Titel: Ueber das beschleunigte Verfahren von Hélouis in Paris, den Federkielen Durchsichtigkeit zu ertheilen; Bericht von Barreswil.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CXVIII., S. 400
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CXVIII. Ueber das beschleunigte Verfahren von Hélouis in Paris, den Federkielen Durchsichtigkeit zu ertheilen; Bericht von Barreswil. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, Januar 1865, S. 26. Ueber Hélouis' beschleunigtes Verfahren, den Federkielen Durchsichtigkeit zu ertheilen. Die Federkiele, welche zu Zahnstochern und Malerpinseln benützt werden, sind von Natur undurchsichtig; um sie durchsichtig zu machen, oder wie man es auch nennt, um sie zu „entfetten“, wendet man ein sehr einfaches Verfahren an, welches aus Holland stammt und daher auch das Holländern (hollandage) genannt wird. Man läßt nämlich die Federn 24 Stunden oder mehr – je nach der Dicke oder Härte – im Keller und unterwirft sie dann auf ganz kurze Zeit einer Temperatur von 120–130° Cels. Im Keller werden die Federn weich; der Arbeiter steckt sie dann in den heißen Sand und zieht sie gleich wieder heraus, kratzt sie mit einem Hornmesser ab und putzt sie endlich mit einem Lappen, worauf die Kiele durchsichtig werden. Diese Wirkung der Temperatur scheint mir in einer Wasseraufnahme und nicht in einer Entfettung zu bestehen, da die Federn auch bei längerem Eintauchen in die gewöhnlichen Lösungsmittel der Fette nicht hell werden, und da die Erhitzung allein, ohne vorherigen Aufenthalt im Keller, ebenfalls unwirksam bleibt. Auch kann man statt des 24stündigen Liegens im Keller die Federn einige Stunden in Wasser legen. Einige Fabrikanten machen die Federkiele bloß durch Kochen mit Wasser durchsichtig; nach 2 1/2 Stunden werden sie beim Trocknen vollkommen hell. Ich habe dieß durch Versuche constatirt, nur muß man, um des guten Erfolges sicher zu seyn, Porzellan- oder gut emaillirte Eisengefäße anwenden, weil schon die geringste Spur von Metall die Federn, in Folge der Anwesenheit von Schwefel, färbt. Dieses einfache Verfahren wird namentlich für die Zahnstocher und die Federkiele der Malerpinsel angewendet. Endlich verfährt man auch noch (nach dem Dictionnaire du Commerce) in folgender Weise: Man hängt die Federn in ein Gefäß mit enger Oeffnung, welches zum Theil mit Wasser gefüllt ist, so daß die Spitzen der Kiele die Oberfläche des Wassers eben berühren; man bedeckt das Gefäß und läßt das Wasser vier Stunden lang kochen. Die nun herausgenommenen Federn sind ganz weich geworden; man nimmt das Mark heraus, reibt die Kiele mit einem wollenen Lappen ab und erwärmt sie gelinde. Am folgenden Tage sind sie wieder fest und durchsichtig. Hr. Hélouis (rue Meslay No. 49 in Paris) hatte die glückliche Idee, die Federn der Einwirkung des gespannten Dampfes auszusetzen: er wendet dazu ein dicht verschließbares Gefäß an, worin die Weidenkörbe mit den Kielen über einander aufgestellt werden. Das Condensationswasser wird durch einen Hahn abgelassen, oben befindet sich das Dampfeinlaßrohr und ein Sicherheitsventil. Die Einwirkung dauert höchstens eine Stunde; die Federn brauchen dann nur noch abgewischt zu werden. Die Hauptvorzüge dieses Verfahrens sind Schnelligkeit und Reinlichkeit. Um dessen Wichtigkeit zu begreifen, darf man nicht übersehen, daß die Menge der zu Malerpinseln verarbeiteten Federn sehr beträchtlich ist, daß es Federn gibt, welche 50 Centimes wie die Schwanenfedern, und solche, welche 5 Francs kosten, wie die Adlerfedern. Es ist also für den Fabrikanten ein sicheres, wohlfeiles und zu Hause ausführbares Verfahren, wie das Hélouis'sche, von großem Nutzen. Ich habe zwei Versuchen beigewohnt, welche den besten Erfolg ergaben: in einer Stunde waren die Federn, ohne vorher im Keller gelegen zu haben, durchsichtig. Der Apparat ist jetzt bei den HHrn. Pitet und Lydie im Gebrauche, welche Malerpinsel im größten Maaßstabe fabriciren und deren Umsatz sich bis über eine Million Francs beläuft. Versuche im Laboratorium mit geeigneten Röhren beweisen klar die Wirkung des Dampfes auf die Federn. Drei Federn wurden in verschlossene Glasröhren gebracht; die eine war trocken und in einer trockenen Röhre; in der zweiten befand sich etwas Wasser, ohne die Feder zu berühren; die dritte Feder war in Wasser getaucht. Alle drei Röhren wurden eine Viertelstunde lang in einem Paraffinbade auf 115° C. erhitzt. Hiernach zeigte die trockene Feder keinerlei Veränderung; die in der Dampfatmosphäre war durchsichtig geworden; die im Wasser eingetaucht gewesene erschien ganz undurchsichtig; sie war dicker geworden und das Wasser zeigte sich trübe, übelriechend und Schwefelammonium enthaltend. Eine in offenem Gefäße eben so lange in Wasser gekochte Feder ließ keine Veränderung erkennen. Man sieht, daß das in Rede stehende Verfahren vollkommen gerechtfertigt ist.