Titel: Galibert's Respirationsapparat.
Fundstelle: Band 174, Jahrgang 1864, Nr. CIX., S. 431
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CIX. Galibert's Respirationsapparat. Galibert's Respirationsapparat. Um in verdorbene Grubenluft (kohlensaure, schlagende, brandige Wetter etc.) eintreten und sich kürzere oder längere Zeit darin aufhalten zu können, sind schon seit längerer Zeit verschiedene Mittel in Vorschlag und Anwendung gebracht, die darauf hinauslaufen, entweder durch chemische Mittel die giftigen Gase aus der Luft auszuscheiden oder durch mechanische Vorrichtungen dem Eintretenden respirable Luft zuzuführen. Sämmtliche Mittel haben sich im Allgemeinen als unzureichend herausgestellt, indem diejenigen der ersten Art nur auf kurze Zeit wirken, die der letzteren Classe in ihrer Anwendung sehr beschwerlich sind und doch nicht den erwünschten Grad von Sicherheit geben. Wir brauchen in dieser Beziehung nur an den Robert'schen Apparat, an die Maske von Rosier, an den Apparat von v. Humboldt etc. zu erinnern. Letzterer hat die Eigenthümlichkeit, daß die an Mund und Nase des in die bösen Wetter sich Wagenden befestigte Respirationsröhre nicht aus größerer Entfernung athembare Luft zuführt, sondern aus einem besonderen Luftbehälter, welchen der Mensch auf seinem Rücken in Form eines Tornisters oder Sackes, oder auf einem kleinen Wagen in Gestalt eines Gasometers mit sich fortbewegt. Dieser Apparat hat verschiedene Modificationen, unter anderen durch die französischen Ingenieure Boisse und Roucayrol (in neuerer Zeit), erlitten, ohne die Erwartungen zur Genüge befriedigt zu haben. Ob nun überhaupt der Zweck durch einen tragbaren Apparat, der nur verhältnißmäßig geringe Volumina Luft fassen kann und die freie Bewegung des Arbeiters in dem Grubenbaue erschwert, möglichst vollständig erreicht werden wird, wollen wir dahin gestellt seyn lassen, jedoch nicht verfehlen, unsere Leser mit einer vor Kurzem durch Galibert in Paris abgeänderten Form bekannt zu machen, die sich von der früheren dadurch unterscheidet, daß die bei diesen gebräuchlichen Exspirations- und Aspirationsventile fehlen und die ausgeathmete Luft in den Behälter zurücktritt, der als Luftreservoir dient und aus dem geathmet wird. Dadurch wird der Vortheil minderer Beschwerlichkeit, größerer Sicherheit und längeren Vorhaltes des reservirten Luftvolumens erreicht. Nach einem in den Annales des mines, t. V, 1. liv. 1864 abgedruckten Berichte des Professors Callon, welchem ministerialseitig die Prüfung des fraglichen Apparates übertragen wurde, besteht letzterer aus folgenden wesentlichen Theilen: 1) aus einem Holzstück von der Form und den Dimensionen des zum Athmen geöffneten menschlichen Mundes (Mundstück); 2) aus zwei an diesem Mundstück befestigten Kautschukschläuchen, deren Länge von den Umständen abhängt, unter denen sie Anwendung finden; 3) aus einer Zange, zum Verschließen der Nasenöffnungen bestimmt. Das Mundstück wird zwischen den Zähnen festgehalten, aber so, daß der Operateur mit der Zunge die Oeffnungen desselben geschlossen halten kann. Beim Einathmen wird die eine, beim Ausathmen die andere Oeffnung geschlossen, so daß die Zunge gewissermaßen abwechselnd die Stelle der Ein- und Auslaßventile der älteren Apparate vertritt. Die eine der beiden Röhren führt daher die Luft zum Einathmen zu, die andere die ausgeathmete Luft ab. Das regelmäßige Spiel der Zunge zu diesem Zwecke soll sich sehr leicht ausführen lassen. Handelt es sich darum, in einen Brunnen oder wenig tiefen Schacht einzusteigen, so kann mindestens eines der Kautschukrohre, das Aspirationsrohr, so lang genommen werden, daß es vom Tage frische Luft zuführt, während ein sehr kurzes Exspirationsrohr genügt. Um aber den nachtheiligen Folgen eines falschen Manövrirens der Zunge nicht ausgesetzt zu seyn, ist es besser, auch dieses Rohr zu Tage auszuführen. Es braucht kaum hinzugefügt zu werden, daß die Kautschukschläuche durch eine leicht im Innern derselben anzubringende Drahtspirale offen erhalten werden müssen. Ein lichter Durchmesser von 2 bis 3 Centimet. genügt bei Schläuchen von 25 bis 30 Metern Länge. Wird es erforderlich, sich auf größere Entfernungen in schlechte Wetter zu begeben, wie z.B. in ein Grubengebäude nach stattgehabter Explosion schlagender Wetter, oder in einen District, wo sich ein Grubenbrand entwickelt etc., so ist die vorhin bezeichnete Anwendung der Kautschukschläuche nicht mehr ausführbar; der in die verdorbene Grubenluft Einfahrende muß sich alsdann mit einem Vorrathe respirabler Luft versehen und diesen mit sich führen. Nach Galibert ist alsdann in folgender Weise zu operiren. Der Apparat muß außer den bereits erwähnten Theilen noch aus einem Luftreservoir bestehen, ähnlich den Schläuchen, deren man in Spanien zum Transport des Weines sich bedient. Dieser Schlauch, etwa 50 Liter Luft fassend, wird dem Arbeiter mittelst Schulter – und Leibriemens auf dem Rücken befestigt und im oberen Theile mit dem Exspirationsrohre, im unteren mit dem Aspirationsrohre in Communication gesetzt, der Art, daß die ausgeathmete wärmere Luft sich so wenig als möglich mit der einzuathmenden Luft vermischen kann. Auf diese Weise athmet der Mensch eine mehr oder weniger reine Luft ein, je nachdem er sich kürzere oder längere Zeit in den schlechten Wettern aufhält, und man kann voraussetzen, daß von dem Augenblicke an, wo er sich ermüdet fühlt, er noch Zeit genug haben wird, sich unbeschädigt zurückzuziehen. Zur Conservirung des Apparates wird vorgeschlagen, denselben von Zeit zu Zeit anzufeuchten oder ganz mit Wasser gefüllt zu erhalten. Soll er benutzt werden, so wird er mittelst eines ordinären Blasebalges mit Luft gefüllt. Im Exspirationsrohre glaubt man noch zweckentsprechend einen Recipienten anbringen zu können, der, mit Aetzkalk in fester Form oder mit einem in Aetzkalilösung getränkten Schwamm gefüllt, die Kohlensäure der ausgeathmeten Luft zurückhält. Ein Apparat von 50 Liter Inhalt genügt zu 15 bis 20 Minuten Aufenthalt in irrespirabler Luft und kostet 70 bis 80 Francs. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1864, Nr. 37.)