Titel: Ueber die Parasiten des Werkkupfers; von Dr. Th. Fleitmann.
Autor: Theodor Fleitmann [GND]
Fundstelle: Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XV., S. 34
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XV. Ueber die Parasiten des Werkkupfers; von Dr. Th. Fleitmann. Fleitmann, über die Parasiten des Werkkupfers. Unter obigem Titel theilt Dr. C. G. Reischauer in diesem Journal Bd. CLXXIII S. 195 einige Beobachtungen über die Verunreinigungen des Werkkupfers mit, denen ich mir erlaube einige Bemerkungen hinzuzufügen. Die Erscheinung von dem Zurückbleiben verschiedener Verunreinigungen beim Auflösen der Kupfersorten des Handels beschäftigt mich seit längerer Zeit und hoffe ich darüber später Ausführlicheres mittheilen zu können. Für jetzt muß ich mich darauf beschränken, der Verbreitung einer irrigen Anschauungsweise vorzubeugen zu suchen, in welcher Dr. Reischauer die von ihm erhaltenen Resultate, welche im Uebrigen mit meinen Beobachtungen übereinstimmen, zu betrachten scheint.Durch directen Verkehr mit Hrn. Dr. Reischauer ist dem Unterzeichneten bekannt, daß derselbe in seiner Mittheilung über die Parasiten des Werkkupfers die Frage, in welcher Form diese Verunreinigungen im Kupfer enthalten sind, unerörtert zu lassen beabsichtigte. E. Dingler. Dr. Reischauer fand in dem Rückstand, den er durch Behandlung von käuflichem Kupfer mit verdünnter Salpetersäure erhielt, Antimonsäure (66,6 Proc,), Bleioxyd (10,9 Proc.), Kupferoxyd (7,9 Proc.), Zinnoxyd (2,2 Proc.), Nickeloxydul (2,17 Proc.), Eisenoxyd (1,6 Proc.), sagt aber nicht deutlich, in welcher Form diese Verunreinigungen in dem Kupfer enthalten sind. Seine Bemerkung im Eingang seiner Mittheilung über die Aeußerungen von Abel und Field über den Gegenstand läßt vermuthen, daß er sich diese Verunreinigungen in metallischer Form im Kupfer denkt; jedenfalls aber stellt seine Abhandlung die genannten Verunreinigungen in dieser Beziehung als gleichartige hin. Nach meinen Erfahrungen ist indessen die Form, in welcher diese Verunreinigungen im Kupfer enthalten sind, eine sehr verschiedene. Während Eisen, Nickel, Blei, Kupfer (soweit sie im Rückstand von der Lösung in Salpetersäure gefunden werden) als Oxyde vorhanden sind, scheint dieß von der Antimonsäure und dem Zinnoxyd nur theilweise der Fall zu seyn. Die letzteren Oxyde werden zum größten Theile durch die Oxydation mit Salpetersäure gebildet und sind im Kupfer als Metalle vorhanden. Ein kleiner Theil Antimonsäure und Zinnoxyd scheint neben Arseniksäure und Kieselsäure mit den Oxyden des Eisens, Nickels, Kupfers und Bleies verbunden zu seyn, und es sind diese Verunreinigungen in dem Kupfer in Form von wirklichen Schlacken oder silicatartigen Verbindungen enthalten. Unsere bisherigen Erfahrungen sträuben sich zwar sehr gegen die Annahme, daß silicatartige Verbindungen sich in Metallen aufzulösen vermögen, und doch ist es in Wirklichkeit so, wie ich mich durch zahlreiche Versuche überzeugt habe. Reine Metalle sowohl, wie Schwefelmetalle vermögen unter Umständen die ihnen ganz heterogenen Silicatverbindungen in der Hitze aufzulösen, und setzen dieselben während des Erkaltens meistens in krystallinischer Form wieder ab. Hieraus erklärt sich auch das Auffinden des Kalkes in den Versuchen von Dr. Reischauer, den letzterer als vermutlich von dem angewandten Weinstein herrührend bezeichnet. Ich fand in dergleichen Rückständen von der Lösung des Kupfers in Salpetersäure in der Regel etwas Kalk und Magnesia. Daß Dr. Reischauer keine Kieselsäure gefunden hat, wundert mich, doch ist die Menge derselben oft so unbedeutend, daß sie der Beobachtung leicht entgehen kann. Ist das untersuchte Kupfer schwefelhaltig, so bleibt bei dem Rückstand von der Lösung in verdünnter Salpetersäure in der Regel eine kleine Quantität Schwefelkupfer zurück, da dieses der Einwirkung der Salpetersäure mehr widersteht, als das metallische Kupfer. Ich vermuthe, daß solches auch bei den Versuchen von Dr. Reischauer der Fall war und erklärt sich hiermit die weitere Extraction von Kupfer aus dem Rückstand durch Behandlung mit stärkerer Salpetersäure. Indessen wird auch den mit Kieselsäure, Arseniksäure und Antimonsäure verbundenen Oxyden das darin enthaltene Kupferoxydul theilweise durch starke Salpetersäure entzogen, während Eisenoxyduloxyd und Nickeloxydul fast gar nicht angegriffen werden. Kurz wiederholt, verhält es sich nach meinen Erfahrungen mit dem Vorkommen der besprochenen Verunreinigungen im Kupfer wie folgt: Das Kupfer enthält einen Theil derselben, namentlich das Eisen, das Nickel, das Blei in Form von Oxyden, verbunden (neben etwas Kupferoxydul und alkalischen Erden) mit Kieselsäure, Arseniksäure, Antimonsäure, Zinnoxyd. Es sind diese Bestandtheile in dem geschmolzenen Kupfer gelöst und trennen sich von demselben beim Erkalten. Beim Behandeln des Kupfers mit Salpetersäure bleiben sie als schwerlösliche, wenn auch sehr basische silicatartige Verbindungen, resp. als krystallinische Schlacken zurück. Ein anderer Theil der Verunreinigungen, namentlich das Antimon, das Arsenik, das Zinn und das Blei, aber auch ein Theil des Eisens und Nickels sind in metallischer Form im Kupfer enthalten. Von diesen bleiben Antimon und Zinn selbstredend beim Behandeln mit Salpetersäure als unlösliche Oxyde zurück; ein Theil des Bleies ebenfalls, wenn das Kupfer schwefelhaltig war, als schwefelsaures Bleioxyd. Auch ist bei größerem Gehalt an Schwefel der Rückstand mit etwas Schwefelkupfer vermengt, welches neben freiem Schwefel in der Regel etwas Arsenik enthält. Die übrigen Verunreinigungen lösen sich in der verdünnten Salpetersäure auf. Iserlohn, 20. December 1864.