Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 171, Jahrgang 1864, Nr. , S. 395
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Miscellen. Miscellen. Der Universal-Schraubenschlüssel von L. Schwartzkopff in Berlin. Wir haben S. 275 in diesem Bande des polytechn. Journals die Beschreibung des Universal-Schraubenschlüssels mitgetheilt, welcher dem Maschinenfabrikanten L. Schwartzkopff in Berlin am 27. August 1862 für Bayern patentirt wurde. Der S. 177 aus dem London Journal of arts mitgetheilte Schraubenschlüssel, welcher als Mittheilung für W. E. Newton in London am 21. April 1863 patentirt wurde, ist ebenfalls die Erfindung des Hrn. Schwartzkopff, für welchen Hr. Newton als Agent das Patent in England zu nehmen beauftragt war. Beide Schraubenschlüssel sind ganz analog, die Führung der Backen ist bei ihnen durchaus die gleiche und sie unterscheiden sich nur dadurch von einander, daß bei dem in Bayern patentirten Schlüssel die Bewegung des Backens durch eine Zahnstange und einen gezahnten Sector geschieht, während bei dem in England patentirten Schlüssel dieselbe Bewegung durch eine kleine Stelze, welche mit dem Griff als Kniehebel wirkt, hervorgebracht wird. Hr. Schwartzkopff stellt für seine Schraubenschlüssel folgende Preise: Nr. 1 für Muttern und Schrauben von 3/8 Zoll bis 3/4 Zoll – 3 Rthlr. Nr. 2 von 5/8   „    „ 1 1/4 – 4 Rthlr. Nr. 3 von 1   „    „ 2 – 6 Rthlr. Die Redaction. Heede- oder Werg-Schwing- und Reinigungsmaschine von Friedländer in Breslau. Hr. Friedländer, über dessen schätzbare Flachs-Brech- und Schwingmaschine früher (polytechn. Journal Bd. CLXX S. 173) berichtet wurde, hat nun auch eine äußerst empfehlenswerthe Maschine construirt, deren Zweck ist, Heede oder Werg zu schwingen. Bekanntlich ist es eine höchst wichtige und zeither noch nicht in ganz zufriedenstellender Weise gelöste Aufgabe, Werg oder Heede (für die Vorbereitung zur Maschinenspinnerei) von der Schäbe zu reinigen und dabei zugleich die spinnbaren Fasern theilweise durch Hecheln zu verfeinern und in gewissem Grade parallel zu ordnen. Die neueste Friedländer'sche Maschine scheint diese Aufgabe zu lösen. Dieselbe gleicht einer Getreide-Dreschmaschine mit darunter angebrachtem Strohschüttler. Eine Trommel (mit horizontaler Welle) von 22 Zoll Durchmesser und von 42 Zoll Länge ist mit Sieben, festen Schlagleisten, aus zusammengenieteten eckigen Eisenstäben und außerdem mit vierzehn beweglichen Schlägern versehen, die symmetrisch im Umfange vertheilt sind und macht beim Arbeiten durchschnittlich etwas über 600 Umläufe per Minute. Auf 2/3 ihres Umfanges wird diese Trommel (ähnlich wie bei den Dreschmaschinen) von einem Mantel umgeben, der mit unbeweglichen Gegenschlägern und dazwischen angebrachten Hecheln ausgestattet ist. Da der Abstand zwischen der Trommel und den Theilen, womit nach innen der umgebende Mantel besetzt ist, nur sehr gering ist, so entsteht durch das Umlaufen der Trommel und durch das Radialstellen der beweglichen Schläger ein Reiben, Schlagen und Kämmen (Hecheln), wodurch das Werg (Heede) ganz vortrefflich gereinigt wird und seine Fasern zugleich eine parallele Lage annehmen. Das durch die Trommel gegangene Werg fällt nach einander auf zwei schräge unter einander liegende Systeme von Schüttlern (deren Kurbelwellen 225 Umdrehungen per Minute machen), welche ausklopfen, die Brechannen und das kurze Werg fallen, jedoch das lange Werg auf die Siebe gehen lassen, durch deren rüttelnde Bewegung die Brechannen vollends entfernt werden. Letztgedachte Siebe unterscheiden sich von den sonst üblichen Sieben dadurch, daß sie aus der Länge nach gespannten und parallelen Drähten bestehen, die man wie Violin-Saiten durch kleine Wirbel entsprechend straff anspannen kann. Nach der Redaction vorliegenden glaubwürdigen Versicherungen soll diese combinirte Werg-, Schwing-, Reinigungs- und Schüttel-Maschine das Werg in einer bisher unerreichten Weise reinigen, ohne die Fasern im mindesten anzugreifen. Für den Umfang des Königreichs Hannover ist Hrn. Friedländer ein Patent auf die Dauer von 5 Jahren (datirt vom 26. September 1863) ertheilt worden. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 68.) Apparat zum Fällen von Bäumen. Auf der Hamburger landwirthschaftlichen Ausstellung befand sich eine Vorrichtung zum Fällen von Bäumen, die, von Amerikanern ausgestellt, den praktischen Sinn dieser Nation wieder bestätigte. Die Wirkungsweise dieses Instrumentes hat nichts übereinstimmendes mit der gewöhnlichen Manier, wonach die Bäume abgehauen oder abgesägt werden, sondern besteht darin, daß man den Baum von außen nach innen zu rund herum einschneidet, und zwar so tief, daß das Uebergewicht auf einer Seite denselben abzubrechen im Stande ist. Der in Rede stehende Apparat besteht zunächst aus zwei Ringhälften, die mit einem starken Scharnier drehbar verbunden sind, und an dem anderen Ende durch einen durchgesteckten Bolzen geschlossen werden können (ähnlich den Schellhaken bei den Abfallröhren der Dachrinnen), wodurch es möglich wird, den Ring als Ganzes um den Baumstamm zu bringen. In gleichen Abständen gehen durch diesen Ring in radialer Richtung drei starke Schrauben von entsprechender Länge, die, angezogen, sich gegen den Baum stemmen und den Ring in eine feste Lage bringen und halten. Auf diesem ersten Ringe liegt ein ähnlicher zweiter, mit Nuthen und Zapfen so damit verbunden, daß er sich auf demselben wegschieben läßt, ohne den Platz zu verlassen, wie etwa der Deckel auf einer runden Dose. Dieser zweite Ring hat eine Verzahnung zum Eingriff in ein Getriebe, das in dem ersten gelagert ist und durch eine Handkurbel in Umdrehung gesetzt wird, und besitzt einen in radialer Richtung verschiebbaren Meißel, der in den Stamm einschneidet (wie der Geisfuß eines Schraubenschneidzeugs), wenn man durch die Kurbel den Ring um den Baum herum dreht. Zur Verrückung des Meißels ist dieser mit einer Zahnstange versehen, in welche eine Schraube ohne Ende eingreift, die ihre Drehung durch ein Zahnrad erhält, welches durch einen Zahn am festen Ring gedreht und durch einen einfallenden Sperrkegel am Rückdrehen verhindert wird. Die ganze Vorrichtung ist sehr sinnreich und compendiös, ob sie aber den Erwartungen ganz entspricht, welche man auf den ersten Anblick davon hegen möchte, ist einigermaßen zu bezweifeln. Es scheint wenigstens bedenklich, ob man den Baum so tief ringsherum damit einzuschneiden im Stande ist, daß er ohne weitere Mittel abbricht, weil nämlich von dem Augenblicke an, wo er nach einer Seite sich zu neigen anfängt (und eine Neigung nach einer Seite bildet doch die Regel, da ein Baum von so gleich vertheiltem Gewicht, daß der Schwerpunkt in die Mitte des Stammes fällt, vielleicht wohl gar nicht existirt), unbedingt ein solches Klemmen des Meißels eintreten wird, daß man ihn nicht weiter drehen kann, ohne aber bis dahin schon eine Furche von genügender Tiefe eingeschnitten zu haben. Ein Paar Sägeschnitte, die dann freilich in dem klaffenden Einschnitt leicht zu führen sind, werden allerdings den Bruch bald erzeugen und deßhalb mag doch der Apparat als nützlich und zeitsparend sich erweisen können. Hoyer. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 70.). Preßmaschinen für Braunkohlen. Während auf der Grube „von der Heydt“ bei Halle die nach Exter'schem Princip erbaute Preßmaschine häufige Reparaturen erfordert, ist auf der Grube „Carl“ bei Förderstedt die Fabrication von Kohlensteinen nach derselben Methode völlig befriedigend umgegangen. Die Kohle (Braunkohle) wird auf Eisenplatten bei 60–80° Reaumur getrocknet, durch ein Walzenpaar zu Staub gequetscht, geht dann in einem Schraubengange durch eine Trommel, in welche die gebrauchten Dämpfe der Maschine geleitet werden, und gelangt so vorbereitet in die pyramidal zulaufende, je nach der Beschaffenheit der Kohle enger oder weiter stellbare Preßform, in welcher der von einer 30pferdigen Maschine betriebene Preßstempel horizontal hin und her geht. Mit jedem Stoße erfolgt ein Stein von 6 Zoll Länge, 3 Zoll Breite und 1 1/2–2 Zoll Stärke, deren 1000 Stück etwa 4 1/2 Ton. Kohlen enthalten. Das Product findet guten Absatz. (Berggeist, 1864, Nr. 13.) Gehämmerte Messingröhren. In Frankreich stellt man sie folgendermaßen dar: Die gegossene, etwa 3 Fuß lange und im Metall 1/2. Zoll oder darüber starke Röhre wird in eine Maschine gebracht, wo sie auf einem kurzen horizontalen Stahldorne steckt. Die Verlängerung des Dornes wird durch eine Eisenstange gebildet, welche länger ist als die fertige Röhre. Diese Stange geht durch die Röhre hindurch und gestattet deren Fortbewegung in der Längenrichtung, während der Dorn unbeweglich ist. An der Stelle, wo sich der Dorn befindet, wird die Röhre äußerlich von unten gut unterstützt. Oberhalb der Unterstützung befindet sich ein Fallhammer, welcher etwa 300 Schläge in der Minute ausübt. Dieser Fallhammer wird zuerst mit einer schmalen, abgerundeten Bahn versehen, um die Streckung der Röhre bis zur erforderlichen Länge, resp. Wandstärke, auszuführen, wobei der Dorn als Amboß dient. Während der Wirkung des Hammers wird die Röhre langsam um ihre Achse gedreht und in der Längenrichtung verschoben, so daß die Hammerschläge in einer engen Schraubenlinie von einem Ende der Röhre zum anderen wirken. Ist die Streckung in gehöriger Weise ausgeführt, so wird an Stelle der schmalen Bahn eine breitere in den Hammerkörper eingesetzt und damit das Rohr geglättet; dasselbe erhält auf diese Weise eine eben so glatte Oberfläche wie ein gezogenes Rohr. (Berggeist, 1864, Nr. 13.) Vorrichtung zum Kühlen des Bieres beim Verschenken. Unter den vielen interessanten und nützlichen Geräthen, welche zur Hamburger landwirthschaftlichen Ausstellung gelangt waren, befand sich unter anderen ein Apparat zum Kühlen und Kühlhalten des Bieres beim Verschenken, der durch große Einfachheit und Zweckmäßigkeit viele Anerkennung fand. Da derselbe sich hauptsächlich für kleinere Bierschenken eignet und hier das Abziehen des Bieres auf Flaschen bei nicht gar zu kleinem Verbrauch unnöthig macht, außerdem mit geringen Kosten anzuschaffen ist, so kann sein Bekanntwerden manchem willkommen seyn. – Der Hauptsache nach, und in der einfachsten Gestalt, besteht die Vorrichtung in einem viereckigen flachen Kasten aus Zinkblech von circa 8 Zoll Tiefe, 2 Fuß Breite und 2 1/2 Fuß Länge. An der Vorderseite dieses Kastens ist ein Hahn angelöthet, der nach außen das Abflußrohr, nach innen zu aber eine Verlängerung hat. Diese Verlängerung hat einen äußeren Durchmesser von 2 bis 2 1/2 Zoll, und dient zur Aufnahme eines Schlauches von vulcanisirtem Kautschuk, der darüber gezogen wird und sich vermöge seiner Elasticität fest darum legt. Genannter Schlauch liegt in Windungen in dem beschriebenen Kasten und steht mit dem zweiten Ende direct mit dem Fasse in Verbindung, worin das Bier sich befindet, so daß letzteres beim Abzapfen dieß Kautschukrohr durchläuft. Wenn man nun den Zinkkasten mit Eis füllt, oder continuirlich kaltes Wasser durchfließen läßt, mit einem Worte den Schlauch mit einem kältenden Medium umgibt, so wird die Kälte auf das Bier übertragen und letzteres nicht allein gekühlt, sondern auch kalt gehalten. Je länger man den Schlauch nimmt, desto mehr Bier wird darin seyn und desto besser wird es sich abkühlen. Diese einfachste Construction gibt namentlich bei heißen Tagen Veranlassung zu vielem Eisverbrauch, weßhalb (wie es bei dem Apparate auch der Fall war) man noch die Vorsichtsmaßregeln anwenden kann, um den Eisconsum zu vermindern, die bekanntlich in Umhüllung mit schlechten Wärmeleitern bestehen. Zu dem Ende macht man den Zinktasten doppelwandig und füllt den hohlen Raum mit Sägespänen, Wollabfällen oder, wie hier der Fall seyn sollte, mit Torfasche, und legt dann noch das Bierfaß selbst auf einen Rost über demselben. Umgibt man dann noch den ganzen Apparat mit einem gefälligen Holzkasten, in Form eines Schrankes, so kann man das Ganze beliebig placiren und vermeidet auch noch den warmen Lufzug um das Faß. Daß der Zweck der Abkühlung vollständig bei wenig Verbrauch an Eis erreicht wurde, bewies die Jedem bereitwilligst gereichte Probe. Hoyer. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 69.) Unterscheidung des echten Cognac's vom sogenannten Façon-Cognac; von Dr. Wiederhold. Um ein dem echten Cognac oder Franzbranntwein ähnliches Getränk zu bereiten, werden in gleicher Weise, wie wir es beim Rum beschrieben haben,S. 159 in diesem Bande des polytechn. Journals. gehörig verdünntem Weingeist verschiedene auf chemischem Wege bereitete Essenzen, Tincturen u.s.w. zugesetzt; zur Erzielung einer feineren Sorte wird auch wohl ein geringer Zusatz von echter Waare gemacht. Die Hauptrolle unter diesen Zusätzen spielt die sogenannte Cognac-Essenz, eine Auflösung von (1 Theil) Oenanthäther in (6 Theilen) Spiritus von 90 Procent. Eine feine Sorte „Façon-Cognac“ soll man z.B. nach folgender Vorschrift erhalten: 1 1/2, Loth Cognac-Essenz, 50 Gran Veilchenblüthen-Essenz werden in 6 Pfund 90procentigem Spiritus aufgelöst und dieser Auflösung 6 Pfund echten Cognac's zugesetzt; zu diesem Gemisch fügt man eine filtrirte Abkochung von 1 Loth Johannisbrod, 3/4 Loth Rosinen mit 2 1/2 Pfund Wasser. Das Ganze wird alsdann mit Zuckerfarbe dem echten Cognac entsprechend gefärbt. Die ordinären Sorten von Façon-Cognac sind nichts als verdünnter Weingeist, welcher mit Cognac-Essenz, oft auch noch mit Veilchenblüthen-Essenz, parfümirt ist. Die von mir zur Unterscheidung des echten Colonial-Rums vom sogenannten Façon-Rum angegebene Probe findet auf den Cognac keine Anwendung. Dagegen fand ich bei der Untersuchung der verschiedensten Sorten von echtem und Façon-Cognac folgende Unterschiede: 1) Aller echter Cognac reagirt, wie überhaupt das Destillat des Weines, sauer. Bei den von mir untersuchten Sorten von Façon Cognac konnte ich keine saure Reaction wahrnehmen. 2) In echtem Cognac entsteht auf Zusatz einiger Tropfen einer verdünnten Eisenchloridlösung (wie sie als Reagens gebraucht wird) sofort eine tief-schwarze Färbung. Bei Façon-Cognac trat diese Erscheinung nicht ein, höchstens bildete sich nach einiger Zeit ein mißfarbiger Niederschlag. Ausgedehnteren Untersuchungen bleibt es vorbehalten, zu bestimmen, ob diese Unterschiede durchgreifend und von welchen ursachlichen Momenten sie bedingt sind. (Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1864 S. 318.) Die Bestimmung der Farbenintensität der Anilinfarben; von Hugo Schiff. Die in der Technik übliche Methode, den Werth von Farbstoffen dadurch zu vergleichen, daß man verschiedene mit gleichen Mengen und unter sonst gleichen Umständen mit den gleichen Flüssigkeiten bereitete Farbstoffe mit den gleichen Mengen desselben Gewebes ausfärbt, ist wegen ihrer leichten Ausführbarkeit für die Praxis recht brauchbar. Auf große Genauigkeit kann aber diese Methode keinen Anspruch machen, am allerwenigsten bei so intensiv färbenden Stoffen, wie die Anilinfarben, und es verdient daher für genauere Untersuchungen eine Methode Beachtung, welche H. Schiff in seinen werthvollen Untersuchungen über metallhaltige Anilinderivate (Berlin 1864, Jul. Springer) mittheilt und die sich auf die Spectralanalyse gründet. Bringt man nämlich gefärbte Substanzen vor den Eintrittsspalt eines Spectralapparates, so wird je nach der Natur des Farbstoffes, der Dicke der Schicht und der Concentration entweder gar keine Veränderung erfolgen, oder es wird das Spectrum theilweise oder vollständig beschattet oder absorbirt werden. Man hatte bereits früher gefunden, daß verschieden gefärbte Flüssigkeiten einzelne Stellen des Spectrums absorbiren und je nach ihrer Concentration mehr oder weniger scharf abgegrenzte Absorptionsbänder hervorbringen. Darauf beruht nun Schiff's Methode. Um die Farbenintensität zu bestimmen, wird beobachtet, bei welcher Verdünnung unter sonst gleichen Umständen eine oder mehrere dunkle Zonen (Absorptionsbänder) zuerst deutlich hervortreten und bei welcher Verdünnung noch die letzten Spuren eines solchen Bandes übrig sind. Die Methode hat den Vortheil, daß man mit sehr geringen Mengen der Farbstoffe arbeiten kann, erfordert aber durchaus, daß man die Abwägungen für kleinere Mengen (unter 0,2 Grm.) mit aller Sorgfalt wie bei genauen chemischen Untersuchungen vornimmt. Diese kleinen Mengen löst man sogleich in so viel Flüssigkeit auf, daß man Lösungen von 1/500 oder 1/1000 Gehalt erhält und verdünnt diese dann systematisch weiter. Zu beachten ist auch, daß die Temperatur von Einfluß auf die Intensität der Färbung seyn kann, was aber bei den gewöhnlichen Temperaturschwankungen noch nicht zu befürchten ist; auch dürfen nicht Beobachtungen verglichen werden, die bei sehr verschiedenen Stärken der Beleuchtung gemacht sind. Die Schichtendicke beträgt bei allen Versuchen 1 Centimeter; am besten eignet sich ein sehr lichtstarkes Spectroskop mit einem Schwefelkohlenstoffprisma, wie es in G. Valentins: „Der Gebrauch des Spectroskops zu physiologischen etc. Zwecken“ (Leipzig, Winter 1862) in Fig. 4 und 5 auf Taf. 22 und 23 abgebildet ist. Für Anilinroth war die Reaction noch bei einem Gehalte der Flüssigkeit von 1/2000000 deutlich sichtbar, aber selbst dann, wenn keine Spectralreaction mehr sichtbar ist, erscheint die Lösung noch schwach aber sehr deutlich rosa gefärbt. Diese Methode der Intensitätsbestimmung ist allerdings keiner allgemeinen Anwendbarkeit fähig, da nicht alle löslichen Farbstoffe derartige Spectralreactionen geben, so z.B. nicht Naphtylaminroth und Pikrinsäure. (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 7.) Ueber die angebliche Gefährlichkeit der mit Anilinfarben gefärbten Stoffe; von Dr. Sauerwein. Ich habe bereits Gelegenheit genommen, in einer Abendversammlung des Gewerbevereins (in Hannover) auf Veranlassung mehrfach an mich gerichteter Anfragen mich über diese Frage auszusprechen und die Befürchtungen, daß das Tragen solcher Stoffe gesundheitsschädlich seyn möchte, widerlegt, wobei ich zu meiner Freude von einer hochstehenden hiesigen ärztlichen Autorität unterstützt wurde. Ich habe selbst Gelegenheit gehabt, mit Fuchsin gefärbte Stoffe zu untersuchen, wobei es mir nicht gelang, mittelst des doch so empfindlichen Marsh'schen Apparats Arsen nachzuweisen. Der Nr. 26 der deutschen Industrie-Zeitung von 1863 entnehme ich in dieser Beziehung einen Aufsatz ähnlichen Inhalts, dessen Wiedergabe deßhalb vielleicht ganz angebracht ist. Leipzig, 7. Juni. (Furcht vor den Anilinfarben.) Die Anilinfarben, deren Schönheit und Lebhaftigkeit von allen Seiten die größte Bewunderung erregt, sind in jüngster Zeit schon mehrmals in Anklagezustand versetzt worden. Man klagt dieselben ihrer Giftigkeit wegen an, geht sogar soweit, anzunehmen, daß das Tragen anilingefärbter Stoffe gesundheitliche Störungen hervorrufen könne. Ist dieses begründet? Suchen wir diese Frage durch Nachstehendes etwas näher zu beleuchten. Zunächst sey erwähnt, daß die Gefährlichkeit der Anilinfarben sich doch nur auf das Anilinroth, das sogenannte Fuchsin, beschränken kann, da Violett und Blau erst aus dem reinen, krystallisirten Fuchsin und Rosanilin bereitet werden. Anfänglich wurde das Fuchsin mittelst wasserfreiem Zinnchlorid bereitet, später verwendete man dazu salpetersaure Quecksilbersalze, Doppelt-Chlorkohlenstoff etc.; in neuerer Zeit aber bildet die Arsensäure die oxydirende Substanz, welche das Anilin in Roth umwandelt. Beim Erhitzen des Anilins mit Arsensäure wird letztere durch Abgabe ihres Sauerstoffes in arsenige Säure, eine allerdings sehr giftige Substanz, verwandelt. Die fertige rohe Farbemasse zeigt im festen Zustande einen goldgrünen Reflex, enthält neben dem rothen Farbstoff arsenige Säure, etwas unzersetzte Arsensäure und harzige Substanz. In diesem Zustande wird sie aber nicht von den Fabrikanten verkauft, es wird vielmehr der reine Farbstoff, durch eine Reihe von Operationen, die wir hier nicht erwähnen, in krystallisirtem Zustande abgeschieden. Bei dieser Abscheidung wird aber alles Arsen, mag dasselbe als arsenige Säure oder als Arsensäure vorhanden seyn, entfernt, vorausgesetzt, daß die Fabrication auf rationell wissenschaftliche Weise gehandhabt wird. Daß wohl auch unreine Producte im Handel vorkommen, wagen wir nicht zu bestreiten, ja, können es sogar bestätigen. Für den Färber und Drucker werden stets die theueren aber auch besseren Sorten die vortheilhaftesten seyn, da sie nicht nur einen schöneren Farbenton, sondern auch einen größeren Farbreichthum besitzen. Wenn man nun die außerordentliche Färbekraft des Fuchsins in Erwägung zieht, so würde, wenn z.B. das Fuchsin etwas Arsen enthielte, eine so außerordentlich geringe Menge davon auf den gefärbten Zeugen sich befinden, daß dasselbe bei einer chemischen Untersuchung nur dann in wägbarer Menge zu ermitteln wäre, wenn große Mengen gefärbter Stoffe dazu verwendet würden. Aber glücklicher Weise nehmen die Zeuge aus einer arsenikhaltigen Farbflotte kein Arsen auf. Wie ist es nun möglich, daß, wie neulich berichtet wurde, ein mit Anilinroth gefärbter Stoff 22 Procent Arsenik enthalten konnte, und daß eine Dame beim Liegen auf diesem Stoffe krankhafte Zufälle erhielt? Wie übel wären da die Färber und die Arbeiter in den Anilinfarben-Fabriken daran, die täglich mit den Farben in unmittelbare Berührung kommen. Wir haben aber noch nicht von einem einzigen Vergiftungsfalle in den Färbereien oder in den Fabriken gehört. Von einer Besorgniß für die Gesundheit beim Tragen anilinroth gefärbter Stoffe kann daher durchaus keine Rede seyn. Wohl aber ist Vorsicht nöthig da, wo man Anilinroth zum Färben von Liqueuren oder Conditoreiwaaren verwendet, und zwar deßhalb, weil auch Anilinroth in Auflösung verkauft wird, von dem man nicht wissen kann, ob zur Auflösung krystallisirtes oder die rohe ungereinigte Masse verwendet worden ist. Im letzteren Falle würde es viel Arsenik enthalten. In jedem Falle ist es nöthig, derartiges Fuchsin nicht eher zu obigem Zwecke zu verwenden, als bis eine chemische Untersuchung die Abwesenheit des Arseniks festgestellt hat.“ (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863 S. 71.) Entstehung des Mutterkorns. Hierüber ist schon viel vermuthet und behauptet worden, die meisten Angaben haben sich aber als unzulässig erwiesen. So glaubt man noch ziemlich allgemein, das Mutterkorn erscheine nur in nassen Sommern, während es doch in trockenen Sommern ebenfalls und oft weit reichlicher angetroffen wird. Nach den Beobachtungen Schlenzig's, welche durch anderwärts, namentlich in Schlesien und Oesterreich gemachte Erfahrungen bestätigt werden, entsteht diese Krankheit des Roggens durch den Biß eines 1/3 Zoll langen, hellbraunen Käfers, Rhagonycha melanura, welcher jedes Jahr im Juni zahlreich erscheint. Nach dem Verblühen des Roggens, wenn die Körner sich bilden und noch zart und weich sind, setzt er sich an den Aehren fest und saugt den milchigen Inhalt der Körner aus. An der verwundeten Stelle des Korns tritt dann eine etwas klebrige Flüssigkeit hervor, welche widrig riecht, später eintrocknet, verhärtet und als ein Deckelchen abfällt. Bald darauf schwellen die verwundeten Körner auf, sehen anfangs blaß aus, nehmen dann eine gelbliche Farbe an, die immer dunkler wird, strecken sich auch in die Länge und bilden allmählich so das Mutterkorn. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XII S. 567.)