Titel: Ueber die Reinigung der arsenikhaltigen Schwefelsäure; von Blondlot.
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. CXX., S. 457
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CXX. Ueber die Reinigung der arsenikhaltigen Schwefelsäure; von Blondlot. Aus den Comptes rendus, t. LVIII p. 769. Blondlot, über die Reinigung der arsenikhaltigen Schwefelsäure. In einer in der letzten Zeit erschienenen Abhandlung von Bussy und Buignet haben dieselben nachgewiesen, daß alle bisher zum Reinigen der arsenikhaltigen Schwefelsäure angewandten Methoden ungenügend sind, und dann eine neue vorgeschlagen, welche sich auf eine bekannte Thatsache gründet, daß nämlich bei der Destillation der Schwefelsäure nur die Arseniksäure als fixer Körper zurückbleibt, während sich die arsenige Säure mit der Schwefelsäure verflüchtigt. Um den beabsichtigten Zweck zu erreichen, hätte man also die arsenige Säure vor der Destillation der Schwefelsäure zu Arseniksäure zu oxydiren. Hierzu schlagen die genannten Chemiker vor, die arsenikhaltige Schwefelsäure zuerst mit einer kleinen Menge Salpetersäure zu behandeln, hernach eine hinreichende Menge schwefelsaures Ammoniak zuzusetzen, um den Ueberschuß der Salpetersäure, salpetrigen Säure etc. zu zersetzen, und endlich mit den erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zu destilliren. Dieses Verfahren, um die in der Schwefelsäure enthaltene arsenige Säure zu oxydiren, ist jedoch mit einer doppelten Gefahr verbunden. Die erste besteht darin, daß in der Schwefelsäure Spuren von Salpetersäure, salpetriger Säure etc. zurückbleiben können, welche dann bei Anwendung der Marsh'schen Methode, wie ich früher gezeigt habe,Polytechn. Journal Bd. CLXX S. 359. die nachtheiligsten Folgen haben könnten. Die zweite Gefahr ist hingegen, daß bei Zusatz einer zu großen Menge von schwefelsaurem Ammoniak die Arseniksäure zu flüchtiger arseniger Säure reducirt würde, weil das Ammoniak ebenfalls ein Reductionsmittel für die Arseniksäure ist. Diese Gründe veranlassen mich, zum Oxydiren der arsenigen Säure eine Substanz zu ermitteln, welche an die Schwefelsäure gar kein flüchtiges Product abzugeben vermag. Zuerst wandte ich das mangansaure Kali an, wovon eine sehr geringe Menge hinreicht um das gewünschte Resultat zu erhalten. Hernach ersetzte ich dieses Salz einfach durch Mangansuperoxyd. Das Verfahren wird in der Weise ausgeführt, daß man die zu reinigende Schwefelsäure in eine Porzellanschale gibt, ihr dann per Kilogramm 4 bis 5 Gramme Braunstein als gröbliches Pulver zusetzt, und hernach die Flüssigkeit unter beständigem Umrühren mit einem Porzellanstabe erhitzt bis sie in's Sieden kommt. Hierauf nimmt man vom Feuer und nach dem Erkalten gießt man die Flüssigkeit mit dem überschüssigen Braunstein in eine Retorte, worin sie mit den gebräuchlichen Vorsichtsmaßregeln destillirt wird. Um mich zu überzeugen, daß dieses Verfahren seinen Zweck vollständig erfüllt, habe ich es nicht nur zum Reinigen der käuflichen arsenikhaltigen Säure angewandt, sondern auch zum Reinigen einer Schwefelsäure, worin ich bis 1 Procent arseniger Säure auflösen ließ, welche also viel mehr Arsenik enthielt als die mit Kiesen fabricirte Säure. Obgleich ich nun die Destillation der Säure einigemal bis zur fast vollständigen Trockne des Rückstandes in der Retorte fortsetzte, lieferte doch das überdestillirte Product bei der Prüfung im Marsh'scheu Apparat niemals das geringste Anzeichen von Arsenik.