Titel: Behandlung der Hohofenschlacken behufs ihrer Verwerthung für die Fabrication künstlicher Steine, als mineralischer Dünger etc.; von George Parry, Ingenieur der Ebbw-Vale Eisenwerke in Wales.
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XCV., S. 383
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XCV. Behandlung der Hohofenschlacken behufs ihrer Verwerthung für die Fabrication künstlicher Steine, als mineralischer Dünger etc.; von George Parry, Ingenieur der Ebbw-Vale Eisenwerke in Wales. Aus dem London Journal of arts, October 1864, S. 224. Parry's Behandlung der Hohofenschlacken zur Verwerthung derselben. Gegenstand dieser Erfindung (patentirt in England am 25. Februar 1864) ist eine vortheilhaftere Verwerthung der Hohofenschlaken als diese bisher stattfand. Man pflegte die Blöcke derselben auf Pochwerken oder Mühlen in feines Pulver zu verwandeln, ein Verfahren, welches wegen des Kraftverbrauches theuer genug zu stehen kam. Zur Verminderung der Kosten des Pulverisirens läßt der Patentträger unter die Schlackentrifft, über welche die Schlacken abfließen, einen Strahl von gewöhnlichem oder überhitztem Dampf treten. Dieser Strahl muß die Form einer dünnen Fläche haben und so geleitet werden, daß er in die herabfließende Masse eindringt. Die flüssige Schlacke wird durch die mechanische Kraft des Dampfstrahls fort getrieben, wobei sie auf ihrem Wege durch die Luft beim Erkalten die Form von dickerem oder dünnerem Zwirn annimmt, dessen Fäden sich durcheinander wirren und in diesem Zustande einige Aehnlichkeit mit „grober Wolle“ haben. In Folge dieser feinen Vertheilung wird das Pulverisiren bedeutend erleichtert; diese letztere Operation geschieht in um ihre Achse laufenden Fässern, in welche die Schlacke gefüllt und mit grobem Schrot versetzt wird, oder mittelst irgend einer anderen, zu ihrem Betriebe nur einen geringen Kraftaufwand erfordernden Mahlvorichtung, oder behufs der Anwendung der Schlacke als Dünger durch bloßes Einstampfen derselben in die zu ihrem Transporte bestimmten Fässer oder Kisten. Die gepulverten Schlacken können zur Fabrication von Ziegeln, künstlichen Steinmassen oder von Cementen, oder auch mit Vortheil als mineralischer Dünger benutzt werden, da sie lösliche Silicate von Kali, Kalkerde und Magnesia, mit Thonerde, Eisen- und Manganoxyd und Schwefel enthalten. Auch alte Schlacken lassen sich durch Umschmelzen und Behandeln auf die angegebene Weise verwerthen. Der Patentträger gibt der Anwendung von gewöhnlichem Dampfe zur mechanischen Zertheilung der Schlacke den Vorzug, weil derselbe aus den Kesseln der Gebläsemaschine leicht erhalten werden kann; ein Dampfdruck von 10 bis 12 Pfd. per Quadratzoll ist vollkommen ausreichend. Man gibt dem Strahle am zweckmäßigsten die Form des bekannten Fledermausflügel-Brenners; der Schlitz ist bei ungefähr 2 bis 3 Zoll Länge etwa 1/16 Zoll weit oder etwas weiter, der vom Ofen gelieferten Schlackenmenge entsprechend. Der Dampf kann der herabfließenden Schlacke durch ein System von gewöhnlichen Gasröhren mit Muffen und Knieen zugeführt werden, deren Mündung ein Paar Zoll hinter dem Schlackenstrome zu liegen kommt. Anstatt den Dampf aus einem im Rohre selbst angebrachten Schlitz entweichen zu lassen, kann man auch eine Reihe dünner Strahlen von kreisförmiger oder ovaler Gestalt zur Zertheilung der flüssigen Schlacke anwenden. Wenn man den Dampfstrahl und den Dampfdruck gehörig regulirt, so wird der größte Theil der Schlacke in einen faserigen Zustand versetzt, vermöge dessen sie durch jeden vorbeiziehenden Luftstrom leicht weggeführt werden kann. Um dieß zu verhindern, ist die Anlage einer zur Aufnahme des faserigen Materials dienenden Kammer, dem Ofen gegenüber, erforderlich. Dieselbe hat am besten eine conische Form und wird von Zeit zu Zeit mittelst einer Kratze oder Hacke geleert. Die weniger fein zertheilten Schlackenpartikel nehmen Schrotform an; bei gehöriger Regulirung des Dampfstrahls, welche nach einiger Uebung leicht ist, erhält man indessen mehr Schlackenfasern, als Schlackenkörnchen. Soll die zertheilte Schlacke zur oberflächlichen Düngung ohne nachfolgendes Unterpflügen dienen, so muß sie in feineres Pulver verwandelt werden. Zum Eingraben oder Einpflügen in den Boden bedarf sie einer weiteren Behandlung nicht.