Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. , S. 79 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der atlantische Telegraph.
Es wird gegenwärtig ein neuer Versuch zur Legung eines Kabels zwischen Neufundland
und Irland vorbereitet. Bekanntlich hatte sich die Gesellschaft des alten
atlantischen Telegraphen nach der Zerstörung des Kabels im J. 1858 nicht aufgelöst,
vielmehr ihre Absicht kund gegeben, das Unternehmen bei gelegener Zeit wieder
aufzunehmen. Nachdem die Ursachen des früheren Fehlschlages durch die seitdem
ausgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen einigermaßen festgestellt erschienen
und in Folge der genaueren Untersuchungen der Meerestiefen die Hoffnung auf
Auffindung einer günstigeren Route ziemlich geschwunden war, hat die Direction der
gedachten Gesellschaft sich an das wissenschaftliche Comité gewendet, welches
vom Board of trade (Handelsministerium) im Jahre 1859
zur Untersuchung der Frage der unterseeischen Telegraphie niedergesetzt worden, und
dessen Ansicht über die Ausführbarkeit einer directen Linie nach Neufundland
erbeten. Der unterm 13. Juli 1863 ertheilte Bescheid war ermuthigend; er lautete
dahin, daß wenn die Construction des Kabels passend gewählt und bei der Fabrication,
Prüfung und Legung desselben die erforderliche Sorgfalt und Umsicht angewendet
würde, alle Aussicht vorhanden sey, daß ein solches Kabel nicht nur in der ersten
Zeit nach glücklich vollbrachter Legung, sondern eine Reihe von Jahren hindurch in
betriebsfähigem Zustande seyn würde. Es wurde demnächst eine Subscription auf neue
Actien eröffnet und sodann eine Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen für die
Construction des Kabels nebst Musterproben erlassen. Die eingegangenen Vorschläge
und Proben wurden einem wissenschaftlichen Comité, bestehend aus den Herren:
Capitän Douglas Galton, William Fairbairn, Charles
Wheatstone, William Thomson
und Joseph Whitworth, zur Prüfung und Auswahl vorgelegt.
Das Comité entschied sich einstimmig für die von Glaß,
Elliot und Comp. eingereichte Kabelprobe Nr. 46.
Die Construction dieser Probe, die in dem unten abgedruckten Circular näher
angegeben ist, wurde adoptirt; ebenso hat die Gesellschaft auf Anrathen des
Comité die Lieferungsofferten der HHrn. Glaß,
Elliot und Comp. angenommen, welche dahin gehen,
daß die genannte Firma die Lieferung, Anfertigung (unter steter Aufsicht der
Ingenieure der Gesellschaft) und Legung des Kabels gegen eine feste Summe von
700,000 Pfd. Sterl. und eine nur im Falle des dauernd günstigen Erfolges zu
gewährende Prämie von 137,000 Pfd. Sterl. in Antheilscheinen der Gesellschaft des
alten Kabels auf ihre eigene Gefahr und unter Zahlungsbedingungen, die für die
Gesellschaft sehr vortheilhaft sind, übernimmt.
Die HHrn. Prof. Thomson und Cromwell Fleetwood Varley, deren Kräfte für das Unternehmen ebenfalls
gewonnen worden, haben ferner in Bezug auf die Zahl der Worte, welche bei
verschiedenen Kabelconstructionen auf der in Frage stehenden Linie in der Minute
werden befördert werden können, nach ihren Versuchen und Berechnungen die folgende
Tafel vorgelegt. Die wirkliche Länge des zwischen Irland und Neufundland zu legenden
Kabels ist darin mit Rücksicht auf die Unebenheiten des Meerbodens, Verlust beim
Legen etc. auf 1880 Seemeilen angenommen.
Gewicht pro
Seemeile
Worte
derKupferdrahtseele.
derIsolirschicht.
dergesammtenKabelkernes.
per Minute bei1880
Seemeil.Länge.
Pfund.
Pfund.
Pfund.
107
261
368
3,5
143
224
367
4
225
275
500
5,8
275
325
600
7
214
522
736
7
286
448
734
8
300
400
700
8
325
375
700
8,25
350
350
700
8,4
400
400
800
9,5
400
425
825
9,8
400
450
850
10,03
321
783
1104
10,5
450
450
900
10,7
400
475
875
10,25
400
500
900
10,44
429
672
1101
12
428
1044
1472
14
572
896
1468
16
Prof. Thomson meint sogar, daß bei Wahl geeigneter
Apparate noch eine weit größere Geschwindigkeit sich erzielen lassen würde.
Das Kabel ist jetzt in den Werken der Unternehmer in voller Ausführung begriffen und
schon ziemlich weit vorgeschritten. Die Legung soll mittelst des zu dem Ende
angekauften bekannten Riesendampfschiffes
„Great-Eastern“ geschehen, und zwar im Sommer
1865.
Die Directoren der Atlantic Telegraph-Company
haben ein, auch die Beschreibung der Kabel enthaltendes, gedrucktes Programm des
neuen Unternehmens verbreitet, von dem Hr. C. F. Varley
unter gütiger Vermittelung des Hrn. C. Frischen uns ein
Exemplar zugestellt hat; wir lassen seine Uebersetzung hier folgen:
Stand des Capitals, wenn das Kabel in
erfolgreicher Thätigkeit ist:
Alte Actien
Pfd. Sterl.
600000
8procentige Vorzugsactien
(Stamm-Prioritätsactien)
„
600000
In zwei Jahren zahlbare Obligationen mit 5 Proc.
Zinsen
„
100000
–––––––––––––––––––
„
1,300000
Calculationen, welche die Einkünfte zeigen, die aus dem Kabel
gezogen werden können, zu dem man sich nun entschlossen, bei folgenden
Arbeits- und Tarif-Raten:
Hr. C. F. Varley, Elektriker bei der Electric and
International-Telegraphen-Gesellschaft und Professor Will. Thomson in Glasgow, haben nach einer langen Reihe von
Versuchen festgestellt, daß das Kabel, zu dem man sich jetzt entschlossen hat, durch
den atlantischen Ocean zwischen Irland und Neufundland, mit einer Geschwindigkeit
von wenigstens 8 Worten per Minute arbeiten wird;
reduciren wir jedoch diese Schätzung um 25 Proc., sagen also nur 6 Worte per Minute und rechnen die tägliche Arbeitsdauer zu 24
Stunden, was in Betracht des beträchtlichen Umfangs des Verkehrs nothwendig seyn
wird, so ergibt sich folgendes Resultat:
Minuten
60
Worte per Minute
6
––––––––
Worte per Stunde
360
Stunden per Tag
24
––––––––
Worte per Tag von 24
Stunden
8640
Tage pro Jahr
300
––––––––
Worte per Jahr von 300
Tagen
2,592000
Getheilt durch Anzahl der Worte einer Depesche
20
Depeschen per Jahr (oder 432 per Tag)
129600
Preis der Depesche
Pfd. Sterl
5
––––––––
per Jahr zu 300 Tagen
648000
Abzug von 1/3 für Zufälligkeiten
216000
––––––––
Einnahme pro Jahr nur zu 300
Arbeitstage gerechnet
Pfd. Sterl. 432000
Ausgaben.
Arbeitende Kräfte auf den Stationen in
Irland u. Neufundland u. Bureaukosten in
London, etwa
Pfd. Sterl.
15000
8 Proc. Dividende auf Vorzugs-Actien
48000
5 Proc. Zinsen auf Obligationen
5000
4 Proc. Zinsen auf alte Actien
24000
––––––
92000
––––––––––––––––
Läßt einen Ueberschuß von
Pfd. Sterl
340000
was eine Ueber-Dividende von mehr als 24 Proc. auf's
ganze Capital gibt, altes und neues, die Dividende auf Vorzugsactien erhöhend auf 33
Proc. und auf alte Actien auf 29 Proc. und für Zufälligkeiten noch ein Surplus von
40000 Pfd. Sterl. läßt, neben den Subsidien der englischen Regierung von jährlich
20000 Pfd. Sterl. und der Regierung der Vereinigten Staaten von jährlich 70000 Doll.
(14000 Pfd. Sterl.) auf 25 Jahre jedes, und dem Rabatt, der von anderen
Telegraphen-Gesellschaften für alle Geschäfte, die durch ihre Leitungen zu
und von dem Kabel kommen, bewilligt ist.
Die Reducirungen in obigen Berechnungen entsprechen einer Reducirung der von den
Herren Varley und Thomson als
Minimum des zu erreichenden Maaßes festgesetzten Geschwindigkeit von 8 Worten per Minute, um 50 Proc.
Vergleichende Beschreibungen,
beziehentlich des zwischen Irland und Neufundland von der atlantischen
Telegraphen-Gesellschaft im Jahre 1858 eingesenkten Kabels und des
Kabels, das nun für dieselbe Gesellschaft von Glaß, Elliot und Comp. zu
Morden-Wharf, East-Greenwich, angefertigt wird.
Altes atlantisches Kabel 1858.
Leitung. Ein Kupferstrang bestehend aus 7 Drähten (6
um einen herum gelegt) und 107 Pfd. wiegend auf die Seemeile.
Isolation. Gutta-percha in drei Lagen und 261
Pfund per Knoten wiegend.
Aeußerer Schutz. 18 Stränge von
Holzkohlen-Eisendraht, jeder bestehend aus 7 Drähten (6 um einen herum
gelegt) spiralförmig um den Kern gelegt, welch' letzterer fürsorglich mit einer
Bekleidung von in Theermischung getränktem Hanf gepolstert war. Die einzelnen
Drähte waren jeder Nr. 22 1/2 des Drahtmaaßes, der vollständige Strang Nr. 14
der Drahtlehre.
Gewicht in der Luft. 20 Ctr. pro Seemeile.
Gewicht im Wasser. 13,4 Ctr. pro Seemeile.
Zerreißungs-Festigkeit. 3 Tonnen 5 Ctr., oder
4,85mal so viel als sein Gewicht im Wasser per
Knoten beträgt, d.h. es würde auf etwas weniger als 5 Meilen Wassertiefe frei
hängend sein eigenes Gewicht tragen.
Größte vorkommende Wassertiefe. 2400 Fäden (à 6 Fuß) oder weniger als 2 1/2 Seemeile
Tiefe.
Die contractlich festgesetzte Bruchfestigkeit betrug
das 4,85fache seines Gewichtes per Seemeile im
Wasser, also, ein Knoten zu 1014 Fäden gerechnet,
(1014 × 4,85)/2400 = 49179/2400 = 2,05 mal
so groß als die für die größte vorkommende Wassertiefe erforderliche Stärke.
Neues atlantisches Kabel 1864.
Leitung. Ein Kupferstrang bestehend aus 7 Drähten (6
um einen herum gelegt) und 300 Pfd. per Seemeile
wiegend, der Dauerbarkeit wegen in Chatterton'sche
Masse gehüllt. Maaß des einzelnen Drahtes 0,48 = Nr. 18 des gewöhnlichen
Drahtmaaßes. Maaß des Stranges 1,44 = Nr. 10 der gewöhnlichen Drahtlehre.
Isolation. Gutta-percha, von der vier Lagen
abwechselnd mit vier dünnen Lagen Chatterton'scher
Masse angelegt sind. Das Gewicht der ganzen Isolation 400 Pfd. per Seemeile. Durchmesser des Kerns 0,464, Umfang
desselben 1,392.
Aeußerer Schutz. Zehn solide Drähte von 0,095 Maaß
(Nr. 13 der Lehre) aus Webster's und Horsfall's homogenem Eisen gezogen, jeder Draht
einzeln mit 5 Strängen von mit einer conservirenden Masse gesättigtem
Manilla-Garn umgeben und das Ganze spiralförmig um den Kern gelegt,
welch' letzterer mit gewöhnlichem Hanf, mit conservirender Masse getränkt,
umwickelt ist.
Gewicht in der Luft 35 3/4 Ctr. pro Seemeile.
Gewicht im Wasser 14 Ctr. pro Seemeile.
Zerreißungs-Festigkeit. 7 Tonnen 15 Ctr., oder
das 11fache seines Gewichts im Wasser per Knoten, d.h. es wird bei 11 Meilen
Wassertiefe sein eigenes Gewicht tragen.
Größte vorkommende Wassertiefe. 2400 Fäden oder
weniger als 2 1/2 Seemeilen Tiefe.
Die contractlich festgesetzte Bruchfestigkeit beträgt
das 11fache seines Gewichtes per Seemeile im Wasser,
also, ein Knoten zu 1014 Fäden gerechnet,
1,014 × 11 = 11154/2400 = 4,64 mal
so groß als die für die größte vorkommende Wassertiefe erforderliche Stärke.
Die Geschwindigkeit der Arbeit durch das neue Kabel mit den gegenwärtigen
verbesserten Instrumenten soll nach Versicherung der Herren Thomson und 35 Varley
nicht weniger als 8 Worte per Minute betragen.
Capitän Douglas Galton, William Fairbairn, Charles Wheatstone, William Thomson und Joseph Whitworth, welche das von den Direktoren der atlantischen
Telegraphen-Gesellschaft zur Prüfung aller der Gesellschaft eingereichten
Proben und Anerbieten eingesetzte wissenschaftliche Comité bildeten,
empfahlen einstimmig die Constructionsprobe der Herren Glaß, Elliot u. Comp. zu adoptiren und das
Anerbieten derselben bezüglich der Anfertigung und Legung des Kabels anzunehmen.
(Zeitschrift des deutsch-österreichischen Telegraphenvereins, 1864 S.
71.)
Brittische Stahlfabrication.
Der Sitz der englischen Stahlfabrication und Stahlverarbeitung ist Sheffield. Man
verarbeitet daselbst jährlich an 304,800 Zollcentner aus englischem Kohksroheisen
gewonnenes Stahleisen auf Wagenfedern und geringere Stahlwaaren, so wie zu den
besseren Stahlwaaren an 700,000 Ctr. importirtes schwedisches Stabeisen nach
vorheriger Cementation. Daneben werden große Mengen Bessemerstahl und Homogenstahl
verarbeitet. Der aus englischem Roheisen erzeugte Bessemerstahl besitzt wenig Elasticität, ist keiner brauchbaren Härtung
fähig, eignet sich weder zu Federn, noch zu Schneidewaaren, wird deßhalb wohl nur
Bessemermetall genannt und dient als ein etwas
kohlenstoffreiches, daher hartes und sehr festes Schmiedeeisen statt eines solchen,
z.B. zu Eisenbahnschienen, Tyres, Dampfkesselblech etc. Er zeigt nicht diejenigen
Fehler des gewöhnlichen Stabeisens, welche dadurch entstehen, daß letzteres am Ende
des Frischens nicht, wie das Bessemermetall, flüssig geworden. Soll das englische
Bessemermetall zu Schneidewaaren verarbeitet werden, so bedarf es eines Umschmelzens
desselben in Tiegeln mit Braunstein und Holzkohle. Der schwedische Bessemerstahl ist
von besserer Qualität, härtungsfähig und direct als Werkzeugstahl zu verwenden.
– Der Homogenstahl (homogeneous steel), durch Schmelzen von englischem Stabeisen mit gewissen,
geheim gehaltenen Zusätzen, zuweilen nur Kohle bereitet, gleicht in seiner
Constitution dem Bessemermetall, ist ein hartes Stabeisen, läßt sich ebenfalls nicht
härten und wird z.B. zu Dampfkesselblechen verarbeitet. (Amtlicher Bericht über die
Londoner Industrie-Ausstellung von 1862.)
Fabrication emaillirter Tafeln aus Eisenblech mit Hausnummern,
Straßennamen und Inschriften aller Art, von Gebrüder
Schultheiß in St. Georgen (badischer Schwarzwald).
Nicht bloß in Frankreich, wie man nach einer Notiz „über Bezeichnung der
Straßen“ in diesem Journal Bd.
CLXIII S. 155 glauben könnte, werden emaillirte Tafeln aus Eisenblech mit
Hausnummern, Straßennamen etc. fabricirt, sondern auch seit sieben Jahren innerhalb
des deutschen Zollvereins durch Gebr. Schultheiß in St.
Georgen auf dem badischen Schwarzwald. Die emaillirten Tafeln dieser Fabrikanten
sind, wie die aus Frankreich bezogenen, mit weißer Schrift oder Ziffern auf dem
blauen Grunde versehen und wenigstens eben so schön und dauerhaft wie jene, dabei
etwas billiger (2 1/3 Frauken die Hausnummern, 10 Franken die Straßennamen).
Unseres Wissens hat sich in Deutschland noch keine Stadt mit emaillirten Straßennamen
und Hausnummern geschmückt; in der Schweiz sind aber bereits zahlreiche Städte mit
solchen (aus Frankreich bezogenen) versehen.
Von den genannten Fabrikanten werden auch weiß emaillirte Eisenblechtafeln (und zwar
eben so schön wie bisher von Anderen emaillirtes Kupferblech) von jeder Größe bis zu
10 Quadratfuß mit schwarzen, glänzend eingeschmolzenen Zahlen und Inschriften aller
Art angefertigt.
Diese emaillirten Tafeln sind von unzerstörbarer Dauer; sie lassen sich wie Porzellan
und Glas leicht rein halten und im Freien reinigt sie der Regen von selbst.
Ohne Zahlen und Schrift lassen sie sich daher auch sehr zweckmäßig für Thürschonung,
Kamin-Einfassung, Waschtische, Einlagen in Meubles etc. verwenden.
Emaillirte Zifferblätter für Uhren jeder Art und Größe,
sowie Scalen für Gasometer, Barometer etc., sowohl aus Eisen- als aus
Kupferblech, werden von dem genannten Hause schon seit 25 Jahren fabricirt.
Dasselbe liefert jetzt auch Abrauchschalen, deren bleifreies Email kochenden Säuren
widersteht.
Für die Güte der Producte der Gebr. Schultheiß bürgen die
Preismedaillen, welche diese Fabrikanten bei der Industrie-Ausstellung des
Schwarzwaldes zu Villingen i. J. 1858, bei derjenigen zu Besançon i. J. 1859,
bei der badischen Industrie-Ausstellung zu Carlsruhe i. J. 1861, endlich bei
der Londoner allgemeinen Industrie-Ausstellung i. J. 1862 erhalten haben.
D.
Ueber eine neue Verzierung von Glasscheiben; von Professor Böttger.
Ein sowohl in wissenschaftlicher wie in industrieller Hinsicht recht interessantes,
dabei außerordentlich leicht in Ausführung zu bringendes Verfahren, Glasgefäße aller
Art, insbesondere Glasscheiben mit einem festhaftenden krystallinischen Ueberzuge zu versehen,
ward mit jüngst von Hrn. F. Kuhlmann
jun. in allgemeinen Umrissen mitgetheilt und hiernach
von mit weiter experimentell verfolgt. Ich habe dabei die überraschendsten Resultate
erlangt, die nicht mehr zweifelhaft lassen, daß das erwähnte Verfahren in Kurzem
schon bei der Decoration z.B. von Pavillon- und Vorplatz-Fenstern u.
dergl. werde eine praktische Anwendung finden.
Man löse zu dem Ende in möglichst concentrirten wässerigen Salzsolutionen, z.B.
schwefelsaurem Zinkoxyd, schwefelsaurer Magnesia u.s.w. eine entsprechende Menge Dextrin (weniger gut eignet sich arabisches Gummi und
Traganth) auf, filtrire das Gemisch durch weißes Fließpapier, bestreiche mit dem
klaren Filtrate (unter Mitanwendung eines feinen breiten Pinsels) Glasscheiben
gleichförmig dünn, und lasse dieselben dann bei gewöhnlicher mittlerer Temperatur etwa eine Viertelstunde
lang ruhig in waagrechter Lage liegen. Bei der langsam erfolgenden Verdunstung des
Wassers sieht man nun innerhalb dieser kurzen Zeit, nach gehöriger Ausführung,
allmählich auf den Glastafeln wundervoll schöne Krystallgruppen (den Eisblumen auf
gefrorenen Fensterscheiben frappant ähnlich) sich bilden, die dem Glase so fest
anhaften, daß sie eine starke Reibung vertragen, übrigens aber auch durch
nachträgliches Bestreichen mit einer alkoholischen Schellacklösung dauernd fixirt
werden können. Einen besonders schönen Effect geben bei durchfallendem Lichte farbige Glasscheiben, weßhalb solche in vielen Fällen
auch zur Ausschmückung z.B. von Corridoren u. dergl. eine recht nützliche Anwendung
finden dürften.
Für wissenschaftliche Zwecke, z.B. um Krystalle auf ihr optisches Verhalten, unter
anderen auf ihr Verhalten zu polarisirtem Lichte zu prüfen, genügt es, die erwähnten
mit krystallinischen Gebilden versehenen Glasscheiben mit einer Auflösung von
Collodium zu überschütten und das trockene Collodiumhäutchen dann vorsichtig davon
abzuheben. Verfährt man behutsam dabei, dann gelingt es leicht, die ganze
Krystallgruppe von der Glastafel abzuziehen und sie dem glashellen dünnen
Collodiumhäutchen einzuverleiben. (Böttger's
polytechnisches Notizblatt, 1864, Nr. 19.)
Ueber Dr. Bothe's neues Verfahren der Glasversilberung; von Prof. Böttger.
Das Neue und Eigenthümliche dieser (bereits in diesem Journal Bd. CLXXIII S. 292 mitgetheilten)
interessanten Methode besteht in der Benutzung eines merkwürdigen Reductionsmittels,
nämlich eines von Dr. Bothe
in Saarbrücken entdeckten Silbersalzes mit einer neuen
organischen Säure, welche er Oxyweinsäure genannt. Dieses Reductionsmittel erhält
man, wenn man gewöhnliches frisch gefälltes weinsaures Silberoxyd in einer
hinreichenden Menge destillirten Wassers in der Siedhitze
anhaltend behandelt, respective löst. Die erkaltete Lösung enthält dann das neue
Silbersalz mit der erwähnten stark reducirenden Eigenschaft.
Nach einer von uns ermittelten, etwas vereinfachten Weise, läßt sich das Bothe'sche neue Versilberungsverfahren des Glases
folgendermaßen in Ausführung bringen: Die Reductionsflüssigkeit erhält man hiernach,
indem man 1 Drachme (Quentchen) salpetersaures Silberoxyd (sogenannten Höllenstein)
in circa 1 Unze destillirtem Wasser löst und diese
Lösung in eine in's heftigste Sieden gebrachte Auflösung von weinsaurem
Kali-Natron, sogenannten Seignettesalz, (bestehend aus 48 Gran dieses Salzes und 48 Unzen destillirten Wassers) nach und nach einschüttet, das Ganze circa 5 bis 10 Minuten im Sieden erhält, dann erkalten
läßt und durch weißes Fließpapier filtrirt. Als Versilberungsflüssigkeit dient das
salpetersaure Silberoxyd-Ammoniak, in welcher man jedoch kein Ammoniak
vorwalten lassen darf. Man erhält dieselbe, indem man 1 Drachme Höllenstein in circa 1 Unze destillirtem Wasser löst, dazu so lange
Aetzammoniakflüssigkeit tropfenweise hinzufügt, bis die hierdurch entstehende
Trübung oder der Niederschlag eben wieder zu verschwinden beginnt, dann schließlich
noch 12 Unzen destillirtes Wasser zusetzt und gleichfalls filtrirt. Will man nun ein
Plan- oder Hohlglas versilbern, so vermischt man von dieser
Versilberungsflüssigkeit und der erwähnten Reductionsflüssigkeit gleiche Raumtheile, überschüttet oder füllt in circa 1/2 Zoll dicker Schicht mit diesem vollkommen
klaren ungefärbten Gemisch die Gläser, und hat dann die Freude, schon nach Verlauf
von 19 Minuten (nicht, wie nach Dr. Bothe's Angabe, in 3 bis 4 Stunden) die
Gläser mit einer spiegelglänzenden, festhaftenden Schicht Silbers bekleidet zu
sehen. Wiederholt man diesen Proceß noch ein einziges Mal, so erlangt die
Silberschicht eine solche Stärke, daß sie völlig undurchsichtig erscheint und nun
die Rückseite derselben (insbesondere die der Planspiegel) zum Schutz mit einem aus
in Benzol gelöstem Asphalt bestehenden Firniß überzogen werden kann. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1864, Nr. 19.)
Nobel'sches Sprengpulver.
Mehrfach ist in diesem Journal das neue Sprengpulver (Nitro-Glycerin)
besprochen worden, welches in Stockholm von dem Ingenieur Nobel angefertigt wird. Berichten aus Stockholm zufolge ist am 3.
September d. J. die Nitro-Glycerin-Fabrik des genannten Ingenieurs in
die Luft geflogen. Es verlautet darüber Folgendes: Der jüngste Sohn des Ingenieurs
Emil Nobel, war mit einem Technologen Hertzman mit Experimenten beschäftigt gewesen, die zum
Zwecke hatten, eine einfachere Bereitungsweise des Nitro-Glycerins
herzustellen, welche es zugleich leichter explodiren mache. Durch eine
Unvorsichtigkeit entstand eine Explosion, welche sich dem übrigen in offenen
Behältern verwahrten Nitro-Glycerin mittheilte. Letzterer Stoff entzündet
sich bekanntlich nur bei einer Hitze von 180° C. oder durch die Explosion
eines Gegenstandes an seiner Oberfläche. E. Nobel und der
Technolog nebst einem jüngeren Knaben und einem 19jährigen Mädchen, welche
hilfreiche Hand beim Experimentiren leisteten, wurden total verbrannt an
verschiedene Stellen geworfen. In der Fabrik waren ungefähr 200 Pfd.
Nitro-Glycerin, welche an Kraft einer Pulvermenge von 1200 Pfd. entsprechen,
außerdem einige 100 Pfd. Salpeter und Schwefelsäure. (Berggeist, 1864, Nr. 74.)
Vorrichtung zum Gasometer-Verschluß von Dr. Christomanos.
In der Beschreibung dieser Vorrichtung im 2. Septemberheft (Bd. CLXXIII S.
434–436) lese man Seite 436 Zeile 11 von Oben „öffnet man auch den
Hahn 2“ statt „schließt man.“
Die Redaction.
Zerfallen des Salmiaks in kochendem Wasser.
Die Beobachtung, daß H. Rose's Methode der Scheidung der
Thonerde von Kalk und Magnesia bisweilen, wenn zu lange gekocht wird, nicht gelingt,
indem die von Ammoniak
völlig frei gekochte Lösung wieder sauer wird und Thonerde löst, brachte R. Fittig auf den Gedanken, daß der Salmiak schon bei
Kochhitze im Wasser sich zerlege und diese Muthmaßung ist durch specielle Versuche
völlig bestätigt worden (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXXVIII S. 189).
Es wurde völlig reiner, selbst dargestellter Salmiak mit allen erdenklichen
Vorsichtsmaßregeln in reinem Wasser gelöst, mit Salzsäure angesäuert und nun einer
Destillation unterworfen, bei welcher die Producte verdichtet und in bestimmten
Intervallen untersucht wurden. Es wurde das Destillat mit gerötheter Lackmustinctur
versetzt, die sich sogleich blau färbte, und mit titrirter Salzsäure neutralisirt;
andererseits prüfte man den Retorteninhalt mit einer titrirten Natronlösung.
Es zeigte sich, daß, wenn man 10 Grm. Salmiak in 400 Kub. Cent. Wasser successiv bis
auf 50 Kub. Cent. Rückstand abdestillirt hatte, sich so viel Ammoniak verflüchtigte,
daß es 1/2 Proc. von dem im Salmiak enthaltenen ausmachte; daß ferner die größte
Quantität desselben im Anfang der Operation fortgieng und daß nachher (nach den
zweiten 30 Kub. Cent.) eine gewisse Constanz eintrat.
Diese Versuche beweisen noch schlagender als diejenigen von Pebal (polytechn. Journal Bd. CLXVIII S.
237) ein Zerfallen des Salmiaks in höherer Temperatur, da hier keine
Diffusion durch Diaphragmen als Ursache des Zerfallens eingewendet werden kann.
(Journal für praktische Chemie, Bd. XCII S. 379.)
Untersuchung von Farbstofflösungen im Sonnenspectrum; von Dr. Julius Haerlin.
Aus der deutschen Industriezeitung gieng in mehrere technische ZeitschriftenPolytechn. Journal Bd. CLXXI S.
398. ein Aufsatz über, betreffend eine neue Methode, die Intensität von
Farbstofflösungen auf spectralanalytischem Wege zu untersuchen. Als Entdecker wurde
Hr. Dr. Hugo Schiff genannt,
welche Angabe jedoch zu berichtigen ist.
Das eigenthümliche Verhalten von Farbstofflösungen zum Sonnenspectrum ist längst
bekannt, und stellte hierüber zuerst Brewster, dann J.
Müller (Poggendorff's
Annalen der Physik und Chemie, Bd. LXXII S. 76), später Hoppe-Seyler (Virchow's Archiv, Bd. XXVIII) Untersuchungen an; erstere behandelten rein
physikalische Fragen, letzterer dagegen machte schon auf den praktischen Nutzen der
Untersuchung der Farbstofflösungen mittelst des Sonnenspectrums aufmerksam, was mich
hauptsächlich veranlaßte, eine Reihe von Farbstofflösungen in ihren verschiedenen
Concentrationen zu untersuchen. Die Resultate dieser Untersuchungen veröffentlichte
ich im August 1862 (Poggendorff's Annalen Bd. CXVIII S.
70). Das Verhältniß der Absorption der Lichtstrahlen zur Concentration stellte ich
graphisch dar, und finden sich ebendaselbst die Absorptionscurven der Lösungen von:
Rosein, Anilinblau, Anilinviolett, Blauholz, Fernambuk, Persio, Cochenille
(alkalischer Auszug), Sandelholz, Indigo, Berlinerblau und Pikrinsäure.
Als die merkwürdigsten Resultate dieser Arbeit führe ich an:
1) Farbstoffe, welche in ihrer Mischfarbe in gewissen Concentrationen im weißen
Lichte nicht wohl zu unterscheiden sind, können total verschiedene Einwirkung auf
einzelne Theile des Spectrums haben;
2) nirgends zeigen sich so häufig kräftige Unterschiede in der Absorptionsintensität
für benachbarte Spectraltheile als im Gelb und Gelbgrün;
3) besonders gute Erkennung gibt die Spectraluntersuchung für folgende Farbstoffe:
rothe, violette und blaue Anilinfarbstoffe, Blauholz, Fernambuk, Persio, Lackmus,
Cochenille, Murexid, Limarothholz, Alizarin, Sandelholz, Indigo, Berlinerblau,
Drachenblut, Safran, Orlean, Pikrinsäure, Curcuma.
Waldau bei Heilbronn, im September 1864.
Reinigung des Alkohols aus Kartoffeln und
Runkelrübenmelasse.
Menn auch der Weingeist aus Kartoffeln durch fractionirte Destillation, so wie durch
Behandeln mit Kohle leicht und vollständig entfuselt werden kann, so erzielt man mit
demselben Verfahren beim Spiritus aus der Runkelrübenmelasse nur sehr unvollkommene
Resultate. Dieser Spiritus hält selbst nach vielfachen Depurationsmanipulationen
einen Geruch bei, der ihn für die meisten Fälle der Anwendung unbrauchbar macht. Da
specielle Reinigungsmethoden nicht bekannt worden sind, so mag folgende im Kleinen
versuchte hier einen Platz finden, da sie nicht nur das beste Resultat, sondern auch
einen Runkelrübenspiritus lieferte, welcher dem gereinigten Kartoffelspiritus des
Handels nicht im geringsten nachstand. In sofern die Methode im Uebrigen unter
gewissen Vorbedingungen nicht kostspielig ist, so dürfte sie sich vielleicht
verbessert und modificirt in die Praxis einführen.
Der durch eine Schicht an der Luft zerfallenen gebrannten Kalkes filtrirte und
hierauf rectificirte Runkelrübenspiritus wird mit einer Lösung des übermangansauren
Kalis schwach tingirt. Sobald die bekannte rothe Farbe verschwunden ist, wird
nochmals tingirt. In den meisten Fällen dürfte nach der zweiten Tinction die
Zersetzung und Veränderung der vorhandenen Fermentole erreicht seyn. Nach einem
speciellen Versuche waren zu dem vorliegenden Zwecke annähernd 1/3 Procent von der
Menge des Spiritus krystallisirtes übermangansaures Kali erforderlich. Bei der
Arbeit im Großen würde sich die völlige Zersetzung der Fermentole durch einen
Destillationsversuch herausstellen. Nachdem man einen Tag hat absetzen lassen,
filtrirt man den Spiritus zuerst für sich, um den Manganoxydabsatz zu sammeln,
mischt ihn mit etwas kohlensaurer Kalkerde und filtrirt durch Knochenkohle. Das
Filtrat wird aus dem Dampfbade bei 90° Cels. rectificirt.
Der fuselhaltige, durch an der Luft zerfallenen Aetzkalk filtrirte Kartoffelspiritus
wird rectificirt, um ihn so weit als damit möglich vom Fuselöl zu befreien, dann in
derselben Art, wie oben angegeben ist, zweimal mit der Lösung des Uebermangansauren
Salzes schwach tingirt, nach erfolgter Entfärbung filtrirt, mit Kreide geschüttelt,
durch Knochenkohle filtrirt und rectificirt. Das so erhaltene Product zeichnete sich
durch Reinheit des Geruches und Geschmackes aus.
Wie aus den angestellten Versuchen hervorgeht, scheint die zersetzende Einwirkung des
übermangansauren Kalis auf die Fermentole, welche ihrer Constitution nach meist der
Alkoholreihe angehören, eher stattzufinden als auf den Aethylalkohol. (Hager's pharmaceutische Centralhalle, 1864 S. 243.)
Glycerinpflaster.
100–150 Gran Stärkemehl, mit einer Unze Glycerin gekocht, geben nach Dilt eine Mischung, die keinen Geruch hat, nicht ranzig
wird, und obgleich sie sehr fest an der Haut anklebt, doch abgenommen und wieder
angelegt werden kann. Dilt benutzt dieses
Glycerinpflaster als Corpus für andere Pflaster. So nimmt er statt
Belladonnapftaster eine Unze Glycerinkleister und vermischt damit 3 Gran
schwefelsaures Atropin, das zuvor mit einigen Tropfen Glycerin abgerieben wurde. Zum
Aufstreichen dient Gutta-percha-Leinwand oder undurchdringliches Zeug.
Morphin und andere Alkaloide werden in derselben Weise verordnet. (Burger, kurze Berichte, Bd. II S. 31.)
Chlorsaures Kali als Mittel gegen Zahnschmerz.
Wir haben eine Menge Reizmittel, welche gegen den Schmerz cariöser Zähne Anwendung
finden; viele derselben haben aber den Nachtheil, daß sie mit der Abstumpfung des
Zahnnerven auch corrodirend auf die Umgebung des Zahns wirken. Dr. E. Neumann in Königsberg
hat nach einem Bericht im Archiv für klinische Chirurgie die Erfahrung gemacht, daß
das chlorsaure Kali, längst bekannt als ein unübertroffenes Heilmittel bei Leiden
der Mundhöhle, auch speciell eine schnelle Heilwirkung beim Schmerz cariöser Zähne ausübt.
Wenn sich dieß bestätigt, so könnte wahrlich kein milderes und leichter
applicirbares Mittel gefunden seyn. Ist der hohle Zahn im Unterkiefer, so legt man
kleine Krystalle des genannten Salzes hinein, doch ist es vielleicht rathsamer, eine
Auflösung von 1 Theil des Salzes in 20 Theilen Wasser als Mundwasser zu gebrauchen.
Wenn der Zahnschmerz in einer Knochenhautentzündung der Zahnwurzel beruht, ist das
Mittel natürlich ohne Erfolg. (Hager's pharmaceutische
Centralhalle, 1864 S. 235.)
Verfahren zur Erzeugung von Mustern auf glatten Geweben durch
Aufdrücken von Formen.
Ein Verfahren hierzu ließ sich der Fabrikant Vanillon, der
Erfinder des gefilzten Schafwollgarns, kürzlich in Frankreich patentiren; es ist
nach Armengaud's
Génie industriel folgendes:
Ein Tisch, der mindestens die Breite des Stoffes hat, ist mit Filz oder einem anderen
schwammigen oder elastischen und dem Drucke leicht nachgebenden Material überzogen;
zu beiden Seiten desselben liegen Walzen, die mit Kratzen- oder Stachelband
überzogen sind und die Sahlenden der Stoffe erfassen und regelmäßig fortführen,
indem sie dieselben zugleich verhindern, sich zu fälteln. Der Stoff befindet sich in
einem Kasten an dem einen Ende des Tisches; aus diesem läßt man ihn heraustreten und
verbindet ihn auf beiden Seiten mit den Kratzen- oder Stachelbändern. Beim
Austreten aus dem Kasten durchnäßt man den Stoff schwach, aber gleichmäßig durch
einen nebelartigen feinen Wasserregen mittelst einer hohlen und mit sehr feinen
Löchern versehenen Bürstenwalze. Hierauf folgt das Aufdrücken der Formen mittelst
eines Metallrahmens von der Breite des Stoffes, der das Muster erhaben trägt, um es
vertieft auf den Stoff aufzutragen. Hat der Stoff die passende Lage erhalten, so
legt man den Rahmen auf und läßt auf diesen eine Metallbüchse auffallen, in die man
Dampf einführt, um die Erhabenheiten der Form zu erhitzen. Das Niederdrücken der
Fasern erfolgt also durch den Druck oder den Stoß der Reliefs bei hinreichender
Temperatur, um die Fasern zu verhindern, sich wieder zu erheben. (Deutsche
Musterzeitung, 1864, Nr. 9.)
Strohhut-Imitationen,
die den feinsten Strohhüten täuschend ähnlich, leicht
gewaschen werden können und höchst elastisch sind, bestehen nach den Mittheilungen
des nieder-österreichischen Gewerbevereins aus einem gefärbten
Baumwollgewebe, welches nach einer Zinkblechform ausgeschnitten, über ein Gypsmodell
aufgezogen und auf beiden Seiten mit einer Mischung von Chromgelb, einer Auflösung
von Traganthgummi in heißem Wasser und Alkohol, und dann mit einem Gemische von
Collodium, Chromgelb und Traganthgummi überstrichen wird. Um das den echten
Strohhüten eigenthümliche Geflecht darzustellen, wird von einem feinen Strohhute
galvanisch eine Matrize angefertigt und durch Metallguß verstärkt, der Hut in diese
Hutform gebracht und in seine Hohlung ein vulcanisirter, der innern Form sich
anschließender Gummischlauch gelegt. Dieser Schlauch wird mit Wasser gefüllt und so
mittelst einer hydraulischen Presse auf die Wände des Hutes ein Druck von
18–21 Atmosphären ausgeübt, wodurch man einen außerordentlich scharfen
Abdruck erhält. Der Hut kommt dann in eine zweite Presse, welche eine mit Filz
ausgefütterte Form hat, wahrscheinlich um die zu starken Stellen des Abdruckes etwas
zu mildern. Ein solcher Hut kostet im Detailverkauf nur 5 Francs, während der echte
feine Florentinerhut zu 40 Frcs. verkauft wird. Die Fabrik von Simonnett in Paris liefert mittelst 3 hydraulischer Pressen in 10
Arbeitsstunden täglich 400 Damenhüte.