Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. , S. 74
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Miscellen. Miscellen. Der Mahovos als Mittel zur Verminderung der Bau- und Betriebskosten der Eisenbahnen; von Carl v. Schuberszky, kaiserl. russ. Ingenieur-Stabs-Capitän. Der „Mahovos“ genannte Apparat besteht aus einem Wagen, auf welchem sich eine Achse mit zwei kolossalen Schwungrädern befindet, die mit den Laufrädern durch Frictionsscheiben in Verbindung gesetzt, beim Bergabfahren mittelst der für die Bewegung des Zuges überflüssigen Kraft in Gang gesetzt werden, um später beim Berganfahren durch ihr Beharrungsvermögen auf die Bewegung der Laufräder zu wirken. Der Verfasser nimmt die Kränze der Schwungräder aus Gußstahl an und findet, daß bei 3,8 Meter Durchmesser und 16 Kil. per Quadrat-Millimeter Spannung der Kränze eine Umfangsgeschwindigkeit von 142 Meter per Secunde oder 732 Umdrehungen per Minute zulässig ist. Die zu 25 Tonnen Gesammtgewicht angenommenen Schwungräder enthalten bei dieser Umdrehzahl eine lebendige Kraft von 20 Millionen Kilogrammmeter oder 20,000 Tonnen-Meter und wäre der Mahovos also im Stande, einen schweren Güterzug von 800 Tonnen Gewicht eine schiefe Ebene von 25 Meter Höhe hinaufzuheben. Der Verfasser bemerkt im Schlußworte seiner Schrift, daß zu einer praktischen Ausführung seiner Erfindung bereits durch eine Gesellschaft die erforderlichen Mittel zusammengebracht sind, und wird demnach hoffentlich bald Nachricht über die Erfolge derselben zu uns gelangen. Inzwischen wünscht der Verfasser auch das Urtheil der deutschen Techniker über den Mahovos zu hören, und wird es schon deßhalb nicht überflüssig seyn, denselben einer Kritik zu unterziehen. Die Ansammlung von anderweitig, erzeugter, augenblicklich nicht verwendbarer mechanischer Arbeit in Form von lebendiger Kraft durch Schwungräder ist namentlich bei Dampfmaschinen bekanntlich in weitester Ausdehnung gebräuchlich. Während aber bei den stehenden Dampfmaschinen die Unregelmäßigkeiten in der Erzeugung mechanischer Arbeit nur die Ausgleichung während ganz kurzer Zeiträume erheischen und deßhalb die Schwungräder hier nur etwa die Rolle eines Pendels an der Uhr spielen, handelt es sich beim Mahovos darum, große Unregelmäßigkeiten in der erforderlichen Nutzleistung auszugleichen und die Locomotive minutenlang durch die Hergabe der angesammelten lebendigen Kraft zu unterstützen. Es ist dieß eine Anforderung an den Mahovos, welche an gewöhnliche Schwungräder nie gestellt worden ist, und daher ist dessen Projectirung als neu anzuerkennen. Die Anforderung, welche an den Mahovos gestellt wird, ist schon lange Gegenstand des Nachdenkens vieler Ingenieure gewesen, und hat dieselbe den Erfinder der hydraulischen Hebemaschinen, Armstrong, zur Construction des Accumulators geführt, der sich durchaus bewährt hat. Die augenblickliche nicht verwendbare mechanische Arbeit der Dampfmaschine wird hierbei zum Heben einer bedeutenden Last verwandt, welche durch ihre Senkung mechanische Arbeit jederzeit zu Gebote stellt. Bei der gewöhnlichen Hubhöhe dieser Accumulatoren von etwa 3 1/2 Meter, während ihr Gewicht nicht über 30 Tonnen beträgt, ist indeß die so anzusammelnde mechanische Arbeit viel zu gering, um irgend annähernd den Zweck des Mahovos zu erfüllen, und somit der Accumulator hier nicht anwendbar. Es sind dreierlei Bedenken, die uns veranlassen, an der gehofften Brauchbarkeit des Mahovos zu zweifeln: 1) die zu seiner Fortbewegung als Last erforderliche mechanische Arbeit ist als reiner Verlust im Ganzen anzusehen; 2) die starke Abnutzung der Frictionsscheiben oder der Treibräder in Folge Gleitens ist unvermeidlich, wenn die Geschwindigkeit des Zuges nicht der Geschwindigkeit der Schwungräder entspricht, was sowohl beim Bergab- als Berganfahren nothwendig öfter stattfinden muß, so wie die Verminderung der lebendigen Kraft durch die Reibung in den Lagern; 3) die Unlenkbarkeit desselben in Curven, so lange die beiden Schwungräder auf derselben Achse stecken und somit sich in demselben Sinne herumdrehen, wird die Anwendung des Mahovos sicher erschweren. Während die Punkte 1 und 2 einer Begründung nicht weiter bedürfen möchten, da sie lediglich die Schwierigkeit jeder längeren Aufbewahrung und Ausnutzung mechanischer Arbeit in der Form von lebendiger Kraft bewegter Massen zum Ausdruck bringen, auch von dem Verfasser selbst erwähnt sind, ist der 3. Punkt dahin zu erklären, daß ein Paar in der Minute 732 mal sich drehende Schwungräder sich genau wie ein Kreisel verhalten. Wird bei einem solchen während der Rotation die Richtung der Achse verändert, so folgt daraus nach dynamischen Gesetzen die durch das bekannte Gyroskop anschaulich gemacht werden, eine Tendenz der Achse, ihre Richtung in der Ebene normal zu derjenigen, in welcher eine Drehung vorgenommen wird, zu ändern. Soll der Mahovos eine Curve passiren, so wird es von der Fahrgeschwindigkeit abhängen, ob er lediglich die Räder zu beiden Seiten ungleich belastet, oder aber die Räder auf der einen Seite von den Schienen ganz emporhebt. Da bei Schwungrädern an stehenden Maschinen die Achsenlager festliegen, mithin eine derartige Erscheinung nicht eintreten kann, so ist dieselbe besonders hervorzuheben, um die Befürchtung, der Mahovos werde in Curven als außerordentlich schwer lenkbar sich erweisen, zu rechtfertigen. Eine Trennung der Achse und entgegengesetzte Bewegung der Schwungräder würde diesem sonst unvermeidlichen Uebelstande abhelfen, und wollen wir den Verfasser mit dem Glückwunsche, den jedes ernste Streben zum Bessern verdient, auf diesen Punkt besonders aufmerksam gemacht haben. K. (Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1865, Bd. XI S. 107.) Ostindische Eisenbahnen. Der letzte Bericht des Hrn. Julian Danvers, Regierungs-Director der ostindischen Eisenbahnen, enthält manche interessante statistische Angaben über die Anlagekosten und den Betrieb des ausgedehnten Eisenbahnnetzes, welches dazu bestimmt ist, die Schranken des indischen Kastenwesens zu durchbrechen und den zahlreichen Volksstamm der Indier nach und nach immer mehr der europäischen Cultur zugänglich zu machen. Die Gesammtlänge aller indischen Eisenbahnen beträgt gegenwärtig 2700 engl. Meilen, oder, wenn man die im Bau befindlichen Bahnen hinzurechnet, sogar gegen 5000 Meilen. Im Jahre 1863 wurden 233 Meilen Bahn dem Betriebe übergeben, außerdem 126 Meilen während der ersten 4 Monate des Jahres 1864. Ungeachtet der niedrigen Fahrpreise scheint die financielle Lage der meisten Eisenbahngesellschaften eine recht befriedigende zu seyn. Noch im Jahr 1861 glaubte man allgemein in Indien, daß die dortigen großen Gesellschaften nicht im Stande seyn würden, ihre Unternehmungen ohne Hülfe der Regierung auszuführen, indessen wurden diese Befürchtungen durch die günstigen Resultate der schon im Betriebe befindlichen Bahnen, sowohl hinsichtlich des Güter- wie des Personenverkehrs, für das Rechnungsjahr 1861–62 gänzlich zerstreut. Die Gesammtausgabe betrug bis zum 1. Mai d. J. 51,144,722 Pfd. St. (circa 613 Millionen Gulden). Das ganze Actiencapital der bisher concessionirten indischen Bahnen beträgt etwa 62 Millionen Pfd. St.; indessen werden zur Vollendung der betreffenden Bahnen mindestens 72 Millionen Pfd. St. erforderlich seyn. Die Actien sind in den Händen von 33,358 Personen, von denen jedoch nur 1 Proc. Eingeborne sind. Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß die Indier sich zu allen niederen Eisenbahnbeamten, sogar auch zu Locomotivführern, vollständig befähigt und geeignet zeigen. Ohne eine solche Hülfe der Eingeborenen würde sowohl der Bau wie der Betrieb von Eisenbahnen in Indien nahezu eine Unmöglichkeit seyn. Sehr befriedigend ist der Umstand, daß die indischen Eisenbahnen sowohl von den höchsten wie von den niedrigsten Classen der Eingeborenen stark benutzt werden. Die Great-Indian-Peninsular-Gesellschaft gewann durch Einführung einer vierten Wagenclasse mit niedrigeren Fahrpreisen 1/2 Million Passagiere in 6 Monaten. Am Schluß des Jahres 1863 besaßen die indischen Bahnen im Ganzen 709 Locomotiven, 1421 Personenwagen und 12,272 Güterwagen. Alles dieses Betriebsmaterial, ebenso wie die Schienen und Zubehör zu den indischen Bahnen ist von England dahin geschickt, bis zum Schluß des Jahres 1863 nicht weniger als 55,295,620 Ctr. Eisenbahnmaterialien zum Werth von 15,128,856 Pfd. St., circa 181 1/2 Million Gulden, für deren Transport 3571 Schiffe erforderlich waren. (Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverw.) Die Einschiffung des neuen atlantischen Telegraphen-Kabels. Seit dem 19. Januar d. J. ist man in England mit der Einschiffung des neuen Telegraphen-Kabels beschäftigt, welches die beiden Hemisphären auf dem kürzesten Wege in telegraphische Verbindung zu setzen bestimmt ist, nachdem der erste Versuch hierzu im Herbst des Jahres 1857 vollständig gescheitert. – Als Transportschiff wird der Great Eastern dienen, dessen innere Einrichtung dem Zwecke gemäß gänzlich umgeändert worden, und welcher augenblicklich im Medway liegt, um das von zwei kleinen Lastschiffen (Amethyst und Iris) vom Morden und Enderby's Kai in einzelnen Partien herangeschaffte Kabel aufzunehmen. Hier hat die Anfertigung durch die Herren Glaß und Elliot in Abschnitten von zwei englischen Meilen Länge stattgefunden. Die Construction des neuen weicht wesentlich von derjenigen des älteren, verunglückten Taues ab, und wird die Hoffnung gehegt, daß die Aufgabe, dem Kabel eine möglichst große absolute Festigkeit bei einem möglichst geringen specifischen Gewichte zu geben, eine glückliche und dem Zwecke entsprechende Lösung gefunden hat. (Im Jahrgang 1864 des polytechn. Journals, Bd. CLXXIV S. 79, ist die Construction des neuen atlantischen Kabels im Vergleich mit dem alten beschrieben; ebendaselbst ist eine Berechnung der Einkünfte mitgetheilt, welche aus dem neuen Kabel bei den angenommenen Arbeits- und Tarif-Raten gezogen werden können.) Für die Lagerung des Kabels im Schiffe mußte dahin gestrebt werden, so wenig einzelne Rollen als möglich zu bilden; allein trotz der Größe des acquirirten Fahrzeuges war, ganz abgesehen von dem 5000 Tonnen (100,000 Ctr.) betragenden Gesammtgewichte, das Einschießen auf eine Rolle nicht möglich, weil diese einen Durchmesser von 58 Fuß und eine Höhe von 60 Fuß erreicht haben würde. Man mußte sich deßhalb begnügen, das Kabel in drei besonderen Behältern, vorn, hinten und in der Mitte des Schiffes unterzubringen, welche aus soliden Eisenplatten wasserdicht auf dem sogenannten 30-Fuß-Deck errichtet worden, und mit Ausnahme des vordersten, der Form des Schiffes wegen etwas kleinern, einen Durchmesser von 58 und eine Höhe von 20 Fuß haben. Um das enorme Gewicht des ganzen Kabels zu ertragen, ist das zur Aufnahme bestimmte Deck durch Balkenwerk angemessen verstärkt, während der Seitendruck, welchen das Kabel beim Rollen des Schiffes auf die Wandungen der drei Behältnisse ausüben würde, durch ein Strebesystem auf die Mitte des Schiffes übertragen wird. Die drei Längen, in welchen das Kabel gleich bei der Verladung unter Anwendung einer vervollkommneten Art von Verbindungs- und Löthstellen aus den einzelnen Stücken hergestellt wird, werden beziehungsweise 633, 803 und 817, im Ganzen also 2253 Seemeilen betragen und voraussichtlich Ende Mai verladen seyn (nachdem diese Arbeit, wie oben erwähnt, am 19. Januar d. J. begonnen worden). Bei der Legung wird man, wie auch bei dem früheren Versuche, einen Punkt der irischen Küste (Valentia) mit einem in Neufundland (Bulls Bay) verbinden, und wird hierzu diese Länge völlig ausreichen, da sie etwa 520 Meilen schon als Reserve einschließt für Abweichungen aus der normalen Richtung und für Umwege, welche durch Strömungen, ungünstiges Wetter veranlaßt, oder, um mißliche Tiefen zu vermeiden, gewählt werden könnten. – Die größte zu bewältigende Tiefe auf dem in Aussicht genommenen Course beträgt 2000–2500 Faden, während die absolute Festigkeit des Kabels so groß ist, daß dieses in ruhigem Wasser auf eine nahezu viersache Länge das eigene Gewicht auszuhalten fähig seyn soll. Schon der Umstand, daß sich trotz des gänzlichen Mißlingens des ersten Versuches die bedeutenden Geldmittel für die bevorstehende Wiederholung gefunden haben, was übrigens in gleichem Maaße fast nur in England möglich ist, wo eine reiche Aristokratie sich verpflichtet fühlt, neue, dem allgemeinen Besten gewidmete Unternehmungen auch ohne sichere Aussicht auf Rentabilität zu unterstützen, also schon dieser Umstand bürgt dafür, daß das Werk mit allen möglichen Vorsichtsmaßregeln und unter Benutzung der inzwischen gesammelten Erfahrungen auf dem Gebiete der submarinen Telegraphie auf soliden Grundlagen verwirklicht werden soll. Findet es, was zu hoffen steht, eine glückliche Beendigung, dann ist ein neuer, großer Schritt gethan zur Bewältigung der Fesseln und Hindernisse, welche Raum und Zeit dem Verkehre der Menschen unter einander bereiten. (Cölner Zeitung.) Ueber die Beseitigung von Niederschlägen in Dampfkesseln; von Hrn. Schulze, Dirigenten der Flachsgarn-Spinnerei zu Landeshut in Schlesien. Die Entfernung des sehr unangenehmen Kesselsteins hatte regelmäßig große Schwierigkeiten; bei jedem Kessel waren immer zwei oder drei Arbeiter ungefähr 14 Tage beschäftigt, und abgesehen von den nicht unbedeutenden Arbeitslöhnen mußten die Kessel stark angegriffen werden, da der Kesselstein nur durch starkes Hämmern und Meißeln zu entfernen war. Ich habe also in Folge einer früheren Mittheilung im polytechn. Journal vor wenigen Jahren das Theeren der Kessel und zwar mit sehr gutem Erfolge eingeführt; der Kesselstein löst sich seitdem überaus leicht und wird jetzt von einem Arbeiter während 4–5 Tagen besorgt. In der Regel lasse ich jeden Kessel alle 4–5 Monate reinigen und nach Entfernung des Kesselsteins immer frisch theeren. Der Theer wird im erwärmten Zustande mittelst eines großen Pinsels aufgetragen und trocknet nach wenigen Tagen. Die früher hauptsächlich gehegte Befürchtung, daß sich der Theer durch das siedende Wasser lösen und mit dem der Maschine zugeführten Dampfe Kolben und Schieber verschmieren konnte, ist unbegründet gewesen; ich habe niemals etwas Nachtheiliges wahrgenommen. Ein anderer hiesiger Fabrikbesitzer hat mit dieser Manipulation ebenfalls recht guten Erfolg erzielt; derselbe hat seit zwei Jahren neue Kessel im Betriebe, welche durch bisher nicht ermittelte Einflüsse in kurzer Zeit der Zerstörung entgegengingen; es bildeten sich nämlich fortlaufend, namentlich in den unteren Röhren, kleine Blasen, und wenn die darüber befindlichen Schalen entfernt wurden, so zeigte sich erst eine mehlige Masse und darunter im Kesselblech Vertiefungen, so daß mit Bestimmtheit die Zerstörung der Kessel in kurzer Zeit eintreten mußte. Alle dagegen angewendeten Mittel zeigten sich erfolglos, bis er auf meinen Rath vor einem halben Jahre Versuche mit Theeren machte, und zwar mit vollständigem Erfolge, denn der oben bemerkte Uebelstand war sofort behoben; ein Beweis also, daß dieses Austheeren für die Conservirung der Kessel entschieden gut seyn muß. Ich zweifle nicht daran, daß die Anwendung dieses überaus einfachen und billigen Verfahrens, wo dasselbe immer eingeführt wird, auch stets von gutem Erfolge seyn muß, und ich möchte annehmen, daß dasselbe mit der Zeit eine allgemeinere Anwendung finden wird. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1864 S. 270.) Antimon auf Kupfer, nach Dr. Dullo. Unter den Metallen, die durch atmosphärische Einflüsse wenig oder gar nicht verändert werden, also deßhalb sehr geeignet sind, anderen Metallen als Schutz gegen diese Einflüsse zu dienen, ist besonders Antimon zu nennen, und es ist sehr leicht, dieses Metall im dichten, fest haftenden Ueberzug auf Kupfer zu befestigen, wenn man in 1 Quart Weingeist 4 Loth butterartiges Antimonchlorür und so viel Salzsäure gießt, bis die Lösung klar ist. Je weniger Salzsäure man anzuwenden nöthig hat, desto besser. Den blank geputzten Gegenstand von Kupfer stellt man 1/2 bis 3/4 Stunde in diese Lösung, derselbe hat dann einen sehr fest haftenden, glänzenden Ueberzug von Antimon. Man darf nicht länger einwirken lassen, weil sonst das Antimon in zu dicken Schichten sich ablagert und weniger schön wird. Selbst Gußeisen nimmt diesen Ueberzug von Antimon an, aber erst nachdem es nach der von dem Verf. angegebenen Methode mittelst Kupferchlorid in alkalischer Lösung verkupfert ist (polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 462). Das Antimon ist zwar ein sprödes Metall, bewährt sich aber trotzdem sehr gut; selbst Kupferdraht, auf diese Weise mit Antimon nicht zu dick überzogen, hält den Ueberzug fest, wenn er hin und her gebogen wird. Der Verf. kann diesen Ueberzug sehr empfehlen. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1865, Nr. 2.) Eine Neubildung von Schwefelkupfer in vergilbtem Papier alter Bücher. Hr. Universitäts-Bibliothekar E. Kögeler in Innsbruck hatte auf den vergilbten Papierblättern alter Bücher in der Bibliothek ganz eigenthümliche schwarze Flecken bemerkt und dieselben Hrn. Professor Kerner zur Ansicht vorgelegt. Letzterer fand bei genauer Betrachtung, daß sie die Form von außerordentlich zarten Dendriten besitzen; der Durchmesser der größten beträgt etwa 2 Linien oder 5 Millimeter, aus einem Mittelpunkte nach allen Richtungen auseinander laufend. Sie durchdringen die Masse des Papiers und sind an beiden Seiten sichtbar, doch immer an einer derselben deutlicher. Unter dem Mikroskope zeigte sich eine schwarzbraune ziemlich homogene Masse. Eine erste Vermuthung Kerner's, er könnte es mit einem Pilz oder einer Alge zu thun haben, wurde bald dadurch widerlegt, daß sie in einer ozonisirten Atmosphäre, täglich mit destillirtem Wasser befeuchtet, unverändert blieb. Aber nach einiger Zeit zeigte sich das Papier in der Umgebung der dendritischen Flecke bläulich gefärbt. Dieß erregte die Voraussetzung eines Kupfergehaltes, der sodann auch wirklich nachgewiesen wurde. Eisen ließ sich nicht nachweisen. So schloß denn Hr. Prof. Kerner auf Kupferglanz. Man hatte diese Dendriten auf eilf verschiedenen Büchern bemerkt, von den Jahreszahlen 1545 bis 1677, die früheren alle Schreibpapier, nur das letzte Druckpapier. Alle eilf Bände sind in Schweinsleder gebunden und sind oder waren mit messingenen spangenförmigen Schließen versehen. Diese sind wohl unzweifelhaft die Ausgangspunkte der Bildung gewesen, während die feuchten Aufbewahrungsorte, die Hygroskopie der Papierblätter und die reducirende Wirkung des Papiers selbst den Schluß des Vorganges erklären, ähnlich, sagt Kerner, wie sich Dendriten von Eisenoxydhydrat zwischen den Blättern des Mergelschiefers bilden. (Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, 1865, Nr. 7.) Auflösungs- und Anwendungsweise der Anilinfarben für die Färberei; von Dr. Jacobsen. Fuchsin (Anilinroth) wird in reinem kochenden Wasser gelöst. Anilingrün löst man, indem man es mit etwas Wasser und Schwefelsäure anrührt und dann in kochendes Wasser bringt. Parme (Blauviolett) löst sich unter Erwärmung in 90procentigem Spiritus; ebenso Violett, Rothviolett und Blau. Silbergrau löst man in 96procentigem Spiritus unter Hinzufügung von Schwefelsäure. Was die verschiedenen Beizen und Bindungsmittel betrifft, so gebraucht man dieselben nicht bei Fuchsin, Hofmann's Violett und Silbergrau. Bei Anilingrün wird Gallussäure als Beize bei wollenen Stoffen mit dem besten Erfolge angewendet, man färbt Wolle wie Seide bei einer Temperatur von 40–50° R. Anilinviolett und Anilinblau werden in 96procentigem Spiritus, am besten Rübensprit, aufgelöst; auf 1 Pfd. Anilinviolett nehme man 15 Qrt., auf 1 Pfd. Anilinblau 25 Qrt. 96procentigen Spiritus. Der Farbstoff wird in kleinen Quantitäten in einer porzellanenen Reibeschale mit der angegebenen Menge erwärmten Spiritus angerieben. Die erhaltene Farbstofflösung wird in steinerne Kruken gefüllt und über Nacht in eine 60° R. warme Flotte gehangen. Am anderen Morgen wird filtrirt und die Filtrirrückstände bei neuen Lösungen wieder angewendet. Färbebad für Anilinviolett. Das Bad auf 60–70° R. erhitzt, wird mit 1/4–1/2 Pfd. festem doppelten Chlorzinn ausgetrieben; es setzt sich auf der Oberfläche ein schmutziger Schlamm, der sorgfältig abgenommen wird. Nachdem das Bad geklärt, gibt man pro 10 Pfd. Wolle 3/4 Pfd. schwefelsaure Thonerde, 1/2 Pfd. halbraffinirten Weinstein, 1/4 Pfd. festes doppeltes Chlorzinn, 1/4–1/2 Pfd. Schwefelsäure, und ein wenig des aufgelösten und filtrirten Farbstoffes hinzu und läßt nochmals austreiben. Sobald der Kessel nochmals abgeschäumt, geht man, nachdem man vorher mit kaltem Wasser das Bad bis 55–60° R. abgekühlt hat, mit der zu färbenden Post Garn ein, erhitzt bei fortwährendem Umrühren bis zum Kochen, läßt 10–15 Minuten lang kochen, bis sich die Waare egalisirt hat und gibt dann nach Bedürfniß Farbstoff hinzu. Eine Hauptsache ist mit wenig Farbstoff erst einen egalen Grund herzustellen. Nüanciren kann man einmal durch Veränderung der Temperatur des Bades, je heißer, um so blauer die Farbe; auch setzt man Kleinigkeiten von Schwefelsäure hinzu, um zu bläuen, oder durch Zusatz von verschiedenen Sorten des Anilinviolett, Rothviolett, Blauviolett, Parme, Hofmann's Violett und selbst Fuchsin. Nachdem die gewünschte Farbe erreicht ist, nimmt man das Garn heraus und spült es tüchtig in fließendem Wasser aus. Die Waare färbt auf diese Weise sehr wenig ab; will man aber das Abfärben ganz vermeiden, so nehme man die Waare durch ein lauwarmes Bad von weißem Kalkthon und spüle damit nochmals ganz gut aus. Das Färben des Anilinblau und Parme ist dasselbe wie beim Anilinviolett. Der Sud pro 100 Pfd. Garn ist 3/4 Pfd. Weinsteinpräparat, 1/2 Pfd. schwefelsaure Thonerde, 1/3 Pfd. festes doppeltes Chlorzinn und 3/4–1 Pfd. engl. Schwefelsäure. Längeres Kochen der Waare ist bei Blau, um es grünstichig zu machen, Hauptsache, da die Wolle das Roth, das in dem Blau sich befinden könnte, nicht annimmt. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 12.) Darstellung eines gelben Farbstoffs aus Fuchsin; von Max Vogel. Leitet man salpetrige Säure in starkem Strome in eine alkoholische Lösung von käuflichem Fuchsin oder reinem Rosanilin, so beobachtet man die prachtvollsten Farbenphänomene. Nach Kurzem geht die rothe Farbe durch Violett in ein prächtiges Blau über, und bei weiterem Einleiten von salpetriger Säure wandelt sich das Blau in Grün um. Läßt man diese grüne Lösung einige Stunden lang stehen, so geht die grüne Farbe in ein schönes Rothgelb über. Schneller wird die Verwandlung des Grün in Gelb durch weiteres Einwirkenlassen der salpetrigen Säure auf die erwähnte grüne Lösung herbeigeführt. Nun verändert sich die Farbe nicht weiter und man erhält beim Eindampfen im Wasserbade eine rothbraune klebrige Masse, welche beim Erkalten erstarrt, und gepulvert den Farbstoff von schon zinnoberrother Farbe liefert. Nach den angestellten Analysen kommt dem gelben Stoffe die Formel C¹⁶H⁸NO⁶ zu. Ich habe jedoch erst Analysen von einer Darstellung gemacht, und es muß noch untersucht werden, ob die Analysen von einer zweiten Darstellung harmoniren. Der neue Farbstoff zeigt eher das Verhalten einer Säure als das einer Basis. Er löst sich nur schwierig in verdünnten, leichter in concentrirten Säuren, mit Leichtigkeit aber in Alkalien. Aus der alkalischen Lösung scheiden Säuren den Farbstoff als eine auf der Oberfläche schwimmende flockige Masse ab. In Alkohol, Schwefelkohlenstoff, Chloroform und Aether ist das Gelb löslich, in Wasser unlöslich. (Journal für praktische Chemie, 1865, Bd. XCIV S. 128.) Blutalbumin. In der Albuminfabrik von Johann Rohlik in Pesth wird Albumin aus Blut dargestellt, indem nach einer Mittheilung von Dr. Hirzel in der Leipziger polytechnischen Gesellschaft letzteres theils als geschöpftes, theils als gerührtes verarbeitet und nach verschiedenen nicht näher bezeichneten Manipulationen in flachen Gefäßen in circa 24 Stunden bei 35 bis 45° R. getrocknet wird. 1 Ctr. Blutalbumin erfordert circa 3000 Pfd. Blut und werden von der Fabrik monatlich 40 bis 50 Ctr. Albumin geliefert, eine erste Sorte zu 60 fl. per Ctr. Wien. und eine zweite zu 30 fl. Die erste Sorte ist sehr hell, durchscheinend, in kaltem Wasser vollständig löslich und vorzugsweise für Zeugdruckereien bestimmt, wo man allerdings dem Eieralbumin noch immer den Vorzug gibt. Doch ist wohl zu erwarten, daß es gelingen wird, aus dem Blut ein den Anforderungen vollständig entsprechendes Albumin darzustellen, eine Aufgabe, die bei dem enormen Verbrauche der Druckereien an Hühnereiweiß von großer Wichtigkeit ist. Zur Darstellung von 1 Ctr. Eieralbumin, welches die Rohlik'sche Fabrik zu 200 fl. per Wien. Centner liefert, sind 16200 Eier nothwendig. Das Weiße der Eier wird mit 1/8 seines Volums Wasser zusammen geschlagen, bis es schaumig wird, die Flüssigkeit, nachdem sich der Schaum verzogen hat, durch einen wollenen Beutel filtrirt und das Filtrat in flachen Wannen in einem warmen Luftstrome bei 30° C. abgedampft. Die zweite Sorte Blutalbumin der Rohlik'schen Fabrik, etwas dunkler als die erste, in Wasser jedoch gut lösbar, ist ausschließlich für Zuckerraffinerien bestimmt. Bekanntlich hat man früher fast allgemein frisches, durch Rühren vom Faserstoff befreites Blut als Klärungs- und Reinigungsmittel für Zucker benutzt, wobei man häufig Gefahr läuft, den Zweck nicht vollständig zu erreichen; das getrocknete Blutalbumin gewährt größere Sicherheit und Gleichmäßigkeit in der Wirkung, kann beliebig lange aufbewahrt werden, ohne zu verderben, und wirkt schon in so geringer Menge, daß seine Anwendung kaum größere Kosten beansprucht. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 2.) Das Wachs der Sumacharten (Japanesisches Wachs) löst sich nach Batka beim Kochen in Wasser vollständig auf und bildet damit eine gelatinöse, beim Erkalten schnell erstarrende Seife, aus welcher durch Säuren das Wachs gefällt wird. Bienenwachs zeigt diese Eigenschaft nicht, welche daher als Kriterium bei der Analyse dienen kann. (Chemisches Centralblatt, 1865, Nr. 12.) Mahagonibeize für harte Hölzer. Eine solche die sich durch langjährige Erfahrung bewährt hat, wird nach Dr. Elsner folgendermaßen angefertigt: 1 Loth zerschnittene Alkannawurzel, 2 Loth zerstoßene Aloe und 2 Loth zerstoßenes Drachenblut werden gemischt, in einem mit einer Blase verschlossenen Glasgefäße mit 32 Loth Alkohol übergossen und damit so lange bei gelinder Wärme hingestellt, bis die gewünschte Färbung eingetreten ist, worauf man filtrirt. Das Filtrat ist die genannte Beizfarbe. Zuerst wird das Holz mit Salpetersäure gebeizt, hierauf mehrere Male mit genannter Farbe überstrichen und zuletzt mit altem Leinöl abgerieben.