Titel: Untersuchung der in Oesterreich vorkommenden und zur Erzeugung feuerfester Materialien benutzten Thone und Kaolinerden; von Ludwig Knaffl, technischer Chemiker in Wien.
Autor: Ludwig Knaffl
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. LXXI., S. 292
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LXXI. Untersuchung der in Oesterreich vorkommenden und zur Erzeugung feuerfester Materialien benutzten Thone und Kaolinerden; von Ludwig Knaffl, technischer Chemiker in Wien. Knaffl, Untersuchung österreichischer Thone und Kaolinerden zur Erzeugung feuerfester Materialien. Da es mit lehrreich erschien, alle zur Erzeugung feuerfester Materialien in Oesterreich vorkommenden und benutzten Thone und Kaolinerden ihrer Zusammensetzung nach kennen zu lernen, so unternahm ich deren Untersuchung und theile im Folgenden die Reihe der gemachten Analysen mit. Kaolinerde bei Passau. In der Löthrohrflamme unschmelzbar; bei Schmelzhitze von Stabeisen unverändert; sehr plastisch; grauweiß. Lieferungen von den Jahren: 1858. 1859. 1860. Kieselerde 48,21 51,02 46,59 Thonerde 31,02 31,11 36,54 Eisenoxyd 0,91 1,05 0,69 Kalk 0,47 1,63 3,02 Magnesia Spur Spur 1,28 Kali 3,42 0,81 1,32 Glühverlust 6,01 14,23 9,69 ––––––––––––––––––––––––––– 100,04 99,85 99,13 Kaolinerde von Daubrowitz in Mähren. Kaolinerde von Zettlitz in Ungarn.    In der Löthrohrflamme unschmelzbar.Bei der Schmelzhitze von Stabeisen schwach gesintert; plastisch, grauweiß.    In der Löthrohrflamme unschmelzbar.Bei der Schmelzhitze von Stabeisen kaum gesintert; plastisch, weiß. In Lieferungen von den Jahren: 1858. 1859. 1858. 1859. Kieselerde 58,09 61,91 40,89 42,31 Thonerde 24,22 24,49 39,22 38,67 Eisenoxyd 0,97 1,56   1,01   1,02 Kalk 1,58 0,81   1,04   0,45 Magnesia 0,31 0,26   1,27   0,43 Kali 3,96 4,95   1,92   3,52 Glühverlust       10,56 6,12 13,95 13,24 –––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––– 99,70 100,10 99,30 99,64 Kaolinerde von Feistritz in Steiermark. Kaolinerde von Krummnußbaum in Oberösterreich.    In der Löthrohrflamme unschmelzbar.Bei der Schmelzhitze von Stabeisen schwach gesintert; plastisch, grauweiß.    In der Löthrohrflamme etwas erweicht.Bei der Schmelzhitze von Stabeisen gesintert; kurz, weiß. In Lieferungen von den Jahren: 1860. 1861. 1861. 1862. Kieselerde 53,87 50,78 57,78   58,09 Thonerde 28,12 33,05 22,22   21,30 Eisenoxyd 0,71 1,61 2,01     3,22 Kalk 0,29 1,77 2,03     2,41 Magnesia Spur Spur 1,22     0,96 Kali 2,72 3,04 3,97     4,51 Glühverlust 14,14 10,51 11,56   10,34 –––––––––––––––––– –––––––––––––––––––––––––– 99,85 100,76 100,79 100,83 Thon von Göttiveih inOberösterreich. Thon von Voitsberg inSteiermark.     In der Löthrohrflamme unverändert.Bei der Schmelzhitze von Stabeisenunverändert; sehr plastisch, blaugrau.     In der Löthrohrflamme etwas abgerundet. Bei der Schmelzhitze von Stabeisen gesintert; röthlichblau, sehr plastisch. In Lieferungen von den Jahren: 1862. 1863. 1863. Kieselerde 47,39 48,39   54,00 Thonerde 34,92 35,00   20,22 Eisenoxyd 2,74 3,12     5,72 Kalk 1,72 0,82     1,02 Magnesia 0,39     0,78 Kali 2,36 2,54     4,82 Glühverlust 11,15 11,72   10,11 –––––––––––––––––– Natron     3,43            100,67 99,59 –––––– 100,10 Thon von Olomuczan in Mähren. Thon von Blansko in Mähren.     Vor dem Löthrohr unverändert. In derSchmelzhitze v. Stabeisen schwach gesintert;sehr plastisch, dunkelblaugrau, röthlichgelb.     Vor dem Löthrohr unverändert. In derSchmelzhitze von Stabeisen unverändert;sehr plastisch, röthlichweiß. In Lieferungen von den Jahren: 1861. 1862. 1861. 1862. Kieselerde 50,02 56,35 48,13 50,75 Thonerde 30,71 25,76 29,76 30,52 Eisenoxyd 3,01 5,40 3,21   2,75 Kalk 2,05 1,87 0,74   1,23 Magnesia 0,38   1,02 Kali 1,72 2,21 3,26   2,01 Glühverlust 13,50 7,51 13,86 11,88 Thon von Brisau in Mähren. Thon von Leoben.     Vor dem Löthrohr unverändert. In derSchmelzhitze von Stabeisen sehr schwachgesintert; plastisch, blaugrau.     Vor dem Löthrohr sehr gerundet. Inder Schmelzhitze des Stabeisens schwachgesintert; plastisch, röthlichgrau. In Lieferungen von den Jahren: 1863. 1863. Kieselerde 58,82 58,27 Thonerde 22,14 23,22 Eisenoxyd 2,87   5,61 Kalk 0,81   2,43 Magnesia 0,35  Spur Kali 3,87   4,12 Glühverlust 11,86   5,89 ––––– 99,54 Thon von Melnik in Böhmen. Vor dem Löthrohr schwach abgerundet. In der Schmelzhitze des Stabeisens schwach gesintert; plastisch, blaugrau. In Lieferungen von dem Jahre: 1863. Kieselerde       40,87 Thonerde 36,22 Eisenoxyd 2,01 Kalk 2,92 Magnesia 1,21 Kali 4,42 Glühverlust 12,14 ––––– 99,79 Um sich von der Feuerbeständigkeit der Thone zu überzeugen, gibt das Löthrohr in der kürzesten Zeit Aufschluß; kleine Kegel, auf deren sehr feine Spitze man die Flamme wirken läßt, sind eine sehr geeignete Form. Thone, welche hoch im Thonerdegehalt stehen, sind die feuerbeständigeren; sie sind gewöhnlich plastischer, da ihre Verwitterung weiter fortgeschritten ist. Ein höherer Kieselerdegehalt ist schädlicher, wenn er von unzerlegten Feldspaththeilchen herrührt, als wenn die Kieselerde aus der chemischen Verbindung abgesondert mechanisch beigemengt ist. Deutlich ist dieß bei den hessischen Schmelztiegeln zu erkennen, wenn man ihre Zusammensetzung, welche von der des Feldspathes kaum abweicht, in Betrachtung zieht; der Feldspath schmilzt aber im hessischen Tiegel mit Leichtigkeit. Bei den Porzellanmassen werden durch sehr geringe Quantitäten von Feldspath die Thonerdetheilchen zusammengeschweißt, was mechanisch beigemengte Kieselerde nicht in dem Grade thun würde. Bei Schmelztiegeln steht die Größe des Kornes vom Sande oder von der Chamotte im innigen Verhältnisse mit der Feuerbeständigkeit, sowie auch ihre größere oder geringere Porosität. Um letztere zu erzeugen, wendet man gewöhnlich Holzkohlenpulver, Sägespäne, zerkleinerte Kohks, auch Graphit an. Mit Vortheil benutzte ich hierzu den Theer, da er sich sehr gleichmäßig vertheilt, gut und gleichmäßig hinausbrennt und keine kalireiche Asche zurückläßt. Unsere Thone stehen aber den englischen an Güte gewiß nach, was wohl daher rühren mag, daß der Thon der Engländer ein älterer ist, da auch ihre Kohle älter ist.