Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 175, Jahrgang 1865, Nr. , S. 476
Download: XML
Miscellen. Miscellen. Feststellung von Typen für gewalzte Eisenträger und deren Anwendung im Baufache. Der österreichische Ingenieur- und Architecten-Verein hat im verflossenen Vereinsjahre (1863/64) beschlossen, ein Comité habe sich mit der Feststellung von Typen für gewalzte Träger behufs deren Anwendung im Baufache zu beschäftigen. Der Verwaltungsrath hat dieses Comité aus folgenden Mitgliedern zusammengesetzt: den Herren Bochkoltz, Fink, Gabriel, Hummel, Leyser, Tietz, Winterhalder. Das Comité schritt sogleich an seine Aufgabe und hat in einigen Berathungen hauptsächlich die principielle Auffassung, Begrenzung und Behandlung des Gegenstandes präcisirt; hierauf beschloß das Comité, seine nun genau definirte Aufgabe in der Art zu trennen, daß zunächst eine Abtheilung, bestehend aus den dem Baufache angehörigen Mitgliedern, eine im Sinne der allgemeinen Vorberathungen zu behandelnde tabellarische Zusammenstellung aller jener gewöhnlich im Baufach vorkommenden Fälle auszuarbeiten habe, für welche die Anwendung von Eisenträgern durchführbar erscheint. Unter Zugrundelegung dieser tabellarischen Zusammenstellung sollte dann die zweite, aus den Hüttenleuten und Mechanikern zusammengesetzte Abtheilung des Comité's die Berechnungen der einzelnen Eisenconstructionen nach Form und Dimension in der Art durchführen, daß nicht allein durch entsprechende Combination einer möglichst kleinen Anzahl von Typen sämmtliche in der Zusammenstellung der Architecten des Comité's enthaltenen Fälle sollen befriedigt werden können, sondern daß auch bezüglich des Gewichtes, der praktischen Herstellung und des Trägheitsmomentes der Träger die möglichst günstigen Verhältnisse berücksichtigt wären, weil in letzterer Beachtung sich die billigste Anwendung der Eisenconstruction dargestellt. Die darüber entworfenen Tabellen geben vier der hauptsächlichst vorkommenden Anwendungsformen mit eingehenden Daten über die Belastungsverhältnisse eiserner Träger für die im Baufache wiederholt vorkommenden Fälle; sie sind einfach und übersichtlich gehalten, so daß jeder Praktiker sich leicht darin zurecht finden und ohne Schwierigkeit die für verschiedene Geschoßhöhen und Mauerstärken nöthigen Transformationen daran wird vornehmen können, um zu dem gewünschten Resultate zu kommen. Bevor nun die Comité-Abtheilung der Hüttenmänner und Mechaniker daran gieng, die Rechnung für alle vorgemerkten Fälle durchzuführen, fand dieselbe für gut, sich eine vollständige Sammlung der bekannteren Formen von Eisenconstructionen des In- und Auslandes zu verschaffen behufs der vielseitigsten Benützung aller über diesen Gegenstand bereits vorliegenden Daten. Die in Folge der ergangenen Einladungen von den inländischen Werken bereitwilligst vorgelegten Verzeichnisse der bereits von denselben bisher ausgeführten Profile, für welche also die Walzeneinrichtungen schon vorhanden sind, geben zugleich das Mittel an die Hand, um zu beurtheilen, ob und in wie weit sich solche bereits vorhandene Profile in das allgemein herzustellende Schema einbeziehen lassen, ohne der principiellen Durchführung des letzteren Eintrag zu thun. Die sonach aus den vorliegenden in- und ausländischen Typen gemachte Rechnungs-Zusammenstellung bot den sichersten Anhaltspunkt über die für die praktische Durchführbarkeit noch zulässigen Verhältnisse der einzelnen Träger, und gestattete die praktisch möglichen und zugleich hinsichtlich der Trägheitsmomente günstigsten Dimensionen bei der Feststellung der einzelnen Normalprofile zu Grunde zu legen. Die hierbei angestellten Berechnungen ergaben, daß mit den in einer zweiten Tabelle aufgestellten 10 Stück Trägerprofilen alle in der ersten Tabelle enthaltenen Fälle erschöpft sind, so daß bei etwaigen Differenzen zwischen der gegebenen Belastung und der Tragfähigkeit der zugehörigen Profile es dem Constructeur überlassen bleibt, dem speciellen Falle entsprechend, die nächst höher oder tiefer liegende Träger-Nummer zu wählen. Wenn somit von dieser vorläufig für die bezeichneten wichtigeren und allgemeineren Anwendungsfälle im Baufache ausreichenden geringen Anzahl von Profilen geltend gemacht werden kann, daß sie bezüglich ihrer praktischen Ausführung keine besonderen Schwierigkeiten haben werden, weil Träger in analogen Dimensionen bereits ausgeführt sind, wenn ferner unter den jetzt bekannten Profilen die hinsichtlich der Gewichte und Trägheitsmomente günstigsten Verhältnisse gewählt sind, wenn endlich auf das im Inlande bereits vorhandene Walzencaliber theilweise Rücksicht genommen wurde, so ist, glauben wir, allen Umständen Rechnung getragen, die in praktischer und theoretischer Beziehung bei der gestellten Aufgabe in's Auge zu fassen waren. Alle sonstigen für die Berechnung maßgebenden und bei der Anwendung der Tabellen nöthigen Daten finden sich in den denselben angefügten Anmerkungen. Zur Erklärung des Umstandes, daß die Trägerformen nicht von 4 bis 12 Zoll Höhe in stetiger Reihe von 1 Zoll zu 1 Zoll aufeinander folgen, wird noch beigefügt, aß die Commission sich bei der Zusammenstellung und Reihenfolge einerseits durch die Gewichte und die denselben nahezu entsprechenden Tragfähigkeiten bestimmen ließ, daß sie andererseits auf vorhandene Profile, insofern solche ein günstiges Verhältnis zwischen Trägheitsmoment und Materialaufwand nachweisen, daß sie weiters auf die in der Tabelle I dargestellten Fälle des praktischen Bedürfnisses Rücksicht genommen hat, und endlich, daß sie die Trägerformen II und IV deßhalb einschalten zu müssen geglaubt hat, weil bei denselben mit verhältnißmäßig geringer Constructionshöhe eine große Tragfähigkeit verbunden ist, daß sie sich also in gewissen Fällen als besonders zweckentsprechend erweisen werden. Indem wir die Hoffnung aussprechen, daß durch eine recht baldige allgemeine Anwendung und Adoptirung dieses Schema's seitens der Consumenten und Producenten einem wirklichen Bedürfniß abgeholfen werde, sehen wir uns zu dem Antrage veranlaßt: Der löbliche Ingenieur- und Architecten-Verein wolle diesen für den praktischen Gebrauch eingerichteten Tabellen nicht allein durch Veröffentlichung in der Zeitschrift des Vereines, sondern auch in anderer Weise die größtmögliche Verbreitung geben; er wolle ferner mit allen seinen Mitteln dahin wirken, daß die Producenten sich die Festsetzung der Tabelle II aneignen, damit durch gemeinsames Vorgehen die Producenten solche Formen schaffen, wie die Praxis sie erheischt, und andererseits, damit die Consumenten in die Lage kommen, die für die einzelnen Fälle der Praxis erforderlichen Formen ohne Weitwendigkeiten sich verschaffen zu können. In solcher Weise könnte der Vortheil der Producenten mit dem der Consumenten Hand in Hand gehen und der Verwendung des Eisens im Baufache die gewünschte größere Verbreitung gegeben werden. A. Bochkoltz.     P. Fink.     C. Gabriel.     E. Leyser.     J. Winterhalder. Allen jenen Werken, welche sich an den Ingenieur- und Architecten-Verein in Wien wenden wollen, wird derselbe mit größter Liberalität durch Mittheilung der Tabellen und Typen-Zeichnungen im Maaßstabe der Naturgröße entgegenkommen. (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1865, Nr. 8.) Thirault's Verfahren zum Färben und Conserviren des Eisens. Der Zweck des Erfinders ist, die Oberfläche des Eisens mit einer vollkommen anhaftenden Schicht von Eisenoxyduloxyd zu überziehen. Dieß wird durch folgende Operationen erreicht: 1) man erzeugt auf der Oberfläche des Schmiedeeisens (oder Stahls) eine anhaftende Schicht von Eisenoxyd; 2) man verwandelt das gebildete Oxyd unter dem Einfluß des Wassers bei einer hohen Temperatur (90 bis 100° C.) in das niedrigere schwarze Oxyd (magnetisches Oxyd, Fe³O⁴); 3) man wiederholt die Operation, bis die schwarze Schicht hinreichend dick und anhaftend ist; 4) man taucht die Gegenstände in ein Bad lauwarmen Wassers, um das Schmiedeeisen (oder den Stahl) von den seiner Oberfläche anhaftenden sauren oder salzigen Theilen zu reinigen, wornach man die Gegenstände mit einer schwachen Schicht Olivenöl tränkt. Es folgen nun die Vorschriften für die anzuwendenden Präparate. Erste Vorschrift. Quecksilbersublimat 250 Gramme Salmiak 250 Gramme Wasser     5 Liter Man löst auf, läßt absetzen, decantirt oder filtrirt, und bewahrt die Flüssigkeit in Glasflaschen auf. Zweite Vorschrift. Flüssiges Eisenchlorid von 30° Baumé 750 Gramme Kupfervitriol   50      „ Salpetersäure von 36° Baumé 200      „ Alkohol 300      „ Wasser   10 Liter Man verfährt wie für die erste Vorschrift. Dritte Vorschrift. Flüssiges Eisenchlorid von 30° Baumé 100 Gramme trockenes Eisenchlorür 300      „ Salpetersäure von 36° Baumé   50      „ Alkohol 900      „ Wasser   10 Liter Man verfährt wie für die erste und zweite Vorschrift. Patentirt in Belgien am 12. Januar 1863. (Armengaud's Génie industriel, August 1864, S. 69.) Ueber das Verfahren von Thirault zu St. Etienne, auf dem Schmiedeeisen und dem Stahl einen gefärbten Ueberzug zum Schutze gegen den Rost zu erzeugen, hat Gaultier de Claubry im J. 1860 der Société d'Encouragement zu Paris einen sehr günstigen Bericht erstattet, welcher im polytechn. Journal Bd. CLV S. 431 mitgetheilt wurde. Die Redaction. Die galvanoplastische Anstalt von Elkington in Birmingham. Das Practical Mechanics' Magazine December 1864, bringt S. 249 nach dem Iron monger einen Bericht über diese großartige und berühmte Anstalt,Man s. die Mittheilungen über dieselbe im Jahrgang 1863 des polytechn. Journals, Bd. CLXX S. 269. welchem wir folgende Notizen über die zum Versilbern und Vergolden angewendeten Verfahrungsarten entnehmen: Die zu versilbernden oder zu vergoldenden Gegenstände werden zuerst gereinigt und in Sägespänen getrocknet, dann mit einer dünnen Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd gewaschen, wodurch sich auf dem Gegenstand eine feine Schicht metallischen Quecksilbers ablagert, welche denselben befähigt, das Silber oder Gold fest haftbar zu machen. Eine Anzahl Löffel, Messer Gabeln etc., die versilbert werden sollen, werden an einen Kupferdraht, der kleine Häkchen trägt, angehängt, und mit demselben in das Silberbad und in Contact mit dem Zinkpol der Batterie gebracht. Sofort schlägt sich darauf Silber in brillanter Weiße nieder, ohne daß in der Flüssigkeit die geringste Bewegung bemerkbar ist, und je nachdem die Gegenstände längere oder kürzere Zeit in der Flüssigkeit verbleiben, wird der Niederschlag von Silber dicker oder dünner seyn. Um die Menge des Niederschlages bestimmen zu können, wird ein Löffel oder ein anderer Gegenstand gewogen, bevor er in das Bad gebracht wird, und indem man ihn zeitweise herausnimmt und wieder wiegt, kann man erfahren, wie viel Silber sich auf jedem einzelnen Gegenstand oder auf einer Fläche von 1 Quadratfuß niedergeschlagen hat. Zur Darstellung des Silberbades löst man 2 Th. reines Silber in der Wärme in 6 Th. Salpetersäure und dampft zur Trockne ein; den Rückstand löst man in 25 Th. Wasser und fällt mit 2 Th. Cyankalium, in 10 Th. Wasser gelöst; das Cyansilber wird abfiltrirt, ausgewaschen und in 2 Th. Cyankalium, welches in sehr wenig Wasser gelöst ist, aufgelöst. Diese Lösung wird mit so viel Wasser verdünnt, daß sie 100 Th. ausmacht, und ist dann zum Gebrauch fertig. Man muß darauf achten, daß die Dichtigkeit des Silberbades immer dieselbe bleibt. Während sich aus demselben Silber ausscheidet, wird allerdings in demselben Verhältniß am anderen Pol wieder Silber gelöst, und zwar von den Platten, welche zu diesem Zweck im Trog liegen. Dieses erfolgt indessen nicht so regelmäßig, und die auf und nieder gehenden Ströme veranlassen auf der Oberfläche der zu versilbernden Gegenstände Streifen. Dieses wird vermieden, indem das Silberbad durch eine mechanische Vorrichtung fortwährend langsam bewegt wird. Der Silberniederschlag ist meistens ohne Lüster; um ihm aber ein sehr schönes Lüster zu geben, setzt man dem Silberbad eine geringe Menge Schwefelkohlenstoff zu. Nach vier Stunden ist gewöhnlich die Versilberung beendet, obgleich die Dicke des Silberniederschlages sehr verschieden gegeben wird, je nach dem Zweck, den der Gegenstand erfüllen soll. Für gewöhnliche Artikel rechnet man 1 1/2 bis 3 Unzen Silber aus 1 Quadratfuß Fläche. Wird Schwefelkohlenstoff nicht angewendet, so müssen die Gegenstände noch polirt werden; alle aber erhalten den letzten Glanz durch Poliren mit den Händen junger Mädchen, denn die Feinheit und Weichheit ihrer Haut gibt eine Politur, welche man durch kein anderes Mittel erreichen kann. Ueber die Reinigung des Steinkohlengases von Schwefelkohlenstoff; von Lewis Thompson. Vor längerer Zeit fand ich, daß Wasserdampf und Schwefelkohlenstoff bei Rothgluth nicht nebeneinander bestehen können; leitet man nämlich beide durch eine rothglühende Röhre, so zersetzen sie sich gegenseitig in Schwefelwasserstoff und Kohlensäure (2 CS² + HO = 2 SH + CO²). In den letzten Monaten habe ich den praktischen Werth dieser Thatsache bei der Reinigung von über 15,000 Kubikfuß Gas erprobt, welche sich bei der genauesten Prüfung als vollkommen frei von jeder Spur Schwefelkohlenstoff erwiesen. Jedenfalls fordern die erlangten Resultate zu weiterer Verfolgung des Gegenstandes von Seite der competenten Techniker auf. Ich mische das Gas, nachdem es die Theercisterne verlassen und bevor es den Condensator erreicht hat, mit Wasserdampf, und leite das Gemisch durch eine vollkommen kirschroth glühende Retorte oder Röhre. Die Weiterleitung nach dem Condensator u.s.w. bleibt unverändert. Ich verwendete bei. meinen Versuchen eine gußeiserne Röhre von kreisförmigem Querschnitt, 5 Zoll Durchmesser und 12 Fuß Länge, durch welche das Gemisch mit einer Geschwindigkeit von 1500 Kubikfuß per Stunde durchging. Unter der erwähnten „Kirschrothgluth“ ist eine Temperatur von circa 650° C. verstanden, doch kann dieselbe vom Schmelzpunkte eines weichen Messings bis zu dem des Silbers schwanken, muß aber stets um so höher seyn, je größer die Geschwindigkeit des Gasstromes in der Röhre ist. An Wasserdampf braucht man etwa 60–80 Kubikfuß, entsprechend 3–4 Pfd. Wasser, per Tonne Newcastle Kohle, oder für 1000 Kubikfuß Gas aus der Theercisterne 7 Kubikfuß Dampf; ein Ueberschuß von Dampf ist indessen nicht sonderlich nachtheilig. (London Journal of arts, Februar 1865, S. 65.) Ueber das Magnesiumlicht, von Roscoe. Das Spectrum des brennenden Magnesiumlichtes ist äußerst reich an violetten und ultra-violetten Strahlen, theils durch den weißglühenden Dampf des Magnesiums, theils durch die stark erhitzte Magnesia, welche sich durch die Verbrennung bildet. Schon im Jahre 1859 wurde die chemische Kraft dieses Lichtes mit der der Sonne verglichen und zu photographischen Zwecken empfohlen. Die Leuchtkraft der Sonne ist 524 Mal größer als die des Magnesiums, aber an chemischer Kraft übertrifft sie dieses nur um fünfmal. Ein brennender Magnesiumdraht von 0,297 Millimeter Dicke gibt so viel Licht wie 74 Stearinkerzen, deren fünf auf das Pfund gehen. Wenn dieß Licht eine Minute dauert, werden 0,987 Meter Draht im Gewichte von 0,120 Grm. verbrannt. Um ein Licht zu erzeugen, welches dem von 74 Stearinkerzen gleich kommt, die 10 Stunden brennen (wobei 20 Pfd. Stearin verzehrt werden), sind 72,2 Grm. (circa 4 1/2 Loth) Magnesium erforderlich. Man erhält den Magnesiumdraht dadurch, daß man das Metall aus einer heißen Stahlpresse drückt, die am Boden eine feine Oeffnung hat; den Draht kann man auf Spindeln rollen, welche sich durch ein Uhrwerk bewegen und ihn durch eine Oeffnung in eine Gas- oder Spiritusflamme langsam hinein schieben. (Photographisches Archiv, 1864 S. 502.) Magnesiumlampe. Um das ruhige Verbrennen des Magnesiumdrahtes herbeizuführen, hat der Photograph Grant in Nottingham eine sehr einfache mechanische Anordnung construirt, welche sich ganz vortrefflich bewähren soll. Der doppelte Draht ist auf Spulen aufgewickelt, und wird von diesen zwischen zwei Cylinder geleitet, die ihn durch ihre langsame Drehung nachziehen und in dem Maaße, als er verbrennt, in eine Glasröhre hineinschieben, wo er mit ruhigem, blendendem Lichte verbrennt. Man kann den Apparat zu den verschiedensten Zwecken, Beleuchtung der Bühnen, zu Signalen im Nebel, vor Allem aber zu photographischen Aufnahmen verwenden, welche fast eben so rasch als im Sonnenlichte entstehen. Feuerpapier. In der Londoner chemischen Gesellschaft zeigte Prof. Hofmann Feuerwerkspapier aus Japan vor, das anfänglich mit kleiner, kaum leuchtender Flamme brannte, während sich bei fortschreitender Verbrennung eine rothglühende Kugel von einer salzigen Masse anhäufte. Nachdem das Papier etwa zur Hälfte verbrannt war, fieng die glühende Kugel an glänzende Funken auszusenden; das Phänomen erschien ganz ähnlich wie das beim Verbrennen einer stählernen Feder in Sauerstoff, nur viel zarter, indem die einzelnen Funken in prächtigen dendritischen Verzweigungen ausstrahlten. Bei der Untersuchung des Papiers, sagt Prof. Hofmann, habe er zunächst nach einem fein zertheilten Metall in der Mischung gesucht, die aber nur aus 17,32 Proc. Kohlenstoff, 29,14 Proc. Schwefel und 53,64 Proc. Salpeter bestehe; jede Lunte enthalte circa 40 Milligrm. von der Mischung in feines Papier eingewickelt; ein Gemisch von 1 Th. gepulverter Holzkohle, 1 1/2 Th. Schwefel und 3 1/4 Th. Salpeter zeigte die Erscheinung sogar noch auffallender. Die Wahl des Papiers ist nicht ohne Einfluß, am besten eignet sich ächtes japanisches. (Durch die deutsche Industriezeitung.) Ueber Anilinblau (Bleu de nuit), von J. Levinstein. Von Schlumberger und von Passavant wurde essigsaures Natron mit Fuchsin und Anilinöl zur Darstellung des Lichtblaues angewendet. Um das Blau grünstichig zu machen, verfährt man besser nach folgender Methode: 3 Th. Anilinöl werden mit 1 Th. Anilinroth auf 180° C. so lange erhitzt, bis das Roth in Violett verwandelt ist, was nach circa 3 bis 4 Stunden eingetreten ist. Alsdann fügt man 1/2 Th. essigsaures Kali hinzu und steigert die Temperatur auf 190° C.; nach circa 1 1/2 Stunden ist alles Roth in Blau verwandelt; man erhitzt dann noch so lange (einige Minuten), bis eine Probe auf Porzellan gestrichen eine grünblaue Farbe zeigt. Dann gießt man die ganze Masse in Spiritus und entfernt das überschüssige Anilinöl durch Kochen in concentrirter Salzsäure; hierbei scheidet sich das Bleu de nuit als compacte bronzefarbene Masse aus; die überstehende Salzsäure wird dann mit Wasser verdünnt, wobei ein Niederschlag von violetter Farbe sich ausscheidet. Dieser Niederschlag löst sich nur in Spiritus und färbt rothblau (im Handel Bleu de Lyon). Das zuerst ausgeschiedene (ausgewaschene) Lichtblau (Bleu de Lumière) löst sich ebenfalls nur in starkem Alkohol. (Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium, 1864 1. Halbj. S. 21.) Verhalten des Glycerins zu Chloroform, nach Dr. Wittstein. C. Palm hatte vorgeschlagen (polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 224) eine Verfälschung des Glycerins mit Rohr- oder Traubenzucker dadurch quantitativ zu bestimmen, daß man es mit Chloroform schüttele, weil diese beiden Zuckerarten in Chloroform unlöslich seyen, das Glycerin aber sich darin mit der größten Leichtigkeit auflöse. Die letztere Angabe beruht aber, wie sich nachträglich herausgestellt hat, auf einem Irrthum; das Glycerin ist ebenso, wenig wie jene beiden Zuckerarten in Chloroform löslich. Nichtsdestoweniger gelingt es aber doch, vermittelst Chloroform das Glycerin von dem Zucker vollständig zu trennen, denn dieser scheidet sich dabei im festen Zustande aus, während sich das Glycerin auf die Oberfläche des Chloroforms begibt und durch Hülfe des letzteren weggespült werden kann. Palm's Vorschlag war also keineswegs hinter dem Schreibtische ausgesonnen, wie behauptet worden, sondern der durch Chloroform aus dem verfälschten Glycerin abgeschiedene Zucker wurde wirklich gewogen. Nur hatte Palm übersehen, daß das Glycerin nicht in, sondern auf das Chloroform übergegangen war. (Aus des Verf. Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XIV S. 100.) Ueber den Kunstguß von Naturmodellen, von Schütze in Dresden. Um z.B. eine Gruppe von Eidechsen abzuformen, werden die Thiere durch etwas Strychnin bewußtlos gemacht (bei todten würden die Muskeln schlaff zusammenfallen), dann gerichtet, mit Spiritus oder Wasser begossen, um das genaueste Anschließen der Formmasse in allen Theilen zu erreichen, in einer Mischung von Gyps und Asbest abgeformt und nach deren Erstarrung behutsam herausgezogen. Nach dem Gusse taucht man das Kupfer in Essigsäure, um ihm eine schwache Patina zu geben. Weit künstlicher ist die Abformung von Insecten, Pflanzen mit den feinsten Theilen etc., denen man zuerst das überflüssige Wasser durch Eintauchen in Spiritus entzieht. Durch Glycerin werden die Blumen feucht und frisch erhalten, in eine Lösung von etwas Phosphor in Schwefelkohlenstoff getaucht, durch eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd gezogen und dadurch mit einer feinen Silberhaut überzogen, auf welcher sich Kupfer leicht niederschlägt und so die Form bildet. Durch Glühen wird die Blume eingeäschert, die Asche durch angesäuertes Wasser entfernt, die Form in einen Kasten mit Formsand eingefüllt, der Kasten mit einer Luftpumpe in Verbindung gesetzt und so die Form luftleer gemacht. Auf der unteren Seite des Kastens ragt ein außen mit einer Gutta-percha-Platte geschlossenes Saugrohr hervor; taucht man dieses in ein geschmolzenes Metall, so wird die Platte zerstört und durch den Druck der äußeren Luft das Metall in den luftleeren Raum getrieben, den es sofort ausfüllt. Schließlich wird die Kupferform durch Schwefelsäure abgeätzt. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 3.) Mittel gegen die Zerstörung der Holzschnitzereien durch Insecten. Es war in England häufig vorgekommen, daß Holzschnitzereien schon nach wenigen Jahren durch Insecten völlig zerstört waren; ja wenn diese Thierchen zu einem oder dem anderen Gegenstand besondere Zuneigung gefaßt hatten, gieng die Zerstörung noch schneller. Demzufolge war eine Commission niedergesetzt, deren Aufgabe es war, die Ursachen der Zerstörung festzustellen und Mittel zur Abhülfe vorzuschlagen, und wir entnehmen dem Commissionsbericht, welchen das Mechanics' Magazine mittheilt, Folgendes: Das Insect, welches am meisten zerstörend wirkt und die Möbel und andere Holzschnitzereien in allen Richtungen durchbohrt, gehört in das Genus Anobium, dasselbe Genus, welches auch den Bibliotheken so gefährlich wird. In der Bodleian-Bibliothek hatte dieses Insect schon früher großen Schaden gethan, wovor man sich später in der Weise schützte, daß man die beschädigten Bücher in Glaskästen schloß und Schälchen mit Benzin hinein stellte. Das Insect kann den Geruch des Benzins nicht vertragen, und sobald die Bücher damit imprägnirt sind, sterben die Insecten, sowie die Larven und die Eier, und das Insect kommt in die so behandelten Bücher nie wieder hinein. Bei den Möbeln und Holzschnitzereien wendet man dasselbe Mittel an. Eine Tränkung des Holzes mit Benzin wäre einfacher, doch diese läßt sich wohl bei neuem Holz anwenden, nicht aber bei fertigen Möbeln. Die Möbeln und andere Schnitzereien, die schon sehr von den Angriffen der Insecten gelitten hatten, wurden in verschließbare Räume gebracht und bei der Wärme des Sommers Schalen mit Benzin hinein gestellt. Wenn eine Portion Benzin verdampft ist, muß eine neue Portion aufgegossen und diese Operation so oft wiederholt werden, bis man größere Mengen todter Insecten oder Larven im Zimmer findet. Die Tödtung dauert einige Wochen bis Monate und man kann durch diese sehr geringe Mühe kostbare Meublements erhalten. Man hat statt Benzin auch Kreosot, Carbolsäure und Chloroform versucht, aber diese Körper haben nicht die guten Resultate gegeben wie Benzin. Nachdem diese Thatsache festgestellt war, war es wichtig zu ermitteln, ob es nicht ein Mittel gibt, neue Holzschnitzarbeiten so zu schützen, daß der Wurm nie hinein kommt. Es wird von der Commission vorgeschlagen, die Gegenstände mit einem Ueberzug von Leim zu versehen, weil der Leim thierischen Ursprungs ist, und es erfahrungsmäßig feststeht, daß das Insect nur von Vegetabilien lebt und alle Körper thierischen Ursprungs unberührt läßt. Um den Leimüberzug wirksamer zu machen, kann man auf 1 Quart der Leimlösung noch 2 Grm. Quecksilberchlorid lösen. Wenn es sich darum handelt, Schnitzereien wieder herzustellen, die so sehr von den Angriffen des Insectes gelitten haben, daß sie aus einander zu fallen drohen, schlägt die Commission folgendes Verfahren als geeignet vor. Die einzelnen Stücke des schon aus einander gefallenen Gegenstandes werden mit einer starken Auflösung von Quecksilberchlorid in Wasser getränkt, und nach dem Trocknen, wenn alle Insecten und Larven getödtet sind, werden dieselben mit einer starken Leim- oder Harzlösung imprägnirt, die dazu bestimmt ist, die Gänge, welche das Insect gebohrt hat, auszufüllen und den geschnitzten Gegenständen wieder Festigkeit zu geben. Die einzelnen Stücke werden dann wieder zusammengesetzt, so daß der Gegenstand sich dem Auge als wieder hergestellt darbietet, was für Liebhaber von Alterthümlichkeiten genügend ist. War der ursprüngliche Gegenstand gemalt, so geht die Farbe bei dieser Behandlung verloren, da man noch kein Mittel gefunden hat, welches das Insect vernichtet, aber die Farben nicht angreift. Benzin wäre ein solches Mittel, aber dasselbe ist nicht ausreichend, um Möbel zu schützen, bei denen die Zerstörung bereits einen hohen Grad erreicht hat. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1865, Nr. 4.) Ueber das Resonanzbodenholz der Urwälder des Böhmerwaldes, von Prof. Dr. Goeppert. Hr. Geheimerath Prof. Dr. Goeppert hielt in diesem Betreff in der allgemeinen Versammlung des Breslauer Gewerbevereins am 7. März d. J. einen demonstrativen Vortrag, den wir in folgende Skizze zusammenfassen: Ausgehend von dem Grundsatz, daß in der Vereinigung von Wissenschaft und Technik das wahre Heil der Gewerbe zu suchen und zu finden sey, wies der Redner darauf hin, daß es allerdings längst bekannt sey, wie unersetzbar die Nadelhölzer für gewisse technische und bauliche Zwecke in Folge ihrer großen Festigkeit bei leichter Bearbeitbarkeit und ihrer Fähigkeit, sich innerhalb gewisser Grenzen biegen zu lassen, seyen; worin dieß aber begründet, sey weniger bekannt und selbst die Wissenschaft habe darauf noch nicht eingehend genug geantwortet. Amati, Straduari u.a. wußten erfahrungsgemäß, daß Nadelhölzer der Alpen die besten Resonanzböden für ihre Geigen gäben; warum? das wußten sie nicht. Um dieses Warum? zu beantworten, ist es nöthig, die Structur der Hölzer zu untersuchen. Nadel- und Laubhölzer unterscheiden sich in Bezug darauf und in Folge dessen hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit wesentlich von einander. – Der Stamm bei beiden besteht aus der Rinde in verschiedenartiger Zusammensetzung, aus dem Holzkörper, der das eigentliche Holz (Splint und Kernholz) und das Mark umfaßt. Der Holzkörper der Nadelhölzer, auf den es hier uns allein ankommt, wird gebildet durch senkrecht stehende, prismatische, nicht durch Zwischenzellengänge unterbrochene, sondern eng verbundene und ineinandergreifende, ziemlich gleichförmige Holzzellen; der Holzkorper der Laubhölzer dagegen durch Holzzellen, Parenchymzellen und Gefäße, jede einzelne von sehr verschiedenem Durchmesser. Beiden kommen ferner noch vom Mark vorzugsweise ausgehende und die gedachten Bestandtheile in horizontaler Richtung durchsetzende Zellenbündel zu, die unter dem Namen Markstrahlen oder Spiegelfasern den Technikern allgemein bekannt sind. Bei den Nadelhölzern bestehen sie fast durchweg nur aus einer einzigen Reihe von Zellen, bei den Laubhölzern aus mehreren, oft aus vielen, wodurch natürlich auch die innige Verbindung des ganzen Holzcomplexes bei ihnen mehr gestört wird als bei jenen. Das Mark oder der Markcylinder ist bei europäischen Waldbäumen nur von äußerst geringem Umfange und hier überhaupt für unsere Untersuchung ohne Bedeutung. Die Bildung der Holzschichten erfolgt bei unseren heimischen Bäumen in concentrischen Schichten, in normalem Zustande jährlich eine, daher die Möglichkeit, aus der Zahl derselben deren Alter zu bestimmen. Bei den tropischen Bäumen sind diese Schlüsse sehr unsicher. Durch Einschieben von Stanniolblättchen zwischen Rinde und Holz kann das jährliche Wachsthum des Baumes leicht constatirt werden. Als zufällige Mittel hierzu dienen Inschriften, welche im Innern von Bäumen angetroffen werden, wenn sie nämlich Jahreszahlen enthalten. Vortragender legte einen im Jahre 1841 gefällten Buchenklotz vor, in dem die Jahreszahl 1809 unter 32 Jahresringen sich vorgefunden und ein besonders seltenes Exemplar eines Buchenscheites, das, von einem im Jahre 1864 gefällten Baume herrührend, unter 53 Jahresringen die Inschrift: „† P. L. 1811. C. V. M.“ in Umrahmung trug. Diese Inschrift war auch auf der Rinde in gleicher Höhe, nur in weiterer Entfernung der Buchstaben bemerkbar. Aus dieser Auseinandersetzung geht nun hervor, daß die Nadelhölzer wegen ihres eben so festen als gleichförmigen inneren oder anatomischen Baues, wodurch alle Arten von Tonschwingungen sich um so intensiver zu entwickeln vermögen und nicht so leicht unterbrochen werden, sich vorzugsweise zur Verwendung für Resonanzböden der verschiedenen Saiteninstrumente eignen, und in noch höherem Grad wird dieß der Fall seyn, wenn auch die Jahresringe, welche stets durch etwas mehr verdickte und in der Radialrichtung schmälere Zellen gebildet werden, möglichst schmal und gleich breit erscheinen, wobei Knotenlosigkeit sich von selbst versteht. Unter allen unseren einheimischen Nadelhölzern besitzt diese Eigenschaften in höchstem Grade die Fichte oder Rothtanne (Pinus Abies L.), wenn sie auf steinigem Boden in gewisser Höhe wächst, wie sie unter anderen in den Urwäldern des Böhmerwaldes vorkommt, die zu den ausgedehnten Besitzthümern des Fürsten von Schwarzenberg gehören, aber auch selbst hier nur in vorzüglichster Weise in einem Reviere derselben, in dem Stubenbache zwischen 3500 bis 4000 Fuß Seehöhe auf Gneis angetroffen wird. Dort in den sogenannten Maderhäusern befindet sich die Fabrik des Hrn. Bienert, des Schöpfers dieser Böhmen zu großer Ehre gereichenden Industrie, der auf die ausgedehnteste Weise die musikalische Welt in allen Erdtheilen mit den Producten dieser Waldungen versorgt, Wälder, deren Besuch Jeden mit Staunen und Bewunderung erfüllt, gegen welche die unserigen nur als schwächliche Epigonen erscheinen. Herr Bienert, ein überaus freundlicher und trotz seiner 78 Jahre noch rüstiger Greis versorgte den Vortragenden auf höchst dankenswerthe Weise auf seinen Wunsch mit einem ganzen Sortiment seiner Producte, die hier vorgelegt wurden. Zunächst dem Querschnitt einer solchen Fichte von 20 Zoll Durchmesser mit nicht weniger als 470 Jahresringen (das erste 100 I. von 3 I. 10 L., das zweite von 2 Z. 2 L., das dritte von 1 Z. 9 L., das vierte von 1 Z. 6 L., die letzten 70 Jahre von 9 L.). Die für Violine, Guitarre, Mandoline und Piano bestimmten Resonanzböden zeigten in ihrer ganzen Breite durchweg auf eine Linie nur 3–4 äußerst zarte Jahresringe. Weniger feine Hölzer dienen zu Claviaturhölzern, Siebarbeiten etc. (Adresse: K. k. ausschließlich privilegirte Resonanzholz- und Siebwaarenfabrik von D. Bienert und Sohn, Maderhäuser bei Schüttenhofen in Böhmen.) Von dem gedrängten Wachsthum leitete der Vortragende auch die weltbekannte Güte des norwegischen Schiffsbauholzes her, welches aber nicht von der Fichte, sondern von der Kiefer (Pinus sylvestris) stammt. Ein vorgelegter Stammschnitt von Altea (70° n. Br.) ließ in 2 Fuß 6 Zoll Durchmesser 430 Jahresringe erkennen.