Titel: Ueber die Zersetzung der schweren Mineralöle aus Braunkohlen, Torf, bituminösen Schiefern, Petroleum u. zur Erzeugung leichterer (wasserstoffreicherer) Beleuchtungsöle; von Dr. H. Vohl in Cöln.
Autor: Hermann Vohl
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XVIII., S. 58
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XVIII. Ueber die Zersetzung der schweren Mineralöle aus Braunkohlen, Torf, bituminösen Schiefern, Petroleum u. zur Erzeugung leichterer (wasserstoffreicherer) Beleuchtungsöle; von Dr. H. Vohl in Cöln. Vohl, über die Zersetzung der schweren Mineralöle. Die meisten bituminösen Fossilien ergeben auch bei der sorgfältigsten Destillation einen Theer, welcher einen verhältnißmäßig nur geringen Gehalt an leichten wasserstoffreichen Oelen hat, deren specifische Gewichte unter 0,800 (Wasser = 1,000) liegen und die wegen geringer Flüchtigkeit eine gefahrlose Anwendung als Beleuchtungsmaterial zulassen; der höchste Gehalt an diesen Oelen ist 45–48 Procent. Bei den Braunkohlen-, Torf-, Blätterschiefer- und Erdölen steigt der Kohlenstoffgehalt mit der Zunahme des specifischen Gewichtes, in demselben Verhältniß nimmt jedoch alsdann der Wasserstoffgehalt ab. Auch geht die Flüchtigkeit der Oele mit dem specifischen Gewichte Hand in Hand, so daß mit der Abnahme desselben die Flüchtigkeit zu- und im entgegengesetzten Falle abnimmt. Ferner sind die specifisch schwereren Oele minder liquid wie die leichteren und wird bei ersteren durch die zunehmende Dickflüssigkeit das Aufsaugungsvermögen der Dochte für dieselben beeinträchtigt. Obgleich die specifisch schwereren Oele durch ihren höheren Kohlenstoffgehalt bei Anwendung geeigneter Lampen ein größeres Leuchtvermögen besitzen, so haben dieselben doch bisher verhältnißmäßig weniger wie die leichteren Oele als Beleuchtungsmaterialien Eingang gefunden und zwar aus nachfolgenden Gründen: 1) die leichten Oele haben ein schöneres Aeußere; sie sind farblos, kreosotfrei und verharzen den Docht nicht, auch ist ihr ätherartiger Geruch minder unangenehm; 2) das Aufsaugen dieser Oele durch die Dochte geschieht sehr leicht und eine mit leichtem Oel gespeiste Lampe brennt bis auf den letzten Tropfen Inhalt fast mit unverändertem Lichteffect; 3) die leichten Oele sind bei richtiger Behandlung stets schwefelfrei und entwickeln beim Verbrennen keine schweflige Säure. Dagegen sind die im Handel vorkommenden schweren Oele häufig mit nachfolgenden Mängeln behaftet: 1) sie haben ein schlechteres Aeußere, besitzen eine gelbe Farbe und ihr Kreosotgehalt bedingt, abgesehen von einem schlechten, penetranten Geruch, ein Verharzen der Dochte und starkes Nachdunkeln; 2) durch ihre Dickflüssigkeit wird das Aufsaugen der Dochte erschwert und es kann demnach eine Lampe nicht mit demselben gleichförmigen Lichteffect bis zu Ende brennen; 3) durch mangelhafte und falsche Reinigungsmethoden sind diese Oele fast stets schwefelhaltig, in Folge dessen sie beim Verbrennen schweflige Säure entwickeln. Der Gehalt der schweren Oele an Schwefel resp. Schwefelsäure und schwefliger Säure, ist meistens nicht präexistirend, sondern durch die Behandlung derselben mit concentrirter Schwefelsäure in der Wärme bedingt (s. meine Abhandlung über den Schwefelgehalt verschiedener ätherischer Beleuchtungsmaterialien im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 49); auch wird durch die Construction der allgemein gebräuchlichen Lampen, welche auf ein Verbrennen leichter Oele basirt ist, der Consum dieser letzteren vergrößert und derjenige der schweren Oele beschränkt. Wollte man leichte und schwere Oele zugleich als Beleuchtungsmaterial in den Handel bringen, so müßte man also auch verschiedenartig construirte Beleuchtungsapparate, zu den einzelnen Oelen gehörig, den Consumenten bieten. Dem specifischen Gewicht des Beleuchtungsmaterials muß man insofern bei der Construction der Lampen Rechnung tragen, als die schwereren Oele wegen ihres größeren Kohlenstoffgehaltes eine größere Sauerstoffzufuhr in derselben Zeit (stärkeren Zug) und eine geringere Saughöhe wegen ihrer Dickflüssigkeit, als die specifisch leichteren Oele erheischen. Für die verschiedenen schweren Oele der Braunkohle, des Blätterschiefers, des Torfs und der Petroleumarten würden demnach sehr verschiedenartig construirte Lampen erfordert werden, welches der allgemeinen unbeschränkten Einführung der ätherischen Beleuchtungsmaterialien hemmend in den Weg treten würde. Eine sechzehnjährige Erfahrung hat uns gelehrt, daß die Oele der verschiedenartigsten bituminösen Fossilien, welche durch trockene Destillation aus denselben gewonnen werden (ausgenommen sind die amerikanischen Petroleumarten) und deren specifische Gewichts zwischen 0,780 und 0,830, also durchschnittlich bei 0,800 und 0,810 liegen, sich am besten zur Speisung der für das Photogen gebräuchlichsten Lampen eignen. Das Bestreben der Fabrikanten gieng deßhalb stets dahin, diese leichteren Oele in möglichst großer Menge zu erzeugen, resp. die bei der Photogenfabrication abfallenden schweren Oele in leichtere, wasserstoffreichere umzuwandeln. Es ist leicht ersichtlich, daß man durch Zumischen sehr leichter Kohlenwasserstoffe zu den schweren Oelen, Gemische erzielen kann, deren specifische Gewichte = 0,800 sind. Solche leichte Kohlenwasserstoffe haben wir in den sogenannten Essenzen des pensylvanischen und canadischen Petroleums und der Bogheadkohle. Erstere haben ein specifisches Gewicht von 0,620 bis 0,680; das der letzteren dagegen ist durchschnittlich 0,650 bis 0,710. Leider haben sich diese Gemische jedoch nicht als zur Beleuchtung anwendbar gezeigt, da der niedrige Siedepunkt und die große Flüchtigkeit der zugemischten leichten Kohlenwasserstoffe eine große Feuersgefahr bedingte, weßhalb es in manchen Staaten polizeilich verboten ist, diese Gemische zur Beleuchtung zu benutzen. Diese höchst inflammablen Gemische zeigen ferner bei der Verbrennung folgende Uebelstände: 1) die in dem Gemisch enthaltenen leichteren und flüchtigeren Oele werden verhältnißmäßig schneller consumirt wie die schwereren Oele, wodurch schließlich ein Oel zurückbleibt, welches seiner Schwere und Dickflüssigkeit wegen nicht mehr von dem Dochte gehörig aufgesaugt wird, in Folge dessen die Flamme nach längerer Brennzeit zurückgeht; 2) dagegen findet im Anfange der Brennzeit, wo die leichten Oele noch vorwaltend sind, ein Durchgehen resp. Rußen der Flamme häufig statt, weil der niedere Siedepunkt der leichten Oele, welcher bei 30 bis 45° C. liegt, ein Kochen resp. starke Dampfbildung in der Dochthülle verursacht, die schließlich mehr Kohlenwasserstoffe dem Verbrennungsherd zuführt, als die durch den Zug gegebene Sauerstoffmenge zur vollständigen Verbrennung bringen kann, wodurch ein hohes Aufflackern der Flamme und eine starke Rußausscheidung bedingt wird. Es ist häufig vorgekommen, daß Lampen, mit einem solchen Oelgemisch gespeist, explodirten und zwar besonders dann, wenn der Oelbehälter nicht ganz gefüllt war und der obere Theil desselben mit einem Gemisch von atmosphärischer Luft und den Dämpfen der leichten Kohlenwasserstoffe erfüllt war. Dieses Gasgemisch, durch die Wärme der Lampe ausgedehnt, gelangt alsdann aus dem Oelbehälter, durch den Zug des Zugglases aufgesaugt, zu der Flamme und wird so zur Entzündung gebracht. Die Oelbehälter werden dabei gewöhnlich zertrümmert und der Oelinhalt brennend umhergeschleudert, so daß häufig erhebliche Verletzungen, die den Tod zur Folge hatten, verursacht wurden. In Belgien sowohl wie hier wird kein Händler eine Partie gereinigtes Photogen oder Petroleum nur nach dem specifischen Gewichte kaufen, wenn er sich nicht vorher von der Abwesenheit der leichten Essenzen in dem Oele überzeugt hat. Bei der Darstellung des Photogens aus Bogheadkohlen-Theer und des gereinigten pensylvanischen und canadischen Petroleums werden die fertig behandelten Oele durch Abblasen vermittelst Wasserdämpfen von den leichten Essenzen befreit. Nur so gereinigte Oele sind verkäufliche Waare und für den Consumenten gefahrlos anzuwenden. Seit länger als drei Jahren habe ich große Mengen pensylvanischen und canadischen Petroleums, sowie Bogheadtheer verarbeitet und ich kann das Auftreten dieser leichten Essenzen bei der Fabrication nur als höchst lästig und die Fabrication erschwerend bezeichnen; im Uebrigen wird die Ausbeute an gutem Brennöl resp. Photogen dadurch beeinträchtigt. Die große Feuergefährlichkeit der abfallenden Essenzen bedingt ein sofortiges Wegschaffen derselben aus dem Fabrikslocal in kühle Lagerräume und selbst dann, wenn die Temperatur + 9° R. nicht übersteigt, dringen diese höchst liquiden Kohlenwasserstoffe durch die Fässer und erfüllen sehr bald den Lagerraum mit heftig explodirenden Gasgemischen. Das Präpariren der Fässer im Innern mit starker alaunhaltiger Leimlösung, sowie das Anstreichen der Fässer mit Oelfarbe von Außen, schützt nicht vor diesem Uebelstand. (Bekanntlich haben die Essenzen der Steinöle etc. kein Auflösungsvermögen getrockneter Oelfarbe gegenüber.) Solche Räume, worin Essenzen lagern, dürfen nur mit einer Sicherheitslampe (Davy'schen LampeOder mit der von Dr. Stölzel im polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 115 beschriebenen Sicherheitslaterne. A. d. R.) betreten werden. Glasballons sind zur Aufbewahrung wegen ihrer Zerbrechlichkeit nicht anwendbar. Ebenso sind Blechflaschen nicht zu verwenden, da diese ebenfalls leicht durch Transport leiden und die Emballage vertheuern. Würde man gleichen Preis für die Essenz wie für das Brennöle erzielen, so würde auch bei großen Mengen abfallender Essenzen ein pecuniärer Verlust nicht stattfinden; da man aber für die Brennöle, wenn sie absolut farblos und nicht inflammabel sind, bei Absatz größerer Posten 11 1/2 bis 12 Thlr. pro 100 Pfund erzielen kann, für die Essenzen jedoch im günstigsten Falle nur 8–9 Thlr. pro 100 Pfund gezahlt werden, so liegt es auf der Hand, daß ein erheblicher Essenzgehalt der Rohproducte dem Fabrikanten Schaden bringt. Die Verwendung der leichten Essenzen in der Industrie ist immer noch eine sehr beschränkte. So wie der Fabrikant sie in den Handel bringt und wie er sie erhält, wenn er die möglichst große Ausbeute von Brennöl erzielt, haben sie ein specifisches Gewicht von nicht über 0,700 und können wegen ihrer allzu großen Flüchtigkeit und ihrem Mangel an lösender Kraft den Steinkohlentheerölen gegenüber nicht überall in der Industrie mit Vortheil angewandt werden. Der größte Consum für diese leichten Kohlenwasserstoffe entspringt aus der Kautschuk- und Firnißindustrie. Leider können aber die Fabrikanten nur eine minder flüchtige und schwerere Essenz gebrauchen, welche ein specifisches Gewicht von 0,760 hat und man muß dieses specifische Gewicht durch Zusatz von Brennöl resp. auf Kosten desselben zu erzielen suchen, wenn man einen Ausweg für die sich anhäufenden Essenzen schaffen will. Es ist demnach klar, daß dem Fabrikanten aus der Production von Essenzen kein Vortheil erwächst. Zur Darstellung von Parfümerien und Farbstoffen scheinen sie sich ebenfalls wenig zu eignen und selbst als sogenanntes Fleckenwasser ist ihre Anwendung beschränkt, da sie kein Lösungsmittel für alle verharzten Oele und Fette abgeben und in dieser Hinsicht die Steinkohlentheeröle nur theilweise ersetzen können.Es ist mir unerklärlich, wie Hr. Dr. Breitenlohner (s. polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 396) zu dem Ausspruch kommen kann, daß einem Etablissement die Erzeugung zu leichter Oele, also Essenzen, Vortheil bringend sey, da für dieses Product ein höherer Preis wie für das Brennöl erzielt werde. V. Da das Vermischen der schweren Oele mit leichten Kohlenwasserstoffen nicht zum Ziele führte, so war man bedacht durch Entziehung des Kohlenstoffs vermittelst eines Zersetzungsprocesses ein leichteres, wasserstoffreicheres Product zu erzielen und es wurden zu dem Ende seit dem Jahre 1849 bis jetzt vielfache Versuche angestellt und eine Anzahl der verschiedenartigsten Methoden in Vorschlag gebracht, welche mehr oder minder ihrem Zwecke entsprechen. Manche von diesen angepriesenen Methoden tragen schon den Stempel der Unmöglichkeit, ein gutes Resultat zu erzielen, an sich, weßhalb ich sie weiter nicht berühren werde. Besondere Beachtung verdienen die Destillationen der schweren Oele unter Zusatz von concentrirter Schwefelsäure oder concentrirtem Aetznatron; ferner das Leiten der Dämpfe der schweren Kohlenwasserstoffe über erhitzten resp. glühenden Kalk oder über Bimsstein und andere indifferente glühende Substanzen. Wenn auch die erzielten Producte in Bezug auf das specifische Gewicht, den Geruch und die Farbe fast nichts zu wünschen übrig ließen, so war die quantitative Ausbeute jedoch der Art, daß diese Operationen sich als mit einem großen Verlust verbunden erwiesen und an eine Einführung dieser Methoden in die Technik nicht zu denken ist. Auf der anderen Seite jedoch geben uns diese Arbeiten in wissenschaftlicher Beziehung manche Aufschlüsse über die Konstitution dieser Oele, die uns späterhin gewiß noch anderweitigen Nutzen bringen werden. Operationen, die ich nach den verschiedenen obengenannten Methoden im Großen ausführte, ergaben mir nachfolgende Resultate: I. Destillation der schweren Oele des Blätterschiefers und der Braunkohle unter Zusatz von concentrirter Schwefelsäure. Die schweren Oele der Blätter- und Braunkohle sind in ihrer Zusammensetzung identisch und Homologe der Sumpfgas-Reihe, weßhalb von beiden Oelen das gleiche Resultat erzielt wurde. 1000 Pfund behandelte schwere Oele des Blätterschiefers oder der Braunkohle von 0,960 spec. Gewicht wurden mit 5 Proc. Schwefelsäure von 66° Baumé innig gemischt und in einem gußeisernen Kessel von circa 2000 Pfd. Fassungsraum der Destillation unterworfen. Die Kühlung war durch eine 120füßige 2 1/2zöllige Bleischlange hergestellt. Bei allmählich verstärktem Feuer begann die Destillation unter starker Entwickelung von schwefliger Säure und als erstes Destillat ergab sich eine nicht unbeträchtliche Menge sauren Wassers, auf welchem ein farbloses leichtes Oel schwamm. Die schweflige Säure und das Wasser nahmen nach zwei Stunden allmählich ab und das Destillat bestand zum größten Theil aus Oelen, welche beinahe farblos waren. Nach vierstündiger Destillation war der Geruch nach schwefliger Säure verschwunden und es trat neben Kohlensäure, Kohlenoxyd, Sumpf- und Leuchtgas, auch Schwefelwasserstoff auf; nach sechs Stunden war die Destillation beendigt und hatte ich 630 Pfd. Destillat erhalten, wovon 14 Pfd. eine wässerige Flüssigkeit darstellten, die durch Einwirkung des Schwefelwasserstoffs auf die schweflige Säure frei gemachten Schwefel suspendirt enthielt und in Folge dessen milchig getrübt war. Der Rückstand im Kessel betrug 198 Pfd. und bestand aus einer sauren harzigen Masse, welche durch eine große Menge ausgeschiedenen Kohlenstoffs ein kohksähnliches Aeußere hatte. Nachdem das Destillat entwässert worden war, wurde es mit Natronlauge behandelt und einer Rectification vermittelst Wasserdämpfen unterworfen. Es gieng ein angenehm ätherartig riechendes, farbloses Oel über, welches 380 Pfd. betrug. Das specifische Gewicht desselben war 0,835 bei 14° C. Auf Photogenlampen brannte es mit einer schönen weißen Flamme; der Docht wurde wenig verkohlt, jedoch entwickelten sich beim Verbrennen schwefligsaure Dämpfe. Um das Oel von einem Gehalt an schwefliger Säure oder Unterschwefelsäure zu befreien, behandelte ich dasselbe mit einer mit Schwefelsäure gemischten chromsauren Kalilösung; es bildete sich Chromoxyd und nachdem das Oel mit Wasserdämpfen nochmals rectificirt worden war, brannte dasselbe mit einer geruchfreien, blendend weißen Flamme. Die schweflige Säure, welche im Oel enthalten war, wurde durch die Chromsäure höher oxydirt und aus dem Oel entfernt. Wenn auch in qualitativer Hinsicht das Resultat befriedigend war, so konnte dieses doch hinsichtlich der Quantität keineswegs gesagt werden und es stellte sich diese Methode als eine solche heraus, welche in der Technik keine Anwendung finden kann. Destillations-Ergebnisse nach Gewicht.     1000 Pfund Oel ergaben: Pfund. Procent. Wasser 14 1,4 harziger und kohlehaltiger saurer Rückstand im Kessel 198 19,8 Verlust durch Behandlung mit Natronlauge 46 4,6 Rectiftcations-Rückstand 320 32,0 Verlust durch entweichende Gase 42 4,2 farbloses Photogen 380 38,0 ––––––––––––– 1000 Pfd. Kostenberechnung: a) Unkosten. Thlr. Sgr. Pf. 10 Ctr. Oel von 0,96 specifischem Gewicht à 6 Thlr. =   60   –    – Schwefelsäure und Natronlauge     6   –    – Kohlen und Arbeitslohn     2  20   – ––––––––––––   68  20   – b) Werth der erhaltenen Producte. Thlr. Sgr. Pf. 320 Pfd. rückständiges Oel der Rectification à 6 Thlr.  19   6   – 380 Pfd. Photogen à 12 Thlr  45 18   – ––––––––––––  64 24   –   64  24   – ––––––––––––––––– Verlust     3  26   – II. Destillation der schweren Oele mit Aetznatron. 1000 Pfund Oel von 0,96 specifischem Gewicht wurden mit 5 Proc. Natronlauge von 1,72 spec. Gewicht = 53,8 Proc. Natrongehalt innig gemischt und alsdann bei vorsichtiger Feuerung, um das Uebersteigen zu verhüten, destillirt. Zuerst geht eine große Menge Wasser über, welches von der Lauge herrührt und auf welchem nur eine geringe Quantität leichten Oeles schwimmt. Nachdem die Destillation kein Wasser mehr ergab, trat eine ziemlich kräftige Gasentwickelung auf und das Oel destillirte alsdann continuirlich in einem starken Strahl. Das Destillat betrug, das Wasser abgerechnet, 875 Pfd. Der Verlust, welchen das Oel bei der Destillation mit Natron durch das gebildete Gas und den harzigen kohksähnlichen Rückstand erfahren hatte) betrug demnach 125 Pfund. Das entwässerte Destillat, welches ein specifisches Gewicht von 0,910 hatte, wurde mit Säuren und Alkalien behandelt, wodurch ein abermaliger Verlust von 63 Pfund entstand und das gewaschene Oel hatte nun ein specifisches Gewicht von 0,905. Die Rectification des behandelten Oeles geschah vermittelst Wasserdämpfen, und es wurden 150 Pfd. gutes farbloses Photogen von 0,830 specifischem Gewicht gewonnen. Dasselbe brannte mit einer schön weißen Flamme, ohne den Docht zu verharzen oder zu verkohlen, und ohne schweflige Säure zu entwickeln. Nachträglich muß ich noch bemerken, daß die bei der Zersetzung sich entwickelnden Gase größtentheils aus Sumpfgas und ölbildendem Gase bestanden. Kohlenoxyd und Wasserstoff konnten nicht nachgewiesen werden. Gewichts-Ergebnisse dieser Operation.     1000 Pfund Oel ergaben: Pfund. Procent. Photogen von 0,830 spec. Gewicht 150 15,0 Oelrückstand bei der Rectification 662 66,2 Verlust bei der Destillation über Natron, in harzigemKohksrückstand und Gasen bestehend 125 12,5 Verlust durch die Behandl. mit Schwefelsäure u. Natron 63 6,3 –––––––––––– 1000 Pfd. Kostenberechnung: a) Unkosten. Thlr. Sgr. Pf. 10 Ctr. schweres Oel à 6 Thlr   60    – Chemikalien     5   20 Kohlen und Arbeitslohn     2   20 –––––––––––––   68   10 b) Werth der erhaltenen Producte. Thlr. Sgr. Pf. 662 Pfd. Rectificationsrückstand à 6 Thlr   39   21 7 150 Pfd. Photogen à 12 Thlr   18   –   57   21 7 –––––––––––––   57   21 7 ––––––––––––– Verlust   10   18 5 Man hat also einen Verlust von 1 Thlr. 1 Sgr. 10 Pf. pro Cntr. Es ist diese Methode noch weniger wie die vorige zu empfehlen, da der Verlust ein größerer ist. III. Zersetzung der Oeldämpfe durch glühenden Kalk. Eine gußeiserne Destillirblase wurde mit 1000 Pfd. schwerem Oel von 0,96 specifischem Gewicht gefüllt. Der Hut und Schnabel der Blase wurden mit Sand bedeckt, so daß fast kein Oel durch Luftkühlung condensirt werden konnte. Der Schnabel mündete in ein gußeisernes Rohr von 18 Zoll lichter Weite und 13 Fuß Länge, welches mit baumnußgroßen gebrannten Kalkstücken gefüllt war und durch eine besondere Feuerung dunkelrothglühend erhalten wurde. Die Oeldämpfe passirten so den schwach glühenden Kalk und gelangten aus der entgegengesetzten Mündung des Rohres in einen Condensationskasten, aus welchem dann die mit Oel geschwängerten Gase eine 120 Fuß lange Schlange durchstrichen. Die Destillation fand unter einer starken Gasentwickelung statt; die Gase brannten mit hellleuchtender Flamme und bestanden aus Sumpf- und Leuchtgas neben Kohlenoxyd, Wasserstoff und geringen Mengen Kohlensäure und Acetylen. Das Kohlenoxydgas und die Kohlensäure rührten offenbar von dem zur Zersetzung angewandten Kalk her. – Das erhaltene Destillat war ziemlich stark braun gefärbt, roch stark nach Kreosot, resp. Carbolsäure, und hatte ein specifisches Gewicht von 0,920. Schon nach einer vierstündigen Destillationszeit wurden die Oele allmählich schwerer; nach acht Stunden war die ganze Operation beendet. Das gewonnene Oel wog 820 Pfund und sein specifisches Gewicht war 0,925. Das Rohr, welches mit Kalk gefüllt und bei der Operation jedenfalls mit Kohlenstoff imprägnirt worden war, wurde bis zur hellen Rothgluth erwärmt und mittelst atmosphärischer Luft, welche man durchstreichen ließ, der Kohlenstoff verbrannt. Nach einer zehnstündigen Unterbrechung wurde eine zweite Operation mit 1000 Pfund schwerem Oele vorgenommen, welche ganz in derselben Weise wie die vorherige verlief, und 829 Pfd. Destillat von 0,932 spec. Gewicht lieferte. (Der in dem Destillationskessel gebliebene Rückstand betrug für die 2000 Pfd. schweren Oeles sechzig Pfund, entsprechend 3 Proc.) Ich erhielt im Ganzen also 1649 Pfund Oel durch die Zersetzung; der Verlust war 351 Pfd. oder 17,55 Proc. Das Destillat von beiden Operationen wurde zusammen gegeben und zuerst mit Alkalien zur Abscheidung des Kreosots und der Carbolsäure behandelt. Durch diese Behandlung sowie durch die Einwirkung der Schwefelsäure büßte das Oel 13 Proc. ein. Das gewaschene Oel wurde vermittelst Wasserdämpfen rectificirt und ich erhielt 520 Pfund schwach gelblich gefärbtes Photogen von 0,830 specifischem Gewicht, welches sich zum Speisen von Photogenlampen sehr gut eignete. Quantitative Ergebnisse der Operation.     2000 Pfund schweres Oel ergaben: Pfund. Procent. Photogen von 0,830 spec. Gewicht 520 26,00 Oelrückstand bei der Rectification 869 43,45 Verlust durch Behandl. mit Natronlauge u. Schwefelsäure 260 13,00 kohksähnlicher Rectificationsrückstand im Kessel 60 3,00 Verlust durch Ablagerung von Kohlenstoff aus dem Gaseim Kalk etc 291 14,55 –––––––––––– 2000 Pfd. Kostenberechnung: a) Unkosten. Thlr. Sgr. Pf. 20 Ctr. Oel à 6 Thlr 120  –  – Chemikalien   12  –  – Feuerung und Arbeitslohn     9 20  – ––––––––––––– 141 20  – b) Werth der Producte. Thlr. Sgr. Pf. 520 Pfd. Photogen (von gelblicher Farbe) spec. Gew. 0,830 à 10 Thlr. per 100 Pfd   52   –  – rückständiges Oel bei der Rectification 869 Pfd. à 6 Thlr. per 100 Pfd   52   4 2 ––––––––––––– 104   4 2 104   4   2 ––––––––––––– Verlust   37 15 10 Demnach ist der Verlust pro Cntr. schweres Oel 1 Thlr. 25 Sgr. 4 Pfg.; diese Methode ist also ebenfalls für die Technik nicht anwendbar. Es wurden auch die schweren Oele des canadischen und pensylvanischen Petroleums auf ganz gleiche Weise behandelt und ebenso ungünstige Resultate in pecuniärer Beziehung erzielt. –––––––––– Nachdem die Zersetzungen der schweren Mineralöle der verschiedenartigsten Herkunft bei Gegenwart mächtig angreifender Reagentien keine günstigen Resultate ergeben hatten, wurde die Zersetzung durch hohe Temperaturen (schwaches Glühen) in Anwendung gebracht. Es ließ sich schon im Voraus annehmen, daß unter den durch hohe Temperaturen gebildeten Spaltungsproducten sich solche von niedrigem specifischen Gewicht und wasserstoffreiche befinden würden, daß aber die Qualität und Quantität durch die Höhe der Temperatur, welche bei der Spaltung in Anwendung gebracht wurde, bedingt und eine gleichförmige Temperatur zur Erzeugung stets gleichartiger Producte nothwendig seyn würde. Daß in letzterer Hinsicht sich große Schwierigkeiten bei der Ausführung im Großen darbieten würden, war nicht zu verkennen. Die Zusammensetzung der in den Blätterschiefer-, Braunkohlen-, Torf- und Erdölen enthaltenen Kohlenwasserstoff-Verbindungen entspricht nach den neuesten Forschungen dem Sumpfgas, d.h. der Wasserstoff überwiegt stets den Kohlenstoff in der Art, daß immer zwei Wasserstoff-Atome mehr wie Kohlenstoff-Atome in der Verbindung enthalten sind. Sie sind demnach wahre Homologe des Sumpfgases. Um überhaupt ein Bild der Art und Weise, wie die Zersetzung der schweren Oele durch hohe Temperatur, resp. Glühhitze stattfindet, zu erhalten, wurden die in dem amerikanischen Steinöl enthaltenen und genauer gekannten Kohlenwasserstoffe diesem Processe unterworfen. J. Pelouze und A. Cahours haben uns durch ihre vortrefflichen Arbeiten über die amerikanischen Steinöle mit diesen Gliedern der Sumpfgas-Reihe genauer bekannt gemacht.Comptes rendus t. LVI p. 505; Bulletin de la Société chimique, t, V p. 228; Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXXVII S. 190. – Ferner: Comptes rendus t. LVII p. 62; Bulletin de la Société chimique, t. V p. 408; Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXXIX S. 87. – Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie für 1863, S. 523. Die allgemeine Formel, welche sie für die Kohlenwasserstoffe, die in den amerikanischen Erdölen enthalten sind, aufstellen, ist C2n H2n + 2. Wir wollen nur diejenigen flüssigen Verbindungen, welche vorzugsweise das schwere Oel des Petroleums constituiren, einer näheren Betrachtung unterwerfen. Die durch obengenannte Chemiker isolirten Kohlenwasserstoffe der schweren Oele sind: spec. Gew. Siedepunkt. Cocinylwasserstoff C²⁶H²⁸ oder C²⁶H²⁶ + H²    0,796 218° – 220° C. Myristylwasserstoff C²⁸H³⁰ oder C²⁸H²⁸ + H²    0,809 236° – 240° C. Benylwasserstoff C³⁰H³² oder C³⁰H³⁰ + H²    0,825 258° – 262° C. Wenn man diese Formeln mit einander vergleicht, so ersieht man leicht, daß sich dieselben durch Ab- oder Zugabe von C²H² in einander überführen lassen, oder, was dasselbe sagen will, daß durch Abgabe von 1 Atom Elaylgas = C⁴H⁴ von 2 Atomen Benylwasserstoff sich 2 Atome Myristylwasserstoff ergeben, denn: 2 (C³⁰H³²) – C⁴H⁴ = C⁵⁶H⁶⁰ oder = 2 (C²⁸H³⁰). Ebenso kann aus dem Myristylwasserstoff der Cocinylwasserstoff entstehen, und es ist klar, daß wenn durch hohe Temperaturen nur Leuchtgas aus diesen Verbindungen ausgeschieden wird, das andere Spaltungsproduct einen niedrigeren Siedepunkt und ein geringeres specifisches Gewicht besitzen muß. Da aber im Allgemeinen eine so einfache Spaltung nicht stattfindet, so wurden, um die Art und Weise des Vorganges zu constatiren, diese drei Kohlenwasserstoffe in ziemlich großen Quantitäten und von hinreichender Reinheit nach der Methode der Entdecker dargestellt. Zu dem Ende habe ich 200 Kilogramme schwerer amerikanischer Erdöle, deren Siedepunkt über 200° C. lag, in Behandlung genommen und schließlich durch unzählige Rectificationen, die von Pelouze und Cahours entdeckten drei Kohlenwasserstoffe in großer Reinheit und mit den von diesen Chemikern angegebenen Eigenschaften erhalten. Die Zersetzung fand in gezogenen schmiedeeisernen Röhren statt. Dieselben waren theils leer, theils mit Eisendrehspänen gefüllt, um eine größere Zersetzungsfläche zu erhalten, und wurden alsdann die betreffenden Kohlenwasserstoffe dampfförmig durch diese im Glühen gehaltenen Röhren getrieben. Durch eine höchst sorgfältige Kühlung wurden alsdann die flüssigen Spaltungsproducte abgeschieden, die sich entwickelnden Gase hingegen in einem Gasometer aufgefangen. Die sich entwickelnden Gase bestanden aus: Acetylen = C⁴H² Elayl = C⁴H⁴ Sumpfgas = C²H⁴ und geringen Mengen von Wasserstoff und Kohlenoxyd. Letzteres rührte offenbar von dem im Apparat enthaltenen atmosphärischen Sauerstoff her, welcher eine geringe Menge Kohlenstoff oxydirt hatte. Das Elaylgas (Leuchtgas) trat in größter Menge auf; demnächst folgte das Acetylen und dann das Sumpfgas. Wasserstoff entwickelte sich nicht immer und nur dann, wenn die Temperatur des Zersetzungsapparates sehr hoch gestiegen war oder die Dämpfe des Oeles den Apparat sehr langsam durchstrichen. Das Auftreten des von Berthelot entdeckten AcetylengasesComptes rendus t. L p. 805; Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXVI S. 116. war ein so reichliches, daß ich zur Darstellung dieses höchst interessanten Körpers die Zersetzung der leichten sowohl wie der schweren Oele des amerikanischen Petroleums empfehlen kann.Aus dem Amylwasserstoff (welcher nebst dem Caproylwasserstoff den Hauptbestandtheil der amerikanischen Erdöle bildet) erhielt ich dem Gewichte nach reichlich 20 Proc. Acetylen; die anderen Producte waren bei gewöhnlicher Temperatur nicht verdichtbar, so daß ich keine Spur von Butylwasserstoff nachweisen konnte. Da die Zersetzung außer Acetylen, Elayl und Sumpfgas eine erhebliche Menge Wasserstoff lieferte, so scheint es mir nicht unwahrscheinlich, daß der Amylwasserstoff geradeaus in diese Spaltungsproducte zerfällt, denn:1 AtomC⁴ H²Acetylen,1 AtomC⁴ H⁴Elayl,1 AtomC² H⁴Sumpfgas,2 AtomeWasserstoff.–––––––––––––––––––––––––––––1 AtomC¹⁰ H¹²Amylwasserstoff. Das bei der Zersetzung des Benylwasserstoffes erhaltene Destillat war von hellbrauner Farbe und hatte ein specifisches Gewicht von 0,775; es betrug circa 75 Proc. des angewandten Kohlenwasserstoffes. Nach der bekannten Reinigungsmethode erhielt ich ein Oel, welches zum größten Theil aus einem Körper bestand, dessen Siedepunkt zwischen 155° und 160° C. lag, und der ein spec. Gewicht von 0,755 hatte. Nachdem dieser Körper durch geschmolzenes Chlorcalcium entwässert und einer nochmaligen Rectification unterworfen worden war, wurde derselbe mit chromsaurem Bleioxyd verbrannt. Drei Verbrennungen ergaben (bei der ersten Verbrennung war das Auspumpen vergessen worden und deßhalb der Wasserstoff nicht maaßgebend): C = 83,971; 83,993; 83,990 H =     –    ; 15,896; 15,993 ––––––––––––––––––––––––––– 99,889; 99,983 im Mittel wurden also erhalten: C 83,985, H 15,945. Die procentische Zusammensetzung entspricht dem Rutylwasserstoff = C²⁰H²², welcher 84,507 Proc. C und 15,493 Proc. H verlangt. Somit war also der Benylwasserstoff durch die Zersetzung zum größten Theil in Rutylwasserstoff übergeführt worden. In der That, wenn man von dem Benylwasserstoff ein Atom Acetylen, ein Atom Elayl und ein Atom Sumpfgas abzieht, so erhält man die Formel des Rutylwasserstoffes: Benylwasserstoff = C³⁰H³² 1 Atom C⁴H² Acetylen 1 Atom C⁴H⁴ Elayl 1 Atom C²H⁴ Sumpfgas ––––––––––––––––––––– C¹⁰H¹⁰ C¹⁰H¹⁰ ––––––––––– C²⁰H²² = Rutylwasserstoff. Es soll damit nicht gesagt seyn, daß diese Zersetzung gerade in dieser Weise ohne das Auftreten der Zwischenglieder stattfindet, sondern daß eine ähnliche Zersetzung stattfinden kann. Die anderen Bestandtheile des flüssigen Spaltungsproductes hatten einen Siedepunkt zwischen 240° und 250° C. Das specifische Gewicht war 0,820 bis 0,825. Es scheint also, daß dieser Rückstand zum größten Theil aus Benylwasserstoff bestand, welcher der Zersetzung entgangen war. Es gelang mir nicht, in demselben die Zwischenglieder, den Myristyl-, Cocinyl-, Lauryl- und Undecylwasserstoff mit Sicherheit nachzuweisen, obgleich es nicht unwahrscheinlich, ja fast mit Gewißheit anzunehmen ist, daß auch diese Körper sich bei der Spaltung erzeugen und die Höhe der Temperatur das Auftreten derselben verhindert hatte. Würde Benylwasserstoff geradeaus nach dem oben angegebenen Schema zerfallen, so müßte man einen Verlust, der Rechnung nach, von circa 33 Proc. erfahren. In ganz gleicher Weise wurde der Myristylwasserstoff der Zersetzung unterworfen. Die bei der Spaltung auftretenden gasförmigen Producte waren in qualitativer Hinsicht gleich denen des Benylwasserstoffes. Die Ausbeute an verdichtbaren flüssigen Producten betrug circa 70 Proc. von der angewandten Substanz. Das specifische Gewicht war 0,765. Das flüssige Destillat bestand zum größten Theil aus einem Oel, dessen Siedepunkt zwischen 135° und 140° C. lag. Nachdem dieser Körper mehrfachen Rectificationen unterworfen und vermittelst Chlorcalciums entwässert worden war, wurden die Kohlenstoff- und Wasserstoff-Bestimmung durch Verbrennen mit chromsaurem Bleioxyd gemacht. 100 Gewichtstheile der Substanz ergaben an: C 84,479; 84,500; 84,466; 84,469 Proc. H 15,500; 15,467; 15,487; 15,488 Proc. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––– 99,979; 99,967; 99,953; 99,957 Proc.; also durchschnittlich: C = 84,478  H = 15,485  ––––––––––– 99,963. Der Siedepunkt, das specifische Gewicht und die procentische Zusammensetzung sprechen für den Pelargylwasserstoff, welcher in 100 Gewichtstheilen verlangt an: C = 84,375  H = 15,625  ––––––––––––– 100,000. Der zu niedrige Wasserstoff- und zu hohe Kohlenstoff-Gehalt, welchen ich fand, rührt wahrscheinlich von der geringen Anwesenheit eines Zwischengliedes dieser Reihe her. Der Rückstand, von welchem der Pelargylwasserstoff abdestillirt war, bestand zum größten Theil noch aus Myristylwasserstoff, welcher der Zersetzung entgangen war. Geringe Mengen von Rutylwasserstoff schienen zugegen zu seyn, konnten aber wegen Mangel an Substanz der Untersuchung nicht weiter unterworfen werden. Auch bei dieser Zersetzung wird wahrscheinlich durch das Austreten von Acetylen, Elayl und Sumpfgas der Pelargylwasserstoff aus dem Myristylwasserstoff entstanden seyn; denn Myristylwasserstoff = C²⁸H³⁰ 1 Atom AcetylenElayl == C⁴H²C⁴H⁴ Sumpfgas = C²H⁴ –––––––––––––––– C¹⁰H¹⁰ C¹⁰H¹⁰ ––––––––––– C¹⁸H²⁰ = Pelargylwasserstoff. Der Cocinylwasserstoff, der Spaltung unterworfen, ergab zum größten Theil Caprylwasserstoff, dessen Anwesenheit durch analytische Belege dargethan wurde und wir ersehen auf ganz gleiche Weise aus dem Cocinylwasserstoff den Caprylwasserstoff entstehen, wenn wir die drei gasförmigen Spaltungsproducte von demselben abziehen: Cocinylwasserstoff = C²⁶H²⁸ 1 Atom AcetylenElayl == C⁴H²C⁴H⁴ Sumpfgas = C²H⁴ ––––––––––––––––– C¹⁰H¹⁰ C¹⁰H¹⁰ –––––––––– C¹⁶H¹⁸ = Caprylwasserstoff. Wenn auch diese Ergebnisse uns nur annähernd ein Bild der Spaltungsweise der schweren ölartigen Kohlenwasserstoffe geben, so wird doch dadurch der positive Beweis geliefert, daß durch die Spaltung der schweren Oele mittelst schwacher Glühhitze, leichtere Kohlenwasserstoffe zu erzeugen sind. Es ist dieß gewiß nur eine Anbahnung zu der Kenntniß von den Spaltungen und Zersetzungen der Kohlenwasserstoffe und erst unzählige und mühsame Untersuchungen werden uns zur Schließung der Acten führen. Wenn aber auch in wissenschaftlicher Hinsicht diese Ergebnisse von Bedeutung sind, so kann man nicht eben mit demselben Rechte sie für technisch anwendbar ansehen. Die Spaltungen dieser schweren Kohlenwasserstoffe wurden nun auch bei Gemischen dieser Körper, wie sie in den schweren Blätterschiefer-, Braunkohlen- und Torfölen vorkommen, vorgenommen und zur besseren Ueberwachung der dabei anzuwendenden Temperatur die Zersetzungsröhren in Metall- und Sandbädern erwärmt. Es kamen in Anwendung Blei-, Zink- und Antimonbäder, wobei die Schwere der Oele die Höhe der Temperatur bedingte, in der Art, daß bei schwereren Oelen eine höhere, bei leichteren eine gelindere Temperatur in Anwendung kam. Zersetzung der bei der Photogenfabrication aus Blätterschiefer, Braunkohle, Torf, Posidonienschiefer etc. abfallenden schweren Oele durch schwache Glühhitze. Der zur Zersetzung angewandte Apparat bestand aus einer Destillirblase von Gußeisen, deren Schnabel mit einem Röhrensystem in Verbindung stand, welches in einem Metallbade lag und durch dasselbe auf einer constanten Temperatur erhalten wurde. Bei diesem Oele wurde sowohl das Blei-, wie das Zink- und Antimonbad in Anwendung gebracht. Die beiden ersteren Bäder lieferten eine zu geringe Temperatur, letzteres Bad, welches einen erhöhten Erhitzungsgrad zuließ, begünstigte die Zersetzung, mußte jedoch später durch ein Sandbad, dessen Temperatur annähernd 500°–550° C. betrug, ersetzt werden. 500 Pfd. schweres Oel von 0,995 spec. Gewichte (so wie es die Beueler Augustenhütte als Paraffinöl in den Handel bringt) wurden in die Blase gegeben und einer ziemlich raschen Destillation unterworfen. Da der Schnabel und der Helm der Blase durch schlechte Wärmeleiter gedeckt waren, so traten die Oele als Dämpfe in den Zersetzungsapparat. Der Proceß verlief nicht stürmisch, sondern sehr ruhig und die sich entbindenden Gase, welche die Kühlvorrichtungen passirt hatten, traten fast farblos zu Tage. Die flüssigen Producte waren wenig stark gefärbt. Die Gase wurden in qualitativer Beziehung einer genauen Untersuchung unterworfen, woraus sich ergab, daß dieselben bestanden aus: Acetylen C⁴ H² Elayl C⁴ H⁴ Sumpfgas C² H⁴ Wasserstoffgas H Schwefelwasserstoffgas HS Kohlenoxydgas CO geringen Spuren von Kohlensäure   CO². Da es bekannt ist, daß die Oele des Blätterschiefers, der Braunkohlen, des Torfs etc. sauerstofffreie Kohlenwasserstoffe sind, so muß es auffallend erscheinen, daß Oxydationsproducte wie die Kohlensäure und das Kohlenoxyd auftreten können; es wurde sogar bei Anwendung des BleibadesWeil die Temperatur desselben nicht so hoch ist, daß die SO2 auf die organische Substanz einwirken kann. im Anfange der Operation ein Auftreten von schwefliger Säure nachgewiesen. Wer jedoch einigermaßen mit der Fabrication und Reinigung der schweren Mineralöle bekannt ist, weiß, daß diese Oele häufig nach der Destillation noch einer kalten Behandlung mit Schwefelsäure und Alkalien unterworfen werden, einestheils um die Farbe zu vermindern, das Kreosot wegzunehmen und anderntheils den Geruch zu verbessern. Durch diese Operationen werden aber die Oele mit schwefliger Säure, resp. mit Schwefelsäure und Unterschwefelsäure geschwängert, indem verschiedene Kohlenwasserstoffe, welche im Oele enthalten sind, eine chemische Verbindung mit diesen Säuren eingehen (s. polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 51). Offenbar hatte ich es hier mit einem solchen Oele zu thun und es wurden bei der Destillation des Oeles diese Schwefelsäuren als schweflige Säure in den Zersetzungsapparat getrieben, wo alsdann die Zersetzung in der Art stattfand, daß der Sauerstoff der schwefligen Säure zum Theil den Wasserstoff des Oeles zu Wasser, den Kohlenstoff zu Kohlenoxyd und Kohlensäure oxydirte, wohingegen der Schwefel sich mit einem anderen Theile des Wasserstoffs der Oele zu Schwefelwasserstoff verband.Herr Dr. Breitenlohner gibt in seiner Abhandlung über die Aufbereitung der Torföle nach seinem patentirten Verfahren (polytechn. Journal Bd. CLXVII S. 378) die Entwickelung von Kohlenoxydgas bei der Zersetzung an, ohne jedoch die Quelle des Sauerstoffs nachzuweisen und ohne die Entwickelung von Schwefelwasserstoff, welche man stets bei den vorher mit Schwefelsäure behandelten Oelen bei der Zersetzung erhält und erhalten muß, zu erwähnen, obgleich dieses Auftreten des Schwefelwasserstoffs die Reinigung der Oele modificirt resp. erschwert. Dadurch erklärt sich sein (in Bd. CLXXV S. 395 geäußertes) Bedenken bezüglich der Bildung von Carbolsäure (die ich stets bei meinem Zersetzungsproducte der behandelten Oele in großer Menge erhalten habe), indem ihm der Schwefelsäuregehalt dieser behandelten Oele entgangen und demnach die Sauerstoffquelle, welche zur Bildung der Carbolsäure erheischt wird, von ihm nicht erkannt worden ist. V. Die Ausbeute hängt in qualitativer und quantitativer Beziehung von der Temperatur ab; bei circa 500° C., wobei die Zersetzung stattfand, erhielt ich circa 70–75 Proc. an Destillat, dessen spec. Gewicht zwischen 0,880 und 0,890 lag; im Durchschnitt war das spec. Gewicht 0,883. Der Rückstand in der Destillirblase betrug, nachdem er bis zur Trockne abdestillirt war, circa 6 Proc., wurde aber das Paraffin zurückbehalten, so bestand der Rückstand aus einer dicken schmierigen Masse, welche 15 Proc. des zur Destillation gebrachten Oeles ausmachte. Das Destillat wurde mit Natronlauge von 1,3 spec. Gewichte behandelt, wobei sich das Oel erwärmte und eine starke Mittelschicht von Kreosot- und carbolsaurem Natron bildete. Die zur Zersetzung angewandten Oele waren früher auf Kreosot- resp. Carbolsäure-Gehalt geprüft worden, und es ergab sich, daß diese Körper in dem Oele nicht enthalten waren. Es mußte sich also bei der Spaltung Kreosot, resp. Carbolsäure, gebildet haben und der Gehalt an Schwefelsäuren, die den Sauerstoff lieferten, dazu beigetragen haben. Von der Natronlauge getrennt, wurde die Reinigung nach meiner Methode vorgenommen, d.h. nach der Behandlung mit Schwefelsäure, Waschen mit Wasser und Abstumpfen der Säure, vermittelst Wasserdämpfen rectificirt. Diese 375 Pfd. Oel verloren durch die Behandlung mit Säuren und Alkalien 23 1/2 Pfd. und ergaben 70 Pfd. gutes Photogen von 0,815 spec. Gewicht; außerdem wurden 10 Pfd. Essenz von 0,760 erhalten, welche nicht in dem Brennöl bleiben durften, da sie dasselbe höchst inflammabel und feuergefährlich machten. Diese Zersetzungsoperationen wurden auf die mannichfachste Weise modificirt, wodurch jedoch keine günstigere Ausbeute erzielt wurde; am ungünstigsten war die Zersetzung dann, wenn der Zersetzungsapparat durch directe Feuerung erhitzt wurde, da in diesem Falle der Temperaturwechsel einen regelmäßigen Betrieb vereitelte. Es wurden also aus 500 Pfd. schweren Oelen erhalten: Photogen   70 Pfd. spec. Gew. 0,815 Essenz   10 Pfd.    „       „ 0,760 Rectificationsrückstand 271 1/2 Pfd. Verlust durch Behandlung mit Säuren und Alkalien   23 1/2 Pfd. Kohksrückstand in der Blase   30 Pfd. Verlust durch Gase etc.   95 Pfd. –––––––––––––– 500 Pfd. Kostenberechnung: a) Unkosten. Thlr. Sgr. Pf. 5 Ctr. Paraffinöl à 6 Thlr.   30   –  – Chemikalien     4  20  – Kohlen und Arbeitslohn     3  15  – –––––––––––––   38    5  – b) Werth der erhaltenen Producte. Thlr. Sgr. Pf.   70 Pfd. Photogen, 100 Pfd. à 12 Thlr.    8  12  – 271 1/2 Pfd. Rectificationsrückstand, 100 Pfd. à 6 Thlr.  16    8  8   10 Pfd. Essenz à 9 Thlr   –  27  –   30 Pfd. Kohksrückstand, 100 Pfd. à 10 Sgr.   –    3  – Werth der Reinigungsabfälle, à Ctr. 2 Thlr., 1 Ctr.    2   –  – –––––––––––––  27  10  8   27  10  8 ––––––––––––– Verlust   10  25  4 Sämmtliche Ergebnisse sprechen für die technische Unzulässigkeit der Methode, durch Glühen die Spaltungen der Oele zu erwirken. Es wurden auch von mir die schweren Braunkohlen- und Torföle derselben Procedur unterworfen, wobei den specifischen Eigenschaften der Oele Rechnung getragen wurde. Aber alle diese im Großen ausgeführten Versuche, welche mit Sachkenntniß angestellt wurden und den Zweck des Verdienens im Auge hatten, führten in letzterer Hinsicht zu keinem günstigen Resultate. Die schweren Petroleum-Oele ergaben eben so wenig ein günstiges Resultat. – Der Fabrikant, welcher aus Braunkohlen, Torf und anderen bituminösen Fossilien Photogen etc. erzeugt und nicht von vorne herein durch seine Theererzeugung einen hohen Gehalt an Photogen erzielen kann, thut besser, seine schweren Oele so zu reinigen und zu präpariren, daß sie entweder als Maschinenöl oder als Spindelöl in den Spinnereien zu verwenden sind. Bei dieser Procedur ist nur ein Verlust von 10 Proc. zu decken und es werden für diese Oele dann bessere Preise erzielt, z.B. für Oele, welche zum Schmieren schwer und langsam gehender Maschinen benutzt werden, 9–11 Thlr. pro Centner, für Spindelöle 10–15 Thlr. pro Ctr. Der Consum dieser beiden Schmiermaterialien ist ein fast unbegrenzter. Cöln, im April 1865.