Titel: Ueber galvanische Niederschläge für die Buchdruckerei; von Dr. F. Varrentrapp.
Fundstelle: Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XXXII., S. 123
Download: XML
XXXII. Ueber galvanische Niederschläge für die Buchdruckerei; von Dr. F. Varrentrapp. Aus den Mittheilungen des Gewerbevereins für das Herzogthum Braunschweig, 1864 S. 1. Varrentrapp, über galvanische Niederschläge für die Buchdruckerei. Die galvanischen Abformungen von Holzstöcken, welche heutzutage in der Regel von den Buchdruckern statt der Holzstöcke beim Druck benutzt werden, hat man längere Zeit hindurch fast allgemein in Formen von Gutta-percha niedergeschlagen. Letztere erhielt man durch Einpressen der graphitirten Holzstöcke in Gutta-percha, die man in heißem Wasser erweicht, geknetet, zu einem Ballen mit platter Oberfläche durch Ausziehen und Zusammenschlagen geformt, mit geschlämmten Graphit bestäubt und blankgebürstet hatte. Mehrere Uebelstände machten sich bei der Anwendung von Gutta-percha stets fühlbar. Der größte war, daß man keine andere als die mechanische Reinigung der Gutta-percha anzuwenden vermochte, weil die Versuche, Gutta-percha in Lösung zu bringen, wodurch die Unreinigkeiten leicht zu entfernen gewesen seyn würden und dann dieselbe zu fällen, sämmtlich eine Gutta-percha lieferten, die größere Neigung hatte im erwärmten Zustande an den Modellen zu haften, beim Erwärmen einzelne Bläschen zu zeigen, welche dann fehlerhafte Abdrücke veranlaßten, und nur einige Male gebraucht werden konnte, weil sich ihre ganze Consistenz nach sehr kurzem Gebrauch der Art veränderte, daß sie wegen Klebrigkeit in der Wärme und Sprödigkeit in der Kälte unbenutzbar wurde. Um die mechanische Reinigung möglichst weit zu treiben, pflegte man die Gutta-percha zu dünnen Blättchen wie feines Papier auszuwalzen und aus den durchsichtigen Streifen mit einer feinen Schere so weit thunlich jedes Knötchen und jede Unreinigkeit herauszuschneiden. Dieses Verfahren ist sehr zeitraubend und führt trotz aller Sorgfalt doch nie zur gänzlichen Entfernung aller Knoten. Wenn nun die Gutta-percha wieder erweicht, zusammengeknetet, unter der Presse der Holzstock eingedrückt, nach dem Erkalten letzterer abgehoben wird, so heben sich beim Liegen alle diejenigen Stellen, wo sich dicht unter der Oberfläche kleine Knötchen in der Gutta-percha befinden. Dieß wird namentlich leicht beim Druck bemerklich, wenn große glatte Flächen, die gleichmäßig schwarz drucken sollen, abgeformt wurden. Sie bilden keine vollkommene Ebene, deßhalb nimmt auch das Papier die aufgetragene Schwärze nicht ganz gleichmäßig an. Ferner ist nicht zu vermeiden, daß die in Wasser erweichte Gutta-percha noch einzelne Wassertheilchen enthält, wenn man sie auch noch so gut knetet und auszieht. Eine Erweichung derselben auf dem Wasserbade, also ohne directe Berührung mit Wasser, kann man zwar vornehmen, aber man vermag dann nicht durch Kneten und Ausziehen eine glatte Oberfläche herzustellen, da die weiche Masse an trockenen Fingern sofort festklebt. Die Oberfläche wird aber bei dem bloßen Erwärmen ohne Kneten stets blasig. Die Wassertheilchen in der Gutta-percha kommen beim Aufpressen des Holzstockes mit diesem an einzelnen Stellen in Berührung, ziehen sich in diesen hinein, die Poren des Holzes erweitern sich, quellen und ziehen sich auch bei dem vorsichtigsten Trocknen nie wieder ganz gleichmäßig zusammen; damit ist aber die vollkommene Ebenheit der Fläche aufgehoben und die Holzstöcke sowohl wie die darnach gebildeten Niederschläge haben unebene Oberflächen, nehmen die Farbe nicht mehr ganz gleich an allen Stellen an, übertragen sie ebenso wenig gleichmäßig auf das Papier, der Druck wird ebenfalls scheckig. Ein dritter nicht zu beseitigender Mangel der aus Gutta-percha geformten Matrizen besteht darin, daß, um sie von den gebildeten Kupferniederschlägen abzunehmen, einige Gewalt erforderlich ist, wobei es sehr schwer wird, die Verbiegung der niedergeschlagenen Kupferplatten ganz zu vermeiden, zumal wenn diese nur dünn sind. Da nun aber dünne Niederschläge ebenso haltbar wie dicke sind, wenn sie mit hartem Schriftmetall Hintergossen werden, so strebt man nicht nur wegen der Ersparung an Kupfer und an Zeit, sondern auch weil sie sich beim Hintergießen weniger werfen und verziehen, nach der Herstellung dünner Niederschläge. Man ist daher in neuerer Zeit wieder auf die Abformung der Holzstöcke in Wachs zurückgegangen, dessen Anwendung auch schon vor dem allgemeinen Bekanntwerden der Gutta-percha in Uebung war und verfährt dabei auf folgende Weise: In einer kupfernen Schale, welche auf ein Gefäß gesetzt wird, worin man Wasser kochend erhält, schmilzt man reines gelbes Wachs. Man muß sich bemühen unverfälschtes Wachs zu erhalten, was leider nicht immer ganz leicht ist. Nachdem es auf dem Wasserbade ganz zergangen, setzt man etwas venetianischen Terpenthin zu und rührt sorgfältig durch. Die Menge des Terpenthins läßt sich wegen der verschiedenen Beschaffenheit des Wachses und des Terpenthins nicht ganz genau angeben, etwa 1/16 bis 1/20 des Gewichtes des Wachses pflegt auszureichen, um eine genügend zähe und doch nicht anhaftende Formenmasse zu geben. Man erhält die Masse einige Zeit im geschmolzenen Zustande, wobei sich alle Unreinigkeiten zu Boden senken oder obenauf schwimmen. Letztere entfernt man durch Abstreifen mit einem Kartenblatt; dann gießt man das Wachs langsam von dem Bodensatz ab in bereitstehende kleine Kästchen, welche aus Messingblech mit etwa 1/4 Zoll hohem Rande gefertigt und etwas größer als die abzuformenden Holzstöcke sind. Hierin läßt man das Wachs langsam erkalten. Dabei erkennt man sehr genau, ob die Oberfläche ganz rein ist. Sollte dieß nicht der Fall seyn, so kann man es durch Abziehen mit einer Karte leicht erreichen. Ist das Wachs erstarrt, aber noch lauwarm, so bringt man etwas gutleitenden, geschlämmten Graphit, den man am besten und billigsten aus Bleistiftfabriken bezieht, auf die Oberfläche und bürstet ihn mit einem Dachshaarpinsel oder einer Sammetbürste blank. Ehe noch das Wachs ganz kalt geworden, legt man den ebenfalls mit Graphit gebürsteten Holzstock darauf und prägt ihn unter einer starken, nicht schiebenden Presse genügend ein. Wenn das Verhältniß des Terpenthins zum Wachs richtig getroffen ist, so zeigt der Holzstock keine Neigung zum Festhaften und läßt sich leicht abnehmen. Aber das Wachs darf auch nicht zu hart seyn, sonst bilden sich schon beim Erkalten oder auch beim Einpressen der Patrize Sprünge. Doch ist die passende Consistenz leicht zu treffen. Findet man beim Abnehmen des Holzstockes, daß irgend eine Stelle eine tiefere Prägung verlangt hätte, so gibt man nochmals etwas Graphit auf die Matrize und den Holzstock, bürstet beide blank und kann leicht noch einmal nachpressen, um eine überall scharfe Matrize zu erhalten. Wiederholt man die Graphitirung nicht vor dem Nachpressen, so haftet der Holzstock leicht an dem Wachs. Man legt einen blanken Messingblechstreifen auf die fertig geprägte Matrize und drückt sein vorderes rechtwinklig umgebogenes Ende in das Wachs. Der Messingblechstreifen sitzt am festesten, wenn man sein vorderes Ende Zförmig biegt und ihn damit schon vor dem Erstarren des Wachses in dasselbe legt. Das Messingblech dient um die Verbindung der Matrize mit dem Zink in dem galvanischen Apparate herzustellen. Dann bestäubt man dieselbe nochmals mit Graphit und bürstet mit einem sehr weichen Pinsel vollkommen blank, und entfernt durch Blasen allen Graphitstaub. Die Ränder des Kästchens kann man ebenso wie die Seiten und den Rücken mit Hülfe eines Pinsels mit geschmolzenem Wachs bestreichen, um den Niederschlag von Kupfer an nutzlosen Stellen zu verhindern; von anderen Stellen, welche sich nicht mit Kupfer überziehen sollen, aber doch graphitirt wurden, kratzt man den Graphit leicht ab. Darauf begießt man die Matrize mit etwas Spiritus, senkt sie sofort in die bereitgehaltene Kupferlösung, setzt das Zink in dem porösen Gefäße in verdünnte Schwefelsäure getaucht ein und verbindet es mit dem Messingstreifen der Matrize. Nach Verlauf einer Stunde wird man die Matrize mit einer dünnen Kupferhaut ganz gleichmäßig überzogen finden. In 24 Stunden pflegt dieselbe dick genug geworden zu seyn, um abgelöst, Hintergossen und zum Druck fertig gemacht zu werden. Man kann nicht darauf rechnen, eine von Löchern freie Matrize zu erhalten, wenn man dieselbe mit Spiritus zu benetzen versäumt, weil auf keine andere Weise die Luft so sicher entfernt und eine sofortige Benetzung des Graphits durch die Vitriollösung bewirkt wird. Etwa sitzen gebliebener Graphitstaub, der hätte entfernt werden sollen, schwimmt hierbei von selbst weg. Wenn die Matrize den Graphit schlecht annimmt, so überzieht sie sich nur langsam und oft fehlerhaft mit dem Kupfer. Es ist dieß meist dann der Fall, wenn zu wenig Terpenthin dem Wachs zugesetzt wurde. Um den in 24 Stunden gewöhnlich schon genügend stark gewordenen Niederschlag von dem Wachs abzulösen, gießt man kochendes Wasser darauf, bis das Kupfer so heiß geworden, daß das damit in Berührung befindliche Wachs schmilzt. In diesem Zustande läßt sich natürlich das Kupfer von dem geschmolzenen Wachs ohne jede Kraftanwendung abheben; es mag daher noch so dünn seyn, es wird nicht verbogen werden. Die etwa vorhandenen überflüssigen Ränder lassen sich mit einer Schere gut schneiden. Mit Löschpapier oder alten Läppchen wischt man von dem in siedendes Wasser geworfenen Kupferniederschlag das anhängende Wachs ab und entfernt dieß vollständig durch Abreiben mit in Terpenthinöl oder Benzin getauchten weichen Läppchen oder Bürsten. In den meisten Sorten Löschpapier fehlen selten einzelne Sandkörner, die beim Reiben Risse auf der Kupferfläche verursachen, deßhalb sind Putzläppchen oder Bürstchen mehr zu empfehlen. Der beschnittene und gereinigte Kupferniederschlag wird auf eine ebene, 1/8 Zoll dicke eiserne oder kupferne Platte mit der Vorderseite gelegt, und auf der Rückseite mit einer aus Chlorzink, dem man etwas Salmiak zugesetzt hat, bestehenden Flüssigkeit dünn bestrichen und feine Körner von Schnellloth daraufgestreut. Nun erhitzt man die Metallplatte, welche horizontal über einer Gaslampe oder einer Spirituslampe mit doppeltem Luftzug von einem soliden Dreifuß getragen wird, so lange bis das Loth an einer Stelle zu schmelzen beginnt. Dann entfernt man sofort die untergesetzte Lampe. Die dicke Metallplatte ist genügend erhitzt, um alsbald alles Loth zum Schmelzen zu bringen. Sollte es nicht von selbst an alle Stellen laufen, so ist es leicht, das geschmolzene Loth durch einen spitzen verzinnten Kupferdraht an die noch unverzinnten Stellen zu leiten und dort zum Haften zu bringen. Man muß nicht mehr Loth anwenden, als gerade zur Bedeckung erforderlich. Am allerbesten gelingt dieß, wenn man die Rückseite der Matrize mit dem Löthwasser, welches so concentrirt als möglich ist, mit Hülfe eines Pinsels dünn bestreicht, dann ein Stück dicken Stanniol von der Größe der Matrize auflegt und unter Anwendung eines bürstenartig kurz geschnittenen Pinsels aus steifen Schweinsborsten oder mit einem Bäuschchen Löschpapier fest andrückt, in dem Augenblick, wo die Hitze so groß geworden, daß der Stanniol schmilzt, was sich durch Mattwerden der Oberfläche deutlich zu erkennen gibt. Man erhält auf diese Weise leicht eine sehr gleichmäßige dünne Verzinnung der Rückseite der Matrize. Am besten ist es, wenn man ohne die Matrize von der heißen Platte zu entfernen sie sofort mit einem harten Schriftmetall hintergießt. Die in England üblichen, viel Zinn neben Antimon und Blei enthaltenden Legirungen sind dazu die geeignetsten, nicht allein, weil sie sehr hart sind, sondern auch weil sie sich leicht mit der Verzinnung verbinden, während Legirungen, nur aus Blei und Antimon bestehend, weniger gut an dem Loth haften, zu Stellen Veranlassung geben, die mit der Unterlage nicht verbunden sind, welche dann während des Druckes sich losgeben und den Niederschlag unbrauchbar werden lassen. Dieß findet besonders dann statt, wenn man das Schriftzeug stärker erhitzt hat als absolut nöthig ist, um es gut fließend auszugießen. Vor dem übermäßigen Erhitzen des Schriftzeuges ist in allen Fällen zu warnen, weil dadurch viel Uebelstände erzeugt werden und jedenfalls seine Härte geringer ausfällt, als wenn dieselbe Legirung möglichst kalt gegossen wird. Das Hintergießen mit sehr hartem Metall macht es freilich unmöglich, die fertig gemachten Niederschläge, falls sie sich etwas geworfen oder verzogen haben sollten, zu richten, durch Aufschlagen mit einem Hammer auf ein Holzklötzchen, welches man auf die Rückseite stellt, während die Vorderseite der Matrize auf der abgehobelten Richtplatte liegt. Es wird dieß jedoch auch selten wünschenswerth oder nöthig erscheinen, wenn man das beschriebene Verfahren genau befolgt. Dagegen halten ganz dünne Kupferniederschläge, mit recht hartem Schriftmetall Hintergossen, unzählige Abdrücke ohne die geringste Abnutzung aus, während mit weichem Schriftzeug unterlegte und selbst weit dickere bei scharfem Druck doch bald leiden. Große Sorgfalt ist darauf zu verwenden, daß die hintergossenen Niederschläge beim Einspannen, um sie auf der Rückseite abzuhobeln oder abzudrehen, nicht durch zu starkes Anziehen der Griffe gebogen werden, wodurch natürlich jedesmal eine hohle Unterlage erzeugt wird. Beim Abdrehen bleibt dieß der Natur der Bewegung nach nie ganz aus, aber auch beim Abhobeln kommt es durch das feste Einspannen viel häufiger vor als man gewöhnlich glaubt. Um das Verziehen beim Hinterlöthen und Hintergießen ganz zu vermeiden, wenden Einige folgende Vorrichtung an, welche bei sehr großen Stücken Erfolg haben mag, bei kleineren unnöthig erscheint. In die dicke Platte, welche beim Löthen und Hintergießen als Unterlage dient, werden an ihren vier Ecken Löcher gebohrt. Eine zweite gleich große Platte ist ähnlich wie ein Tisch mit vier Füßen von etwa 4 Zoll Höhe und 1/2 Zoll Dicke versehen. Diese sind an ihrem unteren Ende etwas verjüngt abgedreht, abgesetzt und mit Löchern versehen, durch welche Keile gesteckt werden können, wenn die Stützen durch die Löcher der ersten Platte geschoben sind. Auf diese Weise sind die Platten leicht in bestimmtem etwa 3 Zoll betragenden Abstand von einander festzustellen, sobald die Verzinnung auf dem Kupferniederschlag vorgenommen ist. Man hat nun eine Anzahl von oben und unten ziemlich spitz gefeilten Eisendrahtenden von 1/12 Zoll Stärke und gerade so lang wie der lichte Abstand der beiden Platten. Diese stellt man auf solche Punkte des Kupferniederschlages, welche die unterliegende heiße Platte berühren und spreizt sie gegen die tischartig darüber befindliche Platte. Dann erst hintergießt man und beobachtet den Moment, wo gerade das Schriftmetall erstarren will. Dann schlägt man rasch gegen die Stifte, so daß sie herausfallen. Wo dadurch etwa Löcher von etwas größerem Umfang in der Hintergießung entstehen, füllt man diese in der noch heißen Platte mit Loth aus. Noch ein Vortheil der Anwendung der Wachscomposition der Gutta-percha gegenüber verdient wohl auch Erwähnung. Er besteht in der Leichtigkeit, mit welcher man kleine Correcturen in der Matrize vornehmen kann, da sie sich mit dem Stichel sehr bequem ohne zu reißen schneiden läßt, zu scharfe Ränder, die etwa stehen bleiben, sich leicht bei einmaligem Ueberfahren glätten; einzelne Buchstaben lassen sich mit Vorsicht darin nachschlagen, wenn man sie graphitirt eindrückt u.s.w. Das Wachs läßt sich, wenn man es nur auf dem Wasserbade schmilzt, sehr lange und oft benutzen. Der feine geschlämmte Graphit, der sich immer mehr darin anhäuft, bringt keinen Nachtheil. Nach längerem Gebrauch kann man es in der Kupferschale auf dem Wasserbade einmal recht lange in geschmolzenem Zustande stehen lassen, damit sich alle Unreinigkeiten absetzen und die reine Wachsmasse dann vorsichtig abgießen. Sollte die Masse durch häufiges Schmelzen zuletzt zu trocken werden, der Graphit schlechter haften, so darf man wieder einmal eine ganz geringe Menge Terpenthin zusetzen. Man braucht die kleinen Blechkästchen nicht jedesmal von dem Wachs zu entleeren, wenn ein Niederschlag abgenommen und ein neuer Holzstock darin abgeformt werden soll. Man legt in diesem Fall eine ebene Platte auf das Wasserbad und sorgt dafür, daß dieselbe ganz waagrecht liegt, stellt die Messingkästchen mit dem verbliebenen Wachsinhalt darauf, fügt, wenn nöthig, ein Stückchen Wachs zu und bringt das Wasser zum Kochen. Das Wachs schmilzt viel schneller, wenn man die Platte mit einem Deckel bedeckt, der mittelst eines Randes von 1/2 Zoll Höhe einen Raum über dem Wachs bildet, worin wenig Abkühlung stattfindet. Der Deckel schützt überdieß gegen Auffallen von Staub während des Erkaltens. Läßt man, nachdem das Wachs geschmolzen und das Feuer entfernt, auf dem Wasserbade abkühlen, so haben alle Unreinigkeiten viel Zeit sich abzusetzen. Das Abstreichen der Oberfläche, gerade bevor sie erstarrt, mit einem Kartenblatt sichert deren Reinheit. Beim Schmelzen des Wachses auf dem Wasserbade hat man nie Blasen an der Oberfläche zu fürchten. Das Löthwasser verdient Beachtung bei seiner Bereitung. Man übergießt in einer Porzellanschale Zinkblechabfälle mit Salzsäure; wenn das Aufbrausen nachläßt, beginnt man zu erwärmen. Wenn die Flüssigkeit so heiß geworden, daß sie fast kocht, aber an dem Zink doch keine Blasen mehr sich entwickeln, gießt man die Flüssigkeit von dem noch vorhandenen Zink ab in ein hohes Glas, wo sich die Unreinigkeiten bald absetzen. Während dessen reinigt man die Schale, wäscht das übrig gebliebene Zink mit Wasser ab, um es für eine spätere Bereitung aufzubewahren, gibt den klaren Theil der Zinklösung in die reine Schale und verdampft dieselbe, bis ein herausgenommener Tropfen auf kaltes Metall gebracht erstarrt. Man läßt die Schale nun erkalten. Die festgewordene Masse zieht bald Wasser an und zerfließt zu einer syrupdicken Flüssigkeit gewöhnlich schon in 24 Stunden. In dieser löst man unter gelindem Erwärmen etwa 1/10 des Gewichtes des aufgelösten Zinks an gepulvertem Salmiak. Was die galvanischen Apparate betrifft, so halte ich folgende Einrichtung für Buchdruckereien am bequemsten, ohne darauf einen größeren Werth legen zu wollen als sie verdient. Auch die Größe muß jeder nach seinem Bedürfniß einrichten, doch arbeiten größere Apparate stets regelmäßiger. Man verfertige z.B. einen Kasten aus zölligem Tannenholz im Lichten 1 Fuß hoch, eben so breit und 2 1/2 Fuß lang, gut gefugt auf den Ecken; setze den Boden nicht unter die Zarge, sondern füge ihn ein und befestige ihn mit 3 Zoll von einander abstehenden, recht trockenen Holzdübeln in die Seitenwände. Statt des Leimes bediene man sich beim Zusammensetzen der einzelnen den Kasten bildenden Breter einer möglichst dicken heißen Schelllacklösung in wenig starkem Alkohol, der man etwas dicken Terpenthin zugesetzt hat. Den fertigen Kasten erwärmt man so stark als möglich über Feuer oder an einem sehr heißen Ofen und gießt rasch eine geschmolzene Mischung aus gleichen Theilen Wachs, Fichtenharz und Gutta-percha, der man etwas Leinöl zugesetzt hat, hinein. Dieselbe ist flüssig genug, daß man sie durch Schwenken gleichmäßig vertheilen kann; man muß aber den Kasten bis zum Erstarren der Mischung fortwährend in den Händen behalten und so neigen und wenden, daß eine gleichmäßige Bedeckung der Wände erreicht wird. Man schmilzt erst das Wachs unter Zusatz von 1/4 seines Gewichts Leinöl auf dem Wasserbade, bringt dann das Harz hinein und entfernt durch Abschäumen, Absetzen und Abgießen, oder indem man das Gemisch durch einen mit Werg belegten erwärmten Seihelöffel gibt, alle gröberen Unreinigkeiten. Dann setzt man die zerschnittene Gutta-percha, welche ebenfalls soweit gereinigt seyn muß, wie sie zu Riemen oder Schuhsohlen verwandt wird, hinzu und läßt auf dem Wasserbade möglichst warm werden, bringt dann das Gefäß unmittelbar auf ein gelindes Kohlenfeuer und erhitzt unter fleißigstem Rühren so stark, als es ohne Bildung von Blasen angeht, worauf man die ganze Masse in den heißen Holzkasten gießt und durch Schwenken gleichmäßig vertheilt; mit einem leichten Spatel kann man dabei etwas nachhelfen und die Masse auch auf dem oberen Rande des Kastens sorgfältig verbreiten. Zeigen sich nach dem Gestehen der Masse noch irgendwo Blasen, so sticht man diese auf und drückt die Stelle mit einem erhitzten eisernen Spatel glatt. Die Außenseiten des Kastens, sowie den Boden streicht man endlich mit Oelfarbe aus gekochtem Leinöl, Eisenoxyd (Ocker oder Caput mortuum) unter Zusatz von 1 Proc. oxalsaurem oder kohlensaurem Manganoxyd drei- bis viermal. Die poröse Zelle stellt man dar, indem man aus Tannenholz, welches man mit heißem Leinöl möglichst gut getränkt hat, ein Kästchen verfertigt von 2 Zoll innerer Weite, 2 Fuß 4 Zoll Länge und 1 Fuß 2 Zoll Höhe. Die eine große Seite wird nicht von Holz, sondern von einem lohgaren Kalbleder gebildet, welches man zwei Tage vorher stark mit Glycerin eingerieben und geknetet hat. Die eine lange und schmale Seite des Kästchens muß offen seyn, um die Zinkplatten einsenken und die Säure eingießen zu können. Damit aber das Kästchen Festigkeit und das Leder am oberen Rande einen Halt bekommt, ist hier eine 1 1/2 Zoll breite und 1/2 Zoll dicke Leiste, parallel mit dem Leder eingesetzt. Die Stellen des Kastens, auf welche das Leder befestigt werden soll, werden mit der obenbeschriebenen Wachs und Gutta-percha enthaltenden Mischung bestrichen, das trockene abgewischte Leder stramm gespannt aufgelegt und darauf ebenfalls mit der wasserdichten Mischung bestrichene Leisten mit Messingstiften aufgenagelt. Dieß Kästchen senkt man auf einer Seite des großen Kastens ein und füllt es mit Schwefelsäure, welche auf 1 Theil concentrirter Säure mit 50 Theilen Wasser verdünnt worden und erkaltet ist. Eine Kupferplatte von 2 Fuß Länge, 1 Fuß 3 Zoll Höhe, deren unterer Rand in einem rechten Winkel etwa 3/4 Zoll breit umgebogen und oben an beiden Ecken mit zwei etwa 8 Zoll langen und 3/4 Zoll breiten Streifen von dünnem Kupferblech versehen ist, wird mit Platten von gegossenem oder gewalztem Zink belegt, in einen passenden Sack von weißem losen Flanell gesteckt und in die Schwefelsäure gesenkt, so daß die dünnen Kupferstreifen an beiden Seiten in die Höhe stehen. Der Flanellsack wird durch einige kupferne Haken über der Kupferplatte geschlossen, so daß nur die Blechstreifen herausstehen. Durch die Anwendung der großen Kupferplatte, welche man so in das Kästchen stellt, daß sie mit ihrem umgebogenen Rande gegen das Leder sich anlegt, mit dem oberen Theil sich gegen die hölzerne Rückwand des Kästchens stützt, ist es möglich, kleinere von der Säure schon theilweise zerfressene Zinkplatten darauf zu legen und auszunutzen. Die Zinkplatten müssen täglich herausgenommen, abgespült und mit einer scharfen Bürste, wenn nöthig unter Zuhülfenahme von Sand gescheuert werden. Wenn man dickes gewalztes Zink anwendet und dasselbe stark mit Quecksilber amalgamirt, indem man etwas starke Salzsäure aufgießt und mit einer steifen Bürste darauf aufgegossenes Quecksilber einreibt, so braucht man dieselben nur seltener abzuspülen und die Reinigung ist weit leichter, der Zinkverbrauch viel geringer, man kann stärkere Säure, einen Theil auf 20 Theile Wasser, anwenden, ohne daß nutzlos Zink verbraucht wird. Die Kosten des Quecksilbers werden dadurch zum Theil ersetzt und die Schnelligkeit und Regelmäßigkeit des Processes sehr gefördert. Wendet man gegossenes Zink an, so muß man dafür sorgen, daß das Zink beim Ausgießen nicht überhitzt sey, denn seine galvanische Erregung ist sonst merklich schwächer. Um die Ueberhitzung, welche beim Einschmelzen des Zinks nicht wohl zu vermeiden ist, zu beseitigen, taucht man in das geschmolzene Zink so lange Stücke von Zink, als dieselben beim Umrühren noch rasch schmelzen. Die beiden dünnen Kupferstreifen, an der Kupferplatte befestigt, biegt man an ihren freien Enden, nachdem man sie mit Sandpapier gut blankgescheuert, etwas in die Höhe und läßt sie auf dem Rande der schmalen Seiten des Kastens aufliegen. Einen Messingdraht von etwa 3/8 Zoll Dicke und 2 Fuß 10 Zoll Länge biegt man von beiden Enden einen Zoll entfernt rechtwinkelig um, legt ihn etwa 3 Zoll von dem Leder des kleinen Kästchens abstehend, parallel mit diesem auf die von dem Kupferblechstreifen gebildeten Leitungen, und mit diesen oben auf die schmalen Seitenwände des Kastens, den man bis einen Zoll von seinem oberen Rande mit klarer Kupfervitriollösung gefüllt hat. Der Draht dient dazu, die in den Messingkästchen befindlichen graphitirten und mit einem oder zwei dünnen Messingblechstreifchen versehenen Matrizen neben einander aufzuhängen. Die Umbiegungen verhindern ein Abrutschen bei unvorsichtiger Berührung; ihn selbst, sowie die Kupfer- und Messingblechstreifen rein metallisch zu erhalten durch Arbeiten mit etwas Schmirgelpapier ist sehr leicht und die metallische Leitung der Elektricität somit stets gesichert. Hinter dem Leitungsdraht längs der freien langen Wand des die Vitriollösung enthaltenden Kastens wird eine Rinne von Kupferblech, welches mit vielen kleinen Löchern versehen ist, eingehängt. Man erhält dieselbe mit Kupfervitriolkrystallen gefüllt und dadurch die Lösung stets gesättigt. Das dazu bestimmte Kupferblech wird gerade so lang wie die lichte Länge des Kastens und 9 Zoll breit geschnitten. Seine beiden langen Kanten schlägt man um ein Paar starke Messingdrähte, welche so lang sind, daß sie 1 Zoll auf jedem Ende über das Blech hervorstehen und, auf den Seitenwänden des Kastens aufliegend, die Rinne tragen, so daß diese wenigstens 1 Zoll in die Vitriollösung taucht. Vorher hat man das Blech in seiner Mitte auf 5 Zoll Breite mit etwa 1/16 Zoll großen, 1 Zoll von einander abstehenden Löchern versehen und dann in Uform so gebogen, daß etwa 2 Zoll hohe Ränder an jeder Seite aufrecht stehen, der cylindrische Boden der Rinne aber 3 Zoll breit wird. Es ist zweckmäßig sich einen Kasten von leichtem Holze anfertigen zu lassen, der etwa 1 1/2 Fuß im Lichten weit, eben so hoch und 2 Fuß 10 Zoll lang und an den Seiten mit ein Paar Handgriffen versehen ist. Diesen kann man über den ganzen auf einem Tisch stehenden Apparat stülpen und so jedes Einfallen von Staub und zu große Verdunstung vermeiden. In dem beschriebenen Kasten finden ungefähr 37 Pfd. Kupfervitriol in 100 Pfd. Wasser gelöst Platz. Da bei der Siedhitze des Wassers der Kupfervitriol nur sein halbes Gewicht an Wasser bedarf, um sich zu lösen, bei 76° C. auch nur sein gleiches Gewicht, so überschüttet man die 37 Pfd. Vitriol in einem Steintopf nach und nach mit circa 70 Pfd. kochendem Wasser, gießt die heiße Lösung durch einen über einen zweiten Steintopf gespannten Flanelllappen, um sie von unauflöslichen Unreinigkeiten zu trennen und fügt dann noch 30 Pfd. kaltes Wasser hinzu, welches den Flanell sogleich auswäscht. Durch sofortiges Umrühren bringt man eine gleichmäßige Mischung hervor. Wo man Gelegenheit hat, Blei mit Blei löthen zu lassen, ist es zweckmäßig, dünne Holzkästen mit dünnen Bleiplatten (4 Pfd. per Quadratfuß) auslegen zu lassen, und statt der Steinköpfe zu benutzen. Da bei 20° C. 1 Theil Kupfervitriol 2 3/4 Theile Wasser zu seiner Lösung bedarf, so erhält man bei dem Abkühlen eine gesättigte Lösung, aus der sich keine Krystalle ausscheiden. Den Vitriol muß man stets untersuchen, ob er frei von Eisen, Zink und Mangan ist. Es sind im Handel solche unreine Vitriole häufig. Sie erscheinen bei 10 bis 12 Proc. Kupfergehalt recht schön blau, die Farbe der Krystalle genügt daher nicht als Maaßstab für die Güte des Vitriols, der fast 24 Proc. Kupfer enthalten muß, wenn er rein ist. Unreine Vitriole sind nicht allein theuer, weil sie verhältnißmäßig zu wenig Kupfer enthalten, sondern sie geben auch schlechte, spröde Niederschläge. Muß man den Vitriol selbst untersuchen, so ist die wenigst umständliche Art, daß man 1 Loth Vitriol in 8 Loth Regenwasser auflöst, ein halbes Loth Salzsäure zusetzt, in einer Porzellanschale zum Kochen erhitzt und einen Streifen von blankgescheuertem, nicht gar zu dünnem Zinkblech hineinwirft, der etwa ein Loth wiegt. Unter Ersatz des verdunsteten Wassers erhitzt man, bis das Brausen fast aufgehört hat und die Flüssigkeit farblos erscheint. Um sich zu überzeugen, ob alles Kupfer niedergeschlagen ist, läßt man einen Tropfen der Flüssigkeit in etwa 30 Tropfen Salmiakgeist fallen, welche man in ein weißes Gläschen gegeben hat; zeigt nach dem Umschütteln die Flüssigkeit keine deutliche bläuliche Färbung, so ist das Kupfer ganz ausgefällt. Man entfernt nun die Flamme unter der Porzellanschale, streicht mit einer Federfahne das an dem Zink haftende Kupfer ab, spült mit Wasser das Zink rein. Das Kupfer setzt sich rasch zu Boden, man gießt die Flüssigkeit sobald als möglich ab, füllt die Schale mit siedendem Regenwasser, wiederholt dieß Abgießen und Auffüllen vier- bis fünfmal, spült dann mit Hülfe von etwas Alkohol das pulverförmige Kupfer in eine kleine vorher gewogene Porzellanschale oder leichten Tiegel, trocknet rasch auf dem Wasserbade. Das so erhaltene Kupfer muß roth seyn und fast ein Quentchen wiegen. Eine ganz frisch bereitete Lösung von reinem Kupfervitriol in Wasser leitet die Elektricität minder gut, als eine überschüssige Säure enthaltende Flüssigkeit. Es findet daher aus einer solchen der galvanische Absatz nur langsamer statt, als aus einer schon mehrfach gebrauchten. Man gießt daher bei ganz frischem Ansatz auf obige Mengen etwa 1 Pfd. englische Schwefelsäure zu oder einige Quartier einer viel gebrauchten alten Lösung. Das Kupfer pflegt auch nach solchem Zusatz geschmeidiger sich abzulagern als aus einer neutralen Lösung.