Titel: Belou's Heißluftmaschine und die damit von Tresca in Paris angestellten Versuche; von Conrector G. Delabar.
Autor: Gangolf Delabar [GND]
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XCVIII., S. 413
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XCVIII. Belou's Heißluftmaschine und die damit von Tresca in Paris angestellten Versuche; von Conrector G. Delabar. Mit Abbildungen auf Tab. VII. Delabar, über Belou's Heißluftmaschine. Aus dem Umstand, daß bei der Dampfmaschine die durch die Verbrennung der Brennstoffe erzeugte und in mechanische Arbeit umgesetzte Wärme nur sehr unvollkommen ausgenutzt wird und daß demnach dieser sonst so vollkommene Motor nur einen sehr geringen ökonomischen Effect gibt, erklären sich die fortwährenden Bestrebungen, dieselbe durch eine andere, ergiebigere und ökonomischere Kraftmaschine zu ersetzen. Daß dieß indeß bis auf die neueste Zeit nicht gelungen ist, habe ich in einer früheren Abhandlung über die Dampfmaschinen und ihre Concurrenten gezeigt.Siehe dieses Journal von 1864, Bd. CLXXI Heft 1–4. Damals habe ich zugleich bemerkt, daß unter den bis zur letzten internationalen Industrie-Ausstellung von 1862 zu Tage getretenen Concurrenzmaschinen die calorischen oder Heißluftmaschinen allerdings diejenigen seyen, welche ihres günstigen Principes wegen – wornach bei ihnen gar keine Wärme zur Veränderung des Aggregatzustandes der Luft oder der Gase verloren geht, sondern alle Wärme bloß zur Ausdehnung derselben und dadurch zu nützlicher Arbeit verwendet wird – den Dampfmaschinen einstens vielleicht die gefährlichste Concurrenz machen werden, daß aber die endliche Verwirklichung derselben weniger abhängen dürfte von weiteren mechanischen Erfindungen, als vielmehr von der chemischen Entdeckung eines neuen Schmiermittels, das im flüssigen Zustande eine viel höhere Temperatur verträgt als alle bis jetzt zur Maschinenschmiere benutzten Fette und Oele, oder von der Auffindung eines physikalischen Vorganges, wodurch die Umsetzung von Wärme in Arbeit auf eine ganz andere und viel günstigere Weise erfolgt als durch das Mittel der Ausdehnung und Volumensänderung wie bisher. Obgleich bis dahin weder das Eine noch das Andere gelungen ist, so tauchen von Zeit zu Zeit doch immer wieder neue Erfindungen und Verbesserungen auf, welche, wenn auch nicht immer gerade als wesentliche Fortschritte, so doch als weitere Versuche zur Lösung des allerdings nicht leichten Problems betrachtet werden können und als solche jedenfalls näher untersucht und geprüft zu werden verdienen. Es sollen daher im Folgenden die in der neuesten Zeit bekannt gewordenen Erfindungen im Gebiete der calorischen oder Heißluftmaschinen einer kurzen Betrachtung unterzogen werden. Für heute beginnen wir mit der neuen Heißluftmaschine von Belou, über welche letztes Jahr die Leipziger illustrirte ZeitungIn Nr. 1107 vom 17. September 1864. die erste ausführliche, freilich etwas verworrene Mittheilung in deutscher Sprache brachte, und über welche sich in den Annales du Conservatoire impérial des arts et métiers vom Jahr 1864 (tome V pag. 34) ein interessanter Bericht von H. Tresca über die von ihm damit schon im Jahr 1861 angestellten Versuche vorfindet. Diese Maschine gehört, wie die Maschinen von Ericsson und Wilcox Siehe dieses Journal Bd. CLXX S. 321., dem System der sogenannten offenen calorischen Maschinen an. Sie unterscheidet sich aber hinsichtlich ihrer Construction wesentlich von den übrigen Maschinen dieses Systems. Die Verschiedenheit bezieht sich vorzugsweise auf die Anordnung der in einem geschlossenen Ofen vor sich gehenden Feuerung und die dadurch bewirkte Erhitzung der als Träger der motorischen Kraft benutzten Luft. Im Uebrigen hat sie die Einrichtung der Luftexpansionsmaschine mit Luftpumpe und Treibcylinder, wie sie Redtenbacher schon im Jahr 1853 in seiner Schrift „die Luftexpansionsmaschine“ angegeben hat. Der Hauptsache nach besteht dieselbe aus vier Haupttheilen: aus einem Treib- oder Arbeitscylinder, aus einer Luftpumpe oder Gebläsmaschine, aus einem von beiden getrennten, eigenthümlichen Feuerungsapparat und aus einem Reservoir mit comprimirter Luft. Bei der Maschine, mit welcher Tresca seine Versuche anstellte, hatte der Treibcylinder einen Durchmesser von 0,50 Meter mit einem Kolbenhub von 0,83 Meter. Denselben Durchmesser hatte auch der Cylinder der doppeltwirkenden Luftpumpe. Der Hub der letzteren betrug jedoch nur 0,475 Meter. Die Kolbenbewegung dieser beiden Cylinder wird durch Stangen und Kurbeln vermittelt, welche letztere unter einem Winkel von 80° mit einer gemeinschaftlichen Schwungradwelle in Verbindung stehen. Der Herd oder Feuerungsraum, welcher während der Arbeit hermetisch verschlossen ist, erhält das Brennmaterial vermittelst eines rotirenden Trichters auf möglichst gleichförmige Weise, so daß der Rost desselben stets mit einer gleichstarken Schicht glühender Kohlen bedeckt ist. Die Luftpumpe befördert und unterhält einerseits die Verbrennung, indem ein Theil der zugeführten Luft durch den Rost dringt und nicht nur das Feuer speist, sondern zugleich auch eine sehr hohe Temperatur und Ausdehnung erlangt. Andererseits liefert sie einen Theil der angesaugten und comprimirten Luft zur directen Vermischung mit den vom Rost aufsteigenden Gasen. Und dieses luftartige Gemisch, dessen Volumen das der Luft vor ihren: Zutritt zur Feuerung weit übersteigt, wirkt nun nach Art des Dampfes mit einer Kraft auf den Kolben des Treibcylinders, die größer oder geringer ist, je nach der Zunahme des von der erhöhten Temperatur erzeugten Volumens. Zur gehörigen Vertheilung der in der Luftpumpe oder Gebläsmaschine angesaugten und comprimirten Luft dient ein Centrifugalregulator, welcher bei der Versuchsmaschine nach Art der Farcot'schen Moderatoren eingerichtet war, und zur besseren Zusammenhaltung der Wärme war der Treibcylinder bei derselben noch insbesondere mit einem Blechmantel umgeben und der dadurch gebildete hohle Raum selbst mit Luft gefüllt. Endlich ist die Maschine stets noch mit einem kleinen Reservoir für die comprimirte Luft versehen, womit dieselbe nach jedem Stillstand wieder in Gang gesetzt wird. Zu diesem Behuf steht dieser Behälter sowohl mit der Feuerung als mit der Luftpumpe in Verbindung. Bei der Ingangsetzung der Maschine wird, nachdem das Feuer mittelst eines Rohres im Inneren des Herdes angemacht und hermetisch verschlossen ist, dann nur durch Drehen eines Krahnes die Verbindung mit der Feuerung hergestellt, so daß ein Theil der comprimirten Luft in den Rost eintreten, sich erwärmen und ausdehnen und auf den Treib- oder Arbeitskolben einwirken kann, mit dessen Bewegungen sofort auch mittelst der Schwungradwelle die Luftpumpe oder Gebläsmaschine in Thätigkeit gesetzt wird. Will man die Maschine umgekehrt zum Stehen bringen, so hat man nur einen zweiten Krahnen aufzudrehen, der das Innere mit der äußeren Luft in Verbindung setzt oder besser noch durch ein Ableiten des Luftstromes das Einströmen desselben in den Gebläscylinder hemmt. In Ermangelung einer Durchschnittszeichnung reproduciren wir in Figur 1 Tab. VII die Abbildung, mit welcher die Leipziger illustrirte Zeitung die oben angeführte Mittheilung begleitet hat. Darin bedeutet: A, A das eiserne Gerüst, welches der Maschine als Fundament dient; B die Luftpumpe, deren Kolben, durch Stangen und Kurbel mit der Schwungradwelle verbunden, die Bewegung vermittelst dieser vom Kolben etc. etc. des Arbeitscylinders aus erhält; Ba einen Hahn zum Fortlassen der erhitzten Luft; Bb und Bc Vorrichtungen zum Einfetten des inneren Cylinderwerks; C, C den mit der Welle und den Kugeln Ca, Ca des Centrifugalpendels in Verbindung stehenden, sich drehenden Regulator, an dessen in die uns zugewandte Röhre auslaufendem Ende eine Art Klappe befestigt ist, die je nach ihrer mehr senkrechten oder mehr horinzontalen Lage einer größeren oder geringeren Menge Luft den Durchgang gestattet; D, D, D die Arbeitsmaschine mit dem Treibcylinder, dessen Kolbenbewegung mittelst Stange und Kurbel auf die Welle E und die Schwungräder Ea, Ea übertragen wird; F den geschlossenen Kohlentrichter oder Kohlenbehälter, aus dem vermittelst der mit der Schwungradwelle in Verbindung stehenden Stange G, G der Zahnung Ga und einer anderen von dieser verdeckten Zahnung dicht am Behälter das Brennmaterial regelmäßig über den horizontal nach hinten zu sich senkenden Rost in der Feuerung H, H, H vertheilt wird, von welcher Ha den Verschluß bildet. Die erhitzte Luft steigt während dem Gange durch die in der Zeichnung uns zugewandte, sowie durch die hintere weitere Röhre, bildet im Obertheil derselben mit den der Feuerung entströmenden Gasen jenes Gemisch, wovon schon oben die Rede war, tritt durch die in der Zeichnung von uns abgewandte Röhre in den Treibcylinder, und aus diesem nach verrichteter Arbeit in die mittlere fortlaufende Röhre, vermittelst deren sie noch zu anderen Zwecken, sey es zum Erhitzen der Luft vor ihrem Eintritt in die Feuerung, oder zum Erzeugen eines gewissen Quantums Wasserdampf behufs der Dampfheizung für Ateliers, Trockenräume etc. benutzt werden kann. Der oben erwähnte Behälter mit comprimirter Luft ist in der Zeichnung nicht angegeben. Nach dieser kurzen Beschreibung der Maschine folgen nun die Resultate, welche Tresca bei seinen Versuchen mit einer solchen Maschine erhalten hat. Die Beobachtungen, aus welchen er dieselben abgeleitet, sind in folgender Tabelle zusammengestellt. Tabelle über die bei den Versuchen am 16. Februar 1861 von H. Tresca mit einer Belou'schen Maschine gemachten Beobachtungen. Beobachtungszeitin Druck deram ManometerangezeigtenmotorischenKraft in Kil. Anzahl derUmdrehungender Maschinein d.Minute. Die an der WaageangezeigtenGewichte oderWiderständein Kil. Bemerkungen. Stund u. Min.1          401          481          511          582            22          152          172          182          202          222          272          302          342          382          452          502          573            43          123          193          203          213          303          353          453          503          513          52 1,801,821,902,102,102,002,002,051,951,952,001,951,951,951,801,60 52505350495046484844445448514646 60484343394539474549543426      Die Maschine ist angeheizt, aber noch kalt;es sind bereits 5,60 Kil. Brennstoff in den Herdgethan worden – genommen von einem Vorrath,der zur Verfügung gestellt war.     Die Maschine wird mit dem Schwungrad inGang gesetzt.     Die Maschine bewegt sich leer.     Man beginnt den Zaum zu bremsen.     Der Zaum ist nicht genug gebremst.     Die Maschine hält unter der Wirkung desZaumes stille.     Die Liderung am Kolben ist nicht dicht; esgeht Luft an derselben durch.     Die Temperatur der entweichenden Luftübersteigt 150° C.     Mit dem Indicator wird ein Diagrammgenommen.     Ein mit dem Arbeitscylinder in Berührungstehendes Thermometer zeigt 155° C.     Die Kolbenstange bläut sich durch dieWirkung der heißen Luft.     Die Löthung schmilzt am Ausflußrohr.     Die Löthung schmilzt am Cylinder.     Das Blei schmilzt auf dem Cylinder.     Die Liderung ist wieder nicht dicht.     Die zum Voraus abgewogenen Steinkohlensind verbraucht.     Man wiegt auf's Neue 10 Kil. Steinkohlen abund legt einen Theil davon in den Trichter.     Man setzt den Trichter wieder in Bewegung. Beobachtungszeitin Druck deram ManometerangezeigtenmotorischenKraft in Kil. Anzahl derUmdrehungender Maschinein d.Minute. Die an der WaageangezeigtenGewichte oderWiderständein Kil. Bemerkungen. Stund u. Min.3          554            04            44          174          204          324          384          424          444          454          484          554          56 1,902,002,002,001,801,751,651,701,501,50 5050505151444443 31343550503125251915   13,5      Die Wergliderung ist wieder nicht dicht;es geht häufig Luft an derselben durch.     Der ganze Steinkohlenrest ist im Trichter.     Die Kohlen sind auch im Trichter verbraucht.     Die Maschine arbeitet von da an ohne weitere Hinzufügung von Brennstoff. Aus den Angaben dieser Tabelle ist man nun im Stande den Zustand und die Beschaffenheit aller Verrichtungen der Maschine zu beurtheilen. Die ganze Dauer der Versuche betrug 4h 56' – 1h40' = 3h 16'; die Arbeitszeit, d.h. die Zeit während welcher die Maschine wirklich in Thätigkeit war, betrug jedoch nur 4h 56' – 2h 10' = 2h 46'. Tresca nahm deßhalb die mittlere Arbeits- oder Beobachtungszeit zu 3h an – in der Meinung nämlich, daß die Maschine mit dem verbrauchten Brennstoff wohl 3 Stunden lang hätte arbeiten können. Der ganze Brennstoffverbrauch war 29 + 10 = 39 Kil., also per Stunde 13 Kil. Der Gang der Maschine habe sich, ohne gerade absolut regelmäßig gewesen zu seyn, indessen doch in ziemlich gutem Zustand erhalten. Die aufgezeichneten Pressungen der bewegenden Kraft auf das Manometer haben nur zwischen den Grenzen 1,50 bis 2,10 Atmosphären variirt, wobei zudem die erstere Zahl sich nur auf den Auslauf, d.h. auf die Zeit bezieht, während welcher die Maschine nicht mehr mit Brennstoff versehen war. Ebenso hat die Umdrehungszahl der Treibachse während des normalen Ganges der Maschine nur zwischen 54 bis 44 geschwankt. Während der allmählichen Abkühlung oder des Auslaufes lief die Maschine stetig langsamer bis zum Stillstand. Die letzte beobachtete Geschwindigkeit betrug 43 Umdrehungen per Minute. Der Hebel des Zaums war an eine Art Brückenwaage gehängt, deren Zunge beständig den sehr raschen und empfindlichen Schwingungen unterworfen war, die demselben beim Bremsen von der Treibachse aus mitgetheilt wurden. Um diese Schwingungen theilweise zu eliminiren, ließ Belou, der sowohl den Zaum und den Indicator, als auch die übrigen zu den Versuchen nöthigen Requisiten herbeischaffte, den Bremshebel an einer im Boden befestigten eisernen Stange frottiren, was die Empfindlichkeit des Apparates bedeutend verminderte. Die aufgezeichneten Pressungen der motorischen Kraft sind aus diesem Grunde in den meisten Fällen ein wenig zu groß. Ueberdieß müssen dieselben durch den Druck vermindert werden, welchen der Hebel durch sein eigenes Gewicht auf die Waage ausübte und welcher 13 Kil. betrug. Um Mittelwerthe zu erhalten, nahm Tresca mittelst des Indicators, wie bereits bemerkt, einige Diagramme auf. In dem Diagramm, das wir in Fig. 2 reproduciren, sind die Zeiten als Abscissen auf die Achse AX und die Pressungen, die Umdrehungszahlen und die Belastungen als Ordinaten parallel zur Achse AY dargestellt. Auf diese Weise fand Tresca 1) den mittleren Kolbendruck von 1h 56' bis 3h 56' zu: 1/1,985 Atmosphären, 2) die mittlere Umdrehungszahl der Treibwelle zwischen den Zeitgrenzen zu: 49,26 Umdrehungen per Minute, und 3) die von der Waage angezeigte mittlere Belastung während der Grenzen von 2h 10' bis 4h 56' – nach Abzug der 13 Kil. des Bremshebels – zu: 28,28 Kil. Einer der bemerkenswertesten Uebelstände dieser Maschine beruht, wie bei allen Heißluftmaschinen, in der hohen Temperatur der darin zur Anwendung kommenden Luft. Da dem Schmelzpunkt des Bleies die Temperatur von 330° C. entspricht, so sieht man, indem das Blei bei den Versuchen zur Schmelzung kam, daß die verschiedenen Organe der Maschine während ihrer Thätigkeit dieser ungewöhnlich hohen Temperatur unterworfen waren. Die Anwendung von Metalldrähten in den Gelenken und Verbindungsstellen hilft diesem bedenklichen Uebelstande nur theilweise ab. Die Entfärbung und Bläuung der Kolbenstange zeigt deutlich den starken Einfluß dieser Erhitzung. Die Länge des Bremshebels – vom Mittelpunkt der Achse bis zum Aufhängepunkt der Waage – war 2,53 Met., das mittlere Gewicht, wie oben bereits bemerkt worden ist, 28,28 Kil. und die mittlere Geschwindigkeit 49,26 Umdrehungen per Minute. Die mechanische Arbeit per Umdrehung ist daher: 26,28 . 2π . 2,53 = 449,45 Kilogramm-Meter oder 449,45/75 = 5,99 Pferdekräfte, folglich beträgt der Nutzeffect per Secunde: (28,28 . 2π . 2,53 . 49,26)/(60 . 75) = 4,92 Pferdekräfte. Diese 4,92 Pferdekräfte haben per Stunde 13 Kil. Brennstoff gekostet, also beträgt der Brennstoffverbrauch per Stunde und Pferdekraft: 13/4,92 = 2,64 Kil. Dieses Resultat ist gewiß sehr interessant und zeigt, daß der Brennmaterialverbrauch bei der Belou'schen Heißluftmaschine ungefähr derselbe ist wie bei den anderen calorischen Maschinen dieses Systems. Dasselbe weicht freilich von den Angaben, wie sie in der angeführten Mittheilung der Leipziger illustrirten Zeitung enthalten sind, wornach sich das verbrauchte Steinkohlenquantum per Stunde und Pferdekraft auf nur 0,8 bis 0,9 Kil. belaufe, sehr bedeutend ab und bestätigt auf's Neue die alte Erfahrung, daß auf die gewöhnlichen, bloß auf Schätzung beruhenden Angaben nicht viel zu geben ist. Die erhaltenen Diagramme gestatten, in Verbindung mit der Berechnung des Volumens, auch die ökonomischen Elemente der Frage auf eine noch vollständigere Art zu studiren. In dem Diagramm der Fig. 3, welches um 2h 45' aufgenommen worden ist und worin die Wege des Kolbenlaufs als Abscissen und die Intensitäten der auf den Treibkolben ausgeübten motorischen Kraft als Ordinaten aufgetragen sind, bemerkt man zunächst die sehr starken und ungleichförmigen Schwankungen in der Kraftcurve. Hr. Tresca hat den Inhalt der dadurch eingeschlossenen Flächenfigur gleichwohl genau bestimmt und denselben berechnet zu: 1787 Quadrat-Millimeter. Aus diesem Inhalt läßt sich nun aber weiter die mechanische Arbeit der auf den Kolben wirkenden warmen Luft ableiten. Der Druck der letzteren auf den Kolben war bei ihrer Zuströmung im Anfange des Hubes gut 2 Atmosphären stark; derselbe verminderte sich aber mit der Expansion, die etwa in der Hälfte des Hubes begann, sehr schnell. Die Feder mit dem Zeichnungsstift des angewendeten Indicators bewegte sich bei einem Druck von einer Atmosphäre, also bei einem Kolbendruck von: 10330 . πd²/4 = 10330 . 3,1416 . 0,50²/4 = 2027,78 Kil. um 30 Millimeter vorwärts. Jeder Millimeter der Ordinate entspricht also einem Druck von: 2027,78/30 = 67,59 Kil. Andererseits ist in diesem Diagramm die Länge des Kolbenlaufs, nämlich 0,83 Met., repräsentirt durch 97 Millimet., so daß jeder Millimeter der Abscisse einem Kolbenweg entspricht von: 0,83/97 = 0,00855 Met. Hieraus folgt aber, daß jedem Quadrat-Millimeter des Diagramm-Inhalts einer mechanischen Arbeit von: 67,59 Kil. × 0,00855 Met. = 0,576 Kilogramm-Meter und daher der ganze Flächeninhalt von 1787 Quadrat-Millimetern einer mechanischen Arbeit entspricht von: 1787 . 0,578 = 1033 Kilogramm-Metern. Dieß ist die totale Arbeit während eines Kolbenlaufs. Für den Kolbenlauf hin und her, also für eine Achsenumdrehung, ist sie daher: 2 . 1033 = 2066 Kil.-Met. Um diese Zeit übte der Bremshebel auf die Waage einen Druck aus von 42 – 13 = 29 Kil., welcher einer effectiven Arbeit entspricht von: 29 . 2π . 2,53 = 461 Kil.-Met. Der Nutzeffect der Maschine beträgt also nur 461/2066 = 0,223 oder 22 Proc. des totalen oder absoluten Effects. Der durch die passiven Widerstände und die Comprimirung der Speiseluft verursachte Effectverlust stellt sich also in dieser Maschine auf nicht weniger denn 78 Proc. des totalen Effects. Die zur Comprimirung der Speiseluft verbrauchte Arbeit kann durch eine einfache Rechnung wie folgt gefunden werden. Das Volumen des Speisecylinders der Luftpumpe ist, da nach früherer Angabe dessen Durchmesser 0,50 Met. und dessen Kolbenlauf 0,48 Met. für einen Hin- und Hergang oder eine Achsenumdrehung: 2 . πr²l = 2π . 0,50²/4 . 0,48 = 0,188 Kubikmeter und folglich die mechanische Arbeit, welche nöthig ist, um dieses Volumen auf einen Druck von 2 Atmosphären zusammenzudrücken: 10330 . 0,188/2 . log nat 2 = 10330 . 0,094 . 0,693 = 673 Kil.-Met. Die Luftpumpe absorbirt also allein zur Comprimirung und Speisung der Luft eine mechanische Arbeit von 673 Kil.-Met. oder 673/2066 = 0,335, also wohl 1/3 der totalen Arbeit. Der totale Effect vertheilt sich demnach auf: den disponibeln Nutzeffect 0,223 den zur Comprimirung der Luft consumirten Effect 0,335 den Effectverlust 0,442 ––––– 1,000 Diese Ziffern sind sehr sprechend und drücken den Zustand und die Beschaffenheit der mit einer Luftpumpe versehenen Heißluftmaschine sehr deutlich aus. Im Weiteren kann man noch, wenn auch mit weniger Bestimmtheit, einige Folgerungen in Beziehung auf die Ausnutzung des Brennstoffs ziehen, indem man annimmt, die Luft entweiche mit einer Temperatur von ungefähr 250° C., was gewiß noch unter der Wahrheit ist. Die per Umdrehung und allein durch die entweichende Luft verloren gegangene Wärme ist dann, da nach Regnault das Gewicht eines Kubikmeters Luft bei 0° und unter dem atmosphärischen Druck = 1,293 und die Wärmecapacität dieser Luft bei constantem Druck = 0,232 ist: 0,188 . 1,293 . 0,232 . 250 = 13,85 Wärme-Einheiten; bei 48 Umdrehungen per Minute erhebt sich dieser Wärmeverlust daher auf: 48 . 60 . 13,85 oder beinahe auf 40000 Wärme-Einheiten, also jedenfalls auf einen sehr beträchtlichen Theil aller bei der Verbrennung des aufgewendeten Brennstoffs erzeugten Wärme. Endlich ist die Belou'sche Maschine, wie mehr oder weniger alle calorischen Maschinen, im Verhältnis zu ihrer Leistungsfähigkeit sehr voluminös und daher einen verhältnißmäßig großen Raum einnehmend. Bei der Versuchsmaschine betrug das Gewicht des Herdes allein über 2500 Kil. und das Schwungrad war viel schwerer als das einer viel mächtigeren Dampfmaschine. Faßt man nun alle diese Versuchsresultate und Anzeichen in's Auge, so kann man wahrlich der Maschine kein günstiges Prognostikon stellen, wenigstens so lange nicht durch neue Kombinationen und Abänderungen die bedeutendsten Inconvenienzen und der größte Theil der Effectverluste beseitigt sind, was nach den neuesten brieflichen Mittheilungen, die ich von Hrn. Tresca über diese Maschine und ihre weiteren Fortschritte erhalten, keineswegs bis dahin der Fall ist. Die Dampfmaschine, welche bei weniger Kosten und verhältnißmäßig viel geringeren Dimensionen dasselbe leistet, wird daher auch von der Belou'schen Maschine nicht so bald eine gefährliche Concurrenz zu befürchten haben!

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