sich das Feld nicht in Streifen theilen, so müssen jedenfalls die Abtheilungen so gleichartig als möglich seyn. 3) Die Ernte muß in allen vier Abtheilungen zu gleicher Zeit stattfinden. 4) Von jeder Abtheilung dresche man allein das Product und zwar mit derselben Maschine, welche jedesmal sorgfältig gereinigt wird. Man wäge und messe einzeln die Körner von jeder Abtheilung. Ebenso das Stroh. 5) Beim Ernten zähle man genau die Zahl der Halme, welche ein Quadratmeter in jeder Abtheilung enthält, wobei man so viel als möglich eine Stelle, welche den durchschnittlichen Bestand repräsentirt, aussucht. 6) Die Halme dieses Quadratmeters werden sorgfältig und mit ihren Wurzeln herausgenommen; man binde sie in eine Garbe und versehe sie mit einer Etiquette, welche ihren Ursprung angibt. Diese Garben sollen wohl eingepackt und mit den nöthigen Angaben in Kisten an den Minister des kaiserlichen Hauses gesendet werden. 7 Tabellen enthalten die Aufzählung der gewünschten Angaben. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 1.) Erdölquellen in der Walachei. Der Director der Erdöl-Import-Gesellschaft theilt den Times mit, daß diese Gesellschaft in der Walachei neue Erdölquellen entdeckt und bereits für die Lieferung von 20,000 Tonnen von dort Contracte abgeschlossen habe. Ein von Ibraila eingetroffener Dampfer habe bereits 280 Tonnen, die in Qualität völlig dem pennsylvanischen Petroleum gleichständen, nach England gebracht. Die Steinkohlenproduction Englands. Die gesammte Steinkohlenförderung Englands im Jahre 1861 wird zu 83,635,214 Tonnen à 20 englische Centner angegeben. Hiervon kommen auf: Gruben Tonnen. Durham und Northumberland 271 19,144,965 Cumberland   28 1,255,644 Yorkshire 397 9,374,600 Derbyshire und Nottinghamshire 180 5,116,319 Leicestershire   11 740,000 Warwickshire   16 647,000 Staffordshire und Worcestershire 580 7,253,750 Lancashire 373 12,195,500 Cheshire   39 801,570 Shropshire   66 829,750 Gloucestershire, Somersetshire und Devonshire 112 6,514,025 Wales 398 8,561,021 Schottland 424 11,081,000 Irland   46 123,070 Wie sehr die Steinkohlenförderung Englands in den letzten Jahren zugenommen hat, geht aus folgenden Zahlen hervor. Dieselbe betrug: 1854 bei 2397 Gruben 64,661,401 Tonnen. 1855   „ 2613 66,453,079 1856   „ 2829 66,645,450 1857   „ 2867 65,394,707 1858   „ 2958 65,008,649 1859   „ 2949 71,979,765 1860   „ 3009 84,044,798 1861   „ 3052 83,635,214 Exportirt wurden im Jahre 1861: 7,560,758 Tonnen Kohle, 286,150 Ton. Kohks und 79,717 Ton. Patentkohle. Die stärksten Abnehmer waren: Amerika mit 1,063,756 Tonnen, Frankreich mit 1,436,160 Tonnen (der Betrag hat sich gegen früher verringert, weil die kaiserl. Marine jetzt französische Kohlen verwendet), Dänemark mit 542,567 Ton., Hamburg mit 414,427 Ton., Preußen mit 439,096 Ton., Italien mit 417,629 Ton., Spanien und die canarischen Inseln mit 403,238 Ton., Rußland mit 342,513 Ton., Holland mit 262,868 Ton., Schweden mit 214,004 Ton., Ostindien mit 199,069 Ton., Türkei mit 174,686 Ton., Norwegen mit 135,221 Ton., Malta mit 115,731 Ton., Portugal mit 108,794 Ton., Hannover mit 100,312 Ton. Die übrigen Beträge belaufen sich noch nicht auf 100,000 Tonnen. (Practical Mechanics' Journal, Februar 1863, S. 305.)