Titel: Miscellen.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. , S. 402
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Miscellen. Miscellen. Gemeinschaftliches Schraubensystem für die Vereinigten Staaten. Das Franklin Institute in Philadelphia hatte ein Comité von 10 bedeutenden Maschinenfabrikanten mit der Feststellung eines gleichförmigen Schraubensystems für die Vereinigten Staaten beauftragt und hat dasselbe kürzlich seinen Bericht abgestattet, aus dem wir Folgendes entnehmen. Da flache Gewinde und ungleichseitig dreieckige, bei denen die eine Seite des Dreieckes rechtwinkelig zur Schraubenachse steht, nur für specielle Fälle anwendbar sind, so soll das normale Gewinde zum Querschnitt ein Dreieck haben, dessen beide Seiten gleiche Winkel mit der Basis machen, und soll der Kantenwinkel 60° betragen, weil so die Widerstände möglichst gering sind, die Festigkeit möglichst groß ist, dieser Winkel sich leichter darstellen läßt als irgend ein anderer und auch schon der verbreitetste ist. Die Gewinde sollen an der Kante und am Boden auf 1/8 der Ganghöhe abgeflacht werden, so daß also die Seitenfläche noch eine Länge von 3/4 der Ganghöhe hat. Die Steigungsverhältnisse sollen die in folgender Tabelle zusammengestellten seyn; zur Vergleichung setzen wir das Whitworth-System daneben. DurchmesserdesSchraubenbolzens. AnzahlderGewinde. Whitworth. DurchmesserdesSchraubenbolzens AnzahlderGewinde. Whitworth. 1/4 20 20             2  4 1/2  4 1/2 5/16 18 18  2 1/4  4 1/2            4 2/8 16 16  2 1/2      4            4 7/16 14 14  2 3/4      4  3 1/2 1/2 13 12             3  3 1/2  3 1/2 9/16 12  3 1/4  3 1/2  3 1/4 5/8 11 11  3 1/2  3 1/4  3 1/4 3/4 10 10  3 3/4      3            3 7/8   9   9             4      3            3 1   8   8  4 l/4  2 7/8  2 7/8       1 1/8   7   7  4 1/2  2 3/4  2 7/8       1 1/4   7   7  4 3/4  2 5/8  2 3/4      13/8   6   6             5  2 1/2  2 3/4       1 1/2   6   6  5 1/4  2 1/2  2 5/8       1 5/8         5 1/2   5  5 1/2  2 3/8  2 5/8       1 3/4   5   5  5 3/4  2 3/8  2 5/8       1 7/8   5         4 1/2             6  2 1/4  2 1/2 Bezeichnet d den Bolzendurchmesser, so soll für unbearbeitete Bolzen der Abstand zwischen parallelen Seiten des Schraubenkopfes, sowie der Schraubenmutter = 1 1/2 d + l/8'' die Höhe des Kopfes die Hälfte dieses Abstandes, für einen bearbeiteten Bolzen die Höhe des Kopfes = d und der Abstand der parallelen Seiten des Kopfes und der Mutter, sowie die Höhe der letzteren um 1/16'' kleiner seyn als für einen unbearbeiteten. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 20.) Betriebsresultate der unterseeischen Telegraphen. Nach einer von dem Engländer Gisborne veröffentlichten Statistik der submarinen Telegraphen waren im April 1865 38 Leitungen, im Ganzen 5066 engl. Meilen lang, in Betrieb. Die längsten Leitungen von diesen sind die von Malta nach Alexandrien (1535 engl. Meilen) und die von Bassora nach Kurrachee (persischer Golf, 1500 Meilen), das nächst längste ist das zwischen England und Dänemark über Helgoland (368 Meilen). Das Gewicht des Kabels pro engl. Meile schwankt zwischen 0,89 und 9,75 Tonnen (à 20 Ctr.); die längste Betriebsdauer hat das von Dover nach Calais (13 1/2 Jahre). Von den 23 Telegraphen, die nur einige Zeit gearbeitet haben, sind die längsten das atlantische (Irland-Neufundland 2160 Meilen, 3 Wochen 4 Tage in Dienst) und das zwischen Aden und Kurrachee (2062 Meilen, 3 Monate in Dienst). Das Gewicht pro engl. Meile schwankte bei diesen 23 Kabeln zwischen 0,1 und 2 l/2 Tonnen; nur bei einer, der 10 Jahre ohne Störung in Betrieb gewesenen 110 Meilen langen Linie Spezzia-Corsica betrug es 7,5 Tonnen. 9 Kabel verunglückten beim Legen, ihr Gewicht per Meile betrug 0,45–8 Tonnen. Kein Tiefseekabel hat viel über 2 Jahre ausgehalten; das 10 Jahre betriebene von Spezzia nach Corsica war nur 110 Meilen lang und lag nur 100–325 Faden (à 6') tief, sein Gewicht betrug 7 1/2 Tonnen per Meile. Da Kabel in tiefem Wasser sich nicht repariren lassen, so geht bei dem ersten Unfalle die ganze Linie verloren, wie es z.B. eben bei Spezzia-Corsica der Fall war. Kein leichtes Kabel hat sich bewährt, selbst nicht in mäßigen Tiefen, dagegen haben sich alle schweren Kabel in mäßigen Tiefen stets wirksam erwiesen; wenn sie zufällig durch Anker, Strömungen etc. zerrissen werden, lassen sie sich rasch und leicht repariren. Im Allgemeinen sind Kabel, die über 100 Faden tief liegen, als Tiefkabel anzusehen, obgleich in einzelnen Fällen Kabel, wenn ihre Eisendrähte noch nicht gerostet waren, behufs Reparatur aus Tiefen von 200 und 300 Faden an die Meeresoberfläche gehoben worden sind. Kabel in mäßigen Tiefen sind solche, die 20–100 Faden tief liegen, eine geringere Tiefe als 20 Faden ist durchaus verwerflich. Als schwere Kabel sind im Allgemeinen solche anzusehen, die über 2 Tonnen per engl. Meile wiegen. (Deutsche Industriezeitung 1865, Nr. 21.) Die Telegraphendrähte als Wetteranzeiger. Jedem Telegraphisten ist es wohl bekannt, daß in den Leitungsdrähten häufig ohne Einwirkung der Batterie unregelmäßige Ströme vorkommen. Der italienische Physiker und Astronom P. Sechi will nun durch langdauernde Untersuchungen gefunden haben, daß, sobald diese sogenannten Erdströme besonders stark und unregelmäßig eintreten, schlechtes stürmisches Wetter zu erwarten sey. Es wäre dieß für die Meteorologie eine sehr wichtige Entdeckung. Der rotirende Puddelapparat von Warren und Walker. Nach zwölfjährigen Bemühungen scheint es jetzt den HHrn. Warren und Walker gelungen zu seyn, den von ihnen erfundenen rotirenden Puddelapparat zu einer praktischen Maschine für die Eisenfabrication zu machen. Mehrere Jahre lang blieb ihre Erfindung fast unbeachtet, wegen der Schwierigkeit eine entscheidende Prüfung derselben in großem Maaßstabe zu erlangen. Gegenwärtig, wo wegen der hohen Forderungen der Puddler von Staffordshire, die mechanischen Vorrichtungen zur Bewirtung des Puddelprocesses ohne Menschenkraft für die Eisenfabrikanten Englands eine große Wichtigkeit erlangt haben, hat nun die Dowlais Eisencompagnie die Probe mit dem Warren-Walker'schen Apparate gemacht, und nach geringen Abänderungen desselben ein eben so gutes Schmiedeeisen erzielt wie durch Menschenkraft. In der letzten Sitzung des Ingenieurvereins zu Birmingham wurde ein Stück Eisen von 5 Ctr. Gewicht vorgezeigt, welches vermittelst des rotirenden Puddelapparates dargestellt war, und das einstimmige Urtheil der anwesenden Praktiker ging dahin, daß dieses Eisen besser sey, als das durch Menschenkraft gepuddelte, sowie auch, daß es billiger herzustellen sey, als letzteres. In Dowlais wird ein rotirendes Ofensystem gebaut, welches aus acht einzelnen Oefen besteht und in der Woche 500 Tonnen = 1000 Ctr. Puddeleisen produciren soll; dasselbe sollte im April d. J. in Betrieb gesetzt und der Prüfung der Eisentechniker unterstellt werden. (Practical Mechanic's Journal, März 1865, S. 316.) Reinigung der Eisenerze von Phosphorsäure, nach A. Stromeyer. Ueber die Reinigung der Eisenerze von Phosphorsäure hat August Stromeyer in den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins (1865, S. 11) eine Arbeit veröffentlicht, welche wesentlich mit Bezug auf die Hütte zu Ilsede bei Peine angestellt, aber auch für weitere Kreise von Interesse ist Das dort verschmolzene Erz ist ein Brauneisenstein in runden und eckigen, durch kohlensauren Kalk verkitteten Stücken, der circa 25 Proc. kohlensauren Kalk enthält und ein Roheisen mit 2,8–3,3 Proc. Phosphor und 4–6 Proc. Mangan liefert, während die Schlacke nur 0,1 Proc. Phosphorsäure enthält. Zur Reinigung der Erze schlägt nun Stromeyer vor, dieselben bis zur Austreibung der Kohlensäure des kohlensauren Kalkes zu brennen, den Kalk abzuschlämmen und aus dem gebrannten Erze durch verdünnte rohe Salzsäure, welche von dem Eisenerze selbst so gut wie nichts löst, die Phosphate von Kalk und Eisenoxyd zu entfernen. Da eine Pulverung des Erzes nicht wohl thunlich ist, so wurde dasselbe mit Salzsäure von 28 Proc. HCl, die mit 4 Th. Wasser verdünnt war, übergossen und 24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur stehen gelassen, da die feinen Sprünge, welche das Erz durch das Brennen erhalten hatte, der Säure den Zutritt soweit erleichterten, daß ein befriedigendes Resultat erhalten wurde, 100 Th. von Kalk gereinigtes Erz gebrauchten zur Ausziehung des Phosphors 4,7 HCl = 15,63 Th. rohe käufliche Salzsäure von 30 Proc. HCl. Erhitzt man den abgedampften Auszug bis etwa zur Schmelzhitze des Bleies, so entweicht die sämmtliche zur Auflösung der Phosphate nöthig gewesene Salzsäure und kann wieder gewonnen werden, während die als Chlorcalcium vorhandene verloren ist. Der nach der Destillation bleibende Rückstand enthielt:   12,77 Proc. Eisenoxyd,   36,35 Proc. Kalkerde,   42,28 Proc. Phosphorsäure,     8,60 Proc. Chlorcalcium. –––––––––– 100,00. und wäre als Dünger entweder für sich oder zur Bereitung von Superphosphat zu verwenden, wobei sein Werth zu circa 2 Thlr. pro Ctr. anzunehmen ist. Das mit Salzsäure ausgezogene Erz enthielt pro 100 Th. Eisen nur noch 0,6 Th. Phosphor. Auf Stromeyer's Kostenberechnung gehen wir nicht weiter ein, da dieselbe doch keinen zuverlässigen Anhalt bietet. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 17.) Zerlegung des Kohlenoxyds nach H. Deville's Verfahren. H. Sainte-Claire Deville bewirkt das Zerfallen des Kohlenoxyds in Kohlenstoff und Kohlensäure auf folgende sinnreiche Weise. Er nimmt ein ziemlich weites glasirtes Porzellanrohr, das in einem Windofen zur Schmelzhitze des Gußeisens (1600–1700° C.) erhitzt werden kann. Mitten durch dieses Rohr legt er eine engere Messingröhre, durch welche continuirlich ein Strom kalten Wassers circulirt. Er erhitzt nunmehr das Porzellanrohr auf die angegebene Temperatur, und leitet einen Strom reinen Kohlenoxydes durch. Es scheidet sich dann der Kohlenstoff in fein vertheilter Form als Ruß auf der centralen kalten Röhre aus, während gleichzeitig Kohlensäure gebildet wird, die man in einem gewogenen Kali-Apparat auffangen und so bestimmen kann. Wäre das kalte Rohr nicht vorhanden, so würde vielleicht auch die angegebene Zerlegung an einzelnen Punkten eintreten; es würde indessen der ausgeschiedene Kohlenstoff in der erzeugten Kohlensäure bei nur schwachem Sinken der Temperatur wieder verbrennen, so daß auf's Neue Kohlenoxyd entstünde. Im Gestell des Hohofens ist jedenfalls ein analoger Vorgang anzunehmen. Auch hier wird das in zweiter Linie gebildete Kohlenoxyd bei der angegebenen Temperatur zerlegt; indem aber das metallische Eisen sich mit dem Kohlenstoff zu Gußeisen verbindet, wird die Rückverwandlung in Kohlenoxyd unmöglich gemacht, gerade wie es bei Deville's Versuch die kalte Röhre verhindert. Dieser Versuch ist daher für die Eisenindustrie von hohem theoretischem Interesse. (Comptes rendus, t. LIX p. 873; Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 5.) Neue Quelle für Wismuth und Tellur. Das Wismuth, welches besonders im böhmischen Erzgebirge gewonnen wird, ist jetzt so gesucht, besonders zu Porzellan-Lüstrefarben, daß es hoch im Preise gestiegen ist. Das Tellur, das in Ungarn und Siebenbürgen mit Golderzen vorkommt, ist eins der seltensten Metalle. David Forbes, ein Engländer, berichtet nun, daß man in Bolivia auf 2/3 der Höhe des Illampu, des höchsten Berges der Anden (25,000 Fuß) ein Wismutherz gefunden hat, das 5 Procent Tellur enthält. Die Gewinnung dürfte freilich mit besonderen Schwierigkeiten verbunden seyn, die das Vorkommen in 15,000 Fuß Höhe über dem Meere und eben unterhalb der Grenze des ewigen Schnees bedingt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 10.) Einfache Gewinnungsweise des Selens aus dem Bleikammerschlamm der Schwefelsäure-Fabriken; von Professor Dr. Boettger. Bei meinen Untersuchungen von Bleikammerschlamm auf Thallium aus Schwefelsäure-Fabriken, die statt des Schwefels, Schwefelkiese, Kupferkiese und Blende verarbeiten, fand ich mehrere Sorten, welche schon durch ihr Aeußeres, insbesondere durch ihre röthliche Farbennüance, vermuthen ließen, daß sie nicht unbedeutend selenhaltig seyen. Ich bestrebte mich daher, ein Verfahren ausfindig zu machen, das, wegen seiner bisherigen sehr umständlichen Gewinnungsweise noch immer sehr hoch im Preise stehende Selen auf eine wo möglich einfachere und ökonomischere Weise aus jenem Schlamme abzuscheiden. Es ist mir dieß vollkommen gelungen durch Benutzung der bekannten Eigenschaft des neutralen schwefligsauren Natrons, Selen mit großer Leichtige keit aufzulösen. Unbedingt nothwendig erscheint es jedoch hierbei, daß der fraglich-Schlamm zuvor erst durch öfteres Auswaschen mit Wasser seines überschüssigen Säuregehaltes beraubt werde. Kocht man dann solchen (dem größten Theile nach gewöhnlich aus Bleisulfat, freiem Schwefel, arseniger Säure u.s.w. bestehenden) nur noch schwach sauer reagirenden Schlamm mit einer concentrirten Lösung von neutralem schwefligsaurem Natron anhaltend, bis derselbe (in Folge der Bildung von unterschwefligsaurem Natron, resp. dessen gleichzeitiger Zersetzung) eine, seines Bleigehaltes wegen, ganz schwarze Farbe angenommen, bringt hierauf das Ganze auf ein doppeltes Papierfilter, und läßt das Filtrat tropfenweise in ein untergestelltes, mit verdünnter Salzsäure gefülltes Gefäß einfallen, so steht man das Selen momentan in zinnoberrothen dicken Flocken sich abscheiden, die, falls ihnen irgend noch etwas Fremdartiges anhängen sollte, leicht durch eine nochmalige ganz gleiche einfache Behandlungsweise vollkommen gereinigt werden können. Gehörig ausgetrocknet schrumpfen die ursprünglich schön roth aussehenden Flocken zu einer dichten schwärzlich-braunen Masse zusammen, die sich durch ihren Schmelzpunkt, ihre Sublimirbarkeit und sonstigen Eigenschaften als ganz reines Selen zu erkennen gibt. Der selenreichste Schlamm, welcher mir jemals vorgekommen, ist der in der Fabrik des Herrn Fikentscher in Zwickau bei der Verarbeitung einer in dortiger Gegend vorkommenden Art schwarzer Blende in den Bleikammern sich massenhaft anhäufende Bodensatz. (Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für 1863–1864.) Ueber Cementfabrication; nach Dr. Grüneberg. Im Cölner Ingenieurverein besprach Dr. Grüneberg die Cementfabrication und gieng namentlich auf die Beschreibung der nach dem Bleibtreu'schen Princip (m. s. Feichtinger's Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 433) arbeitenden, dem Consul Quistorp in Stettin gehörigen Fabrik bei Misdroy auf der Insel Wollin näher ein. Die in unmittelbarer Nähe der Fabrik gewonnene Kreide wird gleichmäßig auf einen kreisförmigen, nach der Mitte zu sich kegelförmig erhebenden, mit einem 12'' hohen Rande umgebenen Schlammherd zugeführt, auf dem sich ein Rahmenwerk an einer verticalen Welle mit einer Geschwindigkeit von 60 Umdrehungen per Minute bewegt. Ein continuirlich zufließender Wasserstrahl bildet mit der Kreide eine milchartige Flüssigkeit, die durch das Rahmenwerk mit in Rotation versetzt wird. Von dem Schlammherde gelangt die Kreidemilch durch ein Sieb nach 12'' breiten, 8'' tiefen Canälen von einigen 100' Länge, in denen sich die schweren sandigen Theile absetzen, und von hier nach 50' langen, 20' breiten und 8' tiefen, in Cementmauerwerk ausgeführten Schlammbassins. Das Absetzen der Schlämmkreide in diesen dauert 10 Tage bis 4 Wochen, je nachdem die Luft mehr oder weniger ruhig ist. Der aus der Umgegend von Stettin bezogene Thon wird in Trockenhäusern getrocknet und dann zu einem ganz feinen Pulver gemahlen. Dieses Pulver wird mit der geschlämmten Kreide gemengt, circa 2 Raumtheile Kreidebrei mit 1 Raumtheile gemahlenen Thones; das genaue Verhältniß wird nach einer Probe festgestellt, die für jedes Schlammbassin gemacht wird. Zur innigen Vermengung beider Materialien werden Thonschneider angewendet; zur besseren Versteifung wird nach Bedürfniß noch gemahlene und nur getrocknete Cementmischung zugesetzt. Die Thonschneider pressen die Cementmischung durch einen circa 8'' breiten und 5'' hohen eisernen Canal nach außen, wo dieselbe mittelst Draht in Ziegel abgeschnitten wird. Diese Ziegel werden im Sommer in Trockenhäusern getrocknet, was je nach den Witterungsverhältnissen 3 Tage bis 4 Wochen erfordert. Die getrocknete Masse wird auf Schienenwegen nach den Brennöfen geführt. Die Oefen bestehen aus 2' starkem Mauerwerk, sind cylindrisch von 10' im Durchmesser, 50' hoch, oben zugespitzt und dort mit einem Regulirungsschieber für den Zug versehen. Jeder Ofen hat 3 Beschickungs-, resp. Entleerungsöffnungen; auf die untere flache Ofensohle wird zunächst eine Lage Holz geschichtet, darauf Kohks, dann abwechselnd Cementziegel und Kohks bis der Ofen circa 18'' über den cylindrischen Theil gefüllt ist und zuletzt noch eine Lage Holz. Die Luft wird durch einige kleine Oeffnungen über der Sohle zugeführt. Beim Anheizen wird zunächst die obere, dann die untere Holzlage angezündet; hierauf werden die Beschickungsöffnungen vermauert, deren eiserne Thüren von Außen geschlossen und nun der Zug mittelst des oberen Schiebers so regulirt, daß das Material ganz allmählich in's Glühen kommt. Je mehr Kalk im Verhältniß zum Thon der Cement enthält, desto leichter geht die Aufschließung beim Brennen vor sich, desto weniger aber hat der Cement die Eigenschaft im Wasser zu erhärten. Die ganze Operation des Brennens dauert circa 3 Tage, worauf die Oefen in 8 Tagen allmählich abkühlen. Die zerbröckelte Cementmasse wird herausgezogen, mit Hämmern zerschlagen und zwischen cannelirten Walzen oder in eisernen sogenannten Brechkästen zerdrückt, deren Boden ein starker Rost bildet und in denen sich eine Walze mit schraubenförmig herumgewundenen Messern dreht. Die weitere Verarbeitung geschieht auf 4 Mahlgängen mit französischen Steinen, in denen die Steinstücke nicht mit Gyps, sondern mit Cement verbunden sind. Aus den Mahlgängen fällt das feine Cementpulver direct in die Packfässer, die durch eine mechanische Vorrichtung fortwährend geschüttelt werden, so daß eine feste Verpackung hergestellt wird; das Verstäuben wird durch einen Ledersack verhütet. Zu einer täglichen Production von 80 Ctrn. Cement sind 200 Arbeiter nöthig. Als Eigenschaften eines guten Cements hebt Dr. Grüneberg noch hervor, daß ein solcher in Berührung mit Wasser sich nicht stark erhitzen dürfe, weil dieß von Ueberschuß an Kalk zeugen würde, und ferner müsse derselbe mit 2 Th. Sand gemischt innerhalb 3 Stunden gebunden seyn. Ein geringer Zusatz von Soda zu dem Cement vor dem Brennen beschleunige die Erhärtung desselben bedeutend, so daß man es in der Hand habe, den Cement in beliebigen Zeiträumen erhärten zu lassen; ein zu schnelles Erhärten erschwere jedoch die Anwendung. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 21.) Englisches Probirverfahren für Portland-Cement. Bei größeren öffentlichen Bauten wird in England eine besondere Bauhütte zur Vornahme von Proben mit dem angelieferten Cement errichtet, welche Einrichtung sich von sehr wohlthätigem Einflusse auf die Güte der Waare bewiesen hat. Zunächst wird das Gewicht untersucht, welches für den gestrichenen Bushel 110 Pfd. engl. oder 1375 Kilogr. per Kubikmeter betragen muß, dann werden Probeziegel aus 1 Thl. Cement und 1 Thl. reinem Sand angefertigt und auf die absolute Festigkeit geprüft, welche sich mindestens auf 180 Pfd. per Quadratzoll belaufen muß, wenn die Ziegel 1 Tag an der Luft und 6 Tage im Wasser erhärtet sind. (Zeitschrift des hannoverschen Architecten- und Ingenieurvereins.) Ueber das saure arsensaure Kali für Aetzreservagen. Bei der Fabrication von Lapisartikeln wendet man bekanntlich Aetzreservagen an, denen das saure arsensaure Kali zu Grunde liegt. Dieses Salz wird in den chemischen Fabriken durch Glühen von gleichen Theilen arseniger Säure und Salpeter in gußeisernen Retorten, Lösen der geschmolzenen Masse in kochendem Wasser und Abdampfen dargestellt. Wird nicht hinreichend Salpeter oder eine nicht genügend hohe Temperatur angewendet, so enthält das Product zuweilen noch arsenige Säure, die häufig sehr schädlich wirkt. Wie J. Girardin in den Mémoires de la Société des sciences etc. de Lille mittheilt, wurde er zu einer Untersuchung dieses schädlichen Einflusses der arsenigen Säure in der Zeugdruckerei von einem Indiennes-Fabrikanten in Rouen veranlaßt, der auf einmal keine guten Reserven für seine Lapisartikel mehr erhalten konnte. Dieser verwendete: 10 Kilogr. doppelt-arsensaures Kali,   2 l/2 Quecksilberchlorid, 18 Liter laues Wasser, wozu nach der Lösung   7 1/2 Kilogr. Potasche und     1/2 Salmiak gesetzt wurden. Anstatt einer klaren Lösung erhielt derselbe plötzlich einen grauen Niederschlag, so daß die Reserve unbrauchbar war. Es ergab sich nun, daß das doppelt-arsensaure Kali in Folge fehlerhafter Fabrication eine bedeutende Menge arseniger Säure enthielt. (Diese ist am besten dadurch nachzuweisen, daß man das feingepulverte Salz mit starkem Alkohol behandelt, der nur die arsenige Säure löst, die alkoholische Lösung auf 1/3 eindampft und mit Wasser verdünnt, wo sie dann mit schwefelsaurem Kupferoxyd-Ammoniak einen schönen grünen Niederschlag, sowie mit den anderen Reagentien auf arsenige Säure die bekannten Reactionen gibt.) Die arsenige Säure besitzt die Eigenschaft, auf nassem Wege mehrere Metalloxyde zu niederen Oxydationsstufen oder zu Metall zu reduciren, namentlich das Kupferoxyd, Quecksilberoxyd und Silberoxyd. Auch die Chlorverbindungen des Quecksilbers werden reducirt und zwar ganz besonders leicht bei Gegenwart von doppelt-arsensaurem Kali. Letzteres wirkt, wenn rein, gar nicht auf Chlorquecksilber, sobald aber arsenige Säure vorhanden ist, trübt sich die Flüssigkeit sofort und es fällt metallisches Quecksilber. (Deutsche Industriezeitung. 1865, Nr. 17.) Quantitative Bestimmung des Gehalts der Chinarinden an Alkaloiden, nach Dr. C. Claus. Die bisherigen unvollkommenen Methoden veranlaßten den Verfasser, folgenden Weg zur Bestimmung der China-Alkaloide einzuschlagen. Man zieht die gestoßene Rinde mit schwefelsäurehaltigem Wasser aus, filtrirt, fügt zu dem Filtrat gebrannte Magnesia im Ueberschuß, dampft ein und zieht erst mit Aether das Chinin und darauf mit Alkohol das Cinchonin aus. Die Auszüge waren farblos, beim Eindampfen aber, wo der größte Theil der Alkaloide auskrystallisirte, färbte die Flüssigkeit sich schwach gelb, und ebenso die Krystalle. Anorganische Bestandtheile konnten nicht aufgefunden werden, und nur eine Spur eines Bitterstoffes, der zugleich die gelbe Färbung bewirkt hatte, verunreinigte die Basen und ließ sich auch nicht davon trennen. Die Ausbeute betrug 6 bis 7 Procent Gehalt an reinen Chinabasen. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, Bd. I, Nr. 24.) Ueber Judd, von Dr. Dullo. Die Schmucksachen, welche schon seit längerer Zeit unter diesem Namen in den Handel kommen, von Damen viel getragen werden und sich durch Leichtigkeit, sowie durch hübsches Ansehen auszeichnen, sind nicht unmittelbar aus Steinkohlen, oder, wie man oft hort, aus Anthracit gedrechselt, sondern haben einen einfacheren Ursprung. Die billigeren Schmucksachen sind aus einem Gemisch von Braunkohlenpulver und Steinkohlenpech gemacht, wahrscheinlich in der Weise, daß beide Substanzen warm gemischt sind, das Gemisch stark gepreßt ist, und aus dieser Masse die verschiedenen Gegenstände gedrechselt sind. In der Warme lassen sich diese Gegenstande biegen, z.B. als Glieder von Ketten etc., und die Enden werden mit Harz zusammen geklebt. Das Ganze wird schwarz angestrichen und dann in schmelzendes Paraffin getaucht, wodurch der schöne Glanz hervorgebracht wird, während die Glätte durch das Drechseln erzeugt ist. Diese Masse enthält wenig Steinkohlenpech, denn sie ist auf dem Bruch erdig. Von diesen ordinärsten Waaren bis zu den feinsten gibt es eine Reihe von Abstufungen; die feinsten sind dargestellt aus dem härtesten Steinkohlenpech, dessen Harte vermehrt wird, wenn man zu der schmelzenden Masse geringe Mengen von Braunstein oder ähnlichen Körpern hinzusetzt, die bei hoher Temperatur Sauerstoff abgeben; es genügen hierzu sehr geringe Mengen, die man selbst bei der Analyse nicht leicht nachweisen kann. Das Pech wird dadurch nicht allein harter, sondern auch weniger angreifbar sowohl durch Wärme wie durch verschiedene andere Agentien. Aus dem so behandelten Pech werden die verschiedenen Gegenstände gedrechselt, resp. gegossen, und dann, wo es nöthig ist, Biegungen in der Wärme bewirkt. Diesen Sachen braucht man keinen Glanz zu geben, weil sie schon natürlichen Glanz haben. Selbstverständlich haben diese Sachen nicht erdigen Bruch, sondern mehr oder weniger muschligen Bruch, mitunter auch glasartigen. Sie brennen sehr leicht, riechen genau wie Pech und hinterlassen eine sehr geringe Menge Asche. In Alkohol und Aether sind sie ganz unlöslich, dagegen losen sich die meisten bei längerem Kochen im Terpenthinöl, auch in Solaröl. Auch werden sie von starker Kalilauge beim Kochen gelöst. Indessen verhalten sich nicht alle diese Schmucksachen gegen die angeführten Körper gleich. Die Idee, solche beinahe werthlose Gegenstände zu so hübsch aussehenden Schmucksachen zu verarbeiten, ist eine sehr glückliche; der Preis, welchen der Erfinder sich für seine Idee bezahlen läßt, ist zwar etwas zu hoch, allein dagegen läßt sich kaum etwas sagen. Dem Verfasser wurde auch eine Probe von Schmucksachen mitgetheilt, die ganz neuerdings aus Paris nach Berlin gekommen ist, und zwar unter dem Namen „Imitates Judd.“ Dasselbe steht äußerlich ebenso aus wie die besten Sorten des achten Judd; aber schon bei erster Behandlung desselben merkt man, daß man es mit einer anderen Masse zu thun hat. Denn während das achte Judd leicht zerbucht, ist das imitirte Judd durch die Imitation so verbessert, daß man es auf dem Amboß mit dem Hammer bearbeiten kann, ohne daß es wesentlich verändert wird. Dasselbe widersteht den Angriffen aller Reagentien, nur durch Kochen mit concentrirter Kalilauge oder Schwefelsaure wird es zerstört, es brennt, indem es vorher schmilzt, und verbreitet einen Geruch wie Kautschuk. Alle diese Eigenschaften zusammen beweisen, daß das imitirte Judd gehärteter Kautschuk ist, aus welchem schon lange Kamme und ähnliche Gegenstande gefertigt worden sind. (Deutsche Gewerbezeitung, 1865, Nr. 5.) Anwendung des Magnesiumlichtes beim Gebrauch des Laryngoskops. Beim Gebrauch des Laryngoskops, eines Instruments, welches erlaubt, den Kehlkopf in Krankheitsfallen zu besichtigen, wird ein Spiegel gegen den Gaumen gedrückt, und ein Lichtstrahl auf denselben geworfen, der nun nach unten gesendet, den Kehlkopf beleuchtet, so daß man sein Bild wiederum im Spiegel sehen kann. Das Magnesium licht gewährt ein ausgezeichnetes Mittel eine möglichst große Lichtmenge in den Spiegel zu senden. Halt man dann vor den Mund des Kranken eine Vergrößerungslinse, so kann das Bild des Kehlkopfes auf einem Scham aufgefangen und so einem Zuhörerkreis sichtbar gemacht werden.