Titel: Burr's Hinterladungs-Geschützrohre.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LX., S. 193
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LX. Burr's Hinterladungs-Geschützrohre. Aus dem London Journal of arts, November 1864, S. 283. Mit Abbildungen auf Tab. III. Burr's Hinterladungs-Geschützrohre. David August Burr in Washington City, Vereinigte Staaten, ließ sich am 19. Januar 1864 als Mittheilung eine Anfertigungsmethode von Hinterladungs-Geschützrohren patentiren, welche dem Wesentlichen nach in Folgendem besteht: Zur Bildung des eigentlichen Rohrkernes B, Fig. 40, werden durch das Voreinanderstoßen von Schmiedeeisenstücken verschiedener Dehnbarkeit zunächst Stangen ausgeschmiedet, welche vom weichsten Eisen anfangend, allmählich in die überhaupt zu erlangende härteste Eisensorte übergehen. Diese Stangen rollt man dann, mit ihren weichsten Enden beginnend, von innen nach außen spiralförmig zu massiven Scheiben von entsprechendem Durchmesser auf, welche nach ihrer Schweißung abzudrehen und genau in Bezug auf unganze Stellen, Schiefern, Gruben etc. zu untersuchen sind, nach ihrem Gutbefinden aber vermittelst der Schweißung durch Stauchen zum inneren Theile des Kanonenrohres zusammengesetzt werden, welcher letztere sonach eine künstliche Metallconstruction hat, vermöge deren seine Massentheilchen, von innen nach außen hin gerechnet, der ausdehnenden Gewalt des Pulvergases einen immer größer werdenden Widerstand entgegensetzen. Der so construirte Rohrkern ist um seine erweiterte Kammer K herum, bis in die Gegend der Schildzapfen hin cylindrisch, verjüngt sich aber von da an bis zu seinem Kopfe, und wird zur größeren Haltbarkeit noch weiter mit aufgetriebenen Stahlreifen a¹ bis a⁷, b¹ bis b⁴ und c¹, c² umgeben, zu deren fester Verbindung mit dem Rohrkerne letzterer an seinem langen Felde mit vierkantigen Nuthen zur Aufnahme von, im Querschnitt ebenso gestalteten, über die Rohrfläche vorstehenden eisernen Spalt- oder Schlüsselringen und an seinem Bodenstücke mit eingeschnittenen Schraubengewinden versehen ist. – Der Stahlreif a⁷ stemmt sich nach seinem Auftreiben dann gegen den ihm nach der Geschützmündung hin vorliegenden Ring an, für welchen wieder der Stahlreif a⁶ einen entsprechenden Ausschnitt hat u.s.w.; – der Kopfreif a¹ endlich wird durch einen Diebelnagel m festgehalten und die Kammerreifen b¹ bis b³, c¹, c² finden ihre Schlußbefestigung in dem aufgeschraubten Stahlreife b⁴. Der die Schildzapfen tragende Stahlreif b¹ umfaßt zu seiner sicheren Verbindung mit dem Rohrkerne außerdem noch den Vorsprung d des letzteren. Die zur Aufnahme sehr starker Pulverladungen eingerichtete cylindrische Pulverkammer K schließt sich vorn ogival an die engere Rohrbohrung an und wird hinten durch einen mit Schraubengewinden versehenen Kolben E' geschlossen, welcher letztere in dem hinteren Theil der Kammer eingeschraubt wirdwtrd, und außerdem eine weitere Befestigung durch die mit der Kurbel F versehene Schraubenspindel E erhält, deren Mutter in der Welle D liegt, welche letztere von den Armen C und C' getragen wird und durch den Bolzen H in ihrer Lage fixirt werden kann. Der untere Arm C' ist fest mit dem Stahlreif b⁴ verbunden, der obere Arm C aber vermittelst eines Scharniers in demselben beweglich. Zur Gasdichtmachung dieses Verschlusses ist der den Stoßboden des Rohres bildende Kopf des Kolbens E' noch mit einer expansiven Doppel-Liderung versehen, deren zweifacher Rand, von außen nach innen gerechnet, zwei- und beziehungsweise sechsfach gespalten, mit seinen Einschnitten in Verband steht. – Zur leichteren Reinigung der Muttergewinde des Verschlußkolbenkopfes E' sind erstere parallel zur Rohrachse vierkantig durchschnitten, und damit endlich die starken Pulverladungen derartig construirter Geschützrohre stets central entzündet werden, ist in der Mitte des Verschlußkolbenkopfes E' noch eine Metallröhre W eingeschraubt, zu welcher das schräg von oben nach unten durch den Verschlußkolben hindurchgebohrte Zündloch hingeführt wird. Dy.,          Artillerie-Hauptmann.

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