Titel: Waschapparat für Gase oder Dämpfe, von D. Colladon in Genf.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CVII., S. 354
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CVII. Waschapparat für Gase oder Dämpfe, von D. Colladon in Genf. Aus Armengaud's Génie industriel, März 1865, S. 119. Mit Abbildungen auf Tab. V. Colladon's Waschapparat für Leuchtgas. Der Erfinder dieser sinnreichen Reinigungs- und Waschapparate ist der Professor der Mechanik in Genf und Erbauer der schönen Gasfabrik von Neapel. Die Reinigungsapparate (sogen. Trockenapparate) sind auf die Anwendung der Centrifugalkraft basirt, und bewirken beim Leuchtgase namentlich die Trennung der dem Strome beigemischten festen oder flüssigen Stäubchen und Tropfen fremder Körper; die Centrifugalkraft ist zur Erzielung dieses Resultates besonders geeignet, weil sie die dichteren Theilchen, wie Wasser- und Theertropfen, nach der Wandung des Gefäßes schleudert, an welcher sie dann herabfließen. Diese Wandung kann innen cannelirt oder sonst mit Vorsprüngen versehen seyn, sowohl um die Berührungsflächen zu vermehren, als auch um das Abfließen der Tropfen zu erleichtern und die Abkühlung oder Erwärmung der Gase oder Dämpfe zu beschleunigen. Um die Centrifugalkraft im Dampf- oder Gasstrome hervorzubringen, ist ein Drehapparat nicht einmal nothwendig; man braucht nur den Strom einen schraubenförmigen Canal durchlaufen zu lassen, was man dadurch erreicht, daß man eine feste Schraube in ein weites cylindrisches oder prismatisches Rohr stellt, durch welches das Gas gehen muß. Dieses Rohr kann übrigens senkrecht, schief oder horizontal stehen. Die drehende Bewegung des Gases oder Dampfes kann man noch dadurch erleichtern, daß man dem Eintrittsrohr eine tangentiale Richtung zur Achse der festen Schraube im Trockenapparat gibt, um die lebendige Kraft des Stromes zu benutzen. Man muß natürlich diese Schraube so anordnen, daß sie behufs der Reinigung leicht aus ihrer Hülle herausgenommen werden kann. Fig. 16 stellt eine solche Schraube im Durchschnitte dar. A ist das (hier cylindrische und glatte) Mantelrohr, welches auch eine andere Form und Cannelirungen haben könnte. In diesem Rohre ist eine Schraube E mit concentrischer Achse (Kern) F angebracht; sie kann beliebig lang seyn und zwingt das Gas oder den Dampf beim Durchgang eine Drehung anzunehmen. Das Gas tritt durch das tangential angebrachte Rohr B ein und bei C aus. Der Heber D dient zum Ablassen der Condensationsflüssigkeit. Die Schraube ruht auf der Unterlage G und ihr hohler Kern ist mit kleinen Knaggen e versehen, auf denen die Schraube mit ihrem Gewinde ruht. Dieser Apparat zeichnet sich durch große Einfachheit und bedeutende Wirksamkeit aus, welche letztere mit der Schnelligkeit des Stromes und der Länge der Schraube wächst. Auch zum Trocknen oder Ueberhitzen des Wasserdampfes ist dieser Apparat vorzüglich geeignet; namentlich ist er von Werth zum raschen Trennen des Theeres und Ammoniakwassers vom Leuchtgas bei dessen Austritt aus den cylindrischen Vorlagen. Der Wascher mit Sieb und mit oscillirender Bewegung ist in Fig. 17 und 18 im verticalen Längen- und im Querschnitt dargestellt. Das Gas oder der Dampf tritt durch das Mittelrohr h unter einen umgekehrten rechtwinkeligen Kasten (der Glocke) d, d' ein. Dieser Kasten besteht aus zwei symmetrischen Theilen, welche mit hängenden Latten in schachbretförmiger Stellung versehen sind; er wird im oberen Theile des Behälters a auf zwei Zapfen im Gleichgewicht erhalten, die auf den am Behälter befestigten Lagern g (in Fig. 17 punktirt angegeben) ruhen. Der Kasten ist oben seitlich durch seine zwei Längenwände geschlossen, welche in die im Behälter a enthaltene Flüssigkeit tauchen. Das durch das Mittelrohr eintretende Gas kann also nur an den offenen Enden austreten, indem es durch die am Deckel hängenden verticalen Latten e hindurch geht. Diese müssen in ihrer Länge der Größe des Apparates entsprechen und die freien Zwischenräume derselben müssen dem Durchgange des Gases einen mindestens eben so großen Querschnitt darbieten wie die Aus- und Eintrittsröhren. Das Gas, welches zwischen dem durch diese nassen Latten gebildeten Siebe hindurchgieng, gelangt aus der Glocke in das außerhalb derselben befindliche zweite Rohr i. Die Höhe des Randes dieses Rohres dient zur Regulirung des Wasserstandes in der Kufe a, welcher der Art seyn muß, daß während der schaukelnden Bewegung der Glocke die Latten e, e' niemals vollständig untertauchen. Die Glocke oder der Kasten d besteht, wie man aus Fig. 17 erkennt, aus zwei symmetrischen, aber nicht in derselben Ebene liegenden Theilen; sie bilden einen stumpfen Winkel, so daß, wenn der Theil zur Rechten z.B. ziemlich horizontal steht und das Gas hindurchläßt, der Theil zur Linken alsdann geneigt ist und in die Flüssigkeit von a eintaucht; umgekehrt, wenn der Theil zur Linken steigt und seinerseits dem Gase den Weg frei macht, taucht der Theil des Siebes zur Rechten in die Flüssigkeit ein; durch diese schaukelnde Bewegung werden die Latten fortwährend gewaschen und das Gas findet bei seinem Durchgang immer frisch benetzte Flächen. Diese zahlreichen Flächen, ihre der Zertheilung des Gases außerordentlich günstige Anordnung, verleihen dem Apparate eine große Wirksamkeit, und man erreicht nach Colladon's Versicherung mit keiner anderen Einrichtung von gleicher Größe ein so vollständiges Waschen während einer langen Zeitdauer. Die Reinigung der Sieblatten ist sehr leicht und rasch auszuführen. Der Apparat hat auch den großen Vorzug, keinen Druck zu absorbiren, da die Gaswege hinreichend sind, um das Gas ohne bemerklichen Druckverlust hindurch zu lassen. Der Behälter a ist durch den Deckel b, b' geschlossen, dessen Ränder in die mit Wasser gefüllte Rinne a' tauchen. Um der Glocke d die schaukelnde Bewegung zu ertheilen, wird ein beliebiger Motor benützt, der die Metallstange o' abwechselnd auf und nieder treibt. Dieselbe sinkt und steigt in einem verticalen Rohr n, welches am Behälter a angebracht ist; unten ist sie im Behälter durch einen Hebel mit der parallelen Stange o verbunden, welche in der Glocke d aufsteigt und bei x an dieselbe befestigt ist, so daß die Hin- und Herbewegung der Stange auf die Glocke übertragen wird. Hat man keine Dampfmaschine, so kann man einfach einen Wasserstrahl benützen, der zur Erneuerung des Wassers im Behälter bestimmt ist, indem man mittelst desselben ein kleines Wasserrad von 30–40 Centimeter Durchmesser treibt, an dem eine kleine Kurbel und Bleuelstange angebracht wird, welche die Stange o' und mithin o in Bewegung setzt. Diese beiden Stangen gestatten den Deckel b und die Glocke d abzunehmen, um die Siebe zu reinigen ohne die Transmissionen zu lösen; man schraubt nur die Mutter x los, worauf man die Glocke wegnehmen, sie reinigen und wieder an ihren Platz bringen kann; die Klammern c halten unterdessen den Deckel. Das Wesentliche dieses Waschapparates besteht, wie man sieht, in der Aufhängungsart des Siebes über einem Wasserbehälter mit constantem Niveau, und in der schaukelnden Bewegung, welche, ohne den Durchgang des Gases merklich zu behindern, mit sehr geringem Kraftaufwand das abwechselnde Waschen der Siebe bewirkt; endlich in der Art, wie auf die Glocke die Schaukelbewegung durch das seitliche Rohr n übertragen wird, welches den Deckel und die Glocke wegzunehmen und wieder an ihre Stelle zu bringen gestattet, ohne daß dazu viel Zeit und Arbeit erforderlich wäre, während durch jenes Rohr auch der Zufluß und die Höhe des Wassers in a regulirt wird. Die Rühre L dient sowohl zum Ausfluß des Gases als für den Abfluß der im Behälter überschüssigen Flüssigkeit, welche durch den Heber m austritt und dann behufs weiterer Concentration in den Behälter zurückgebracht werden kann.

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Tafel Tab.
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Tab. V