Titel: Ueber die Prüfung des Indigo; von Professor Dr. Erdmann in Leipzig.
Fundstelle: Band 175, Jahrgang 1865, Nr. LXXV., S. 300
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LXXV. Ueber die Prüfung des Indigo; von Professor Dr. Erdmann in Leipzig. Aus dem Journal für praktische Chemie, 1864, Bd. XCII S. 485. Erdmann, über die Prüfung des Indigo. Die gebräuchlichsten Prüfungsmethoden des Indigo gründen sich auf die Wirkung oxydirender Agentien auf das Indigblau, wobei dessen Farbe zerstört wird. Der Verf. hat früher die Methoden von Bolley, Lindenlaub und Penny vergleichend geprüft, und gefunden, daß sie mit reinem Indigblau ganz übereinstimmende Resultate liefern (siehe Erdmann's Grundriß der allgemeinen Waarenkunde, 5. Aufl. S. 335). Indessen müssen nothwendig die Nebenbestandtheile des Indigo die Proben unzuverlässig machen. Da sie ebenso wie das Indigblau durch das oxydirende Reagens zerstört werden, so muß die Menge des Indigblau durch die Proben zu hoch erhalten werden. In der That hat der Verf. niemals bei der Bereitung von Indigblau mittelst der Küpe auch nur annähernd die Menge von reinem Indigblau aus rohem Indig erhalten können, welche die Oxydationsproben anzeigten. Dieß gab Veranlassung zu einer neuen Vergleichung der verschiedenen Prüfungsmethoden des Indigs, welche Hr. Stud. chem. C. Frisch aus Dresden im Laboratorium des Verf. ausgeführt hat und deren Resultate hier folgen. Dieselben beweisen, daß die Oxydationsproben durchaus kein zuverlässiges Resultat geben und daß ein solches nur durch die Reductionsprobe erhalten werden kann. Zur Vergleichung der gebräuchlichen Prüfungsmethoden des Indigs von Bolley, Penny und Mohr wurden zwei Sorten Indig verwendet, von denen Nr. 1 eine unbekannte Qualität, Nr. 2 aber als feinster Java-Indigo gekauft war. Nr. 1. Nr. 2. 1,798 Grm. gaben 0,073 Wasser 1,444 Grm. gaben 0,067 Wasser     = 4,6 Proc.     = 4,64 Proc. 0,555 Grm. gaben 0,085 Asche 1,207 Grm. gaben 0,119 Asche     = 15,31 Proc.     = 9,8 Proc. a) Bolley zerstört den Farbstoff durch eine titrirte Lösung von chlorsaurem Kali, welche er einer kochenden, mit Salzsäure vermischten Indiglösung zusetzt. 4,24 Grm. chlorsaures Kali werden zu 1000 Kubikcentim. in Wasser gelöst; die Lösung zerstört 10 Grm. reines Indigblau. b) Penny titrirt die kochende, mit Salzsäure versetzte Indiglösung mit saurem chromsaurem Kali. 3,75 Grm. saures chromsaures Kali auf 1000 Kubikcentim. Wasser sind im Stande, 5 Grm. reines Indigblau zu entfärben. c) Mohr gründet seine Methode auf die oxydirende Eigenschaft der Chamäleonlösung, indem eine Chamäleonlösung, welche 1 Grm. Eisen oxydirt, 1,348 Grm. reines Indigblau zu entfärben im Stande ist.                           Indigo Nr. 1.                     Java-Indigo Nr. 2. 0,540 Grm. Indigo in rauchender Schwefelsäure    gelöst und mit so viel Wasser verdünnt, daß    die Lösung 400 Kubikcentim. betrug. 4,48 Gr. Java Indigo mit Schwefelsäure gelöst    und bis zu 500 Kubikcentim. mit Wasser    verdünnt. 1  Kubikcentim. = 0,00135 Grm. Indigo. 100    Kubikcent. = 0,135 Grm. Indigo. 1 Kubikcentimeter = 0,00896 Grm. Indigo.    100 Kubikcentimeter = 0,896 Grm. a) 0,135 Grm. Indig bedurften im Mittel 10    Kubikcentimeter der normalen chlorsauren    Kalilösung, welche 0,100 Grm. reinem    Indigblau entsprechen = 74,07 Proc. a) 0,0896 Grm. Java Indigo bedurften zur    Entfärbung 7,4 Kubikcentim. normales    chlorsaures Kali, demnach 0,0896 Grm.    Indigo = 0,074 Grm. Indigblau = 82,6    Procent. b) 0,135 Grm. Indig bedurften 19,8 Kubikcent.    normale saure chromsaure Kalilösung, welche    0,099 Grm. reinem Indigblau entsprechen =    73,33 Proc. b) 0,0896 Grm. Indigo wurden durch 15    Kubikcentim. saure chromsaure Kalilösung    zersetzt, entsprechend 0,075 reinem    Indigblau = 83,7 Procent. c) Die Chamäleonlösung, welche zur Zerstörung    von 0,540 Grm. Indigo nöthig war, oxydirte    0,283 Grm. Eisen. c) 0,0896 Grm. Indigo entsprachen 0,0527    Eisen = 0,0712 Indigblau = 79,4 Proc. 0,283 Eisen = 0,3815 Grm. Indigblau = 70,6 Proc. Da die drei Methoden bei den beiden Indigsorten abweichende Resultate gaben, obgleich sie in ihren Resultaten bei Prüfung einer Lösung von reinem Indigblau vollständig übereinstimmten, so versuchte der Verf. die Küpen, sowohl die von Berzelius angegebene, wobei der Indigo mit schwefelsaurem Eisenoxydul und Kalk reducirt wird, als die von Fritzsche, nach welcher man das Indigblau durch Traubenzucker und Natron in alkoholischer Lösung reducirt. Beide Methoden gaben übereinstimmende Resultate, die von den durch die maaßanalytischen Methoden gewonnenen Resultaten bedeutend abwichen. Nr. 1. Nr. 2. a) 5,025 Grm. Indigo Nr. 1 wurden in einer Flasche    mit schwefelsaurem Eisenoxydul,  Kalk und    Wasser zusammen gebracht und gut verschlossen    digerirt. Die Flasche faßte bis zu ihrem oberen    Theilstrich 2510 Kubikcentimeter Wasser.    Nachdem das Indigblau vollständig reducirt war,    wurden 1234 Kubikcentimeter Flüssigkeit, 3,117 Grm. Java-Indigo wurden ebenfalls nach    der Fritzsche'schen Methode reducirt.    Von den 670 Kubikcentim. Flüssigkeit wurden    446 Kubikcent. abgezogen, welche 2,0748    Indigo enthielten und 0,947 Indigblau gaben    = 45,6 Procent.      welche also 2,468 reducirten Indigo     enthielten, abgezogen. Die Indigweiß enthaltende     Flüssigkeit wurde oxydirt und ergab 0,905 Grm.     reines bei 100 C.° getrocknetes Indigblau, welche     36,6 Proc. entsprechen. b) 4,505 Grm. Indigo Nr. 1 wurden nach    Fritzsche reducirt. Der Inhalt der Flasche bis    zum obersten Theilstrich faßte 670 Kubikcentim.    Nach der Reduction wurden 446 Kubikcentimeter    abgezogen und oxydirt. Diese 466 Kubikcentimeter    enthielten 2,998 Grm. Indigo und gaben 1,108    Grm. Indigblau = 36,7 Proc. Um zu ermitteln, ob bei Anstellung dieser Küpen auch die gesammte Menge Indigblau im Indigo reducirt worden sey, behandelte der Verf. 4,797 Grm. Indigo von Nr. 1 zu wiederholten Malen nach der Fritzsche'schen Methode, indem er die reducirte Flüssigkeit abzog und auf den Rückstand neue Mengen von Alkohol, Traubenzucker und Natron brachte. Diese Behandlung setzte der Verf. so lange fort, bis aus der letzten, fast farblosen Flüssigkeit keine Spur von Indigblau mehr erhalten werden konnte. Das gewonnene Indigblau wog im Ganzen 1,784 Grm. und entsprach 37,19 Proc., ein Procentgehalt, welcher dem der anderen beiden Küpen nahe entsprechend ist. Der Grund der großen Verschiedenheit zwischen den Resultaten der Prüfung auf maaßanalytischem Wege und der durch die Reduction kann nur von den Nebenbestandtheilen des Indigs herrühren, und in der verschiedenen Wirkung, welche Chlor und Chamäleon ausüben, liegt wohl auch der Grund, daß die durch Chlor wirkenden Lösungen einen größeren Gehalt an Indigblau im Indig angeben als das Chamäleon, während beide bei reinem Indigblau übereinstimmende Resultate liefern. Noch größer werden die Differenzen, wenn man mit Rücksicht auf die nachbleichende Wirkung des Chlors nach jedesmaligem Zusatz der Normallösung recht anhaltend sieden läßt. Um zu untersuchen, welche von den in dem Indigo neben dem Indigblau enthaltenen Substanzen hauptsächlich nachtheilig auf das Resultat bei den maaßanalytischen Methoden einwirken, stellte der Verf. Versuche mit Gemischen aus reinem Indigblau mit Indigbraun und Indigleim an. 100 Theile Indigblau, mit 60 Th. Indigbraun, nach Berzelius' Methode dargestellt, gemengt, gaben mit Chamäleon 127,5 Th. Indigblau zu erkennen, also 27,5 Th. mehr, als wirklich vorhanden war. 100 Th. Indigblau, mit 60 Th. Indigbraun und 40 Th. Indigleim gemengt, forderten eine Menge Chamäleon, welche ebenfalls 127,7 Th. Indigblau entsprach. Um zu sehen, wie das Indigbraun dem rohen Indigo beigemischt sich verhalte, stellte der Verf. folgende Versuche mit dem schon oben erwähnten Java-Indigo an. a) 0,0896 Grm. Java-Indigo mit 0,02035 Grm. Indigbraun forderten eine Quantität Chamäleonlösung, welche 0,0582 Grm. Eisen entsprach = 0,0784 Indigblau = 87,5 Proc. Ohne Zusatz von Indigbraun fand der Verf. nach dieser Methode 79,4 Proc.; das zugesetzte Braun zeigte mithin 8,1 Proc. Indigblau mehr an, als wirklich vorhanden war. b) 0,0896 Grm. desselben Indigs, mit 0,02035 Grm. Indigbraun gemengt, verbrauchten 8,1 Kubikcentimeter normales chlorsaures Kali, entsprechend 0,081 reinem Indigblau oder 90,4 Proc. Ohne Indigbraun ergab derselbe Versuch 82,6 Proc.; das Indigbraun zeigte also 7,8 Proc. mehr an. c) 16,5 Kubikcentimeter normales saures chromsaures Kali verbrauchte der Verfasser, um 0,0896 Grm. Java-Indigo mit 0,02035 Grm. Indigblau zu entfärben = 0,0825 Grm. Indigblau = 92,1 Procent. Ohne Braun 83,7 Proc., mehr 8,4 Proc.